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Die Erfindung betrifft einen Stent zum Anordnen in einer Körperröhre gemäß
den Merkmalen im Oberbegriff von Patentanspruch 1.
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Stenosen sind angeborene oder erworbene Gefäßverschlüsse oder
Verengungen von tubulären Körperröhren, wie beispielsweise Luftröhre,
Bronchien, Speiseröhre und andere Körpergefäße. Ursache für derartige
Stenosen sind häufig Tumore, die auf die Körperröhren drücken. Die Stenosen
können durch operative und nicht operative Maßnahmen geöffnet werden.
Bei den nicht operativen Maßnahmen werden Stents in den Bereich der
Stenose eingesetzt. Stents sind Gefäßprothesen, die zur Abstützung der
Gefäßinnenwand dienen und durch Kathetertechniken in das Gefäß
eingebracht werden.
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Problematisch sowohl aus medizinischer als auch aus technischer Sicht ist
die Lagefixierung bzw. Lagestabilität eines Stents in der Körperröhre,
insbesondere bei solchen Körperröhren, die sich infolge von Peristaltik
wellenförmig fortschreitend zusammenziehen, beispielsweise der Speiseröhre. Hier
kann es infolge der Schluckbewegung zu einer Migration des Stents
kommen.
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Es sind verschiedene Lösungen von Stents bekannt mit Widerlagern oder
Vorsprüngen zur Verhinderung der Migration. So zählen beispielsweise
durch die US-A-5,397,355 oder die EP 0 506 918 B1 Lösungen von Stents
zum Stand der Technik, bei denen über die äußere Oberfläche des
Stützkörpers sich auswärts erstreckende Spannelemente in Form von Haken oder
stachelartigen Streben vorgesehen sind. Derartig ausgestaltete
Spannelemente können jedoch zu Reizungen und Verletzungen bis hin zum
Durchstechen des umliegenden Gewebes bzw. der Körperröhre führen.
Unvorteilhaft ist auch, dass die Position der Spannelemente fest vorgegeben ist. Eine
Anpassung auf die Form einer Stenose und/oder die Lage eines Tumors ist
folglich nicht möglich.
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Der Erfindung liegt daher ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe
zugrunde, einen funktional verbesserten Stent zu schaffen, bei dem eine
schonende und zuverlässige Lagefixierung in der Körperröhre möglich ist.
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Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in einem Stent
gemäß den Merkmalen von Patentanspruch 1.
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Kernpunkt der Erfindung bildet die Maßnahme, dass das die Lagefixierung
des Stents in der Körperröhre bewirkende Spannelement Bestandteil eines
in Längsrichtung des Stützkörpers positionierbaren Haftbauteils ist.
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Das Haftbauteil kann in Längsrichtung des Stützkörpers bedarfsgerecht
positioniert werden. Damit kann bevor der Stent implantiert wird in einfacher
Weise eine Einstellung der Position des Haftbauteils bzw. des
Spannelements auf die jeweiligen anatomischen Erfordernisse unter Berücksichtigung
von Lage und Form der Stenose vorgenommen werden. In der Körperröhre
ist das Haftbauteil stabil am Stützkörper fixiert. Das Spannelement stützt sich
schonend gegen die umliegende Gefäßwand und hält den Stent durch die
wirkende Haftreibung lagefixiert.
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Das Haftbauteil kann auf der äußeren Oberfläche des Stents infolge der
materialbedingten Haftreibung halten oder aber auch durch eine
entsprechende Auslegung der wirksamen Eigenspannungskraft des Stützkörpers
gegenüber der des Haftbauteils. Denkbar ist selbstverständlich auch, ein
Haftmittel zwischen dem Stützkörper und dem Haftbauteil aufzutragen.
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Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung des grundsätzlichen
Erfindungsgedankens zeigt Patentanspruch 2 auf. Danach besitzt das Haftbauteil einen
den Stützkörper reibschlüssig kontaktierenden zirkulären Basisabschnitt und
einen sich gegenüber dem Basisabschnitt erweiternden Haftabschnitt. Der
Haftabschnitt kann sich in der Körperröhre nach der Implantation des Stents
durch seine Eigenfederspannung erweitern. Möglich ist es auch, dass der
Haftabschnitt sich infolge des sogenannten Memory-Effekts nach außen
aufstellt. Der Memory-Effekt beruht auf der Eigenschaft verschiedener
Werkstoffe, temperaturbedingt eine dem Bauteil vorgegebene Form
einzunehmen. Dieser Effekt kann dazu ausgenutzt werden, dass das Spannelement
bzw. der Haftabschnitt bei Körpertemperatur expandiert, die Körperröhre
kontaktiert und so den Stent lagefixiert.
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Das Haftbauteil bildet in der Körperröhre, insbesondere beim Einsatz in einer
Speiseröhre, eine wirksame Rutsch- und Bewegungsbremse für den Stent.
Gegenüber bekannten Lösungen, bei denen die Spannelemente eine
konstante Haftreibung gegen die Gefäßwand erzeugen, besitzt die
erfindungsgemäß vorgeschlagene Lösung den Vorteil, dass sich die Haftreibung
zwischen dem Spannelement und der Innenwand der Körperröhre mit größer
werdender äußerer Kraft, beispielsweise bei einer Schluckbewegung, erhöht.
Bei der Schluckbewegung ist die Speiseröhre Druckschwankungen
ausgesetzt, so dass es zu Querschnittsveränderungen kommt. Diese vollzieht der
Haftabschnitt mit. Hierbei steigt oder sinkt die Haftreibung an den
Kontaktflächen zwischen der Gefäßinnenwand entsprechend den wirksamen äußeren
Kräften. Die Haftreibung passt sich folglich der anatomischen Situation an.
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Nach den Merkmalen von Patentanspruch 3 ist der Haftabschnitt
trichterförmig gestaltet. Zweckmäßigerweise ist das freie Ende des Haftabschnitts
profiliert (Patentanspruch 4). Im Rahmen der Erfindung ist es auch möglich,
mehrere Haftabschnitte hintereinander geschaltet vorzusehen. Diese können
sich beispielsweise fächerartig überlappen.
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Eine Profilierung kann dergestalt ausgeführt sein, dass das freie Ende des
Haftabschnitts mehrere in Umfangsrichtung zueinander versetzte
Vorsprünge aufweist, wie dies Patentanspruch 5 vorsieht. Die Vorsprünge
können dreiecksförmig konfigurierte Zacken sein. Diese sind geometrisch und
konfigurativ so ausgelegt, dass sich der Halteabschnitt faltenlos
zusammendrücken lässt und in diesem Zustand eine Röhre bildet. Dies ist besonders
für das Crimpen zum Laden eines Katheters von Vorteil.
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Das Haftbauteil besteht vorzugsweise aus Kunststoff. Hierbei können
verschiedene Kunststoffe verwendet werden, beispielsweise Polyurethan oder
Silikon.
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Als vorteilhaft wird gemäß Patentanspruch 6 eine Lösung angesehen, bei
der das Haftbauteil aus einem Memory-Elastomer, insbesondere auf
Polyurethanbasis, besteht.
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Der Stützkörper des Stents kann unterschiedlichster Bauart sein. In der
Praxis bewährt hat sich ein Stützkörper mit einem tubulären Stützgerüst aus
Metalldrähten und einer Ummantelung aus Kunststoff.
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Gemäß den Merkmalen von Patentanspruch 7 ist der Stützkörper aus einem
Memory-Metall ausgeführt. Hierbei kommt insbesondere eine Nickel-Titan-
Legierung zur Anwendung. Dieses Material hat bei einer tiefen Temperatur
eine komprimierte Struktur, es dehnt sich jedoch bei Überschreiten einer
Grenztemperatur aus. Die jeweils erforderlichen Grenztemperaturen zum
Wechsel der Gestalt des Stützgerüstes können durch die entsprechende
Wahl der Legierungskomponenten eingestellt werden.
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Erhält ein Stützkörper aus Memory-Metall eine Ummantelung aus einem
Memory-Elastomer, kombinieren sich deren Eigenschaften vorteilhaft. Die
Fäden aus Memory-Metall sind bei Raumtemperatur weich, wohingegen der
Mantel aus Memory-Elastomer hart ist. Durch die Kombination ergibt sich ein
Stent, der bei Raumtemperatur dünn und hart ist. Bei Körpertemperatur
hingegen wird das Elastomer weich und flexibel, während sich das Memory-
Metall entfaltet. Es entsteht dann ein an das Lumen der jeweiligen
Körperröhre angepasster anatomisch körpergerecht hartes, aber elastisches
Stützgerüst. Im Zusammenwirken mit dem erfindungsgemäß vorgesehenen
Haftbauteil erhält man einen Stent, bei dem die Lage des bzw. der
Spannelemente vorteilhaft positionierbar ist. Des Weiteren ist die Lagefixierung in der
Körperröhre schonend und wenig verletzungsträchtig.
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Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten
Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Es zeigen:
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Fig. 1 in perspektivischer Darstellungsweise einen
erfindungsgemäßen Stent mit Stützgerüst und Haftbauteil und
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Fig. 2 eine weitere Ausführungsform eines Haftbauteils.
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Fig. 1 zeigt einen Stent 1 zum Anordnen in einer Körperröhre,
insbesondere einer Speiseröhre. Der Stent 1 weist einen tubulären Stützkörper 2 auf.
Der Stützkörper 2 kann grundsätzlich verschiedenartig ausgeführt sein. Für
die Praxis vorteilhaft ist ein Stützkörper 2 aus einem hier nur angedeuteten
Drahtgeflecht 3, welches vorzugsweise aus Memory-Metall, nämlich einer
Nickel-Titan-Legierung (Nitinol) besteht und in einer Ummantelung 4 aus
Silikon, Polyurethan oder auch einem Memory-Elastomer eingebettet ist.
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Dem Stützkörper 2 ist ein über seine äußere Oberfläche 5 sich auswärts
erstreckendes Spannelement 6 als Lagefixierung für den Stent 1 zugeordnet.
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Dieses Spannelement 6 ist Bestandteil eines in Längsrichtung LR des
Stützkörpers 2 positionierbaren Haftbauteils 7. Das Haftbauteil 7 weist einen den
Stützkörper 2 reibschlüssig kontaktierenden zirkulären Basisabschnitt 8 und
einen sich gegenüber dem Basisabschnitt 8 nach außen erweiternden
trichterförmigen Haftabschnitt 9 auf.
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Das Haftbauteil 7 kann auf dem Stützkörper 2 zur Positionierung der Lage in
Anpassung auf die Stenose und die Lokalität eines Tumors vor der
Implantation des Stents 1 verschoben werden. In der Körperröhre implantiert ist das
Haftbauteil 7 mit seinem Basisabschnitt 8 unverschieblich auf dem
Stützkörper 2 gehalten.
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Die Implantation des Stents 1 erfolgt mittels eines Katheters. Hierbei wird der
Stent 1 im Katheter endseitig aufgenommen. In dieser Stellung ist der
Haftabschnitt 9 gecrimpt, das heißt zusammengedrückt. Nach der Implantation in
der Körperröhre weitet sich der Haftabschnitt 9 auf und gelangt an der
Gefäßinnenwand 10 der Körperröhre zur Anlage. Dieser Vorgang kann infolge
der Eigenfederspannung des Haftabschnitts 9 erfolgen oder auch unter
Ausnutzung der Formgedächtniseigenschaften des verwendeten Werkstoffs.
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Der Haftabschnitt 9 stützt sich an der Gefäßinnenwand 10 über die äußere
Fläche seines freien Endes 11 ab. Hierdurch wird eine hohe Haftreibung bei
vergleichsweise geringer Flächenpressung bewirkt. Die Anlage ist folglich
gewebeschonend, jedoch sehr lagestabil.
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Das Haftbauteil 7 bewirkt eine zuverlässige Lagefixierung des Stents 1 in der
Körperröhre. Eine Migration in der durch den Pfeil P1 gekennzeichneten
Richtung, beispielsweise in einer Speiseröhre abwärts, ist nicht möglich.
Umgekehrt jedoch kann der Stent 1 zusammen mit dem Haftbauteil 7 in
Pfeilrichtung P2 aus der Körperröhre herausgezogen werden.
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Die Fig. 2 zeigt ein Haftbauteil 12 mit einem zirkulären bzw. zylindrischen
Basisabschnitt 13, der einen Stützkörper 2 wie in der Fig. 1 dargestellt
umschließt. Ein Spannelement 14 wird durch einen sich einstückig an den
Basisabschnitt 13 angliedernden Haftabschnitt 15 gebildet, welcher sich nach
außen erweitert. Das freie Ende 16 des Haftabschnitts 15 ist durch mehrere
in Umfangsrichtung zueinander versetzt angeordnete Vorsprünge 17
profiliert. Das Haftbauteil 12 ist aus Kunststoff, insbesondere Silikon oder
Polyurethan, ausgeführt. Die Vorsprünge 17 sind folglich flexibel und verletzen
die Gefäßinnenwand nicht. Die Geometrie der Vorsprünge 17 ist dergestalt,
dass der Haftabschnitt 15 faltenlos zusammengedrückt werden kann und im
zusammengedrückten Zustand quasi eine Röhre bildet. Nach der
Implantation in eine Körperröhre spreizt der Haftabschnitt 15 auf.
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Kommt es bei der Peristaltik zu einem Zusammendrücken und
anschließenden Erweitern des Stents 1, macht der Haftabschnitt 9 bzw. 15 die Ein- bzw.
Auswärtsbewegung der Gefäßwand 10 mit, ohne sich von dieser zu lösen.
Infolge des steten Kontakts wird ein Wandern des Stents 1 vermieden.
Bezugszeichenaufstellung
1 Stent
2 Stützkörper
3 Drahtgeflecht
4 Ummantelung
5 äußere Oberfläche
6 Spannelement
7 Haftbauteil
8 Basisabschnitt
9 Haftabschnitt
10 Gefäßinnenwand
11 freies Ende v. 9
12 Haftbauteil
13 Basisabschnitt
14 Spannelement
15 Haftabschnitt
16 freies Ende v. 15
17 Vorsprung
LR Längsrichtung v. 1
P1 Pfeil
P2 Pfeil