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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Reinstsilizium
zur Solarzellenherstellung („Solar-Grade
Silizium" oder „SOG-Si"), was vorliegend
zumindest als 99,9999 prozentiges Silizium verstanden wird.
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Aus
dem DDR Patent
DD 240729
A1 ist es bekannt, als Ausgangsmaterial Siliziumkörner mit
einer mittleren Korngröße von < 40 μm einzusetzen, was
in einer Reinheit von ca. 98% bis 99% vorliegt. In der Schrift wird
vorgeschlagen, anschließend
die an der Oberfläche
der Siliziumkörner
konzentrierten Verunreinigungen wegzuätzen, um zu reinem Silizium
zu gelangen.
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In
dem Europäischen
Patent
EP 0 869 102 B1 wird
ein Reinigungseffekt durch die gerichtete Erstarrung von Silizium
unter zusätzlicher
Nutzung von Reaktionsgasen beschrieben. Es findet allerdings anschließend kein
mechanischer Aufschluß des
festen Siliziums statt (d.h. mahlen), sondern der Reinigungseffekt
beruht auf den Prozessen in der Schmelze.
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In
der deutschen Offenlegungsschrift
DE 29 33 164 A1 wird beschrieben, daß Silizium
auf Korngrößen von
20-60 μm
zerkleinert und hinterher ausgelaugt wird. Optional wird auch die
zusätzliche
Reinigungswirkung durch Vakuumausdampfung aus der Schmelze, durch
gerichtetes Erstarren mit einer Erstarrungsgeschwindigkeit von 20
bis 40mm/h und durch eine Extraktionsschmelze zur Verminderung des
Borgehaltes genutzt. Ähnliches
ist aus dem BRD-Patent 2729464 bekannt, nur daß dort Erstarrungsgeschwindigkeiten
von bis zu 50cm/h spezifiziert sind und keine Vakuumausdampfung
genuzt wird.
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Vorliegende
Erfindung hat es sich zur Aufgabe gestellt, den Reinheitsgrad mit
einfachen Mitteln weiter zu erhöhen.
Dieses geschieht, indem die in den Siliziumkörnern des Ausgangsmaterials
enthaltenen Verunreinigungen mittels der an sich bekannten Methode
des gerichteten Erstarrens (zu englisch "Directional Solidification") an die Oberfläche eines Gusskörpers geschmolzen
werden und außerdem eine
kontrollierte polykristalline Struktur im Silizium erzeugt wird.
Bei entsprechender Verfahrensführung von
Temperatur, Erwärmungs-
und Abkühlphasen etc.
liegt als Ergebnis ein Gusskörper
vor, der
- 1.) im oberen Teil des Blocks die
abgesetzten Verunreinigungen aufweist
- 2.) eine gleichmäßige, polykristalline
Struktur mit definierter Korngröße aufweist
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Der
Block besteht jetzt aus Einkristallkörner mit einem Durchmesser
von vorzugsweise 200-500 μm.
Insbesondere Körner
mit einem Durchmesser von 250-350 μm sind gut geeignet, denn bei
einer solchen charakteristischen Größe haben die restlichen Verunreinigungen
(die sich während
des gerichteten Erstarrens nicht nach oben abgesetzt haben) genügend Zeit,
während
des Abkühlens
bis an die Korngrenzen zu diffundieren. Durch einen Einbau der Verunreinigungen
an den Korngrenzen wird der energetisch günstigste Erstarrungszustand
des polykristallinen Siliziums realisiert.
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Der
obere (stark verunreinigte) Teil des Gusskörpers wird in einem dritten
Schritt mechanisch entfernt. Zusätzlich
werden auch die Seitenwände, die
durch Kontakt mit dem Schmelzgefäß mit Kohlenstoff
verunreinigt worden sind, entfernt.
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In
einem vierten Schritt wird der von den abgesetzten Verunreinigungen
befreite Siliziumblock bis auf die Korngrenzen, also entsprechend
zu Körnern
mit einer mittleren Größe von vorzugsweise
200 μm bis
500 μm zerkleinert.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn der vierte Schritt durch großflächig in
den Gusskörper
eingeleitete Schockwellen realisiert wird. Dazu werden die Si-Einkristallkörner in
eine Kammer eingebracht, die zumindest einen Wandteil von elliptischer
Form aufweist. Der Reflektor bildet gleichzeitig die erste Elektrode
von einem Elektrodenpaar, über
welches ein Lichtbogen gezündet
wird. Die Kammer ist dabei vollständig mit einer geeigneten Flüssigkeit,
wie z.B. Wasser, gefüllt.
Innerhalb der Kammer befindet sich die zweite Elektrode. Zwischen
der zweiten Elektroden und dem Reflektor befindet sich der Brennpunkt.
Es ist aber auch möglich, die
erste Elektrode unabhängig
vom Reflektor zu gestalten und sie wie die zweite Elektrode stabförmig auszuführen. Hier
liegt wiederum zwischen beiden Elektroden der Brennpunkt des Reflektors.
Der Reflektor hat dann keine elektrische Funktion mehr. Die im Wasser
erzeugten Schockwellen breiten sich nach allen Richtungen aus und
werden vom Reflektor zum zweiten Brennpunkt hin fokussiert. In diesem
unteren Teil der Kammer befindet sich der Siliziumblock mit den
Si-Einkristallkörnern.
Dieser Block wird mit einer Anzahl von Schockwellen beaufschlagt,
bis sich die Einkristallkörner
aus ihrem Verbund gelöst
haben. Die Einkristallkörner
besitzen einen Kern von Reinstsilizium im Bereich von ca. 99,99999
% und noch einen Rest an Verunreinigungen und Sauerstoff/Wasserstoff
(aus dem Wasser herrührend)
an der Oberfläche
der Körner.
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Dieser
Rest wird z.B. mit Flusssäure
(für den Sauerstoff)
und z.B. mit NH4/H2O2- oder HCL/H2O2-Gemischen (für die Verunreinigungen) in einem
fünften
Schritt abgetragen.
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Es
hat sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn vor dem vierten Schritt
ein Zwischenschritt vorgesehen ist, in welchem der Siliziumblock
in Fraktionen zwischen 0,5 Kg und 1,5 Kg zerkleinert wird. Dabei
ist jede Methode angesagt, die wenig Verunreinigungen einbringt.
Es kommen insbesondere eine Spalttechnik oder der Einsatz eines
Brechers (Backenbrecher) in Frage.
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Weitere
Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
anhand der Figuren. Es zeigen:
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1 das
Ausgangsmaterial,
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2 einen
Gusskörper,
wie er vorliegt, nachdem das Ausgangsmaterial dem Verfahren des gerichteten
Erstarrens unterzogen wurde,
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3 den
Gusskörper
nach 2 mit Siliziumblock und entfernten Verunreinigungen,
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4 einen
Schnitt durch den Siliziumblock aus 3,
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5 den
Siliziumblock zerschlagen in mehrere Fraktionen,
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6 einen
Zerkleinerer gefüllt
mit den Fraktionen nach 5, und
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7 ein Ätzbad mit
den nach 6 zu Si-Einkristallkörnern zerkleinerten
Fraktionen.
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In
der 1 ist metallurgisches Silizium als das Grund-
oder Ausgangsmaterial für
vorliegendes Verfahren gezeigt. Das Silizium hat teilweise eine
mikrokristalline Struktur, während
es ansonsten amorph ist. Die vorhandenen Mikrokristalle haben eine
Korngröße zwischen
5 μm und
10 μm. Die
Durchschnittliche Reinheit des gesamten Brockens beträgt ca. 98 %
bis 99,5 %.
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Gemäß der 2 wird
eine größere Menge von
ca. 100 Kg bis 300 Kg dieser Brocken nach dem gerichteten Erstarrungsverfahren
("Directional Solidification
Method") zu einem
Gusskörper 3 verarbeitet, der
aus zwei Teilen besteht: einem Siliziumblock 5, der aus
einem Verbund von Silizium Einkristallen 7 (siehe 4)
besteht, die schon eine deutlich höhere mittlere Reinheit von
z.B. 99,99 % haben und einer Scheibe 9, in welche sich
die Verunreinigungen während
des Erstarrungsprozesses konzentriert haben. Die Si-Einkristalle 7 sind
mit einer mittleren Teilchengröße von 100 μm bis 1000 μm deutlich
größer als
im Ausgangsmaterial 1. Nach Herstellung des Gusskörpers 3 werden
seine beiden Bestandteile, der Siliziumblock 5 und die
Scheibe 9, voneinander getrennt, wie es in der 3 skizziert
ist (die zusätzliche
Abtrennung der verfahrenstechnisch bedingt mit Kohlenstoff verschmutzten
Seitenwände
ist nicht gezeigt). Die Scheibe 9 mit den Verunreinigungen
wird entfernt und der in der 4 gezeigte
Block wird in die in der 5 gezeigten Fraktionen 11 geteilt.
Diese Teilung kann über
jedes bekannte Trennverfahren erfolgen, welches keine zusätzlichen
Verunreinigungen in den Prozess einbringt, wie z.B. ein Spaltverfahren.
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Die
Fraktionen 11 werden in eine Zerkleinerungsvorrichtung
gegeben, die es ermöglicht
die Korngrenzen aufzuschließen.
Sie besteht deshalb aus einem Schockwellengenerator 13.
Dieser umfasst einen Deckelteil 15, der mit einem Basisteil 17 lösbar verbunden
ist. Beide Teile 15, 17 sind hohl ausgeführt und
bilden eine Kammer 19, in welche die Fraktionen 11 eingebracht
werden. Der restliche Raum der Kammer 19 wird mit Wasser 20 gefüllt. Das Deckelteil 15 weist
einen die Kammer 19 begrenzenden Wandteil 21 auf,
der im Querschnitt der 6 einen annähernd elliptischen Verlauf
hat und räumlich gesehen
Teil eines Ellipsoiden ist. Er fungiert als Schockwellenreflektor.
Der Brennpunkte 23 des Ellipsoiden liegt zwischen dem Reflektor 21 und
der Elektrode 25. Sie bildet zu dem metallischen Deckelteil 15 die
Gegenelektrode.
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Dieses
Elektrodenpaar 15, 25 ist an eine Stoßstromversorgung 27 angeschlossen,
wie sie prinzipiell zur Schockwellenerzeugung, z.B. auf dem Gebiet
der Lithotripsie zur Anwendung kommt. Die Stoßstromversorgung ist in Form
einer "Pulsed Power-Schaltung" aufgebaut und erzeugt
kurze, sehr intensive Stoßentladung
in dem Wasser 20. Die elektrische Leistung während der
Entladung liegt im Megawatt-Bereich. Um dies zu bewerkstelligen
befinden sich in der Stoßstromversorgung 27 Stoßkondensatoren,
die während
der elektrischen Entladung annähernd
im Kurzschluss entladen werden. Ihre einzige Last ist die Funkenstrecke
zwischen den Elektroden 15, 25 sowie die (ungewollte)
Selbstinduktivität
des Stromkreises. Während
der kurzen Entladungsphase, die im Mikrosekunden-Bereich liegt,
entstehen durch Verdampfungs- und Dissoziationsprozesse im Arbeitsmedium
(Wasser 20) Schockwellen. Man bezeichnet dieses Phänomen als „Elektrohydraulischen Effekt". Die Schockwellen
breiten sich aus und werden dabei abgeschwächt. Sie gehen dann in eine starke
Schallwelle über,
welche man als Leistungsschall bezeichnet. Letzterer wird auf das
vorzerkleinerte Silizium 11 übertragen und bewirkt dort
eine Zertrümmerung
an den fragilen Grenzen (Korngrenzen) der Einkristallkörner 7.
Dieses Zertrümmerungsverfahren
bezeichnet man allgemein als „Elektrohydraulische
Zerkleinerung".
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Die
Selektivität
der Zertrümmerung
auf die Korngrenzen hat zwei hauptsächliche Ursachen:
- i) Der Leistungsschall pflanzt sich im Silizium weiter fort.
Die Schalltransmission wird aber an den Korngrenzen durch die Unterbrechung
der Homogenität
gehemmt. Es findet an den Korngrenzen durch die verschiedenen akustischen
Impedanzen von Korn und Korngrenze eine teilweise Schallreflexion
mit Phaseninversion statt. Durch die rücklaufende negative Druckwelle
entsteht eine Zugspannung an der Korngrenze, die bei spröden Materialien
mit guter Effizienz zum Bruch führt.
Dies ist bekannt als „Hopkinson-Effekt". Weitere Bruchmechanismen
wie der Bruch durch reine Kompression und Bruch durch unterschiedliche
Druckbelastung aufgrund der verschiedenen Wellenlaufzeiten bei verschiedenen
akustischen Impedanzen spielen anscheinend eine eher untergeordnete
Rolle.
- ii) Im Gegensatz zu einer mechanischen Zerkleinerung erfolgt
auch kein punktueller, sondern ein flächenmäßig gleich verteilter Energieeintrag.
Damit bilden sich Frakturen zuverlässig an den mechanisch instabilsten
Punkten, also den Korngrenzen aus und nicht an Punkten von zufällig hohem
Energieeintrag. Damit unterscheidet sich das o.g. elektrohydraulische
Zerkleinerungsverfahren deutlich von der (auf den ersten Blick ähnlichen) Ultraschallmahlung,
die eine Kavitationsmahlung darstellt und damit wiederum einen hohen
punktuellen Energieeintrag vollzieht.
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Der
Aufschlussgrad der Kristallkörner
kann bei der elektrohydraulischen Zerkleinerung durch die folgenden
Parameter variiert werden:
- a) Energieeintrag
pro Entladung. Als eingebrachte Energie wird die in den Kondensatoren
gespeicherte Entladungsenergie angesetzt.
- b) Gesamtenergieeintrag bei mehreren Entladungen.
- c) Die Entladungsspannung
- d) Der Abstand der Elektroden 15, 25. Dies
bewirkt eine Änderung
der Länge
des erzeugten Plasmakanals
- e) Die Anstiegsgeschwindigkeit der Entladungsspannung an den
Elektrodenspitzen. Damit kann eine Selektivität bezüglich des Durchbruchswegs der
Entladung erreicht werden. Dazu muß die Kammer voll gefüllt, oder
um 180° gedreht
werden (Mahlgut liegt dann in der Reflektormulde 21). Dann
erfolgt der elektrische Durchbruch je nach Anstiegsgeschwindigkeit
der Spannung entweder durch das Wasser 20 oder durch das
Silizium, bzw. entlang der enthaltenen Verunreinigungskanäle.
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Als
letzter Schritt werden die im Stoßgenerator getrennten Si-Einkristalle 7 in
ein Ätzbad 29,
eingebracht, wo die an den Korngrenzen konzentrierten Verunreinigungen
sowie die durch die elektrohydraulische Zerkleinerung entstandenen
Sauerstoff-Verbindungen entfernt werden. Dies geschieht z.B. mit NH4/H2O2 und
HCL/H2O2-Gemischen
bzw. mit Flusssäure.
Anschließend
kann eine Wärmebehandlung integriert
werden, bei der der absorbierte Wasserstoff abgedampft wird. Letzterer
entsteht auch bei der elektrohydraulischen Zerkleinerung. Als Ergebnis liegt
Silizium mit einer Reinheit vor, die nahe an die Reinheit des Kerns
von 99,99999 % heranreicht.
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- 1
- Ausgangsmaterial
- 3
- Gusskörper
- 5
- Si-Block
- 7
- Si-Einkristalle
- 9
- Scheibe
- 11
- zerkleinerte
Fraktionen des Gusskörpers
- 13
- Schockwellengenerator
- 15
- Deckelteil
- 17
- Basisteil
- 19
- Kammer
- 20
- Wasser
- 21
- Wandteil
- 23
- Brennpunkt
- 15
- Elektrode
- 27
- Pulsgenerator
- 29
- Ätzbad