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Stand der Technik
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Die
Erfindung geht aus von einem Drehratensensor mit einem Substrat,
einem Lager, einer an dem Lager mittels Federn drehbeweglich zur
Ausführung
einer planaren Antriebsschwingungsbewegung aufgehängten Schwingstruktur
und Antriebsmitteln zum Erzeugen der planaren Antriebsschwingungsbewegung
der Schwingstruktur.
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Mikromechanische
Drehratensensoren mit einer Sensierachse (sensitiven Achse) werden
für verschiedenste
Anwendungen eingesetzt. Im Kfz sind dies zum Beispiel das Antischleuderprogramm ESP,
Navigation und Überschlagsmessung,
in der Heimelektronik gibt es Anwendungen im Bereich der Bildstabilisierung,
der Bewegungsdetektion und der Navigation.
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Aus
der deutschen Offenlegungsschrift
DE 195 23 895 A1 ist ein mikromechanischer
Drehratensensor mit einer Sensierachse bekannt, bei dem eine zentral über Biegefedern
aufgehängte
Rotormasse zu rotatorischen Schwingungen angeregt wird und bei Auftreten
einer Drehrate aufgrund des Corioliseffekts eine Verkippung erfährt. Diese
Auslenkung wird mittels Elektroden detektiert, die in einer leitfähigen Schicht
oberhalb eines Substrats plaziert sind.
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Eine
zunehmende Zahl von Anwendungen, z. B. die Bildstabilisierung in
Digitalkameras, verlangt nach mehrachsigen Drehratensensoren. Für derartige
Zwecke werden bislang im Allgemeinen mehrere einkanalige Sensoren
nebeneinander angeordnet oder – je
nach benötigter
Kombination von sensitiven Drehachsen – sogar über hochkant gestellte Leiterplatten
montiert.
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Die
Verwendung zweier getrennter einkanaliger Drehratensensoren weist
Nachteile hinsichtlich Kosten, Platzbedarf, Strombedarf und relativer
Orientierungsgenauigkeit der beiden Achsen auf.
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Offenbarung der Erfindung
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Vorteile der Erfindung
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Die
Erfindung geht aus von einem Drehratensensor mit einem Substrat,
einem Lager, einer an dem Lager mittels Federn drehbeweglich zur
Ausführung
einer planaren Antriebsschwingungsbewegung aufgehängten Schwingstruktur
und Antriebsmitteln zum Erzeugen der planaren Antriebsschwingungsbewegung
der Schwingstruktur. Der Kern der Erfindung besteht darin, daß der Drehratensensor
erste Auswertemittel zum Erfassen einer Drehung in einer ersten
Drehachse und zweite Auswertemittel zum Erfassen einer Drehung in
einer zweiten Drehachse aufweist.
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Vorteilhaft
schafft die Erfindung einen rotatorischen Drehratensensors mit zwei
sensitiven Achsen. Damit lassen sich auf einem einzelnen Chip zwei
Meßachsen
gleichzeitig auswerten. Der Sensor ist auf beide in der Chipebene
liegenden Drehachsen x, y sensitiv.
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Daraus
ergeben sich weitere Vorteile. Der Sensorkern ist nur unwesentlich
größer als
ein einkanaliger Sensor mit vergleichbaren Spezifikationsanforderungen.
Der Strombedarf ist deutlich geringer als für zwei einkanalige Sensoren.
Zum einen wird nur ein einzelner Antriebskreis für beide Meßachsen benötigt, zum anderen sind insbesondere
bei Verwendung von digitalen Auswerteschaltungen größere Funktionsblöcke der
Schaltung über
zeitliches Multiplexen für
beide Detektionskanäle
gemeinsam nutzbar. Die präzise
mikromechanische Fertigung des Bauelements garantiert in Verbindung
mit dem hochsymmetrischen Sensordesign eine gut übereinstimmende Performance
und Empfindlichkeit der beiden Meßkanäle. Zudem ist die relative
Orientierung der beiden Meßachsen
per Design gegeben und wird nicht wie bei der Montage von zwei einkanaligen Sensoren
durch Toleranzen in der Aufbau- und Verbindungstechnik beeinträchtigt.
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Zeichnung
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1 zeigt
den mikromechanischen Funktionsteil eines Drehratensensors nach
Stand der Technik.
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2 zeigt
die schematische Darstellung des mikromechanischen Funktionsteils
eines Drehratensensors nach 1 in der Draufsicht.
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3 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit zwei sensitiven Achsen.
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Die 4A und
B zeigen zwei Ausführungsformen
der Aufhängestruktur
eines erfindungsgemäßen Drehratensensors.
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5 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit Selbsttestelektroden.
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6 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit vergrößerten Antriebsmitteln.
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Ausführungsbeispiele
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Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Figuren beispielhaft dargestellt und nachfolgend beschrieben.
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1 zeigt
den mikromechanischen Funktionsteil eines Drehratensensors nach
Stand der Technik. Der Drehratensensor ist in einer schematischen Schnittdarstellung
gezeigt. Dargestellt ist ein Substrat oder ein Träger 10,
eine Nabe 20 mit Aufhängefedern
oder Schwingfedern 30 und eine Schwingmasse 40.
Die Nabe 20 ist mit dem Träger 10 verbunden. Über die
Schwingfedern 30 ist die Nabe auch mit der Schwingmasse 40 verbunden.
Der Drehratensensor weist Antriebsmittel in Form von Kammstrukturen CA1, CA2 auf, die
zum Antrieb der Schwingung V dienen. Der Antrieb der zur Schwingung
anregbaren seismischen Masse, der Schwingmasse 40, erfolgt dadurch,
daß die
beiden Kämme
einer Antriebsstruktur, wie beispielsweise CA1,
zwei Elektroden darstellen, die auf unterschiedliche elektrische
Potentiale aufgeladen werden. Die komplementären Kämme werden infolge der elektrostatischen
Anziehungskraft ineinander gezogen, und die Schwingmasse 40 wird dadurch
ausgelenkt. Weiterhin weist der Drehratensensor Kammstrukturen CD1, CD2 auf, die
geeignet sind, die Amplitude der Antriebsschwingung zu detektieren
und deren Signal im Allgemeinen zu einer Regelung dieser Amplitude
herangezogen wird. Schließlich
weist der Drehratensensor Detektionsmittel in Form von Kondensatorstrukturen
CS1, CS2 auf, die
dazu dienen, die Auslenkung der Schwingmasse infolge einer einwirkenden
Corioliskraft FC zu messen.
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Während des
Betriebes des Drehratensensors schwingt die Schwingmasse 40 auf
einer sphärischen
Bahn V um die Nabe 20. Der Drehratensensor detektiert bestimmungsgemäß Drehungen
um die sensitive Achse, die Drehachse Ω. Bei einer solchen Drehung
des Sensors um Ω treten
gesetzmäßig Corioliskräfte FC auf, die zu einer Auslenkung der Schwingmasse 40 in
der durch Pfeile bezeichneten Richtung senkrecht zur Schwingungsebene
führen. Der
Richtungssinn der Corioliskräfte
FC ändert
sich jeweils mit dem Richtungssinn der Drehschwingung V der Schwingmasse 40.
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2 zeigt
die schematische Darstellung des mikromechanischen Funktionsteils
eines Drehratensensors nach 1 in der Draufsicht.
Dargestellt sind die Antriebskämme
CA11, CA12, CA21, CA22 und die Detektionskämme CD11, CD12, CD21, CD22. Die Antriebskämme CA11, CA12 dienen
zum Antrieb der Schwingmasse 40 in Richtung +V. Die Antriebskämme CA21, CA22 dienen
zum Antrieb der Schwingmasse 40 in Richtung –V. Die
Detektionskämme
CD11, CD12, CD21, CD22, dienen
zum Messen der Amplitude der Antriebsauslenkung in den beiden Richtungen
+V und –V.
Die Kapazität
dieser kondensatorartigen Kammstrukturen CD11,
CD12, CD21, CD22 hängt
von der Eintauchtiefe der Kämme
ineinander und damit von der Überdeckungsfläche der
Kondensatorplatten zueinander ab. Die Elektroden CT1 und CT2 stellen
Testelektroden dar. Durch Anlegen einer Spannung an die Testelektroden
CT1 und CT2 kann eine Auslenkung der Schwingmasse 40 in
Richtung der Corioliskräfte FC erzielt werden. Somit kann die Wirkung
der Corioliskräfte
FC simuliert und die Auslenkbarkeit der Schwingmasse 40 des
getestet werden. Damit kann die Funktionalität des Sensors geprüft werden.
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3 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit zwei sensitiven Achsen. Der erfindungsgemäße Drehratensensor ist aus
dem oben beschriebenen Drehratensensor im Stand der Technik entwickelt.
Der erfindungsgemäße zweikanalige (weil
mit zwei sensitive Achsen ausgestattete) Drehratensensor läßt sich
im gleichen oberflächenmikromechanischen
Prozeß fertigen.
Während
der einkanalige Drehratensensor im Stand der Technik eine große Asymmetrie
in den Federsteifigkeiten und Trägheitsmomenten
Der Aufhängestruktur
mit den Federn 30 bzgl. der x- und y-Achse aufweist, ist das Design der zweikanaligen
Struktur hochsymmetrisch bzgl. dieser beiden Achsen. Der Rotor 40 ist über Federn 30,
die zentral nach innen führen
und in Zentrumsnähe
an einer Nabe 20 aufgehängt
sind, mit dem Substrat 10 verbunden. Die Struktur wird über Antriebskämme in Rotation
um die Hochachse (z-Achse) versetzt. Antriebsdetektionskämme messen
die Auslenkung des Systems und führen
das Signal einem Regelkreis zu, durch den der Sensor stabil auf
seiner Antriebsfrequenz betrieben werden kann. Bei Auftreten einer
Drehrate um die x-Achse entsteht aufgrund des Corioliseffekts eine
Drehung des Rotors um die y-Achse; wenn umgekehrt eine Drehrate
um die y-Achse auftritt, resultiert eine Drehung des Rotors um die
x-Achse. Unterhalb der vier „Rotorarme" d.h. der Federn 30 befinden
sich in der vergrabenen Leiterbahnebene eines Substrates 10 Detektionsmittel
in Form von strukturierten Elektrodenflächen, die die Verkippung des
Rotors über
die resultierenden Kapazitätsänderungen
detektieren. Aus den Differenzsignalen Cx,p–Cx,n bzw. Cy,p–Cy,n der
jeweils gegenüberliegenden
Elektroden erster Detektionsmittel bzw. zweiter Detektionsmittel
lassen sich die Drehraten um die x- bzw. y-Achsen ableiten. Bei
einer idealsymmetrischen Struktur führt eine Drehrate um die x-Achse
zu keinem Signal im y-Kanal
und umgekehrt.
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Die 4A und
B zeigen zwei Ausführungsformen
der Aufhängestruktur
eines erfindungsgemäßen Drehratensensors.
Die genaue Lage der Eigenfrequenzen in der Antriebs- und Detektionsbewegung
hat wesentlichen Einfluß u.
a. auf die Empfindlichkeit und den Stromverbrauch des Sensors. Die Federgeometrie
muß daher
entsprechend gestaltet werden, um die angestrebten Frequenzen zu
erzielen. Hierzu genügt
es i. Allg. nicht, einfache Biegefedern, wie sie schematisch in 2 dargestellt
sind, zu verwenden. Vielmehr werden die Federn 30 kompliziertere
Geometrien aufweisen. Dies können
beispielsweise mäanderförmig gestaltete
Federn wie in den 4A und B gezeigt sein. Auch
die Anzahl der Federn 30 kann variieren, wird aus Symmetriegründen aber
vorteilhaft ein Vielfaches von vier betragen. Andererseits sind
mehr als acht Federn kaum sinnvoll, da sie zu viel Platz benötigten und
die resultierende Federsteifigkeit für die meisten Anwendungen zu
hoch wäre.
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5 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit Selbsttestelektroden. Wie in der Figur gezeigt, kann ein Teilbereich
der Detektionselektroden Cx,i und Cy,i (i = p,n) auf dem Substrat 10 ausgespart
und für
separat kontaktierbare Testelektroden Tx,i und Ty,i (i = p,n) verwendet
werden. Über diese
Testelektroden können
elektrische Kräfte
eingespeist und die resultierende Verkippung des Sensorelements 40 analog
zur Verkippung aufgrund einer Drehrate über die normalen Detektionselektroden
Cx,i und Cy,i (i = p,n) gemessen werden. Somit ist ein einfacher
Selbsttest des Sensors möglich.
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6 zeigt
einen erfindungsgemäßen Drehratensensor
mit vergrößerten Antriebsmitteln. Zur
Vergrößerung der
Antriebsamplitude oder zur Reduktion der benötigten Antriebsspannung (und
damit des Stromverbrauchs) gegenüber
den Ausführungsformen
im Stand der Technik kann eine Erhöhung der Antriebskapazität über zusätzliche
Antriebskämme
wünschenswert
sein. Die hier beschriebenen mikromechanischen Drehratensensoren
sind kostengünstig
in Oberflächen-Mikromechanik gefertigt.
Dabei wird ein Halbleitersubstrat mit vielen Sensoren nach der Bearbeitung
in rechteckige Stücke vereinzelt,
die jeweils ein Sensorelement tragen. Erfindungsgemäß ist nun
vorgesehen, daß die
Antriebselektrodenkämme
sich im Wesentlichen entlang den Diagonalen des rechteckigen Substrats 10 ausdehnen.
Da die Erstreckung der Elektroden in die Chipdiagonalen zeigt, ist
ohne Vergrößerung der
rechteckigen Chipfläche
eine Verlängerung
der Antriebselektrodenkämme über den
eigentlichen Rotorradius hinaus und damit eine größere Zahl
von Antriebs- bzw. Antriebsdetektionskämmen realisierbar. Da gerade die äußeren Kämme besonders
effizient bei der Erzeugung des Antriebsmoments sind, ist bereits
eine kleine Erhöhung
der Kammzahl sehr vorteilhaft.