DE10144887C1 - Verfahren zum Betreiben eines Kaltpilgerwalzwerks und Kaltpilgerwalzwerk - Google Patents
Verfahren zum Betreiben eines Kaltpilgerwalzwerks und KaltpilgerwalzwerkInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kaltpilgerwalzwerks zur Herstellung eines Rohrs (1), bei dem ein in einem hin- und herbewegbaren Walzgerüst (2) gelagertes Kaltpilgerwalzenpaar (3) das herzustellende bzw. zu bearbeitende Rohr (1) während eines Vorhubes und während eines sich an den Vorhub anschließenden Rückhubes walzt, wobei zumindest während des Vorhubes der fertig bearbeitete Teil des Rohres (1) in Förderrichtung (R) des Rohres (1) bewegt wird und wobei der fertig bearbeitete Teil des Rohres (1) in einem Auslaufbereich (4) mittels einer Bremseinrichtung (5) abgebremst wird. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Kaltpilgerwalzwerks ist verfahrensgemäß vorgesehen, dass die Bremseinrichtung (5) in Abhängigkeit vorgegebener Prozessparameter zeitlich gesteuert aktiviert und deaktiviert wird. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Kaltpilgerwalzwerk mit einer Ausgestaltung zur Durchführung dieses Verfahrens.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kaltpilgerwalzwerks zur
Herstellung eines Rohrs, bei dem ein in einem hin- und herbewegbaren Walzge
rüst gelagertes Kaltpilgerwalzenpaar das herzustellende bzw. zu bearbeitende
Rohr während eines Vorhubes und während eines sich an den Vorhub anschlie
ßenden Rückhubes walzt, wobei zumindest während des Vorhubes der fertig be
arbeitete Teil des Rohres in Förderrichtung des Rohres bewegt wird und wobei der
fertig bearbeitete Teil des Rohres in einem Auslaufbereich mittels einer Bremsein
richtung abgebremst wird. Des weiteren betrifft die Erfindung ein Kaltpilgerwalz
werk nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 6.
Ein gattungsgemäßes Verfahren für die Herstellung bzw. Umformung von Rohren
mittels des Kaltpilgerwalzprozesses ist bekannt. In dem Prospekt "Kaltpilgerwalz
werke" der Mannesmann DEMAG ist das Kaltpilgerwalzverfahren im einzelnen
beschrieben. Ein Kaltpilgerwalzenpaar, das in einem sich oszillierend bewegenden
Walzgerüst angeordnet ist, walzt das sich schrittweise in Förderrichtung bewe
gende Rohr, das in seinem Inneren auf einem Walzdorn geführt wird.
Auf der Auslaufseite des Walzwerkes wird das Rohr meist über die volle Rohrlän
ge in eine gerade Auslaufrinne gewalzt. Der Auslauf muss aber nicht gerade aus
geführt sein. Bei kleinen, flexiblen Rohren kann zur Einsparung des benötigen
Platzes für das Walzwerk das Rohr auch unter den Hüttenflur geleitet werden. Es
kann auch direkt in einer Aufnahmevorrichtung gecoilt werden. Zur Pufferung wird
das Rohr dann zumeist in einem Ausgleichsbogen geführt. Zur Führung des Roh
res können in den Auslaufbereich einschwenkbare Umlenkrollen vorgesehen wer
den.
In der DE 31 46 284 A1 ist ein Verfahren für das Betreiben eines Kaltpilgerwalz
werkes beschrieben, wobei vorgesehen wird, dass die zyklisch ungleichmäßige
Geschwindigkeit des ausgewalzten Rohres in einer das Rohr aus der Walzrich
tung auslenkenden Pufferzone in eine konstante Auslaufgeschwindigkeit umge
wandelt wird, mit der das Rohr abgezogen wird. Dabei wird zwischen Pufferzone
und Walzzone in einem Abstand von der Walzzone, in dem die Torsionsspannung
aus dem Drehen des Rohres die Fließgrenze des Rohres nicht überschreitet, das
Rohr gegen das Torsionsmoment gehalten. Hierfür kommt eine Bremseinrichtung
in Form eines Auslaufspannfutters zum Einsatz, dessen spezielle Wirkungsweise
und Funktion nicht angegeben wird.
Die DE 26 52 267 A1 offenbart ein Kaltpilgerwalzverfahren zur Herstellung von
Rohren großer Länge, wobei ein erster Abschnitt des Fertigrohrs frei auslaufend
gewalzt wird und der jeweils im unmittelbaren Verformungsbereich liegende erste
Fertigrohrabschnitt in Abhängigkeit von der zunehmenden Fertigrohrlänge zuneh
menden, durch die Dreh- und Vorschubbeschleunigungen verursachten Druck-
und Zugspannungsspitzen ausgesetzt ist. Dabei werden während des Walzens
eines zweiten Fertigrohrabschnitts durch äußere Einwirkung auf das Fertigrohr die
Druck- und Zugspannungsspitze auf einem von der Fertigrohrlänge unabhängigen
Wert gehalten.
Aus der EP 0 659 494 A2 ist eine Vorrichtung zum Abführen von kaltgewalzten
Rohren hinter einem Kaltpilgerwalzwerk mit absatzweisem Vorschub und Drehen
des Rohres bekannt, bei der das Rohr zwischen der Walzzone und einem mit
konstanter Geschwindigkeit arbeitenden Treiber in einer Pufferzone zum Aus
gleich der zyklisch ungleichmäßigen Walzgeschwindigkeit aus der Walzrichtung
ausgelenkt wird. Dabei erfolgt die Auslenkung des Rohres zwangsgeführt S-
förmig.
Die Luppengewichte beim Kaltpilgerwalzen werden durch Anforderungen seitens
der Rohrhersteller ständig größer. Damit wachsen auch die axialen, also in För
derrichtung des Rohres verlaufenden Massenbeschleunigungskräfte, die erheblich
sind; es wurden schon Kräfte von bis zu 150 kN und darüber registriert. Diese
Kräfte führen beim Verzögern (Abbremsen) des Rohres dazu, dass das Rohr von
den Spanneinrichtungen und dem Kaliber nicht mehr sicher gehalten werden kann
und einen ungewollten Vorschub hervorruft ("Selbstvorschubeffekt"). Dieser kann
zu schwerwiegenden Rohrfehlern führen und muss deshalb vermieden werden.
Dies geschieht heute so, dass die Hubzahl, also die Zahl der oszillierenden Bewe
gungen des Walzgerüsts pro Zeiteinheit, in Abhängigkeit von der ausgewalzten
Rohrmasse reduziert wird. Dabei kommt es allerdings zu einer erheblichen Ab
senkung der Produktivität des Kaltpilgerwalzwerkes: Bei einem 200 Meter langen
Rohr sind schon Leistungsverluste von bis zu 37% beobachtet worden, was sich
unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit des Kaltpilgerwalzwerkes auswirkt.
Es wurde schon versucht, dadurch Abhilfe zu schaffen, dass bei geradem Auslauf
des kaltgepilgerten Rohres ein Reibelement (Bremse) vorgesehen wird, das stän
dig am Rohr anliegt und auf dieses eine permanente Bremskraft ausübt.
Es hat sich dabei als nachteilig erwiesen, dass die Wirksamkeit der Bremse sehr
begrenzt ist. Ist sie so eingestellt, dass nur eine geringe Bremskraft auf das Rohr
ausgeübt wird, kann sie nicht effizient genug die kinetische Energie des Rohres
umwandeln. Ist sie zu stark eingestellt, sind Rohrbeschädigungen zu befürchten;
zudem ist dann nicht mehr sichergestellt, dass ein ununterbrochener Materialfluss
stattfindet und die Drehung des Rohres unbehindert erfolgt. Mit den bekannten
Bremsvorrichtungen ist zudem keine gezielte Kontrolle des gesamten Bewe
gungsablaufs des Rohres hinter dem Walzgerüst möglich. Zudem sind zusätzliche
Lärmbelästigungen durch den Kaltpilgerwalzprozess festgestellt worden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrei
ben eines Kaltpilgerwalzwerkes sowie ein entsprechend ausgestattetes Kaltpil
gerwalzwerk zu schaffen, die eine Erhöhung der Produktivität bei gleichzeitiger
Abstellung der genannten Nachteile ermöglichen.
Die Lösung dieser Aufgabe durch die Erfindung ist verfahrensgemäß dadurch
gekennzeichnet, dass die Bremseinrichtung in Abhängigkeit vorgegebener Pro
zessparameter zeitlich gesteuert aktiviert und deaktiviert wird. Dabei ist daran ge
dacht, die Bremseinrichtung zu aktivieren, wenn im Rohr axiale Verzögerungs
kräfte auftreten, die über einem vorgegebenen Wert liegen, und die Bremseinrich
tung dann zu deaktivieren, wenn die Verzögerungskräfte unter dem vorgege
benen Wert liegen.
Eine bevorzugte Ausgestaltung und besonders einfache Realisierung des Verfah
rens wird erreicht, wenn die Bremseinrichtung zumindest während eines Teils der
Zeit oder des Weges des Vorhubes aktiviert und während des restlichen Arbeits
zykluses deaktiviert wird; hierbei ist besonders bevorzugt daran gedacht, die
Bremseinrichtung etwa während der zweiten Hälfte der Zeit oder des Weges des
Vorhubes zu aktivieren und sie die restliche Zeit des Vorhubs zu deaktivieren.
Die Bremseinrichtung kann mit Vorteil im aktivierten Zustand so stark betätigt wer
den, dass es zu keiner Relativbewegung zwischen Rohr und Bremseinrichtung in
Förderrichtung des Rohres kommt.
Der Kerngedanke der Erfindung zielt somit auf eine zeitlich gezielt gesteuerte bzw.
geregelte pulsierende Bremseinrichtung für das Rohr ab, wobei die Bremskraft
insbesondere nur dann aufgebracht werden soll, wenn die Hauptmassen-
Verzögerungskräfte im Rohr wirken; dies ist zumeist während der zweiten Hälfte
der Arbeitskaliberlänge auf dem Vorhub der Fall. Während der restlichen Zyklus
zeit bleibt die Bremse inaktiv, so dass die Längsbewegung des Rohres in Förder
richtung sowie die Drehbewegung des Rohres nicht beeinträchtigt werden.
Der erfindungsgemäße Vorschlag zeichnet sich dadurch aus, dass mit ihm ver
schiedene Vorteile erreicht werden:
Eine Herabsetzung der Hubfrequenz des Walzgerüsts ist nicht erforderlich, so dass die Wirtschaftlichkeit des Kaltpilgerwalzprozesses erheblich gesteigert wer den kann.
Eine Herabsetzung der Hubfrequenz des Walzgerüsts ist nicht erforderlich, so dass die Wirtschaftlichkeit des Kaltpilgerwalzprozesses erheblich gesteigert wer den kann.
Die hinter dem Walzgerüst wirksamen Massenkräfte im oszillierend ausgewalztem
Rohr, insbesondere die Verzögerungskräfte, können minimiert werden. Dies führt
zu einem ruhigeren und leiseren Betrieb des Walzwerkes.
Eine Beschädigung des Rohrs durch den "Selbstvorschubeffekt" infolge der Mas
senkräfte ist ebenfalls ausgeschlossen, so dass die Qualität des Rohres erhöht
werden kann.
Eine Überlastung des Walzgerüstes und der Walzwerkzeuge aufgrund Kaliber
überfüllung infolge des genannten "Selbstvorschubeffekts" ist ebenfalls ausge
schlossen.
Die in den entscheidenden Zyklusabschnitten aktivierte Bremse führt auch dazu,
dass Eigenschwingungen im Rohr gedämpft werden, die sich den erzwungenen
Schwingungen aus dem Walzprozess selber überlagern.
Es wird möglich, bei voller Hubzahl bis zum Überwalzen des Rohrstoßes zu wal
zen. Leistungssteigerungen von bis zu 25% werden damit möglich.
Mit Vorteil wird das Verfahren besonders beim Kaltpilgerwalzen langer Kupferroh
re mit hohem Stückgewicht eingesetzt.
Das erfindungsgemäße Kaltpilgerwalzwerk zur Herstellung eines Rohrs, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens, hat ein sich hin- und herbewegbares
Walzgerüst, einen Auslaufbereich für das fertige Rohr und eine Bremseinrichtung
zum Abbremsen des Rohrs. Erfindungsgemäß ist dieses Walzwerk gekennzeich
net durch Mittel zum zeitlich gesteuerten Betätigen der Bremseinrichtung, wobei
im Auslaufbereich für das fertige Rohr Mittel zum Auslenken des Rohrs senkrecht
zur Förderrichtung des Rohres angeordnet sind und wobei die Mittel zum Auslen
ken des Rohrs zwischen Walzgerüst und Bremseinrichtung angeordnet sind. Bei
diesem Vorschlag kommt also dem zeitlich gezielten Abbremsen des Rohres be
sondere Bedeutung zu, d. h. wie das Rohr bei aktivierter Bremseinrichtung im
Auslaufbereich geführt wird.
Gemäß einer Weiterbildung ist die Bremseinrichtung mit Abstand vom Walzgerüst
im Auslaufbereich angeordnet. Weiterhin kann die Bremseinrichtung mindestens
ein Bremselement umfassen, das mittels eines Motors, vorzugsweise mittels eines
Elektromotors, betätigt werden kann.
Zur Betätigung der Bremse kann zwischen Bremselement und Motor ein Getriebe
angeordnet sein, wobei sich ein Zahnrad-Zahnstangen-Getriebe besonders be
währt hat.
Alternativ hierzu kann vorteilhaft auch mindestens ein Hydraulikzylinder zur Betä
tigung des Bremselements eingesetzt werden.
Zur leichteren Handhabung des fertigen kaltpilgergewalzten Rohres kann vorge
sehen werden, dass seitliche Begrenzungsflächen der Mittel zum Auslenken senk
recht zur Förderrichtung des Rohres verfahrbar angeordnet sind. Sie können dann
zwecks Entnahme des Rohres aus dem Auslaufbereich aus diesem herausgefah
ren werden, was die Entnahme des Rohres erleichtert.
Mit Vorteil sind die Mittel zum Auslenken des Rohrs so ausgebildet, dass sie zu
mindest einen S-förmigen Förderabschnitt im Auslaufbereich bilden. Insbesondere
können diese Mittel mindestens zwei im wesentlichen kreisbogenförmige Ab
schnitte aufweisen, die den Auslaufbereich seitlich begrenzen.
In besonders vorteilhafter Weise bilden die genannten Mittel zum Auslenken zu
mindest während des Kaltpilgerwalzprozesses des Rohres - also im Betriebszu
stand des Walzwerkes - eine Förderrinne für das fertige Rohr, die das Rohr zu
mindest geringfügig von der ideal geraden Form seitlich ablenkt.
Mit der vorgeschlagenen Ausgestaltung wird erreicht, dass das durch die Brems
einrichtung festgehaltene Rohr in einfacher Weise in eine "Wellenform" gezwun
gen werden kann, die zur "Zwischenspeicherung" des fertigen Rohrabschnitts ge
nutzt wird.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
Fig. 1a schematisch die Seitenansicht eines Kaltpilgerwalzenpaars wäh
rend des Vorhubs des Kaltpilgerwalzprozesses,
Fig. 1b die entsprechende Ansicht gemäß Fig. 1a während des Rückhu
bes,
Fig. 2 schematisch den Verlauf der Massenkräfte im Rohr über der Zeit,
Fig. 3a schematisch die Draufsicht auf ein Kaltpilgerwalzwerk bei nicht
aktivierter Bremseinrichtung,
Fig. 3b die zu Fig. 2a entsprechende Ansicht während aktivierter Brems
einrichtung und
Fig. 4 schematisch die Bremseinrichtung mit einigen Details.
In Fig. 1a und Fig. 1b ist schematisch der Kaltpilgerwalzprozess dargestellt. Er
dient zur Fertigung bzw. Umformung eines Rohres 1 mittels eines Kaltpilgerwal
zenpaares 3, das in einem nicht dargestellten Walzgerüst gelagert ist. Das zu be
arbeitende Rohr 1 ist auf einem Walzdorn 14 geführt. Das Walzgerüst vollzieht
während des Walzprozesses eine oszillierende Bewegung, wobei Hubfrequenzen
bis zu 300 pro Minute und mehr möglich sind.
Das Rohr 1 wird während des Walzprozesses in Förderrichtung R bewegt. Wäh
rend des Vorhubs, der in Fig. 1a schematisch skizziert ist, rollt das Kaltpilgerwal
zenpaar 3 in Förderrichtung R auf dem Rohr 1 ab; während des Rückhubes, der in
Fig. 1b skizziert ist, erfolgt das Abrollen des Kaltpilgerwalzenpaares 3 auf dem
Rohr 1 entgegen Förderrichtung R (s. Pfeile für Drehrichtung und Translationsrich
tung).
Im Rohr 1 können während des Kaltpilgerwalzprozesses erhebliche Massenkräfte
infolge Beschleunigung und Verzögerung des Rohres wirksam werden. In Fig. 2
ist beispielhaft für den Fall eines Rohrgewichts von 500 kg die Beschleunigungs
kraft im Rohr über einen Arbeitszyklus des Kaltpilgerwalzprozesses aufgetragen.
Ein Zyklus dauert im Beispielsfall 200 ms. Die hier auftretenden Kraftspitzen be
tragen ca. 150 kN.
Zur gezielten Kontrolle des Prozesses auch bei hohen Werten für die Massenkräf
te ist die in Fig. 3a und Fig. 3a skizzierte Ausgestaltung vorgesehen.
Das Rohr 1 wird hinter dem Walzgerüst 2 in einen Auslaufbereich 4 gefördert.
Während der Phasen eines Zyklus des Kaltpilgerwalzprozesses, in denen sehr
hohe Beschleunigungswerte und damit Massenkräfte im Rohr 1 auftreten (s. Fig.
2. von ca. 70 ms bis 140 ms Zykluszeit), wird eine Bremseinrichtung 5 aktiviert.
Die Bremseinrichtung 5 ist dabei in einem Abstand a vom Walzgerüst angeordnet.
Der Abstand a beträgt bevorzugt mindestens 5 Meter.
Während in Fig. 3a die Bremseinrichtung 5 deaktiviert ist und sich das Rohr 1 folg
lich relativ zur Bremseinrichtung 5 in Förderrichtung R bewegen kann, ist dies in
Fig. 3b nicht der Fall: Die Bremseinrichtung 5 ist hier aktiviert, so dass sie das
Rohr 1 klemmt.
Die Bremseinrichtung 5 wird erfindungsgemäß in Abhängigkeit vorgegebener Pro
zessparameter zeitlich gesteuert aktiviert bzw. deaktiviert.
Beispielsweise kann mittels nicht dargestellter Beschleunigungssensoren festge
stellt werden, wie hoch die aktuelle - positive oder negative - Beschleunigung im
Rohr 1 ist, so dass Mittel 6 zum zeitlichen Steuern der Bremseinrichtung 5 beim
Überschreiten entsprechend vorgegebener Grenzwerte die Bremseinrichtung 5
aktivieren bzw. sie beim Unterschreiten der Grenzwerte wieder deaktivieren.
Es hat sich gezeigt, dass es allerdings auch ausreichend ist, die Bremseinrichtung
5 über die Mittel 6 während der zweiten Hälfte der Zeit oder des Weges des Vor
hubes zu aktivieren; die restliche Zeit des Arbeitszykluses wird die Bremseinrich
tung 5 über die Mittel 6 deaktiviert. Wie in der Fig. 3a bzw. Fig. 3b angedeutet ist,
erhalten die Mittel 6 (Steuer- bzw. Regelmittel) dann vom Walzgerüst 2 ein ent
sprechendes Signal, das zur Ansteuerung der Bremseinrichtung 5 verwendet wird.
Schematisch ist in Fig. 3a auch angedeutet, dass bei deaktivierter Bremseinrich
tung 5 eine Drehung des Rohres erfolgen kann, wie es beim Kaltpilgerwalzen üb
lich ist.
In Fig. 4 ist zu sehen, wie die Bremseinrichtung 5 aufgebaut ist. Im skizzierten Fal
le weist die Bremseinrichtung 5 zwei stempelartige Bremselemente 7 auf, die das
Rohr 1 bei Betätigung der Bremseinrichtung 5 klemmen. Die Bremselemente 7
sind an Zahnstangen angeordnet, die eine Zustellbewegung der Bremselemente 7
senkrecht zur Förderrichtung R ermöglichen. Hierzu ist jeweils ein Zahnrad-
Zahnstangen-Getriebe 9 vorgesehen, das von einem Motor 8 (Elektromotor) ange
trieben wird.
Ein Kaltpilgerwalzprozess kann damit wie folgt ablaufen: Bei geöffneter Bremsein
richtung 5 erfolgt das Vorschieben des Rohres und dessen Drehung. Dann wird
die erste Hälfte des Vorhubs bei ebenfalls noch geöffneter Bremse durchgeführt.
Die Bremseinrichtung 5 wird dann geschlossen und die zweite Hälfte des Vorhubs
ausgeführt. Die Bremseinrichtung 5 wird dann wieder geöffnet und der restliche
Arbeitszyklus gefahren.
Während des Zeitintervalls, in dem das Rohr 1 durch die Bremseinrichtung 5 ge
bremst wird, kann kein Rohrabschnitt die Bremseinrichtung 5 in Förderrichtung R
passieren, während gleichzeitig durch das Walzgerüst 2 weiter Rohr in Richtung
der Bremseinrichtung 5 gefördert wird. Daher ist dafür zu sorgen, dass es auf
grund dessen keine Spannungen im Rohr gibt. In diesem Zusammenhang muss
berücksichtigt werden, dass während der Zeit, in der die Bremseinrichtung 5 ge
schlossen ist, beispielsweise 50 bis 70 mm Rohr ausgewalzt und in den Auslauf
bereich 4 gefördert werden.
Zu diesem Zweck sind Mittel 10 zum Auslenken des Rohres 1 senkrecht zur För
derrichtung vorgesehen. Im vorliegenden Beispiel gemäß den Fig. 3a und 3b
bestehen diese Mittel 10 aus einem Führungskanal für das Rohr, der in
Förderrichtung R einen wellenförmigen Verlauf aufweist: Die seitlichen
Begrenzungsflächen 11 der Mittel 10, also des wellenförmigen Führungskanals,
haben einen S-förmigen Verlauf, was mit dem Bezugszeichen 12 in Fig. 3 markiert
ist. Dabei sind die Begrenzungen aus kreisbogenförmigen Abschnitten 13
zusammengesetzt.
Wie der Fig. 3a auch entnommen kann, ist die wellenförmige Kontur des Füh
rungskanals so ausgeformt, dass das Rohr bei geöffneter (also deaktivierter)
Bremseinrichtung 5 ebenfalls einen leicht wellenförmigen Verlauf nimmt, wenn es
den Führungskanal passiert. Dies hat zur Folge, dass bei geschlossener (also ak
tivierter) Bremseinrichtung 5 und weiterer Förderung von Rohr vom Walzgerüst 2
in den Auslaufbereich 4 die insofern induzierte Wellenform voll ausgebildet wird
(vergleiche Fig. 3a mit Fig. 3b), so dass es zu keinen Spannungen im Rohr kom
men kann. Aufgrund der speziellen Ausbildung des Führungskanals wird das Rohr
bei geschlossener Bremse also "elastisch gespeichert". Der Auslaufbereich 4
zeichnet sich dabei durch eine geringe Baubreite aus.
Ist das Rohr 1 fertig bearbeitet bzw. hergestellt, können die seitlichen Begren
zungsflächen 11 des Führungskanals senkrecht zur Förderrichtung R verfahren
werden, was durch die Doppelpfeile in Fig. 3b angedeutet ist. Damit kann die
Handhabung des fertigen Rohres 1 erleichtert werden.
1
Rohr
2
Walzgerüst
3
Kaltpilgerwalzenpaar
4
Auslaufbereich
5
Bremseinrichtung
6
Mittel zum zeitlichen Steuern der Bremseinrichtung
5
7
Bremselement
8
Motor
9
Getriebe
10
Mittel zum Auslenken des Rohres
1
11
seitliche Begrenzungsflächen des Mittels
10
12
S-förmiger Förderabschnitt
13
kreisbogenförmiger Abschnitt
14
Walzdorn
R Förderrichtung des Rohres
R Förderrichtung des Rohres
1
a Abstand zwischen Walzgerüst
2
und Bremseinrichtung
5
Claims (15)
1. Verfahren zum Betreiben eines Kaltpilgerwalzwerks zur Herstellung eines
Rohrs (1), bei dem ein in einem hin- und herbewegbaren Walzgerüst (2) ge
lagertes Kaltpilgerwalzenpaar (3) das herzustellende bzw. zu bearbeitende
Rohr (1) während eines Vorhubes und während eines sich an den Vorhub
anschließenden Rückhubes walzt, wobei zumindest während des Vorhubes
der fertig bearbeitete Teil des Rohres (1) in Förderrichtung (R) des Rohres
(1) bewegt wird und wobei der fertig bearbeitete Teil des Rohres (1) in einem
Auslaufbereich (4) mittels einer Bremseinrichtung (5) abgebremst wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) in Abhängigkeit vorgegebener Prozess
parameter zeitlich gesteuert aktiviert und deaktiviert wird, wobei die Brems
einrichtung (5) aktiviert wird, wenn im Rohr (1) axiale Verzögerungskräfte
auftreten, die über einem vorgegebenen Wert liegen, und die Bremseinrich
tung (5) deaktiviert wird, wenn die Verzögerungskräfte unter dem vorgege
benen Wert liegen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) zumindest während eines Teils der Zeit oder
des Weges des Vorhubes aktiviert und während des restlichen Arbeitszyklu
ses deaktiviert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) etwa während der zweiten Hälfte der Zeit des
Vorhubes aktiviert wird und während der restlichen Zeit des Vorhubs deakti
viert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) etwa während der zweiten Hälfte des Weges
des Vorhubes aktiviert wird und über den restlichen Weg des Vorhubs deak
tiviert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) im aktivierten Zustand so stark betätigt wird,
dass es zu keiner Relativbewegung zwischen Rohr (1) und Bremseinrichtung
(5) in Förderrichtung (R) des Rohres (1) kommt.
6. Kaltpilgerwalzwerk zur Herstellung eines Rohrs (1), insbesondere zur Durch
führung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, mit
einem sich hin- und herbewegbaren Walzgerüst (2),
einem Auslaufbereich (4) für das fertige Rohr (1) und
einer Bremseinrichtung (5) zum Abbremsen des Rohrs (1),
gekennzeichnet durch,
Mittel (6) zum zeitlich gesteuerten Betätigen der Bremseinrichtung (5), wobei im Auslaufbereich (4) für das fertige Rohr (1) Mittel (10) zum Auslenken des Rohrs (1) senkrecht zur Förderrichtung (R) des Rohres (1) angeordnet sind und wobei die Mittel (10) zum Auslenken des Rohrs (1) zwischen Walzgerüst (2) und Bremseinrichtung (5) angeordnet sind.
einem sich hin- und herbewegbaren Walzgerüst (2),
einem Auslaufbereich (4) für das fertige Rohr (1) und
einer Bremseinrichtung (5) zum Abbremsen des Rohrs (1),
gekennzeichnet durch,
Mittel (6) zum zeitlich gesteuerten Betätigen der Bremseinrichtung (5), wobei im Auslaufbereich (4) für das fertige Rohr (1) Mittel (10) zum Auslenken des Rohrs (1) senkrecht zur Förderrichtung (R) des Rohres (1) angeordnet sind und wobei die Mittel (10) zum Auslenken des Rohrs (1) zwischen Walzgerüst (2) und Bremseinrichtung (5) angeordnet sind.
7. Walzwerk nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) mit Abstand (a) vom Walzgerüst (2) im Aus
laufbereich (4) angeordnet ist.
8. Walzwerk nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) mindestens ein Bremselement (7) umfasst,
das mittels eines Motors (8), vorzugsweise mittels eines Elektromotors, betä
tigt werden kann.
9. Walzwerk nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen Bremselement (7) und Motor (8) ein Getriebe (9) angeordnet
ist.
10. Walzwerk nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Getriebe (9) ein Zahnrad-Zahnstangen-Getriebe ist.
11. Walzwerk nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bremseinrichtung (5) mindestens ein hydraulisch betätigtes
Bremselement (7) umfaßt.
12. Walzwerk nach einem der Ansprüche 6 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass seitliche Begrenzungsflächen (11) der Mittel (10) zum Auslenken senk
recht zur Förderrichtung (R) des Rohres (1) verfahrbar angeordnet sind.
13. Walzwerk nach einem der Ansprüche 6 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel (10) zum Auslenken des Rohrs (1) so ausgebildet sind, dass
sie zumindest einen S-förmigen Förderabschnitt (12) im Auslaufbereich (4)
bilden.
14. Walzwerk nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel (10) zum Auslenken mindestens zwei im wesentlichen kreis
bogenförmige Abschnitte (13) aufweisen, die den Auslaufbereich (4) seitlich
begrenzen.
15. Walzwerk nach einem der Ansprüche 6 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel (10) zum Auslenken zumindest während des Kaltpilgerpro
zesses des Rohres (1) eine Förderrinne für das fertige Rohr (1) bilden, die
das Rohr (1) zumindest geringfügig von der ideal geraden Form seitlich ab
lenkt.
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