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Die Erfindung betrifft eine Verriegelungsanordnung für eine schwenkbare Rückenlehne eines Kraftfahrzeugsitzes mit den im Oberbegriff des Anspruchs 1 genannten Merkmalen.
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Es ist bekannt, vorklappbare Rückenlehnen von Kraftfahrzeugsitzen entriegelbar an der Karosserie zu befestigen. Aus dem Stand der Technik sind Lösungen bekannt, bei denen die bewegliche Rückenlehne manuell oder über Stellantriebe von der Karosserie lösbar und vom Fahrzeugnutzer bedienbar ist. Die hierfür notwendigen manuellen oder automatischen Verriegelungseinrichtungen werden zumeist seitlich der Rückenlehne angeordnet. Solche Verriegelungseinrichtungen für Rückenlehnen von Kraftfahrzeugsitzen mit seitlicher Anordnung sind sowohl nur zum Klappen der Rückenlehne als auch zum Klappen und zur Neigungsverstellung der Rückenlehne beispielsweise aus den Druckschriften
DE 195 40 390 A1 ,
DE 30 45 309 A1 und der
DE 43 16 567 A1 bekannt.
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Eine Kombination zum Ver- und Entriegeln sowie zur elektrischen Neigungsverstellung einer Rückenlehne ist ferner aus der
DE 199 26 839 C1 bekannt. Die Patentschrift offenbart eine Neigungsverstelleinrichtung mit einem bügelartigen Aufnahmeorgan, welches mit einer Rückenlehne, insbesondere an deren oberen Ende, schwenkbar über eine seitlich angeordnete Verriegelungsklinke verbunden ist. Ein Lösen dieser Verriegelungsklinke erlaubt hier neben der Neigungsverstellung auch ein Vorklappen der Rückenlehne. Diese Lösung zeigt ebenfalls eine seitliche Anordnung zwischen Verstellvorrichtung und Verriegelungsklinke der Rückenlehne. Nachteilig bei solchen seitlich an der Rückenlehne angeordneten Lösungen ist zum einen ein ungünstiger Kraftfluss über das Verriegelungsorgan an der Rückenlehne zu dem seitlich angeordneten Aufnahmeorgan, insbesondere dann, wenn die Kräfte in oder entgegen der Fahrtrichtung des Fahrzeuges wirken, wie es bei Front- oder Heckcrashs oft der Fall ist.
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Ferner nachteilig ist, dass die seitlich herausstehenden Verriegelungsklinken oder Verriegelungsbolzen je nach Anordnung an der Rückenlehne oder karosserieseitig bei einem Klappen oder Vorwärtsschwenken der Rückenlehne durch die Radhausverkleidung oder in das Polster tauchen müssen. Daraus ergibt sich die Überlegung, dass zur Vermeidung eines ungünstigen Kraftflusses, der im Crashfall höhere Momente an der Verriegelungsanordnung selbst sowie der Rückenlehne beziehungsweise der Karosserie auslöst, Lösungen mit günstigerem Kraftfluss gefunden werden müssen. So ist ansatzweise aus der
DE 30 45 309 A1 beispielsweise eine Rückenlehne bekannt, die wie üblich auf einer Schwenkachse gelagert ist und an ihren Seiten wiederum Rastklinken angeordnet sind, die um einen Drehpunkt schwenkbar und mittels einer Schlaufe oder einer ähnlichen Handhabe, außer Eingriff mit einem Bolzen, gebracht werden können. Der mit der Karosserie in Fahrtrichtung verbundene Bolzen wird hier als rechteckförmiger Bügel gebildet und greift durch ein Handrad gesichert von hinten in die Rückenlehne ein, wodurch einerseits eine Ver- und Entriegelung der Rückenlehne als auch eine Neigungsverstellung der Rückenlehne realisierbar ist. Auch diese Lösung kommt aber in nachteiliger Weise nicht ohne seitlich angeordnete Rastmittel aus.
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Bekannt ist ferner die Druckschrift
DE 196 29 964 A1 , die einen Kraftfahrzeugsitz offenbart, mit einer um eine Schwenkachse verstellbaren, an einem Ende einer Sitzfläche des Sitzes angeordneten Rückenlehne, wobei zumindest eine Stelleinrichtung zur Verstellung der Rückenlehne gegenüber einem ortsfesten Bauteil in einem der Schwenkachse abgewandten Bereich angeordnet ist.
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Schließlich offenbart die Druckschrift
DE 296 14 633 U1 eine Befestigungsvorrichtung für eine umlegbare Rückenlehne an einem Kraftfahrzeug, mit einem lehnenseitigen Schließglied und einem karosserieseitigen Gegenschließteil, in welches das Schließglied beim Eintritt in die hochgeklappte Stellung eingreift, welche Eingriffsstellung handhabenbetätigt lösbar ist, wobei zur Verstellung der Neigung der Rückenlehne das Gegenschließteil auf einer um die Schwenkachse der Rückenlehne verlaufenden Bogenführung bewegbar und mittels einer am Gegenschließteil angreifenden Arretierspindel in seiner jeweilig gewählten Stellung fixierbar ist, wobei die Arretierspindel gegenüber einer karosseriefesten Sperreinrichtung axial verlagerbar und festlegbar ist.
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Ausgehend von diesem bekannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Verriegelungsanordnung der gattungsgemäßen Art so auszubilden, dass die Rückenlehne gegenüber der Karosserie unter Berücksichtigung eines günstigen Kraftflusses ver- und entriegelbar und im Weiteren alternativ auch neigungsverstellbar ausgeführt ist.
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Ausgangspunkt der Erfindung ist eine Verriegelungsanordnung für eine schwenkbare Rückenlehne eines Kraftfahrzeugsitzes, die an der Rückenlehne mindestens einseitig mindestens ein Verriegelungsbügel und karosserieseitig mindestens eine zugehörige stufenlos verstellbare Sperr- und Neigungsverstellvorrichtung zur Ent- und Verriegelung und Neigungsverstellung der Rückenlehne aufweist, wobei der Verriegelungsbügel an der Rückseite der Rückenlehne angebracht ist und in eine in Fahrzeuglängsrichtung angeordnete Schlossaufnahme der karosserieseitig angebrachten Sperrvorrichtung eingreift, wobei die Sperr- und Neigungsverstellvorrichtung ein Schloss mit einem Mechanismus zur Ent- und Verriegelung und einen karosseriefesten Antrieb zur Neigungsverstellung umfasst.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der Antrieb ein Spindelantrieb ist, wobei der Verriegelungsbügel und die als Führungsstangen ausgebildeten Führungselemente und die als Übertragungselement ausgebildete Spindel zwischen dem Schloss und dem Spindelantrieb in einer in Fahrtrichtung liegenden Kraftflussrichtung angeordnet sind, wodurch das Schloss zur Neigungsverstellung in Fahrzeuglängsrichtung verlagerbar ist.
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Dadurch, dass gemäß dem Ausgangspunkt der Erfindung der Verriegelungsbügel an der Rückseite einer Rückenlehne angebracht ist und die im Wesentlichen in Fahrzeuglängsrichtung angeordnete Schlossaufnahme der karosserieseitig angebrachten, stufenlos verstellbaren Sperrvorrichtung eingreift, wird in vorteilhafter Weise erreicht, dass beispielsweise in einem Heck- oder Frontcrashfall ein Kraftfluss in oder entgegen der Fahrzeuglängsrichtung günstiger übertragen wird, das heißt, dass geringere Momente auftreten, die durch den in die Sperrvorrichtung eingreifenden Verriegelungsbügel und die Sperrvorrichtung selbst sowie an der Rückenlehne beziehungsweise in der Karosserie aufgenommen werden müssen. Der Verriegelungsbügel ist in verschiedenen Querschnitten und verschiedenen geeigneten Materialien, eine ausreichende Festigkeit aufweisend, ausbildbar. Der Verriegelungsbügel ist entweder starr oder klappbar und in Gebrauchsstellung fixierbar an der Rückseite der Rückenlehne angeordnet.
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Bei einer klappbaren Anordnung ist bevorzugt vorgesehen, dass der Verriegelungsbügel in der Nichtgebrauchsstellung in eine Vertiefung der Rückenlehne verschwenkbar und versenkbar ist. Bei einem versenkbar angeordneten Verriegelungsbügel ist vorgesehen, dass in der Rückenlehne ausreichender Bauraum vorgehalten ist. In Gebrauchsstellung wird dann der Verriegelungsbügel einfach herausgezogen und geeignet fixiert.
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Das Schloss wird karosserieseitig befestigt, wobei das Schloss entweder auf oder seitlich an einem Radhaus oder auf oder seitlich an einem Federbeindom oder mit Hilfe von Konsolen seitlich an oder auf dem Radhaus oder seitlich an oder auf dem Federbeindom anordbar ist.
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Die entsprechende Anordnung des Schlosses an der Karosserie hängt von den jeweiligen Gegebenheiten des Kraftfahrzeugsitzes beziehungsweise des Fahrzeugtyps ab, in dem der Kraftfahrzeugsitz letztlich angeordnet wird.
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Das Schloss ist erfindungsgemäß mit dem Spindelantrieb kombiniert, so dass neben der Ver- und Entriegelungsfunktion eine stufenlose Neigungsverstellung der Rückenlehne im verriegelten Zustand der Rückenlehne ausführbar ist.
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Das Schloss wird durch den Spindelantrieb im Wesentlichen in oder entgegen der Fahrtrichtung stufenlos bewegt, wodurch über den in der Schlossaufnahme aufgenommenen Verriegelungsbügel die Rückenlehne gegenüber dem Sitzteil in beziehungsweise entgegen der Fahrtrichtung neigungsverstellbar ist. Auch für diese Neigungsverstellung gilt, dass ein günstigerer Kraftfluss vom Spindelantrieb zur Rückenlehne ausbildbar ist, da der Verriegelungsbügel an der Rückenlehne und im Schloss in gleicher Richtung wie eine angeordnete Spindel und angeordnete Führungsstangen des Spindelantriebes angeordnet ist.
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Eine entsprechende Halterung ist in bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung so ausgebildet, dass sie sowohl das Schloss karosserieseitig abstützt beziehungsweise das Schloss an der Karosserie seitlich befestigbar ist, wobei der Spindelantrieb gleichzeitig in die entsprechende Halterung integrierbar oder an ihr anordbar ist.
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Schließlich ist vorgesehen, dass der Verriegelungsbügel im geklappten Zustand der Rückenlehne als Vorzurröse dient, die insbesondere bei Ausbildung eines vergrößerten Ladebodens durch Umklappen der Rückenlehne zum Befestigen von Gegenständen im Laderaum benutzt werden kann.
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Dadurch, dass durch diese Lösungen keine Elemente in der Karosserie oder der Rückenlehne angeordnet werden müssen, ist ein größerer Freiheitsgrad für die Ausbildung der Karosserie gegeben, wodurch optische Gesichtspunkte bei der Ausbildung der Gegebenheiten zwischen Karosserie und Rückenlehne besser Beachtung finden können.
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Ferner ist durch die insgesamt verbesserte Übertragung von Kräften, das heißt geringerer auftretender Momente, eine Auslegung der Verriegelungsanordnung möglich, bei der insgesamt kleinere oder mit geringeren Querschnitten versehene Elemente einsetzbar sind.
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Durch diesen Vorteil wird insgesamt eine bessere Gewichtsbilanz im Gegensatz zu anderen Verriegelungsanordnungen mit ungünstigeren Kraftflüssen erreicht.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der zugehörigen Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
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1 eine Seitenansicht einer Verriegelungsanordnung zwischen einer Rückenlehne und einer Karosserie und
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2 eine Rückansicht der Verriegelungsanordnung zwischen Rückenlehne und Karosserie.
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1 zeigt eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Verriegelungsanordnung zwischen einer Rückenlehne 10 und einer Karosserie 16. An der Rückenlehne 10 ist vorzugsweise im Rückenlehnenkopfbereich ein Verriegelungselement 14 angeordnet, welches im Ausführungsbeispiel als starrer Verriegelungsbügel 14 in eine Schlossaufnahme 26 eines Schlosses 12 eingreift. Der Verriegelungsbügel 14 kann ebenfalls ausklappbar und anschließend fixierbar und wieder in die Rückenlehne versenkbar angeordnet werden. Zudem ist generell eine versenkbare Anordnung möglich, bei der dann ein Herausziehen und Fixieren des Verriegelungsbügels in Gebrauchsstellung ausführbar ist. Das Schloss 12 ist in der Seitenansicht dargestellt und weist einen nicht näher dargestellten Mechanismus zum Öffnen und Schließen, also zur Ver- und Entriegelung, der Rückenlehne 10 auf. Der Verriegelungsbügel 14 ist im Ausführungsbeispiel aus einem Rundmaterial, vorzugsweise einem Rundstahl, ausgebildet. Bei einem im Wesentlichen in beziehungsweise entgegen einer Fahrtrichtung verlaufenden Kraftfluss zwischen Rückenlehne 10, Verriegelungselement 14 und Schloss 12, wie er häufig bei einem Front- oder Heckcrashfall auftritt, ist somit sichergestellt, dass eine Ver- und Entriegelung der Rückenlehne 10 mit günstigem Kraftfluss und geringen Momenten realisierbar ist. Das Schloss 12 ist – wie 1 ebenfalls zeigt – über eine Halterung 18 an der Karosserie 16 anordbar. Die Anordnung an der Karosserie 16 ist in 1 und 2 jedoch nur ansatzweise dargestellt, denn für die Anbringung des Schlosses 12 an der Karosserie 16 bestehen erfindungsgemäß verschiedene Möglichkeiten. So kann das Schloss 12 karosserieseitig entweder auf oder seitlich an einem Radhaus, als Teil der Karosserie 16, oder auf oder seitlich an einem Federbeindom, ebenfalls als Teil der Karosserie, oder mit Hilfe von Konsolen seitlich an oder auf dem Radhaus oder seitlich an oder auf dem Federbeindom angeordnet werden.
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1 zeigt bereits in dem Ausführungsbeispiel die Variante, bei der das Schloss 12 neben der Ver- und Entriegelungsfunktion zusätzlich eine Neigungsverstellfunktion aufweist. Das Schloss 12 ist durch die Anordnung eines Antriebes 20, insbesondere eines Spindelantriebes, über geeignete Verbindungselemente zu einer Verriegelungsanordnung kombinierbar, bei der sowohl Ver- und Entriegelung als auch Neigungsverstellung ausführbar sind. Wie die Seitenansicht von 1 zeigt, sind auch die Verbindungselemente zwischen Schloss 12 und Spindelantrieb 20 in gleicher Kraftflussrichtung wie das Verriegelungselement 14 ausgebildet. Das bedeutet, dass auch die Verbindungselemente zwischen Spindelantrieb 20 und Verriegelungselement 14 geringere Momente im Falle eines Heck- oder Frontcrashs aufnehmen müssen, als es bei bekannten Lösungen der Fall ist. Zur Stabilität und Führung zwischen Schloss 12 und Spindelantrieb 20 sind zum einen Führungsstangen 24 angeordnet und zum anderen wird zur Übertragung der Bewegung des Antriebs 20 auf das Schloss eine Spindel 22 eingesetzt, deren rotatorische Bewegung im Schloss 12 zu einer geradlinigen Bewegung umgesetzt wird und das Schloss 12 entlang der Führungsstangen 24 stufenlos verlagert. 1 zeigt bereits, dass die Halterung 18 zur karosserieseitigen Befestigung des Schlosses 12 und des Spindelantriebes 20 so ausgebildet ist, dass der Spindelantrieb an der gleichen Halterung 18 befestigbar ist.
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2 zeigt die Elemente der Verriegelungsanordnung als Rückansicht auf die Rückenlehne, wobei gleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen sind. Auch in 2 wird ansatzweise dargestellt, dass das Schloss 12 mittels einer entsprechenden Halterung 18 gegenüber einer Karosserie befestigbar ist. Aus dieser Rückansicht ist die Schlossaufnahme nicht sichtbar, jedoch verdeutlicht 2 nochmals, dass die Wirkung von auftretenden Kräften von der Rückenlehne 10 über das Verriegelungselement 14 bis über die Führungsstange 24 und die Spindel 22 in einer Kraftflussrichtung ausgebildet sind. Die Halterung 18 ist abgekantet ausgebildet. Die Halterung 18 des Ausführungsbeispiels dient zur seitlichen Befestigung des Schlosses 12 an der Karosserie 16, wobei auch andere oben genannte verschiedene Befestigungsmöglichkeiten ausbildbar sind und der abgekantete Teil der Halterung 18 nimmt den hier quer zur Fahrzeuglängsrichtung liegenden, stufenlos verstellbaren Spindelantrieb 20 auf. Bei entsprechender Auswahl des Antriebes ist selbstverständlich auch eine Anordnung des Antriebes 20 im Wesentlichen in Fahrzeuglängsrichtung möglich.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Rückenlehne
- 12
- Schloss
- 14
- Verriegelungselement/Verriegelungsbügel
- 16
- Karosserie
- 18
- Halterung
- 20
- Antrieb
- 22
- Spindel
- 24
- Führungsstangen
- 26
- Schlossaufnahme