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Die Erfindung betrifft eine Wurzelkanalfeile für rotierende Anwendung zur Erweiterung des Wurzelkanales menschlicher oder tierischer Zähne auf einen vorgegebenen Durchmesser und Konus, mit dreieckigem Querschnitt und drei spiralig längs der Wurzelkanalfeile verlaufenden Schneidkanten.
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Allgemein bekannt sind Wurzelkanalfeilen zur rotierenden Erweiterung von Wurzelkanälen. Zu diesem Zweck besitzen die Wurzelkanalfeilen mindestens zwei oder auch mehr spiralig gewundene Schneidkanten, die sich über Teile oder die gesamte Länge der Feile erstrecken. Die Wurzelkanalfeilen besitzen einen gleich bleibenden oder zur Spitze zu konisch abnehmenden Durchmesser, der sich über die Länge der Feile nur geringfügig ändert. Die Schneidkanten müssen einerseits Substanz abtragen und andererseits die Wurzelkanalfeile durch ihre Verteilung im Querschnitt zentriert im Wurzelkanal halten bzw. führen. Darüber hinaus müssen die Wurzelkanalfeilen in der Lage sein, sich dem natürlichen Verlauf des Wurzelkanales anpassen zu können.
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Der Querschnitt solcher Feilen kann drei-, vier- oder vieleckig sein. Mehrere Beispiele für solche Feilen gehen aus der
EP 0 733 347 B1 hervor.
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Ein weiteres zahnärztliches Wurzelkanalinstrument geht aus der
DE 197 23 695 C2 hervor. Das hier beschriebene Wurzelkanalinstrument besitzt über seine Länge mehrere Abschnitte mit unterschiedlicher Funktion. Zunächst besitzt das Instrument einen biegesteifen Schaft zur Aufnahme eines Griffes, der sich dann in einem mehr oder weniger flexiblen Arbeitsteil mit spiralig gewundenen Schneidkanten fortsetzt und in einem Führungsabschnitt mit einer fast längs verlaufenden Schneidkante ausläuft. Beim spiraligen Teil nimmt der Durchmesser konisch ab, wohingegen der Führungsabschnitt spitz ausläuft.
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Aus der
EP 1108395 A2 geht eine spitz zulaufende Feile mit verdrillten Schneidkanten hervor, die sich unterbrechungsfrei über die gesamte Länge der Feile erstrecken. Damit zeigt diese Feile eine in Richtung zunehmenden Durchmessers entsprechend ansteigende Steifigkeit.
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Eine vergleichbare Konstruktion geht auch aus der
US 2004/0023186 A1 sowie der
US 6315558 B1 hervor. Der Kern hat hier von Feile zu Feile einen unterschiedlichen Querschnitt, der lediglich über die gesamte Länge verdrillt ist.
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Auch die
EP 0019356 B1 zeigt grundsätzlich die gleiche Bauart. Das Werkzeug wird durch verdrillen eines Rohlings mit Parallelogramm-Querschnitt hergestellt. Die sich ergebenden Spiralkanten bestehen aus einem ersten und einem zweiten Paar Spiralkanten, wobei das erste Paar den größeren Durchmesser definiert. Das erste Spiralkantenpaar mit dem größeren Durchmesser bildet dabei die Schneidkante und das zweite Paar dient der Beseitigung der Trümmer.
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Nachteilig ist bei solchen Wurzelkanalfeilen, dass die notwendige Flexibilität mit zunehmendem Durchmesser der Feilen überproportional abnimmt. In der Folge entstehen bei der weiten Ausformung von Wurzelkanälen mit Instrumenten großen Durchmessers unerwünschte Begradigungen des Verlaufes des Wurzelkanales.
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Um eine Verbesserung der Flexibilität der Wurzelkanalfeilen zu erreichen, wurde versucht, den Kerndurchmesser der Feilen zu reduzieren. Ein Beispiel für eine solche Feile geht hervor aus: Dentsply Maillefer, Maillefer Instruments CH-1338 Ballaigues, Switzerland, 2006, „Brochure PraTaper Universal”, S. 5.
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Abgesehen davon, dass die Reduzierung des Kerndurchmessers nur einen geringen Einfluss auf die Erhöhung der Flexibilität der Feilen hat, ist eine derartige Maßnahme sehr aufwändig.
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Die
US 2003/0068597 A1 bezieht sich auf ein Werkzeug zur Wurzelbehandlung mit spiralig längs desselben verlaufenden durchgehenden Schneidkanten, von denen eine oder mehrere über deren gesamte Länge mit einer Abflachung versehen sind. Diese Abflachungen werden an den Kanten eines mehrkantigen Rohlings vor dem Verdrillen durch Schleifen hergestellt. Der Durchmesser der abgeschliffenen Kanten ist über die Länge des Werkzeugs konstant, wohingegen der Durchmesser verbleibenden Kanten von der Spitze zum anderen Ende zunimmt. Dadurch soll eine Erhöhung der Elastizität des Werkzeugs erreicht werden.
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Weiterhin geht aus der
US 2004/0023 186 A1 ein mehrfach verengtes endodontisches Werkzeug hervor, das einen zylindrischen Schaft aufweist, an den sich ein zugespitzter Arbeitsbereich anschließt. Der Arbeitsbereich besitzt einen dreieckigen, rechteckigen oder anderweitigen Querschnitt, der bis zur Spitze des Werkzeuges verläuft und ist schraubenartig verdrillt. Die Längskanten des jeweiligen Querschnitts verlaufen somit schraubenlinienartig bis zur Spitze des Arbeitsbereiches und bilden durchgehende Schneidkanten des Werkzeuges.
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Dieses Werkzeug erlaubt im Wurzelkanal eine drehende sowie eine überlagerte einwärts oder auswärts gerichtete Längsbewegung, so dass sowohl bei der Drehbewegung, als auch der Längsbewegung Material aus dem Wurzelkanal abgetragen werden kann.
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Bei dieser Wurzelkanalfeile nimmt die Biegesteifigkeit zur Spitze des Arbeitsbereiches hin ab, was zu einer ungleichmäßigen Krafteinwirkung auf die Wand des Wurzelkanales führt, was in Verbindung mit den mehrfachen Verengungen des Querschnitts einen ungleichmäßigen Materialabtrag zur Folge hat.
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Schließlich wird in der
US 5 882 862 A ein endodontisches Werkzeug als Räumer durch eine drehende und gleichzeitige Einwärtsbewegung beschrieben. Der Rohling des Werkzeugs ist ein Vierkantstab, in den über die gesamte Länge abschnittsweise in zwei gegenüber liegenden Kanten Aussparungen eingebracht sind. Im jeweils nächsten Abschnitt sind die Aussparungen um 90° versetzt eingebracht. Dieser derart präparierte Rohling wird anschließend verdrillt. Dadurch sind in jedem Abschnitt immer zwei Kanten und zwei Aussparungen vorhanden, wobei die stirnseitigen dreieckigen Innenflächen der Aussparungen als Schneidkanten dienen. Die Aussparungen selbst verleihen dem Werkzeug eine höhere Flexibilität.
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Der Erfindung liegt nunmehr die Aufgabe zugrunde, eine hochflexible Wurzelkanalfeile für rotierende Anwendung zu schaffen, die insbesondere auch in Bereichen mit großem Durchmesser eine deutlich höhere Flexibilität aufweist.
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Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird bei einer Wurzelkanalfeile der eingangs genannten Art mit dreieckigem Querschnitt und drei Schneidkanten dadurch gelöst, dass die Wurzelkanalfeile in Querschnittsebenen eingeteilt ist, dass jeweils zwei Schneidkanten einer Querschnittsebene mit Aussparungen versehen sind, die sich über jeweils eine vorgegebene Länge der jeweiligen Schneidkante in Längsrichtung der Wurzelkanalfeile erstrecken, wodurch aus dem dreieckigen Querschnitt der Wurzelkanalfeile in der entsprechenden Querschnittsebene ein gewissermaßen tropfenförmiger Querschnitt entsteht, der sich über einen vorgegebenen Abschnitt der Wurzelkanalfeile erstreckt, wobei die verbliebene Ecke die Spitze des Tropfens bildet, wobei in jeder Querschnittsebene jeweils zwei Aussparungen vorhanden sind, so dass die jeweils dritte Schneidkante jeweils einer Querschnittsebene erhalten bleibt und die Schneidfunktion in dieser Querschnittsebene übernimmt, wobei die Schneidkanten benachbarter Querschnittsebenen um einen vorgegebenen Winkel versetzt ausgespart sind, wobei der Versatz 120° beträgt, wobei die jeweils verbliebene Schneidkante einer Querschnittsebene jeweils in Verbindung mit benachbarten verbliebenen Schneidkanten anderer Querschnittsebenen die Wurzelkanalfeile zentrisch im Wurzelkanal führt und dass die Spitze der Wurzelkanalfeile unverändert drei Schneidkanten, oder eine andere Form, aufweist.
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Die Aussparungen können auf einfache Weise durch Fräsen oder Schleifen hergestellt werden.
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Die Erfindung soll nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Die zugehörige Zeichnung zeigt eine schematische nicht maßstabsgerechte Darstellung einer von der Spitze gesehenen erfindungsgemäßen Wurzelkanalfeile 1 mit drei spiralig verlaufenden Schneidkanten 2, 3, 4 in mehreren Querschnittsebenen hintereinander. Dargestellt sind hier sechs Querschnittsebenen. Es versteht sich, dass eine reale Wurzelkanalfeile ein Vielfaches der Querschnittsebenen aufweisen muss und eine wesentlich geringere Zunahme des Durchmessers von Querschnittsebene zu Querschnittsebene aufweisen muss.
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Die gewünschte Erhöhung der Flexibilität der Wurzelkanalfeile über deren Länge wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, dass einige der Schneidkanten 2; 3; 4 in Längsrichtung abschnittsweise und über deren Höhe ausgespart sind. Wie aus der Zeichnungsfigur ersichtlich ist, sind im Falle von drei Schneidkanten 2, 3, 4 jeweils zwei Schneidkanten 2; 3; 4 einer Querschnittsebene mit Aussparungen 5 versehen, die sich über jeweils eine vorgegebene Länge der jeweiligen Schneidkante in Längsrichtung der Wurzelkanalfeile erstrecken. Damit entsteht aus dem dreieckigen Querschnitt der Wurzelkanalfeile in der entsprechenden Querschnittsebene ein gewissermaßen tropfenförmiger Querschnitt, der sich über einen vorgegebenen Abschnitt der Wurzelkanalfeile 1 erstreckt, wobei die verbliebene Ecke die Spitze des Tropfens bildet.
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Im vorliegenden Fall sind in jeder Ebene jeweils zwei Aussparungen 5 vorhanden, so dass die jeweils dritte Schneidkante jeweils einer Querschnittsebene erhalten bleibt. Diese Schneidkante 2; 3; 4 übernimmt die Schneidfunktion in dieser Querschnittsebene und die jeweiligen Schneidkanten der nächsten beiden benachbarten Querschnittsebenen übernehmen gemeinsam die notwendige zentrische Führungsfunktion. Auf jeden Fall wird dadurch eine erhebliche Reduktion der Masse erreicht, was der Flexibilität der Wurzelkanalfeile im erwünschten Maße dienlich ist. Die Spitze der Wurzelkanalfeile 1 verbleibt unverändert und weist unverändert drei Schneidkanten auf. Die Spitze 6 der Wurzelkanalfeile kann auch eine andere Form aufweisen.
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Das steht im Gegensatz zum Stand der Technik, wo in jeder Querschnittsebene bei drei Schneidkanten auch drei Schneidkanten die Schneid- und Führungsfunktion übernehmen.
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Die Schneidkanten benachbarter Querschnittsebenen nach der Erfindung sind dabei um einen vorgegebenen Winkel versetzt ausgespart. Der Versatz beträgt bei drei Schneidkanten 120°.
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Die Größe der Aussparungen und die damit verbundene Massereduzierung kann so weit fortgeführt werden, wie es die Stabilität der Feilenform und die bei der Wurzelkanalerweiterung auftretenden Kräfte erlauben.
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Damit wird eine deutliche Erhöhung der Flexibilität der Wurzelkanalfeile 1 bei gleich bleibend guter Zentrierung im Wurzelkanal erreicht.
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Die Grundidee ist, bei Wurzelkanalfeilen mit zwei oder mehr spiraligen Schneidkanten eine Abstützung im Wurzelkanal dadurch zu erreichen, dass diese verteilt über mehrere Querschnittsebenen erfolgt und dass gleichzeitig in den Querschnittsebenen eine deutliche Massereduzierung erfolgt, indem in jeder Querschnittsebene nur jeweils ein Schneidkantenabschnitt unter Weglassung weiterer Schneidkanten der gleichen Querschnittsebene zum Einsatz gebracht wird.
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Es versteht sich, dass die erfindungsgemäße Struktur der Wurzelkanalfeilen mittels unterschiedlicher Maßnahmen einerseits bereits bei der Fertigung des Rohlings oder andererseits nachträglich durch Material abtragende Formgebung erhalten werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Wurzelkanalfeile
- 2
- Schneidkante
- 3
- Schneidkante
- 4
- Schneidkante
- 5
- Aussparung
- 6
- Spitze