DE102006021572A1 - Verwendung von Taurolidin als Verstärker des Komplementsystems - Google Patents

Verwendung von Taurolidin als Verstärker des Komplementsystems Download PDF

Info

Publication number
DE102006021572A1
DE102006021572A1 DE102006021572A DE102006021572A DE102006021572A1 DE 102006021572 A1 DE102006021572 A1 DE 102006021572A1 DE 102006021572 A DE102006021572 A DE 102006021572A DE 102006021572 A DE102006021572 A DE 102006021572A DE 102006021572 A1 DE102006021572 A1 DE 102006021572A1
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
taurolidine
treatment
prevention
medicament
immunodeficiency
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Withdrawn
Application number
DE102006021572A
Other languages
English (en)
Inventor
Johannes Dr. med. Reinmüller
Daniel Rittirsch
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Reinmueller Johannes Drmed
Original Assignee
Reinmueller Johannes Drmed
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Reinmueller Johannes Drmed filed Critical Reinmueller Johannes Drmed
Publication of DE102006021572A1 publication Critical patent/DE102006021572A1/de
Withdrawn legal-status Critical Current

Links

Classifications

    • AHUMAN NECESSITIES
    • A61MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
    • A61KPREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
    • A61K31/00Medicinal preparations containing organic active ingredients
    • A61K31/33Heterocyclic compounds
    • A61K31/395Heterocyclic compounds having nitrogen as a ring hetero atom, e.g. guanethidine or rifamycins
    • A61K31/54Heterocyclic compounds having nitrogen as a ring hetero atom, e.g. guanethidine or rifamycins having six-membered rings with at least one nitrogen and one sulfur as the ring hetero atoms, e.g. sulthiame
    • A61K31/541Non-condensed thiazines containing further heterocyclic rings
    • AHUMAN NECESSITIES
    • A61MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
    • A61KPREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
    • A61K31/00Medicinal preparations containing organic active ingredients
    • A61K31/33Heterocyclic compounds
    • A61K31/395Heterocyclic compounds having nitrogen as a ring hetero atom, e.g. guanethidine or rifamycins
    • A61K31/54Heterocyclic compounds having nitrogen as a ring hetero atom, e.g. guanethidine or rifamycins having six-membered rings with at least one nitrogen and one sulfur as the ring hetero atoms, e.g. sulthiame
    • A61K31/549Heterocyclic compounds having nitrogen as a ring hetero atom, e.g. guanethidine or rifamycins having six-membered rings with at least one nitrogen and one sulfur as the ring hetero atoms, e.g. sulthiame having two or more nitrogen atoms in the same ring, e.g. hydrochlorothiazide
    • AHUMAN NECESSITIES
    • A61MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
    • A61PSPECIFIC THERAPEUTIC ACTIVITY OF CHEMICAL COMPOUNDS OR MEDICINAL PREPARATIONS
    • A61P37/00Drugs for immunological or allergic disorders

Landscapes

  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Veterinary Medicine (AREA)
  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Pharmacology & Pharmacy (AREA)
  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Animal Behavior & Ethology (AREA)
  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • Public Health (AREA)
  • Epidemiology (AREA)
  • Engineering & Computer Science (AREA)
  • Bioinformatics & Cheminformatics (AREA)
  • Immunology (AREA)
  • Chemical Kinetics & Catalysis (AREA)
  • General Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Nuclear Medicine, Radiotherapy & Molecular Imaging (AREA)
  • Organic Chemistry (AREA)
  • Pharmaceuticals Containing Other Organic And Inorganic Compounds (AREA)

Abstract

Es werden neue Anwendungen für Taurolidin beschrieben, die auf der Fähigkeit zur Aktivierung des Komplementsystems beruhen.

Description

  • Das Chemotherapeutikum Taurolidin (4,4'-Methylenbis-(1,2,4-thiadiazin-1,1-dioxid)) ist bekannt für seine bakteriziden, viruziden und fungiziden Eigenschaften. Weiterhin wirkt es hemmend auf Endotoxine, auf Komponenten des Blutgerinnungssystems und auf einzelne Komponenten des so genannten Komplementsystems. Beschrieben sind auch die Beeinflussung der Adhäsionsbildung in der Bauchhöhle nach operativen Eingriffen und die Hemmung der Ausbreitung von Metastasen bei Tumorerkrankungen.
  • Aufgrund der hemmenden Wirkung des Taurolidins auf Endotoxine bestimmter Bakterienspezies wurde es in der Vergangenheit zur Therapie des septischen Schocks in der Medizin als intravenöse Infusion eingesetzt.
  • Neuere Erkenntnisse über die Pathophysiologie des septischen Schocks und des assoziierten lebensbedrohlichen Multiorganversagens haben gezeigt, dass hierbei das Komplementsystem eine Schlüsselrolle spielt – insbesondere die Komponente C5a ist im protrahierten septischen Schockgeschehen massiv erhöht und wird unter anderem für die deletären Folgen und Progression der Erkrankung verantwortlich gemacht. Erst kürzlich konnte sowohl experimentell als auch klinisch gezeigt werden, dass die exzessive, unkontrollierte Bildung von C5a während der Sepsis zur konsekutiven Paralyse des angeborenen Immunsystems (innate immunity") führt. Eine Blockade von C5a während Sepsis im Tiermodell durch einen spezifischen Antikörper oder Rezeptorantagonisten erhöht die Überlebensrate und führt zu einem milderen Verlauf der Sepsis.
  • Bei einer Untersuchung der Wirkung des Taurolidins auf das Komplementsystem wurde nun überraschenderweise gefunden, dass Taurolidin die Aktivität des Komplementsystems dosisabhängig verstärkt. In Anwesenheit von Taurolidin zeigten sich eine Erhöhung der Konzentration und auch der Aktivität des sog. Membranangriffskomplexes (bestehend aus den Komplementkomponenten C5b, C6, C7, C8, C9), der eine Lyse von Zellen und Mikroorganismen (Bakterien, Viren etc.) induziert. Im Zuge dieser Komplementaktivierung fand sich eine dosisabhängige Erhöhung des Komplementanaphylatoxins C5a (und auch C3a) durch Taurolidin.
  • Damit ist Taurolidin ein Aktivator des Komplementfaktors C5a bzw. des Membranangriffskomplexes. Aufgrund dieser neuen Erkenntnis kann Taurolidin nicht mehr für den Einsatz im septischen Schock empfohlen werden.
  • Die neue Erkenntnis über die Aktivierung des Komplementsystems – und damit auch der wichtigen Komplementkomponente C5a – kann jedoch für andere Therapieziele Verwendung finden. Insbesondere stellt Taurolidin damit ein Therapeutikum zur Behandlung von verschiedenen Formen der Immunschwäche dar, da das Komplementsystem ein zentraler Baustein der Immunabwehr im menschlichen und tierischen Organismus ist.
  • Ein Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Immunschwäche.
  • Die häufigste Form der Immunschwäche ist das durch HIV verursachte AIDS. Darüber hinaus sind weitere Formen von Immunschwäche bekannt, die angeboren oder erworben sind (siehe Tabelle 1).
  • Tabelle 1: Primäre und sekundäre Abwehrstörungen, die mit einer Verminderung des Komplementsystems einhergehen
    Figure 00030001
  • Die Verabreichung von Taurolidin kann je nach Art und Schwere der Erkrankung systemisch oder lokal erfolgen. Bei speziellen Formen der Immunschwäche mit qualitativem oder quantitativem Komplementmangel (Beispiele siehe Tabelle 1) werden zur Therapie Transfusionen mit Blutkomponenten, z.B. mit Bestandteilen des Blutplasmas, gegeben, wobei Taurolidin der Transfusionslösung zugesetzt werden kann, z.B. in einem Wirkstoffgehalt von 0,1-10 Gew.-%, um die Wirksamkeit der übertragenen Komplementkomponenten zu steigern.
  • Der Einsatz des Taurolidins kann auch als intravenöse Infusionslösung z.B. mit 0,1-10 Gew.-% Wirkstoffgehalt erfolgen. Taurolidin kann auch als Lösung in Körperhöhlen (Bauchhöhle, Brusthöhle), in Hohlorgane (Blase, Darm) oder auf Haut und Schleimhäute gebracht werden. In bestimmten Fällen kann die Anwendung auch intrathekal erfolgen.
  • Weitere Zubereitungsformen stellen Mittel, z.B. Sprays zur Inhalation in Nase, Rachen, und Bronchialsystem, topische Darreichungsformen, wie Cremes und Gele zum Auftragen auf Oberflächen, dar. Auch die Darreichung in Release-Systemen ist möglich, ebenso in Puder und Pudersprays.
  • Das Komplementsystem wirkt auch mit bei der so genannten Apoptose, dem programmierten Zelltod. Dieser Art der Abwehrreaktion gegen körpereigene Zellen kommt entscheidende Bedeutung bei der Unterdrückung überschießender Immunreaktionen und der Entstehung bzw. Ausbreitung von bösartigen Tumoren zu. Eine verstärkte Aktivierung des Komplementsystems zur Unterdrückung von überschießenden Autoimmunerkrankungen und zur Verhinderung der Entstehung bzw. zur Verhinderung der Ausbreitung von Krebs durch Taurolidin ist daher ebenfalls möglich.
  • Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Taurolin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Autoimmunerkrankungen, insbesondere zur Verabreichung während eines akuten Schubs der Autoimmunerkrankung. Beispiele für Autoimmunerkrankungen, bei denen Taurolidin eingesetzt werden kann, sind rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes (SLE). Diesen beiden Autoimmunerkrankungen liegt pathogenetisch die Bildung von Immunkomplexen zugrunde, die bei Komplementmangel – insbesondere des klassischen Weges – gebildet werden.
  • Zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wird Taurolidin bevorzugt als intravenöse Infusion im akuten Schub gegeben, vorzugsweise mit einem Wirkstoffgehalt von 0,1-10 Gew.-%, z.B. 100 ml einer 2%igen Taurolidinlösung. Die Behandlung kann danach mehrfach auf unbestimmte Zeitdauer wiederholt werden.
  • Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung maligner Erkrankungen.
  • Zur Prophylaxe und zur Behandlung maligner, bösartigen Erkrankungen wird Taurolidin bevorzugt als Lösung mit 0,1-10 Gew.-% Wirkstoffgehalt, z.B. als 2%ige Lösung intravenös, intrathoracal, intraabdominal oder/und intraluminal (Blase, Magen, Darm) appliziert. Insbesondere wird Taurolidin als begleitende Therapiemaßnahme bei der Behandlung maligner Erkrankungen eingesetzt, als so genannte Adjuvans, d.h. als begleitende Therapiemaßnahme in Verbindung mit operativer Therapie, Strahlentherapie oder/und Chemotherapie. Taurolidin kann z.B. vor, während und nach Krebsoperationen zur Aktivierung der Phagocytose zirkulierender Krebszellen und so genannter Schlafender Krebszellen (dormant cancer) – also zur Verhütung von Rezidiven einer Krebserkrankung – eingesetzt werden. Dies ist durchaus eine neuartige Anwendung von Taurolidin, denn bisher ist nur die Hemmung der Ausbreitung von Tochtergeschwulsten bekannt, nicht jedoch Verhütung von so genannten Rezidiven bzw. Spätrezidiven.
  • Für diese Behandlung eignen sich insbesondere Tumore epithelialen Ursprungs, z.B. die Karzinome des Verdauungstraktes, der Haupt- und Nebenhöhlen im Nasenrachenraum, der drüsigen Organe wie Brustdrüse, Speicheldrüsen, Leber, einschließlich der intra- und extrahepatischen Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse, der germinativen Gewebe wie Eierstöcke und Hoden, der Atmungsorgane einschließlich Bronchialsystem, der ableitenden Harnwege wie Blase, Harnleiter, Harnröhre, Nieren, des Uterus und bestimmte metastasierende Neubildungen der Haut, wie z.B. Melanome.
  • Auch bösartige Neubildungen des Bindegewebes können adjuvant mit Taurolidin behandelt werden, wie z.B. Sarkome der Weichteile und der Knochen, der Blutgefäße, des Nervengewebes, der neuroendocrinen Organe und der Neurogliazellen wie Glioblastome, aber auch maligne Erkrankungen des Blutes bzw. der blutbildenden Zellen (z.B. Leukämien) und des Lymphsystems, so genannte maligne Lymphome.
  • Je nach Art und Schwere der Tumorerkrankung kann eine systemische oder lokale Verabreichung mit den o.g. Darreichungsformen erfolgen.
  • Ein weiteres Einsatzgebiet der Erfindung stellt die Implantation von Fremdmaterialien in den Bioorganismus – human oder animalisch – dar. Die Grenzfläche zwischen Implantat und lebendem Gewebe ist die bevorzugte Lokalisation für bakterielle Infekte. Dabei kann die bakterielle Kontamination mit folgender Infektion der Implantatoberfläche – sei sie intraoperativ exogen oder postoperativ endogen erworben – regelmäßig zum Implantatversagen und zur Notwendigkeit der Implantatentfernung führen. Durch den erfindungsgemäßen Einsatz von Taurolidin gelingt es, die Komplementaktivität und damit die Phagocytose von Erregern zu steigern, um somit Implantate im Bioorganismus vor Infekten zu schützen.
  • Taurolidin wird dabei bevorzugt als Spüllösung mit einem Wirkstoffgehalt von 0,1-10 Gew.-%, z.B. als 2%ige Lösung, im Implantatlager angewendet, kann aber auch als Pulver in die Implantathöhle oder auf die Implantatoberfläche gebracht werden.
  • Ein besonderes Problem stellen in Bezug auf Implantatinfekte die Kunststoffimplantate mit hydrophober Oberfläche dar, da sie eine hohe Affinität zu Problemkeimen, insbesondere zu Staphylococcen-Species, haben. Es bedarf bei derartigen Oberflächen einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung, da Taurolidin wasserlöslich ist und üblicherweise in wässriger Lösung wirkt. Hydrophobe Kunststoffoberflächen können durch Beschichtung mit körpereigenen Eiweißen hydrophilisiert werden. Üblicherweise geschieht dies beim Einbringen des Implantates in die vorbereitete Implantathöhle spontan. Der Prozess der Hydrophilisierung ist jedoch zeitabhängig, so dass die biologische, spontane Beschichtung der Implantatoberfläche in der Regel verspätet erfolgt. Empfehlenswert ist dagegen eine biologische Beschichtung mit körpereigenen Eiweißen zum Zwecke der Hydrophilisierung hydrophober Kunststoffoberflächen vor der Implantation. Damit besteht zudem die Möglichkeit einer spezifischen Auswahl des Eiweißkörpers.
  • Dies sei an einem Beispiel erläutert:
    Einer der gebräuchlichsten Implantatkunstoffe mit hydrophober Oberfläche ist Silikonelastomer wegen der außergewöhlichen Beständigkeit im Bioorganismus und der elastischen Eigenschaften. Silikonelastomer wird daher bevorzugt für die Herstellung von Mammaprothesen eingesetzt. Es ist bekannt, dass die Gerinnungsfaktoren des Blutes – vornehmlich Fibrinogen bzw. Fibrin – eine hohe Affinität zu Silikonelastomer-Oberflächen besitzen, d.h. bevorzugt an solche Oberflächen binden. Damit verleihen sie der ursprünglich hydrophoben Oberfläche hydrophilen Charakter. Zur Vermeidung von Implantatinfekten kann eine Mammaprothese zunächst wie beschrieben an der Oberfläche mittels Fibrinogen hydrophilisiert und dann mit einer Taurolidinlösung, z.B. einer 2%igen Lösung, in das Implantatlager eingebracht werden. Praktisch hat sich auch eine andere Vorgehensweise bewährt. Dabei wird ca. 1 ml Frischblut des Patienten, welches ausreichende Mengen von Fibrinogen für den Beschichtungsvorgang enthält, mit einer Taurolidinlösung, z.B. mit ca. 10 ml Taurolidinlösung 2 gemischt. Das Silikonimplantat wird in dieser Mischung für eine ausreichende Zeitdauer, z.B. ca. 10 min, inkubiert und dann – vollständig mit Taurolidinlösung benetzt – in den Organismus implantiert.
  • Bei einer anderen Verfahrensweise wird Taurolidin als feines Pulver dem Silikonkomponenten des Elastomers vor der Vulkanisierung zugesetzt und gleichmäßig fein verteilt. Durch heiße oder kalte Vulkanisierung entsteht dann das Elastomerimplantat. Beim Kontakt eines derart behandelten Implantates mit Blut oder Wundflüssigkeiten löst sich Taurolidin aus der Implantatoberfläche heraus, während diese sich gleichzeitig mit den Eiweißen der Körperflüssigkeiten benetzt. Das Verfahren eignet sich insbesondere auch zur Herstellung von Silikonkathetern.
  • In dieser Weise können nicht nur fertige Silikonelastomer-Implantate, sondern auch Silikonelastomer-Folien hergestellt werden, die als Überzüge für Implantate aller Art und aller Materialien (Kunststoffe, Metalle) erfindungsgemäß eingesetzt werden können. Dabei sind nicht nur dauerhafte Implantate sondern auch nur kurzfristig verbleibende Implantate, wie Katheter und Sonden, gemeint. Chirurgische Instrumente, die vorübergehend im Organismus verweilen und damit zu passageren Implantaten werden, können mit entsprechenden Folien überzogen werden.
  • Schließlich lassen sich solche Taurolidin-Silikonelastomer-Folien, wie beschrieben, auch als Wundauflagen verwenden. Eine besondere Ausführungsform ist dabei der Taurolidin-Silikonelastomer-Schaum, der durch Aufschäumen des Gemisches während des Vulkanisierens entsteht.
  • Noch ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Erkrankungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde, wie der Haare, speziell Erkrankungen der Kopfhaut, wie etwa Folikulitis, Akne vulgaris, Pyodermie, Alopecia areata oder aber auch Dermatomykosen.
  • Taurolidin wird dabei als topische Darreichungsform, z.B. als Lotion, Creme, Gel oder Okklusivfolie mit einer Wirkstoffkonzentration von vorzugsweise 0,1-10 Gew.-% , besonders bevorzugt etwa 2 Gew.-%, auf die befallenen Bereiche der Haut oder des Haares bzw. der Kopfhaut appliziert.
  • Für eine protrahierte Wirkung hat es sich bewährt, Taurolidin in fester Form als Pulver den Gelen zuzusetzen. Damit entsteht eine Depotform, indem sich aus der festen Phase Taurolidin nach Bedarf in das wässrige Gelmedium nachlöst.
  • Als Trägergele kommen alle in der Medizin und Pharmazie gebräuchlichen Zubereitungen vor, wie z.B. Gelatine, Carboxymethylcellulose, Polyvinylalkohol, Polyhydroxyäthylmethacrylat und Copolymere, Alginate, und Polyacrylamide und Mischungen der genannten.
  • 1. Material und Methodik
  • 1.1 CH50-Assay
  • Mittels CH50-Assay kann die Gesamtaktivität des Komplementsystems, vor allem des klassischen Aktivierungsweges, funktionell beurteilt werden. Hierbei wurde menschliches Blutserum von gesunden, freiwilligen Probanden mit unterschiedlichen Konzentrationen Taurolidinlösung (0,1-1 % bzw. entsprechender Mengen Ringerlösung für die Kontrollen) für 30 Minuten bei 37 C im Wasserbad inkubiert. Anschließend wurde gemäß Protokoll für jede Kondition eine Verdünnungsreihe erstellt (1:20-1:480) und danach gewaschene Schaferythrozyten, die zuvor mit Hämolysinreagenz vorinkubiert worden waren, hinzugegeben. Während der anschließenden Inkubation bei 37 C für exakt 1 Stunde wurden die Erythrozyten in Abhängigkeit von der Aktivität des Komplementsystems lysiert. In jedem Versuch wurde jeweils eine Negativkontrolle (keine Hämolyse), eine Probe mit 50%iger Hämolyse (CH50, durch Verdünnen mit Aqua dest.) und eine Probe mit 100%iger Hämolyse (CH100, durch Verdünnen mit Aqua dest.) analysiert. Nach abschließender Zentrifugation wurde je 1 ml des Überstandes jeder Probe entnommen und die Absorption bei 541 nm photometrisch bestimmt. Die ermittelten Absorptionswerte wurden schließlich gegen die Verdünnungen graphisch aufgetragen. Durch den Verlauf der Kurven (Linksverschiebung = Komplementaktivierung) und durch Ermitteln derjenigen Verdünnung, bei der 50 % der Erythrozyten lysiert worden sind, konnte die Aktivität (bzw. die Fähigkeit zur Lyse) des Komplementsystems der jeweiligen Bedingung beurteilt werden.
  • 1.2 ELISA
  • Die Komplementanaphylatoxine C5a und C3a sowie der lytische Komplex (MAK, C5b-9) wurden im Serum gesunder Probanden mittels kommerziell erhältlicher ELISA („Enzyme-linked-Immuno-Sorbent Assay") Testsysteme quantitativ bestimmt. Wie oben beschrieben, wurden zunächst Serumproben mit unterschiedlichen Konzentrationen Taurolidin (0,1-5 %, parallel mit Proben in entsprechendem Verdünnungsverhältnis mit Ringerlösung = Kontrollen) für 30 Minuten bei 37 C inkubiert. Anschließend wurden die Proben nach Protokoll des Herstellers verdünnt und in die Brunnen der Mikrotiterplatte pipettiert. Die anschließenden Inkubations-/Waschschritte wurden gemäß Herstellerprotokoll durchgeführt. Die Bindung des zweiten Enzym-markierten Antikörpers resultierte in einer Farbreaktion, deren Intensität proportional zu der C5a-/C3a- bzw. MAK-Konzentration war. Die Extinktionen wurde mittels ELISA-Platereader gemessen und die Werte anschließend anhand der mitbestimmten Standardproben in Konzentrationen umgerechnet.
  • 2. Ergebnisse
  • Es wurde gefunden, dass durch Zusatz von Taurolidin die Hämolyseaktivität und somit die Aktivität des Komplementsystems signifikant erhöht wird (1-3). Diese Aktivierung ist temperaturabhängig und findet insbesondere bei Körpertemperatur (37 °C) statt, nicht jedoch bei 0-4° C (2). Im Zuge der Komplementaktivierung durch Taurolidin zeigte sich im Vergleich zu unbehandeltem Serum (Kontrollen) eine Erhöhung der Konzentration der Komplementkomponenten C3a (4) und C5a (5-6). Der Anstieg von C3a und C5a ist dabei konzentrationsabhängig, allerdings nicht linear. Vielmehr scheint es mehrere Konzentrationsmaxima zu geben, bei denen die Anwesenheit von Taurolidin die Bildung von C3a und C5a fördert, so z.B. bei 0,5 % Taurolidin. Interessanterweise findet sich bei 0,1 % ein Minimum, bei dem keine oder tendenziell sogar eine Verminderung von C3a und C5a beobachtet werden konnte. Die unterschiedlichen C5a Konzentrationsbereiche in 5 und 6 (insbesondere beim Vergleich der Kontrollen) sind in interindividuellen Unterschieden der Probanden begründet. Im Gegensatz zu C3a/C5a war die Serumkonzentration des Membranangriffskomplexes (MAK), der für die lytische Aktivität verantwortlich ist, nach Zugabe von Taurolidin in allen untersuchten Dosisbereichen signifikant erhöht (7).

Claims (11)

  1. Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Immunschwäche.
  2. Verwendung nach Anspruch 1 zur Prävention oder Behandlung von angeborener Immunschwäche.
  3. Verwendung nach Anspruch 1 zur Prävention oder Behandlung von erworbener Immunschwäche.
  4. Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Autoimmunerkrankungen.
  5. Verwendung nach Anspruch 4 zur Verabreichung während eines akuten Schubs von Autoimmunerkrankungen.
  6. Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung maligner Erkrankungen.
  7. Verwendung nach Anspruch 6 zur Verabreichung als begleitende Therapiemaßnahme bei der Behandlung maligner Erkrankungen.
  8. Verwendung nach Anspruch 6 oder 7 zur Verhütung von Rezidiven.
  9. Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Infektionen nach Implantation von Fremdmaterialien.
  10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein mit Taurolidin beschichtetes Implantat eingesetzt wird.
  11. Verwendung von Taurolidin zur Herstellung eines Medikaments für die Prävention oder Behandlung von Erkrankungen Haut und ihrer Anhangsgebilde, insbesondere der Kopfhaut.
DE102006021572A 2005-05-09 2006-05-09 Verwendung von Taurolidin als Verstärker des Komplementsystems Withdrawn DE102006021572A1 (de)

Applications Claiming Priority (2)

Application Number Priority Date Filing Date Title
US67879605P 2005-05-09 2005-05-09
US60/678,796 2005-05-09

Publications (1)

Publication Number Publication Date
DE102006021572A1 true DE102006021572A1 (de) 2006-12-07

Family

ID=37402122

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DE102006021572A Withdrawn DE102006021572A1 (de) 2005-05-09 2006-05-09 Verwendung von Taurolidin als Verstärker des Komplementsystems

Country Status (2)

Country Link
US (1) US20060264422A1 (de)
DE (1) DE102006021572A1 (de)

Families Citing this family (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
WO2005115357A2 (en) * 2004-05-14 2005-12-08 Hans-Dietrich Polaschegg Taurolidine formulations and delivery
CN111671758A (zh) * 2020-07-06 2020-09-18 长春迈灵生物工程有限公司 牛磺罗定在制备抗hiv病毒药物中的应用

Family Cites Families (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
US6608051B1 (en) * 1999-03-12 2003-08-19 Medpointe Healthcare Inc. Compositions and methods for treating blood
US6258831B1 (en) * 1999-03-31 2001-07-10 The Procter & Gamble Company Viral treatment
US6302108B1 (en) * 2000-03-10 2001-10-16 Carter-Wallace, Inc Spermicidal and viricidal compositions

Also Published As

Publication number Publication date
US20060264422A1 (en) 2006-11-23

Similar Documents

Publication Publication Date Title
DE60032543T2 (de) Topisch verabreichbare Zinkzusammensetzungen
CH692477A5 (de) Zusammensetzung zur Stimulation von Wiederherstellungsvorgängen, enthaltend L-Lysil-L-Glutaminsäure.
DE3027105A1 (de) Verfahren zur herstellung eines die proliferation und differenzierung menschlicher granulopoetischer stammzellen stimulierenden faktors
EP0619737A1 (de) Pharmazeutische zusammensetzung zur wund-, narben- und keloidbehandlung
DE19737348C2 (de) Neue Clindamycin und Clotrimazol enthaltende pharmazeutische Zusammensetzung
EP2170398B1 (de) Verwendung einer synergistischen zusammensetzung als therapeutisches mittel oder desinfektionsmittel
DE1617780B2 (de) Vernarbungsmittel
DE69917796T2 (de) Decursin-enthaltende pharmazeutische zusammensetzungen
EP2051719B1 (de) Zubereitung mit marinem kollagen zur proteinasehemmung
EP0365705A1 (de) Biopräparat zur Behandlung von Wunden
DE102006021572A1 (de) Verwendung von Taurolidin als Verstärker des Komplementsystems
DE3726864A1 (de) Verwendung von ginkgo bilobae extrakten zur bekaempfung von entzuendlichen prozessen
EP2077117A1 (de) Mittel mit immunregulatorischer wirkung und seine anwendung zur behandlung von autoimmunkrankheiten
EP1156811B1 (de) Kupferagonist, der an die kupferbindungsstelle von amyloid vorläufer protein (app) bindet und/oder eine hemmende wirkung auf die freisetzung des amyloid-beta-peptids ausübt
DE69428020T2 (de) Topische antibakterielle Zusammensetzung
DE3816442A1 (de) Mittel zur behandlung mykotischer, mikrobischer und anderer gewebsschaedigender und pathologischer manifestationen und gewebsdeformationen
DE2327687A1 (de) Antiseptisches mittel
EP0281089B1 (de) Verfahren zur Herstellung von Faktor VIII:C-Mangelplasma und ein so erhaltenes Mangelplasma
EP4135701A1 (de) Verwendung von co-enzym-antagonisten zur stoffwechselverlangsamung
DE69116216T2 (de) Verwendung von Squalene, Squalane oder deren Mischungen zur Herstellung einer abkühlenden Zusammensetzung zur örtlichen Behandlung von Verbrennungen
EP1096947A1 (de) Topisch anwendbares arzneimittel zur behandlung von virusinfektionen
DE69433472T2 (de) Recognin-vakzine
DE745419C (de) Verfahren zur Herstellung eines spezifischen Heilmittels gegen Hautekzeme
DE3707532C2 (de) Verwendung einer Kombination von Extr. Gingko biloba oder mindestens einem Gingkolid und Acetylsalicylsäure oder DL-Lysin-mono-acetylsalicylat oder Diflunisal zur Behandlung von Verbrennungen, Verbrühungen, Strahlenschäden und Erfrierungen
EP0268680A1 (de) Antitumorfilm aus biologisch abbaubaren polymeren

Legal Events

Date Code Title Description
R012 Request for examination validly filed

Effective date: 20130503

R119 Application deemed withdrawn, or ip right lapsed, due to non-payment of renewal fee