Gene die für Stoffwechselweg-Proteine codieren
Hintergrund der Erfindung
-
Bestimmte Produkte und Nebenprodukte von natürlich vorkommenden
Stoffwechselprozessen in Zellen werden in vielen Industriezweigen
verwendet, einschließlich der Nahrungsmittel-, Futtermittel-,
Kosmetik- und pharmazeutischen Industrie. Diese Moleküle, die
gemeinsam als "Feinchemikalien" bezeichnet werden, umfassen
organische Säuren, sowohl proteinogene als auch nicht-proteinogene
Aminosäuren, Nukleotide und Nukleoside, Lipide und Fettsäuren,
Diole, Kohlehydrate, aromatische Verbindungen, Vitamine und
Cofaktoren sowie Enzyme. Ihre Produktion erfolgt am besten mittels
Anzucht von Bakterien im Großmaßstab, die entwickelt wurden, um
große Mengen von einem oder mehreren gewünschten Molekülen zu
produzieren und sezernieren. Ein für diesen Zweck besonders
geeigneter Organismus ist Corynebacterium glutamicum, ein
gram-positives, nicht-pathogenes Bakterium. Über Stammselektion ist eine
Reihe von Mutantenstämmen entwickelt worden, die ein Sortiment
wünschenswerter Verbindungen produzieren. Die Auswahl von
Stämmen, die hinsichtlich der Produktion eines bestimmten Moleküls
verbessert sind, ist jedoch ein zeitaufwendiges und schwieriges
Verfahren.
Zusammenfassung der Erfindung
-
Diese Erfindung stellt neuartige Nukleinsäuremoleküle bereit, die
sich zur Identifizierung oder Klassifizierung von Corynebacterium
glutamicum oder verwandten Bakterienarten verwenden lassen. C.
glutamicum ist ein gram-positives, aerobes Bakterium, das in der
Industrie für die Produktion im Großmaßstab einer Reihe von
Feinchemikalien, und auch zum Abbau von Kohlenwasserstoffen (bspw.
beim Überlaufen von Rohöl) und zur Oxidation von Terpenoiden
gemeinhin verwendet wird. Die Nukleinsäuremoleküle können daher zum
Identifizieren von Mikroorganismen eingesetzt werden, die sich
zur Produktion von Feinchemikalien, bspw. durch
Fermentationsverfahren, verwenden lassen. C. glutamicum selbst ist zwar
nicht-pathogen, jedoch ist es mit anderen Corynebacterium-Arten, wie
Corynebacterium diphtheriae (dem Erreger der Diphtherie) verwandt,
die bedeutende Pathogene beim Menschen sind. Die Fähigkeit, das
Vorhandensein von Corynebacterium-Arten zu identifizieren, kann
daher auch eine signifikante klinische Bedeutung haben, z. B. bei
diagnostischen Anwendungen. Diese Nukleinsäuremoleküle können
zudem als Bezugspunkte zur Kartierung des C. glutamicum-Genoms oder
von Genomen verwandter Organismen dienen.
-
Diese neuen Nukleinsäuremoleküle codieren Proteine, die hier als
stoffwechselweg (MP) Proteine bezeichnet werden. Diese
MP-Proteine können bspw. eine Funktion ausüben, die an der
Transkriptions-, Translations- oder posttranslationalen Regulation von
Proteinen beteiligt ist, die für das normale metabolische
Funktionieren von Zellen wichtig sind. Aufgrund der Verfügbarkeit von
Klonierungsvektoren zur Verwendung in Corynebacterium glutamicum,
wie bspw. offenbart in Sinskey et al., US-Patent Nr. 4 649 119,
und Techniken zur genetischen Manipulation von C. glutamicum und
den verwandten Brevibacterium-Arten (z. B. lactofermentum)
Yoshihama et al., J. Bacteriol. 162 (1985) 591-597; Katsumata et al.,
J. Bacteriol. 159 (1984) 306-311; und Santamaria et al. J. Gen.
Microbiol. 130 (1984) 2237-2246), lassen sich die
erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle zur genetischen Manipulation dieses
Organismus verwenden, um es als Produzenten von einer oder mehreren
Feinchemikalien besser und effizienter zu machen.
-
Die verbesserte Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der
Produktion einer Feinchemikalie kann auf einer direkten oder
indirekten Wirkung der Manipulation eines erfindungsgemäßen Gens
beruhen. Speziell können Veränderungen in C.
glutamicum-MP-Proteinen, die die Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der
Produktion einer Feinchemikalie eines metabolischen Feinchemikalienwegs
gewöhnlich regulieren, können eine direkte Auswirkung auf die
Gesamtproduktion oder Produktionsgeschwindigkeit von einer oder
mehreren dieser gewünschten Verbindungen aus diesem Organismus
haben. Veränderungen in den Proteinen, die an diesen
Stoffwechselwegen beteiligt sind, können auch eine indirekte Auswirkung
auf die Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der Produktion
einer gewünschten Feinchemikalie haben. Die
Metabolismus-Regulation ist notwendigerweise komplex, und die regulatorischen
Mechanismen, die die unterschiedlichen Wege bewerkstelligen, können
sich an vielen Stellen überschneiden, so daß sich mehr als ein
Stoffwechselweg rasch gemäß einem bestimmten Zellereignis
einstellen läßt. Dies ermöglicht, daß die Modifikation eines
regulatorischen Proteins für einen Stoffwechselweg auch eine Auswirkung
auf viele andere Stoffwechselwege ausübt, von denen einige an der
Biosynthese oder am Abbau einer gewünschten Feinchemikalie
beteiligt sein können. In dieser indirekten Weise kann die Modulation
der Wirkung eines MP-Proteins eine Auswirkung auf die Produktion
einer Feinchemikalie haben, die über einen Stoffwechselweg
produziert wird, der sich von dem unterscheidet, der von diesem MP-
Protein direkt reguliert wird.
-
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäure- und Proteinmoleküle können
verwendet werden, um die Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz
der Produktion von einer oder mehreren gewünschten
Feinchemikalien aus Corynebacterium glutaraicum direkt zu verbessern. Mittels
im Fachgebiet bekannter Genrekombinationstechniken können ein
oder mehrere erfindungsgemäße regulatorische Proteine derart
manipuliert werden, daß ihre Funktion moduliert ist. Die Mutation
eines MP-Proteins, das an der Repression der Transkription eines
Gens beteiligt ist, das ein Enzym codiert, das für die
Biosynthese einer Aminosäure erforderlich ist, so daß sie nicht länger
zur Repression der Transkription fähig ist, kann bspw. einen
Anstieg der Produktion dieser Aminosäure bewirken. Entsprechend
kann die Veränderung der Aktivität eines MP-Proteins, die eine
gesteigerte Translation bewirkt oder die posttranslationale
Modifikation eines C. glutamicum-Proteins, das an der Biosynthese
einer gewünschten Feinchemikalie beteiligt ist, aktiviert, die
Produktion dieser Chemikalie wiederum erhöhen. Die entgegengesetzte
Situation kann ebenfalls von Nutzen sein: durch Vergrößern der
Repression der Transkription oder Translation oder durch
posttranslationale Negativmodifikation eines C. glutamicum-Proteins,
das an der Regulation des Abbauweges für eine Verbindung
beteiligt ist, kann man die Produktion dieser Chemikalie steigern. In
jedem Fall kann die Gesamtausbeute oder die Geschwindigkeit der
Produktion der gewünschten Feinchemikalie vergrößert sein.
-
Es ist ebenfalls möglich, daß diese Veränderungen in den
erfindungsgemäßen Protein- und Nukleotidmolekülen die Aubeute,
Produktion und/oder Effizient der Produktion von Feinchemikalien durch
indirekte Mechanismen verbessern können. Der Metabolismus einer
bestimmten Verbindung ist notwendigerweise mit anderen
Biosynthese- und Abbauwegen innerhalb der Zelle verstrickt, und
notwendige Cofaktoren, Zwischenprodukte oder Substrate in einem
Stoffwechselweg werden wahrscheinlich von einem anderen
Stoffwechselweg bereitgestellt oder eingeschränkt. Durch Modulieren von einem
oder mehreren erfindungsgemäßen regulatorischen Proteinen kann
daher die Effizienz der Aktivität anderer
Feinchemikalien-Biosynthese oder -Abbauwege beeinflußt werden. Die Manipulation von
einem oder mehreren regulatorischen Proteinen kann überdies die
Gesamtfähigkeit der Zelle, zu wachsen und sich in Kultur,
besonders in fermentativen Großkulturen, wo die Wachstumsbedingungen
unteroptimal sein können, zu vermehren, steigern. Bspw. durch
Mutieren eines erfindungsgemäßen MP-Proteins, das gewöhnlich eine
Repression der Biosynthese von Nukleosiden in Reaktion auf ein
unteroptimales extrazelluläres Nährstoffangebot (wodurch die
Zellteilung verhindert wird), so daß es eine geringere
Repressorakivität aufweist, kann man die Biosynthese von Nukleosiden und
vielleicht die Zellteilung steigern. Veränderungen in den
MP-Proteinen, die ein verstärktes Zellwachstum und eine verstärkte
Teilung in Kultur bewirken, können zumindest aufgrund der erhöhten
Zahl an Zellen, die die Chemikalie in Kultur produzieren, eine
Steigerung der Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der
Produktion von einer oder mehreren gewünschten Feinchemikalien aus
der Kultur hervorrufen.
-
Die Erfindung stellt neue Nukleinsäuremoleküle bereit, die
Proteine codieren, welche hier als metabolische regulatorische (MP)
Proteine bezeichnet werden und bspw. einen enzymatischen Schritt
durchführen können, der an der Transkriptions-, Translations-
oder posttranslationalen Regulation von Stoffwechselwegen in C.
glutamicum beteiligt sind. Nukleinsäuremoleküle, die ein
MP-Protein codieren, werden hier als MP-Nukleinsäuremoleküle
bezeichnet. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das MP-Protein an
der Transkriptions-, Translations- oder posttranslationalen
Regulation von einem oder mehreren Stoffwechselwegen beteiligt.
Beispiele für solche Proteine sind diejenigen, die von den in
Tabelle 1 angegebenen Genen codiert werden.
-
Ein Aspekt der Erfindung betrifft folglich isolierte
Nukleinsäuremoleküle (bspw. cDNAs), umfassend eine Nukleotidsequenz, die
ein MP-Protein oder biologisch aktive Abschnitte davon codiert,
sowie Nukleinsäurefragmente, die sich als Primer oder
Hybridisierungssonden zum Nachweisen oder zur Amplifikation von
MP-codierender Nukleinsäure (bspw. DNA oder mRNA) eignen. Bei besonders
bevorzugten Ausführungsformen umfaßt das isolierte
Nukleinsäuremolekül eine der in Anhang A aufgeführten Nukleotidsequenzen oder
den codierenden Bereich oder ein Komplement davon von einer
dieser Nukleotidsequenzen. In anderen bevorzugten Ausführungsformen
codiert das isolierte Nukleinsäuremolekül eine der in Anhang B
aufgeführten Aminosäuresequenzen. Die bevorzugten
erfindungsgemäßen MP-Proteine besitzen ebenfalls vorzugsweise mindestens eine
der hier beschriebenen MP-Aktivitäten.
-
Als Anhang A werden im folgenden die Nukleinsäuresequenzen des
Sequenzprotokolls zusammen mit den in Tabelle 1 beschriebenen
Sequenzveränderungen an der jeweiligen Position definiert.
-
Als Anhang B werden im folgenden die Polypeptidsequenzen des
Sequenzprotokolls zusammen mit den in Tabelle 1 beschriebenen
Sequenzveränderungen an der jeweiligen Position definiert.
-
Bei einer weiteren Ausführungsform ist das isolierte
Nukleinsäuremolekül mindestens 15 Nukleotide lang und hybridisiert unter
stringenten Bedingungen an ein Nukleinsäuremolekül, das eine
Nukleotidsequenz aus Anhang A umfaßt. Das isolierte
Nukleinsäuremolekül entspricht vorzugsweise einem natürlich vorkommenden
Nukleinsäuremolekül. Die isolierte Nukleinsäure codiert stärker
bevorzugt ein natürlich vorkommendes C. glutamicum-MP-Protein oder
einen biologisch aktiven Abschnitt davon.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft Vektoren, bspw.
rekombinante Expressionsvektoren, die die erfindungsgemäßen
Nukleinsäuremoleküle enthalten und Wirtszellen, in die diese
Vektoren eingebracht worden sind. Bei einer Ausführungsform wird zur
Herstellung eines MP-Proteins eine Wirtszelle verwendet, die in
einem geeigneten Medium gezüchtet wird. Das MP-Protein kann dann
aus dem Medium oder der Wirtszelle isoliert werden.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft einen genetisch
veränderten Mikroorganismus, bei dem ein MP-Gen eingebracht oder
verändert worden ist. Das Genom des Mikroorganismus ist bei einer
Ausführungsform durch Einbringen mindestens eines
erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküls verändert worden, das die mutierte MP-
Sequenz als Transgen codiert. Bei einer anderen Ausführungsform
ist ein endogenes MP-Gen im Genom des Mikroorganismus durch
homologe Rekombination mit einem veränderten MP-Gen verändert, z. B.
funktionell disruptiert, worden. Der Mikroorganismus gehört bei
einer bevorzugten Ausführungsform zur Gattung Corynebacterium
oder Brevibacterium, wobei Corynebacterium glutamicum besonders
bevorzugt ist. Der Mikroorganismus wird in einer bevorzugten
Ausführungsform auch zur Herstellung einer gewünschten Verbindung,
wie einer Aminosäure, besonders bevorzugt Lysin, verwendet.
-
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform sind Wirtszellen, die
mehr als eine der in Anhang A beschriebenen Nukleinsäuremoleküle
besitzen. Solche Wirtszellen lassen sich auf verschiedene dem
Fachmann bekannte Wege herstellen. Beispielsweise können sie
durch Vektoren, die mehrere der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuremoleküle tragen, transfiziert werden. Es ist aber auch möglich mit
einem Vektor jeweils ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül in
die Wirtszelle einzubringen und deshalb mehrere Vektoren entweder
gleichzeitig oder zeitlich abgestuft einzusetzen. Es können somit
Wirtszellen konstruiert werden, die zahlreiche, bis zu mehreren
Hundert der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen tragen.
Durch eine solche Akkumulation lassen sich häufig überadditive
Effekte auf die Wirtszelle hinsichtlich der
Feinchemikalien-Produktivität erzielen.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein isoliertes
MP-Protein oder einen Abschnitt, bspw. einen biologisch aktiven
Abschnitt davon. Das isolierte MP-Protein oder sein Abschnitt
reguliert in einer bevorzugten Ausführungsform einen oder mehrere
Stoffwechselwege in C. glutarnicum transkriptional, translational
oder posttranslational. Bei einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform ist das isolierte MP-Protein oder ein Abschnitt davon
hinreichend homolog zu einer Aminosäuresequenz von Anhang B, so
daß das Protein oder sein Abschnitt weiterhin die Fähigkeit hat,
einen oder mehrere Stoffwechselwege in C. glutamicum
transkriptional, translational oder posttranslational zu regulieren.
-
Die Erfindung betrifft zudem ein isoliertes MP-Proteinpräparat.
Das MP-Protein umfaßt bei bevorzugten Ausführungsformen eine
Aminosäuresequenz aus Anhang B. Bei einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform betrifft die Erfindung ein isoliertes
Vollängenprotein, das zu einer vollständigen Aminosäuresequenz aus Anhang B
(welche von einem offenen Leseraster in Anhang A codiert wird) im
wesentlichen homolog ist.
-
Das MP-Polypeptid oder ein biologisch aktiver Abschnitt davon
kann mit einem Nicht-MP-Polypeptid funktionsfähig verbunden
werden, damit ein Fusionsprotein entsteht. Dieses Fusionsprotein hat
bei bevorzugten Ausführungsformen eine andere Aktivität als das
MP-Protein allein und reguliert bei anderen bevorzugten
Ausführungsformen einen oder mehrer Stoffwechselweg in C. glutamicum
transkriptional, translational oder posttranslational. Die
Integration dieses Fusionsproteins in eine Wirtszelle moduliert bei
besonders bevorzugten Ausführungsformen die Produktion einer
gewünschten Verbindung von der Zelle.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung einer Feinchemikalie. Das Verfahren sieht die Anzucht
einer Zelle vor, die einen Vektor enthält, der die Expression
eines erfindungsgemäßen MP-Nukleinsäuremoleküls bewirkt, so daß
eine Feinchemikalie produziert wird. Dieses Verfahren umfaßt bei
einer bevorzugten Ausführungsform zudem den Schritt der Gewinnung
einer Zelle, die einen solchen Vektor enthält, wobei die Zelle
mit einem Vektor transfiziert ist, der die Expression einer MP-
Nukleinsäure bewirkt. Dieses Verfahren umfaßt bei einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform zudem den Schritt, bei dem die
Feinchemikalie aus der Kultur gewonnen wird. Die Zelle gehört bei
einer bevorzugten Ausführungsform zur Gattung Corynebacterium oder
Brevibacterium.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft Verfahren zur
Modulation der Produktion eines Moleküls aus einem Mikroorganismus.
Diese Verfahren umfassen das Zusammenbringen der Zelle mit einer
Substanz, die die MP-Proteinaktivität oder die MP-Nukleinsäure-
Expression moduliert, so daß eine zellassoziierte Aktivität
verglichen mit der gleichen Aktivität bei Fehlen der Substanz
verändert wird. Die Zelle wird bei einer bevorzugten Ausführungsform
hinsichtlich eines oder mehrerer regulatorischer Systeme für
Stoffwechselwege in C. glutamicum moduliert, so daß die Ausbeuten
oder die Geschwindigkeit der Produktion einer gewünschten
Feinchemikalie durch diesen Mikroorganismus verbessert wird. Die
Substanz, die die MP-Proteinaktivität moduliert, stimuliert bspw.
die MP-Proteinaktivität oder die MP-Nukleinsäure-Expression.
Beispiele von Substanzen, die die MP-Proteinaktivität oder die MP-
Nukleinsäureexpression stimulieren, umfassen kleine Moleküle,
aktive MP-Proteine und Nukleinsäuren, die MP-Proteine codieren und
in die Zelle eingebracht worden sind. Beispiele von Substanzen,
die die MP-Aktivität oder -Expression hemmen, umfassen kleine
Moleküle und Antisense-MP-Nukleinsäuremoleküle.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft Verfahren zur
Modulation der Ausbeuten einer gewünschten Verbindung aus einer Zelle,
umfassend das Einbringen eines MP-Wildtyp- oder -Mutantengens in
eine Zelle, das entweder auf einem gesonderten Plasmid bleibt
oder in das Genom der Wirtszelle integriert wird. Die Integration
in das Genom kann zufallsgemäß oder durch homologe Rekombination
erfolgen, so daß das native Gen durch die integrierte Kopie
ersetzt wird, was die Produktion der gewünschten Verbindung aus der
zu modulierenden Zelle hervorruft. Diese Ausbeuten sind bei einer
bevorzugten Ausführungsform erhöht. Bei einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform ist die Chemikalie eine Feinchemikalie, die
in einer besonders bevorzugten Ausführungsform eine Aminosäure
ist. Diese Aminosäure ist in einer besonders bevorzugten
Ausführungsform L-Lysin.
Eingehende Beschreibung der Erfindung
-
Die vorliegende Erfindung stellt MP-Nukleinsäure- und
-Proteinmoleküle bereit, die an der Regulation des Corynebacterium
glutamicum-Metabolismus, einschließlich der Regulation des
Feinchemikalien-Metabolismus, beteiligt sind. Die erfindungsgemäßen Moleküle
lassen sich bei der Modulation der Produktion von Feinchemikalien
von Mikroorganismen, wie C. glutamicum, entweder direkt (z. B. wo
die Modulation der Aktivität eines regulatorischen Proteins des
Lysin-Stoffwechselwegs eine direkte Auswirkung auf die Ausbeute,
Produktion und/oder Effizienz der Produktion von Lysin von diesem
Organismus hat) oder indirekt verwenden, was trotzdem einen
Anstieg der Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der Produktion
der gewünschten Verbindung hat (z. B. wo die Modulation der
Regulation eines Nukleotid-Biosyntheseproteins eine Auswirkung auf
die Produktion einer organischen Säure oder einer Fettsäure aus
dem Bakterium hat, möglicherweise aufgrund der damit
einhergehenden regulatorischen Veränderungen bei den Biosynthese- oder
Abbauwegen für diese Chemikalien als Reaktion auf die veränderte
Regulation der Nukleotid-Biosynthese). Die erfindungsgemäßen
Aspekte werden nachstehend weiter erläutert.
I. Feinchemikalien
-
Der Begriff "Feinchemikalie" ist im Fachgebiet bekannt und
beinhaltet Moleküle, die von einem Organismus produziert werden und
in verschiedenen Industriezweigen Anwendungen finden, wie bspw.,
jedoch nicht beschränkt auf die pharmazeutische Industrie, die
Landwirtschafts-, und Kosmetik-Industrie. Diese Verbindungen
umfassen organische Säuren, wie Weinsäure, Itaconsäure und
Diaminopimelinsäure, sowohl proteinogene als auch nicht-proteinogene
Aminosäuren, Purin- und Pyrimidinbasen, Nukleoside und Nukleotide
(wie bspw. beschrieben in Kuninaka, A. (1996) Nucleotides and
related compounds, S. 561-612, in Biotechnology Bd. 6, Rehm et al.,
Hrsg. VCH: Weinheim und den darin enthaltenen Zitaten), Lipide,
gesättigte und ungesättigte Fettsäuren (bspw. Arachidonsäure),
Diole (bspw. Propandiol und Butandiol), Kohlenhydrate (bspw.
Hyaluronsäure und Trehalose), aromatische Verbindungen (bspw.
aromatische Amine, Vanillin und Indigo), Vitamine und Cofaktoren (wie
beschrieben in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry,
Bd. A27, "Vitamins", S. 443-613 (1996) VCH: Weinheim und den
darin enthaltenen Zitaten; und Ong, A. S., Niki, E. und Packer, L.
(1995) "Nutrition, Lipids, Health and Disease" Proceedings of the
UNESCO/Confederation of Scientific and Technological Associations
in Malaysia and the Society for Free Radical Research - Asien,
abgehalten am 1.-3. Sept. 1994 in Penang, Malaysia, AOCS Press
(1995)), Enzyme und sämtliche anderen von Gutcho (1983) in
Chemicals by Fermentation, Noyes Data Corporation, ISBN: 0818805086
und den darin angegebenen Literaturstellen, beschriebenen
Chemikalien. Der Metabolismus und die Verwendungen bestimmter
Feinchemikalien sind nachstehend weiter erläutert.
A. Aminosäure-Metabolismus und Verwendungen
-
Die Aminosäuren umfassen die grundlegenden Struktureinheiten
sämtlicher Proteine und sind somit für die normalen
Zellfunktionen essentiell. Der Begriff "Aminosäure" ist im Fachgebiet
bekannt. Die proteinogenen Aminosäuren, von denen es 20 Arten gibt,
dienen als Struktureinheiten für Proteine, in denen sie über
Peptidbindungen miteinander verknüpft sind, wohingegen die
nichtproteinogenen Aminosäuren (von denen Hunderte bekannt sind)
gewöhnlich nicht in Proteinen vorkommen (siehe Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry, Bd. A2, S. 57-97 VCH: Weinheim
(1985)). Die Aminosäuren können in der D- oder L-Konfiguration
vorliegen, obwohl L-Aminosäuren gewöhnlich der einzige Typ sind,
den man in natürlich vorkommenden Proteinen vorfindet.
Biosynthese- und Abbauwege von jeder der 20 proteinogenen Aminosäuren
sind sowohl bei prokaryotischen als auch eukaryotischen Zellen
gut charakterisiert (siehe bspw. Stryer, L. Biochemistry, 3.
Auflage, S. 578-590 (1988)). Die "essentiellen" Aminosäuren
(Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin,
Threonin, Tryptophan und Valin), so bezeichnet, da sie aufgrund der
Komplexität ihrer Biosynthese mit der Ernährung aufgenommen
werden müssen, werden durch einfache Biosyntheseswege in die übrigen
11 "nichtessentiellen" Aminosäuren (Alanin, Arginin, Asparagin,
Aspartat, Cystein, Glutamat, Glutamin, Glycin, Prolin, Serin und
Tyrosin) umgewandelt. Höhere Tiere besitzen die Fähigkeit, einige
dieser Aminosäuren zu synthetisieren, jedoch müssen die
essentiellen Aminosäuren mit der Nahrung aufgenommen werden, damit
eine normale Proteinsynthese stattfindet.
-
Abgesehen von ihrer Funktion bei der Proteinbiosynthese sind
diese Aminosäuren interessante Chemikalien an sich, und man hat
entdeckt, daß viele bei verschiedenen Anwendungen in der
Nahrungsmittel-, Futter-, Chemie-, Kosmetik-, Landwirtschafts- und
pharmazeutischen Industrie zum Einsatz kommen. Lysin ist nicht
nur für die Ernährung des Menschen eine wichtige Aminosäure,
sondern auch für monogastrische Tiere, wie Geflügel und Schweine.
Glutamat wird am häufigsten als Geschmacksadditiv
(Mononatriumglutamat, MSG) sowie weithin in der Nahrungsmittelindustrie
verwendet, wie auch Aspartat, Phenylalanin, Glycin und Cystein.
Glycin, L-Methionin und Tryptophan werden sämtlich in der
pharmazeutischen Industrie verwendet. Glutamin, Valin, Leucin, Isoleucin,
Histidin, Arginin, Prolin, Serin und Alanin werden in der
pharmazeutischen Industrie und der Kosmetikindustrie verwendet.
Threonin, Tryptophan und D-/L-Methionin sind weitverbreitete
Futtermittelzusätze (Leuchtenberger, W. (1996) Amino acids - technical
production and use, S. 466-502 in Rehm et al., (Hrsg.)
Biotechnology Bd. 6, Kapitel 14a, VCH: Weinheim). Man hat entdeckt, daß
sich diese Aminosäuren außerdem als Vorstufen für die Synthese
von synthetischen Aminosäuren und Proteinen, wie N-Acetylcystein,
S-Carboxymethyl-L-cystein, (S)-5-Hydroxytryptophan und anderen,
in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Bd. A2, S.
57-97, VCH, Weinheim, 1985 beschriebenen Substanzen eignen.
-
Die Biosynthese dieser natürlichen Aminosäuren in Organismen, die
sie produzieren können, bspw. Bakterien, ist gut charakterisiert
worden (für einen Überblick der bakteriellen
Aminosäure-Biosynthese und ihrer Regulation, s. Umbarger, H. E. (1978) Ann. Rev.
Biochem. 47: 533-606). Glutamat wird durch reduktive Aminierung
von α-Ketoglutarat, einem Zwischenprodukt im
Citronensäure-Zyklus, synthetisiert. Glutamin, Prolin und Arginin werden jeweils
nacheinander aus Glutamat erzeugt. Die Biosynthese von Serin
erfolgt in einem Dreischritt-Verfahren und beginnt mit
3-Phosphoglycerat (einem Zwischenprodukt bei der Glykolyse), und ergibt
nach Oxidations-, Transaminierungs- und Hydrolyseschritten diese
Aminosäure. Cystein und Glycin werden jeweils aus Serin
produziert, und zwar die erstere durch Kondensation von Homocystein
mit Serin, und die letztere durch Übertragung des
Seitenketten-β-Kohlenstoffatoms auf Tetrahydrofolat, in einer durch
Serintranshydroxymethylase katalysierten Reaktion. Phenylalanin und
Tyrosin werden aus den Vorstufen des Glycolyse- und
Pentosephosphatweges, Erythrose-4-phosphat und Phosphoenolpyruvat in einem
9-Schritt-Biosyntheseweg synthetisiert, der sich nur in den
letzten beiden Schritten nach der Synthese von Prephenat
unterscheidet. Tryptophan wird ebenfalls aus diesen beiden
Ausgangsmolekülen produziert, jedoch erfolgt dessen Synthese in einem
11-Schritt-Weg. Tyrosin läßt sich in einer durch
Phenylalaninhydroxylase katalysierten Reaktion auch aus Phenylalanin
herstellen. Alanin, Valin und Leucin sind jeweils Biosyntheseprodukte
aus Pyruvat, dem Endprodukt der Glykolyse. Aspartat wird aus
Oxalacetat, einem Zwischenprodukt des Citratzyklus, gebildet.
Asparagin, Methionin, Threonin und Lysin werden jeweils durch
Umwandlung von Aspartat produziert. Isoleucin wird aus Threonin
gebildet. In einem komplexen 9-Schritt-Weg erfolgt die Bildung von
Histidin aus 5-Phosphoribosyl-1-pyrophosphat, einem aktivierten
Zucker.
-
Aminosäuren, deren Menge den Proteinbiosynthesebedarf der Zelle
übersteigt, können nicht gespeichert werden, und werden
stattdessen abgebaut, so daß Zwischenprodukte für die
Haupt-Stoffwechselwege der Zelle bereitgestellt werden (für einen Überblick siehe
Stryer, L., Biochemistry, 3. Aufl. Kap. 21 "Amino Acid
Degradation and the Urea Cycle"; S 495-516 (1988)). Die Zelle ist
zwar in der Lage, ungewünschte Aminosäuren in nützliche
Stoffwechsel-Zwischenprodukte umzuwandeln, jedoch ist die
Aminosäureproduktion hinsichtlich der Energie, der Vorstufenmoleküle und
der für ihre Synthese nötigen Enzyme aufwendig. Es überrascht
daher nicht, daß die Aminosäure-Biosynthese durch Feedback-Hemmung
reguliert wird, wobei das Vorliegen einer bestimmten Aminosäure
ihre eigene Produktion verlangsamt oder ganz beendet (für einen
Überblick über den Rückkopplungs-Mechanismus bei
Aminosäure-Biosynthesewegen, siehe Stryer, L., Biochemistry, 3. Aufl., Kap. 24,
"Biosynthesis of Amino Acids and Heme", S. 575-600 (1988)). Der
Ausstoß einer bestimmten Aminosäure wird daher durch die Menge
dieser Aminosäure in der Zelle eingeschränkt.
B. Vitamine, Cofaktoren und Nutrazeutika-Metabolismus sowie
Verwendungen
-
Vitamine, Cofaktoren und Nutrazeutika umfassen eine weitere
Gruppe von Molekülen. Höhere Tiere haben die Fähigkeit verloren,
diese zu synthetisieren und müssen sie somit aufnehmen, obwohl
sie leicht durch andere Organismen, wie Bakterien, synthetisiert
werden. Diese Moleküle sind entweder biologisch aktive Moleküle
an sich oder Vorstufen von biologisch aktiven Substanzen, die als
Elektronenträger oder Zwischenprodukte bei einer Reihe von
Stoffwechselwegen dienen. Diese Verbindungen haben neben ihrem
Nährwert auch einen signifikanten industriellen Wert als Farbstoffe,
Antioxidantien und Katalysatoren oder andere
Verarbeitungs-Hilfsstoffe. (Für einen Überblick über die Struktur, Aktivität und die
industriellen Anwendungen dieser Verbindungen siehe bspw.
Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, "Vitamins", Bd. A27,
S. 443-613, VCH: Weinheim, 1996). Der Begriff "Vitamin" ist im
Fachgebiet bekannt und umfaßt Nährstoffe, die von einem
Organismus für eine normale Funktion benötigt werden, jedoch nicht von
diesem Organismus selbst synthetisiert werden können. Die Gruppe
der Vitamine kann Cofaktoren und nutrazeutische Verbindungen
umfassen. Der Begriff "Cofaktor" umfaßt nicht-proteinartige
Verbindungen, die für das Auftreten einer normalen Enzymaktivität nötig
sind. Diese Verbindungen können organisch oder anorganisch sein;
die erfindungsgemäßen Cofaktor-Moleküle sind vorzugsweise
organisch. Der Begriff "Nutrazeutikum" umfaßt Nahrungsmittelzusätze,
die bei Pflanzen und Tieren, insbesondere dem Menschen,
gesundheitsfördernd sind. Beispiele solcher Moleküle sind Vitamine,
Antioxidantien und ebenfalls bestimmte Lipide (z. B. mehrfach
ungesättigte Fettsäuren).
-
Die Biosynthese dieser Moleküle in Organismen, die zu ihrer
Produktion befähigt sind, wie Bakterien, ist umfassend
charakterisiert worden (Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry,
"Vitamins", Bd. A27, S. 443-613, VCH: Weinheim, 1996, Michal, G.
(1999) Biochemical Pathways: An Atlas of Biochemistry and
Molecular Biology, John Wiley & Sons; Ong, A. S., Niki, E, und
Packer, L. (1995) "Nutrition, Lipids, Health and Disease"
Proceedings of die UNESCO/Confederation of Scientific and
Technological Associations in Malaysia and the Society for free
Radical Research - Asien, abgehalten am 1.-3. Sept. 1994 in
Penang, Malaysia, AOCS Press, Champaign, IL X, 374 S).
-
Thiamin (Vitamin B1) wird durch chemisches Kuppeln von Pyrimidin
und Thiazol-Einheiten gebildet. Riboflavin (Vitamin B2) wird aus
Guanosin-5'-triphosphat (GTP) und Ribose-5'-phosphat
synthetisiert. Riboflavin wiederum wird zur Synthese von
Flavinmononukleotid (FMN) und Flavinadenindinukleotid (FAD) eingesetzt. Die
Familie von Verbindungen, die gemeinsam als "Vitamin B6"
bezeichnet werden (bspw. Pyridoxin, Pyridoxamin, Pyridoxal-5'-phosphat
und das kommerziell verwendete Pyridoxinhydrochlorid), sind alle
Derivate der gemeinsamen Struktureinheit
5-Hydroxy-6-methylpyridin. Panthothenat (Pantothensäure, R-(+
)-N-(2,4-Dihydroxy-3,3-dimethyl-1-oxobutyl)β-alanin) kann entweder durch chemische
Synthese oder durch Fermentation hergestellt werden. Die letzten
Schritte bei der Pantothenat-Biosynthese bestehen aus der
ATP-getriebenen Kondensation von β-Alanin und Pantoinsäure. Die für die
Biosyntheseschritte für die Umwandlung in Pantoinsäure, in
β-Alanin und zur Kondensation in Pantothensäure verantwortlichen
Enzyme sind bekannt. Die metabolisch aktive Form von Pantothenat
ist Coenzym A, dessen Biosynthese über 5 enzymatische Schritte
verläuft. Pantothenat, Pyridoxal-5'-phosphat, Cystein und ATP
sind die Vorstufen von Coenzym A. Diese Enzyme katalysieren nicht
nur die Bildung von Pantothenat, sondern auch die Produktion von
(R)-Pantoinsäure, (R)-Pantolacton, (R)-Panthenol (Provitamin B5),
Pantethein (und seinen Derivaten) und Coenzym A.
-
Die Biosynthese von Biotin aus dem Vorstufenmolekül Pimeloyl-CoA
in Mikroorganismen ist ausführlich untersucht worden, und man hat
mehrere der beteiligten Gene identifiziert. Es hat sich
herausgestellt, daß viele der entsprechenden Proteine an der Fe-Cluster-
Synthese beteiligt sind und zu der Klasse der nifS-Proteine
gehören. Die Liponsäure wird von der Octanonsäure abgeleitet und
dient als Coenzym beim Energie-Metabolismus, wo sie Bestandteil
des Pyruvatdehydrogenasekomplexes und des
α-Ketoglutaratdehydrogenasekomplexes wird. Die Folate sind eine Gruppe von Substanzen,
die alle von der Folsäure abgeleitet werden, die wiederum von L-
Glutaminsäure, p-Aminobenzoesäure und 6-Methylpterin hergeleitet
ist. Die Biosynthese der Folsäure und ihrer Derivate, ausgehend
von den metabolischen Stoffwechselzwischenprodukten
Guanosin-5'-triphosphat (GTP), L-Glutaminsäure und p-Aminobenzoesäure
ist in bestimmten Mikroorganismen eingehend untersucht worden.
-
Corrinoide (wie die Cobalamine und insbesondere Vitamin B12) und
die Porphyrine gehören zu einer Gruppe von Chemikalien, die sich
durch ein Tetrapyrrol-Ringsystem auszeichnen. Die Biosynthese von
Vitamin B12 ist hinreichend komplex, daß sie noch nicht
vollständig charakterisiert worden ist, jedoch ist inzwischen ein
Großteil der beteiligten Enzyme und Substrate bekannt. Nikotinsäure
(Nikotinat) und Nikotinamid sind Pyridin-Derivate, die auch als
"Niacin" bezeichnet werden. Niacin ist die Vorstufe der wichtigen
Coenzyme NAD (Nikotinamidadenindinukleotid) und NADP
(Nikotinamidadenindinukleotidphosphat) und ihrer reduzierten Formen.
-
Die Produktion dieser Verbindungen im Großmaßstab beruht
größtenteils auf zellfreien chemischen Synthesen, obwohl einige dieser
Chemikalien ebenfalls durch großangelegte Anzucht von
Mikroorganismen produziert worden sind, wie Riboflavin, Vitamin B6,
Pantothenat und Biotin. Nur Vitamin B12 wird aufgrund der Komplexität
seiner Synthese lediglich durch Fermentation produziert.
In-vitro-Verfahren erfordern einen erheblichen Aufwand an Materialien
und Zeit und häufig an hohen Kosten.
C. Purin-, Pyrimidin-, Nukleosid- und Nukleotid-Metabolismus und
Verwendungen
-
Gene für den Purin- und Pyrimidin-Stoffwechsel und ihre
entsprechenden Proteine sind wichtige Ziele für die Therapie von
Tumorerkrankungen und Virusinfektionen. Der Begriff "Purin" oder
"Pyrimidin" umfaßt stickstoffhaltige Basen, die Bestandteil der
Nukleinsäuren, Coenzyme und Nukleotide sind. Der Begriff
"Nukleotid" beinhaltet die grundlegenden Struktureinheiten der
Nukleinsäuremoleküle, die eine stickstoffhaltige Base, einen Pentose-
Zucker (bei RNA ist der Zucker Ribose, bei DNA ist der Zucker D-
Desoxyribose) und Phosphorsäure umfassen. Der Begriff "Nukleosid"
umfaßt Moleküle, die als Vorstufen von Nukleotiden dienen, die
aber im Gegensatz zu den Nukleotiden keine Phosphorsäureeinheit
aufweisen. Durch Hemmen der Biosynthese dieser Moleküle oder
ihrer Mobilisation zur Bildung von Nukleinsäuremolekülen ist es
möglich, die RNA- und DNA-Synthese zu hemmen; wird diese
Aktivität zielgerichtet bei kanzerogenen Zellen gehemmt, läßt sich die
Teilungs- und Replikations-Fähigkeit von Tumorzellen hemmen.
-
Es gibt zudem Nukleotide, die keine Nukleinsäuremoleküle bilden,
jedoch als Energiespeicher (d. h. AMP) oder als Coenzyme (d. h. FAD
und NAD) dienen.
-
Mehrere Veröffentlichungen haben die Verwendung dieser
Chemikalien für diese medizinischen Indikationen beschrieben, wobei der
Purin- und/oder Pyrimidin-Metabolismus beeinflußt wird (bspw.
Christopherson, R.I. und Lyons, S. D. (1990) "Potent inhibitors of
de novo pyrimidine and purine biosynthesis as chemotherapeutic
agents", Med. Res. Reviews 10: 505-548). Untersuchungen an
Enzymen, die am Purin- und Pyrimidin-Metabolismus beteiligt sind,
haben sich auf die Entwicklung neuer Medikamente konzentriert, die
bspw. als Immunsuppressionsmittel oder Antiproliferantien
verwendet werden können (Smith, J. L. "Enzymes in Nucleotide Synthesis"
Curr. Opin. Struct. Biol. 5 (1995) 752-757; Biochem. Soc.
Transact. 23 (1995) 877-902). Die Purin- und Pyrimidinbasen,
Nukleoside und Nukleotide haben jedoch auch andere
Einsatzmöglichkeiten: als Zwischenprodukte bei der Biosynthese verschiedener
Feinchemikalien (z. B. Thiamin, S-Adenosyl-methionin, Folate oder
Riboflavin), als Energieträger für die Zelle (bspw. ATP oder GTP)
und für Chemikalien selbst, werden gewöhnlich als
Geschmacksverstärker verwendet (bspw. IMP oder GMP) oder für viele
medizinische Anwendungen (siehe bspw. Kuninaka, A., (1996) "Nucleotides
and Related Compounds in Biotechnology Bd. 6, Rehm et al., Hrsg.
VCH: Weinheim, S. 561-612). Enzyme, die am Purin-, Pyrimidin-,
Nukleosid- oder Nukleotid-Metabolismus beteiligt sind, dienen
auch immer stärker als Ziele, gegen die Chemikalien für den
Pflanzenschutz, einschließlich Fungiziden, Herbiziden und
Insektiziden entwickelt werden.
-
Der Metabolismus dieser Verbindungen in Bakterien ist
charakterisiert worden (für Übersichten siehe bspw. Zalkin, H. und Dixon,
J. E. (1992) "De novo purin nucleotide biosynthesis" in Progress
in Nucleic Acids Research and Molecular biology, Bd. 42, Academic
Press, S. 259-287; und Michal, G. (1999) "Nucleotides and
Nucleosides"; Kap. 8 in: Biochemical Pathways: An Atlas of
Biochemistry and Molecular Biology, Wiley, New York). Der
Purin-Metabolismus, das Objekt intensiver Forschung, ist für das normale
Funktionieren der Zelle essentiell. Ein gestörter Purin-Metabolismus in
höheren Tieren kann schwere Erkrankungen verursachen, bspw.
Gicht. Die Purinnukleotide werden über eine Reihe von Schritten
über die Zwischenverbindung Inosin-5'-phosphat (IMP) aus
Ribose-5-phosphat synthetisiert, was zur Produktion von
Guanosin-5'-monophosphat (GMP) oder Adenosin-5'-monophosphat (AMP)
führt, aus denen sich die als Nukleotide verwendeten
Triphosphatformen leicht herstellen lassen. Diese Verbindungen werden auch
als Energiespeicher verwendet, so daß ihr Abbau Energie für viele
verschiedene biochemische Prozesse in der Zelle liefert. Die
Pyrimidinbiosynthese erfolgt über die Bildung von
Uridin-5'-monophosphat (UMP) aus Ribose-5-phosphat. UMP wiederum wird in
Cytidin-5'-triphosphat (CTP) umgewandelt. Die Desoxyformen sämtlicher
Nukleotide werden in einer Einschritt-Reduktionsreaktion aus der
Diphosphat-Riboseform des Nukleotides zur
Diphosphat-Desoxyriboseform des Nukleotides hergestellt. Nach der Phosphorylierung
können diese Moleküle an der DNA-Synthese teilnehmen.
D. Trehalose-Metabolismus und Verwendungen
-
Trehalose besteht aus zwei Glucosemolekülen, die über
α,α-1,1-Bindung miteinander verknüpft sind. Sie wird gewöhnlich
in der Nahrungsmittelindustrie als Süßstoff, als Additiv für
getrocknete oder gefrorene Nahrungsmittel sowie in Getränken
verwendet. Sie wird jedoch auch in der pharmazeutischen Industrie,
der Kosmetik- und Biotechnologie-Industrie angewendet (s. bspw.
Nishimoto et al., (1998) US-Patent Nr. 5 759 610; Singer, M. A.
-
und Lindquist, S. Trends Biotech. 16 (1998) 460-467; Paiva,
C. L. A. und Panek, A. D. Biotech Ann. Rev. 2 (1996) 293-314; und
Shiosaka, M. J. Japan 172 (1997) 97-102). Trehalose wird durch
Enzyme von vielen Mikroorganismen produziert und auf natürliche
Weise in das umgebende Medium abgegeben, aus dem sie durch im
Fachgebiet bekannte Verfahren gewonnen werden kann.
II. Mechanismen der metabolischen Regulation
-
Alle lebenden Zellen haben komplexe katabolische und anabolische
Fähigkeiten mit vielen untereinander vernetzten
Stoffwechselwegen. Zur Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtes zwischen den
verschiedenen Teilen dieses extrem komplexen metabolischen
Netzwerks, setzt die Zelle ein fein abgestimmtes regulatorisches
Netzwerk ein. Durch Regulation der Enzymsynthese und
Enzymaktivität, entweder unabhängig oder simultan, kann die Zelle die
Aktivität völlig verschiedener Stoffwechselwege regulieren, so daß
der wechselnde Bedarf der Zelle befriedigt wird.
-
Die Induktion oder Repression der Enzymsynthese kann entweder auf
Transkriptions- oder Translations-Niveau oder auf beiden erfolgen
(für einen Überblick, siehe Lewin, B. (1990) Genes IV, Teil 3:
"Controlling prokaryotic genes by transcription", Oxford
University Press, Oxford, S. 213-301, und darin angegebenen
Literaturstellen, und Michal, G. (1999) Biochemical Pathways: An Atlas of
Biochemistry and Molecular Biology, John Wiley & Sons). All diese
bekannten regulatorischen Prozesse werden durch zusätzliche Gene
vermittelt, die selbst auf verschiedene externe Einflüsse
reagieren (bspw. Temperatur, Nährstoffangebot, oder Licht).
Beispielhafte Proteinfaktoren, die an diesem Regulationstyp beteiligt
sind, umfassen die Transkriptionsfaktoren. Dies sind Proteine,
die an die DNA binden, wodurch entweder die Expression eines Gens
steigt (positive Regulation, wie im Fall des ara-Operons aus E.
coli) oder sinkt (negative Regulation, wie im Fall des
lac-Operons aus E. coli). Diese expressionsmodulierenden
Transkriptionsfaktoren können selbst einer Regulation unterliegen. Ihre
Aktivität kann bspw. durch Bindung niedermolekularer Verbindungen an
das DNA-bindende Protein reguliert werden, wodurch die Bindung
dieser Proteine an die geeignete Bindungsstelle auf der DNA
stimuliert, (wie im Fall der Arabinose für das ara-Operon) oder
inhibiert wird (wie im Fall der Lactose für das lac-Operon) (s.
bspw. Helmann, J. D. und Chamberlin, M. J. (1988) "Structure and
function of bacterial sigma factors" Ann. Rev. Biochem. 57:
839-872; Adhya, S. (1995) "The lac and gal operons today" und
Boos, W. et al., "The maltose system", beide in Regulation of
Gene Expression in Escherichia coli (Lin, E. C. C. und Lynch, A. S.
Hrsg.) Chapman & Hall: New York, S. 181-200 und 201-229; und
Moran, C. P. (1993) "RNA polymerase and transcription factors" in:
Bacillus subtilis and other gram-positiv bacteria, Sonenshein,
A. L. Hrs. ASM: Washington, D. C. S. 653-667).
-
Die Proteinsynthese wird nicht nur auf dem Transkriptionsniveau,
sondern oft auch auf dem Translationsniveau reguliert. Diese
Regulation kann über viele Mechanismen erfolgen, einschließlich
Veränderung der Fähigkeit des Ribosoms, an eine oder mehrere mRNAs
zu binden, Binden des Ribosoms an mRNA, die Aufrechterhaltung
oder Entfernung der mRNA-Sekundärstruktur, die Verwendung
gebräuchlicher oder weniger gebräuchlicher Codons für ein
bestimmtes Gen, der Abundanzgrad von einer oder mehreren tRNAs und
spezielle Regulationsmechanismen, wie Attenuierung (s. Vellanoweth,
R. I. (1993) Translation and its regulation in Bacillus subtilis
and other gram-positive bacteria, Sonenshein, A. L. et al. Hrsg.
ASM: Washington, D. C., S. 699-711 und darin zitierte
Literaturstellen.
-
Die Transkriptions- und Translationsregulation kann auf ein
einziges Protein (nacheinanderfolgende Regulation) oder gleichzeitig
auf mehrere Proteine in verschiedenen Stoffwechselwegen
(koordinierte Regulation) gerichtet sein. Gene, deren Expression
koordiniert reguliert wird, liegen im Genom oft nahe beieinander in
einem Operon oder Regulon. Diese Up- oder Down-Regulation der
Gentranskription und -translation wird durch die zellulären oder
extrazellulären Mengen verschiedener Faktoren gesteuert, wie
Substrate (Vorstufen und Zwischenmoleküle, die in einem oder
mehreren Stoffwechselweg verwendet werden), Katabolite (Moleküle, die
durch biochemischen Stoffwechselwege produziert werden, die mit
der Produktion von Energie aus dem Abbau von komplexen
organischen Molekülen, wie Zucker, zusammenhängen) und Endprodukte (die
Moleküle, die am Ende eines Stoffwechselweges erhalten werden).
Die Expression von Genen, die Enzyme codieren, die für die
Aktivität eines bestimmten Stoffwechselweges notwendig sind, wird
durch hohe Mengen an Substratmolekülen für diesen Stoffwechselweg
induziert. Entsprechend wird diese Genexpression reprimiert, wenn
hohe intrazelluläre Mengen des Endproduktes des Wegs vorliegen
(Snyder, L. und Champness, W. (1977) The Molecular Biology of
Bacteria ASM: Washington). Die Genexpression kann ebenfalls durch
andere externe und interne Faktoren reguliert werden, wie
Umweltbedingungen (z. B. Hitze, oxidativer Streß, oder Hunger). Diese
globalen Umweltänderungen verursachen Veränderungen bei der
Expression spezialisierter modulierender Gene, die die
Genexpression direkt oder indirekt (über zusätzliche Gene oder Proteine)
durch Bindung an DNA triggern und dadurch die Transkription
induzieren oder reprimieren (s. bspw. Lin, E. C. C. und Lynch, A. S.
Hrsg (1995) Regulation of Gene Expression in Escherichia coli,
Chapman & Hall: New York).
-
Ein weiterer Mechanismus, durch den der zelluläre Metabolismus
reguliert werden kann, erfolgt auf dem Niveau des Proteins. Diese
Regulation erfolgt entweder über die Aktivitäten von anderen
Enzymen oder durch Bindung niedermolekularer Komponenten, die die
normale Funktion des Proteins verhindern oder ermöglichen.
Beispiele der Proteinregulation durch Bindung niedermolekularer
Verbindungen umfassen die Bindung von GTP oder NAD. Die Bindung
niedermolekularer Chemikalien ist gewöhnlich reversibel wie bei den
GTP-bindenden Proteinen. Diese Proteine kommen in zwei Zuständen
vor (mit gebundenen GTP oder GDP), wobei ein Zustand die aktive
Form des Proteins und die andere die inaktive Form ist.
-
Die Regulation der Proteinaktivität durch die Wirkung anderer
Enzyme erfolgt gewöhnlich durch kovalente Modifikation des Proteins
(d. h. Phosphorylierung der Aminosäurereste, wie Histidin oder
-Aspartat, oder Methylierung). Diese kovalente Modifikation ist
gewöhnlich reversibel, was durch ein Enzym mit der
entgegengesetzten Aktivität bewerkstelligt wird. Ein Beispiel dafür ist die
entgegengesetzte Aktivität von Kinasen und Phosphorylasen bei der
Proteinphosphorylierung: Proteinkinasen phosphorylieren
spezifische Reste auf einem Zielprotein (z. B. Serin oder Threonin),
wohingegen Proteinphosphorylasen die Phosphatgruppen aus diesen
Proteinen entfernen. Enzyme, die die Aktivität anderen Proteine
modulieren werden gewöhnlich selbst durch externe Stimuli
moduliert. Diese Stimuli werden durch Proteine vermittelt, die als
Sensoren wirken. Ein wohlbekannter Mechanismus, durch den diese
Sensorproteine diese externen Signale vermitteln ist durch
Dimerisierung, jedoch sind auch andere bekannt (s. bspw. Msadek, T. et
al. (1993) "Two-component Regulatory-Systems" in: Bacillus
subtilis and Other Gram-Positive Bacteria, Sonenshein, A. L. et
al., Hrsg., ASM: Washington, S. 729-745 und darin zitierte
Literaturstellen).
-
Ein eingehendes Verständnis der regulatorischen Netzwerke, die
den Zellmetabolismus in Mikroorganismen steuern, ist für die
Produktion von Chemikalien in hoher Ausbeute durch Fermentation
entscheidend. Kontrollsysteme für die Abwärtsregulation der
Stoffwechselwege können entfernt oder verringert werden, um die
Synthese gewünschter Chemikalien zu verbessern, und entsprechend
können diejenigen für die Aufwärts-Regulation des
Stoffwechselweges für ein gewünschtes Produkt konstitutiv aktiviert oder
hinsichtlich der Aktivität optimiert werden (wie gezeigt in Hirose,
Y. und Okada, H. (1979) "Microbial Production of Amino Acids",
in: Peppler, H. J. und Perlman, D. (Hrsg.) Microbial Technology 2.
Aufl., Bd. 1, Kap. 7, Academic Press, New York).
III. Erfindungsgemäße Elemente und Verfahren
-
Die vorliegende Erfindung beruht zumindest teilweise auf der
Entdeckung neuer Moleküle, die hier als MP-Nukleinsäure- und
-Protein-Moleküle bezeichnet werden und durch transkriptionale,
translationale oder posttranslationale Maßnahmen einen oder
mehrere Stoffwechselwege in C. glutamicum regulieren. Bei einer
Ausführungsform regulieren die MP-Moleküle einen Stoffwechselweg in
C. glutamicum transkriptional, translational oder
posttranslational. Bei einer bevorzugten Ausführungsform hat die Aktivität der
erfindungsgemäßen MP-Moleküle zur Regulation eines oder mehrerer
Stoffwechselwege in C. glutamicum eine Auswirkung auf die
Produktion einer gewünschten Feinchemikalie durch diesen Organismus.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform haben die
erfindungsgemäßen MP-Moleküle modulierte Aktivität, so daß die
Stoffwechselwege von C. glutamicum, die die erfindungsgemäßen
MP-Proteine regulieren, hinsichtlich ihrer Effizienz oder ihres
Durchsatzes moduliert werden, was entweder direkt oder indirekt die
Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der Produktion einer
gewünschten Feinchemikalie durch C. glutamicum moduliert.
-
Der Begriff "MP-Protein" oder "MP-Polypeptid" umfaßt Proteine,
die einen Stoffwechselweg in C. glutarnicum transkriptional,
translational oder posttranslational regulieren. Beispiele für
MP-Proteine umfassen solche, die von den in Tabelle 1 und Anhang
A aufgeführten MP-Genen codiert werden. Die Ausdrücke "MP-Gen"
oder "MP-Nukleinsäuresequenz" umfassen Nukleinsäuresequenzen, die
ein MP-Protein codieren, das aus einem codierenden Bereich und
entsprechenden untranslatierten 5'- und 3'-Sequenzbereichen
besteht. Beispiele für MP-Gene sind in Tabelle 1 aufgelistet. Die
Begriffe "Produktion" oder "Produktivität" sind im Fachgebiet
bekannt und beinhalten die Konzentration des Fermentationsproduktes
(bspw. der gewünschten Feinchemikalie, die innerhalb einer
festgelegten Zeitspanne und eines festgelegten Fermentationsvolumens
gebildet werden (bspw. kg Produkt pro Std. pro l). Der Begriff
"Effizienz der Produktion" umfaßt die Zeit, die zur Erzielung
einer bestimmten Produktionsmenge nötig ist (bspw. wie lange die
Zelle zur Aufrichtung einer bestimmten Durchsatzrate einer
Feinchemikalie benötigt). Der Begriff "Ausbeute" oder
"Produkt/Kohlenstoff-Ausbeute" ist im Fachgebiet bekannt und umfaßt die
Effizienz der Umwandlung der Kohlenstoffquelle in das Produkt (d. h.
die Feinchemikalie). Dies wird bspw. gewöhnlich ausgedrückt als
kg Produkt pro kg Kohlenstoffquelle. Durch Vergrößern der
Ausbeute oder Produktion der Verbindung wird die Menge der
gewonnenen Moleküle oder der geeigneten gewonnenen Moleküle dieser
Verbindung in einer bestimmten Kulturmenge über einen festgelegten
Zeitraum erhöht. Die Begriffe "Biosynthese" oder "Biosyntheseweg"
sind im Fachgebiet bekannt und umfassen die Synthese einer
Verbindung, vorzugsweise einer organischen Verbindung, durch eine
Zelle aus Zwischenverbindungen, bspw. in einem Mehrschritt- oder
stark regulierten Prozeß. Die Begriffe "Abbau" oder "Abbauweg"
sind im Fachgebiet bekannt und umfassen die Spaltung einer
Verbindung, vorzugsweise einer organischen Verbindung, durch eine
Zelle in Abbauprodukte (allgemeiner gesagt, kleinere oder weniger
komplexe Moleküle), bspw. in einem Mehrschritt- oder stark
regulierten Prozeß. Der Begriff "Metabolismus" ist im Fachgebiet
bekannt und umfaßt die Gesamtheit der biochemischen Reaktionen, die
in einem Organismus stattfinden. Der Metabolismus einer
bestimmten Verbindung (z. B. der Metabolismus einer Aminosäure, wie
Glycin) umfaßt dann sämtliche Biosynthese-, Modifikations- und
Abbauwege dieser Verbindung in der Zelle. Der Begriff "Regulation"
ist im Fachgebiet bekannt und umfaßt die Aktivität eines Proteins
zur Steuerung der Aktivität eines anderen Proteins. Der Begriff
"Transkriptions-Regulation" ist im Fachgebiet bekannt und umfaßt
die Aktivität eines Proteins zur Hemmung oder Aktivierung der
Umwandlung einer DNA, die ein Zielprotein codiert, in mRNA. Der
Begriff "Translations-Regulation" ist im Fachgebiet bekannt und
umfaßt die Aktivität eines Proteins zur Hemmung oder Aktivierung
der Umwandlung einer mRNA, die ein Zielprotein codiert, zu einem
Proteinmolekül. Der Begriff "posttranslationale Regulation" ist
im Fachgebiet bekannt" und umfaßt die Aktivität eines Proteins
zur Hemmung oder Verbesserung der Aktivität eines Zielproteins
durch kovalentes Modifizieren des Zielproteins (z. B. durch
Methylierung, Glycosylierung oder Phosphorylierung).
-
Die erfindungsgemäßen MP-Moleküle sind in einer anderen
Ausführungsform befähigt, die Produktion eines gewünschten Moleküls,
wie einer Feinchemikalie, in einem Mikroorganismus, wie C.
glutamicurn, zu modulieren. Mit Hilfe von Genrekombinationstechniken
lassen sich ein oder mehrere erfindungsgemäße regulatorische
Proteine für Stoffwechselwege derart manipulieren, daß ihre Funktion
moduliert ist. Bspw. kann ein Biosynthese-Enzym hinsichtlich der
Effizienz verbessert werden oder seine allosterische
Kontrollregion kann zerstört werden, so daß die Rückkopplungshemmung der
Produktion der Verbindung verhindert wird. Entsprechend kann ein
Abbauenzym deletiert oder durch Substitution, Deletion oder
Addition derart modifiziert werden, daß seine Abbauaktivität für die
gewünschte Verbindung verringert wird, ohne daß die
Lebensfähigkeit der Zelle beeinträchtigt wird. In jedem Fall kann die
Gesamtausbeute oder die Produktionsrate einer dieser gewünschten
Feinchemikalien erhöht werden.
-
Es ist auch möglich, daß diese Veränderungen bei den
erfindungsgemäßen Protein- und Nukleotidmolekülen die Produktion von
Feinchemikalien in indirekter Weise verbessern können. Die
regulatorischen Mechanismen der Stoffwechselwege in der Zelle sind
notwendigerweise verknüpft, und die Aktivierung eines
Stoffwechselweges kann die Repression oder Aktivierung eines anderen in
begleitender Weise bewirken. Durch Modulieren der Aktivität von
einem oder mehreren erfindungsgemäßen Proteinen kann die Produktion
oder Effizienz der Aktivität anderer Feinchemikalien-Biosynthese-
oder -Abbauwege beeinflußt werden. Durch Senken der Fähigkeit
eines MP-Proteins, die Transkription eines Gens zu reprimieren, das
ein bestimmtes Aminosäure-Biosynthese-Proteins codiert, kann man
gleichzeitig andere Aminosäure-Biosynthesewege dereprimieren, da
diese Stoffwechselwege miteinander verknüpft sind. Durch
Modifizieren der erfindungsgemäßen MP-Proteine kann man das Wachstum
und die Teilung von Zellen aus ihren extrazellulären Umgebungen
zu einem bestimmten Grad entkoppeln; durch Beeinflussen eines MP-
Proteins, das gewöhnlich die Biosynthese eines Nukleotids
reprimiert, wenn die extrazellulären Bedingungen für das Wachstum und
die Zellteilung suboptimal sind, so daß ihr nun diese Funktion
fehlt, kann man ermöglichen, daß Wachstum erfolgt, selbst wenn
die extrazellulären Bedingungen schlecht sind. Dies ist bei
Fermenteranzucht im Großmaßstab von besonderer Bedeutung, wo die
Bedingungen in der Kultur bezüglich Temperatur, Nährstoffangebot
oder Belüftung oft suboptimal sind, die aber noch das Wachstum
und die Zellteilung fördern, wenn die zellulären regulatorischen
Syteme für diese Faktoren eliminiert sind.
-
Als Ausgangspunkt zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenzen eignet sich das Genom eines Corynebacterium
glutamicum-Stammes, der von der American Type Culture Collection unter
der Bezeichnung ATCC 13032 erhältlich ist.
-
Von diesen Nukleinsäuresequenzen lassen sich durch die in
Tabelle 1 bezeichneten Veränderungen die erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenzen mit üblichen Verfahren herstellen.
-
Das erfindungsgemäße MP-Protein oder ein biologisch aktiver
Abschnitt oder Fragmente davon können einen Stoffwechselweg in C.
glutamicum transkriptional, translational, oder posttranslational
regulieren, oder können eine oder mehrere der in Tabelle 1
aufgeführten Aktivitäten aufweisen.
-
In den nachstehenden Unterabschnitten sind verschiedene Aspekte
der Erfindung ausführlicher beschrieben:
A. Isolierte Nukleinsäuremoleküle
-
Ein Aspekt der Erfindung betrifft isolierte Nukleinsäuremoleküle,
die MP-Polypeptide oder biologisch aktive Abschnitte davon
codieren, sowie Nukleinsäurefragmente, die zur Verwendung als
Hybridisierungssonden oder Primer zur Identifizierung oder
Amplifizierung von MP-codierenden Nukleinsäuren (z. B. MP-DNA) hinreichen.
Der Begriff "Nukleinsäuremolekül", wie er hier verwendet wird,
soll DNA-Moleküle (z. B. cDNA oder genomische DNA) und
RNA-Moleküle (z. B. mRNA) sowie DNA- oder RNA-Analoga, die mittels
Nukleotidanaloga erzeugt werden, umfassen. Dieser Begriff umfaßt zudem
die am 3'- und am 5'-Ende des codierenden Genbereichs gelegene
untranslatierte Sequenz: mindestens etwa 100 Nukleotide der
Sequenz stromaufwärts des 5'-Endes des codierenden Bereichs und
mindestens etwa 20 Nukleotide der Sequenz stromabwärts des
3'-Endes des codierenden Genbereichs. Das Nukleinsäuremolekül kann
einzelsträngig oder doppelsträngig sein, ist aber vorzugsweise
eine doppelsträngige DNA. Ein "isoliertes" Nukleinsäuremolekül
wird von anderen Nukleinsäuremolekülen abgetrennt, die in der
natürlichen Quelle der Nukleinsäure zugegen sind. Eine "isolierte"
Nukleinsäure hat vorzugsweise keine Sequenzen, die die
Nukleinsäure in der genomischen DNA des Organismus, aus dem die
Nukleinsäure stammt, natürlicherweise flankieren (bspw. -Sequenzen, die
sich am 5'- bzw. 3'-Ende der Nukleinsäure befinden). In
verschiedenen Ausführungsformen kann bspw. das isolierte
MP-Nukleinsäuremolekül weniger als etwa 5 kb, 4 kb, 3 kb, 2 kb, 1 kb, 0,5 kb
oder 0,1 kb der Nukleotidsequenzen, die natürlicherweise das
Nukleinsäuremolekül in der genomischen DNA der Zelle, aus der die
Nukleinsäure stammt (bspw. eine C. glutamicum-Zelle) flankieren.
Ein "isoliertes" Nukleinsäuremolekül, wie ein cDNA-Molekül, kann
überdies im wesentlichen frei von einem anderen zellulären
Material oder Kulturmedium sein, wenn es durch rekombinante Techniken
hergestellt wird, oder frei von chemischen Vorstufen oder anderen
Chemikalien sein, wenn es chemisch synthetisiert wird.
-
Ein erfindungsgemäßes Nukleinsäuremolekül, bspw. eine
Nukleinsäuremolekül mit einer Nukleotidsequenz aus Anhang A oder ein
Abschnitt davon, kann mittels molekularbiologischer
Standard-Techniken und der hier bereitgestellten Sequenzinformation
hergestellt werden. Bspw. kann eine C. glutamicum-MP-cDNA aus einer C.
glutamicum-Bank isoliert werden, indem eine vollständige Sequenz
aus Anhang A oder ein Abschnitt davon als Hybridisierungssonde
und Standard-Hybridisierungstechniken (wie bspw. beschrieben in
Sambrook, J., Fritsch, E. F. und Maniatis, T. Molecular Cloning: A
Laboratory Manual. 2. Aufl. Cold Spring Harbor Laboratory, Cold
Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989)
verwendet werden. Überdies läßt sich ein Nukleinsäuremolekül,
umfassend eine vollständige Sequenz aus Anhang A oder ein Abschnitt
davon, durch Polymerasekettenreaktion isolieren, wobei die
Oligonukleotidprimer, die auf der Basis dieser Sequenz erstellt
wurden, verwendet werden (z. B. kann ein Nukleinsäuremolekül,
umfassend eine vollständige Sequenz aus Anhang A oder einen Abschnitt
davon, durch Polymerasekettenreaktion isoliert werden, indem
Oligonukleotidprimer verwendet werden, die auf der Basis dieser
gleichen Sequenz aus Anhang A erstellt worden sind). Bspw. läßt
sich mRNA aus normalen Endothelzellen isolieren (bspw. durch das
Guanidiniumthiocyanat-Extraktionsverfahren von Chirgwin et al.
(1979) Biochemistry 18: 5294-5299), und die cDNA kann mittels
reverser Transkriptase (bspw. Moloney-MLV-Reverse-Transkriptase,
erhältlich bei Gibco/BRL, Bethesda, MD, oder
AMV-Reverse-Transkriptase, erhältlich von Seikagaku America, Inc., St. Petersburg,
FL) hergestellt werden. Synthetische Oligonukleotidprimer für die
Amplifizierung via Polymerasekettenreaktion lassen sich auf der
Basis einer der in Anhang A gezeigten Nukleotidsequenzen
erstellen. Eine erfindungsgemäße Nukleinsäure kann mittels cDNA oder
alternativ genomischer DNA als Matrize und geeigneten
Oligonukleotidprimern gemäß PCR-Standard-Amplifikationstechniken
amplifiziert werden. Die so amplifizierte Nukleinsäure kann in einen
geeigneten Vektor kloniert werden und durch DNA-Sequenzanalyse
charakterisiert werden. Oligonukleotide, die einer
MP-Nukleotidsequenz entsprechen, können durch Standard-Syntheseverfahren,
bspw. mit einem automatischen DNA-Synthesegerät, hergestellt
werden.
-
Bei einer bevorzugten Ausführungsform umfaßt ein
erfindungsgemäßes isoliertes Nukleinsäuremolekül eine der in Anhang A
aufgeführten Nukleotidsequenzen.
-
Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfaßt ein
erfindungsgemäßes isoliertes Nukleinsäuremolekül ein zu einer der in
Anhang A gezeigten Nukleotidsequenzen komplementäres
Nukleinsäuremolekül oder einen Abschnitt davon, wobei es sich um ein
Nukleinsäuremolekül handelt, das zu einer der in Anhang A gezeigten
Nukleotidsequenzen hinreichend komplementär ist, daß es mit einer
der in Anhang A angegebenen Sequenzen hybridisieren kann, wodurch
ein stabiler Duplex entsteht.
-
Bei einer Ausführungsform codiert das erfindungsgemäße
Nukleinsäuremolekül ein Protein oder einen Abschnitt davon, der eine
Aminosäuresequenz umfaßt, die hinreichend homolog zu einer
Aminosäuresequenz von Anhang B ist, daß das Protein oder ein Abschnitt
davon weiterhin die Fähigkeit behält, einen Stoffwechselweg in C.
glutamicum transkriptional, translational oder posttranslational
zu regulieren. Wie hier verwendet, betrifft der Begriff
"hinreichend homolog" Proteine oder Abschnitte davon, deren
Aminosäuresequenzen eine minimale Anzahl identischer oder äquivalenter
Aminosäurereste (bspw. ein Aminosäurerest mit einer ähnlichen
Seitenkette wie ein Aminosäurerest in einer der Sequenzen von Anhang
B) zu einer Aminosäuresequenz aus Anhang B aufweisen, so daß das
Protein oder ein Abschnitt davon einen Stoffwechselweg in C.
glutamicum transkriptional, translational oder posttranslational
regulieren kann. Protein-Bestandteile dieser Stoffwechselwege, wie
hier beschrieben, können die Biosynthese oder den Abbau von einem
oder mehreren Feinchemikalien regulieren. Beispiele dieser
Aktivitäten sind ebenfalls hier beschrieben. Somit betrifft die
"Funktion eines MP-Proteins" die Gesamtregulation von einem oder
mehreren metabolischen Feinchemikalien-Wegen. In Tabelle 1 sind
Beispiele der MP-Proteinaktivitäten angegeben.
-
Abschnitte von Proteinen, die von den erfindungsgemäßen
MP-Nukleinsäuremolekülen codiert werden, sind vorzugsweise biologisch
aktive Abschnitte von einem der MP-Proteine. Der Begriff
"biologisch aktiver Abschnitt eines MP-Proteins", wie er hier verwendet
wird, soll einen Abschnitt, bspw. eine Domäne oder ein Motiv,
eines MP-Proteins umfassen, die/das einen Stoffwechselweg in C.
glutamicum transkriptional, translational oder posttranslational
regulieren kann, oder eine in Tabelle 1 angegebene Aktivität
aufweist. Zur Bestimmung, ob ein MP-Protein oder ein biologisch
aktiver Abschnitt davon einen Stoffwechselweg in C. glutamicum
transkriptional, translational oder posttranslational regulieren
kann, kann ein Test der enzymatischen Aktivität durchgeführt
werden. Diese Testverfahren, wie eingehend beschrieben in Beispiel 8
des Beispielteils, sind dem Fachmann geläufig.
-
Zusätzlich zu natürlich vorkommenden Varianten der MP-Sequenz,
die in der Population existieren können, ist der Fachmann sich
ebenfalls dessen bewußt, daß Änderungen durch Mutation in eine
Nukleotidsequenz von Anhang A eingebracht werden können, was zur
Änderung der Aminosäuresequenz des codierten MP-Proteins führt,
ohne daß die Funktionsfähigkeit des MP-Proteins beeinträchtigt
wird. Bspw. lassen sich Nukleotidsubstitutionen, die an
"nichtessentiellen" Aminosäureresten zu Aminosäuresubstitutionen
führen, in einer Sequenz von Anhang A herstellen. Ein
"nicht-essentieller" Aminosäurerest läßt sich in einer Wildtypsequenz von
einem der MP-Proteine (Anhang B) verändern, ohne daß die Aktivität
des MP-Proteins verändert wird, wohingegen ein "essentieller"
Aminosäurerest für die MP-Proteinaktivität erforderlich ist.
Andere Aminosäurereste jedoch (bspw. nicht-konservierte oder
lediglich semikonservierte Aminosäurereste in der Domäne mit
MP-Aktivität) können für die Aktivität nicht essentiell sein und lassen
sich somit wahrscheinlich verändern, ohne daß die MP-Aktivität
verändert wird.
-
Ein isoliertes Nukleinsäuremolekül, das ein MP-Protein codiert,
das zu einer Proteinsequenz aus Anhang B homolog ist, kann durch
Einbringen von einer oder mehreren Nukleotidsubstitutionen,
-additionen oder -deletionen in eine Nukleotidsequenz aus Anhang
A erzeugt werden, so daß eine oder mehrere
Aminosäuresubstitutionen, -additionen oder -deletionen in das codierte Protein
eingebracht werden. Die Mutationen können in eine der Sequenzen
aus Anhang A durch Standard-Techniken eingebracht werden, wie
stellengerichtete Mutagenese und PCR-vermittelte Mutagenese.
Vorzugsweise werden konservative Aminosäuresubstitutionen an einer
oder mehreren der vorhergesagten nichtessentiellen
Aminosäureresten eingeführt. Bei einer "konservativen Aminosäuresubstitution"
wird der Aminosäurerest durch einen Aminosäurerest mit einer
ähnlichen Seitenkette ausgetauscht. Im Fachgebiet sind Familien von
Aminosäureresten mit ähnlichen Seitenketten definiert worden.
Diese Familien umfassen Aminosäuren mit basischen Seitenketten
(z. B. Lysin, Arginin, Histidin), sauren Seitenketten (z. B.
Asparaginsäure, Glutaminsäure), ungeladenen polaren Seitenketten
(z. B. Glycin, Asparagin, Glutamin, Serin, Threonin, Tyrosin,
Cystein), nicht-polaren Seitenketten, (bspw. Alanin, Valin, Leucin,
Isoleucin, Prolin, Phenylalanin, Methionin, Tryptophan),
betaverzweigten Seitenketten (z. B. Threonin, Valin, Isoleucin) und
aromatischen Seitenketten (z. B. Tyrosin, Phenylalanin,
Tryptophan, Histidin). Ein vorhergesagter nicht-essentieller
Aminosäurerest in einem MP-Protein wird somit vorzugsweise durch einen
anderen Aminosäurerest der gleichen Seitenkettenfamilie
ausgetauscht. In einer weiteren Ausführungsform können die Mutationen
alternativ zufallsgemäß über die gesamte oder einen Teil der
MPcodierenden Sequenz eingebracht werden, bspw. durch
Sättigungsmutagenese, und die resultierenden Mutanten können auf die hier
beschriebene MP-Aktivität untersucht werden, um Mutanten zu
identifizieren, die eine MP-Aktivität beibehalten. Nach der Mutagenese
von einer der Sequenzen aus Anhang A kann das codierte Protein
rekombinant exprimiert werden, und die Aktivität des Proteins
kann bspw. mit den hier beschriebenen Tests (siehe Beispiel 8 des
Beispielteils) bestimmt werden.
8. Rekombinante Expressionsvektoren und Wirtszellen
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft Vektoren, vorzugsweise
Expressionsvektoren, die eine Nukleinsäure enthalten, die ein MP-
Protein (oder einen Abschnitt davon) codieren. Wie hier verwendet
betrifft der Begriff "Vektor" ein Nukleinsäuremolekül, das eine
andere Nukleinsäure transportieren kann, an welche es gebunden
ist. Ein Vektortyp ist ein "Plasmid", was für eine zirkuläre
doppelsträngige DNA-Schleife steht, in die zusätzlichen DNA-Segmente
ligiert werden können. Ein weiterer Vektortyp ist ein viraler
Vektor, wobei zusätzliche DNA-Segmente in das virale Genom
ligiert werden können. Bestimmte Vektoren können in einer
Wirtszelle, in die sie eingebracht worden sind, autonom replizieren
(bspw. Bakterienvektoren, mit bakteriellem Replikationsursprung
und episomale Säugetiervektoren). Andere Vektoren (z. B.
nichtepisomale Säugetiervektoren) werden in das Genom einer Wirtszelle
beim Einbringen in die Wirtszelle integriert und dadurch zusammen
mit dem Wirtsgenom repliziert. Zudem können bestimmte Vektoren
die Expression von Genen, mit denen sie funktionsfähig verbunden
sind, steuern. Diese Vektoren werden als "Expressionsvektoren"
bezeichnet. Gewöhnlich haben die Expressionsvektoren, die bei
DNA-Rekombinationstechniken verwendet werden, die Form von
Plasmiden. In der vorliegenden Beschreibung können "Plasmid" und
"Vektor" austauschbar verwendet werden, da das Plasmid die am
häufigsten verwendete Vektorform ist. Die Erfindung soll diese
anderen Expressionsvektorformen, wie virale Vektoren (bspw.
replikationsdefiziente Retroviren, Adenoviren und adenoverwandte
Viren), die ähnliche Funktionen ausüben, umfassen.
-
Der erfindungsgemäße rekombinante Expressionsvektor umfaßt eine
erfindungsgemäße Nukleinsäure in einer Form, die sich zur
Expression der Nukleinsäure in einer Wirtszelle eignet, was bedeutet,
daß die rekombinanten Expressionsvektoren eine oder mehrere
regulatorische Sequenzen, ausgewählt auf der Basis der zur
Expression zu verwendenden Wirtszellen, die mit der zu
exprimierenden Nukleinsäuresequenz funktionsfähig verbunden ist, umfaßt. In
einem rekombinanten Expressionsvektor bedeutet "funktionsfähig
verbunden", daß die Nukleotidsequenz von Interesse derart an die
regulatorische(n) Sequenz(en) gebunden ist, daß die Expression
der Nukleotidsequenz möglich ist (bspw. in einem
In-vitro-Transkriptions-/Translationssystem oder in einer Wirtszelle, wenn der
Vektor in die Wirtszelle eingebracht ist). Der Begriff
"regulatorische Sequenz" soll Promotoren, Enhancer und andere
Expressionskontrollelemente (bspw. Polyadenylierungssignale) umfassen. Diese
regulatorischen Sequenzen sind bspw beschrieben in Goeddel: Gene
Expression Technology: Methods in Enzymology 185, Academic Press,
San Diego, CA (1990). Regulatorische Sequenzen umfassen solche,
die die konstitutive Expression einer Nukleotidsequenz in vielen
Wirtszelltypen steuern, und solche, die die direkte Expression
der Nukleotidsequenz nur in bestimmten Wirtszellen steuern. Der
Fachmann ist sich dessen bewußt, daß die Gestaltung eines
Expressionsvektors von Faktoren abhängen kann, wie der Wahl der zu
transformierenden Wirtszelle, dem Ausmaß der Expression des
gewünschten Proteins usw. Die erfindungsgemäßen Expressionsvektoren
können in die Wirtszellen eingebracht werden, so daß dadurch
Proteine oder Peptide, einschließlich Fusionsproteinen oder
-peptiden, die von den Nukleinsäuren, wie hier beschrieben, codiert
werden, hergestellt werden (bspw. MP-Proteine, mutierte Formen
von MP-Proteinen, Fusionsproteine, usw.).
-
Die erfindungsgemäßen rekombinanten Expressionsvektoren können
zur Expression von MP-Proteinen in prokaryotischen oder
eukaryotischen Zellen ausgestaltet sein. Bspw. können MP-Gene in
bakteriellen Zellen, wie C. glutamicurn, Insektenzellen (mit
Baculovirus-Expressionsvektoren), Hefe- und anderen Pilzzellen (siehe
Romanos, M. A. et al. (1992) "Foreign gene expression in yeast: a
review", Yeast 8: 423-488; von den Hondel, C. A. M. J. J. et al.
(1991) "Heterologous gene expression in filamentous fungi" in:
More Gene Manipulations in Fungi, J. W. Bennet & L. L. Lasure,
Hrsg., S. 396-428: Academic Press: San Diego; und von den Hondel,
C. A. M. J. J. & Punt, P. J. (1991) "Gene transfer systems and vector
development for filamentous fungi. in: Applied Molecular Genetics
of Fungi, Peberdy, J. F. et al., Hrsg, S. 1-28, Cambridge
University Press: Cambridge), Algen- und vielzelligen
Pflanzenzellen (siehe Schmidt, R. und Willmitzer, L. (1988) "High
efficiency Agrobacterium tumefaciens-mediated transformation of
Arabidopsis thaliana leaf and cotyledon explants" Plant Cell
Rep.: 583-586) oder Säugetierzellen exprimiert werden. Geeignete
Wirtszellen werden weiter erörtert in Goeddel, Gene Expression
Technology: Methods in Enzymology 185, Academic Press, San Diego,
CA (1990). Der rekombinante Expressionsvektor kann alternativ,
bspw. mit T7-Promotorregulatorischen Sequenzen und T7-Polymerase,
in vitro transkribiert und translatiert werden.
-
Die Expression von Proteinen in Prokaryonten erfolgt meist mit
Vektoren, die konstitutive oder induzierbare Promotoren
enthalten, die die Expression von Fusions- oder Nicht-Fusionsproteinen
steuern. Fusionsvektoren steuern eine Reihe von Aminosäuren zu
einem darin codierten Protein, gewöhnlich am Aminoterminus des
rekombinanten Proteins, bei. Diese Fusionsvektoren haben
gewöhnlich drei Aufgaben: 1) die Verstärkung der Expression von
rekombinantem Protein; 2) die Erhöhung der Löslichkeit des
rekombinanten Proteins; und 3) die Unterstützung der Reinigung des
rekombinanten Proteins durch Wirkung als Ligand bei der
Affinitätsreinigung. Bei Fusions-Expressionsvektoren wird oft eine
proteolytische Spaltstelle an der Verbindungsstelle der Fusionseinheit und
des rekombinanten Proteins eingebracht, so daß die Trennung des
rekombinanten Proteins von der Fusionseinheit nach der Reinigung
des Fusionsproteins möglich ist. Diese Enzyme und ihre
entsprechenden Erkennungssequenzen umfassen Faktor Xa, Thrombin und
Enterokinase.
-
Übliche Fusionsexpressionsvektoren umfassen pGEX (Pharmacia
Biotech mc; Smith, D. B. und Johnson, K. S. (1988) Gene 67: 31-40),
pMAL (New England Biolabs, Beverly, MA) und pRIT 5 (Pharmacia,
Piscataway, NJ), bei denen Glutathion-S-Transferase (GST),
Maltose E-bindendes Protein bzw. Protein A an das rekombinante
Zielprotein fusioniert wird. Bei einer Ausführungsform ist die
codierende Sequenz des MP-Proteins in einen pGEX-Expressionsvektor
kloniert, so daß ein Vektor erzeugt wird, der ein Fusionsprotein
codiert, umfassend vom N-Terminus zum C-Terminus, GST-Thrombin-
Spaltstelle-X-Protein. Das Fusionsprotein kann durch
Affinitätschromatographie mittels Glutathion-Agarose-Harz gereinigt
werden. Das rekombinante MP-Protein, das nicht mit GST fusioniert
ist, kann durch Spaltung des Fusionsproteins mit Thrombin
gewonnen werden.
-
Beispiele geeigneter induzierbarer
Nicht-Fusions-Expressionsvektoren aus E. coli umfassen pTrc (Amann et al., (1988) Gene 69:
301-315) und pET 11d (Studier et al. Gene Expression
Technology: Methods in Enzymology 185, Academic Press, San Diego,
Kalifornien (1990) 60-89). Die Zielgenexpression aus dem pTrc-
Vektor beruht auf der Transkription durch Wirts-RNA-Polymerase
von einem Hybrid-trp-lac-Fusionspromotor. Die Zielgenexpression
aus dem pET11d-Vektor beruht auf der Transkription von einem
T7-gn10-lac-Fusions-Promotor, die von einer coexprimierten
viralen RNA-Polymerase (T7 gn1) vermittelt wird. Diese virale
Polymerase wird von den Wirtsstämmen BL 21 (DE3) oder HMS174
(DE3) von einem residenten λ-Prophagen geliefert, der ein T7
gn1-Gen unter der Transkriptionskontrolle des lacUV 5-Promotors
birgt.
-
Eine Strategie zur Maximierung der Expression des rekombinanten
Proteins ist die Expression des Proteins in einem Wirtsbakterium,
dessen Fähigkeit zur proteolytischen Spaltung des rekombinanten
Proteins gestört ist (Gottesman, S. Gene Expression Technology:
Methods in Enzymology 185, Academic Press, San Diego, Kalifornien
(1990) 119-128). Eine weitere Strategie ist die Veränderung der
Nukleinsäuresequenz der in einen Expressionsvektor zu
inserierenden Nukleinsäure, so daß die einzelnen Codons für jede Aminosäure
diejenigen sind, die vorzugsweise in einem zur Expression
ausgewählten Bakterium, wie C. glutamicum, verwendet werden (Wada et
al. (1992) Nucleic Acids Res. 20: 2111-2118). Diese Veränderung
der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen erfolgt durch
Standard-DNA-Synthesetechniken.
-
Bei einer weiteren Ausführungsform ist der
MP-Proteinexpressionsvektor ein Hefe-Expressionsvektor. Beispiele für Vektoren zur
Expression in der Hefe S. cerevisiae umfassen pYepSec1 (Baldari et
al., (1987) Embo J. 6 : 229-234), pMFa (Kurjan und Herskowitz
(1982) Cell 30: 933-943), pJRY88 (Schultz et al. (1987) Gene 54:
113-123) sowie pYES2 (Invitrogen Corporation, San Diego, CA).
Vektoren und Verfahren zur Konstruktion von Vektoren, die sich
zur Verwendung in anderen Pilzen, wie filamentösen Pilzen,
eignen, umfassen diejenigen, die eingehend beschrieben sind in: van
den Hondel, C. A. M. J. J. & Punt, P. J. (1991) "Gene transfer systems
and vector development for filamentous fungi, in: Applied
Molecular Genetics of fungi, J. F. Peberdy et al., Hrsg., S. 1-28,
Cambridge University Press: Cambridge.
-
Alternativ können die erfindungsgemäßen MP-Proteine in
Insektenzellen unter Verwendung von Baculovirus-Expressionsvektoren
exprimiert werden. Baculovirus-Vektoren, die zur Expression von
Proteinen in gezüchteten Insektenzellen (bspw. Sf9-Zellen)
verfügbar sind, umfassen die pAc-Reihe (Smith et al., (1983) Mol.
Cell Biol.. 3: 2156-2165) und die pVL-Reihe (Lucklow und Summers
(1989) Virology 170: 31-39).
-
In einer weiteren Ausführungsform können die erfindungsgemäßen
MP-Proteine in einzelligen Pflanzenzellen (wie Algen) oder in
Pflanzenzellen höherer Pflanzen (bspw. Spermatophyten, wie
Feldfrüchte) exprimiert werden. Beispiele für
Pflanzen-Expressionsvektoren umfassen solche, die eingehend beschrieben sind in:
Bekker, D., Kemper, E., Schell, J, und Masterson, R. (1992) "New
plant binary vectors with selectable markers located proximal to
the left border", Plant Mol. Biol. 20: 1195-1197; und Bevan, M. W.
(1984) "Binary Agrobacterium vectors for plant transformation",
Nucl. Acids Res. 12: 8711-8721.
-
In einer weiteren Ausführungsform wird eine erfindungsgemäße
Nukleinsäure in Säugetierzellen mit einem
Säugetier-Expressionsvektor exprimiert. Beispiele für Säugetier-Expressionsvektoren
umfassen pCDM8 (Seed, B. (1987) Nature 329: 840) und pMT2PC (Kaufman
et al. (1987) EMBO J. 6: 187-195). Bei der Verwendung in
Säugetierzellen werden die Kontrollfunktionen des Expressionsvektors
oft von viralen regulatorischen Elementen bereitgestellt.
Gemeinhin verwendete Promotoren stammen bspw. aus Polyoma, Adenovirus 2,
Cytomegalievirus und Simian Virus 40. Für weitere geeignete
Expressionssysteme für prokaryotische und eukaryotische Zellen,
siehe die Kapitel 16 und 17 aus Sambrook, J., Fritsch, E. F. und
Maniatis, T., Molecular cloning: A Laboratory Manual, 2. Auflage,
Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, NY, 1989.
-
Bei einer weiteren Ausführungsform kann der rekombinante
Säugetier-Expressionsvektor die Expression der Nukleinsäure
vorzugsweise in einem bestimmten Zelltyp bewirken (bspw. werden
gewebespezifische regulatorische Elemente zur Expression der
Nukleinsäure verwendet). Gewebespezifische regulatorische Elemente sind
im Fachgebiet bekannt. Nicht-einschränkende Beispiele für
geeignete gewebespezifische Promotoren umfassen den Albuminpromotor
(leberspezifisch; Pinkert et al. (1987) Genes Dev. 1: 268-277),
lymphoid-spezifische Promotoren (Calame und Eaton (1988) Adv.
Immunol. 43: 235-275), insbesondere Promotoren von T-Zellrezeptoren
(Winoto und Baltimore (1989) EMBO J. 8: 729-733) und
Immunglobulinen (Banerji et al. (1983) Cell 33: 729-740; Queen und
Baltimore (1983) Cell 33: 741-748), neuronspezifische Promotoren
(bspw. Neurofilament-Promotor; Byrne und Ruddle (1989) PNAS 86:
5473-5477), pankreasspezifische Promotoren (Edlund et al., (1985)
Science 230: 912-916) und milchdrüsenspezifische Promotoren
(bspw. Milchserum-Promotor; US-Patent Nr. 4 873 316 und
europäische Patentanmeldungsveröffentlichung Nr. 264 166).
Entwicklungsregulierte Promotoren sind ebenfalls umfaßt, bspw. die Maus-hox-
Promotoren (Kessel und Gruss (1990) Science 249: 374-379) und der
α-Fetoprotein-Promotor (Campes und Tilghman (1989) Genes Dev. 3:
537-546).
-
Die Erfindung stellt zudem einen rekombinanten Expressionsvektor
bereit, umfassend ein erfindungsgemäßes DNA Molekül, das in
Antisense-Richtung in den Expressionsvektor kloniert ist. Dies
bedeutet, daß das DNA-Molekül derart mit einer regulatorischen Sequenz
funktionsfähig verbunden ist, daß die Expression (durch
Transkription des DNA-Moleküls) eines RNA-Moleküls, das zur MP-mRNA
antisense ist, möglich ist. Es können regulatorische Sequenzen
ausgewählt werden, die funktionsfähig an eine in
Antisense-Richtung klonierte Nukleinsäure gebunden sind und die die
kontinuierliche Expression des Antisense-RNA-Moleküls in einer Vielzahl von
Zelltypen steuern, bspw. können virale Promotoren und/oder
Enhancer oder regulatorische Sequenzen ausgewählt werden, die die
konstitutive, gewebespezifische oder zelltypspezifische Expression
von Antisense-RNA steuern. Der Antisense-Expressionsvektor kann
in Form eines rekombinanten Plasmids, Phagemids oder attenuierten
Virus vorliegen, in dem Antisense-Nukleinsäuren unter der
Kontrolle eines hochwirksamen regulatorischen Bereichs produziert
werden, dessen Aktivität durch den Zelltyp bestimmt wird, in den
der Vektor eingebracht wird. Für eine Diskussion der Regulation
der Genexpression mittels Antisense-Genen, siehe Weintraub, H. et
al., Antisense-RNA as a molecular tool for genetic analysis,
Reviews - Trends in Genetics, Bd. 1(1) 1986.
-
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft die Wirtszellen, in
die ein erfindungsgemäßer rekombinanter Expressionsvektor
eingebracht worden ist. Die Begriffe "Wirtszelle" und "rekombinante
Wirtszelle" werden hier untereinander austauschbar verwendet. Es
ist selbstverständlich, daß diese Begriffe nicht nur eine
bestimmte Zielzelle, sondern auch die Nachkommen oder potentiellen
Nachkommen dieser Zelle betreffen. Da in aufeinanderfolgenden
Generationen aufgrund von Mutation oder Umwelteinflüssen bestimmte
Modifikationen auftreten können, sind diese Nachkommen nicht
unbedingt mit der Parentalzelle identisch, sind jedoch im Umfang
des Begriffs, wie er hier verwendet wird, noch umfaßt.
-
Eine Wirtszelle kann eine prokaryotische oder eukaryotische Zelle
sein. Bspw. kann ein MP-Protein in Bakterienzellen, wie C.
glutamicum, Insektenzellen, Hefe- oder Säugetierzellen (wie Ovarzellen
des chinesischen Hamsters (CHO) oder COS-Zellen) exprimiert
werden. Andere geeignete Wirtszellen sind dem Fachmann geläufig.
Mikroorganismen, die mit Corynebacterium glutamicum verwandt sind
und sich geeignet als Wirtszellen für die erfindungsgemäßen
Nukleinsäure- und Proteinmoleküle verwenden lassen, sind in Tabelle
3 aufgeführt.
-
Durch herkömmliche Transformations- oder Transfektionsverfahren
läßt sich Vektor-DNA in prokaryotische oder eukaryotische Zellen
einbringen. Die Begriffe "Transformation" und "Transfektion", wie
sie hier verwendet werden, sollen eine Vielzahl von im Stand der
Technik bekannten Verfahren zum Einbringen fremder Nukleinsäure
(bspw. DNA) in eine Wirtszelle umfassen, einschließlich
Calciumphosphat- oder Calciumchlorid-Copräzipitation,
DEAE-Dextran-vermittelte Transfektion, Lipofektion oder Elektroporation.
Geeignete Verfahren zur Transformation oder Transfektion von
Wirtszellen lassen sich nachlesen in Sambrook et al. (Molecular
Cloning: A Laboratory Manual. 2. Aufl. Cold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor Laboratory Press, Cold Spring
Harbor, NY, 1989) und anderen Labor-Handbüchern.
-
Für die stabile Transfektion von Säugetierzellen ist bekannt, daß
je nach verwendetem Expressionsvektor und verwendeter
Transfektionstechnik nur ein kleiner Teil der Zellen die fremde DNA in ihr
Genom integriert. Zur Identifizierung und Selektion dieser
Integranten wird gewöhnlich ein Gen, das einen selektierbaren Marker
(z. B. Resistenz gegen Antibiotika) codiert, zusammen mit dem Gen
von Interesse in die Wirtszellen eingebracht. Bevorzugte
selektierbare Marker umfassen solche, die die Resistenz gegen
Medikamente, wie G418, Hygromycin und Methotrexat, verleihen. Eine
Nukleinsäure, die einen selektierbaren Marker codiert, kann in eine
Wirtszelle auf dem gleichen Vektor eingebracht werden, wie
derjenige, der ein MP-Protein codiert, oder kann auf einem gesonderten
Vektor eingebracht werden. Zellen, die mit der eingebrachten
Nukleinsäure stabil transfiziert worden sind, können durch
Medikamentenselektion identifiziert werden (z. B. Zellen, die den
selektierbaren Marker integriert haben, überleben, wohingegen die
anderen Zellen sterben).
-
Zur Erzeugung eines homolog rekombinierten Mikroorganismus wird
ein Vektor hergestellt, der zumindest einen Abschnitt eines MP-
Gens enthält, in den eine Deletion, Addition oder Substitution
eingebracht worden ist, um das MP-Gen zu verändern, bspw.
funktionell zu disrumpieren. Dieses MP-Gen ist vorzugsweise ein
Corynebacterium glutamicum-MP-Gen, jedoch kann ein Homologon von
einem verwandten Bakterium oder sogar von einer Säugetier-, Hefe-
oder Insektenquelle verwendet werden. Bei einer bevorzugten
Ausführungsform ist der Vektor derart ausgestaltet, daß das endogene
MP-Gen bei homologer Rekombination funktionell disrumpiert ist
(d. h. nicht länger ein funktionelles Protein codiert, ebenfalls
bezeichnet als "Knockout"-Vektor). Der Vektor kann alternativ
derart ausgestaltet sein, daß das endogene MP-Gen bei homologer
Rekombination mutiert oder anderweitig verändert ist, jedoch noch
das funktionelle Protein codiert (z. B. kann der stromaufwärts
gelegene regulatorische Bereich derart verändert sein, daß dadurch
die Expression des endogenen MP-Proteins verändert wird.). Der
veränderte Abschnitt des MP-Gens ist im homologen
Rekombinationsvektor an seinem 5'- und 3'-Ende von zusätzlicher Nukleinsäure
des MP-Gens flankiert, die eine homologe Rekombination zwischen
dem exogenen MP-Gen, das von dem Vektor getragen wird, und einem
endogenen MP-Gen in einem Mikroorganismus, ermöglicht. Die
zusätzliche flankierende MP-Nukleinsäure ist für eine erfolgreiche
homologe Rekombination mit dem endogenen Gen hinreichend lang.
Gewöhnlich enthält der Vektor mehrere Kilobasen flankierende DNA
(sowohl am 5'- als auch am 3'-Ende) (siehe z. B. Thomas, K. R. und
Capecchi, M. R. (1987) Cell 51: 503 für eine Beschreibung von
homologen Rekombinationsvektoren). Der Vektor wird in einen
Mikroorganismus (z. B. durch Elektroporation) eingebracht, und Zellen,
in denen das eingebrachte MP-Gen mit dem endogenen MP-Gen homolog
rekombiniert ist, werden unter Verwendung im Fachgebiet bekannter
Verfahren selektiert.
-
Bei einer anderen Ausführungsform können rekombinante
Mikroorganismen produziert werden, die ausgewählte Systeme enthalten, die
eine regulierte Expression des eingebrachten Gens ermöglichen.
Der Einschluß eines MP-Gens in einem Vektor unter der Kontrolle
des Lac-Operons ermöglicht z. B. die Expression des MP-Gens nur in
Gegenwart von IPTG. Diese regulatorischen Systeme sind im
Fachgebiet bekannt.
-
Eine erfindungsgemäße Wirtszelle, wie eine prokaryotische oder
eukaryotische Wirtszelle in Kultur, kann zur Produktion (d. h.
Expression) eines MP-Proteins verwendet werden. Die Erfindung
stellt zudem Verfahren zur Produktion von MP-Proteinen unter
Verwendung der erfindungsgemäßen Wirtszellen bereit. Bei einer
Ausführungsform umfaßt das Verfahren die Anzucht der
erfindungsgemäßen Wirtszelle (in die ein rekombinanter Expressionsvektor, der
ein MP-Protein codiert, eingebracht worden ist, oder in deren
Genom ein Gen eingebracht worden ist, das ein Wildtyp- oder
verändertes MP-Protein codiert) in einem geeigneten Medium, bis das
MP-Protein produziert worden ist. Das Verfahren umfaßt in einer
weiteren Ausführungsform das Isolieren der MP-Proteine aus dem
Medium oder der Wirtszelle.
C. Erfindungsgemäße Verwendungen und Verfahren
-
Die hier beschriebenen Nukleinsäuremoleküle, Proteine,
Proteinhomologa, Fusionsproteine, Primer, Vektoren und Wirtszellen können
in einem oder mehreren nachstehenden Verfahren verwendet werden:
Identifikation von C. glutamicum und verwandten Organismen,
Kartierung von Genomen von Organismen, die mit C. glutamicum
verwandt sind, Identifikation und Lokalisation von C.
glutamicum-Sequenzen von Interesse, Evolutionsstudien, Bestimmung von
MP-Proteinbereichen, die für die Funktion notwendig sind, Modulation
der Aktivität eines MP-Proteins; Modulation der Aktivität eines
MP-Wegs; und Modulation der zellulären Produktion einer
gewünschten Verbindung, wie einer Feinchemikalie. Die erfindungsgemäßen
MP-Nukleinsäuremoleküle haben eine Vielzahl von Verwendungen. Sie
können zunächst zur Identifikation eines Organismus als
Corynebacterium glutamicum oder naher Verwandten davon verwendet
werden. Sie können zudem zur Identifikation von C. glutamicum oder
eines Verwandten davon in einer Mischpopulation von
Mikroorganismen verwendet werden. Die Erfindung stellt die
Nukleinsäuresequenzen einer Reihe von C. glutamicum-Genen bereit. Durch
Sondieren der extrahierten genomischen DNA einer Kultur einer
einheitlichen oder gemischten Population von Mikroorganismen unter
stringenten Bedingungen mit einer Sonde, die einen Bereich eines
C. glutamicum-Gens umfaßt, das für diesen Organismus einzigartig
ist, kann man bestimmen, ob dieser Organismus zugegen ist.
Corynebacterium glutamicum selbst ist zwar nicht pathogen, jedoch ist
es mit pathogenen Arten, wie Corynebacterium diptheriae,
verwandt. Der Nachweis eines solchen Organismus ist von
signifikanter klinischer Bedeutung.
-
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäure- und Proteinmoleküle können
als Marker für spezifische Bereiche des Genoms dienen. Dies ist
nicht nur beim Kartieren des Genoms, sondern auch für
funktionelle Studien von C. glutamicum-Proteinen nützlich. Zur
Identifikation des Genombereichs, an den ein bestimmtes C. glutamicum-
DNA-bindendes Protein bindet, kann das C. glutamicum-Genom bspw.
gespalten werden, und die Fragmente mit dem DNA-bindenden Protein
inkubiert werden. Diejenigen, die das Protein binden, können
zusätzlich mit den erfindungsgemäßen Nukleinsäuremolekülen,
vorzugsweise mit leicht nachweisbaren Markierungen, sondiert werden;
die Bindung eines solchen Nukleinsäuremoleküls an das
Genomfragment ermöglicht die Lokalisation des Fragmentes auf der
genomischen Karte von C. glutamicum, und wenn dies mehrmals mit
unterschiedlichen Enzymen durchgeführt wird, erleichtert es eine
rasche Bestimmung der Nukleinsäuresequenz, an die das Protein
bindet. Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle können zudem
hinreichend homolog zu den Sequenzen verwandter Arten sein, so daß
diese Nukleinsäuremoleküle als Marker für die Konstruktion einer
genomischen Karte in verwandten Bakterien, wie Brevibacterium
lactofermentum, dienen können.
-
Die erfindungsgemäßen MP-Nukleinsäuremoleküle eignen sich
ebenfalls für Evolutions- und Proteinstrukturuntersuchungen. Die
metabolischen Prozesse, an denen die erfindungsgemäßen Moleküle
beteiligt sind, werden von vielen prokaryotischen und
eukaryotischen Zellen ausgenutzt; durch Vergleich der Sequenzen der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle mit solchen, die ähnliche
Enzyme aus anderen Organismen codieren, kann der
Evolutions-Verwandschaftsgrad der Organismen bestimmt werden. Entsprechend
ermöglicht ein solcher Vergleich die Bestimmung, welche
Sequenzbereiche konserviert sind und welche nicht, was bei der Bestimmung
solcher Bereiche des Proteins hilfreich sein kann, die für die
Enzymfunktion essentiell sind. Dieser Typ der Bestimmung ist für
Proteintechnologie-Untersuchungen wertvoll und kann einen Hinweis
darauf geben, welches Protein Mutagenese tolerieren kann, ohne
die Funktion zu verlieren.
-
Die Manipulation der erfindungsgemäßen MP-Nukleinsäuremoleküle
kann die Produktion von MP-Proteinen mit funktionellen
Unterschieden zu den Wildtyp-MP-Proteinen bewirken. Diese Proteine
können hinsichtlich ihrer Effizienz oder Aktivität verbessert
werden, können in größerer Anzahl als gewöhnlich in der Zelle
zugegen sein, oder können hinsichtlich ihrer Effizienz oder
Aktivität geschwächt sein.
-
Diese Aktivitätsänderungen können derart sein, daß die Ausbeute,
Produktion und/oder Effizienz der Produktion von einer oder
mehreren Feinchemikalien von C. glutamicum verbessert ist. Durch
Optimieren der Aktivität eines MP-Proteins, das die Transkription
oder Translation eines Gens aktiviert, das ein
Biosynthese-Protein für eine gewünschte Feinchemikalie codiert, oder durch
Beeinflussen oder Aufheben der Aktivität eines MP-Proteins, das die
Transkription oder Translation eines solchen Gens reprimiert,
kann man die Aktivität oder Aktivitätsrate dieses Biosynthesewegs
aufgrund des Vorliegens erhöhter Mengen eines bspw.
einschränkenden Enzyms erhöhen. Entsprechend kann man durch Verändern der
Aktivität eines MP-Proteins, so daß es konstitutiv
posttranslational ein Protein inaktiviert, das am Abbauweg für eine gewünschte
Feinchemikalie beteiligt ist, oder durch Verändern der Aktivität
eines MP-Proteins, so daß es konstitutiv die Transkription oder
Translation eines solchen Gens reprimiert, die Ausbeute und/oder
Produktionsrate der Feinchemikalie von der Zelle aufgrund des
herabgesetzten Abbaus der Verbindung steigern.
-
Durch Modulieren der Aktivität von einem oder mehreren
MP-Proteinen kann man indirekt die Produktion stimulieren oder die
Produktionsrate von einer oder mehreren Feinchemikalien von der Zelle
aufgrund der Verknüpfung verschiedener Stoffwechselwege
verbessern. Bspw. kann man durch Steigern der Aubeute, Produktion
und/oder Effizienz der Produktion durch Aktivieren der Expression von
einem oder mehreren Lysin-Biosynthese-Enzymen gleichzeitig die
Expression anderer Verbindungen, wie anderer Aminosäuren,
steigern, die die Zelle gewöhnlich in größeren Mengen braucht, wenn
Lysin in größeren Mengen benötigt wird. Auch kann die Regulation
des Metabolismus durch in der gesamten Zelle derart verändert
werden, daß die Zelle unter den Umweltbedingungen einer
fermentativen Kultur (wo das Nährstoff- und Sauerstoffangebot schlecht
sein kann und möglicherweise toxische Abfallprodukte in der
Umgebung in hohen Mengen vorliegen können) und besser wachsen oder
replizieren kann. Bspw. kann man durch Mutagenisieren eines MP-
Proteins, das die Synthese von Molekülen, die für die
Zellmembranproduktion notwendig sind, in Reaktion auf hohe
Abfallproduktmengen im extrazellulären Medium reprimiert (um Zellwachstum und
-teilung in suboptimalen Wachstumsbedingungen zu blockieren), so
daß es nicht länger zur Repression dieser Synthese befähigt ist,
das Wachstum und die Vermehrung der Zellen in Kulturen steigern,
selbst wenn die Wachstumsbedingungen suboptimal sind. Ein solches
verstärktes Wachstum oder eine solche verstärkte Lebensfähigkeit
sollte ebenfalls die Ausbeuten und/oder die Produktionsrate einer
gewünschten Feinchemikalie aus einer fermentativen Kultur
aufgrund der relativ großen Zahl von Zellen, die diese Verbindung in
der Kultur produzieren, steigern.
-
Die vorstehend genannten Mutagenesestrategien für MP-Proteine,
die erhöhte Ausbeuten einer gewünschten Feinchemikalie in C.
glutamicum bewirken sollen, sollen nicht einschränkend sein;
Variationen dieser Strategien sind dem Fachmann leicht ersichtlich.
Durch diese Strategien und die hier offenbarten Mechanismen
können die erfindungsgemäßen Nukleinsäure- und Proteinmoleküle
verwendet werden, um C. glutamicum oder verwandte Bakterienstämme,
die mutierte MP-Nukleinsäure- und Proteinmoleküle exprimieren, zu
erzeugen, so daß die Ausbeute, Produktion und/oder Effizienz der
Produktion einer gewünschten Verbindung verbessert wird. Die
gewünschte Verbindung kann ein natürliches Produkt von C.
glutamicum sein, welches die Endprodukte der Biosynthesewege und
Zwischenprodukte natürlich vorkommender metabolischer Wege sowie
Moleküle umfaßt, die im Metabolismus von C. glutamicum nicht
natürlich vorkommen, die jedoch von einem erfindungsgemäßen C.
glutamicum-Stamm produziert werden.
-
Diese Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele weiter
veranschaulicht, die nicht als einschränkend aufgefaßt werden
sollen. Die Inhalte sämtlicher, in dieser Patentanmeldung
zitierter Literaturstellen, Patentanmeldungen, Patente und
veröffentlichter Patentanmeldungen sind hiermit durch Bezugnahme
aufgenommen.
Beispiele
Beispiel 1
Präparation der gesamten genomischen DNA aus
Corynebacterium glutamicum ATCC13032
-
Eine Kultur von Corynebacterium glutamicum (ATCC 13032) wurde
über Nacht bei 30°C unter starkem Schütteln in BHI-Medium (Difco)
gezüchtet. Die Zellen wurden durch Zentrifugation geerntet, der
Überstand wurde verworfen, und die Zellen wurden in 5 ml Puffer I
(5% des Ursprungsvolumens der Kultur - sämtliche angegebenen
Volumina sind für 100 ml Kulturvolumen berechnet) resuspendiert.
Die Zusammensetzung von Puffer I: 140,34 g/l Saccharose, 2,46 g/l
MgSO4.7 H2O, 10 ml/l KH2PO4-Lösung (100 g/l, mit KOH eingestellt
auf pH-Wert 6,7), 50 ml/l M12-Konzentrat (10 g/l (NH4)2SO4, 1 g/l
NaCl, 2 g/l MgSO4.7 H2O, 0,2 g/l CaCl2, 0,5 g/l Hefe-Extrakt
(Difco), 10 ml/l Spurenelemente-Mischung (200 mg/l FeSO4 H2O, 10
mg/l ZnSO4.7 H2O, 3 mg/l MnCl2.4 H2O, 30 mg/l H3BO3, 20 mg/l
CoCl2.6 H2O, 1 mg/l NiCl2.6 H2O, 3 mg/l Na2MoO4.2 H2O, 500 mg/l
Komplexbildner (EDTA oder Citronensäure), 100 ml/l Vitamingemisch
(0,2 ml/l Biotin, 0,2 mg/l Folsäure, 20 mg/l p-Aminobenzoesäure,
20 mg/l Riboflavin, 40 mg/l Ca-Panthothenat, 140 mg/l
Nikotinsäure, 40 mg/l Pyridoxolhydrochlorid, 200 mg/l Myoinositol).
Lysozym wurde in einer Endkonzentration von 2,5 mg/ml zur
Suspension gegeben. Nach etwa 4 Std. Inkubation bei 37°C wurde die
Zellwand abgebaut, und die erhaltenen Protoplasten wurden durch
Zentrifugation geerntet. Das Pellet wurde einmal mit 5 ml Puffer I
und einmal mit 5 ml TE-Puffer (10 mM Tris-HCl, 1 mM EDTA, pH-Wert
8) gewaschen. Das Pellet wurde in 4 ml TE-Puffer resuspendiert,
und 0,5 ml SDS-Lösung (10%) und 0,5 ml NaCl-Lösung (5 M) wurden
zugegeben. Nach Zugabe von Proteinase K in einer Endkonzentration
von 200 µg/ml wurde die Suspension etwa 18 Std. bei 37°C
inkubiert. Die DNA wurde durch Extraktion mit Phenol,
Phenol-Chloroform-Isoamylalkohol und Chloroform-Isoamylalkohol mittels
Standard-Verfahren gereinigt. Dann wurde die DNA durch Zugabe von
1/50 Volumen 3 M Natriumacetat und 2 Volumina Ethanol,
anschließender Inkubation für 30 min bei -20°C und 30 min Zentrifugation
bei 12000 U/min in einer Hochgeschwindigkeitszentrifuge mit einem
SS34-Rotor (Sorvall) gefällt. Die DNA wurde in 1 ml TE-Puffer
gelöst, der 20 µg/ml RNase A enthielt, und für mindestens 3 Std.
bei 4°C gegen 1000 ml TE-Puffer dialysiert. Während dieser Zeit
wurde der Puffer 3mal ausgetauscht. Zu Aliquots von 0,4 ml der
dialysierten DNA-Lösung wurden 0,4 ml 2 M LiCl und 0,8 ml Ethanol
zugegeben. Nach 30 min Inkubation bei -20°C wurde die DNA durch
Zentrifugation gesammelt (13000 U/min. Biofuge Fresco, Heraeus,
Hanau, Deutschland). Das DNA-Pellet wurde in TE-Puffer gelöst.
Durch dieses Verfahren hergestellte DNA konnte für alle Zwecke
verwendet werden, einschließlich Southern-Blotting oder zur
Konstruktion genomischer Banken.
Beispiel 2
Konstruktion genomischer Corynebacterium glutamicum
(ATCC13032)-Banken in Escherichia coli
-
Ausgehend von DNA, hergestellt wie in Beispiel 1 beschrieben,
wurden gemäß bekannter und gut eingeführter Verfahren (siehe
bspw. Sambrook, J. et al. (1989) "Molecular Cloning: A Laboratory
Manual". Cold Spring Harbor Laboratory Press oder Ausubel, F. M.
et al. (1994) "Current Protocols in Molecular Biology", John
Wiley & Sons) Cosmid- und Plasmid-Banken hergestellt.
-
Es ließ sich jedes Plasmid oder Cosmid einsetzen. Besondere
Verwendung fanden die Plasmide pBR322 (Sutcliffe, J. G. (1979) Proc.
Natl Acad. Sci. USA, 75: 3737-3741); pACYC177 (Change & Cohen
(1978) J. Bacteriol. 134: 1141-1156); Plasmide der pBS-Reihe
(pBSSK+, pBSSK- und andere; Stratagene, LaJolla, USA) oder
Cosmide, wie SuperCos1 (Stratagene, LaJolla, USA) oder Lorist6
(Gibson, T. J. Rosenthal, A., und Waterson, R. H. (1987) Gene 53:
283-286.
Beispiel 3
DNA-Sequenzierung und Computer-Funktionsanalyse
-
Genomische Banken, wie in Beispiel 2 beschrieben, wurden zur DNA-
Sequenzierung gemäß Standard-Verfahren, insbesondere dem
Kettenabbruchverfahren mit ABI377-Sequenziermaschinen (s. z. B.
Fleischman, R. D. et al. (1995) "Whole-genome Random Sequencing and
Assembly of Haemophilus Influenzae Rd., Science 269; 496-512)
verwendet. Die Sequenzierprimer mit den folgenden
Nukleotidsequenzen wurden verwendet: 5'-GGAAACAGTATGACCATG-3' oder
5'-GTAAAACGACGGCCAGT-3'.
Beispiel 4
In-vivo-Mutagenese
-
In vivo-Mutagenese von Corynebacterium glutamicum kann
durchgeführt werden, indem eine Plasmid- (oder andere Vektor-) DNA durch
E. coli oder andere Mikroorganismen (z. B. Bacillus spp. oder
Hefen, wie Saccharomyces cerevisiae) geleitet wird, die die
Integrität ihrer genetischen Information nicht aufrechterhalten
können. Übliche Mutatorstämme weisen Mutationen in den Genen für das
DNA-Reparatursystem auf (z. B., mutHLS, mutD, mutT, usw., zum
Vergleich siehe Rupp, W. D. (1996) DNA repair mechanisms in
Escherichia coli and Salmonella, S. 2277-2294, ASM: Washington). Diese
Stämme sind dem Fachmann bekannt. Die Verwendung dieser Stämme
ist bspw. in Greener, A. und Callahan, M. (1994) Strategies 7;
32-34 veranschaulicht.
Beispiel 5
DNA-Transfer zwischen Escherichia coli und
Corynebacterium glutamicum
-
Mehrere Corynebacterium- und Brevibacterium-Arten enthalten
endogene Plasmide (wie bspw. pHM1519 oder pBL1) die autonom
replizieren (für einen Überblick siehe bspw. Martin, J. F. et al. (1987)
Biotechnology 5: 137-146). Shuttle-Vektoren für Escherichia coli
und Corynebacterium glutamicum lassen sich leicht mittels
Standard-Vektoren für E. coli konstruieren (Sambrook, J. et al.,
(1989), "Molecular Cloning: A Laboratory Manual", Cold Spring
Harbor Laboratory Press oder Ausubel, F. M. et al. (1994) "Current
Protocols in Molecular Biology", John Wiley & Sons), denen ein
Replikationsursprung für und ein geeigneter Marker aus
Corynebacterium glutamicum beigegeben wird. Solche Replikationsursprünge
werden vorzugsweise von endogenen Plasmiden entnommen, die aus
Corynebacterium- und Brevibacterium-Arten isoliert worden sind.
Besondere Verwendung als Transformationsmarker für diese Arten
sind Gene für Kanamycin-Resistenz (wie solche, die vom Tn5- oder
Tn-903-Transposon stammen) oder für Chloramphenicol (Winnacker,
E. L. (1987) "From Genes to Clones - Introduction to Gene
Technology, VCH, Weinheim). Es gibt zahlreiche Beispiele in der
Literatur zur Herstellung einer großen Vielzahl von Shuttle-Vektoren,
die in E. coli und C. glutamicum repliziert werden, und die für
verschiedene Zwecke verwendet werden können, einschließlich Gen-
Überexpression (siehe bspw. Yoshihama, M. et al. (1985) J.
Bacteriol. 162: 591-597, Martin, J. F. et al., (1987)
Biotechnology, 5: 137-146 und Eikmanns, B. J. et al. (1992) Gene
102: 93-98).
-
Mittels Standard-Verfahren ist es möglich, ein Gen von Interesse
in einen der vorstehend beschriebenen Shuttle-Vektoren zu
klonieren und solche Hybrid-Vektoren in Corynebacterium glutamicum-
Stämme einzubringen. Die Transformation von C. glutamicum läßt
sich durch Protoplastentransformation (Kastsumata, R. et al.,
(1984) J. Bacteriol. 159, 306-311), Elektroporation (Liebl, E. et
al., (1989) FEMS Microbiol. Letters, 53 : 399-303) und in Fällen,
bei denen spezielle Vektoren verwendet werden, auch durch
Konjugation erzielen (wie z. B. beschrieben in Schäfer, A., et (1990)
J. Bacteriol. 172: 1663-1666). Es ist ebenfalls möglich, die
Shuttle-Vektoren für C. glutamicum auf E. coli zu übertragen,
indem Plasmid-DNA aus C. glutamicum (mittels im Fachgebiet
bekannter Standard-Verfahren) präpariert wird und in E. coli
transformiert wird. Dieser Transformationsschritt kann mit
Standard-Verfahren erfolgen, jedoch wird vorteilhafterweise ein
Mcr-defizienter E. coli-Stamm verwendet, wie NM522 (Gough & Murray (1983) J.
Mol. Biol. 166: 1-19).
Beispiel 6
Bestimmung der Expression des mutierten Proteins
-
Die Beobachtungen der Aktivität eines mutierten Proteins in einer
transformierten Wirtszelle beruhen auf der Tatsache, daß das
mutierte Protein auf ähnliche Weise und in ähnlicher Menge
exprimiert wird wie das Wildtyp-Protein. Ein geeignetes Verfahren zur
Bestimmung der Transkriptionsmenge des mutierten Gens (ein
Anzeichen für die mRNA-Menge, die für die Translation des Genprodukts
verfügbar ist) ist die Durchführung eines Northern-Blots (s.
bspw. Ausubel et al., (1988) Current Protocols in Molecular
Biology, Wiley: New York), wobei ein Primer, der so ausgestaltet
ist, daß er an das Gen von Interesse bindet, mit einer
nachweisbaren (gewöhnlich radioaktiven oder chemilumineszierenden)
Markierung versehen wird, so daß - wenn die Gesamt-RNA einer Kultur
des Organismus extrahiert, auf einem Gel aufgetrennt, auf eine
stabile Matrix übertragen und mit dieser Sonde inkubiert wird
- die Bindung und die Quantität der Bindung der Sonde das Vorliegen
und auch die Menge von mRNA für dieses Gen anzeigt. Diese
Information ist ein Nachweis für das Ausmaß der Transkription des
mutierten Gens. Gesamt-Zell-RNA läßt sich durch verschiedene
Verfahren aus Corynebacterium glutamicum isolieren, die im
Fachgebiet bekannt sind, wie beschrieben in Bormann, E. R. et al.,
(1992) Mol. Microbiol. 6: 317-326.
-
Zur Bestimmung des Vorliegens oder der relativen Menge von
Protein, das aus dieser mRNA translatiert wird, können Standard-
Techniken, wie Western-Blot, eingesetzt werden (s. bspw. Ausubel
et al. (1988) "Current Protocols in Molecular Biology", Wiley,
New York). Bei diesem Verfahren werden Gesamt-Zellproteine
extrahiert, durch Gelelektrophorese getrennt, auf eine Matrix, wie
Nitrocellulose, übertragen und mit einer Sonde, wie einem
Antikörper, inkubiert, die an das gewünschte Protein spezifisch bindet.
Diese Sonde ist gewöhnlich mit einer chemilumineszierenden oder
kolorimetrischen Markierung versehen, die sich leicht nachweisen
läßt. Das Vorliegen und die beobachtete Menge an Markierung zeigt
das Vorliegen und die Menge des gesuchten Mutantenproteins in der
Zelle an.
Beispiel 7
Wachstum von genetisch verändertem Corynebacterium
glutamicum - Medien und Anzuchtbedingungen
-
Genetisch veränderte Corynebakterien werden in synthetischen oder
natürlichen Wachstumsmedien gezüchtet. Eine Anzahl
unterschiedlicher Wachstumsmedien für Corynebakterian sind bekannt und leicht
erhältlich (Lieb et al. (1989) Appl. Microbiol. Biotechnol. 32:
205-210; von der Osten et al. (1998) Biotechnology Letters 11:
11-16; Patent DE 41 20 867; Liebl (1992) "The Genus
Corynebacterium", in: The Procaryotes, Bd. II, Balows, A., et
al., Hrsg. Springer-Verlag). Diese Medien bestehen aus einer oder
mehreren Kohlenstoffquellen, Stickstoffquellen, anorganischen
Salzen, Vitaminen und Spurenelementen. Bevorzugte
Kohlenstoffquellen sind Zucker, wie Mono-, Di- oder Polysaccharide. Sehr
gute Kohlenstoffquellen sind bspw. Glucose, Fructose, Mannose,
Galactose, Ribose, Sorbose, Ribulose, Lactose, Maltose,
Saccharose, Raffinose, Stärke oder Cellulose. Man kann Zucker auch über
komplexe Verbindungen, wie Melassen, oder andere Nebenprodukte
aus der Zucker-Raffinierung zu den Medien geben. Es kann auch
vorteilhaft sein, Gemische verschiedener Kohlenstoffquellen
zuzugeben. Andere mögliche Kohlenstoffquellen sind Alkohole und
organische Säuren, wie Methanol, Ethanol, Essigsäure oder Milchsäure.
Stickstoffquellen sind gewöhnlich organische oder anorganische
Stickstoffverbindungen oder Materialien, die diese Verbindungen
enthalten, Beispielhafte Stickstoffquellen umfassen Ammoniak-Gas
oder Ammoniumsalze, wie NH4Cl oder (NH4)2SO4, NH4OH, Nitrate,
Harnstoff, Aminosäuren oder komplexe Stickstoffquellen, wie
Maisquellwasser, Sojamehl, Sojaprotein, Hefeextrakte, Fleischextrakte
und andere.
-
Anorganische Salzverbindungen, die in den Medien enthalten sein
können, umfassen die Chlorid-, Phosphor-, oder Sulfatsalze von
Calcium, Magnesium, Natrium, Kobalt, Molybdän, Kalium, Mangan,
Zink, Kupfer und Eisen. Chelatbildner können zum Medium gegeben
werden, um die Metallionen in Lösung zu halten. Besonders
geeignete Chelatbildner umfassen Dihydroxyphenole, wie Catechol oder
Protocatechuat oder organische Säuren, wie Citronensäure. Die
Medien enthalten üblicherweise auch andere Wachstumsfaktoren, wie
Vitamine oder Wachstumsförderer, zu denen bspw. Biotin,
Riboflavin, Thiamin, Folsäure, Nikotinsäure, Panthothenat und Pyridoxin
gehören. Wachstumsfaktoren und Salze stammen häufig von komplexen
Medienkomponenten, wie Hefeextrakt, Melassen, Maisquellwasser und
dergleichen. Die genaue Zusammensetzung der Medienverbindungen
hängt stark vom jeweiligen Experiment ab und wird für jeden Fall
individuell entschieden. Information über die Medienoptimierung
ist erhältlich aus dem Lehrbuch "Applied Microbiol. Physiology, A
Practical Approach" (Hrsg. P. M. Rhodes, P. F. Stanbury, IRL Press
(1997) S. 53-73, ISBN 0 19 963577 3). Wachstumsmedien lassen sich
auch von kommerziellen Anbietern beziehen, wie Standard 1 (Merck)
oder BHI (Brain heart infusion, DIFCO) und dergleichen.
-
Sämtliche Medienkomponenten sind sterilisiert, entweder durch
Hitze (20 min bei 1,5 bar und 121°C) oder durch Sterilfiltration.
Die Komponenten können entweder zusammen oder nötigenfalls
getrennt sterilisiert werden. Sämtliche Medienkomponenten können zu
Beginn der Anzucht zugegen sein oder wahlfrei kontinuierlich oder
chargenweise hinzugegeben werden.
-
Die Anzuchtbedingungen werden für jedes Experiment gesondert
definiert. Die Temperatur sollte zwischen 15°C und 45°C liegen und
kann während des Experimentes konstant gehalten oder verändert
werden. Der pH-Wert des Mediums sollte im Bereich von 5 bis 8,5,
vorzugsweise um 7,0 liegen, und kann durch Zugabe von Puffern zu
den Medien aufrechterhalten werden. Ein beispielhafter Puffer für
diesen Zweck ist ein Kaliumphosphatpuffer. Synthetische Puffer,
wie MOPS, HEPES; ACES usw., können alternativ oder gleichzeitig
verwendet werden. Der Anzucht-pH-Wert läßt sich während der
Anzucht auch durch Zugabe von NaOH oder NH4OH konstant halten.
Werden komplexe Medienkomponenten, wie Hefe-Extrakt verwendet, sinkt
der Bedarf an zusätzlichen Puffern, da viele komplexe
Verbindungen eine hohe Pufferkapazität aufweisen. Beim Einsatz eines
Fermenters für die Anzucht von Mikroorganismen kann der pH-Wert auch
mit gasförmigem Ammoniak reguliert werden.
-
Die Inkubationsdauer liegt gewöhnlich in einem Bereich von
mehreren Stunden bis zu mehreren Tagen. Diese Zeit wird so ausgewählt,
daß sich die maximale Menge Produkt in der Brühe ansammelt. Die
offenbarten Wachstumsexperimente können in einer Vielzahl von
Behältern, wie Mikrotiterplatten, Glasröhrchen, Glaskolben oder
Glas- oder Metallfermentern unterschiedlicher Größen durchgeführt
werden. Zum Screening einer großen Anzahl von Klonen sollten die
Mikroorganismen in Mikrotiterplatten, Glasröhrchen oder
Schüttelkolben entweder mit oder ohne Schikanen gezüchtet werden.
Vorzugsweise werden 100-ml-Schüttelkolben verwendet, die mit 10%
(bezogen auf das Volumen) des erforderlichen Wachstumsmediums
gefüllt sind. Die Kolben sollten auf einem Kreiselschüttler
(Amplitude 25 mm) mit einer Geschwindigkeit im Bereich von
100-300 U/min geschüttelt werden. Verdampfungsverluste können durch
Aufrechterhalten einer feuchten Atmosphäre verringert werden;
alternativ sollte für die Verdampfungsverluste eine mathematische
Korrektur durchgeführt werden.
-
Werden genetisch modifizierte Klone untersucht, sollten auch ein
unmodifizierter Kontrollklon oder ein Kontrollklon getestet
werden, der das Basisplasmid ohne Insertion enthält. Das Medium wird
auf eine OD600 von 0,5-1,5 angeimpft, wobei Zellen verwendet
werden, die auf Agarplatten gezüchtet wurden, wie cm-Platten (10
g/l Glucose, 2,5 g/l NaCl, 2 g/l Harnstoff, 10 g/l Polypepton, 5
g/l Hefeextrakt, 5 g/l Fleischextrakt, 22 g/l Agar pH-Wert 6,8
mit 2 M NaOH), die bei 30°C inkubiert worden sind. Das Animpfen
der Medien erfolgt entweder durch Einbringen einer Kochsalzlösung
von C. glutamicum-Zellen von cm-Platten oder durch Zugabe einer
flüssigen Vorkultur dieses Bakteriums.
Beispiel 8
In-vitro-Analyse der Funktion mutierter Proteine
-
Die Bestimmung der Aktivitäten und kinetischen Parameter von
Enzymen ist im Fachgebiet gut bekannt. Experimente zur Bestimmung
der Aktivität eines bestimmten veränderten Enzyms müssen an die
spezifische Aktivität des Wildtypenzyms angepaßt werden, was
innerhalb der Fähigkeiten des Fachmann liegt. Überblicke über
Enzyme im Allgemeinen sowie spezifische Einzelheiten, die die
Struktur, Kinetiken, Prinzipien, Verfahren, Anwendungen und
Beispiele zur Bestimmung vieler Enzymaktivitäten betreffen, können
bspw. in den nachstehenden Literaturstellen gefunden werden:
Dixon,. M., und Webb, E. C: (1979) Enzymes, Longmans, London; Fersht
(1985) Enzyme Structure and Mechanism, Freeman, New York; Walsh
(1979) Enzymatic Reaction Mechanisms. Freeman, San Francisco;
Price, N. C., Stevens, L. (1982) Fundamentals of Enzymology.
-
Oxford Univ. Press: Oxford; Boyer, P. D: Hrsg. (1983) The Enzymes,
3. Aufl. Academic Press, New York; Bisswanger, H. (1994)
Enzymkinetik, 2. Aufl. VCH, Weinheim (ISBN 3527300325);
Bergmeyer, H. U., Bergmeyer, J., Graßl, M. Hrsg. (1983-1986) Methods
of Enzymatic Analysis, 3. Aufl. Bd. I-XII, Verlag Chemie:
Weinheim; und Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry
(1987) Bd. A9, "Enzymes", VCH, Weinheim, S. 352-363.
-
Die Aktivität von Proteinen, die an DNA binden, kann durch viele
gut eingeführte Verfahren gemessen werden, wie DNA-Banden-Shift-
Assays (die auch als Gelretardations-Assays bezeichnet werden).
Die Wirkung dieser Proteine auf die Expression anderer Moleküle
kann mit Reportergenassays (wie beschrieben in Kolmar, H. et al.,
(1995) EMBO J. 14 : 3895-3904 und den darin zitierten
Literaturstellen) gemessen werden. Reportergen-Testsysteme sind
wohlbekannt und für Anwendungen in pro- und eukaryotischen Zellen
etabliert, wobei Enzyme, wie beta-Galactosidase, Grün-Fluoreszenz-
Protein und mehrere andere verwendet werden.
-
Die Bestimmung der Aktivität von Membran-Transportproteinen kann
gemäß den Techniken, wie beschrieben in Gennis, R. B. (1989)
"Pores, Channels and Transporters", in Biomembranes, Molecular
Structure and Function, Springer: Heidelberg, S. 85-137; 199-234;
und 270-322, erfolgen.
Beispiel 9
Analyse des Einflusses von mutiertem Protein auf die
Produktion des gewünschten Produktes
-
Die Wirkung der genetischen Modifikation in C. glutamicum auf die
Produktion einer gewünschten Verbindung (wie einer Aminosäure)
kann bestimmt werden, indem die modifizierten Mikroorganismen
unter geeigneten Bedingungen (wie solchen, die vorstehend
beschrieben sind) gezüchtet werden und das Medium und/oder die zellulären
Komponenten auf die erhöhte Produktion des gewünschten Produktes
(d. h. einer Aminosäure) untersucht wird. Solche Analysetechniken
sind dem Fachmann wohlbekannt und umfassen Spektroskopie,
Dünnschichtchromatographie, Färbeverfahren verschiedener Art,
enzymatische und mikrobiologische Verfahren sowie analytische
Chromatographie, wie Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie (s. bspw.
Ullman, Encyclopedia of Industrial Chemistry, Bd. A2, S. 89-90
und S. 443-613, VCH: Weinheim (1985); Fallon, A., et al., (1987)
"Applications of HPLC in Biochemistry" in: Laboratory Techniques
in Biochemistry and Molecular Biology, Bd. 17; Rehm et al. (1993)
Biotechnology, Bd. 3, Kapitel III: "Product recovery and
purification", S. 469-714, VCH: Weinheim; Belter, P. A. et al.
(1988) Bioseparations: downstream processing for Biotechnology,
John Wiley and Sons; Kennedy, J. F. und Cabral, J. M. S. (1992)
Recovery processes for biological Materials, John Wiley and Sons;
Shaeiwitz, J. A. und Henry, J. D. (1988) Biochemical Separations,
in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, Bd. B3;
Kapitel 11, S. 1-27, VCH: Weinheim; und Dechow, F. J. (1989)
Separation and purification techniques in biotechnology, Noyes
Publications).
-
Zusätzlich zur Messung des Fermentationsendproduktes ist es
ebenfalls möglich, andere Komponenten der Stoffwechselwege zu
analysieren, die zur Produktion der gewünschten Verbindung verwendet
werden, wie Zwischen- und Nebenprodukte, um die
Gesamt-Produktivität des Organismus, die Ausbeute und/oder die Effizienz der
Produktion der Verbindung zu bestimmen. Die Analyseverfahren
umfassen Messungen der Nährstoffmengen im Medium (bspw. Zucker,
Kohlenwasserstoffe, Stickstoffquellen, Phosphat und andere
Ionen), Messungen der Biomassezusammensetzung und des Wachstums,
Analyse der Produktion gewöhnlicher Metabolite aus
Biosynthesewegen und Messungen von Gasen, die während der Fermentation erzeugt
werden. Standardverfahren für diese Messungen sind in Applied
Microbial Physiology; A Practical Approach, P. M. Rhodes und P. F.
Stanbury, Hrsg. IRL Press, S. 103-129; 131-163 und 165-192 (ISBN:
0199635773) und den darin angegebenen Literaturstellen
beschrieben.
Beispiel 10
Reinigung des gewünschten Produktes aus einer C.
glutamicum-Kultur
-
Die Gewinnung des gewünschten Produktes aus C. glutamicum-Zellen
oder aus dem Überstand der vorstehend beschriebenen Kultur kann
durch verschiedene, im Fachgebiet bekannte Verfahren erfolgen.
Wird das gewünschte Produkt von den Zellen nicht sezerniert,
können die Zellen aus der Kultur durch langsame Zentrifugation
geerntet werden, die Zellen können durch Standard-Techniken, wie
mechanische Kraft oder Ultrabeschallung, lysiert werden. Die
Zelltrümmer werden durch Zentrifugation entfernt, und die
Überstandsfraktion, die die löslichen Proteine enthält, wird zur
weiteren Reinigung der gewünschten Verbindung erhalten. Wird das
Produkt von den C. glutamicum-Zellen sezerniert, werden die
Zellen durch langsame Zentrifugation aus der Kultur entfernt, und
die Überstandsfraktion wird zur weiteren Reinigung behalten.
-
Die Überstandsfraktion aus beiden Reinigungsverfahren wird einer
Chromatographie mit einem geeigneten Harz unterworfen, wobei das
gewünschte Molekül entweder auf dem Chromatographieharz
zurückgehalten wird, viele Verunreinigungen in der Probe jedoch nicht,
oder wobei die Verunreinigungen auf dem Harz zurückbleiben, die
Probe hingegen nicht. Diese Chromatographieschritte können
nötigenfalls wiederholt werden, wobei die gleichen oder andere
Chromatographieharze verwendet werden. Der Fachmann ist in der
Auswahl der geeigneten Chromatographieharze und der wirksamsten
Anwendung für ein bestimmtes, zu reinigendes Molekül bewandert. Das
gereinigte Produkt kann durch Filtration oder Ultrafiltration
konzentriert und bei einer Temperatur aufbewahrt werden, bei der
die Stabilität des Produktes maximal ist.
-
Im Fachgebiet sind viele Reinigungsverfahren bekannt, die nicht
auf das vorhergehende Reinigungsverfahren eingeschränkt sind.
Diese sind bspw. beschrieben in Bailey, J. E. & Ollis, D. F.
Biochemical Engineering Fundamentals, McGraw-Hill: New York
(1986).
-
Die Identität und Reinheit der isolierten Verbindungen kann durch
Standard-Techniken des Fachgebiets bestimmt werden. Diese
umfassen Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie (HPLC),
spektroskopische Verfahren, Färbeverfahren, Dünnschichtchromatographie,
NIRS, Enzymtest oder mikrobiologische Tests. Diese
Analyseverfahren sind zusammengefaßt in: Patek et al. (1994) Appl. Environ.
Microbiol. 60: 133-140; Malakhova et al. (1996) Biotekhnologiya
11: 27-32; und Schmidt et al. (1998) Bioprocess Engineer. 19:
67-70. Ulmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry (1996) Bd.
A27, VCH: Weinheim, S. 89-90, S. 521-540, S. 540-547, S. 559-566,
575-581 und S. 581-587; Michal, G (1999) Biochemical Pathways: An
Atlas of Biochemistry and Molecular Biology, John Wiley and Sons;
Fallon, A, et al. (1987) Applications of HPLC in Biochemistry in:
Laboratory Techniques in Biochemistry and Molecular Biology, Bd.
17.
Äquivalente
-
Der Fachmann erkennt oder kann - indem er lediglich
Routineverfahren verwendet - viele Äquivalente der erfindungsgemäßen
spezifischen Ausführungsformen feststellen. Diese Äquivalente sollen
von den nachstehenden Patentansprüchen umfaßt sein.
-
Die Angaben in Tabelle 1 sind folgendermassen zu verstehen:
In Spalte 1 "DNA-ID" bezieht sich die jeweilige Zahl auf die SEQ
ID NO des anhängenden Sequenzprotokolls. Eine "5" in der Spalte
"DNA-ID" bedeutet demzufolge ein Verweis auf SEQ ID NO: 5.
In Spalte 2 "AS-ID" bezieht sich die jeweilige Zahl auf die SEQ ID
NO des anhängenden Sequenzprotokolls. Eine "6" in der Spalte
"AS-ID" bedeutet demzufolge ein Verweis auf SEQ ID NO: 6.
In Spalte 3 "Identifikation" wird eine eindeutige interne
Bezeichnung für jede Sequenz aufgeführt.
In Spalte 4 "AS-POS" bezieht sich die jeweilige Zahl auf die
Aminosäureposition der Polypeptidsequenz "AS-ID" in der gleichen
Zeile. Eine "26" in der Spalte "AS-POS" bedeutet demzufolge die
Aminosäureposition 26 der entsprechend angegebenen
Polypeptidsequenz. Die Zählung der Position beginnt N-Terminal bei +1.
In Spalte 5 "AS-Wildtyp" bezeichnet der jeweilige Buchstabe die
Aminosäure - dargestellt im Ein-Buchstaben-Code - an der in Spalte
4 angegebenen Position beim entsprechenden Wildtyp-Stamm.
In Spalte 6 "AS-Mutante" bezeichnet der jeweilige Buchstabe die
Aminosäure - dargestellt im Ein-Buchstaben-Code - an der in Spalte
4 angegebenen Position beim entsprechenden Mutanten-Stamm.
In Spalte 7"Funktion" wird die physiologische Funktion der
entsprechenden Polypeptidsequenz aufgeführt.
-
Ein-Buchstaben-Code der proteinogenen Aminosäuren:
A Alanin
C Cystein
D Aspartat
E Glutamat
F Phenylalanin
G Glycin
H His
I Isoleucin
K Lysin
L Leucin
M Methionin
N Asparagin
P Prolin
Q Glutamin
R Arginin
S Serin
T Threonin
V Valin
W Tryptophan
Y Tyrosin