Ungefähr 40% der
pharmazeutischen Wirkstoffe, die sich in der Entwicklung oder in
klinischen Phasen befinden, sind schwerlöslich, das heißt sie gehören zur
Klasse der so genannten Problemarzneistoffe. Aufgrund ihrer schlechten
Löslichkeit
besitzen diese Arzneistoffe eine sehr geringe Bioverfügbarkeit
nach oraler Gabe, häufig
können
die erforderlichen therapeutischen Blutkonzentrationsspiegel nicht
erreicht werden. Eine Alternative wäre die intravenöse Gabe
dieser Arzneistoffe, jedoch sind aufgrund der schlechten Löslichkeit
der Wirkstoffe so große
Injektionsvolumina erforderlich, dass diese in vielen Fällen nicht
verabreicht werden können.
Ein traditioneller Ansatz für
diese Arzneistoffe ist die Erhöhung
ihrer Sättigungslöslichkeit,
z.B. durch Komplexierung (z.B. Cyclodextrin-Einschlussverbindungen (Uekama K. Design
and Evaluation of Cyclodextrin-Based Drug Formulation. Chem Pharm
Bull, Vol 52, 900-915 (2004) 2004;52(8):900-15)) oder – eine sehr
einfache Möglichkeit – die Verwendung
von injizierbaren Lösungsmittelmischungen
(z.B. Wasser-Ethanol-Gemischen). Diese Ansätze lassen sich aber nur für wenige
Arzneistoffe umsetzen, was man an der geringen Anzahl der auf dem
Markt befindlichen Produkte sehen kann, die diese Technologien verwenden
(z.B. Cyclodextrin-Verbindungen zur parenteralen Anwendung). Ein
Problem dieser traditionellen Ansätze ist, dass das Molekül „passen" muß, das heißt, dass
z.B. das schwerlösliche
Arzneistoffmole kül
in den Cyclodextrinring passen muß. Im Moment gewinnt diese
Problematik immer mehr an Bedeutung, da sich die Zahl der schwerlöslichen
Arzneistoffe ständig
erhöht.
Es gibt Schätzungen,
dass ca. 60% der Arzneistoffe, die direkt aus der Synthese kommen,
schwerlöslich
sind (Merisko-Liversidge E. Nanocrystals: Resolving Pharmaceutical
Formulation Issues associated with poorly water-soluble Compounds.
In: Marty JJ, editor. Particles; 2002; Orlando: Marcel Dekker; 2002).
Zusätzlich
sind viele neue Wirkstoffe gleichzeitig schwerlöslich in Wasser und organischen
Lösungsmitteln,
das schließt
von vornherein die Nutzung der traditionellen Formulierungsansätze, wie
z.B. Lösungsmittelmischungen,
aus. Darüber
hinaus gibt es nur wenige organische Lösungsmittel, die zur parenteralen
Verabreichung zugelassen sind, z.B. Ethanol und Propylenglykol.
Die meisten Lösungsmittel
besitzen eine zu hohe Toxizität.
Die
oben beschriebenen Formulierungsansätze sind relativ spezifisch.
Die ideale Lösung
wäre ein
universeller Formulierungsansatz, der für alle schwerlöslichen
Wirkstoffe verwendet werden könnte.
Die Mikronisierung ist ein solcher universeller Ansatz für peroral
verabreichte Arzneistoffe, sie wird bereits seit vielen Jahren angewendet.
Das Prinzip der Mikronisierung besteht in einer Vergrößerung der Oberfläche der
Arzneistoffpartikel und in der damit einhergehenden Verbesserung
der Auflösungsgeschwindigkeit.
Aus diesem Grund ist die Mikronisierung ein universeller Ansatz
für alle
Arzneistoffe des biopharmazeutischen Klassifizierungssystems (engl.:
biopharmaceutical specification class (BSC)) Klasse II (BSC II),
also für
Arzneistoffe, die nach peroaler Gabe zwar leicht permieren, deren
Bioverfügbarkeit
aber aufgrund einer langsamen Auflösungsgeschwindigkeit/geringen
Sättigungslös-lichkeit deutlich
limitiert ist. Viele neu entwickelte Arzneistoffe sind derart schwerlöslich, das
die durch Mikronisierung bewirkte Oberflächenvergrößerung nicht ausreicht, um
die Auflösungsgeschwindigkeit
zu erhöhen.
Im Allgemeinen steht die Auflösungsge schwindigkeit
in Beziehung zur Sättigungslöslichkeit
(Gesetz von Noyes-Whitney). Die Auflösungsgeschwindigkeit ist proportional
zum Konzentrationsgradienten (cs – cx)/h (cs – Sättigungslöslichkeit,
cx – Konzentration
im umgebenden Medium, h – Dicke
der Diffusions-schicht). Dass heißt, dass eine sehr geringe Sättigungslöslichkeit
im Allgemeinen zu einer sehr geringen Auflösungsgeschwindigkeit führt.
Eine
Konsequenz, um die Limitierungen der Mikronisierung zu überwinden,
war der Schritt von der Mikronisierung zur Nanonisierung. Die Verringerung
der Partikelgröße um eine
weitere Dimension führt
zu einer deutlichen Oberflächenvergrößerung und
damit verbunden zu einer verbesserten Auflösungsgeschwindigkeit. Es sind
verschiedenste Methoden beschrieben, um mikronisierte Wirkstoffkristalle
in den Nanometerbereich zu überführen, d.h.
um Nanokristalle herzustellen.
Naßmahlung
mit Kugelmühlen
wird angewendet, um die Größe von Arzneistoffkristallen
dispergiert in Tensidlösungen
zu reduzieren. Die Partikelgröße der „Makrosuspension" wird durch die Mahlkugeln
reduziert. Ein Nachteil dieser Technologie ist die mögliche Kontamination
des Produktes durch Abrieb von den Mahlkugeln (Buchmann S, Fischli,
W., Thiel, F. P., Alex, R. Aqueous microsuspension, an alternative
intravenous formulation for animal studies. In: 42 nd Annual Congress
of the International Association for Pharmaceutical Technology (APV);
1996; Mainz; 1996. p. 124). Zusätzlich
sind in Abhängigkeit
von der Härte
des Mahlgutes Mahlzeiten von Stunden bis Tagen erforderlich. Die
erzielbaren Partikelgrößen sind
in Abhängigkeit
des Mahlgutes typischerweise unter 400 nm, häufig kann eine Partikelgröße von 200–300 nm
erreicht werden. Um Partikelgrößen von
ungefähr
100 nm zu erzielen, sind jedoch sehr lange Mahlzeiten erforderlich,
was gleichzeitig mit einer stärkeren
Kontamination des Produktes mit Mahlkugelabrieb einhergeht.
Eine
alternative Herstellungsmethode ist die Verwendung von Hochdruckhomogenisatoren,
also Methoden, die auf Kolben-Spalt-Prinzip
oder dem Jet-Stream-Prinzip (Microfluidizer-Technologie, Microfluidics Inc. (
US 6,018,080 )) beruhen.
Prinzip des Microfluidizers ist das frontale Aufein-anderprallen zweier
Strahlen mit sehr großer
Geschwindigkeit, wobei die Kollision der Partikel zu deren Zerkleinerung führt. Ein
Nachteil dieser Methode ist, dass 50 oder mehr Zyklen erforderlich
sind, um eine kleine Partikelgröße zu erzielen.
Zusätzlich
verbleibt im Fall von sehr harten, kristallinen Materialien ein
relativ großer Anteil
der Partikel mit einer Größe von mehr
als einem μm.
Diese Partikel besitzen dann nicht die Vorteile von Nanokristallen,
wie die signifikant gesteigerte Auflösungsgeschwindigkeit bei gleichzeitig
erhöhter
Sättigungslöslichkeit.
Der Vorteil der gesteigerten Sättigungslöslichkeit
tritt nur bei einer Partikelgröße kleiner
als ca. 1–2 μm in Erscheinung
(Mosharraf, M., Nyström,
C., The effect of particle size and shape on the surface specific
dissolution rate of micronised practically insoluble drugs. Int.
J. Pharm., 122, 35–47, 1995).
Aus diesem Grund ist es von Vorteil, wenn mehr oder weniger alle
Partikel eine Größe unterhalb dieses
kritischen Wertes besitzen.
In
einem Kolben-Spalt-Homogenisator wird die Makrosuspension durch
einen sehr engen Spalt gepresst, der abhängig vom aufgewendeten Druck und
von der Viskosität
des Dispersionsmediums eine Größe von 5–20 μm (Rainer
H. Müller,
Jan Möschwitzer
and Faris Nadiem Bushrab, Manufacturing of nanoparticles by milling
and homogenization techniques, eds. Gupta, Kompella, Publisher:
Marcel Dekker, submitted for printing). Dabei führt die hohe Strömungsgeschwindigkeit
zu Kavitationskräften,
zusätzlich
führen
Partikelkollision sowie auftretende Scherkräfte ebenfalls zu einer Partikelzerkleine-rung.
Die Kolben-Spalt-Homogenisatoren
werden genutzt, um Partikel dispergiert in reinen Wasser/Tensid-Mischungen
zu homogenisieren (US 5,858,410), sie werden aber auch genutzt,
um Partikel, die in nichtwässrigen
Medien oder in Mischungen von Wasser mit wassermischbaren Flüssigkeiten
dispergiert sind, zu homogenisieren (WO 0103670). Die mit Kolben-Spalt-Homogenisatoren
erzielbaren Partikelgrößen liegen
dabei im Bereich von ca. 200–600
nm und im Fall von sehr harten Materialien im Bereich von ungefähr 700–900 nm
(Muller RH, Jacobs C, Kayser 0. Nanosuspensions as particulate drug
formulations in therapy: Rationale for development and what we can
expect for the future. Advanced Drug Delivery Reviews 2001;47(1):3-19;).
Die Produktion von pharmazeutischen Wirk-stoffen im Bereich von
ca. 100 nm mit Hilfe der Kolben-Spalt-Homogenisatoren ist bis jetzt
noch nicht beschrieben worden. Die minimal erzielbare Partikelgröße hängt von
der Härte
der Verbindungen, von der eingebrachten Leistungsdichte und von
der Anzahl der Homogenisationszyklen ab. Bei einer bestimmten Leistungsdichte
wird die minimale Partikelgröße nach
einer bestimmten Zyklenzahl erreicht. Das wird durch die Tatsache
erklärt, dass
während
der Zerkleinerung der Kristalle diese mehr und mehr perfekt werden,
da ein Zerbrechen der Kristalle vorrangig an Fehlstellen auftritt
und mit abnehmender Partikelgröße die Zahl
der Fehlstellen demzufolge ständig
reduziert wird. Das führt
zu perfekteren Kristallen, die immer mehr aufzuwendende Kraft erfordern,
um zerbrochen zu werden. Nach einer bestimmten Anzahl von Homogenisationsschritten
mit einer bestimmten Leistungsdichte, reicht diese Leistungsdichte
nicht mehr aus, um die relativ perfekten Kristalle weiter zu zerkleinern.
Die Leistungsdichte wird bestimmt durch den aufgewendeten Homogenisationsdruck,
typischerweise liegt dieser für die
Produktion von Nanokristallen im Bereich von 1000–1500 bar.
Es gab den Versuch, kleinere Nanokristalle durch die Aufwendung
höherer
Homogenisationdrükke
von bis zu 4000 bar herzustellen, aber es wurde herausgefunden,
dass eine weitere Erhöhung des
Homogenisationsdruckes nur einen geringen Einfluss auf die erzielbare
Partikelgröße hat.
Es gab nur eine relative kleine Verringerung der Parti kelgröße, als
der Homogenisationsdruck auf 4000 bar erhöht wurde (Fichera, M.A., Wissing,
S.A., Müller, R.H.,
Effect of 4000 bar homogenisation pressure on particle diminution
on drug suspensions, Int. Meeting on Pharm., Biopharm. and Pharm.
Technology, Nuremberg, 679–680,
2004). Bei diesem Beispiel führte eine
Erhöhung
des Homogenisationsdruckes von 1500 auf 4000 bar nur zu einer Verringerung
der Partikelgröße um 165nm
je 1000 bar Druckerhöhung.
Im Gegensatz dazu konnte beim Erhöhen des Homogenisationsdruckes
von 500 bar auf 1500 bar eine Reduktion der Partikelgröße um 547
nm festgestellt werden. Es scheint, dass es einen exponentiellen
Zusammenhang zwischen der erforderlichen Erhöhung der Leistungsdichte zum
Erzielen einer bestimmten Partikelgröße gibt. Zusätzlich nimmt
die Abnutzung der eingesetzten Maschinen enorm zu, deshalb sind solch
hohen Drücke
für die
industrielle Produktion von Nanokristallen ungeeignet. Zusammenfassend kann
man feststellen, dass – wenn
man die Bedürfnisse
in der pharmazeutischen Produktion oder in anderen Bereichen berücksichtigt – die Homogenisationsdrücke im Bereich
von 1000–2000
bar liegen sollten. Aus diesem Grund mussten neue Ansätze gefunden
werden, um kleinere Partikelgrößen zu erzielen.
Es gibt eine vorherrschende Literaturmeinung, dass eine Erhöhung des
Homogenisations-druckes keine Lösung
darstellt, um zu kleineren Nanokristallen zu gelangen, zusätzlich beschreiben
alle bisher veröffentlichten
Daten immer nur eine durch Homogenisation erzielbare Partikelgröße von größer 200nm.
Ein
sehr alter Ansatz zur Herstellung von Nanokristallen ist die Präzipitation,
in den alten Arzneibüchern
als „via
humida paratum" (auf
flüssigem Wege
bereitet) beschrieben. Dabei wird der Wirkstoff in einem Lösungsmittel
gelöst,
diese Lösung
wird schnell zu einem Nicht-Lösungsmittel
(welches mit dem Lösungsmittel
mischbar ist) gegeben, wobei der Wirkstoff ausfällt.
Die
Partikel werden im Allgemeinen mit Tensiden oder polymeren Stabilisatoren
stabilisiert. Dieses Prinzip wurde angewendet, um die sogenannten „Hydrosole" herzustellen (
US 5,389,382 ). Später wurden
einige Modifikationen dieses Präzipitationsprinzipes
beschrieben (
US 6,251,945 ).
Es gibt aber einige Probleme, die mit dem Präzipitationsprinzip verbunden
sind. Das Hauptproblem ist, die präzipitierten Kristalle in Nanometerbereich
zu stabilisieren. Die Nanokristalle versuchen zu wachsen und Mikrokristalle
zu bilden. Ein Ansatz, dies zu verhindern, ist die sofortige Trocknung
der hergestellten Suspension, z.B. durch Lyophilisation (Sucker,
H., Hydrosole – eine
Alternative für
die parenterale Anwendung von schwer wasserlöslichen Wirkstoffen, in: Müller, R.
H., Hildebrand, G. E., (Hrsg.), Pharmazeutische Technologie: Moderne
Arznei-formen, 2. Auflage, 1998, WVG, Stuttgart)). Ein alternativer
Ansatz ist die Fällung
der Partikel mit anschließendem
Eintrag von Energie (z.B. durch Scherkräfte oder Ultraschall (
US 6,607,784 ). Diese Kräfte können z.B.
durch Hochg-eschwindigkeitsmischer oder verschiedene Hochdruckhomoge-nisatoren
(z.B. Geräte
der Firmen APV Gaulin, NiroSoavi, Avestin) oder im Fall der Ultraschallverwendung
durch Geräte
der Fima Sonics aufgebracht werden. Die Behandlung mit Kräften führt dabei
zu einer Stabilisierung der hergestellten Partikel, die Kristalle
verändern
ihre Größe während der
Lagerung nicht, im Gegensatz zu den Kristallen, die nicht mit Scherkräften behandelt
wurden. Dadurch gelten für
diese Methode bezüglich
der minimal erreichbaren Partikelgröße die gleichen Beschränkungen
wie für
die oben beschriebenen Methoden der Hochdruckhomogenisation (US 5,858,410/
WO0103670). Zusätzlich
ist es bei der Anwendung dieser Präzipitationsmethode – zumindest
in den meisten Fällen – erforderlich,
dass Lösungsmittel
zu entfernen. Im Allgemeinen ist aber jedes Lösungsmittel zumindest in einem
bestimmten Umfang in dem Nicht-Lösungsmittel
(z.B. Wasser) löslich,
das bedeutet, dass immer ein gewisser Restgehalt im Wasser zurückbleibt.
Außerdem
kann das Entfernen des Lösungsmittels
zu einer Aggrega tion der Nanokristalle oder sogar zum Partikelwachstum führen. Deshalb
wäre ein
Zerkleinerungs- oder Herstellungsprozess wünschenswert, der die Verwendung
von Lösungsmitteln
ausschließt.
Arzneistoffnanokristalle
besitzen zwei besonders vorteilhafte physikalische Eigenschaften, zum
einen die gesteigerte Sättigungslöslichkeit
und zum anderen die vergrößerte Oberfläche.
Beide
Eigenschaften führen
zu einem Anstieg der Auflösungsgeschwindigkeit
nach dem Gesetz von Noyes-Whitney. Im Allgemeinen ist es vorteilhaft,
Nanopartikel so klein wie möglich
zu verwenden, um eine maximale Verbesserung der oralen Bioverfügbarkeit
oder eine sehr schnelle Auflösungsgeschwin-digkeit
im Blut nach intravenöser
Verabreichung zu erzielen. Um solch kleine Nanopartikel mit den
bis dato bekannten Methoden herzustellen, ist eine relativ große Anzahl
von Homogenisationszyklen erforderlich. Das ist nicht vorteilhaft
für den
Produktionsprozess. Eine möglichst
geringe Zyklenzahl ist ideal, um die Produktionskosten zu senken
und eine Kontamination des Produktes mit Geräteabrieb zu minimieren. Aus
diesem Grund wäre
es vorteilhaft, die Anzahl der benötigten Zyklen deutlich zu senken. Außerdem kann
im Fall von sehr harten Arzneistoffen eine Reduktion der Partikelgrößen in den
Nanometerbereich bisher kaum oder gar nicht erreicht werden. Bei
der Verwendung von Hochdruck-homogenisatoren werden relativ hohe
Drücke
aufgebracht, so dass auch die Abnutzung der Geräte im Allgemeinen höher ist,
als bei der Verwendung von Niedrieg-Energie-Geräten.
Aus diesem Grund wäre
es auch wünschenswert,
wenn man auch Nanokristalle mit solchen Niedrig-Energie-Geräten, wie
z.B. Rotor-Stator-Mischer oder auch mit Kugelmühlen bei deutlich reduzierten
Mahlzeit herstellen könnte.
Alle aufgeführten
Aspekte wurden in der vorliegenden Erfindung realisiert.
Beschreibung
der Erfindung
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, das einen sehr schnellen
Trocknungsschritt eines Produktes mit der anschließenden Einwirkung von
mittleren oder hohen Schwerkräften
auf dieses Produkt verbindet. Der Wirkstoff wird in einem geeigneten
Lösungsmittel,
in dem er eine gute Löslichkeit besitzt,
gelöst.
Das Lösungsmittel
kann – aber
muss nicht – zusätzliche
Stoffe, wie z.B. Tenside, Polymere, polymerische Stabilisatore,
Kohlenhydrate, Elektrolyte oder Nichtelektrolyte enthalten.
Beispiele
für Lösungsmittel
sind: N-Methyl-2-pyrrolidinon, 2-Pyrrolidon,
Dimethylacetamid, Milchsäure,Ethanol,
Methanol, Isopropanol, Aceton, Chloroform, Dichlormethan, Dimethylsulfoxid,
N-Propanol, Glycerol, Ethylenglycol, Dimethylformamid, Dimethylacetamid,
organische Säuren
(z.B. Essigsäure,
Ameisensäure,
Fumarsäure).
In
einigen Fällen
ist es wünschenswert,
Wirkstoffe in nanokristalliner Form voliegen zu haben, die in nichtwässrigen
Medien schwerlöslich
sind. Diese Wirkstoffe können
in Wasser löslich
sein, sollen aber für
ihre Anwendung in einem nichtwässrigen
Medium in nanokristalliner Form dispergiert vorliegen. Diese Wirkstoffe
würden
in Wasser gelöst
werden, die Lösung
würde einem
sehr schnellen Trocknungsschritt unterzogen werden und anschließend würde dieses Produkt
in einem nichtwässrigen
Medium weiterverarbeitet werden, in welchem der Wirkstoff eine geringe
Löslichkeit
besitzt.
Typische
Tenside oder stabilisierende Substanzen, die dem Lösemittel
zugesetzt werden können,
sind z.B. Verbindungen aus der Reihe der Poloxamere, Poloxamine,
ethoxylierten Mono- und Diglyceride, ethoxylierten Lipide und Lipoide,
ethoxylierten Fettalkohole und Alkylphenole, ethoxylierten Fettsäureester, Polyglycerinether
und -ester, Lecithine, Ester und Ether von Zuckern oder Zuckeralkoholen
mit Fettsäuren
oder Fettalkoholen, Phospholipide und Sphingolipide, Sterine, deren
Ester oder Ether sowie deren Mischungen dieser Verbindungen. Daneben kommen
auch Eilecithin, Sojalecithin oder hydrierte Lecithine, deren Mischungen
oder Mischungen aus einem oder beiden Lecithinen mit einer oder
mehreren Phopholipidkomponenten, Cholesterin, Cholesterinpalmitat,
Stigmasterin oder andere Sterine in Frage, um der Lösung zugesetzt
zu werden.
Unter
Umständen
kann es erforderlich sein, der Lösung
weitere Substanzen zuzusetzten, um die Eigenschaften der Lösung selbst
oder die Eigenschaften des aus der Lösung hergestellten trokkenen Pulvers
zu beeinflussen. Dazu kommen unter anderem in Frage: Diacetylphosphat,
Phosphatidylglycerol, gesättigte
oder ungesättigte
Fettsäuren,
Natriumcholat, Peptisatoren oder Aminosäuren, sowie Celluloseether
und -ester, Polyvinyl-derivate, Alginate, Xanthane, Pektine, Polyacrylate,
Poloxamere und Poloxamine, Polyvinlyalkohol, Polyvinyl-pyrrolidon oder
Glucose, Mannose, Trehalose, Mannit und Sorbit, Fructose, Natriumcitrat,
Natriumhydrogenphosphat, Natriumdihydrogenphosphat, Natriumchlorid, Kaliumchlorid,
Glycerin. Wenn erforderlich können dem
Lösungsmittel
auch Farbstoffe, entweder in gelöster
Form oder in unlöslicher
Form als Pigmente, zugesetzt werden.
Die
Konzentrationen solcher Komponenten liegen pro Komponente, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Lösung,
bevorzugt im Bereich von 1 bis 90%, insbesondere von 1 bis 20% und
bevorzugt unterhalb von 10% liegen, Idealerweise unterhalb von 0,01
bis 5%.
Diese
Lösung,
die einen oder mehrere Wirkstoffe und einen oder mehrere Hilfsstoffe
enthalten kann, wird dann weiterverarbeitet. Dazu wird sie einem
sehr schnellen Trocknungsprozess, beispielsweise mit Hilfe eines
kommerziell verfügba ren Sprühtrockners,
unterzogen. Beispiele für
solche Sprühtrockner
sind Geräte
der Firmen Niro, Nubilosa, Caldyn, Büchi, APV, Trema etc..
Sprühtrocknung
ist als ein Prozess bekannt, der sowohl für die Verarbeitung von thermolabilen
als auch von thermostabilen Wirkstoffen angewendet werden kann.
Besonders durch die Verwendung von Lösungsmitteln mit niedrigem
Siedepunkt können auch
sehr temperaturempfindliche Stoffe verarbeitet werden.
Im
Gegensatz zu den in der Literatur beschriebenen Sprühtrocknungsmethoden
zu Herstellung kleiner und kleinster Partikel (
US 6,565,885 ;
US 6,696,084 , PCT/US00/34606), wird
das hier gewonnene Material durch die Anwendung von Scherkräften weiterverarbeitet.
Diese Scherkräfte
führen
zu, einem Produkt im Nanometerbereich, welches gleichzeitig eine
relativ geringe Partikelgrößenverteilung
aufweißt.
Im
Fall von oxidationsempfindlichen Stoffen kann sowohl der Trocknungsprozess
als auch die anschließende
Anwendung der Scherkräfte
unter Schutzgasatmosphäre
erfolgen.
Alternativ
können
z.B. auch Wirbelschichttrockner (z.B. Geräte der Firma Niro) oder sonstige Geräte (wie
z.B. Dünnschichtvakuumtrockner
oder Trockenwalzentrockner) verwendet werden, die zu einer schnellen
Trocknung durch Ent-ziehen des Lösemittels
führen.
Es ist lediglich erforderlich, dass der Lösemittelentzug relativ schnell
auftritt.
Allgemein
ist festzustellen, daß die
erfindungsgemäß angewendeten
mittleren bis hohen Kräfte
Scher-, Kavitations-, Mahl- und/oder
Ultraschallkräfte
sind, insbesondere Hochdruck-homogenisatoren, Jet-Stream-Geräte, Rotor-Stator-Kolloid-mühlen, Kugelmühlen, Zahnscheibenmixer,
Hochscherungsmischer oder Ultraschallapparaturen sind, wobei das
eingesetzte Gerät vorzugsweise
mit einer Leistungsdichte von 103 bis 1013 W/m3, insbesondere 106 bis 1013 W/m3 arbeitet, wobei die mittleren Kräfte vorzugsweise
von 106 bis 107 oder
108 W/m3 reichen und
die hohen Krafte vorzugsweise im Bereich von 109 oder
1010 bis 1012 oder
1013 W/m3 liegen.
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zeichnet sich dadurch aus, daß der
Lösungsmittelentzug/die Trocknung
des in dem Trocknungsvorgang befindlichen Anteil der hergestellten
Lösung
innerhalb von 5 Sekunden, vorzugsweise innerbalb von 2, insbesondere
von 1, bevorzugter 0,5, und noch bevorzugter innerhalb von 0,1 Sekunden
erfolgt.
Ferner
zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren
dadurch aus, daß der
Lösungsmittelentzug/die
Trocknung zu einem Restlösungsmittelgehalt/Restfeuchtigkeit
von maximal 10 Gew.%, bevorzugt 5 Gew.%, bevorzugter 1 Gew.%, insbesondere 0,5
Gew.% spezieller 0,1 Gew.% oder darunter führt.
Die
zu verarbeitenden Wirkstoffe können
aus verschiedensten Bereichen stammen, d.h. es können pharmazeutische Wirkstoffe,
kosmetische Wirkstoffe, aber auch Zusatzstoffe für die Nahrungsmittelindustrie
sowie Materialen für
andere technische Bereiche verarbeitet werden, die bevorzugt als
nanokristallines Material vorliegen sollen, wie z.B. Farbstoffe
und Farbstoffpigmente für
Farben und Lacke oder für
kosmetische Anwendungen.
Pharmazeutische
Wirkstoffe können
aus den nachfolgend aufgeführten
therapeutischen Gebieten stammen (ggf. in Form ihrer wenig wasserlöslichen Form,
z. B. als Base anstelle des Hydrochlorids):
Beispiele für in Form
einer Nanosuspension zu verarbeitende Arzneistoffgruppen sind:
1. Analgetika/Antirheumatika
- z.B. Morphin, Codein, Piritramid, Fentanyl, Levomethadon,
Tramadol, Diclofenac, Ibuprofen, Dexibuprofen, Ketoprofen, Dexketoprofen,
Meloxicam, Indometacin, Naproxen, Piroxicam, Rofecoxib, Celecoxib,
2. Antiallergika
- z.B. Pheniramin, Dimetinden, Terfenadin, Astemizol, Loratidin,
Desloratadin, Doxylamin, Meclozin, Fexofenadin, Mizolastin
3. Antibiotika/Chemotherapeutika
- z.B. Rifamoicin, Ethambutol, Thiazetazon, Buparvaquon, Atovaqon,
Tarazepid
4. Antiepileptika
- z.B. Carbamazepin, Clonazepam, Mesuximid, Phenytoin, Valproinsäure
5. Antimykotika
- a) intern:
z.B. Natamycin, Amphotericin
B, Miconazol, Itraconazol
- b) extern ausserdem:
z.B. Clotrimazol, Econazol, Fenticonazol,
Bifonazol, Ketoconazol, Tolnaftat
6. Corticoide (Interna)
- z.B. Aldosteron, Fludrocortison, Betametason, Dexametason,
Triamcinolon, Triamcinolonacetonid, Fluocortolon, Hydrocortison,
Hydrocortisonacetat, Prednisolon, Prednyliden, Cloprednol, Budesonid,
Methylprednisolon
7. Dermatika
- a) Antibiotika:
z.B. Tetracyclin, Erythromycin,
Framycetin, Tyrothricin, Fusidinsäure
- b) Virustatika wie oben, ausserdem:
z.B. Vidarabin
- c) Corticoide wie oben, ausserdem:
z.B. Amcinonid, Flupredniden,
Alclometason, Clobetasol, Halcinonid, Fluocinolon, Clocortolon,
Flumetason, Diflucortolon, Fludroxycortid, Halometason, Desoximetason,
Fluocinolid, Fluocortinbutyl, Flupredniden, Prednicarbat, Desonid
8. Hypnotika, Sedativa
- z.B. Cyclobarbital, Pentobarbital, Methaqualon, Benzodiazepine
(Flurazepam, Midazolam, Nitrazepam, Lormetazepam, Flunitrazepam,
Triazolam, Brotizolam, Temazepam, Loprazolam)
9. Immuntherapeutika und
Zytokine
- z.B. Azathioprin, Ciclosporin
13. Lokalanaesthetika
- a) intern:
z.B. Butanilicain, Mepivacain,
Bupivacain, Etidocain, Lidocain, Articain
- b) extern ausserdem:
z.B. Oxybuprocain, Tetracain, Benzocain
10. Migränemittel
- z.B. Lisurid, Methysergid, Dihydroergotamin, Ergotamin,
Triptane (wie z.B. Zolmitriptan, Sumatriptan, Rizatriptan)
11. Narkosemittel
- z.B. Methohexital, Propofol, Etomidat, Ketamin, Thiopental,
Droperidol, Fentanyl
12. Nebenschilddrüsenhormone,
Calciumstoffwechselregulatoren
13. Ophthalmika
- z.B. Cyclodrin, Cyclopentolat, Homatropin, Tropicamid, Pholedrin,
Edoxudin, Aciclovir, Acetazolamid, Diclofenamid, Carteolol, Timolol,
Metipranolol, Betaxolol, Pindolol, Bupranolol, Levobununol, Carbachol
14. Psychopharmaka
- z.B. Benzodiazepine (Lorazepam, Diazepam), Clomethiazol
15. Sexualhormone und
ihre Hemmstoffe
- z.B. Anabolika, Androgene, Antiandrogene, Gestagene, Estrogene,
Antiestrogene
16. Zytostatika und Metastasehemmer
- a) Alkylantien wie Melphalan, Carmustin, Lomustin,
Cyclophosphamid, Ifosfamid, Trofosfamid, Chlorambucil, Busulfan,
Prednimustin, Thiotepa
- b) Antimetabolite wie Fluorouracil, Methotrexat, Mercaptopurin,
Tioguanin
- c) Alkaloide wie Vinblastin, Vincristin, Vindesin
- d) Antibiotoka wie Dactinomycin
- e) Taxol und verwandte bzw. analoge Verbindungen
- f) Dacarbazin, Estramustin, Etoposid Pharmazeutische Wirkstoffe
von besonderem Interesse sind Oxaliplatin, Paclitaxel, Taxane, Ketoconazol,
Itraconazol, Ibu profen, Naproxen, Omeprazol, Pantoprazol, Loratadin,
Desloratadin, Loperamid, Daglutril.
Die
so erhaltenen trockenen Pulver, die nach der oben beschriebenen
Methode hergestellt wurden, besitzen eine Partikelgröße im Bereich
von ca. 1μm
bis 10μm,
manchmal bis etwa 30–50μm. In den meisten
Fällen
ist das erhaltene Produkt kristallin oder fast kristallin (Beispiele
8–11).
Abhängig
von den chemischen Eigenschaften und dem Schmelzpunkt der Wirkstoffe,
kann das trockene Produkt auch teilweise amorph oder amorph sein.
Anschließend wird
das erhaltene Pulver in einem Nichtlösemittel mittels herkömmlicher
Rührmethoden
dispergiert, z.B. durch eine Hochgeschwindigkeitsrührscheibe.
Die dabei aufzuwendenden Rührkräfte sind
relativ gering und sollen gerade ausreichen, um das trockene Produkt
in eine Suspension zu überführen. Wenn
notwendig, können
die Partikel durch die Zugabe von Tensiden, Antiflokkulantien (z.B.
Natriumcitrat) und polymere Stabilisatoren, wie bereits oben beschrieben,
stabilisiert werden. Es können
also der aus dem Pulver herzustellenden Lösung einzelne oder mehrere
Stoffe der oben genannten Beispiele zugesetzt werden, um die Partikeldispersionen
in gewünschter
Form zu beeinflussen.
Auf
die so hergestellten Suspensionen werden dann mittlere oder hohe
Schwer- und/oder Kavitationskräfte
angewendet. Mittlere Scherkräfte
können
durch Rotor-Stator-Rührsysteme
(Leistungsdichte: 106/107 W/m3)
oder alternative Geräte
wie z.B. Zahnscheiben aufgebracht werden. Alternativ können Geräte mit höherer Leistungsdichte
im Bereich von 109/1013 W/m3 verwendet werden, mit deren Hilfe dann
hohe Kräfte
auf die Suspensionen aufgewendet werden können. Beispiele für solche
Geräte
sind Strahl-Homogenisatoren oder Kolben-Spalt-Homogenisatoren (z.B.
Geräte der Serien
Avestin, APV Gaulin, Niro Soavi) oder Ultraschallerzeuger der Firma
Sonics.
Methoden,
die in der Literatur beschrieben werden, wie z.B. die Hydrosol-Methode
(Sucker, H., Hydrosole – eine
Alternative für
die parenterale Anwendung von schwer wasserlöslichen Wirkstoffen, in: Müller, R.
H., Hildebrand, G. E., (Hrsg.), Pharmazeutische Technologie : Moderne
Arzneiformen, 2. Auflage, 1998, WVG, Stuttgart) und die Micropräzipitationsmethode
(
US 6,607,784 ) erfordern,
dass das Lösungsmittel,
welches zum Auflösen
des Wirkstoffesverwendet wird, mit dem Dispersionsmedium mischbar
ist, welches für
die Herstellung der Nanosuspension Anwendung findet. Diese Vorraussetzungen brauchen
bei der hier beschriebenen Erfindung nicht erfüllt sein, es kann nahezu jedes
Lösungsmittel
verwendet werden, in welchem der zu verarbeitende Wirkstoff gelöst werden
kann. Das verwendete Lösungsmittel
muss nicht mit dem Dispersionsmedium zur Herstellung der Nanosuspension
mischbar sein. Das eröffnet
außerdem
auch die Möglichkeit
der Verwendung relativ toxischer Lösungsmittel, wie z.B. Chloroform
oder Dimethylsulfoxid, da diese durch oder nach dem schnellen Trocknungsprozess
sehr effizient entfernt werden können.
Die zurückbleibenden
Restkonzentrationen bewegen sich im unteren ppm-Bereich und werden
bei der Herstellung der Nanosuspension noch weiter verdünnt. Das
führt zu
einer insgesamt viel geringeren Kontamination mit Lösungsmitteln,
als dies bei der Anwendung der bisher bekannten Methoden möglich ist.
Durch
die Anwendung der Hochdruckhomogenisation auf eine wässrige Suspension
des Arzneistoffs Ibuprofen konnte kein nanokristallines Material erhalten
werden. Die Partikelgröße, die
mit Hilfe der Photonenkorrelationsspektroskopie bestimmt wurde, lag
bei 1172 nm (Beispiel 1). Sogar eine Erhöhung der Zyklenzahl auf 60
Homogenisationszyklen führte nur
zur einer vernachlässigbar
kleineren Zerkleinerung auf 1150nm. Das heißt, dass man im Fall von relativ
harten Materialien bei Anwendung der bisher bekannten Methoden nicht
in der Lage ist, leicht Arzneistoffnanokristalle herzustellen. Dann
wurde Ibuprofen nach der erfindungsgemäßen Methode hergestellt. Dazu
wurde es sprühgetrocknet
(Beispiel 8) und das sprühgetrocknete
Pulver in einer Tensidlösung
dispergiert (Beispiel 2).Bereits nach 20 Homogenisationszyklen konnten
Arzneistoffnanokristalle mit einer Größe von 636 nm erzielt werden.
Der Polydispersitätsindex
(PI) von 0.169 zeigte eine relative enge Partikelgrößenverteilung
an, die im Bereich von Emulsionen für parenterale Ernährung lag
(Müller R.H.,
Heinemann, S. Surface Modelling of Microparticles as Parenteral
Systems with High Tissue Affinity. In: Gurny, R., Juninger, H. E.,
ed. Bioadhesion – Possibilities
and Future Trends: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart;
1989, 202–14).
Die Anwendung der Erfindung führte
also bei identischer oder ähnlicher
Zyklenzahl zu einer Halbierung der erreichten Partikelgröße im Vergleich
zur bekannten Methode.
Für bestimmte
Anwendungen werden größere Nanokristalle
bevorzugt, z.B. um verlängerte
Blutspiegel nach peroraler Applikation zu erzielen. Zu feine Nanokristalle
würden
sich zu schnell auflösen,
aus diesem Grund werden manchmal Nanokristalle im oberen Nanometerbereich
bevorzugt. Mit dem hier dargestellten Prozess war man in der Lage,
Nanokristalle mit einer Größe von 930
nm innerhalb von 5 Homogenisationszyklen herzustellen (Beispiel
2). Das ist für
eine industrielle Produktion sehr vorteilhalft.
In
der Literatur wird postuliert, dass die Partikelgrößenverkleinerung
bevorzugt bei der Verwendung von amorphen Stoffen als Ausgangsmaterial auftritt.
Das hier verwendete sprühgetrocknete
Ibuprofen war Ergbenissen der Diffential Scanning Calorimetry (DSC)
aber eindeutig kristallin (Beispiel 3).
Aus
diesem Grund kann die überraschende Effizient
der Partikelgrößenverkleinerung
nicht durch die Verwendung von amorphem Ausgangsmaterial begründet werden.
In
der Literatur wird weiterhin beschrieben, dass die Verwendung von
mikronisiertem Ausgangsmaterial die Partikelgrößenverkleinerung begünstigt, dass
heißt
zu kleineren Partikeln nach weniger Homogenisationszyklen führt. Das
für die
Sprühtrocknung
verwendete Glibenclamid wurde bezüglich der Partikelgröße analysiert
(Beispiel 6), dann wurde dieses Pulver in Ethanol (96% v/v) gelöst und sprühgetrocknet.
Dieses sprühgetrocknete
Pulver wurde wiederum bezüglich
der Partikelgröße untersucht.
Für die
Partikelgrößenbestimmung
wurde die Laserdiffraktometrie angewendet. Dazu wurden die trockenen
Pulver, sowohl das Ausgangsmaterial als auch das sprühgetrocknete
Produkt, in tensidhaltigem Wasser dispergiert und mit Hilfe eines
Coulter LS 230 (Coulter Electronics, USA) analysiert. 2 in Beispiel 6 zeigt, dass
die Partikelgrößenverteilungen beider
Pulver nahezu identisch sind. Aus diesem Grund kann die überraschende
Partikelgrößenreduktion,
die bei dem neuen Prozess auftritt, nicht mit einer unterschiedlichen
Größe des Ausgangsmaterials begründet werden.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass weder ein amorpher Charakter
des Ausgangsmaterials noch eine geringere Größe des Ausgangsmaterials eine
Rolle spielten. Diese Faktoren begründen nicht die erzielten Zerkleinerungseffekte.
Glibenclamid
wurde zunächst
nach der bereits bekannten Methode hergestellt (
US 5,858,410 ) (Beispiel 4, Charge
Glb-A). Dafür
wurde das pulverisierte Ausgangsmaterial in einer Tensidlösung (enthielt
1% Poloxamer 188 und 0.2% Natriumdodecylsulfat (SDS) w/w) dispergiert
und mit 20 Zyklen bei 1500 bar mit einem Micron LAB 40 (APV Gaulin, Deutschland)
homogenisiert. Der PCS-Durchmesser lag bei 1106 nm und der PI von
0.545 deutet auf eine sehr breite Partikelgrößenverteilung. Die Anwendung der
neuen Methode (Beispiel 4 Glb-B) unter denselben Bedingun gen führte zu
Arzneistoffnanokristallen mit einem PCS-Durchmesser von 406 nm und einem Polydispersitätsindex
von 0,264 bereits nach einem Homogenisationszyklus. Das bedeutet,
das trotz der Anwendung von vielen Homogenisationszyklen mit der
traditionellen Methode das Produkt außerhalb des Nanometerbereiches
ist und eine breite Partikelgrößenverteilung
aufweißt.
Die Anwendung eines einzigen Homogenisationszykluses, die gleichzeitig zu
einer Halbierung der Partikelgröße führt, ist
natürlich
sehr produktionsgeeignet.
Der
pharmazeutische Wirkstoff Hydrocortisonacetat wurde konventionell
verarbeitet, in dem er in einer Tensidlösung (1% Poloxamer 188 und
0.2% SDS w/w) bei 1500 bar mit 20 Zyklen homogenisert wurde. Arzneistoffnanokristalle
mit einem PCS-Durchmesser
von 716 nm und einem PI von 0.45 wurden erhalten (Beispiel 7). Die
Anwendung des hier beschriebenen Prozesses (Beispiel 7 Hca-B) führte zu
einer Partikelgröße von 476
nm und einem PI von 0.170 bereits nach 10 Homogenisationszyklen.
Wiederum wurde also eine Partikelgrößenverteilung erzielt, wie
sie für
parenterale Fettemulsionen beschrieben wird.
Arzneistoffnanokristalle
wurden auch in Dispersionsmedien, die aus Wasser und mit Wasser mischbaren
Substanzen zusammengesetzt waren, hergestellt. Wenn man den Arzneistoff
Hydrocortisonacetat in einer Mischung aus Wasser:Glycerol (50:50
w/w) entsprechend der erfindungsgemäßen Methode prozessiert, erhält man nach
30 Homogenisationszyklen eine Partikelgröße von 637 nm (Beispiel 12).
Für die orale
Verabreichung von ist es von besonderem Interesse, Arzneistoffnanokristalle
in nichtwässrigen
Medien, wie z.B. Polyethylenglykolen (PEG) oder verschiedenen natürlichen
oder synthetischen Ölen
und Fetten (z.B. medium chain triglycerides – MCT) herzustellen. Diese
Suspensionen können
dann direkt in Hard- oder Weichgelatinekapseln gefüllt werden.
Der
Arzneistoff Amphotericin B wurde ebenfalls nach der erfindungsgemäßen Methode
verarbeitet. Sprühgetrockneter
Arzneistoff wurde dazu in einer Tensidlösung (0.5% Tween 80) in PEG
300 dispergiert und anschließend
bei 1500 bar 15 Zyklen homogenisiert. Eine Partikelgröße von LD
50% 172 nm und LD 99% von 658 nm wurde erhalten (Beispiel 13).
Hochkdruckhomogenisatoren
oder allgemeiner Geräte
mit einer hohen Leistungsdichte unterliegen einem höheren Geräteverschleiß als Geräte mit geringerer
Leistungsdichte. Trotz der Tatsache, dass Hochdruckhomogenisatoren
sogar unter besonders harten Bedingungen nur zu einer unkritischen
Produktkontaminations führen
(Krause, K.P., et al., Heavy metal contamination of nanosuspensions
produced by high-pressure homogenisation. Int J Pharm, 2000. 196(2):
p. 169–72.)),
ist es im Allgemeinen wünschenswert,
Geräte
mit niedrigerer Leistungsdichte einsetzen zu können, um Partikel im Nanometerbereich
zu erzielen.
Sprühgetrocknetes
Glibenclamid wurde in einer wässrigen
Tensidlösung
(1% Poloxamer und 0.2% SDS) dispergiert und 1 Minute bei 20.000
Umdrehungen pro Minute mit einem Ultra-Turrax (Janke & Kunkel) behandelt.
Bereits dadurch konnte eine Partikelgröße von 961 nm erzielt werden
(Beispiel 14)
Die
Partikelgrößenbestimmung
wurde unter Nutzung der Laserdiffraktometrie (LD) und der Photonenkorrelationsspektroskopie
(PCS) durchgeführt. Die
Laserdiffraktometrie wurde mit einem Coulter LS 230 (Beckman-Coulter,
USA) durchgeführt
und liefert als Ergebnis einen volumenbezogene Partikelgrößenverteilung.
Die zur Bestimmung herangezogenen Parameter waren die Durchmesser
50% (LD 50%) und LD 99%. LD 50% bedeutet, dass 50% der Partikel
bezogen auf deren Volumens einen Durchmesser unter dem angegebenen
Wert besitzen. Die PCS-Analyse wurde mit einem Zetasizer 4 (Malvern Instruments,
GB) durchgeführt.
Die PCS ergibt einen mittleren Partikeldurchmesser (z-average) der Hauptpopulation
und einen Polydisperitätsindex
(PI) als Maß für die Breite
der Partikelgrößenverteilung. Der
PI für
relativ enge Verteilungen liegt zwischen 0,1–0,2, Werte größer als
0,5 und mehr weisen auf eine sehr breite Partikelgrößenverteilung
hin.
Die
Differenz Scanning Kalorimetrie (DSC) wurde mit eines Mettler Toledo
DSC 821 (Mettler Toledo, Deutschland). Die Aufheizrate betrug 5
K/min.
Die
Erfindung ist dadurch charakterisiert, dass partikuläres Material
in Nanometerbereich durch Aufwendung einer relativ geringen Anzahl
an Homogenisationszyklen bzw. durch eine relativ kurze Einwirkung
von Scher- und Kavitationskräften
erzielt werden kann. Bereits nach 1–5 Zyklen sind die Partikeldurchmesser
normalerweise unter 1000 nm, sehr oft unter 800 nm und im Falle
von weicheren Materialen unter 700 nm. Eine Erhöhung der Zyklenzahl führt zu Partikeln
mit einer Partikelgröße von unter 500
nm und bei höherer
Zyklenzahl können
300–400 nm
erreicht werden. Bei einer größeren Zyklenzahl, insbesondere
bei einer Erhöhung
des Homogenisationsdruckes von 1500 bar auf 2000 bar, können Größen von
unter 200 nm erreicht werden, in einigen Fällen sogar Größen kleiner
100 nm.
Die
Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen im Nanometerbereich
ist für
verschiedenste Applikationswege vorteilhaft. In topischen Zubereitungen
für Applikationen
auf der Haut erhöhen
nanokristalline Formen die Sättigungslöslichkeit,
was zu einer verbesserten Penetration in die Haut führt. Nach
der oralen Verabreichung ist die Auflösungsgeschwindigkeit verbessert.
Die erhöhte
Sättigungslöslichkeit
führt zu
einem erhöhten
Konzentrationsgradienten, was wiederum zu erhöhten Blutkonzentrationsspiegeln
führt.
Auch die parenterale Verabreichung über eine intravenöse Injektion
ist möglich, wobei
die sich schnell auflösenden
Nanokristalle die Injektion einer Lö sung imitieren. Die Injektion
in Körperhöhlen oder
die intramuskuläre
Verabreichung schafft Depots, die zu verlängerten Blutspiegeln im Vergleich
zur intravenösen
Applikation führen.
Eine weitere Anwendung für
Arzneistoffnanokristalle wäre z.B.
die Verabreichung am oder im Auge, die zu einer verlängerten
Verweildauer des Wirkstoffs am Auge führt. Arzneistoffnanokristalle
können
durch die Verwendung geeigneter Tenside oder Stabilisatoren positiv
geladen werden, was zu einer erhöhten
Adhäsivität an der
Haut und an Hautanhangsprodukten, wie z.B. Haaren, führt. Eine
Partikelgröße im Nanometerbereich
ist auch z.B. für
die Nahrungsmittelindustrie vorteilhaft, da Hilfsstoffe viel besser
in der Nahrung verteilt werden können,
z.B. Zusatzstoffe beim Backen. Nanokristalline Farbstoffe verbessern
den Farbeffekt und die Farbintensität von kosmetischen Produkten,
aber auch von Farben für
verschiedene andere Anwendungen. Nanokristallines Material ist auch
für die
Textilindustrie von Interesse (z.B. um Materialien herzustellen,
die eine große
Adhäsivität an Textilfasern
aufweisen, besonders wenn diese entgegengesetzt zur Textilfaser
aufgeladen sind).
Die
Erfindung beschreibt daher ganz allgemein einen Prozess, um Nanopartikel
auf eine sehr effektive Weise, unter Verwendung einer Kombination
aus einem schnellen Trocknungsprozess mit anschließender Anwendung
von mittleren oder hohen Scherkräften,
herzustellen. Der Wirkstoff wird in einem Lösungsmittel gelöst, Hilfstoffe,
wie Tenside, Polymere, Kohlenhydrate and andere verschiedene Hilfsstoffe
können
dieser Lösung
zugesetzt werden. Die Hilfstoffe können in dem verwendeten Lösemittel löslich sein
oder alternativ in diesem in partikulärer Form verteilt vorliegen.
Diese, den Wirkstoff in gelöster
Form enthaltende Flüssigkeit,
wird dann unter Verwendung von konventionellen Trocknungsgeräten (z.B.
Sprühtrocknern,
Wirbelschichttrockner, Trockenwalzentrockner, Dünnschichtvakuumtrockner) getrocknet
oder sprühgetrocknet.
Das erhaltene Pulver wird anschließend in einem flüssigen Medium, welches
Was ser, ein Mischung aus Wasser mit in Wasser mischbaren Flüssigkeiten
oder eine nichtwässrige
Flüssigkeit
sein kann, dispergiert. Das Dispersionsmedium kann z.B. Tenside,
polymere Stabilisatoren oder andere Zusatzstoffe enthalten. Die
entstandene Dispersion wird dann mittleren Scherkräften (z.B.
Rotor-Stator-Mischern,
Zahnscheiben) oder alternativ hohen Scher- und/oder Kavitationskräften unter
Verwendung von Hochdruckhomogenisatoren (Jet-Stream-Homogenisatoren,
Kolben-Spalt-Homogenisatoren) oder Kugelmühlen ausgesetzt. Es können auch
andere Geräte
Anwendung finden, die hohe Kräfte
(wie z.B. Kavitation oder Ultraschall) auf die Partikel ausüben können. Die
aufgewendeten Kräfte
führen
zu einer Verringerung der Partikelgröße in den Nanometerbereich.
Die beschriebenen Methode ist dadurch charakterisiert, dass viel
weniger Energie benötigt
wird, als in den bisher beschriebenen Methoden zur Herstellung von
Nanokristallen und dass bei der Anwendung von hohen Scher- und Kavitationskräften viel
weniger Homogenisationszyklen erforderlich sind. Beide Faktoren
sind vorteilhaft, da eine Produktkontamination durch Abnutzung der
Geräte
reduziert ist. Zusätzlich
werden die Produktionskosten durch eine viel schnellere Herstellung
aufgrund der verringerten Anzahl der benötigten Homogenisationszyklen
reduziert. Für
Wirkstoffe, deren Partikelgröße bisher
kaum oder gar nicht bei Aufwendung einer akzeptablen Zyklenzahl
in den Nanometerbereich gebracht werden konnte, stellt die beschriebene
Methode die einzige Herstellungsmöglichkeit zur Produktion von
Nanopartikeln dar.
Die
erhaltenen Nanopartikel können
in verschiedenen Bereichen angewendet werden, z.B. im pharmazeutischen
Bereich, in der Kosmetikindustrie, der Nahrungsmittelindustrie,
der Textilindustrie und andere technischen Bereichen.
Anders
ausgedrückt
beschreibt die vorliegende Erfindung einen Prozess zur Herstellung
von pharmazeutischen, kosmetischen oder anderen Wirkstoffen in nanopartikulärer Form,
d.h. die Partikel besitzen eine mittlere Größe von weniger als 1000 nm.
Der Wirkstoff wird in einem Lösemittel,
dem verschiedene Hilfsstoffe optional zugesetzt werden können, gelöst und anschließend schnell
getrocknet. Das trockene Produkt wird in einem Dispersionmedium
verteilt und die erhaltene Suspension anschließend mittleren oder hohen Kräften (z.B.
Ultraschall, Kavitations- und/oder Scherkräften, z.B. erzeugt durch Hochdruckhomogenisatoren)
ausgesetzt, was zu einer Partikelgrößenverringerung in den Nanometerbereich
führt.
Die erhaltenen Nanosuspensionen dienen entweder selbständig als
Produkt oder werden weiterverarbeitet.
Die
folgenden Beispiele sollen die Erfindung verdeutlichen.