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Die
Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung hochkonzentrierter
Salpetersäure
aus dünner
Salpetersäure
durch Extraktivrektifikation mit Schwefelsäure. Die Hochkonzentrierung
von dünner
Salpetersäure
mit Schwefelsäure
ist ein seit Jahren mit Erfolg angewendetes Verfahren.
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Bereits
in der
DE 305553 A wird
von Pauling ein Verfahren zur Konzentrierung von wässriger
Salpetersäure
beschrieben, bei dem Salpetersäure
und das Extraktionsmittel jedes für sich oder im Gemisch erhitzt
werden und dann das heiße
Gemisch im Gegenstrom mit Luft oder anderen indifferenten Gasen abgetrieben
wird. Dieses Verfahren ist vom Prinzip und vom Regelungsaufwand
einfach zu betreiben, jedoch wird bei diesem Verfahren ein Großteil der
Energie von der eingesetzten Luft oder den indifferenten Gasen aufgenommen
und geht damit ungenutzt verloren.
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In
der
DE 1056095 A wird
beschrieben, dass die Salpetersäure
vor dem Einbringen in die Hochkonzentrierkolonne durch Wärmezufuhr
teilweise verdampft wird, dass der flüssige Anteil und der Dampf
an verschiedenen Stellen in die Hochkonzentrierkolonne eingebracht
werden und die flüssige Komponente
in der Kolonne dann mit Schwefelsäure zusammengeführt wird.
Nach einem ähnlichen
Prinzip wird auch in der
EP
0330351 B1 ein Verfahren beschrieben, bei dem der Hauptteil
der zu konzentrierenden Salpetersäure indirekt beheizt und verdampft wird
und die erzeugten Salpetersäurebrüden dann
im Gegenstrom mit einem Teilstrom des Extraktionsmittels in einer
Kolonne behandelt werden, um das Wasser zu entziehen. Zusätzlich wird
der verbleibende Teil der zu konzentrierenden Salpetersäure mit
einem Teil des Extraktionsmittels gemischt und diese Mischung wird
dann in einer Kolonne mit den konzentrierten Salpetersäurebrüden in Kontakt
gebracht um hier einen höher
konzentrierten Salpetersäurebrüden zu erzielen.
Weiterhin wird das verdünnte
Extraktionsmittel dann erhitzt, um Salpetersäure zu verdampfen. Anschließend wird
das verdünnte
Extraktionsmittel gesammelt, konzentriert und an mehreren Stellen
wieder zur Salpetersäurekonzentrierung
zurückgeführt. Als
Extraktionsmittel werden hier Schwefelsäure oder Magnesiumnitrat genannt. Durch
die Aufteilung sowohl des Salpetersäurestromes als auch des Extraktionsmittelstromes
in mehrere Teilströme,
muss bei diesem Verfahren ein sehr hoher Regelaufwand betrieben
werden. Da es sich um hochkorrosive Medien handelt ist dies mit
erheblichen Investitionskosten für
eine entsprechende Anlage verbunden. Auch ein Betrieb einer entsprechenden
Anlage erscheint sehr kompliziert, da alle Stoffströme aufeinander
abgestimmt geregelt werden müssen,
um eine konstante Produktqualität
und konstante Abwasserqualität
sicherzustellen. Bei leichten Schwankungen, beispielsweise der Eingangskonzentration
der dünnen Salpetersäure, können hier
erhebliche Betriebsstörungen
auftreten. Da die größere Menge
an Salpetersäure
indirekt verdampft wird, wird hier noch zusätzlich ein korrosionsbeständiger Wärmeaustauscher
mit Verdampfer benötigt,
was ebenfalls zu erhöhten
Investitionskosten führt.
Insgesamt entspricht dieses Verfahren nicht mehr den heutigen Anforderungen
an ein einfache Prozessführung mit
geringen Investitionskosten.
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In
der Offenlegungsschrift
DE
19920741 A1 wird ebenfalls ein ähnliches Verfahren beschrieben, bei
dem die rückkonzentrierte
Schwefelsäure
mit einem Teilstrom der dünnen
Salpetersäure
gemischt und anschließend
gekühlt
wird und die dabei abzuführende
Energie teilweise durch indirekten Wärmeaustausch dem verbleibenden
Teilstrom der dünnen Salpetersäure zugeführt wird.
Die Mischung aus Schwefelsäure
und Salpetersäure
wird dann weiter gekühlt
und auch an verschiedenen Stellen den hier eingesetzten Konzentrierkolonnen
zugeführt.
Die Nachteile für
die Prozessführung
und die Investitionskosten, die durch die Aufteilung sowohl des
Salpetersäurestromes
als auch des Extraktionsmittestromes in mehrere Teilströme entstehen,
wurden bereits beschrieben.
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Gericke
beschreibt in „Konzentrierung
von Salpetersäure
mit Schwefelsäure" in Chemie-Ingenieur-Technik
(1974), Bd. 46, Nr. 21, S. 894–899,
ebenfalls ein Verfahren mit Einsatz von gekühlter Schwefelsäure.
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In
der
US 1031864 A wir
ein Verfahren zur Konzentrierung von Salpetersäure mit 94%-iger Schwefelsäure beschrieben.
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Die
AT 48816 B beschreibt
die prinzipielle Möglichkeit
der Verwendung von Schwefelsäure
als Trockenmittel für
die Konzentrierung von Salpetersäure.
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Winterbauer
beschreibt in „Verbessertes Verfahren
zur Salpetersäurekonzentrierung
mit Magnesiumnitrat" in
Chemie-Ingenieur-Technik (2004), Vol. 76 (7), S. 865–898, ein
Verfahren basierend auf Magnesiumnitrat, wobei die Stoffeigenschaften
von Magnesiumnitrat verglichen zu Schwefelsäure stark unterschiedlich sind
und dadurch beide Verfahren nicht direkt vergleichbar sind.
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NORAM
TECHNOLOGIES beschreibt unter dem Thema Nitric Acid Concentration
(NAC) im Internet URL: http://www.noram-eng.com/technologies/nitricacid.html.
ein Verfahren zur Konzentrierung von Salpetersäure mit ungekühlter Schwefelsäure, wobei
diese eine Konzentration < 75%
haben muss.
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Die
AT 84774 B und die
DE 305553 A beschreiben
ein Verfahren zur Konzentrierung von Salpetersäure mit 92–93%-iger Schwefelsäure.
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Allen
neueren bekannten Verfahren ist gemeinsam, dass die Energie vornehmlich
durch indirekten Wärmeaustausch
dem System zugeführt
oder innerhalb des Systems verteilt wird und dass sowohl die Salpetersäure als
auch das Extraktionsmittel in einzelne Teilströme aufgeteilt werden wodurch
sich ein erhöhter
Investitions-, Regelungs- und Wartungsaufwand ergibt.
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Dem
erfindungsgemäßen Verfahren
liegt nun die Idee zugrunde, mit möglichst wenig apparativem Aufwand
und mit möglichst
einfacher Prozessführung
unter bestmöglicher
Ausnutzung der im System zur Verfügung stehenden Energie dünne Salpetersäure mit
Schwefelsäure
auf Konzentrationen > 99%
HNO3 aufzukonzentrieren.
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Dies
lässt sich überraschenderweise
einfach dadurch lösen,
dass bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die gesamte heiße
Schwefelsäure
aus der Rückkonzentrierung
direkt mit der gesamten kalten oder vorgewärmten dünnen Salpetersäure gemischt wird.
Die Mischung wir dann an geeigneter Stelle der Rektifizierkolonne
zugeführt.
Durch die Mischung wird auch ein Teil der Salpetersäure verdampft.
Die entstehenden Salpetersäuredämpfe werden,
da sie in ihrer Zusammensetzung dem Dampfdruck der Einzelkomponenten über der
Mischung entsprechen an gleicher Stelle der Rektifizierkolonne zugeführt. Durch
diese direkte Mischung der Ströme
entfallen entsprechende Wärmeaustauscher,
wie sie bei den bisherigen Verfahren nach dem Stand der Technik eingesetzt
werden. Da nur noch an einer Stelle in der Kolonne die gemischte
Säure und
die Salpetersäuredämpfe eingebracht
werden, wird die Kolonnenkonstruktion wesentlich vereinfacht und
damit auch die entsprechenden Investitionskosten. Nicht zuletzt
wird auch der Regelungsaufwand minimiert, was zum einen dazu führt, dass
der Prozess wesentlich einfacher kontrolliert werden kann, zum anderen
auch zusätzlich
Investitions- und Wartungskosten senkt, da wesentlich weniger Messinstrumente
benötigt
werden.
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Nach
den bisherigen Aussagen entsprechend dem Stand der Technik, speziell
nach der Darstellung in der Offenlegungsschrift
DE 1992074 A1 , sollte sich
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein ungünstiges
Verhältnis
von internem und externem Reflux ergeben, was zu einem vergleichsweise
höheren
Energiebedarf führen
müsste. Überraschenderweise
hat sich aber gezeigt, dass im Gegensatz zu den Erwartungen durch
den direkten Kontakt Energieverluste minimiert werden und durch
die optimale Energieausnutzung sogar, abhängig von der Eingangskonzentration
der dünnen
Salpetersäure,
der Gesamtenergieverbrauch noch gesenkt werden kann. Zusätzlich lässt sich
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
der Prozess zur Konzentrierung von Salpetersäure mit Schwefelsäure wesentlich
vereinfachen. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist somit, verglichen zu den bisherigen Verfahren nach dem Stand
der Technik, in den Investitionskosten niedriger. Es kann mit wesentlich
weniger Regelungsaufwand betrieben werden. Instandhaltungs- und
Betriebskosten liegen niedriger und das erfindungsgemäße Verfahren
kann daher wirtschaftlicher betrieben werden.
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Wie
bei den bekannten Verfahren wird auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein geringer Anteil der eingesetzten Salpetersäure zu Nitrosegasen zersetzt.
Der Anteil ist aber nicht größer als
bei den bekannten Verfahren. Die Gleichung der Produktsäure und
die Rückgewinnung
der NOx-Abgase, beispielsweise durch Absorption
in Wasser unter Druck, und Rückführung der
dabei gebildeten Salpetersäure,
kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
entsprechend dem Stand der Technik eingesetzt werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist vereinfacht in der Abbildung dargestellt. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung hochkonzentrierter Salpetersäure wird die dünne Salpetersäure [1]
mit ungekühlter
konzentrierter Schwefelsäure
[2] mit einer Konzentration von 80 bis 88% H2SO4 gemischt [M1] und in die Extraktivkolonne
[K1] eingebracht. Die Kolonne [K1] kann als Füllkörper- oder Packungskolonne
ausgeführt
sein. Als Material für
die Kolonne kommt vorzugsweise emaillierter Stahl zum Einsatz. Am
Kopf der Kolonne wird hochkonzentrierte Salpetersäure mit > 99% HNO3 gewonnen.
Für die
Kondensation der konzentrierten Salpetersäurebrüden [3] werden vorzugsweise
Wärmetauscher
[W2] aus emailliertem Stahl, Glas, Siliziumcarbid oder anderen korrosionsbeständigen Materialien eingesetzt.
Ein Teil der hochkonzentrierten Salpetersäure kann je nach Ausgangskonzentration
der dünnen
Salpetersäure
als Reflux [4] wieder in die Kolonne zurückgeführt werden,
um eine konstante Produktkonzentration sicherzustellen. Zur Verbesserung der
Produktqualität
kann die Produktsäure
[5] mit Luft [6] im Gegenstrom in einer separaten
Kolonne [K2] von Nitrosegasen befreit und dadurch gebleicht werden.
Die Bleichkolonne wird vorzugsweise in Glas oder emailliertem Stahl
gefertigt und kann als Füllkörper oder
Bodenkolonne ausgeführt
sein. Die gereinigte farblose Salpetersäure [7] kann dann
gekühlt oder
ungekühlt
abgeführt
werden. Die bei der Kühlung
abzuführende
Energie kann zum Vorwärmen der
Eingangssäure
[1] eingesetzt werden.
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Die
Schwefelsäure
nimmt das Wasser aus der dünnen
Salpetersäure
auf und wird dabei auf eine Konzentration von 65 bis 70% H2SO4 verdünnt. Die
dünne Schwefelsäure [9]
wird am Sumpf der Kolonne abgezogen und in einen indirekt mit Dampf
beheizten Heizer [W3] geleitet und auf eine Konzentration von 70
bis 75% vorkonzentriert. Die dabei erzeugten Wasserbrüden [10]
werden zur Beheizung der Kolonne und gleichzeitig zur Strippung
der ablaufenden Schwefelsäure
eingesetzt.
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Die
vorkonzentrierte Schwefelsäure
[11] wird dann mittels eines indirekt mit Dampf beheizten
Wärmetauschers
[W4] überhitzt
und durch Entspannungsverdampfung des aus der dünnen Salpetersäure aufgenommenen
Wassers in einen im Vakuum betriebenen Verdampfer [D1] auf eine
Konzentration von bis 88% H2SO4 rückkonzentriert.
Das benötigte Vakuum
wird mittels einer Vakuumpumpe [P2] erzeugt. Die rückkonzentrierte
Schwefelsäure
[2] wird zur Rektifikation zurückgefahren [P1].
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Die
bei der Rückkonzentrierung
erzeugten Wasserbrüden
[12] werden kondensiert. Das bei dem Verfahren erzeugte
nitrosehaltige Abgas [8] wird unter Druck [P3] durch Oxidation
mit Luftsauerstoff [14] und Absorption in Wasser [15]
im Gegenstrom unter Rückgewinnung
von dünner
Salpetersäure
[17] in einer Absorptionskolonne [K4] gereinigt. Für die Absorption
wird ein Teil des Brüdenkondensats
[13] aus der Rückkonzentrierung
der Schwefelsäure
eingesetzt, sodass kein zusätzliches
Frischwasser benötigt
wird und insgesamt weniger Abwasser anfällt, das wieder behandelt werden
muss. Wahlweise kann auch Frischwasser eingesetzt werden; der Einsatz von
Brüdenkondensat
ist aber wirtschaftlicher. Die gereinigte Abluft [16] wird
zur Atmosphäre
entspannt.
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Die
bei der Abluftreinigung zurückgewonnene
dünne Salpetersäure [17]
wird zur Rektifikation zurückgefahren.
Dies kann wahlweise durch Mischen mit der Aufgabesäure [1]
im Lagertank oder vor oder während
dem Mischen mit der Schwefelsäure
erfolgen. Es besteht aber auch die Möglichkeit die erzeugte dünne Salpetersäure direkt
in die Schwefelsäure
[2] zu geben bevor diese zur Rektifikation gefahren wird.
Die Salpetersäureverluste
in Abgas und Abwasser werden durch diese Maßnahmen minimiert. Gleichzeitig
wird der Abgaswert in Bezug auf NOx sowie
der Nitratgehalt im Abwasser minimiert.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
lässt sich besonders
für Salpetersäure im Konzentrationsbereich
zwischen 50 und 68% HNO3 einsetzten. Für Salpetersäure mit
niedrigeren HNO3-Gehalten kann dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein Vorkonzentrierungsschritt vorgeschaltet werden. In dieser Anlage
wird die dünne
Salpetersäure
vorzugsweise auf Konzentrationen > 65%
HNO3 aufkonzentriert. Die Vorkonzentrierung
kann sowohl atmosphärisch
als auch im Vakuum betrieben werden. Die Vorkonzentrierung unter
atmosphärischen
Bedingungen ist vorteilhaft, da die Apparaturen entsprechend kleiner
und kostengünstiger
ausgelegt werden können.
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Zusätzlich besteht
die Möglichkeit
Energiekosten einzusparen, in dem man die zulaufende Säure indirekt
vorwärmt
[W1]. Die Vorwärmung
kann mit Dampf, vorzugsweise Niederdruckdampf, erfolgen. Eine Rückgewinnung
der Energie aus der Brüdenkondensation
[3] oder die Rückgewinnung
der Energie aus anderen Verfahrensschritten [7, 12,
etc.] ist ebenfalls möglich.
Im Einzelfall muss die Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen
durch Gegenrechnen der erhöhten
Investitionskosten mit der Energieeinsparung geprüft werden.
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Wie
bereits erwähnt
ist das erfindungsgemäße Verfahren
verglichen zu den bisherigen Verfahren nach dem Stand der Technik,
in den Investitionskosten niedriger. Es kann mit wesentlich weniger
Regelungsaufwand betrieben werden. Instandhaltungs- und Betriebskosten
liegen niedriger und das erfindungsgemäße Verfahren kann daher wirtschaftlicher betrieben
werden.