-
Engmaschiges Tarnnetz Die Erfindung betrifft die Ausrüstung eines
engmaschigen Tarnnetzes mit verschiedenen Farben, die die Aufgabe haben, außer in
bisher bekannter Weise gegen Aufklärung durch Augenbeobachtung und. Schwarz-Weiß-Fo,tografie
nunmehr auch gegen Infrarot-Fotografie und Infrarot-Sehgeräte sowie Fa:rb-Fotografie
zu tarnen.
-
Ziel einer solchen: Tarnung ist es, Bildeindrücke, insbesondere- bei
der Luftaufklärung anzustreben, diie bei keiner der angewendeten Methoden der Beobachtung
bzw. Erzeugung von fotografischen Bildern für sich allein und im Vergleich untereinander
Hinweise über mangelhafte Tarnung .geben.
-
Die Schwierigkeit hierbei liegt darin, daß die Tonwerte, vieler Farbein
im Infra- oder, besser ausgedrückt, Ultrarotlicht anders als im sichtbaren Licht
erscheinen. Besonders auf'f'ällige Erscheinungen ergeben. sich bei Chlorophyll enthaltenden
natürlichen grünen Bodenbedeckungen, deren Infrarot-Reflexionswerte! im allgemeinen
sehr hoch sind. So erscheinen Laubwald, Wiesen, grüne Feldfrüchte im Schwarz-Weiß-Bild
grau, im Infrarn_.t-Bild weiß oder hellgrau. Kurzgrasiges Ödland (z. B. Schafweiden)
erscheinen im Infrarot-Bild, weil sie weniger Chlorophyll enthalten, grau, also
dunkler als weiß erscheinende Wiesen. Es kommt dem Grauton des Schwarz-Weiß-Bildes
nahe oder gleicht ihm. Unbedeckte Böden, z. B. Sturzacker, Steinhalden, Felsen,
ähneln oder gleichen einander im Schwarz-Weiß- und Infrarot-Bild. Nadelwälder erscheinen
im Infrarot-Bild unterschiedlich. Die -ebenfalls Chlorophyll enthaltenden - Nadelbaumzweige
reflektieren hell, und zwar sehen sie aus wie mit Rauhreif behaftet. Die" im Vergleich,
zum La:ub,-wald andere Struktur von Nadelwald absorbiert jedoch viel Licht. Daher
erscheinen Nadelwälder je nach Sonnenstand und Einfallwinkel des Sonnenlichts im
Schwarz-Weiß- und Infrarot-Bild gleich dunkel, oder sie zeigen im Infrarot-Bild
den »Rauhreif-Effekt«. Bei bedecktem Himmel gleichen Schwarz-Weiß- und Infrarot-Bi-ld
einander. Im Farbbild erscheinen die natürlichen Farben in den Farbtönen des dem
Menschlichen Auge sichtbaren Farbspektrums.
-
Die. Farbausrüstung eines engmaschigen Tarnnetzes muß also derart
sein, daß sie folgende Aufgaben löst: Tarnung gegen das Auge, gegen Schwarz-Weiß-Fotografie,
gegen Infrarot-Fotografie sowie Infrarot-Sehgeräte und gegen Farb-Fotografie. Ferner
sollen. beim Vergleich der, Schwarz-Weiß-, Infrarot- und Bunt-Fotos keine Merkmale
erkennbar werden, die zur Entdeckung einer Tarnung führen können.
-
Mit einer einfarbigen Tarnung kann diese: Aufgabe keinesfalls gelöst
werden. Bereits im zweiten Weltkrieg sind daher mehrfarbige Tarnnetze, Tarnanzüge
und Zeltbahnen im Gebrauch gewesen, ohne daß dabei die Farbenauswahl und Verteilung
so, getroffen war, daß den obengenannten Aufgabien Rechnung getragen worden wäre.
Auch: die bekannten Vorschläge, welche bereits eine Tarnung gegen Infrarot-Fotografie
vorsehen, betreffen, Tarnungen mit nur einer Farbe. Infolge dieser Einfarbigkeit
kann auch nur ein Infrarot-Reflexions-wert vorhanden sein. Weil aber die Infrarot-Reflexionswerte,
z. B. unbedeckter Böden oder natürlicher Bodenbedeckungen verschiedene, Farbtöne
von. Schwarz über Dunkelgrau, Hellgrau und Weiß zeigen, konnten die bekanntgewordenen
Vorschläge nicht bef'ried'igen. Vielmehr ist es ein Zufall, wenn der nur mögliche
eine Infrarotwert der einen Farbe tarnmäßig gerade paßt. Außerdem sprechen diese
Vorschläge nur allgemein von einer »infrarotsicheren« Farbe, ohne zu bestimmen,
welchen Infrarot-#vert die gewählte Tarnfarbe haben soll.
-
Schließlich befriedigen auch die bekanntgewordenen Vorschläge der
rneh:rf'arb,igen Tarnnetze nicht, da bei der Bestimmung der Farben nur allgemein
ihre »Infrarot-Sicherheit« genannt wird, ohne daß erkannt ist, daß jede der Farben
einen anderen, und, zwar ihren eigenen Infrarot-Reflexionswert haben muß. Bei der
nur allgemeinen Bestimmung einer »Infrarot-Sicherheit« versch1e.dener Farben ist
es ohne weiteres möglich, daß alle Farben sich etwa im gleichen Infrarotwert bewegen,
z. B. dunkel, grau. oder hell reflektieren. Trotz etwa günstiger visueller Mehrfarbigkeit
genügt daher eine solche, Tarnung gegenüber der Aufklärung mit Infrarot-Mitteln
nicht.
-
Ein weitetrer Vorschlag schließlich, sucht eine mehrfarbige Lösung
in, folgendem Verfahren: Das Tarnnetz erhält zwei unterschiedliche Farbschichten.
Eine
untere, unmittelbar auf die Tarnung aufgebrachte Farbschicht
enthält Farben mit bestimmten, den verschiedenen Geländeverhältnissen entsprechenden
Infrarot-Reflexionswerten. Über diese untere infrarotreflektierende Farbschicht
wird eine zweite cbere Farbschicht aufgebracht, die für Sch.warz-Weiiß-Fotografie
reflektierciid, für Infrarot-Foto-rafie dagegen transparent ist. Dieser Vorschlag
hat ebenfalls Nachteile. Bekanntlich sind Tarnungen außer Witterungseinflüssen bim
Transport und bei der Verwendung auch unvermeidlichen Reibungen ausgesetzt. Solche
immer wiederkehrenden Reibungen können in kurzer Zeit die infrarottransparent.--
Farboberschicht derartig beschädigen .und verschleißen, daß diese Schicht ihre Wirkung
zur visuellen und panchromatischen Tarnung verliert. Wo diese Oberschicht also mehr
oder weniger gelitten hat, scheint die nur für das Infrarot-Bild geeignete Unterschicht
durch. Dadurch leidet die Tarnwirkung im Visuellen, im Schwarz-Weiß- und im Farbbild
und ist nicht mehr einwandfrei. Dazu kommt noch, daß für den Fall, wenn derartige
Tarnungsplanen ---beiderseits unterschiedliche Farbtöne aufweisen sollen, für jede
Seite, zwei, insgesamt also vier Farbschichten erforderlich sind. Dadurch werden
derartige Tarnungen für bewegliche Gefech.tstarnaufgaben zu schwer. Aber auch für
ortsfeste Anlagen ist eine Gewichtsbegrenzung wegen der unvermeidlichen Gewichtszunahme
durch Niederschläge und mit Rücksicht auf den Winddruck erforderlich.
-
Die Erfindung vermeidet bei der farblichen Ausrüstung engmaschiger
Tarnnetze nicht nur die geschilderten Nachteile der bekanntgewordenen Vorschläge,
sondern berücksichtigt darüber hinaus eine bisher überhaupt nicht erkannte Erscheinung,
welche bei dIer Infra,rot-Fotografie engmaschiger Tarnnetze auftritt und besonders
berücksichtigt werden muß, um optimale Tarnwirkungen bei Anwendung aller bekannter
Beobachtungsmethoden erzielen zu können.
-
Diese Erscheinung besteht darin, daß engmaschige Tarnnetze infolge
ihrer zahlreichen schattenbildenden Maschenöffnungen erhebliche Lichtmengen absorbieren.
Daher erscheint auf einem Infrarot-Bild die gleiche Farbe mit gleichem Infrarot-Reflexionswert
bei einem engmaschigen Tarnnetz dunkler als auf einer glatten maschenlosen Oberfläche.
Ferner erscheint dhe gleiche Farbe mit gleichem Infrarot-Reflexions;wert bei gegenseitigem
Vergleich im Infrarot-Bild auf :einem. engmaschigen Tarnnetz dunkler, wenn sie aufgespritzt
oder aufgedruckt ist, dagegen heller, wenn sie als Grundausrüstung in das Gewebe
eingebracht worden ist, weil sie durch dies; n Vorgang das Gewebe inniger durchdringt
als beim Aufspritzen oder Aufdrucken.
-
Das im Infrarot-Bild hielle Reflektieren bestimmter Bodenbedeckungen
(Chlorophyll) und Böden (gewisse Sandarten) erfordert daher am. engmaschigen Tarnnetz
erfindungsgemäß eine Farbgrundausrüstung, `welche einem entsprechend hellen Infrarot-Bild
entspricht; es wird also als Grundausrüstung eine durchschnittlich im Infrarotlicht
hell reflektierende Farbe gewählt.
-
Gemessün am Infrarot-Reflexionswert von Magnesium-Oxyd = 100%, kann
diese Farbgrundausrüstung - je nach Aufgabe - Reflexionswerte von im Mittel 45 %,
aber auch von 50 % und höher o d.er auch geringer von etwa. 35 % aufweisen.
-
Durch diese hell reflektierende Farbgrundansrüstung ergibt sich der
Vorteil, d@aß durch Drucken oder Spritzen zusätzlich aufgebrachte Farben, die etwa
hö'.:ere Infrarot-ReflexIC:iSwerte als die Farbe der Grundausiüstung haben, auch
tatsächlich in ihren höheren Infra;rot-Reflexionswerten ersch: inen, weil keine
Minderung derselben durch Lichtabsorbierung eintritt.
-
Die Lösung der weiteren Aufgabe der Anpassung an wechselnde Geländeverhältnisse
wird durch Aufbringung zusätzlicher Farbmusterungen in bekannter Weise durch Drucken
oder Spritzen erreicht, deren Farbtöne im Verein mit ihren Infrarot-Reflexionswerten
den Farben und Iiifiarot-Refl,exioai,s«-erteii der Natur entsprechen, wobei es darauf
ankommt, daß erfindungsgemäß jede dieser Farben ihren eigenen Infraro:-Reflexions\vert
zwischen 0 und 100°/o hat und alle Farben nicht infrarottransparent sind.
-
Bei Netzen mit nur einer Tarnseite können z. B. geländemäßig passende
Farben, wie z. B. Dunkelgrün mit 35%, Erdbraun mit 25% und Steingrau mit 15%, verteilt
vorgesehen sein.
-
Bei Netzen mit zwei Tarnseiten können für einen größeren Landschaftsbereich
im Durchschnitt passende Farben vorgesehen sein. Für hlittelcuropa etwa eine helle
(Frühlings- und Sommer-) Seite, z. B. Lindgrün mit 55 oder 70%, Mittelgrün mit 40%,
Sandgelb mit 300io Reflexionswerten, und eine dunkle (Herbst- und Winter-) Seite-,
z. B. Oliv mit 300/a, Erdbraun mit 20%, Steingrau mit 15%. Schwarz mit 0% Infrarot-Reflexionswerten.
-
Für Landschaften mit anderen Geländefa,rhen (z. B. Skandinavien, Nordafrika)
werden für die Grundausrüstung und die zusätzlichen Farben andere gewählt, wobei
jedoch das erfinderische Prinzip immer das gleiche bleibt. Stets wird als Grundausrüstung
diejenige Geländefarbe gewählt, welche in der dortigen Gegend im Infrarot-Bild durchschnittlich
hoch reflektiert. Die anderen Farben werden zusätzlich aufgebracht. Für Skandinavien
wird demnach die Grundausrüstung etwa oliv- oder dunkelgrün mit einem Infrarot-Reflexionswert
von 35%, für Nordafrika in Wüstengegenden sandgelb mit einem Infrarotwert von 40
bis 50% vorgesehen.
-
Formen, Farbtöne und In.fra,rot-Reflexionswerte der Farbfiguren sollen
die Regelmäßigkeit der Ränder des Netzes auflösen" gleichsam zerreißen., womit ein
Einblenden in die Geländefarhen ermöglicht wird. Die Farbfiguren. können in ihrer
Gesamtheit voll ausgefüllt sein oder Lücken enthalten. Beide Verfahren je für sich
oder gemischte Verfahren sind möglich. Ein bestimmter Rapport der Formen, und zwar
etwa mit Rücksicht auf das Tarnfigurenbild aneinanderstoßender, zusammengesetzter
Netze, ist zu vermeiden; denn die ohne bestimmten Rapport entstehende Unregelmäßigkeit
des Sitzes der Farbfiguren begünstigt gerade den Tarneffekt. Daher sollen die Randmuster
jedes Netzes von denen eines anderen verschieden sein. Das Aufbringen der zusätzlichen
Farben geschieht in bekannter Weise durch Drucken oder Aufspritzen. Werden beide
Netzseiten unterschiedlich gefärbt, so ist es vorteilhaft, zuerst die dunklen Farbtöne
auf die dunkle Seite aufzubringen und erst dann die hellen Farben auf die helle
Seite. Das Durchschlagen von infra,rot-hell-reflektierenden Farbteilen auf die dunkle
Seite., kann in Kauf geno@minen werden, weil die tiefe Infra,rotwirkung der dunklen
Farben auf der dunklen Seite relativ so wirksam ist, daß von der hellen: Seite her
durchschlagende- einzelne infrarot-hell-reflektierende Farbstellen die dunklen Infrarotwerte
der dunklen Netzseite, im gesamten betrachtet, nicht beeinträchtigen. Im umgekehrten
Verfahren würde der Nachteil entstehen, daß - nachdem die
zusätzlichen
Farben auf der hellen Seite bereits aufgebracht sind - die nunmehr von der dunklen
Seite her durchschlagenden infrarot-dunkel-reflektierenden Farben die hellen Infrarotwerte
d-er hellen Seite auf zu dunkle Infrarotwerte herabdrücken würden.