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Die Erfindung betrifft eine Schutzvorrichtung für einen Innenraum eines Kraftfahrzeugs mit wenigstens einem Flächengebilde, das in eine etwa horizontale und/oder eine etwa vertikale Schutzposition ausrichtbar ist, wobei ein Flächengebilde, das sich wenigstens über einen Teilbereich der jeweiligen Schutzposition erstreckt, als Folienteil ausgeführt ist, dessen Lichtdurchlässigkeit durch elektrische oder magnetische Aktivierung oder Deaktivierung veränderbar ist.
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Eine derartige Schutzvorrichtung für einen Laderaum eines Kraftfahrzeugs ist aus der
DE 103 23 605 A1 bekannt. Die bekannte Schutzvorrichtung weist ein auf einer Wickelwelle auf- und abrollbares, flexibles Flächengebilde auf, das als Folienteil gestaltet werden kann. Das Flächengebilde kann durch elektrische und/oder elektronische Mittel in seiner Lichtdurchlässigkeit verändert werden.
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Eine weitere Schutzvorrichtung ist für einen Laderaum des Kraftfahrzeugs allgemein bekannt. Die Schutzvorrichtung weist ein flexibles Flächengebilde auf, das als Laderaumabdeckung dient. Das flexible Flächengebilde ist auf einer Wickelwelle auf- und abwickelbar gelagert, die in einem stationär im Laderaum untergebrachten Gehäuse drehbar gelagert ist. Das Flächengebilde ist zwischen einer auf die Wickelwelle aufgewickelten und im Gehäuse untergebrachten Ruheposition und einer etwa horizontal über die Länge des Laderaumes ausgezogenen Schutzposition beweglich angeordnet. In dem Gehäuse ist zudem ein weiteres Flächengebilde untergebracht, das als in eine vertikal ausziehbare Schutzposition bewegliches Trenngebilde gestaltet ist. Das flexible Trenngebilde ist auf- und abwickelbar auf einer Wickelwelle gehalten, die in dem Gehäuse drehbar gelagert ist. Das Trenngebilde ist als Trennnetz gestaltet, um zum einen eine ausreichende Transparenz und zum anderen eine Crashsicherheit, d. h. einen sicheren Rückhalt von Gegenständen, die aus dem Laderaum bei einem Fahrzeugaufprall oder einer starken Fahrzeugverzögerung aufgrund eines Bremsvorganges in den Fahrgastraum hineingeschleudert werden könnten, zu erzielen. Das etwa horizontal ausziehbare Flächengebilde ist blickdicht gestaltet, um in ausgezogener Schutzposition einen Blick von außerhalb des Fahrzeugs in Richtung des Laderaumbodens zu vermeiden.
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Es sind zudem elektrooptische Folien bekannt, deren Lichtdurchlässigkeit durch elektrische Aktivierung oder Deaktivierung veränderbar ist. Eine derartige Folie ist aus der
US 5 650 872 A bekannt. Dabei sind zwischen zwei Trägerfolien winzige Partikel in einer Lösung angeordnet, die bei Anlegen einer elektrischen Spannung sich rechtwinklig zur Oberfläche der Trägerfolien ausrichten und so die Lichtdurchlässigkeit erhöhen. Im nichtaktivierten Zustand sind die Partikel ungerichtet in der Lösung, so dass sich die Folie als lichtundurchlässig darstellt. Für einen Einsatz im Innenraum eines Kraftfahrzeugs sind derartige Folien bislang nicht vorgesehen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Schutzvorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, die starken Belastungen bei einem Fahrzeugaufprall oder einer anders gearteten Fahrzeugverzögerung oder -beschleunigung standhält.
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Diese Aufgabe wird durch eine Schutzvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Dadurch ist gewährleistet, dass das Folienteil sich bei entsprechend starken Belastungen, die durch einen Fahrzeugaufprall oder eine anders geartete, starke Fahrzeugverzögerung oder -beschleunigung hervorgerufen werden, nicht von dem Flächengebilde löst. Das Folienteil ist als Laderaumabdeckung einsetzbar, indem seine lichtundurchlässige Funktion genutzt wird. Zudem ist das Folienteil auch als Trenngebilde zwischen Fahrgastraum und Laderaum oder als Trenngebilde zwischen Fahrerbereich und Fondbereich des Fahrgastraumes einsetzbar, indem für diesen Einsatzzweck eine lichtdurchlässige Funktion genutzt wird. Zwei voneinander unabhängige Flächengebilde, die jeweils eine der beiden Funktionen verwirklichen, werden durch die erfindungsgemäße Lösung somit nicht mehr benötigt. Das weitere, flexible Flächengebilde, das mit dem Folienteil verbunden ist, ist vorteilhaft, falls die Fläche, die in den beiden unterschiedlichen Schutzpositionen von dem Folienteil überdeckt werden soll, unterschiedlich groß ist. Üblicherweise ist eine Schutzvorrichtung etwa auf Höhe einer Fahrzeugbordkante angeordnet. Die etwa horizontale Längserstreckung des wenigstens einen Flächengebildes für die etwa horizontale Schutzposition ist bei den meisten Fahrzeugen wesentlich größer als die Erstreckung bis zum Dachhimmel des Fahrzeuginnenraumes. Für die größere Längserstreckung kann zusätzlich das weitere, flexible Flächengebilde vorgesehen sein, während das Folienteil für die kürzere Längserstreckung in die etwa vertikale Schutzposition ausschließlich vorgesehen sein kann. Die Fläche des Folienteiles entspricht somit im Wesentlichen der zwischen der Schutzvorrichtung und einem Dachhimmel des Fahrzeuginnenraumes zu überdeckenden, vertikal ausgerichteten Fläche. Das flexible Flächengebilde schließt an das in Ausziehrichtung rückseitige Ende des Folienteiles an und ist vorzugsweise auf- und abwickelbar auf einer stationär angeordneten, aber drehbar gelagerten Wickelwelle etwa auf Höhe der Fahrzeugbordkante gehalten. Das Flächengebilde kann entweder stirnseitig mit dem rückseitigen Stirnende des Folienteiles verbunden sein, oder aber das Folienteil teilweise oder vollständig überlappen oder umgeben.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist das Folienteil aus einer SPD-Folie hergestellt. Derartige SPD-Folien (Suspended Particles Device) weisen in nicht elektrisch aktiviertem Zustand eine dunkelblaue Färbung auf, die eine weitgehende Lichtundurchlässigkeit bewirkt. Im elektrisch aktivierten Zustand richten sich die Partikel parallel zueinander und rechtwinklig zu der Folienoberfläche aus, so dass eine Lichtdurchlässigkeit gegeben ist. Der Grad der Lichtdurchlässigkeit ist durch Variierung der elektrischen Spannung weitgehend stufenlos verstellbar. Ein Vorteil der SPD-Folie ist es, dass eine sehr schnelle Veränderung der Lichtdurchlässigkeit innerhalb maximal einer Sekunde ab dem Zeitpunkt der elektrischen Aktivierung erfolgt.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist das flexible Flächengebilde auf einer Wickelwelle auf- und abwickelbar gehalten und mit seinem in Abwickelrichtung vorderen Stirnende an das Folienteil angefügt. Die Anfügung kann insbesondere durch eine formschlüssige oder eine stoffschlüssige Verbindung wie Kleben erfolgt sein. Als geeignete formschlüssige Verbindung können ineinandergreifende Profilierungen nach Art eines Keders, oder auch Vernähungen vorgesehen sein. Es ist auch möglich, eine formschlüssige mit einer stoffschlüssigen Verbindung zu kombinieren.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung überdeckt das flexible Flächengebilde das Folienteil wenigstens auf einer Seite und ist flächig mit dem Folienteil verbunden, wobei das Flächengebilde wenigstens über die Fläche des Folienteiles eine lichtdurchlässige Struktur aufweist. Das flexible Flächengebilde selbst ist crashsicher gestaltet. Als lichtdurchlässige Struktur ist das Flächengebilde vorzugsweise mit einer Netzstruktur versehen. Es ist auch möglich, das flexible Flächengebilde über die Fläche des Folienteiles gesehen aus einem Gewebe mit transparenten Fäden herzustellen. Durch die crashsichere Gestaltung des Flächengebildes, das sich auch über die Fläche des Folienteiles erstreckt, ist die gesamte Einheit aus Flächengebilde und Folienteil crashsicher ausgeführt. Die gleichzeitige Lichtdurchlässigkeit des Folienteiles einerseits und der lichtdurchlässigen Struktur des Flächengebildes andererseits gewährleistet die variable Einsatzmöglichkeit sowohl als etwa horizontale Laderaumabdeckung als auch als etwa vertikal aufgestellte Trennvorrichtung.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind Stromversorgungsleitungen für das Folienteil mit einer Bewegung des Folienteiles zwischen der horizontalen und der vertikalen Schutzposition mitgeführt. Dabei können die Stromversorgungsleitungen entweder flexibel ausgebildet und dem Flächengebilde zugeordnet sein, oder die Stromversorgungsleitungen sind über den Bewegungsweg des Folienteiles zwischen der horizontalen und der vertikalen Schutzposition stationär im Fahrzeuginnenraum angeordnet.
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In besonders bevorzugter Weise sind die Stromversorgungsleitungen als flexible Flachbandleiter ausgeführt und längs des Flächengebildes verlegt. Alternativ umfassen die Stromversorgungsleitungen gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung stromleitende Schienen in Fahrzeugseitenwandungen, in denen Führungselemente des Flächengebildes oder des Folienteiles geführt sind, und die Führungselemente sind elektrisch leitend mit dem Folienteil verbunden und weisen Schleifkontakte auf, die mit den stromleitenden Schienen in elektrischem Kontakt stehen.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung sind Steuermittel zum Aktivieren und Deaktivieren des Folienteiles vorgesehen. Die Steuermittel können als manuell bedienbare Schalter ausgeführt sein. Alternativ kann eine Ansteuerung des Folienteiles für eine entsprechende Aktivierung oder Deaktivierung abhängig von vorgegebenen Steuerparametern erfolgen.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Steuermittel derart fahrzeugseitig angeordnet, dass das Folienteil bei der Überführung in die etwa vertikale Schutzposition elektrisch aktiviert wird. Dadurch ist automatisch eine Lichtdurchlässigkeit des Folienteiles gewährleistet, sobald dieses in seine etwa vertikale Schutzposition überführt ist.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung sind die Steuermittel abhängig von Positionssensoren aktivierbar, die insbesondere als Weg- oder Winkelsensoren ausgeführt sein können. Die Sensoren können berührungslos oder taktil funktionieren.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen. Nachfolgend sind bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben und anhand der Zeichnungen dargestellt.
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1 zeigt schematisch einen Fahrzeuginnenraum eines Kombi-Personenkraftwagens,
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2 in schematischer Darstellung die Ausführungsform nach 1 mit unterschiedlichen Aktivierungsstellungen eines elektrisch aktivierbaren Folienteiles,
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3 in vergrößerter, schematischer Darstellung die Stromzufuhr für das Folienteil und
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4 schematisch in einem Ausschnitt die Führungsanordnung einer Auszugleiste, die stirnseitig an dem Folienteil angeordnet ist und elektrisch leitend mit dem Folienteil verbunden ist.
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Ein Kraftfahrzeug 1 weist gemäß 1 einen Laderaum 2 auf, der in einem Heckbereich des Kraftfahrzeugs angeordnet ist und einen Laderaumboden 3 aufweist. Der Laderaum 2 ist Teil des Fahrzeuginnenraumes, der sich in Fahrzeuglängsrichtung nach vorne in einen Fahrgastraum 4 fortsetzt. Der Laderaum 2 ist bis etwa auf Höhe einer Fahrzeugbordkante nach vorne durch eine Rückenlehnenanordnung 5 einer ein- oder mehrgeteilten Fondsitzbank begrenzt. Unmittelbar hinter der Rückenlehnenanordnung 5 ist knapp unterhalb der Fahrzeugbordkante ein Gehäuse 6 einer Schutzvorrichtung fahrzeugfest gehalten. Das Gehäuse 6 ist entweder in Fahrzeugbrüstungen an gegenüberliegenden Seitenwandungen des Laderaumes 2 oder an der Rückseite der Rückenlehnenanordnung 5 befestigt. In dem Gehäuse 6 ist eine Wickelwelle 8 drehbar gelagert, die in Fahrzeugquerrichtung über die Länge des Gehäuses 6 erstreckt ist. Auf der Wickelwelle 8 ist ein flexibles Flächengebilde 7 auf- und abwickelbar gehalten. In seiner in Auszugrichtung gesehenen vorderen Hälfte ist das flexible Flächengebilde 7 einstückig als flexibles Flächengebilde 7a mit einer lichtdurchlässigen Netzstruktur fortgesetzt. Flächig mit dieser lichtdurchlässigen Netzstruktur verbunden ist ein Folienteil 9, das aus einer SPD-Folie hergestellt ist und durch elektrische Aktivierung in einen lichtdurchlässigen Zustand überführbar ist. In elektrisch nichtaktivierten Zustand ist das Folienteil 9 dunkel eingefärbt und zumindest weitgehend lichtdurchlässig. Die Dicke des Folienteiles 9 ist nicht maßstabsgetreu dargestellt. Vielmehr weist das Folienteil 9 lediglich eine sehr geringe Dicke von vorzugsweise weniger als einem Millimeter auf. Das Folienteil 9 ist durch flächige Verklebung mit der Netzstruktur des Flächengebildeabschnittes 7a verbunden. An einem in Auszugrichtung vorderen Stirnende des Flächengebildeabschnittes 7a ist eine Auszugleiste 12 vorgesehen, die in etwa horizontal ausgezogener Schutzposition I in fahrzeugseitigen Halterungen eingehängt ist, um das Flächengebilde 7 einschließlich des Flächengebildeabschnittes 7a und des Folienteiles 9 in seiner Schutzposition zu sichern.
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Der Flächengebildeabschnitt 7a kann versteift ausgeführt sein, um eine Durchbiegung des Folienteiles 9 so gut wie möglich zu vermeiden. Diese Ausführung ist insbesondere für SPD-Folien vorteilhaft, die ihre Funktion der Variabilität der Lichtdurchlässigkeit lediglich bei ebener Aufspannung zuverlässig erfüllen können. Für die in den 1 und 2 ebenfalls dargestellte, etwa vertikale Schutzposition II wird das flexible Flächengebilde 7 auf der Wickelwelle 8 aufgewickelt und das Folienteil 9 einschließlich des Flächengebildeabschnittes 7a etwa vertikal nach oben ausgerichtet. Entsprechende Befestigungselemente der Auszugleiste 12 sind so ausgeführt, dass sie auch in dachseitigen Halterungen in nicht näher dargestellter Weise eingehängt werden können. Dadurch werden das Folienteil 9 und der Flächengebildeabschnitt 7a in der etwa vertikalen Schutzposition gesichert.
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Um eine Stromzufuhr zu dem Folienteil 9 zu ermöglichen, ist dem Flächengebilde 7 analog der Darstellung nach 3 ein flexibler Flachbandleiter zugeordnet, der auf dem flexiblen Flächengebilde 7 aufgebracht und längs mit diesem geführt ist. Der Flachbandleiter 11 ist im Bereich der Wickelwelle 8 mit einem stationären Stromanschluss elektrisch leitend verbunden und an eine Stromquelle 10 angeschlossen. Die Aktivierung oder Deaktivierung des Folienteiles 9 erfolgt über Steuermittel S, die das Folienteil 9 in der etwa vertikalen Schutzposition II aktivieren und so die entsprechenden, in der Lösung der SPD-Folie befindlichen Partikel rechtwinklig zur Oberfläche des Folienteiles 9 ausrichten, so dass gemäß der schematischen Darstellung nach 2 im Gegensatz zum ungeordneten Zustand der Partikel in der Schutzposition I eine Lichtdurchlässigkeit gegeben ist. Die in Auf- oder Abwickelrichtung gesehene Längserstreckung des Folienteiles 9 entspricht in etwa dem Abstand zwischen einer Oberkante der Rückenlehnenanordnung 5 und einem Dachhimmel des Fahrzeuginnenraumes.
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Alternativ ist es gemäß 4 möglich, die Stromzufuhr für eine elektrische Aktivierung des Folienteiles 9 über die Auszugleiste 12 durchzuführen, die bei einer derartigen Ausführungsform über den gesamten Bewegungsweg des Flächengebildes und des Folienteiles zwischen der eingezogenen Ruheposition und der horizontalen Schutzposition bzw. der vertikalen Schutzposition in den Seitenbereichen des Laderaumes in entsprechenden Führungsschienen 13 geführt sind. Die Führungsschienen 13 sind auch stromführend. Den entsprechenden Führungselementen der Auszugleiste 12 sind Schleifkontakte 14 zugeordnet, um die elektrisch leitende Verbindung mit den Führungsschienen 13 über den gesamten Bewegungsweg der Auszugleiste 12 aufrechtzuerhalten.
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Die Auszugleiste 12 ist in nicht näher dargestellter Weise elektrisch leitend mit den entsprechend leitenden Schichten des Folienteiles 9 verbunden.
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Bei der Darstellung nach 3 ist der Flächengebildeabschnitt 7a aus Übersichtlichkeitsgründen nicht dargestellt. Die Fortsetzung des Flächengebildes 7 im Bereich des Folienteiles 9 in einem derartigen Flächengebildeabschnitt 7a ist aber den 1 und 2 zu entnehmen und ist bei 3 in gleicher Weise gedanklich anzusetzen.