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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung und Quantifizierung
und ein Verfahren zur Herstellung von tumorassoziierten Peptiden
und die so identifizierten/quantifizierten/hergestellten Peptide
sowie deren Verwendung.
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Derartige
Peptide werden beispielsweise in der Immuntherapie von Tumorerkrankungen
eingesetzt.
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Bei
der Eliminierung von Tumorzellen durch das Immunsystem spielt die
Erkennung von tumor-assoziierten Antigenen durch Komponenten des
Immunsystems eine herausragende Rolle. Diesem Mechanismus liegt
die Voraussetzung zugrunde, dass zwischen Tumorzellen und gesunden
Zellen qualitative oder quantitative Unterschiede bestehen. Um eine
gegen den Tumor gerichtete Antwort des Immunsystems zu erzeugen, müssen die
Tumorzellen Antigene exprimieren, gegen welche eine Immunantwort
hervorgerufen wird, die hinreichend für die Eliminierung des Tumors
ist.
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Einen
großen
Anteil an der Eliminierung von Tumoren haben insbesondere die CD8-exprimierenden zytotoxischen
T-Lymphozyten (im Folgenden CTL). Zur Auslösung einer derartigen Immunreaktion
durch CTL müssen
den CTL dazu fremde Proteine/Peptide präsentiert werden. T-Zellen erkennen
Antigene als Peptidfragmente nur dann, wenn diese an Zelloberflächen von
MHC-Molekülen
("major histocompatibility
complex") präsentiert
werden. Diese MHC-Moleküle
sind Peptidrezeptoren, die normalerweise Peptide innerhalb der Zelle
binden, um sie zu der Zelloberfläche
zu transportieren. Dieser Komplex aus Peptid und MHC-Molekül kann durch
die T-Zellen erkannt werden. Die MHC-Moleküle des Menschen werden als
humane Leukozytenantigene (HLA) bezeichnet.
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Die
Behandlung von Krebserkrankungen durch eine Immuntherapie, die antigenspezifisch
ist und auf T-Zellen basiert, hat sich in der Vergangenheit als
erfolgreich erwiesen.
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Die
Auslösung
einer spezifischen CTL-Antwort, die gegen einen Tumor gerichtet
ist, ist von der Identifizierung von MHC-Klasse I-Liganden abhängig, die
von Tumor-assoziierten Antigenen (TAA) abstammen. Solche Tumor-assoziierten
Antigene können
exklusiv in malignen (bösartig
veränderten)
Zellen vorliegen, wie beispielsweise als Produkt mutierter Gene.
Andere wichtige Klassen Klassen von Tumor-assoziierten Antigenen
sind Gewebespezifische Strukturen, wie beispielsweise die Melanozyten-Differenzierungsantigene.
Eine dritte Klasse an Tumor-assoziierten
Antigenen stellen Proteine dar, die in Tumoren überexprimiert werden.
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Die
Methoden zur Identifizierung und Charakterisierung von TAA, die
den Ausgangspunkt für
einen therapeutischen Impfstoff darstellen, basieren zum einen auf
der Stimulation von in Patienten bereits vorhandenen CTL oder Antikörpern. Dieser
immunologische Ansatz wird entweder mit einer Analyse des Genexpressionsprofils,
oder mit einer massenspektrometrischen Sequenzierung der identifizierten
Gene kombiniert (siehe van der Bruggen et al., 1991, A gene encoding
an antigen recognized by cytolytic T lymphocytes on a human melanoma,
Science 254:1643-1647,
und Cox et al., 1994, Identification of a peptide recognized by
five melanome-specific human cytotoxic T cell lines, Science 264:716-719).
Methoden zur Identifizierung von TAA, welche auf der vergleichenden
Analyse des Transkriptionsprofils von Tumor- und Normalgewebe basieren, sind
beispielsweise der Einsatz herkömmlicher
DNA-Chip-Technologie und Verfahren zur Hybridisierung von Boten-RNA
aus den miteinander zu vergleichenden Gewebeproben.
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Celis
et al., 1994, Induction of anti-tumor cytotoxic T lymphocytes in
normal humans using primary cultures and synthetic peptide epitopes,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91:2105-2109, verwendeten ein Verfahren, das
auf der Vorhersage von MHC-Klasse
I-Liganden beruht, die von einem TAA abstammen, und bei dem anschließend diese
vorhergesagten Liganden experimentell als T-Zell-Epitope bestätigt werden.
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Nachteilig
an diesen Vorgehensweisen, die die Verfügbarkeit von T-Zellen von Patienten
notwendig voraussetzen, ist, dass die experimentelle Verwendung
und Kultivierung sehr aufwändig
ist.
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Schirle
et al., 2000, Identification of tumor-associated MHC class I ligands
by a novel T-cell independent approach, Eur. J. Immunol. 30:2216-2225,
beschreiben ein Verfahren, das nicht von T-Zellen abhängig ist
und bei dem die Vorhersage von MHC-Klasse I-Liganden mit der gezielten
Suche nach den vorhergesagten Peptid-Liganden in komplexen Peptid-Mischungen
kombiniert wird, wobei die Peptide durch die Kopplung hochsensitiver
kapillarer Flüssigchromatographie
mit Massen-Spektroskopie (LC-MS) identifiziert wurden.
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Young
et al., 2001, Expression profiling of renal epithelial neoplasms:
a method for tumor classification and discovery of molecular markers,
Am. J. Pathol., 158:1639-1651, zeigen, dass mit Hilfe von Analysen
mit DNA-Chip-Technologie eine große Anzahl von TAA aus einzelnen
Tumoren identifiziert werden können. MHC-Klasse
I-Liganden, die von überexprimierten,
selektiv, oder exklusiv exprimierten Proteinen abstammen, stellen
somit potenzielle Ziele für
eine durch CTL-basierte Eliminierung von Tumoren dar. Mathiassen
et al., 2001, Tumor-associated antigens identified by mRNA expression
profiling induce protective antitumor immunity, Eur. J. Immunol.
31:1239-1246, konnten im Modell-Organismus Maus zeigen, dass es
mit der Kombination von Genexpressionsanalyse und Epitopvorhersage
möglich
ist, einen wirksamen Impfstoff herzustellen.
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Der
Nachteil der Epitop-Vorhersage liegt darin begründet, dass bereits für eine geringe
Anzahl an TAA eine sehr große
Anzahl von möglichen
MHC-Klasse I-Liganden bestimmt wird, von denen die Mehrzahl tatsächlich gar
nicht von MHC-Klasse I-Molekülen
präsentiert
wird, weshalb die Mehrzahl der nur vorhergesagten Epitope auch keine
CTL-basierte Eliminierung von Tumoren auslösen kann.
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Weinschenk
et al., 2002, Integrated functional genomics approach for the design
of patient-individual antitumor vaccines, Cancer Res. 62:5818-5827,
zeigen, dass durch die Kombination einer Genexpressionsanalyse mit
den durch Flüssigchromatographie
und Massenspektroskopie isolierten und analysierten MHC-Klasse I-Liganden
eines Tumors in einem Verfahren gezielt Kandidaten für die Zusammenstellung
eines therapeutischen Impfstoffes bestimmt werden können. Der
große
Vorteil gegenüber
der ausschließlichen
Verwendung von Genexpressionsanalyse oder Massenspektroskopie liegt
darin, dass MHC-Klasse I-Liganden aus einem komplexen Peptidgemisch
bestimmt werden, die aufgrund der Tatsache, dass sie sowohl tatsächlich von
MHC-Klasse I-Molekülen
präsentiert
werden, als auch von exklusiv, selektiv, oder besonders hoch im Tumor
exprimiert werdenden Genen abstammen, in besonderem Maße als immunreaktive
Peptide geeignet sind.
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Die
Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben nun erkannt, dass ein
Nachteil des kombinierten Verfahrens aus Genexpressionsanalyse und
Massenspektroskopie darin besteht, dass nicht zuverlässig Peptide indentifiziert
werden, die eine CTL-Antwort auslösen, die sich gegen hoch auf
dem Tumor und niedrig auf dem normalen Gewebe präsentierte MHC-Klasse I-Liganden
von TAA richtet. Daher ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein neues Verfahren bereitzustellen, mit dem auf einfache Weise
und gezielt immunreaktive Peptide identifiziert werden können, die eine
CTL-Antwort auslösen,
die sich gegen hoch auf dem Tumor und niedrig auf dem normalen Gewebe
präsentierte
MHC-Klasse I-Liganden
von TAA richtet.
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Die
Erfinder haben erkannt, dass diese Aufgabe gelöst wird, wenn für die identifizierten
Peptide das mengenmäßige Verhältnis der
tatsächlich
von MHC-Klasse I-Molekülen
präsentiert
werdenden Peptide zwischen Tumorgewebe und Normalgewebe bzw. zwischen
entsprechend transfizierten oder infizierten Zellen und nicht transfizierten
oder infizierten Zellen bestimmt wird.
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren
zur Identifizierung und Quantifizierung von tumor-assoziierten Peptiden
umfasst daher die folgenden Schritten:
Bereitstellen einer
ersten Probe von Gewebe oder Zellen,
Bereitstellen einer zweiten
Probe von Gewebe oder Zellen mit der gleichen Gewichtsmenge bzw.
Zellzahl wie die erste Probe,
Gewinnung von Peptiden aus der
ersten und der zweiten Probe,
getrennte, chemisch identische
Modifizierung der Peptide aus beiden Proben zur Erzeugung unterschiedlicher physikalischer
Eigenschaften bei den Peptiden aus den verschiedenen Proben,
Mischen
der so modifizierten Peptide aus beiden Proben,
Bestimmung
der Aminosäuresequenzen
der Peptide, und
Bestimmung der relativen mengenmäßigen Verhältnisse
sequenz-identischer
Peptide aus den beiden Proben anhand der unterschiedlichen physikalischen
Eigenschaften,
wobei vorzugsweise die Peptide aus den beiden
Proben unter Verwendung von mindestens zwei verschiedenen stabilen
Isotopen des selben Elements chemisch modifiziert werden.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß also gelöst durch
ein Verfahren zur Identifizierung und Quantifizierung von tumor-assoziierten Peptiden,
bei dem zunächst
mindestens zwei verschiedene Quellen (Tumor- und Normalgewebe oder
entsprechend transfizierte Zelllinien) gleicher Gewichtsmenge oder
Zellzahl zur Gewinnung der Peptide bereitgestellt werden und die
Peptide dann aus den unterschiedlichen Quellen unter Verwendung
mindestens zwei verschiedener stabiler Isotope desselben Elements
getrennt voneinander in identischer Weise chemisch modifiziert werden,
die so modifizierten Peptide dann gemischt und danach vorzugsweise
durch chromatographische Verfahren isoliert sowie die Aminosäuresequenzen
der Peptide bestimmt werden, wobei die Bestimmung der relativen
mengenmäßigen Verhältnisse
sequenz-identischer
Peptide aus verschiedenen Proben zueinander anhand der verwendeten
stabilen Isotope in der chemischen Modifikation erfolgt.
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Die
Peptide werden dabei nach Standardprotokollen isoliert, bspw. unter
Verwendung eines monoklonalen Antikörpers wie z.B. des W6/32, der
spezifisch für
HLR-Klasse-I-Moleküle
ist.
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Um
sicherzustellen, dass aus beiden Quellen Ausgangsmaterial gleicher
Menge (Gewicht bei Gewebe) oder Zellzahl verwendet wird, kann auch
eine Normalisierung über
beispielsweise ein in Tumor- und Normalgewebe gleichermaßen vorkommendes
Peptid oder einen sonstigen Marker erfolgen.
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Des
Weiteren betrifft die Erfindung nach dem neuen Verfahren identifizierte
Peptide sowie ein tumor-assoziiertes Peptid mit einer Aminosäuresequenz,
die ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus SEQ-ID Nr. 1 bis 36 aus dem beiliegenden
Sequenzprotokoll, wobei das Peptid die Fähigkeit aufweist, an ein Molekül des menschlichen
Haupthistokompatibilitäts-Komplexes
(MHC) Klasse-I zu binden.
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Die
Erfindung betrifft darüber
hinaus die Verwendung der Peptide oder der für die Peptide kodierenden Nukleinsäuremaleküle zur Herstellung
eines Arzneimittels und zur Behandlung von Tumorerkrankungen und/oder
adenomatöser
Erkrankungen.
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren
zur Identifizierung und Quantifizierung von tumor-assoziierten Peptiden
umfasst die folgenden Schritte:
- a) Bereitstellung
einer Probe aus tumorösem
und einer Probe aus korrespondierendem gesunden Gewebe oder entsprechend
transfizierten bzw. infizierten Zelllinien, wobei beide Proben gleiche
Gewichtsmengen oder Zellzahlen aufweisen,
- b) Isolation von Peptiden aus der Probe aus tumorösem Gewebe,
- c) Isolation von Peptiden aus der Probe aus korrespondierendem
gesunden Gewebe,
- d) Chemische Veränderung
der aus Schritt (b) gewonnenen Peptide mit einer chemischen Gruppe,
die ein stabiles Isotop eines Elements aus dem Periodensystem der
Elemente enthält
(beispielsweise Deuterium, 2D),
- e) Chemische Veränderung
der aus Schritt (c) gewonnenen Peptide mit einer chemischen Gruppe,
die ein zweites stabiles Isotop des in Schritt d) verwendeten Elementes
aus dem Periodensystem der Elemente enthält (beispielsweise normaler
Wasserstoff, 1H),
- f) Mischung der aus den Schritten (d) und (e) gewonnenen, chemisch
modifizierten Peptide,
- g) Trennung der aus Schritt f) gewonnenen Peptide durch chromatographische
Verfahren,
- h) Identifizierung und Bestimmung von Peptiden mit identischen
Aminosäuresequenzen
und der mengenmäßigen Verhältnisse
von chemisch veränderten
Peptiden mit identischen Aminosäuresequenzen
aus Schritt (g),
- i) Identifizierung von tumor-assoziierten Peptiden mit Eignung,
vorzugsweise herausragender Eignung für die Zusammenstellung eines
therapeutischen Impfstoffes auf Grundlage der aus Schritt (h) gewonnenen Daten.
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Die
Erfinder haben erkannt, dass durch das vorzugsweise auf Massenspektroskopie
und auf differentieller chemischer Veränderung basierende Verfahren
zur Bestimmung der Unterschiede in den mengenmäßigen Verhältnissen von Peptiden zwischen
Tumorgewebe und Normalgewebe, besonders für die Zusammenstellung therapeutischer
Impfstoffe geeignete Peptide identifiziert werden können.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist es daher möglich,
Peptide zu identifizieren, die für
die individuelle Zusammenstellung beispielsweise eines personalisierten
Gemischs an tumorassoziierten Peptiden für einen einzelnen Patienten
geeignet sind, wobei die Peptide dann eine gezielte, dem individuellen
Bedarf eines Patienten angepasste CTL-Antwort auslösen können.
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Dieses
Verfahren kann – nach
Erhalt von Patientenproben – systematisch
und effizient beispielsweise von Großlabors durchgeführt werden,
die nach erfolgter Identifizierung geeigneter Peptide deren Sequenzen an
die behandelnden Kliniken weitergeben, wo die Peptide dann synthetisiert
und als therapeutischer Impfstoff formuliert werden können. Es
ist aber auch möglich,
dass ein Labor sowohl die Identifizierung, als auch die arzneimittelgerechte
Herstellung, Formulierung und Bereitstellung der für den jeweiligen
Patienten geeigneten tumorassoziierten Peptide durchführt.
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Auch
kann die systematische und häufige
Anwendung des Verfahrens zu einer kommerziellen Verwertung von geeigneten
tumor assoziierten Peptiden, die besonders häufig als MHC-Klasse I-Liganden gefunden werden,
als Fertigarzneimitteln führen.
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Das
neue Verfahren ist also sowohl im Rahmen einer reinen Dienstleistung,
als auch in Verbindung mit der Herstellung, Formulierung und Bereitstellung,
sowohl für
einen einzelnen Patienten, als auch im für die Verwertung durch Unternehmen
der pharmazeutischen Industrie geeigneten, industriellen Maßstab, anwendbar.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die in den Schritten (b) und (c) isolierten Peptide MHC-Klasse
I-Liganden.
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Nur
an MHC-Moleküle
gebundene Peptide können
eine CTL-Immunreaktion auslösen.
Peptide, die beispielsweise von überexprimierten
Genen in einem Tumor abstammen, aber nicht an MHC-Moleküle gebunden
sind, lösen
keine CTL-Immunreaktion aus. Daher sind nicht alle, z.B. lediglich
durch Vorhersage von Epitopen bestimmten Peptide, tatsächlich zur
Auslösung
einer Immunreaktion geeignet.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird der Schritt (d) mittels der Guadinylierung der ε-Aminogruppe
eines Lysinrestes eines Peptides durch chemische Reaktion von Peptiden
mit O-Methyl Iso-Harnstoff-Hemisulfat und der Nikotinylierung der α-Aminogruppe
durch chemische Reaktion von Peptiden mit 2D4-Nicotinyl-Amino-Hydroxy-Succinimid
(2D4-NicNHS) durchgeführt. Die
Guadinylierung der ε-Aminogruppe
der Lysinreste von Peptiden ist beispielsweise beschrieben in Beardsley
et al., 2002, Optimization of guadination procedures for MALDI mass
mapping, Anal. Chem. 74:1884-1890. Die Nicotinylierung der α-Aminogruppe von
Peptiden ist beispielsweise beschrieben in Munchbach et al., 2000,
Quantitation and facilitated de novo sequencing of proteins by isotopic
N-terminal labeling of peptides with a fragmentation-directing moiety, Anal.
Chem. 72:4047-4057.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird der Schritt (e) mittels der Guadinylierunq der ε-Aminogruppe
eines Lysinrestes eines Peptides durch chemische Reaktion von Peptiden
mit O-Methyl Iso-Harnstoff-Hemisulfat und der Nikotinylierung der α-Aminogruppe
durch chemische Reaktion von Peptiden mit 1H4-Nicotinyl-Amino-Hydroxy-Succinimid
(1H4-NicNHS) durchgeführt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird in den Schritten (g) und (h) die Analyse mittels eines gekoppelten
Flüssigchromatographie-
und Massenspektroskopie-Verfahrens durchgeführt. Mittels dieser Technik
können
die einzelnen chemisch modifizierten Peptide genau und effizient
und mit hohem Durchsatz bestimmt werden. Die Anwendung der Massenspektroskopie
zur Bestimmung von chemisch modifizierten Peptiden ist beispielsweise
beschrieben in Munchbach et al., 2000, Quantitation and facilitated
de novo sequencing of proteins by isotopic N-terminal labeling of
peptides with a fragmentationdirecting moiety, Anal. Chem. 72:4047-4057.
Die Identifizierung von Peptiden aus Tumorgewebe ist beispielsweise
beschrieben in Weinschenk et al., 2002, Integrated functional genomics
approach for the design of patient-individual antitumor vaccines,
Cancer Res. 62:5818-5827.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird nach Schritt (h) ein weiterer Schritt durchgeführt, bei
dem die Reaktivität
von Leukozyten aus dem peripheren Blut, vorzugsweise T-Lympho zyten,
gegen die durch Schritt (h) definierten Peptide getestet wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Reaktivität
von peripheren Leukozyten gegen die durch Schritt (h) definierten
Peptide über
die Messung der von den Leukozyten gebildeten γ-Interferon-mRNA und/oder Zytokin-mRNA
getestet.
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Durch
den Nachweis von γ-Interferon-mRNA
und/oder Zytokin-mRNA ist es möglich,
die spezifische Reaktivität
von Leukozyten, vorzugsweise von T-Lymphozyten, gegenüber den
antigenen Peptiden genau nachzuweisen. Die beiden Stoffe werden
von aktivierten T-Lymphozyten nach ihrer Aktivierung durch korrespondierende
Peptide, die auf Zelloberflächen
an MHC-Moleküle
gebunden vorliegen, sekretiert. Dieser zusätzliche Schritt bietet die
Möglichkeit,
noch gezielter Kandidaten aus den bereits identifizierten Peptiden
zu identifizieren.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens wird nach Schritt (h) ein weiterer Schritt durchgeführt, bei
dem die Existenz spezifischer T-Lymphozyten nachgewiesen wird.
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Mit
diesem Verfahren ist es möglich,
spezifisch herauszufinden, inwieweit und in welchem Umfang im Patienten
bereits T-Lymphozyten
gegen die isolierten und die identifizierten Peptide vorliegen.
Durch diesen Schritt ist es möglich,
auch nur diejenigen Peptide als therapeutischen Impfstoff einzusetzen,
für die
bereits T-Lymphozyten im Patienten vorliegen. Die Peptide können dann
dazu eingesetzt werden, diese spezifischen T-Lymphozyten zu aktivieren.
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In
einem weiteren bevorzugten Verfahren erfolgt der Nachweis der Existenz
spezifischer T-Lymphozyten über
die Markierung der Leukozyten mit rekonstituierten Komplexen aus
MHC-Molekülen
und antigenem Peptid.
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Bei
diesem Verfahren wird die sogenannte Tetramer-Technologie eingesetzt.
Die Gewinnung solcher rekonstituierten Komplexe ("Tetramere") und deren Einsatz
ist beispielsweise beschrieben in Altman et al., 1996, Phenotypic
analysis of antigen-specific T-lymphocytes, Science 274:94-96.
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In
einem weiteren bevorzugten Verfahren werden spezifische T-Lymphozyten aus peripherem
Blut von Patienten mit rekonstituierten Komplexen aus MHC-Molekülen und
antigenen Peptiden, die gemeinsam mit dem Molekül CD28 an eine synthetische
Oberfläche
gebunden sind, aktiviert. Dieses Verfahren ist beispielsweise beschrieben
in Walter et al., 2003, Cutting Edge: predetermined avidity of human
CD8 T cells expanded on calibrated MHC/anti-CD28-coated microspheres,
J. Immunol. 171:4974-4979.
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Die
Erfindung betrifft in einem weiteren Aspekt immunreaktive Peptide,
die durch das erfindungsgemäße Verfahren
identifiziert und/oder hergestellt werden.
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Diese
Peptide können
nach Identifizierung gezielt und spezifisch hergestellt werden,
also chemisch, in vitro oder in vivo synthetisiert werden.
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Es
versteht sich, dass dabei zumindest eine Aminosäure durch eine andere Aminosäure mit ähnlichen chemischen
Eigenschaften ersetzt werden kann, N- oder C-terminal zumindest
eine weitere Aminosäure
vorhanden sein kann, zumindest eine Aminosäure deletiert sein kann, und/oder
zumindest eine Aminosäure
chemisch modifiziert sein kann, ohne dass die immunraktiven Eigenschaften
des Peptides verloren gehen.
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Die
Erfindung betrifft weiterhin eine pharmazeutische Zusammensetzung,
die eines oder mehrere der Peptide enthält, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
identifiziert und/oder hergestellt wurden.
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Diese
Zusammensetzung dient beispielsweise der parenteralen Verabreichung
beispielsweise durch subkutane, intradermale oder intramuskuläre Verabreichung.
Dabei sind die Peptide in einem pharmazeutischen Träger gelöst oder
suspendiert, darüber
hinaus kann die Zusammensetzung Hilfsstoffe, wie beispielsweise
Puffer, Bindemittel, Verbindungsmittel, etc. enthalten. Eine umfassende
Darstellung von Hilfsstoffen, wie sie bei einer derartigen Zusammensetzung
verwendet werden können,
ist beispielsweise beschrieben in A. Kibbe, 2000, Handbook of Pharmaceutical
Excipients, 3. Ed., American Pharmaceutical Association and Pharmaceutical
Press. Die Peptide können
auch zusammen mit immunstimulierenden Substanzen, wie beispielsweise
Zytokinen verabreicht werden. Eine umfassende Darstellung von immunstimulierenden
Substanzen, wie sie zusammen mit Peptiden verabreicht werden können, ist
beispielsweise beschrieben in Ribas et al., 2003, Current developments
in cancer vaccines and cellular immunotherapy, J. Clin. Oncol. 21:2415-2432.
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Erfindungsgemäß können die
Peptide zur Behandlung von Tumorerkrankungen und zur Herstellung eines
Mittels zur Behandlung von Tumorerkrankungen verwendet werden.
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Die
zu behandelnden Tumorerkrankungen umfassen dabei Nieren-, Lungen-,
Darm-, Magen-, Pankreas-, Brust-, Prostata-, Ovarial- und/oder Hautkrebs.
Die Aufzählung
der Tumorerkrankungen ist dabei lediglich beispielhaft und soll
den Verwendungsbereich nicht eingrenzen.
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Ferner
können
die Peptide auch zur Beurteilung eines Therapieverlaufs bei Tumorerkrankungen
eingesetzt werden.
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Auch
bei anderen Impfungen oder Therapien können Peptide für die Beurteilung
eines Behandlungsverlaufes eingesetzt werden. Somit sind die erfindungsgemäßen Peptide
nicht nur therapeutisch, sondern auch diagnostisch einsetzbar.
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In
einer weiteren Ausführungsform
werden die Peptide zur Herstellung von Antikörpern eingesetzt.
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Polyklonale
Antikörper
können
in herkömmlicher
Weise durch Immunisierung von Tieren mittels Injektion der Peptide
und anschließender
Aufreinigung der Immunglobuline aus dem Blut der immunisierten Tiere gewonnen
werden.
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Monoklonale
Antikörper
können
nach Standardprotokollen hergestellt werden, wie beispielsweise
in Methods Enzymol., 1986, Hybridoma technology and monoclonal antibodies,
121:1-947, beschrieben.
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Bispezifische
monoklonale Antikörper
können
nach Standardprotokollen hergestellt werden, wie beispielsweise
Tomlinson et al., 2000, Methods for generating multivalent and bispecific
anti-body fragments,
Methods Enzymol. 346:461-479.
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Die
Erfindung betrifft in einem weiteren Aspekt Nukleinsäuremoleküle, die
für das
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
isolierte Peptid kodieren.
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Die
Nukleinsäuremoleküle können dabei
DNA- oder RNA-Moleküle
sein und gegebenenfalls auch für die
Immuntherapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden.
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Erfindungsgemäß können die
Nukleinsäuremoleküle auch
in einem Vektor vorliegen.
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Weiterhin
betrifft die Erfindung eine Zelle, die mit Hilfe des Nukleinsäuremoleküls genetisch
so verändert
wurde, dass sie ein erfindungsgemäß identifiziertes Peptid produzieren.
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Diese
Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung eines
tumor-assoziierten Peptids, bei dem nach dem beschriebenen Verfahren
ein Peptid identifiziert und das identifizierte Peptid chemisch,
in vitro oder in vivo synthetisiert wird.
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Peptide
können
durch chemische Reaktion von Aminosäuren beispielsweise durch das
Verfahren nach Merrifield hergestellt werden, das in Merrifield,
1963, J. Am. Chem. Soc. 85:2149-2154 beschrieben ist.
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In
vitro lassen sich Peptide beispielsweise in zellfreien Expressionssystemen
herstellen, in vivo können
Peptide in prokaryotischen und eukaryotischen Zellen hergestellt
werden.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Impfstoffes
mit den Schritten
- (a) Durchführung des
oben beschriebenen Verfahrens,
- (b) Herstellung der in Schritt (i) identifizierten tumorassoziierten
Peptide und
- (c) Formulierung der in Schritt (j) hergestellten tumor-assoziierten Peptide.
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Die
Erfindung betrift ferner ein diagnostisches Verfahren bei dem das
neue Verfahren durchgeführt und
das Vorhandensein und/oder das mengenmäßige Verhältnis eines Peptides als diagnostischer
Marker verwendet wird, ein Verfahren zur Behandlung eines pathologischen
Zustandes, bei dem eine Immunantwort gegen ein interessierendes
Protein ausgelöst
wird, wobei eine therapeutische wirksame Menge zumindest eines der
nach dem neuen Verfahren gefundenen Peptide verabreicht wird, sowie
ein elektronisches Speichermedium, das die Aminosäuresequenz
zumindest eines der erfindungsgemäßen Peptide und/oder die Nukleinsäuresequenz
eines für
ein erfindungsgemäßes Peptid
kodierenden Nukleinsäuremoleküls enthält.
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Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend
noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern
auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar
sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung werden nachfolgend in den Figuren und dem Beispiel
dargestellt und erläutert.
Es zeigen:
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1 eine Übersicht über das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Identifizierung und Quantifizierung von tumor-assoziierten Peptiden;
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2 die
massenspektroskopische Auswertung von (A) nicht-modifizierten und (B) 1H3/2D3-acetylierten
Peptiden. (C) Massenspektroskopische Auswertung eines Peptidgemisches,
das beispielhaft sowohl das nicht-modifizierte Peptid, das 1H3-acetylierte Peptid
und 2D3-acetylierte Peptide
mit der Aminosäuresequenz EVNGLISMY
enthält;
(D) erläutert
die in 2 verwendete Nomenklatur;
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3 eine
vergleichende Quantifizierung von antigenen Peptiden aus zwei verschiedenen
Quellen, wobei in (A) eine massenspektroskopische Auswertung der
relativen mengenmäßigen Verhältnisse
von drei verschiedenen Peptiden aus zwei Gewebeproben (Darmkrebsprobe,
Probe gesunden Gewebes vom selben Patienten) abgebildet ist. Die
aus der Darmkrebsprobe isolierten Peptide wurden 2D3-acetyliert. Die aus der Probe gesunden
Gewebes isolierten Peptide wurden 1H3-acetyliert. (B) zeigt eine massenspektroskopische Auswertung
von drei verschiedenen Peptiden aus 1H4-nicotinylierten/guadinylierten Awells-Zellen
und mit Keratin 18-transfizierten und 2D4- nicotinylierten/guadinylierten Awells-Zellen.
(C) zeigt die Bestimmung der Aminosäuresequenzen eines 1H3-acetylierten
Peptides mit der Aminosäuresequenz
DAAHPTNVQR und eines 2D3-acetylierten
Peptides mit der Aminosäuresequenz
DAAHPTNVQR durch Fragmentierung;
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4 Ausbeuten
von in verschiedenen Weisen chemisch modifizierten Peptiden. Vier
Peptide mit den Aminosäuresequenzen
AETSYVKVL, KLSLGLPGL, SLGLQLAKV und VLDPRGIYL wurden in einer Mischung zu äquimolaren
Anteilen eingesetzt und anschließend zum Zweck der vergleichenden
Untersuchung dreier Vorgehensweisen zur chemischen Modifizierung
entweder acetyliert, oder acetyliert und guanidinyliert, oder guanidinyliert
und nicotinyliert. Nach Abschluss der chemischen Reaktion zur Modifikation
der Referenzpeptide wurden diese mit den eingangs verwendeten, nicht
modifizierten Peptiden gemischt, um im anschließenden analytischen Schritt
einen Vergleich zu ermöglichen.
Die vergleichende Auswertung wurde durch Analyse mit Nano-Electrospray-Ionisierungs-Massenspektrometrie
(nano-ESI-MS) durchgeführt.
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Versuchsdurchführungen
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Patientenprobe
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Von
der Abteilung für
allgemeine Chirurgie des Universitätsklinikums der Universität Tübingen wurde eine
Probe von einem Patienten erhalten, der histologisch bestätigten Darmkrebs
aufwies. Der Patient (im Folgenden mit CCA129 bezeichnet) besaß den HLA-Klasse-I-Typus
HLA-A·01,
HLA-A·68,
HLA-B·08,
HLA-8·44.
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Zelllinie
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Es
wurde die Zelllinie Awells verwendet (European Collection of Cell
Cultures, Porton Down, Salisbury, Vereinigtes Königreich), die den HLA-Klasse-I-Typus
HLA-A·02,
HLA-B·44
besitzt.
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Keratin 18-transfizierte
Zelllinie
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Die
Zelllinie Awells wurde mit der DNA-Sequenz für humanes Keratin 18 nach Standardprotokollen stabil
transfiziert. Hierzu wurde die für
humanes Keratin 18 kodierende cDNA unter Verwendung des TOPO TA Cloning
Kit (Invitrogen, Karlsruhe, Deutschland) subkloniert. Die anschließende Klonierung
erfolgte zwischen den Restriktions-Endonuklease-Schnittstellen EcoR
I und Not I des Plasmidvektors pcDNA3-Ii im Leseraster der Ii-Sequenz. Die Transfektion
der Awells-Zellen wurde vermittelst Elektroporation durchgeführt, wonach
stabile Transfektanten ausgewählt
und in Kultur gehalten wurden.
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Isolierung
der HLA-Klasse-I-gebundenen Peptide
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Die
Aufbereitung der nach chirurgischer Entfernung in flüssigem Stickstoff
schockgefrorenen Gewebsprobe wurde wie bereits beschrieben in Schirle
et al., Identification of tumor-associated MHC class I ligands by
a novel T cell independent approach, 2000, European Journal of Immunology,
30:2216-2225, durchgeführt. Die
Peptide wurden nach Standardprotokollen isoliert, und zwar unter
Verwendung des monoklonalen Antikörpers W6/32, der spezifisch
für HLA-Klasse-I-Moleküle ist.
Barnstable et al., Production of monoclonal antibodies to group
A erythrocytes, HLA and other human cell surface antigens – new tools
for genetic analysis, 1978, Cell, 14:9-20, beschreibt die Herstellung
und Anwendung dieses Antikörpers.
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Acetylierung
von Peptiden
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10μl 1H6-acetyl-Anhydrid
oder 2D6-acetyl-Anhydrid
(50%ige Lösung
nach Volumen in Methanol) wurden zu 100μl Peptidgemisch (Peptid-Mengen
in Gemischen: zwischen 2 nmol und 200 pmol) in einem 50%igen Methanol/Wasser-Gemisch
(nach Volumen) gegeben. Die chemische Reaktion erfolgte über 15 Minuten
bei Raumtemperatur. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 1.1 μl Ameisensäure gestoppt.
Anschließend
wurden gleiche Volumina aus beiden Ansätzen entnommen und miteinander
gemischt.
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Guadinylierung
von Petiden
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Peptidgemische
aus Tumorgewebe (CCA129), oder Keratin-18-transfizierten- oder nicht-transfizierten Awells-Zellen
(Peptid-Mengen in Gemischen: zwischen 2 nmol und 200 pmol) in Citrat-Puffer
(50 mM Citrat, pH 3.0) wurden mit 0.25 % Trifluor-Essigsäure (TFA,
nach Volumen) versetzt, anschließend wurde der pH des Gemisches
mit 200 μl
Natriumhydroxid (10 M Lösung)
auf 10.5 eingestellt. Nach Zugabe von 1 ml O-methyl-iso-Harnstoff-Hemisulfat-Lösung (2.5
M in Wasser) wurde das Reaktionsgemisch für 10 Minuten bei 65°C (Wasserbad)
inkubiert. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 200 μl Ameisensäure gestoppt.
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Nikotinylierung
von guadinylierten Peptiden
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Die
durch Guadinylierung chemisch modifizierten Peptidgemische aus Tumorgewebe
(CCA129), oder Keratin-18-transfizierten- oder nicht-transfizierten
Awells-Zellen wurden auf eine Chromatographiesäule des Typs "reversed phase C-18
microcolumn" (Agilent
Technologies hydrophobic XGSXB) aufgetragen und mit 0.5 ml Wasser
gewaschen. An das Säulenmaterial
gebundene Peptide wurden anschließend auf der Säule belassen
und durch langsames Auftragen von 1 ml frisch hergestelltem 1H4- oder 2D4-Nikotinyl-N-Hydroxysuccinimid-Ester
(Natriumphosphatpuffer 50 mM; pH 8.5) durch chemische Reaktion bei
Raumtemperatur nikotinyliert. Im Anschluss wird ein zweites Mal
1 ml frisch hergestellter 1H4- oder 2D4-Nikotinyl-N-Hydroxysuccinimid-Ester langsam
durch die mit dem Peptidgemisch beladene Chromatographie-Säule geleitet.
Daraufhin wird Hydroxylamin durch die Säule geleitet, um unerwünschte Modifizierungen
von Tyrosin-Resten durch Nikotinyl-Gruppen wieder zu entfernen. Abschließend wird
die Chromatographie-Säule
mit Wasser gewaschen, bevor die Peptide mit 100 μl eines 50%igen Acetonitril/Wasser-Gemisches
(nach Volumen) von der Säule
eluiert werden.
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Offline-High Performance
Liquid Chromatography- (HPLC-) Auftrennung von Peptidgemischen
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Gemische
derart chemisch modifizierter Peptide wurden in äquimolaren Verhältnissen
gemischt und im Volumen auf ca. 100 μl durch Vakuum-Zentrifugation
eingeengt. Die eingeengten Gemische wurden mit 400 μl Wasser
mit 0.08 % TFA (nach Volumen) verdünnt, bevor sie durch automatische
Probeninjektion auf eine an ein SMART-HPLC-System (Amersham-Pharmacia,
Freiburg, Deutschland) angeschlossene "reversed phase"-Chromatographie-Säule
des Typs μRP
SC C2/C18, 100 mm × 2.1
mm, Amersham-Pharmacia,
Freiburg, Deutschland) aufgetragen wurden. Zur chromatographischen
Auftrennung und der Elution der an das Säulenmaterial gebundenen Peptide
wurde ein binärer
Gradient aus zwei Lösungsmittelgemischen
A und B verwendet. Lösungsmittelgemisch
A enthält
0.1 % TFA (nach Volumen) in Wasser. Lösungsmittelgemisch B enthält 0.08
% TFA und 80 % Acetonitril (beides nach Volumen) in Wasser. Der
binäre
Gradient beginnt mit 90 % Lösungsmittelgemisch
A und 10 % Lösungsmittelgemisch
B und nimmt einen linearen Verlauf bis zu einem Mischungsverhältnis von
40 % Lösungsmittelgemisch
A und 60 % Lösungsmittelgemisch
B. Das Eluat wird in Fraktionen mit Volumina von jeweils 150 μl pro Fraktion
gesammelt. Vor Beginn der massenspektrometrischen Untersuchungen
der chromatographisch aufgetrennten Peptide werden die gesammelten
Fraktionen durch Vakuum-Zentrifugation vollständig getrocknet und anschließend in
einem Gemisch aus 50 % Methanol, 49.9 % Wasser und 0.1 % Ameisensäure erneut
gelöst.
-
Mikrokapillar-Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie
-
Diese
Peptidgemische wurden mit Hilfe eines an ein mit einer mikro-Elektrospray-Ionisationsquelle ausgestatteten
Hybrid-Quadropol-Massenspektrometriegerät ("orthogonal acceleration
time of flight mass spectrometer",
Micromass, Manchester, Vereinigtes Königreich) angeschlossenen reversed-phase-HPLC-Systems
("reversed phase
Ultimate HPLC System, Dionex, Amsterdam, Niederlande) analysiert. Dazu
wird das Probenmaterial zuallererst auf einer C18-Vorsäule mit
den Maßen
300 μm × 5 mm (LC
Packings, Amsterdam, Niederlande) entsalzt und vorkonzentriert.
Das Lösungsmittel
und die Probe wurden mittels einer Spritzenpumpe (Harvard Apparatur,
Inc.) mit einer abgedichteten 100μl-Spritze
(1710 RNR, Hamilton) mit einer Geschwindigkeit von 2 μl pro Minute
zugeführt.
Die mit dem Peptid-Gemisch beladene Vorsäule wird anschließend in
Flussrichtung vor eine an das "reversed
phase Ultimate"-HPLC-System
angeschlossene, mit C18-reversedphase Material (5 μm, Dionex,
Amsterdam, Niederlande) beladene Silica-Säule (75 μm × 250 mm, Dionex, Amsterdam,
Niederlande) geschaltet. Zur Elution der gebundenen Peptide wird über einen
Zeitraum von 120 Minuten ein binärer
Gradient angelegt, der mit 15 % Lösungsmittel A (4 mM Ammoniumacetat in
Wasser, pH 3.0) und 85 % Lösungsmittel
B (2 mM Ammoniumacetat in einem Gemisch nach Volumen aus 80 % Acetonitril
und 20 % Wasser, pH 3.0) beginnt und bis zu einem Mischungsverhältnis von
40 % Lösungsmittel
A und 60 % Lösungsmittel
B führt.
Die Durchflussgeschwindigkeit während
der Elution der Peptide wird durch das Ultimate split-System (Dionex,
Amsterdam, Niederlande) auf ca. 300 μl pro Minute reduziert. Das Eluat
wurde durch eine goldbeschichtete Glaskapillare (PicoTip, New Objective,
Cambridge/Massachusetts, U.S.A.) in die mikro-ESI-Quelle eingeführt. Die
Integrationszeit für
die "time of flight"-Analyse (TOF Analyzer) wurde
auf 1 Sekunde festgelegt, die zwischen zwei Analysevorgängen liegende
Verzögerungszeit
betrug 1/10 Sekunde. Das Verhältnis
von chemisch modifizierten Peptiden mit Deuterium- (2D-)
Atomen zu Peptiden der gleichen zugrunde liegenden Aminosäuresequenz
mit normalen Wasserstoff- (1H-) Atomen wurde
durch Vergleiche der relativen Höhe
der "peaks" (gemessene Scheitelpunkte
der aus der massenspektrometrischen Analyse hervorgehenden Signale)
bestimmt.
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Die
Online-Fragmentierung von Peptiden zur Bestimmung der Aminosäuresequenz
(HPLC-MSMS) wurde mit einer Integrationszeit für die "time of flight"-Analyse (TOF Analyzer) von 4 Sekunden
und einer zwischen zwei Analysevorgängen liegenden Verzögerungszeit
von 1/10 Sekunde und ansonsten wie beschrieben durchgeführt. Während des
Vorgangs der Online-Fragmentierung der [M + H]+ und
[M + H]2+-Ionen wird automatisch zwischen
dem HPLC-MS- und dem HPLC-MSMS-Modus gewechselt. Die aus den massenspektrometrischen
Analysen hervorgehenden Spektren wurden manuell analysiert. Als
Datenbanken wurden NCBInr und EST unter Verwendung von MASCOT (http://www.matrixscience.com)
benutzt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführung
können
für kleine
Probenvolumina anstelle eines HPLC-Systems zur weiteren Reduktion
der Durchflussrate für
den Probenauftrag auf die mikro-ESI-Quelle auch
metallbeschichtete Glaskapillaren (Proxeon, Odense, Dänemark)
verwendet werden. Dadurch werden Flussraten von 20 nl pro Minute
bis 50 nl pro Minute möglich.
In dieser Ausführungsform
wird das Verhältnis von
chemisch modifizierten Peptiden mit Deuterium- (2D-)
Atomen zu Peptiden der gleichen zugrunde liegenden Aminosäuresequenz
mit normalen Wasserstoff-(1H-) Atomen durch Vergleiche der relativen
Höhe der "peaks" (gemessene Scheitelpunkte
der aus der massenspektrometrischen Analyse hervorgehenden Signale) und
der relativen mathematisch integrierten Flächen der "peaks" bestimmt. Auch in dieser Ausführungsform
ist die Fragmentierung von Peptiden im HPLC-MSMS-Modus möglich. Diese wird mit Kollisionsenergien
von 30–60
eV für
[M + H]+-ionisierte Fragmente und 20–30 eV für [M + H]2+-ionisierte
Fragmente durchgeführt.
Für diese
Ausführungsform
beträgt
die Integrationszeit für
die "time of flight"-Analyse (TOF Analyzer)
1 Sekunde, und zwischen zwei Analysevorgängen liegt eine Verzögerungszeit
von 1/10 Sekunde.
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Ergebnisse
-
1 stellt
das Grundprinzip der differenziellen Bestimmung und Identifizierung
von MHC-Klasse-I-gebundenen Peptiden dar. In diesem Verfahren werden
Peptide aus zwei verschiedenen Quellen mit reaktiven chemischen
Gruppen behandelt, die sich anhand von der Gegenwart oder Abwesenheit
von bestimmten Wasserstoff-Spezies
(leichter Wasserstoff: 1H; schwerer Wasserstoff: 2D) unterscheiden lassen, ohne dass die durch
die unterschiedlichen Wasserstoff-Isotope erreichten, zur Abgrenzung
verwendeten physikalischen Eigenschaften einen messbaren Einfluss
auf die chemischen Eigenschaften der modifizierten Peptide aufweisen.
Die durch die chemische Modifikation entstehenden Peptid-Derivate werden miteinander
kombiniert, also gemischt bzw. vereinigt, und durch Chromatographie
("offline"-HPLC oder "online"-HPLC-MS) entsprechend ihrer
durch die primäre
Aminosäureabfolge
begründete
Hydrophobizität,
respektive Hydrophilität,
getrennt. Die Signalintensität
der durch anschließende
massenspektrometrische Analyse ermittelten spezifischen Masse/Ladungs-Signale
ist der Gradmesser für
das relative mengenmäßige Verhältnis zwischen
Peptiden mit der gleichen zugrunde liegenden primären Aminosäuresequenz,
die aus unterschiedlichen Quellen gewonnen worden waren. Die Anwendung
des Tandem-MSMS-Verfahrens liefert unter Verwendung von Datenbanken zusätzlich Information über die
im Einzelfall vorliegende Aminosäuresequenz
der Peptide.
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Die
Acetylierung von MHC-Klasse-I-Liganden stellt eine schnelle und
einfache Methode zur chemischen Modifikation von Peptiden dar. Die
Acetylierung von Peptiden wurde experimentell unter Verwendung von
synthetischen Peptidgemischen optimiert. Die Peptide waren nach
15 Minuten Reaktionszeit (wie beschrieben) vollständig am
amino-terminalen Ende acetyliert.
-
Die Verwendung von 2D6- und 1H6-Acetanhydrid
für die
Acetylierung ermöglicht
die differenzielle Quantifizierung von Peptiden.
-
MHC-Klasse-I-gebundene
Peptide wurden zur Demonstration der Machbarkeit wie beschrieben
von MGAR-Zellen gewonnen, in zwei gleichvolumige Teilproben getrennt
und wie beschrieben mit 2D6-,
respektive 1H6-Acetanhydrid
acetyliert. Nach Beendigung der chemischen Reaktion wurden die Teilproben
erneut in äquimolaren
Verhältnissen
gemischt und die relativen Verhältnisse
zwischen 2D3- und 1H3-acetylierten
Peptiden bestimmt. 2 zeigt beispielhaft die 2D3- und 1H3-Varianten eines
Peptids mit der Aminosäuresequenz
EVNGLISMY (Molekulargewicht ohne chemische Modifikation: 1040.5
Da). Das Peptid EVNGLISMY stellt ein Fragment aus dem "U5 snRNP-spezifischen
Protein" dar. Das
gemessene relative Verhältnis
zwischen 2D3- und 1H3-Varianten (2D3/1H3-Ratio)
von EVNGLISMY betrug 1.0. Für
15 weitere Peptide, die von den selben MGAR-Zellen eluiert und als
einfach oder zweifach geladene Ionen massenspektrometrisch detektiert
worden waren, betrug die 2D3/1H3-Ratio im arithmetischen
Mittel 1.01. Die Standardabweichung (SD) betrug ± 0.13 (Tabelle 1). Neben
der Ermöglichung
einer Bestimmung der relativen Anteile von Peptiden mit gleicher
zugrunde liegender Aminosäuresequenz
aus zwei oder mehreren unterschiedlichen Quellen führt die
Acetylierung von Peptiden durch die Verschiebung der b-Serien-Ionen um 3 Da von 2D3-acetylierten
gegenüber 1H3-acetylierten Peptiden
auch zu einer Vereinfachung der Auswertung der korrespondierenden
Massenspektrogramme (2C). b-Serien-Ionen
sind im allgemeinen ionisierte Fragmente sowohl chemisch modifizierter-,
als auch nicht-modifizierter Peptide, die mindestens den in der
Aminosäureprimärsequenz
am Aminoterminus gelegenen Aminosäurerest enthalten. y-Serien-Ionen
sind im Gegensatz zu den b-Serien-Ionen im allgemeinen ionisierte
Fragmente sowohl chemisch modifizierter-, als auch nicht-modifizierter
Peptide, die mindestens den in der Aminosäureprimärsequenz am Carboxyterminus
gelegenen Aminosäurerest
enthalten.
-
Nachteilig
an der Acetylierung von Peptiden ist, dass die Ionisierung durch
die Einführung
des Acetylrestes am aminoterminalen Ende der Peptide eine positive
Ladung weniger als in einem Peptid mit einem intakten N-Terminus
bewirken kann. Da grundsätzlich
mehrfach geladene Peptide besser massenspektrometrisch detektiert
werden können
als einfach geladene, bewirkt die Acetylierung also einen Verlust
an Sensitivität. Die
durchgeführten
Experimente zeigten ebenfalls, dass es auch zur Acetylierung der ε-Aminogruppe
von Lysinresten kommen kann. Diese Acetylierung der ε-Aminogruppe
von Lysinresten führt
ebenfalls dazu, dass durch die Ionisierung eine positive Ladung
weniger als im nicht chemisch durch Acetylierung modifizierten Peptid
entstehen kann. Der einhergehende Verlust an Sensitivität gilt aber
in gleichem Maße
für die
zugrunde liegenden Peptide gleicher Aminosäureprimärsequenz aus den unterschiedlichen
verwendeten Quellen, so dass es nicht zu einer messbaren Beeinflussung
des inneren Verhältnisses
zwischen den zugehörigen
Signalen der sequenzgleichen, im einen Fall 2D3- und im anderen Fall 1H3-acetylierten Peptide kommt.
-
Identifizierung von MHC-Klasse-I-gebundenen
Peptiden aus Gewebeproben von Darmtumor und Gewebeproben von den
Tumor umgebendem, normalen Gewebe, unter Verwendung von 2D3- und 1H3-Acetylierung
der MHC-Klasse-I-gebundenen Peptide in einer die relativen Mengen
vergleichenden massenspektrometrischen Analyse auf Basis von Elektrospray-Ionisations-Massenspektrometrie
(ESI-MS).
-
Peptide
wurden wie beschrieben von MHC-Klasse-I-Molekülen einer Darmkrebsprobe (CCA129)
und von MHC-Klasse-I-Molekülen
einer Probe des den chirurgisch entfernten Tumor umgebenden Normalgewebes
isoliert und im Anschluss durch 2D3- (Tumor) und 1H3-(normales
Gewebe) Acetylierung chemisch modifiziert. Nach der chromatographischen
Auftrennung der modifizierten Peptide durch microbore-HPLC wurden
19 Peptide wie beschrieben durch nano-ESI-MS identifiziert. Von diesen 19
Peptiden konnte für
17 wie beschrieben das relative mengenmäßige Verhältnis im Vergleich zwischen
spezifischen Peptiden der Tumorgewebsprobe zu den Peptiden der Probe
normalen Gewebes mit der gleichen zugrunde liegenden Aminosäuresequenz
bestimmt werden. Die Mehrzahl der identifizierten Peptide lag in
beiden untersuchten Proben in ähnlichen
Mengen vor (2D3/1H3-Ratios zwischen
1.07 und 2.42). Insgesamt lag in der Tumorprobe die 1.7-fache Menge
an Peptiden im Vergleich zur Normalgewebsprobe vor. Zwei Peptide
waren im Tumorgewebe überrepräsentiert,
ein Peptid war im Tumor unterrepräsentiert. Die statistische
Auswertung der Ergebnisse unter Anwendung des "Student's t-test" bestätigte, dass nur die zwei überexprimierten-
und das eine unterexprimierte Peptid außerhalb eines 99.99%igen Konfidenzintervalls
von 0.87 bis 2.56 lagen.
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Die
zwei im Tumor überrepräsentierten
Peptide stammen von den humanen Proteinen "ribosomal protein L24" und Beta-Catenin
ab. Derweil wenig Daten bezüglich
einer Tumor-Assoziation für
das ribosomale Protein L24 existieren, wurde für das mit dem "ribosomal protein
L24" verwandte "ribosomal protein
L15" von Wang et
al., 2001, Cloning and characterization of full-length human ribosomal
protein L15 cDNA which was overexpressed in esophageal cancer, Gene
263:205-209, eine Rolle in der Entstehung von Speiseröhrenkrebs beschrieben.
Für Beta-Catenin
hingegen wurde eine Funktion als Onkogen, das durch Transaktivierung
andere Onkogene, wie z.B. die Matrix-Metalloproteinase MMP-7, anschaltet,
durch Ougolkov et al., 2002, Oncogenic beta-catenin and MMP-7 (matrilysin)
cosegregate in late-stage clinical colon cancer, Gastroenterology
122: 60–71,
beschrieben. Ein mutiertes Beta-Catenin-Peptid wurde von Robbins
et al., 1996, A mutated beta-catenin gene encodes a melanoma-specific
antigen recognized by tumor-infiltrating lymphocytes, Journal of
Experimental Medicine 183:1185-1192, als Zielstruktur in Verbindung
mit dem menschlichen MHC-Allel HLA-A·24 für CD8-positive, den Hautkrebs
infiltrierende T-Zellen beschrieben.
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Verbesserte Ausbeute von
MAC-Klasse-I-gebundenen Peptiden nach chemischer Modifikation der
Peptide durch O-Methyl-iso-Harnstoff-Hemisulfat
und Nikotinyl-N-Hydroxy-Succinimid-Ester (NicNHS).
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Die
erstmalige und neue Verbindung zweier Methoden zur chemischen Modifikation
von Peptiden durch Kombination der einheitlichen Guadinylierung
von ε-Aminogruppen
von Lysinresten in Peptiden durch O-Methyl-iso-Harnstoff-Hemisulfat
und der Nikotinylierung der α-Aminogruppen
der Peptide durch NicNHS führt
zu einer deutlichen Verbesserung der Ionisierung von Peptiden (4).
Um die Entsalzung der chemisch modifizierten Peptide zu vereinfachen,
wird die Nikotinylierung der Peptide wie beschrieben auf einer C18-Chromatographiesäule durchgeführt. Die
durch die Nikotinylierung hervorgerufene, unerwünschte Modifikation der Seitenketten
von Tyrosinresten konnte durch Behandlung der modifizierten Peptide
mit Hydroxylamin wieder entfernt werden. Beispielhaft wird anhand
des Peptides mit der Aminosäuresequenz
AETSYVKL in 4 gezeigt, dass die Nikotinylierung
des N-Terminus die Ionisierung in einer Weise beeinflusst, die dazu führt, dass
nikotinylierte Peptide ebenso gut detektiert werden können, wie
nicht chemisch modifizierte Peptide.
-
Identifizierung und Quantifizierung
von MHC-Klasse-I-gebundenen Peptiden aus der Zelllinie Awells und
der mit einem die cDNA des humanen Keratin 18 enthaltenden Plasmid
transfizierten Zelllinie Awells durch Guadinylierung und 2D4-/1H4-Nikotinylierung der Peptide.
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Durch
Trask et al., 1990, Keratins as markers that distinguish normal
and tumor-derived mammary epithelial cells, Proc. Natl. Acad. Sci.
U.S.A., 87:2319-2323, war gezeigt worden, dass Keratine sich als
Marker für
die Unterscheidung von Tumor- und gesundem Gewebe eignen. Um neue
MHC-Klasse-I-gebundene Peptide aus humanem Keratin 18 zu identifizieren
und um die differentielle Quantifizierung anhand eines beispielhaften
Tunorantigens aufzuzeigen, waren Peptide aus der nicht-transfizierten
(Awells) und aus der mit dem genannten Plasmid transfizierten Awells-Zelllinie
(Awells Keratin 18) isoliert worden. Die isolierten Peptidgemische
wurden im Anschluss wie beschrieben durch Guadinylierung und 2D3-, respektive 1H3-Nikotinylierung
chemisch modifiziert. Die chemisch modifizierten Peptidgemische
wurden miteinander gemischt und durch HPLC-MS-Analyse wie beschrieben
untersucht. In einem zweiten Experiment wurde im MSMS-Modus gearbeitet,
wodurch die Aminosäuresequenzen
von insgesamt 27 verschiedenen Peptiden bestimmt werden konnten.
Alle 27 gefundenen Peptide mit Ausnahme eines Peptids mit einem
Molekulargewicht von 1091,6 Da wurden sowohl auf transfizierten,
als auch auf nicht-transfizierten Zellen in Mengen detektiert, die
innerhalb des Konfidenzintervalls von 0.64 bis 2.28 lagen (statistische
Auswertung unter Anwendung des "Student's t-test"). Für das Peptid
mit einem Molekulargewicht von 1091,6 Da wurde durch die MSMS-Analyse
die Aminosäureabfolge
RLASYLDRV bestimmt, welche ein Fragment der Aminosäuresequenz
von Keratin 18 darstellt. Die MSMS-Spektren, die zur Identifizierung
des Peptids mit der Sequenz RLASYLDRV geführt haben, sind in 3D abgebildet. Für das Peptid RLASYLDRV konnte
kein Signal detektiert werden, das mit einer chemischen Modifizierung
der Primärsequenz
mit einem 1H3-Nikotinylrest
hätte in
Verbindung gebracht werden können.
Diese Beobachtung legt nahe, dass Keratin 18 exklusiv in den Awells
Keratin 18-Zellen exprimiert wurde. Das Signal für das Peptid RLASYLDRV mit
einem 2D3-Nikotinylrest
hingegen wurde sechsfach stärker
als der Hintergrund exprimiert.
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Die
beschriebene Methode der Guadinylierung und Nikotinylierung von
Peptiden unter Verwendung der zwei Wasserstoff-Isotope 1H
und 2D erlaubt erstmals die schnelle und
exakte Bestimmung von relativen quantitativen Unterschieden zwischen
sequenzgleichen Peptiden aus zwei oder mehr unterschiedlichen Quellen.
Durch Anwendung des Verfahrens zur Guadinylierung und Nikotinylierung
von Peptiden auf Proben von Tumorgewebe und normalem Gewebe desselben
Organs, oder durch Anwendung besagten Verfahrens auf Zelllinien,
die zuvor durch für
Onkogene oder andere Tumor-assoziierte
Genprodukte kodierende Nukleinsäuren
transfiziert worden sind, können
tumor-assoziierte Peptidantigene bestimmt werden, die für die Herstellung von
Impfstoffen zur Krebstherapie besonders geeignet sind.
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In
den Tabellen 1 bis 3 sind die oben beschriebenen Ergebnisse zusammengefasst,
Tabelle 4 zeigt die Zuordnung der gefundenen Peptide zu dem Quellprotein
und gibt ihre zugehörige
SEQ-ID Nr. aus dem Sequenzprotokoll an, das Sequenzprotokoll zeigt
die erfindungsgemäßen Peptide.
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Tabelle
1 zeigt die Messwerte massenspektrometrischer Signalintensitäten aus
einer äquimolaren
Mischung von 2D3-nikotinylierten
Peptiden zu 1H3-nikotinylierten
Peptiden aus MGAR-Zellen und die abgeleiteten Verhältnisse
von 2D3-nikotinylierten
Peptiden zu 1H3-nikotinylierten Peptiden
mit jeweils gleichen zugrunde liegenden Aminosäuresequenzen. Peptide mit doppelter
positiver Ladung [M + H]2+ zeigen eine dramatisch
höhere
Signalintensität,
als Peptide mit einfacher positiver Ladung [M + H]+.
Peptid-Ionen mit doppelt positiver Ladung ([M + H]2+)
haben andere zugrunde liegende Sequenzen, als Peptide mit einfacher
positiver Ladung ([M + H]+).
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Table
2: Zeigt Sequenzen und Messergebnisse für natürliche, von HLA-Klasse-I-Molekülen gewonnene
Peptide aus Tumorgewebe und gesundem Gewebe eines Patienten mit
Darmkrebs. Zur Durchführung
der Analyse wurden die aus den Gewebeproben isolierten Peptide mit 2D6-Essigsäureanhydrid
(Tumorgewebe), beziehungsweise 1H6-Essigsäureanhydrid
(gesundes Gewebe) chemisch modifiziert, gemischt, verfahrensgemäß durch
massenspektrometrische Analyse identifiziert und die zwischen den
Gewebeproben bestehenden mengenmäßigen Verhältnisse
von Peptiden mit identischen Aminosäuresequenzen durch Bestimmung
der 2D3/1H3-Ratio quantifiziert.
Um signifikante Über-
beziehungsweise Unterrepräsentation
von identifizierten und quantifizierten Peptiden festzustellen,
werden die Messergebnisse (2D3/1H3-Ratio) einer
statistischen Auswertung (Student's t-test) unterzogen.
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Tabelle
3 zeigt Sequenzen und Messergebnisse für natürliche, von HLA-Klasse-I-Molekülen gewonnene
Peptide aus der nicht-veränderten
Zeillinie Awells und der wie beschrieben durch Transfektion mit
Keratin 18 genetisch veränderten
Zelllinie Awells. Aus den genannten zwei Quellen Awells und Awells
Keratin 18 isolierte Peptide wurden durch chemische Modifikation
mit 1H4-Nikotinylresten
(Awells) oder 2D4-Nikotinylresten (Awells
Keratin 18) verändert.
Verfahrensgemäß wurden
die Peptide nach Beendigung der chemischen Modifikation gemischt
und durch massenspektrometrische Analyse identifiziert und die zwischen
Awells und Awells Keratin 18 bestehenden mengenmäßigen Verhältnisse von Peptiden mit identischen
Aminosäuresequenzen durch
Bestimmung der 2D4/1H4-Ratio quantifiziert.
Um signifikante Über-
beziehungsweise Unterrepräsentation von
identifizierten und Quantifizierten Peptiden festzustellen, werden
die Messergebnisse (2D3/1H3-Ratio) einer statistischen
Auswertung (Student's
t-test) unterzogen.
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Tabelle
4 zeigt die Sequenzen, das Quellprotein beziehungsweise -gen, die
relative Position des Peptides innerhalb des Quellproteins durch
Angabe der Aminosäurepositionen,
die GenBank-Accession-Nummern und die zu den jeweiligen Sequenzen
gehörigen
SEQ-ID Nr.:
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