-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen einer nanostrukturierten
Beschichtung oder zum Erzeugen einer nanostrukturierten Oberfläche auf
Kunststoffgegenständen,
insbesondere auf Sanitärgegenständen aus
Kunststoff.
-
Vorgänge, die
sich auf den Oberflächen
der unterschiedlichsten Kunststoffgegenstände abspielen, stellen für deren
Funktionalität
und Lebensdauer eine erhebliche Problematik dar. So „verschmutzen" derartige Gegenstände nicht
nur im landläufigen
Sinne, sondern sie Wechselwirken auch mit Stoffen, die in den sie
umgebenden Medien, beispielsweise Luft oder Wasser, enthalten sind.
In besonderem Maße gilt
dies für
Sanitärgegenstände, die
ständig
mit Wasser und insbesondere Trinkwasser in Berührung kommen. Auf solchen Sanitärgegenständen lagern sich
dementsprechend nicht nur Schmutz und beispielsweise Kalk ab, sondern
es entsteht Bakterienbewuchs, was in der bekannten sogenannten Biofilmbildung
resultiert.
-
Dementsprechend
stellt sich insbesondere in der Sanitärbranche die Aufgabe, Oberflächen von Sanitärgegenständen mit
antibakteriellen, antifungiziden und anitviralen Eigenschaften auszustatten und
auch die Ablagerung von Schmutz oder Kalk zu verhindern. Die entsprechenden
Maßnahmen
sollen dabei gewährleisten,
daß sich
die Oberfläche
solcher Gegenstände
entweder leicht reinigen lassen (easy-to-clean) oder daß sie im
Idealfall sogar „selbstreinigend" sind. Dabei müssen natürlich die
notwendigen mechanischen, physikalischen oder chemischen Eigenschaften
der Oberflächen
weiterhin ausreichend sein, also beispielsweise im Hinblick auf
Kratzfestigkeit, Verschleißfreiheit,
Chemikalienbeständigkeit
und dergleichen.
-
Die
geschilderte Problematik stellt sich insbesondere an denjenigen
Oberflächen
von Gegenständen,
insbesondere Sanitärgegenständen, die über längere Zeiträume mit
Wasser, insbesondere Trinkwasser, in Berührung kommen. Dabei handelt es
sich vorzugsweise um wasserführende,
insbesondere trinkwasserführende,
Sanitärgegenstände wie Brausen
und in erster Linie Rohre und Schläuche. Insbesondere bei diesen
Gegenständen
soll eine unerwünschte
Ablagerung von Schmutz, Kalk, Biofilmen und dergleichen vermieden
werden. Entsprechende Ablagerungen verringern nämlich nicht nur den Wasserdurchfluß und führen unter
Umständen durch
Ablösung
der Ablagerungen zur Verstopfung von entsprechenden Austrittsöffnungen,
sondern sie können
auch zu gesundheitlichen Problemen führen, wenn sich im Inneren
dieser Sanitärgegenstände Bakterien
und dergleichen vermehren.
-
In
diesem Zusammenhang gibt es auch bereits eine ganze Reihe gesetzlicher
Vorschriften oder von Empfehlungen, die Mindeststandards für entsprechende
Kunststoffgegenstände
setzen. So schreibt beispielsweise die Deutsche Vereinigung des
Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) in ihrem Arbeitsblatt W270 vor,
daß nur
ein bestimmter bakterieller Bewuchs auf Kunststoffen, die im Trinkwasserbereich
eingesetzt werden, tolerierbar ist. Es wird dabei geprüft, welche
Menge an Biofilm sich auf einem Kunststoffsubstrat nach entsprechender
Exposition im Trinkwasser gebildet hat. Eine volumetrische Messung
muß einen
Wert unterhalb des in der W270 vorgegebenen Grenzwertes ergeben,
um ein entsprechendes Prüfzeichen
zu erhalten.
-
Insbesondere
bei flexiblen Kunststoffen, die eine bestimmte Menge an Weichmachern
enthalten, kommt es jedoch verstärkt
zur Biofilmausbildung. Dementsprechend sind die gewünschten
Grenzwerte nicht oder nur schwer einzuhalten.
-
Aus
dem Stand der Technik ist der sogenannte Lotus-Effekt bekannt, der
von Prof. Barthlott 1975 entdeckt wurde. Darunter versteht man die Selbstreinigung
hydrophober mikro- bis nanostrukturierter Oberflächen durch bewegtes Wasser.
Bezüglich
näherer
Einzelheiten kann auf die dem Fachmann zu diesem Thema bekannte
Literatur verwiesen werden. Allerdings ist der sogenannte Lotus-Effekt
trotz intensiver Bemühungen
bis heute nur in wenigen Fällen
praktisch angewendet worden, beispielsweise bei Fassadenfarben und
für Dachziegel. Grundsätzlich wäre es natürlich sehr
interessant, eine entsprechende Struktur auch auf die oben genannten
Sanitärgegenstände zu übertragen.
-
Dementsprechend
stellt sich die Erfindung die Aufgabe, Kunststoffgegenstände, insbesondere Sanitärgegenstände aus
Kunststoff, mit einer Beschichtung zu versehen, die die einleitend
genannten Eigenschaften besitzt. Insbesondere soll dabei die Anlagerung
von Schmutz und Kalk verhindert und damit die Funktionalität und Lebensdauer
der Gegenstände
verlängert
werden. In gleicher Weise soll die Biofilmbildung und der Bakterienbewuchs
reduziert oder vermieden werden, um eine gefahrlose Anwendung dieser
Gegenstände
für den
Menschen zu ermöglichen.
Besonderes Augenmerk soll dabei gerichtet werden auf die An wendung
für innere
Oberflächen
von Sanitärgegenständen wie
Rohren und Schläuchen,
die wasserführend
bzw. trinkwasserführend
sind.
-
Diese
Aufgabe wird gelöst
durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1, die Verwendung
gemäß Anspruch
20 und den beschichteten Gegenstand gemäß Anspruch 21. Bevorzugte Ausführungen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
und des erfindungsgemäßen Gegenstands
sind in den abhängigen
Ansprüchen
2 bis 19 bzw. 22 und 23 dargestellt. Der Wortlaut sämtlicher
Ansprüche
wird hiermit durch Bezugnahme zum Inhalt dieser Beschreibung gemacht.
-
Das
eingangs dargestellte Verfahren ist erfindungsgemäß so modifiziert,
daß nanoskalige
Partikel beim Herstellungsprozeß der
Gegenstände
auf den Kunststoff, der sich im erweichten oder aufgeschmolzenen
Zustand befindet, aufgebracht werden und die nanostrukturierte Beschichtung
bzw. Oberfläche
in einem sich anschließenden
Abkühlungsschritt als
geschlossene Struktur, die fest auf dem und/oder im Kunststoff haftet
oder verankert ist, gebildet wird.
-
Dementsprechend
ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
keine nachträgliche
Beschichtung der Kunststoffoberfläche notwendig, sondern es wird die
nanostrukturierte Oberfläche
bereits (in situ) beim Herstellungsprozeß des Kunststoffgegenstands
erzeugt. Dies vereinfacht das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber anderen
Verfahren, die zusätzliche Beschichtungen
nach dem Herstellungsprozeß nachträglich erzeugen
müssen.
Außerdem
gewährleistet das
erfindungsgemäße Verfahren,
daß die
nanoskaligen Partikel gezielt nur auf oder in die Oberfläche des
Kunststoffgegenstands eingebracht werden, um die entsprechende Oberflächenstruktur
zu erzeugen. Die Einlagerung der nanoskaligen Partikel auf und/oder
in die Kunststoffoberfläche
wird durch den beim Abkühlen
des Kunststoffs eintretenden Schrumpf unterstützt. Es ist dementsprechend
nicht notwendig, die nanoskaligen Partikel mit dem gesamten Kunststoffmaterial
zu vermischen.
-
Als
Folge davon ist das erfindungsgemäße Verfahren in der Lage, Oberflächenstrukturen
bereitzustellen, die den oben geschilderten sogenannten Lotus-Effekt
aufweisen. Diese Oberflächen
sind durch Aufbringen von Wasser selbstreinigend, was die oben ebenfalls
genannten Probleme beseitigt. Es kann dabei bei der Erfindung dahingestellt
bleiben, ob es sich bei der erzeugten Oberflächenstruktur um eine „Mikrostruktur" oder „Nanostruktur" handelt. Entscheidend
ist die Tatsache, daß die
selbstreinigende Funktion zuverlässig
zur Verfügung
gestellt werden kann. Dementsprechend ist der Ausdruck „nanostrukturiert" bei der Erfindung
im weitesten Sinne so zu verstehen, daß eine Oberfläche mit
entsprechender Funktion zur Verfügung
gestellt wird, unabhängig
davon, ob sich die Oberflächenstruktur
im „Mikrometer"- oder „Nanometer"-Bereich ihrer Abmessungen und Oberflächenrauhigkeit
befindet.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist es bevorzugt, wenn die Herstellung des Gegenstands durch Extrusion
oder Extrusionsblasen erfolgt. Dementsprechend werden in diesen
Fällen
die nanoskaligen Partikel während
des Extrusionsvorgangs auf den Kunststoff aufgebracht. Bekanntlich werden
bei der Extrusion Kunststoffe in einem kontinuierlichen Verfahren
durch eine Düse
gepreßt.
Dazu wird der Kunststoff zunächst
in einem Extruder durch Aufheizen erweicht bzw. aufgeschmolzen und
gegebenenfalls homogenisiert. Weiterhin wird im Extruder der für das Durchfließen der
Düse notwendige
Druck aufgebaut. Durch die Düse
wird der Kunststoff in gewünschter
Weise ausgeformt oder zumindest vorgeformt, und bei der sich anschließenden sogenannten Kalibrierung
wird der Kunststoff bei gleichzeitiger Abkühlung formstabil gehalten oder
gegebenenfalls endgeformt. Die entsprechenden Extrusionsverfahren,
insbesondere auch zur Herstellung von entsprechenden Hohlkörpern wie
Schläuchen,
sind dem Fachmann bekannt.
-
Wie
eingangs bereits erläutert,
ist das erfindungsgemäße Verfahren
dann bevorzugt anwendbar, wenn es sich bei den Gegenständen, insbesondere
bei den Sanitärgegenständen, um
Körper
handelt, die mindestens teilweise als Hohlkörper ausgebildet sind. Bevorzugt
sind hier Rohre und Schläuche aller
Art zu nennen, wobei vorzugsweise sogenannte Sanitärschläuche erfindungsgemäß hergestellt
und beschichtet werden. Derartige Schläuche sind dem Fachmann ebenfalls
bekannt. Sie bestehen häufig aus
mehreren Schichten, wobei in der Regel ein Innenschlauch, Verstärkungselemente
und/oder mindestens ein äußerer Schlauch
vorgesehen sind. Der Innenschlauch besteht häufig aus PVC, insbesondere
Weich-PVC.
-
Bei
den zuletzt genannten Verfahrensvarianten ist es weiter bevorzugt,
wenn die nanostrukturierte Beschichtung bzw. Oberfläche auf
den inneren Oberflächen
des Hohlkörpers
gebildet wird, wobei dann vorzugsweise diese inneren Oberflächen mindestens
teilweise, insbesondere vollständig,
mit der nanostrukturierten Beschichtung bzw. Oberfläche versehen
sind. Dabei ist es zweckmäßig und
bevorzugt, gerade im Fall der genannten Rohre und Schläuche, wenn
lediglich die inneren Oberflächen (und
nicht die äußeren Oberflächen) die
nanostrukturierte Beschichtung bzw. Oberfläche aufweisen. Wie später noch
erläutert
wird, ist das erfindungsgemäße Verfahren
in besonderem Maße
zur Innenbeschichtung entsprechender Hohlkörper wie Rohre und Schläuche geeignet.
-
Bei
einer ersten Gruppe von Verfahrensvarianten werden die nanoskaligen
Partikel als Pulver aufgebracht.
-
Bei
einer zweiten Gruppe von Verfahrensvarianten werden die nanoskaligen
Partikel als Suspension aufgebracht, d. h. sie werden in mindestens
einem Lösungsmittel
aufgenommen und darin verteilt. Hier kommen die unterschiedlichsten
Lösungsmittel zum
Einsatz, wobei die Verwendung von Alkoholen bevorzugt ist. Hier
ist insbesondere Isopropanol als Lösungsmittel zu nennen. Je nach
Menge des verwendeten Lösungsmittels
können
unterschiedliche Viskositäten
der erhaltenen Suspension eingestellt werden, so daß einerseits
vergleichsweise dünnflüssige und
zum anderen auch pastenartige Suspensionen eingesetzt werden können.
-
Sofern
die Kunststoffgegenstände
bei der Erfindung durch Extrusion oder Extrusionsblasen hergestellt
werden, ist es erfindungsgemäß bevorzugt, wenn
die nanoskaligen Partikel im sogenannten Kalibrierungsschritt des
Extrusionsvorgangs aufgebracht werden. In diesem Stadium des Herstellungsverfahrens
befindet sich der Kunststoff noch im erweichten/aufgeschmolzenen
Zustand, und seine Oberfläche
ist dementsprechend noch weich. Es ist also in diesem Stadium vergleichweise
leicht möglich,
die nanoskaligen Partikel auf die Oberfläche bzw. in die Oberfläche des
Kunststoffs, insbesondere in die Oberflächen, die die inneren Oberflächen des
entsprechenden Gegenstandes bilden, auf- und einzubringen. Man kann hier auch
von einer Art „Verklebung" des Kunststoffmaterials
mit den nanoskaligen Partikeln sprechen.
-
Das
Aufbringen der nanoskaligen Partikel während des Extrusionsvorgangs
läßt sich
erfindungsgemäß auf unterschiedliche
Weise realisieren.
-
Bei
einer ersten Möglichkeit
ist es zunächst bevorzugt,
daß der
Kalibrierungsschritt mit Hilfe eines Gasstroms, insbesondere eines
Luftstroms, erfolgt. Dies bedeutet, daß durch diesen Gas- bzw. Luftstrom
die Formstabilität
des extrudierten Gegenstands gewährleistet
wird und/oder die endgültigen Abmessungen
des extrudierten Gegenstands festgelegt werden.
-
In
diesen zuletzt genannten und anderen Fällen ist es erfindungsgemäß bevorzugt,
wenn die nanoskaligen Partikel in diesen Gas- bzw. Luftstrom eingebracht
werden. Sie werden dann mit diesem Strom an die entsprechenden Abschnitte
des Kunststoffmaterials heran- und daran vorbeigeführt. Dies werden
hier dann in der Regel diejenigen Abschnitte des Kunststoffmaterials
sein, die im fertiggestellten Zustand die inneren Oberflächen des
entsprechenden Gegenstands bilden, also insbesondere die inneren
Oberflächen
des Schlauches.
-
Die
nanoskaligen Partikel können
dabei in den Gas- bzw. Luftstrom in Form einer Suspension eingebracht
werden. Es ist jedoch zweckmäßig und bevorzugt,
die nanoskaligen Partikel in diesen Strom in Form eines Pulvers
einzubringen.
-
Bei
allen Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
und insbesondere bei den zuletzt genannten Ausführungsformen ist es erfindungsgemäß von Vorteil,
wenn die nanoskaligen Partikel auf den erweichten oder aufgeschmolzenen Kunststoff
aufgeschleudert oder aufgesprüht
werden. Dies kann in den zuletzt genannten Fällen bereits durch das Einbringen
der nanoskaligen Partikel in den Gas- bzw. Luftstrom erfolgen. In
diesen Fällen
ist es jedoch weiter bevorzugt, die nanoskaligen Partikel in Richtung
auf die Oberfläche
des extrudierten Kunststoffs „umzuleiten", wobei dazu vorzugsweise eine
rotierende Einrichtung vorgesehen ist. Diese rotierende Einrichtung
ist dazu vorgesehen, die mit dem Gasstrom einströmenden Partikel radial abzulenken
und gegebenenfalls auf die Kunststoffoberfläche (vorzugsweise Schlauchinnenband)
hin zu beschleunigen. Dadurch werden die nanoskaligen Partikel in
den Kunststoff (vorzugsweise Innenwand) „hineingeschossen". Die Eindringtiefe
der Partikel kann dabei, abhängig
von der Partikelmasse, mit Hilfe der Rotationsgeschwindigkeit der
rotierenden Einrichtung, der Partikelgeschwindigkeit und dem Auftreffwinkel
der Partikel auf den Kunststoff gesteuert werden.
-
Vorzugsweise
handelt es sich bei der rotierenden Einrichtung um einen Rotor oder
Propeller. Dieser kann beispielsweise an der Austrittsdüse des Extruders
in geeigneter Weise gelagert sein.
-
Bei
den zuletzt genannten Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann die rotierende Einrichtung in unterschiedlicher Weise angetrieben
werden. So kann beispielsweise ein separater Antrieb vorgesehen
sein. Genauso ist es möglich,
die rotierende Einrichtung mit Hilfe des Gasstroms/Luftstroms anzutreiben,
der zur Kalibrierung verwendet wird. Eine weitere Möglichkeit
ist ein magnetischer Antrieb, wobei in diesen Fällen die Einrichtung, beispielsweise
der Rotor oder Propeller, aus einem (weich-)magnetischen Material
gefertigt ist und dann berührungslos über ein äußeres Magnetfeld elektromagnetisch
angetrieben wird.
-
Bei
einer zweiten Möglichkeit
zur Aufbringung der nanoskaligen Partikel beim Extrusionsvorgang,
vorzugsweise im Kalibrierungsschritt, werden die nanoskaligen Partikel
auf den erweichten oder aufgeschmolzenen Kunststoff aufgepreßt. Das
heißt, es
werden die nanoskaligen Partikel mit einem Druck beaufschlagt und
auf/in die Oberfläche
des Kunststoffs eingebracht. Grundsätzlich kann hier ebenfalls direkt
ein Pulver der nanoskaligen Partikel verwendet werden. Es bietet
sich jedoch an, hier mit einer pastenförmigen Suspension zu arbeiten.
-
Insbesondere
können
zu diesen Zweck im Extrusionswerkzeug, insbesondere in dessen Düse (Pinole), Öffnungen
oder Kanäle
vorgesehen sein, aus denen die nanoskaligen Partikel unter Druck
austreten und mit der Oberfläche
des Kunststoffs in Berührung
kommen können.
Wird beispielsweise erfindungsgemäß ein Kunststoffschlauch beschichtet,
so sind am Extrusionswerkzeug vorzugsweise kreisförmig umlaufende
Kanäle
vorgesehen, um auf diese Weise die gesamte Umfangsfläche des
Kunststoffs mit den nanoskaligen Partikeln unter Druck zu beaufschlagen
und die entsprechende innige Verbindung zwischen Partikeln und Kunststoff
herzustellen.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
können
grundsätzlich
Gegenstände
aus den unterschiedlichsten Kunststoffmaterialien hergestellt und beschichtet
werden. Wie eingangs erwähnt,
handelt es sich vorzugsweise um Kunststoffe, die für Rohre und
Schläuche
auf dem Sanitärgebiet
Verwendung finden. Hierbei ist insbesondere PVC (Polyvinylchlorid),
vorzugsweise Weich-PVC, hervorzuheben.
-
Als
nanoskalige Partikel können
grundsätzlich
die verschiedensten Materialien bei der Erfindung Verwendung finden.
Insbesondere handelt es sich um solche Materialien, die eine hohe
Chemikalienbeständigkeit
und mechanische Festigkeit besitzen. Hierbei ist in erster Linie
an Oxide, insbesondere an Aluminiumoxid, Titanoxid und dergleichen,
zu denken. Vorzugsweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
pyrogene Kieselsäure
(SiO2) als nanoskaliges Material eingesetzt.
Ein bevorzugtes Material ist hier das Produkt AEROXIDE®LE1,
das von der Firma Degussa vertrieben wird. Hierbei handelt es sich
um ein Produkt mit hydrophoben Eigenschaften, wobei ganz allgemein
nanoskalige Partikel mit hydrophoben Eigenschaften für das erfindungsgemäße Verfahren
besonders bevorzugt sind. Dies ergibt sich aus den eingangs gemachten
Erläuterungen
zum sogenannten Lotus-Effekt.
-
Die
nanoskaligen Partikel besitzen erfindungsgemäß vorzugsweise eine Größe < 100 nm, insbesondere < 50 mm, wobei Teilchengrößen < 10 nm noch weiter
bevorzugt sind.
-
Neben
dem erfindungsgemäßen Verfahren umfaßt die Erfindung
auch die Verwendung hydrophober nanoskaliger Partikel zur Beschichtung
von Oberflächen
von Sanitärgegenständen. Dabei
ist insbesondere die Verwendung zur Beschichtung von inneren Oberflächen von
Rohren oder Schläuchen, insbesondere
Sanitärschläuchen, hervorzuheben.
-
Schließlich umfaßt die Erfindung
auch noch die beschichteten Gegenstände aus Kunststoff mit nanostrukturierten
Oberflächen,
wie sie gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt oder herstellbar sind. Derartige beschichtete Gegenstände weisen
insbesondere hydro phobe Oberflächen
auf. Bei dem beschichteten Gegenstand nach der Erfindung handelt
es sich insbesondere um einen Sanitärschlauch, dessen innere Oberflächen vollständig mit der
geschilderten nanostrukturierten Beschichtung versehen sind.
-
Die
Erfindung führt
insbesondere zu einer ganzen Reihe von Vorteilen, die aus den bisherigen Schilderungen
bereits hervorgehen. Besonders hervorzuheben sind die selbstreinigenden
Eigenschaften der erhaltenen beschichteten Gegenstände, insbesondere
der innen beschichteten Schläuche
und Rohre, die eine Anlagerung von Schmutz und Kalk weitgehend verhindern
und auch den Bakterienbewuchs und die Biofilmbildung deutlich reduzieren.
-
Ein
entscheidender Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin,
daß es
einstufig ausgebildet ist. Dies bedeutet, daß die Ausbildung der entsprechenden
Oberflächenstruktur
bereits bei der Herstellung des entsprechenden Gegenstands/Sanitärgegenstands
erfolgt und keine weiteren Verfahrensschritte nach der eigentlichen
Herstellung notwendig sind. Dies zeichnet das erfindungsgemäße Verfahren
gegenüber
allen bekannten Verfahren aus dem Stand der Technik aus, bei denen
es immer notwendig ist, weitere Schutzschichten auf den bereits fertig
hergestellten Gegenstand aufzubringen.
-
Die
genannten und weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den
nun folgenden Beispielen im Zusammenhang mit den Figuren und in
Verbindung mit den Unteransprüchen.
Dabei können
die einzelnen Merkmale jeweils für
sich allein oder in Kombination miteinander verwirklicht sein. Die
im folgenden beschriebenen Beispiele dienen lediglich der Erläuterung
und zum besseren Verständnis
und sind in keiner Weise einschränkend
zu verstehen.
-
In
den Zeichnungen zeigen
-
1a eine
schematische Teildarstellung einer Extrusionsdüse mit zugeordnetem Rotor zur Durchführung einer
Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
-
1b eine
schematische Darstellung einer Frontansicht der Extrusionsdüse gemäß 1a,
und
-
2 eine
schematische Teilansicht einer weiteren Extrusionsdüse zur Durchführung einer zweiten
Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
-
Beispiel 1
-
Zum
Nachweis der grundsätzlichen
Durchführbarkeit
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird zunächst
ein Kunststoffmaterial aus Weich-PVC bereitgestellt, wie es zum
Extrudieren des inneren Schlauchs (inliner) eines handelsüblichen
Brauseschlauchs verwendet wird. Auf dieses Material soll eine Schicht
des hydrophoben Materials AEROXIDE®LE1
der Degussa AG aufgebracht werden. Bei diesem Material handelt es
sich um eine pyrogene Kieselsäure
(SiO2) mit einer spezifischen Oberfläche (BET)
von 160 ± 30
m2/g.
-
Wird
das Kunststoffmaterial erweicht und das nanoskalige Produkt AEROXIDE®LE1
als Pulver auf das Kunststoffmaterial aufgepreßt, so werden die nanoskaligen
Partikel in die Kunststoffoberfläche
irreversibel eingelagert. Vergleicht man nun in einem Tauchversuch
in jeweils einem Becherglas mit Leitungswasser das so beschichtete
Weich-PVC mit einer unbeschichteten Referenzprobe, so zeigt sich über einen
Zeitraum von mehreren Wochen, daß sich lediglich auf der unbeschichteten
Referenzprobe eine schleimige Oberfläche (Biofilm) gebildet hat.
Im Gegen satz zur unbeschichteten Referenzprobe ließ sich die
beschichtete Probe nicht mit Wasser benetzen. Nach dem Entfernen
aus dem Becherglas war die Oberfläche der beschichteten Probe
trocken. Dies zeigt eindeutig die Erzeugung bakteriophober Eigenschaften
auf einer Weich-PVC-Matrix
durch Einbringung (incorporation) hydrophober Nanopartikel.
-
Beispiel 2
-
Anhand
der in den 1a und 1b dargestellten
Vorrichtung ist die prinzipielle Durchführung einer ersten Gruppe von
Ausführungsformen des
erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt.
-
So
zeigt 1a in schematischer Darstellung
eine übliche
Extrusionsdüse 1,
wie sie standardmäßig bei
der Herstellung von sanitären
Schläuchen verwendet
wird. Dabei wird der erweichte und aufgeschmolzene Kunststoff über die
nicht näher
bezeichnete Außenfläche der
Düse geführt und
durch das Innere der Düse
ein Luftstrom geleitet, der die Form des extrudierten Schlauches
stabilisiert unter gleichzeitiger Abkühlung.
-
Im
vorliegenden Fall ist dieses Standardverfahren erfindungsgemäß so abgewandelt,
daß durch das
Innere der Düse
ein Luftstrom geführt
wird, in den nanoskalige Partikel eingebracht sind. Die Strömungsrichtung
des Luft-/Partikel-Gemisches ist dabei durch den rechts angeordneten
Pfeil verdeutlicht.
-
Auf
der Austrittseite der Düse
ist für
die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens ein
Rotor 2 angeordnet, der in 1a ebenfalls
nur schematisch dargestellt ist. Das Luft-/Partikel-Gemisch trifft
auf den Rotor 2, der auf unterschiedliche Weise, beispielsweise
auch durch den Luft-/Partikel-Strom selbst, angetrieben werden kann.
Dadurch werden die nanoskaligen Partikel abgelenkt und radial in
Richtung auf das von der Düse 1 geformte Kunststoffmaterial
geschleudert. Die nanoskaligen Partikel werden also direkt bei der
Herstellung des Kunststoffschlauchs im Extrusionsvorgang auf das Kunststoffmaterial,
hier die Innenflächen
des Schlauches, aufgebracht.
-
Das
der 1a zugrundeliegende Prinzip ist in 1b schematisch
näher erläutert. In
der 1b dargestellten Frontansicht ist der Rotor 2 zu
erkennen, wobei seine Drehrichtung durch einen entsprechenden Pfeil
angedeutet ist.
-
Weiter
zeigt 1b den vorgeformten Schlauch 3,
in dessen Innerem sich der Rotor 2 befindet. Die in 1b nicht
dargestellten nanoskaligen Partikel, die über den senkrecht zur Zeichenebene von
unten einfallenden Luftstrom zugeleitet werden, werden durch die
entsprechend ausgestalteten Blätter
des Rotors 2 radial in Richtung auf die Innenwandung des
vorgeformten Schlauchs 3 umgelenkt und gegebenenfalls noch
beschleunigt. Dadurch können die
nanoskaligen Partikel in das noch erweichte/aufgeschmolzene Kunststoffmaterial
an dessen Oberfläche
eingelagert werden.
-
Wie
bereits erläutert,
kann der Rotor 2 durch einen entsprechenden Antrieb oder
auch durch den einfallenden Luft-/Partikel-Strom selbst angetrieben sein.
Im vorliegenden Fall sind äußere Antriebsmittel 4 dargestellt,
die insbesondere einen Magnetantrieb repräsentieren. Zu diesem Zweck
ist der Rotor 2 aus einem weichmagnetischen Material, z.
B. Permalloy gefertigt. Es handelt sich hier also um einen berührungslosen
Antrieb über
ein äußeres Magnetfeld.
-
Beispiel 3
-
Eine
weitere Möglichkeit
zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
ergibt sich aus 2. Dort ist eine modifizierte
Extrusionsdüse 11 dargestellt,
die von einer handelsüblichen
Extrusionsdüse
abgeleitet ist. Auch hier ist im Inneren der Düse ein Luftstrom zur Kalibrierung
vorgesehen, der das über
die Düse
extrudierte Kunststoffmaterial in entsprechender Weise stabilisiert.
-
Zur
Beschichtung der (inneren) Kunststoffoberfläche des so gebildeten Schlauches
sind in der Düse 11 Öffnungen 12 dargestellt,
durch die nanoskalige Partikel, insbesondere in Form einer pastenförmigen Suspension, über entsprechende
Zuleitungen 13 austreten können. Bei den Öffnungen 12 handelt
es sich um am Außenumfang
der Düse 11 umlaufende Öffnungen/Kanäle, so daß der gesamte
Innenumfang des gebildeten Schlauchs mit den nanoskaligen Partikeln
beaufschlagt werden kann.
-
Die
Fließrichtung
der pastenförmigen
Suspension der nanoskaligen Partikel ist dabei durch die in 2 eingezeichneten
Pfeile verdeutlicht. Die nanoskaligen Partikel treten in die Zuleitungen 13 ein (Pfeile
rechts) und durch die Öffnungen 12 (Pfeile oben,
unten) wieder aus.