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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Lösemitteln,
gemischt mit verschiedenen Additiven, in elektrochemischen Bauelementen
mit Lithium-Ionentransport, insbesondere in Lithium-Akkumulatoren
mit Lithium-Titan-Oxid-Spinellen in der negativen Elektrode. Unter
Lithium-Akkumulatoren wird hier verstanden, dass der Batteriekörper
aus einer Sequenz einzelner Folien besteht, die jeweils die für
die Verwendung in einer Batterie bzw. in einem Akkumulator erforderlichen
elektrochemischen Eigenschaften haben (elektronenleitend und/oder
ionenleitend sind) und in denen der Ladungstransport innerhalb der
Zelle über Lithium-Ionen abläuft. Die ionische
Leitfähigkeit wird vorzugsweise über die Tränkung
der Folien mit einem in dem Lösemittel gelösten
Leitsalz hergestellt. Insbesondere die Wahl des Lösemittels
ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
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Stand der Technik:
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Elektrochemische
Bauelemente auf der Basis von Folientechnologien herzustellen, wird
seit Beginn der siebziger Jahre praktiziert. Die Vorteile einer
Herstellung in Folientechnologie liegen auf der Hand: Die Folientechnologie
ist ein sehr wirtschaftliches Fertigungsverfahren, das ein hohes
Maß an Formgebungsfreiheit bietet. Neben der Möglichkeit
des Aufrollens lassen sich auch ohne großen Aufwand wechselnde
andere Geometrien realisieren. Zudem gewährleistet diese
Technologie eine sehr große Kontaktfläche zwischen
den einzelnen Schichten unterschiedlicher Funktionalität
wie z. B. zwischen Elektroden und Elektrolyt in Akkumulatoren im
Bezug auf das eingesetzte Volumen an elektrochemisch aktivem Material.
Daraus resultieren in dieser Anwendung besonders günstige
Lade- und Entladeeigenschaften.
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In
der Patentliteratur sind eine Reihe von Verfahren zum Herstellen
solcher Folien beschrieben worden.
US
5.219.680 beschreibt beispielsweise die Zusammensetzung
einer Kohlenstoff-/Polymer-Elektrode bestehend aus Kohlenstoffpartikeln,
die in einer Polymermatrix gebunden sind. Um die ionische Leitfähigkeit
in der Anodenfolie zwischen den Kohlenstoffpartikeln herzustellen,
wird diese Anode mit einem Flüssigelektrolyten befüllt.
Dieser wird in Poren bzw. im Polymer aufgenommen. Die Verwendung
von Kohlenstoffen bzw. Graphiten in der negativen Elektrode von
Lithium-Ionen- bzw. Lithium-Polymer-Akkumulatoren ist heute Stand
der Technik. Dabei werden in der Regel in der positiven Elektrode
Verbindungen wie LiCoO
2 oder LiMn
2O
4 eingesetzt. Diese
Materialien werden in fertigungstechnisch vergleichbarer Weise wie
in
US 5.219.680 für
die negative Elektrode beschrieben in Folien überführt.
Für den Elektrolyten sind verschiedene Wege zur Herstellung beschreiben
worden. So gibt es die Möglichkeit, Flüssigelektrolyte
zu gelifizieren und sie so in Folien umzuarbeiten. Ein solcher Weg
ist z. B. in
US 5.009.970 beschrieben
worden. Eine andere Vorgehensweise besteht darin, eine Folie mit
feinporiger Schwammstruktur herzustellen und diese nach Fertigstellung
des Folienverbundes durch Imprägnierung in einem Flüssigelektrolyt
ionisch leitfähig zu machen. Dieses Verfahren ist in
US 5.464.000 offen gelegt
worden. Darüber hinaus beschreibt
DE 198 39 217.6 die Möglichkeit,
Feststoffionenleiter in eine Polymermatrix einzubinden und so eine
Elektrolytfolie herzustellen.
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In
der Kombination der voranstehend genannten Elektrodenmaterialien
werden Akkumulatoren erhalten, die entsprechend ihrer Position in
der elektrochemischen Spannungsreihe Ruhespannungen von ca. 4 V und
unter Belastung eine mittlere Spannung von ca. 3,65 V bereitstellen.
Sie besitzen eine hohe Energiedichte im Vergleich zu Blei-, Nickelcadmium-
bzw. Nickelmetallhydridakkumulatoren und kommen deshalb in vielfältigen
Anwendungen insbesondere bei portablen elektronischen Systemen zum
Einsatz. Die bereitgestellte Spannung passt zudem recht genau zu
den Betriebsspannungsanforderungen moderner mikroelektronischer Schaltkreise,
wie sie z. B. Mobiltelefonen eingebaut werden.
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Die
Verwendung von Kohlenstoffen bzw. Graphiten in der negativen Elektrode
von Lithium-Ionen-/Lithium-Polymer-Akkumulatoren bringt jedoch drei
materialbedingte Nachteile mit sich.
- (1) Kohlenstoffe/Graphite
erfahren während der Interkalation und Deinterkalation
von Lithiumionen eine erhebliche Volumenänderung, die in
der Größenordnung von einigen Prozent liegt. Diese
permanente Expansion und Kontraktion im Betrieb des Akkumulators
führt zum Verlust der Kontakte zwischen den Kohlenstoffpartikeln
innerhalb der Anode, so dass eine zunehmende Zahl von Kohlenstoffpartikeln
nicht mehr zur Speicherung von Lithiumionen beitragen kann, da sie
den Kontakt zur Matrix verlieren. Darüber hinaus verschlechtert
sich der Kontakt zum Ableitgitter. Diese Effekte wirken sich nach
außen in Form einer abnehmenden Kapazität sowie
in einer Erhöhung des Innenwiderstandes aus.
- (2) Insbesondere bei der Erstaufladung eines Lithiumakkumulators,
die auch als Formierung bezeichnet wird, mit kohlenstoffbasierter
Anode und unter Einbeziehung eines Flüssigelektrolyten
baut sich an der Oberfläche der Kohlenstoffpartikel eine
Deckschicht aus, die in der Fachliteratur mit der Bezeichnung Solid Electrolyte
Interface (SEI) belegt ist. Diese bildet sich aus einer chemischen
Zersetzung der Lösemittel unter Einbeziehung von Lithiumionen.
Bei einer ungünstigen Wahl von Lösemitteln wächst
diese Deckschicht mit jedem Lade-/Entladezyklus weiter und behindert
die Wanderung der Lithiumionen bei der Ein- und Auslagerung aus
den Kohlenstoffpartikeln. Darüber hinaus kann die Volumenänderung
im Kohlenstoff beim Ein- und Ausbau von Lithiumionen zu einem Aufreißen
der Deckschicht führen mit der Folge, dass die Deckschicht
kontinuierlich weiter wächst. Neben dem nicht zu vermeidenden
Verlust an Lithium zumindest bei der Formierung können
eine Erhöhung des Innenwiderstandes (Durchtrittswiderstand
in den Deckschichten) und bei Weiterwachsen der Deckschichten kontinuierlich
Kapazitätsverluste auftreten. Alle Effekte, die zu Kapazitätsverlusten
in der Batterie führen, werden unter dem Oberbegriff „Fading"
zusammengefasst. Dabei findet man heute in guten kommerziell erhältlichen
Lithiumionen- oder Lithiumpolymerakkumulatoren, dass nach 500 Lade-/Entladezyklen
noch 80% der Kapazität nach dem Formierschritt vorhanden
ist. Beim Formieren sind Kapazitätsverluste zwischen 5%
und 10% der theoretisch zu erwartenden Kapazität üblich.
Hierfür ist nach heutigem Erkenntnisstand in erster Linie
der Kohlenstoff in der Anode verantwortlich.
- (3) Kohlenstoffbasierte Elektroden bergen ein Sicherheitsrisiko
in sich, da es aufgrund der Potentialverhältnisse gegenüber
metallischem Lithium sehr schnell zur Abscheidung von fein verteiltem,
metallischem Lithium kommen kann, z. B. bei Überladung.
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Auch
die standardmäßig in Lithiumionen-Batterien verwendeten
Elektrolyte auf Basis von Ethylencarbonat (EC) sind mit einigen
Nachteilen verbunden. Denn da dieses organische Lösungsmittel
bereits knapp oberhalb von Raumtemperatur in einen festen Aggregatzustand übergeht
und auch schon bei darunter liegenden Temperaturen eine hohe Viskosität
und damit niedrige Ionenleitfähigkeit aufweist, muss es
mit einem Viskositätserniedriger gemischt werden. Dazu
wird häufig Dimethylcarbonat (DMC) eingesetzt. Diese Kombination
ist aber nur in einem eingeschränkten Temperaturbereich
(ca. –10° bis ca. +60°C) verwendbar.
Tabelle 1 stellt die Schmelz- bzw. Siedetemperaturen verschiedener
Lösemittel gegenüber. Hervorzuheben ist der deutlich
erweiterte Temperaturbereich von Gamma-Butyrolacton (GBL) bzw. Propylencarbonat
(PC) gegenüber den Lösemitteln, die heute standardmäßig
in Lithium-Akkumulatoren zum Einsatz kommen.
Lösungsmittel | Fp
[°C] | Kp
[°C] |
Ethylencarbonat
EC | 39 | 248 |
Propylencarbonat
PC | –49 | 240 |
Dimethylcarbonat
DMC | 3 | 90 |
Ethylmethylcarbonat
EMC | –55 | 108 |
Diethylcarbonat
DEC | –43 | 127 |
Gamma-Butyrolacton
GBL | –43 | 203 |
Tabelle
1
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In
der Kombination von Kohlenstoffen als aktivem negativem Elektrodenmaterial
mit Standardelektrolyten ist die für eine dauerhafte Zykelstabilität
unter gängigen Betriebsbedingungen notwendige robuste SEI mit
reinem GBL bzw. PC allerdings nicht gewährleistet.
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In
Anwendungen mit besonderen Anforderungen, insbesondere bezüglich
Hoch- und Tieftemperaturfestigkeit, wird man deshalb vorzugsweise
ein Alternativmaterial zur Kombination Kohlenstoff/Graphit mit EC-basierten
Elektrolyten einsetzen.
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Im
US-Patent 6,929,885 B2 wird über
die Probleme verschiedener Lösungsmittel-Zusammensetzungen
in Lithium-Sekundärbatterien mit Kohlenstoff als negativer
Elektrode und einem Lithiumoxid oder -mischoxid als positiver Elektrode
berichtet. γ-Butyrolacton (GBL) als Lösemittel
führe zwar zu guten Lade-Entlade-Charakteristiken; die
Zykeleigenschaften seien jedoch nicht zufriedenstellend. Wenn zusätzlich
Ethylencarbonat (EC) und Vinylencarbonat (VC) zugesetzt werden,
seien die Zykeleigenschaften gut; es werde jedoch Gasbildung bei
höheren Temperaturen beobachtet. Verbesserte Eigenschaften
erhalte man allerdings, wenn eine Mischung aus EC und GBL als Hauptkomponente
mit VC und Vinylethylencarbonat eingesetzt werden.
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Aufgrund
einer relativ starken und andauernden reduktiven Degradation von
GBL bei Potentialen, wie sie in graphitbasierten Lithiumakkumulatoren
typischerweise erreicht werden, ist jedoch ein stabiles Zyklisieren in
solchen Batterien unter Verwendung von GBL als Hauptkomponente nicht
möglich. Im Allgemeinen kann ein starkes Fading der Entladekapazität
beobachtet werden.
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Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Batterie- bzw. Akkumulatorsystem
bereitzustellen, dessen Elektroden- und Elektrolytmaterialien so
aufeinander eingestellt sind, dass die vorgenannten Nachteile vermieden
werden.
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Diese
Aufgabe wird gelöst durch die Wahl von spezifisch aufeinander
abgestimmten Materialien für die negative Elektrode und
das Elektrolyt-Lösemittel.
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Erfindungsgemäß hat
sich herausgestellt, dass es – unter der Voraussetzung
der Wahl geeigneter Lösemittel – günstig
ist, als Anodenmaterial Lithiumtitanat (Li4Ti5O12) einzusetzen.
Zur Erhöhung der elektronischen Leitfähigkeit
wird diesem Anodenmaterial ein Elektronenleiter beigegeben, beispielsweise
ein (Leitfähigkeits-)Ruß. Lithiumtitanat Li4Ti5O12 als
negatives Elektrodenmaterial bietet gegenüber Graphit einige
entscheidende Vorteile. Es weist eine Spannung gegenüber
positiven Elektroden mit LiCoO2 oder LiMn2O4 von 2,3 V auf,
hat allerdings mit ca. 160 Ah/kg eine geringere Energiedichte als
kohlenstoffbasierte negative Elektroden. Es vermeidet jedoch weitestgehend
deren o. g. Nachteile. Die Volumenexpansion bzw. -kontraktion beim
Be- bzw. Entladen liegt unter 1% und ist damit vernachlässigbar.
Eine kurze Darstellung der Eigenschaften der Lithiumtitanate findet
sich in J. O. Besenhard (Ed.), „Handbook of Battery
Materials", Wiley-VCH, 1999, S. 316–317.
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Auch
die Neigung zur Bildung von Deckschichten sowie die Gefahr der metallischen
Lithiumabscheidung ist deutlich geringer, denn das Lithiumeinlagerungspotential
des Lithiumtitanates ist deutlich positiver im Vergleich zu graphit-/kohlenstoffbasierten
Anodenmaterialien. Die reduzierte Ruhespannung in Zellen mit Lithiumtitanat
in der negativen Elektrode trägt zudem in vorteilhafter
Weise den Ansprüchen vieler elektronischer Systeme Rechnung,
die entweder jetzt schon oder zukünftig bei geringeren
Spannungen betrieben werden sollen und in denen bei zu hohen Betriebsspannungen
die Spannung unter Leistungsverlust heruntertransformiert werden
müsste.
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Lithiumtitanat
wird im
US-Patent 5,766,796 als
Material für eine angeblich deckschichtfreie Anode vorgeschlagen.
Als elektronenleitender Zusatz wird Acetylenruß eingesetzt.
Die Anode wird mit LiM
nO
4 oder
dergleichen als Kathode und einem Elektrolyten aus EC und Propylencarbonat
(PC), in dem ein Lithiumsalz wie LiPF
6 gelöst
ist, kombiniert.
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Ob
ein Akkumulator aus den vorgenannten Materialien tatsächlich
deckschichtfrei ist, darf bezweifelt werden. Der Anstieg des Widerstands
von 3 Ω auf 3,2 Ω nach 150 Zyklen ist jedenfalls
kein Beweis hierfür. Denn es gibt durchaus relativ gut
ionenleitende Deckschichten; es ist außerordentlich schwierig,
diese aufzuspüren oder gar zu analysieren. Unabhängig
davon ist jedoch die Verwendung von EC, jedenfalls in größeren Anteilen,
als Lösemittel für den Elektrolyten aus den vorgenannten
Gründen ungeeignet.
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Erfindungsgemäß – und
völlig überraschend – wurde festgestellt,
dass andere, in Kombination mit anderen Anodenmaterialien bereits
früher eingesetzte Lösungsmittel dann zu einem
ausgezeichneten Zyklusverhalten bei sehr guter Temperaturstabilität
führen, wenn ein Lösemittelgemisch eingesetzt
wird, in welchem mindestens ein Lösemittel-Bestandteil
in einem Anteil von höchstens 10 Vol.-%, bezogen auf das
Volumen des fertiggestellten Elektrolyten, vorhanden ist. Dieses
Lösemittel wird nachstehend zur Unterscheidung als Additiv bezeichnet.
Vorzugsweise ist ein oder sind mehrere solcher Additive in Mengen
von jeweils maximal 5 Vol.-% vorhanden, noch stärker bevorzugt
von maximal 2 Vol.-% und am stärksten bevorzugt von maximal
1 Vol.-%, jeweils bezogen auf das Volumen des fertigen Elektrolyten.
Die Gesamtmenge der Additive sollte 15 Vol.-% vorzugsweise 10 Vol.-%,
stärker bevorzugt 5 Vol.-% und ganz besonders bevorzugt
2 Vol.-% nicht übersteigen. In der Regel ist ein Additiv
ausreichend; gegebenenfalls können aber auch zwei oder
sogar noch mehr Additive zugesetzt werden. Die Hauptkomponente(n)
des Lösemittels ist/sind dabei nicht kritisch oder beschränkt,
mit Ausnahme der Tatsache, dass Ethylencarbonat nicht eingesetzt
werden soll. Alle sonstigen Carbonate und insbesondere cyclische
Carbonate wie PC oder symmetrische oder asymmetrische, ggf. disubstituierte
Carbonate wie Dimethylcarbonat (DMC), Diethylcarbonat (DEC) oder
Ethylmethylcarbonat (EMC) können eingesetzt werden, des
Weiteren andere Lösemittel wie Lactone, d. h. cyclische
Ester, darunter insbesondere γ-Butyrolacton, und sogenannte
ionische Flüssigkeiten, d. h. Salze, die bei Raumtemperatur
flüssig sind. Bei der Hauptkomponente kann es sich um nur
ein Lösemittel handeln, beispielsweise (und bevorzugt)
GBL. Es lassen sich aber auch 2 oder sogar 3 oder noch mehr Lösemittel
miteinander mischen, z. B. GBL und PC oder GBL und DMC und DEC,
oder PC und EMC. In diesen Mischungen sind die Komponenten in gleichen
(Gewichts-)Anteilen oder in einem beliebigen Verhältnis
enthalten, mit der Maßgabe, dass der Anteil keines der
Lösemittel den Kriterien für das Additiv entspricht.
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Bei
Verwendung von Gamma-Butyrolacton als Lösemittel ist die
gegenüber Graphit deutlich positivere Lithiumeinlagerungsspannung
bei Lithiumtitanat von entscheidendem Vorteil. Dies verhindert von
vorn herein eine ausgeprägte Elektrolytzersetzung. Durch
die Zugabe mindestens eines Additivs zum GBL konnte überraschenderweise
jedoch eine weitere Verbesserung des Zykelverhaltens erreicht werden,
obwohl zunächst keine Deckschichtbildung auf der Oberfläche
des negativen Elektrodenmaterials erwartet wurde. Gleiches gilt
bei der Verwendung anderer Lösemittel als GBL. Dadurch
wird ein hochstabiles Lade-/Entladeverhalten auch bei hohen Zyklenzahlen
sichergestellt.
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Als
Additive kommen vor allem folgende Verbindungen in Frage: Vinylencarbonat,
Ethylensulfit, Acrylonitril, Vinylethylencarbonat. Aber auch andere
gängige Lösemittel könnten eingesetzt
werden, darunter auch EC, das als Lösemittel-Hauptkomponente
erfindungsgemäß nicht in Betracht kommt (wenn
EC in geringen Mengen eingesetzt wird, werden dessen negative Eigenschaften
durch entsprechende positive Eigenschaften der eingesetzten Lösemittel
mehr als kompensiert). Besondere Vorteile bietet die unkomplizierte
Zumischung von flammhemmenden Lösungsmittel bzw. Additiven
wie beispielsweise fluorierten organischen Carbonaten. Des weiteren
besteht die Möglichkeit der Zumischung von Additiven zur
Verhinderung einer Überladung, die nach einem so genannten „Shuttle"-Mechanismus
arbeiten. Dies sind Verbindungen, die durch Redox-Reaktionen in
der Lage sind, Elektronen zwischen Anode und Kathode zu transportieren.
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Beispiele
sind: 2,4-Difluoroanisol, Biphenyl, 3-Chlorothiophen oder Furan.
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Eine
weitere Verbesserung der Zyklenstabilität konnte durch
die Ersetzung des standardmäßig in Lithiumionen-Batterien
als Leitsalz verwendeten LiPF6 durch LiBF4 erreicht werden. Weitere einsetzbare Leitsalze
sind LiClO4, Lithium[bis(oxalato)borat]
(„LIBOB") oder Lithiumtrifluormethansulfonat. Ein besonderer
Vorteil der Verwendung einer Kombination von GBL mit LiBF4 ist die Wirtschaftlichkeit dieser Elektrolyten.
GBL ist leicht zu synthetisieren und wird in der chemischen Industrie
bereits seit längerem als Lösemittel eingesetzt. Auch
das Leitsalz ist deutlich kostengünstiger als das bisher
meist verwendete LiPF6.
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Eine
besondere Herausforderung stellt die Verarbeitung von Lithiumtitanat
in Folienbatterien dar. Lithiumtitanat ist sowohl ein elektronischer
Isolator als auch ein schlechter Innenleiter. Die Einbettung in
die Polymermatrix muss deshalb über die Matrix die erforderlichen
Leitfähigkeiten gewährleisten. Die elektronische Leitfähigkeit
kann durch die Zugabe von Leitfähigkeitsrußen
erreicht werden. Die ionische Leitfähigkeit der Matrix
kann auf zwei Wegen hergestellt werden: (1) Die Herstellung der
Folie erfolgt unter Einstellung eines hohen Grades an Mikroporen,
die sich anschließend durch Imprägnieren in einem
in einem Lösemittel gelösten Lithiumsalz vollsaugen
und so die Ionenleitfähigkeit herstellen. (2) Ein geeignetes
Bindemittel wie z. B. Polyvinylidenfluorid (PVDF) entwickelt nach
der Imprägnierung mit einer geeigneten Lösung
eines Lithiumsalzes eine ausreichende Ionenleitfähigkeit.
Eine Kombination aus den Möglichkeiten (1) und (2) kann
ebenfalls zielführend sein.
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Damit
ist die Zusammensetzung einer Paste als Ausgangsmaterial zur Herstellung
von Folien für die negative Elektrode in Lithiumakkumulatoren
mit Lithiumtitanat als Interkalationsmaterial grundsätzlich
wie folgt zu wählen: Lithiumtitanat, Leitfähigkeitsruß,
Polymerbinder. Diese Materialien werden mit einem geeigneten Lösemittel
wie z. B. Aceton vermengt. Damit entsteht eine Paste, die sehr sorgfältig
verrührt werden muss, um eine hochgradig gleichmäßige
Verteilung der Komponenten zu erreichen, ohne dass Sedimentation
oder Schlierenbildung eintritt. Nach dem Rühren und Ausstreichen
der Pasten auf eine Unterlage oder in ein Trägergewebe
und dem Abtrocknen des Lösemittels wird eine selbsttragende
Folie erhalten, die mit den Folien für Gegenelektrode und
Elektrolyt zu einer Folienbatterie weiterverarbeitet werden kann.
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Materialien
für die positive Elektrode sind dem Fachmann bekannt, als
Beispiele seien genannt:
LiF, LixNiVO4, LixMn2O4, LiCoO2, LiNiO2, LiNi0,5Co0,5O2, LiNi0,8Co0,2O2, V2O5,
LiV6O13, LiFePO4..
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Als
Materialien für die Ableitelektroden kommen für
die positive Elektrode in Frage: Al, Cu, Pt, Au, C. Für
die negative Elektrode eignen sich z. B. Al, Cu, Mo, W, Ti, V, Cr,
Ni.
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In
der Regel müssen Lithium-Polymer-Akkumulatoren durch die
Einbindung des elektrochemisch aktiven Materials in eine ionisch
nicht leitende Polymermatrix (die einen Separator zwischen den Elektroden
bildet, ggf. aber auch in den Elektrodenfolien vorhanden ist) mittels
Imprägnierung in einer Flüssigelektrolytmischung
bestehend aus einem oder mehreren Lösemitteln und einem
Lithiumsalz aktiviert werden. Diese Flüssigkeit bestimmt
entscheidend den Aufbau der Deckschichten auf dem Anodenmaterial.
Graphit weist eine Lithiumaktivität nahe 1 bei einer Spannung
um 0 V gegen Lithium auf, während Lithiumtitanat bei einer
Spannung von ca. 1,5 V gegen Lithium eine nur geringe Lithiumaktivität
hat. Dieses hat wie bereits beschrieben zur Folge, dass der Aufbau
von Deckschichten, die sich wie ein Festelektrolyt verhalten müssen,
unterschiedlich sein werden. Damit ist die Ausgangssituation für
die Wahl der Elektrolytmischungen für Titanatzellen eine
völlig andere als die für die Wahl in graphit-/kohlenstoffbasierten
Systemen. In graphitbasierten Systemen ist Ethylencarbonat trotz
seiner Nachteile hinsichtlich des brauchbaren Temperaturbereichs
ein unverzichtbarer Bestandteil der Aktivierungslösung,
da es für die Stabilisierung des SEI auf dem Graphit erforderlich
ist. In GBL gelöstes LiBF4 ist
ein Beispiel für eine wesentlich einfachere Mischung zur
Anwendung in Lithiumtitanat-basierten Akkumulatoren. Ein weiterer
beträchtlicher Vorteil, der sich daraus ergibt, ist das
sich ergebende gute Tieftemperatur- und Hochtemperaturverhalten.
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Die
geringe Empfindlichkeit Lithiumtitanat-basierter Zellen gegenüber
leichter Überladung gestattet eine deutlich einfachere
Hintereinanderschaltung mehrerer Zellen zur Erzielung erhöhter
Spannungen als 2,3 V. Fertigungsbedingte Schwankungen in der Kapazität
bei der Herstellung der Einzelzellen erfordern bei graphitbasierten
Zellen aus Sicherheitsgründen beim Beladen eine Einzellenüberwachung.
Diese Empfindlichkeit ist bei Lithiumtitanat-basierten Zellen nicht
vorhanden, so dass eine aufwändige Einzelzellen-Überwachung entfallen
kann, es reicht gegebenenfalls eine einfache Zenerdiode.
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Beispiele
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Es
wurden Zellen mit Lithiumtitanat in der negativen Elektrode sowie
mit Gamma-Butyrolacton basiertem Elektrolyten hergestellt und auf
Zykelverhalten, Ladefaktor, Kapazitätsverlust beim Formieren
hin getestet.
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1. Positive Elektrode
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Zur
Herstellung wurden PVDF als Binder (Kynar LBG 2) in Aceton gelöst.
In diese Lösung wurde dann Lithiumkobaltoxid-Pulver, Graphit
und Acetylenruß beigegeben und das Ganze mit einem Rührwerk
innig vermischt und zu einer viskosen, gleichmäßigen
Paste verarbeitet. Diese Paste wurde anschließend mit einem Rakel
auf einer Glasplatte gezogen und das Lösemittel abgedampft.
Die so gefertigte Folie hatte eine Dicke von ca. 0,1 mm.
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2. Negative Elektrode
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Es
wurde der gleiche Binder PVDF (Kynar LBG 2) in Aceton gelöst.
Danach wurden Li4Ti5O12, Graphit und Acetylenruß zugegeben
und dann innig miteinander vermischt. Diese Paste wurde anschließend
mit einem Rakel auf einer Glasplatte gezogen und das Lösemittel
abgedampft. Die so gefertigte Folie hatte eine Dicke von ca. 0,1
mm.
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3. Separator (Festkörperionenleiter)
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Für
die Separatorlage wurden 75 Gew.% Li1,3Al0,3Ti1,7(PO4)3-Pulver innig
mit in Aceton gelöstem PVDF (25 Gew.%) vermischt und zu
einer Folie ausgezogen, mit einer Dicke von ca. 50 μm.
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4. Elektrolyt (Vergleichsbeispiel)
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Als
Referenz wurde eine Standardelektrolytmischung LP30 (1 M LiPF6 in EC/DMC) in Testzellen eingesetzt.
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5. Elektrolyt
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Es
wurde eine 1 M Lösung des Leitsalzes LiPF6 in
Gamma-Butyrolacton hergestellt.
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6. Elektrolyt
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In
einer weiteren Variante wurde das LiPF6 ersetzt
durch LiBF4, welches ebenfalls als 1 M Lösung
in GBL hergestellt wurde.
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7. Elektrolyt mit Additiv
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Zu
der in Beispiel 6 genannten Elektrolytmischung wurde nun ein Additiv
zugegeben, hier 1 Volumenprozent Vinylencarbonat (VC).
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8. Aktivierung
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Laminierte
Folienkörper wurden jeweils mit Elektrolyten gemäß der
Beispiele 4 bis 7 imprägniert. Anschließend wurden
die Zellen in einer kunststoffbeschichteten Aluminiumfolie eingeschweißt
und mehrere Stunden bei Temperaturen von 60°C getempert.
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Es
wurden Zellen in diesen Technologievarianten mit identischen Elektroden
bzw. Separator gemäß den Beispielen 1 bis 3 gebaut.
Diese wurden dann mit Elektrolytmischungen gemäß den
Beispielen 4 bis 7 getränkt und im Bezug auf ihre elektrischen
Eigenschaften hin verglichen. Zunächst wurde eine Testzelle
mit dem Elektrolyt gemäß Beispiel 4 realisiert.
Dabei zeigte sich eine sehr gute Zykelfestigkeit bei allerdings
einem beschränkten Temperatureinsatzbereich der Zellen.
Unterhalb von –10°C sinkt die entnehmbare Kapazität deutlich
ab, während bei Temperaturen oberhalb von 70°C
verstärkt Gasbildung in der Zelle zu beobachten ist. Als
nächstes wurde eine Testzelle mit der Elektrolytmischung
gemäß Beispiel 5 hergestellt.
2 zeigt,
dass diese Zelle ein unbefriedigendes Zykelverhalten aufweist. Nach
Austausch des Leitsalz gemäß Beispiel 6 ergab
sich bereits eine deutliche Verbesserung, die ebenfalls in
2 dargestellt
ist. Durch Zugabe von 1 Vol.-% VC gemäß Beispiel
7 zur Elektrolytmischung ergab sich bei Raumtemperatur ein sehr
gutes Zykelverhalten, das demjenigen bei der Verwendung von LP30
entspricht. Die Verwendung von GBL als hauptsächlichem
Lösemittel erweitert jedoch den Temperatureinsatzbereich
der Zellen erheblich. In
3 bzw.
4 sind Zykelresultate
bei –30°C bzw. bei Temperaturen zwischen +60°C und
85°C gezeigt. Sowohl bei tiefen Temperaturen als auch bei
hohen Temperaturen ist ein stabiles Zykeln mit akzeptablen bzw.
sehr guten Entladekapazitäten möglich. Darüber
hinaus ist ein überraschend nah bei 1 liegender Ladefaktor
festzustellen, der anzeigt, dass die elektronischen Leckströme
bzw. irreversible Lithiumverluste in diesen Zellen vernachlässigbar
sind. Auch bei aggressiverem Zykeln mit einer Ladung- bzw. Entladung
pro Stunde (1 C) ist die Abnahme gegenüber der theoretischen
Kapazität relativ gering, es werden 84% und mehr der theoretischen
Kapazität erreicht. Resultate einzelner Zellen zeigt Tabelle
2. Die Be-/Entladung mit C/10 bedeutet, dass dieser Prozess über
jeweils 10 Stunden durchgeführt wird.
Lfd.
Nummer | Theoretische Kapazität
nach Einwaage des Aktivmateriales | Gemessene Kapazität
nach der Formierung mit C/10 | Verhältnis
von gemessener zu theoretischer Kapazität | Ladefaktor | Gemessene Kapazität
beim Zykeln mit C |
1 | 84,37
mAh | 80,56
mAh | 0,95 | 0,99 | 71,14
mAh |
2 | 84,37
mAh | 81,51
mAh | 0,97 | 0,99 | 71,31
mAh |
3 | 84,37
mAh | 82,86
mAh | 0,98 | 0,99 | 71,54
mAh |
Tabelle
2
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1 zeigt
die Lade- und Entladekurve bei 1 C einer Zelle mit Lithiumtitanat
in der negativen Elektrode sowie einer Mischung von GBL mit 1 M
LiBF4 und 1 Vol.-% VC als Elektrolyt. Die
Lade- bzw. Entladekurve ist hochgradig symmetrisch im Bezug auf
Lade-/Entladekapazität, es treten nur sehr geringe irreversible
Verluste auf (0.08%).
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2 zeigt
das Zykelverhalten von Zellen, die 300 Lade-/Entladezyklen durchlaufen
haben. Die Restkapazität beträgt bei Verwendung
eines Elektrolyten aus GBL mit 1 M LiBF4 und
1 Vol.-% VC nach 300 Zyklen noch 87% der Ausgangskapazität
bei 1 C. Die Referenzzelle mit Standardelektrolyt L230 ist nahezu
identisch mit dessen Zykelkurve.
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3 zeigt
ein Zykelexperiment bei einer Temperatur von –30°C
mit einer Elektrolytmischung gemäß Beispiel 5.
Auf dem Niveau von ca. 11% der Kapazität bei Raumtemperatur
ist ein stabiles Zykeln mit C/2 zu beobachten.
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4 zeigt
Zykelergebnisse bei schrittweise erhöhten Temperaturen
zwischen +60°C und +80°C mit einer Elektrolytmischung
gemäß Beispiel 5. Es sind nur geringe Kapazitätsverluste
zu erkennen und die Zellen zeigen selbst bei 80°C keine
Gasbildung.
-
5 Zellen
mit einer Elektrolytmischung gemäß Beispiel 5
wurden zeitweilig (zwischen 1 und 5 Stunden) auf eine Temperatur
von 100°C aufgeheizt und anschließend bei Raumtemperatur
weitergezykelt. Die Temperaturbehandlung hat nur geringe Kapazitätsverluste
zur Folge.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - US 5219680 [0003, 0003]
- - US 5009970 [0003]
- - US 5464000 [0003]
- - DE 19839217 [0003]
- - US 6929885 B2 [0009]
- - US 5766796 [0015]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - J. O. Besenhard
(Ed.), „Handbook of Battery Materials", Wiley-VCH, 1999,
S. 316–317 [0013]