DE10123183A1 - Modifizierte Amplifikationsprimer und ihre Verwendung - Google Patents
Modifizierte Amplifikationsprimer und ihre VerwendungInfo
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- C12Q1/6844—Nucleic acid amplification reactions
Abstract
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Gestaltung modifizierter Amplifikationsprimer und auf Verwendungen von modifizierten Amplifikationsprimern bei der Strangverdrängungsamplifikation (SDA; strand displacement amplification), thermofilen Strangverdrängungsamplifikation (tSDA) oder Echtzeit-Fluoreszenz-tSDA, und gegebenenfalls unter Verwendung einer mikroelektronischen Matrix.
Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Gestaltung modifizierter Amplifika
tionsprimer und auf Verwendungen von modifizierten Amplifikationsprimern bei
der Strangverdrängungsamplifikation (SDA; strand displacement amplification),
thermophilen Strangverdrängungsamplifikation (tSDA) oder Echtzeit-Fluores
zenz-tSDA, und gegebenenfalls unter Verwendung einer mikroelektronischen
Matrix.
Die Strangverdrängungsamplifikation (SDA) ist ein isothermes in-vitro-
Nucleinsäure-Amplifikationsverfahren, das auf der Fähigkeit eines Restriktions
enzyms beruht, an ihrer Erkennungssequenz einen Einzelstrangbruch in den
unmodifizierten Strang eines hemiphosphorthioatierten Nucleinsäureduplexes
einzufügen. Eine DNA-Polymerase wird verwendet, um vom 3'-Ende des Einzel
strangbruchs her zu verlängern und den stromabwärts gelegenen DNA-Strang
von der Matrize zu verdrängen. Das verdrängte Produkt wird in den anschließen
den SDA-Runden als Matrize verwendet. Für SDA sind vier Primer erforderlich.
Zwei Primer binden an jeden DNA-Strang. Primer 1 (Amplifikationsprimer, AP)
trägt eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym (z. B. BsoBI von Bacillus
stearothermophilus), auf die unmittelbar eine targetspezifische Sequenz mit
einer Länge von 15-20 Nucleotiden folgt. In der 5'-Richtung von der Erken
nungsstelle für das Restriktionsenzym befindet sich eine kurze Sequenz (18-24
Nucleotide), die als flankierende Sequenz für die Erkennungsstelle des Restrikti
onsenzyms verwendet wird. Primer 2 (Bumperprimer, BP) hybridisiert an das
Target stromaufwärts des AP. Eine Verlängerung ab dem BP bewirkt eine Ver
drängung des AP-Verlängerungsprodukts vom Target. Viele aufeinanderfolgende
SDA-Runden führen zu einer exponentiellen targetspezifischen Amplifikation.
Bei AP-Gestaltungen des Standes der Technik wurde eine nichttargetspezifische
Sequenz 5' von der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms als 5'-flankierende
Sequenz verwendet, und eine targetspezifische Sequenz wurde 3' von der Er
kennungsstelle des Restriktionsenzyms verwendet. In den anfänglichen SDA-
Runden wird die Primer-Target-Hybridisierung durch den targetspezifischen Teil
des AP angetrieben. Da SDA bei einer mäßig hohen Temperatur (50-60°C)
durchgeführt wird, ist für eine stabile targetspezifische Hybridisierung und eine
effiziente Amplifikation eine angemessen lange targetspezifische Sequenz erfor
derlich. Längere targetspezifische Sequenzen 3' von der Erkennungsstelle des
Restriktionsenzyms führen jedoch zu einem höheren Potential für Primerwech
selwirkungen und zur Erzeugung von Primer-Dimer-(PD)-Amplifikationsproduk
ten. Die PD-Amplifikation ist einer der Hauptgründe für die unspezifische Ampli
fikation bei der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) (J. Brownie et al., 1997, Nuc
leic Acids Res. 25: 3235-3241). Die Situation kann bei SDA schlechter sein, da
(1) bei der SDA gewöhnlich höhere Primerkonzentrationen verwendet werden als
bei der PCR, wodurch das Potential für Primerwechselwirkungen und PD-
Amplifikation erhöht wird, (2) sobald ein PD zwischen AP-Sequenzen 3' von der
Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms gebildet wurde, das Produkt von der
PD exponentiell amplifiziert wird, da es an beiden Enden eine zum Einzelstrang
bruch befähigte Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms enthält, und (3) PD-
Amplifikationen vorzugsweise amplifiziert werden können, da die PD-
Amplifikationsprodukte kürzer sind als die targetspezifischen Amplifikationspro
dukte.
Diese Probleme werden bei Multiplex-Nucleinsäureamplifikationen noch schlim
mer, da mehr Amplifikationsprimer in einer einzigen Amplifikationsreaktion vor
handen sind. Wie bereits beschrieben, gibt es bei der SDA ein höheres Potential
für eine Konkurrenz zwischen unspezifischen Amplifikationen und targetspezifi
schen Amplifikationen als bei der PCR. Aus diesen Gründen gibt es keine Veröf
fentlichung, die eine Coamplifikation mehrerer DNA-Targets mit Multiplex-
Primersätzen beschreibt. Walker et al. (1994, Nucleic Acids Research 22: 2670-
2677; US-Patent Nr. 5,422,252) beschrieben SDA-Primer, die zum Amplifizieren
von Multiplex-DNA-Targets gestaltet sind, indem man nach der Addition gemein
samer primerwirksamer Sequenzen an die 5'-Enden jeder Primersequenz ein
einziges Primerpaar verwendet, um Primerwechselwirkungen und PD-
Amplifikationen zu minimieren.
Die optimale DNA für Nucleinsäurehybridisierung und -sequenzierung ist ein
zelsträngige DNA (ssDNA). Zur Zeit werden vier Verfahren verwendet, um ssDNA
zu erhalten: (1) Denaturierung doppelsträngiger DNA (dsDNA); (2) asymmetri
sche Polymerase-Kettenreaktion (PCR); (3) Exonuclease-Verdau des phosphory
lierten Strangs von dsDNA; und (4) die Affinitätsbindung von einem der DNA-
Stränge an eine unlösliche Matrix (U. B. Gyllensten und H. A. Erlich, 1988, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 85: 7652-7656; L. G. Mitchell und C. R. Merril, 1989, Anal.
Biochem. 17: 239-242; H. Rehbein et al., 1998, Electrophoresis 8-9:
1381-1384; J. Sambrook et al., 1989, Molecular Cloning: A Laboratory Manual, 2.
Aufl., CSH Laboratory Press, Cold Spring Harbor, NY). Bei der asymmetrischen
PCR ist einer der Primer nur in einer begrenzten Menge vorhanden und wird
während der anfänglichen PCR-Cyclen vollständig aufgebraucht. In den anschlie
ßenden Cyclen ist nur noch der häufige Primer vorhanden, was dazu führt, dass
ein Überschuss von einem Strang erzeugt wird. Die Verwendung des Prinzips der
asymmetrischen PCR zur Erzeugung von ssDNA bei der SDA wurde ohne Erfolg
versucht.
Obwohl SDA wichtige Verwendungen gefunden hat, gibt es Probleme, die mit der
oben beschriebenen ursprünglichen Primergestaltung verbunden sind. Um es
noch einmal zusammenzufassen: Ein Problem besteht darin, dass die Amplifika
tion nicht sehr effizient ist. Die geringere Effizienz von SDA mit der ursprüngli
chen Primergestaltung resultiert in erster Linie aus einer geringeren Hybridisie
rungseffizienz, da die SDA bei einer relativ hohen Temperatur mit Primern
durchgeführt wird, bei denen nur die 3'-Enden targetspezifische Sequenzen sind.
Ein zweites Problem ist die Bildung von PD-Produkt und die Amplifikation dieses
PD-Produkts. Diese tritt auf, weil die letzten Nucleotide des 3-Endes des einen
Amplifikationsprimers, die eine Homologie zu irgendeiner Sequenz am 3'-Ende
eines anderen Amplifikationsprimers (oder von sich selbst) und nicht nur zu den
letzten Nucleotiden dieses Primers aufweisen, ein Primer-Dimer-Produkt bilden
können, und dieses Produkt kann exponentiell amplifiziert werden. Diese Primer-
Dimer-Bildung bei der SDA steht im Gegensatz zu der bei der PCR, welche für
eine Primer-Dimer-Amplifikation eine Primerhomologie zwischen den letzten
Nucleotiden an den 3'-Enden beider Primer erfordert.
Daher ist es ein Ziel der vorliegenden Erfindung, die SDA zu verbessern, die
Multiplexamplifikation zu verbessern und die Erzeugung von einzelsträngiger
DNA mittels SDA durch Veränderungen in der Gestaltung der SDA-Primer zu
ermöglichen. Die Empfindlichkeit, Spezifität und Ausbeute der Targetamplifikati
on wurden dank der neuen Primergestaltung der vorliegenden Erfindung erhöht,
bei der am 5'-Ende der Primer eine targetspezifische Sequenz verwendet wird.
Neben einer Verbesserung der SDA ist die neue Primergestaltung auch für die
SDA-Multiplexanalyse und für die SDA-Erzeugung von einzelsträngiger DNA
geeignet.
Die Primergestaltung der vorliegenden Erfindung bietet mehrere Verbesserungen
gegenüber der Standard-SDA-Primergestaltung. In beiden Formaten enthalten
die SDA-Primer targetspezifische und nichttargetspezifische Sequenzen (siehe
Fig. 1A und 1B). Bei der Standardgestaltung befinden sich die targetspezifi
schen Sequenzen 3' von der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms. Es wurde
gezeigt, dass Primer-Primer-Wechselwirkungen zwischen den 3'-Enden verschie
dener Primer zur Erzeugung von unspezifischen Amplifikationsprodukten führen
können. Um solche Wechselwirkungen bei der Standardgestaltung zu minimie
ren, ist es vorteilhaft, die targetspezifischen Bereiche von Primern so kurz wie
möglich zu gestalten, während man die geeigneten Tm-Merkmale in Bezug auf
die Hybridisierung an eine Targetsequenz beibehält. Da die SDA bei einer erhöh
ten Temperatur (50-65°C) durchgeführt wird, ist es entscheidend, die tar
getspezifischen Bereiche so zu gestalten, dass sie eine ausreichende Länge be
sitzen, um eine effiziente Hybridisierung mit dem Target zu ermöglichen. Die
Primergestaltung der vorliegenden Erfindung überwindet diese Beschränkungen
durch die Verwendung von langen targetspezifischen Sequenzen, die sich 5' von
der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms befinden. Die erhöhte Länge der
targetspezifischen Sequenz erlaubt eine effiziente Hybridisierung mit dem Target
bei erhöhten Temperaturen, ohne zur Bildung unspezifischer Produkte beizutra
gen. Bei der neuen Gestaltung werden kurze Sequenzen 3' von der Erkennungs
stelle des Restriktionsenzyms verwendet, was die Bildung unspezifischer Produk
te minimiert.
Die folgenden Ausdrücke sind hier wie folgt definiert:
Ein Amplifikationsprimer ist ein Primer für die Amplifikation einer Targetsequenz durch Verlängerung des Primers nach der Hybridisierung mit der Targetsequenz. Amplifikationsprimer können eine Länge zwischen etwa 10-75 Nucleotiden, vor zugsweise etwa 15-50 Nucleotiden, haben. Die Gesamtlänge eines Amplifikati onsprimers für die SDA beträgt typischerweise etwa 25-50 Nucleotide. Her kömmlicherweise hybridisiert das 3'-Ende eines SDA-Amplifikationsprimers (die targetbindende Sequenz) spezifisch mit der Targetsequenz. Die targetbindende Sequenz hat eine Länge von etwa 10-25 Nucleotiden und verleiht dem Amplifika tionsprimer Hybridisierungsspezifität. Der SDA-Amplifikationsprimer umfasst weiterhin eine Erkennungsstelle für eine Restriktionsendonuclease 5' von der targetbindenden Sequenz. Die Erkennungsstelle gehört zu einer Restriktionsen donuclease, die einen Einzelstrangbruch in dem einen Strang eines DNA-Duplex erzeugt, wenn die Erkennungsstelle hemimodifiziert ist, wie es von G. Walker et al. beschrieben ist (1992, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 392-396, und 1992, Nucl. Acids Res. 20: 1691-1696). Die Nucleotide 5' von der Erkennungsstelle der Restriktionsendonuclease (der Schwanz) fungieren als Polymerase-Reprimer stelle, wenn der Rest des Amplifikationsprimers während der SDA gespalten und verdrängt wird. Die Reprimerfunktion der Schwanznucleotide hält die SDA- Reaktion aufrecht und erlaubt die Synthese mehrerer Amplikons aus einem ein zigen Targetmolekül. Der Schwanz hat typischerweise eine Länge von etwa 10-25 Nucleotiden. Seine Länge und Sequenz sind im allgemeinen nicht entschei dend und können routinemäßig ausgewählt und modifiziert werden. Gemäß der vorliegenden Erfindung wurde der Amplifikationsprimer jedoch so modifiziert, dass der Schwanz ebenfalls eine targetbindende Sequenz enthält. Da die target bindende Sequenz 3' der Erkennungsstelle für die Restriktionsendonuclease ein Teil des Primers ist, der seine Targetspezifität bestimmt, besteht der Amplifikati onsprimer bei Amplifikationsverfahren, die keine speziellen Sequenzen an den Enden des Targets erfordern, im allgemeinen im wesentlichen nur aus dieser 3'- targetbindenden Sequenz. Zum Beispiel werden bei der Amplifikation einer Tar getsequenz gemäß der Erfindung unter Verwendung der Polymerase-Ketten reaktion (PCR) Amplifikationsprimer eingesetzt, die aus den 3'-targetbindenden Sequenzen der hier beschriebenen Amplifikationsprimer bestehen. Bei Amplifika tionsverfahren, die außer der spaltbaren Erkennungsstelle der Restriktionsendo nuclease und dem SDA-Schwanz noch andere spezielle Sequenzen erfordern, die an das Target angehängt sind (z. B. einen RNA-Polymerase-Promotor für die self sustained sequence replication (3SR), die nucleic acid sequence-based amplifica tion (NASBA) oder das transcription-based amplification system (TAS)), kann die erforderliche spezielle Sequenz unter Verwendung von Routineverfahren für die Herstellung von Oligonucleotiden mit der targetbindenden Sequenz verknüpft werden, ohne die Hybridisierungsspezifität des Primers zu verändern.
Ein Amplifikationsprimer ist ein Primer für die Amplifikation einer Targetsequenz durch Verlängerung des Primers nach der Hybridisierung mit der Targetsequenz. Amplifikationsprimer können eine Länge zwischen etwa 10-75 Nucleotiden, vor zugsweise etwa 15-50 Nucleotiden, haben. Die Gesamtlänge eines Amplifikati onsprimers für die SDA beträgt typischerweise etwa 25-50 Nucleotide. Her kömmlicherweise hybridisiert das 3'-Ende eines SDA-Amplifikationsprimers (die targetbindende Sequenz) spezifisch mit der Targetsequenz. Die targetbindende Sequenz hat eine Länge von etwa 10-25 Nucleotiden und verleiht dem Amplifika tionsprimer Hybridisierungsspezifität. Der SDA-Amplifikationsprimer umfasst weiterhin eine Erkennungsstelle für eine Restriktionsendonuclease 5' von der targetbindenden Sequenz. Die Erkennungsstelle gehört zu einer Restriktionsen donuclease, die einen Einzelstrangbruch in dem einen Strang eines DNA-Duplex erzeugt, wenn die Erkennungsstelle hemimodifiziert ist, wie es von G. Walker et al. beschrieben ist (1992, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 392-396, und 1992, Nucl. Acids Res. 20: 1691-1696). Die Nucleotide 5' von der Erkennungsstelle der Restriktionsendonuclease (der Schwanz) fungieren als Polymerase-Reprimer stelle, wenn der Rest des Amplifikationsprimers während der SDA gespalten und verdrängt wird. Die Reprimerfunktion der Schwanznucleotide hält die SDA- Reaktion aufrecht und erlaubt die Synthese mehrerer Amplikons aus einem ein zigen Targetmolekül. Der Schwanz hat typischerweise eine Länge von etwa 10-25 Nucleotiden. Seine Länge und Sequenz sind im allgemeinen nicht entschei dend und können routinemäßig ausgewählt und modifiziert werden. Gemäß der vorliegenden Erfindung wurde der Amplifikationsprimer jedoch so modifiziert, dass der Schwanz ebenfalls eine targetbindende Sequenz enthält. Da die target bindende Sequenz 3' der Erkennungsstelle für die Restriktionsendonuclease ein Teil des Primers ist, der seine Targetspezifität bestimmt, besteht der Amplifikati onsprimer bei Amplifikationsverfahren, die keine speziellen Sequenzen an den Enden des Targets erfordern, im allgemeinen im wesentlichen nur aus dieser 3'- targetbindenden Sequenz. Zum Beispiel werden bei der Amplifikation einer Tar getsequenz gemäß der Erfindung unter Verwendung der Polymerase-Ketten reaktion (PCR) Amplifikationsprimer eingesetzt, die aus den 3'-targetbindenden Sequenzen der hier beschriebenen Amplifikationsprimer bestehen. Bei Amplifika tionsverfahren, die außer der spaltbaren Erkennungsstelle der Restriktionsendo nuclease und dem SDA-Schwanz noch andere spezielle Sequenzen erfordern, die an das Target angehängt sind (z. B. einen RNA-Polymerase-Promotor für die self sustained sequence replication (3SR), die nucleic acid sequence-based amplifica tion (NASBA) oder das transcription-based amplification system (TAS)), kann die erforderliche spezielle Sequenz unter Verwendung von Routineverfahren für die Herstellung von Oligonucleotiden mit der targetbindenden Sequenz verknüpft werden, ohne die Hybridisierungsspezifität des Primers zu verändern.
Ein Bumperprimer oder externer Primer ist ein Primer, der bei isothermen Ampli
fikationsreaktionen verwendet wird, um Primerverlängerungsprodukte zu ver
drängen. Der Bumperprimer assoziiert mit einer Targetsequenz stromaufwärts
des Amplifikationsprimers, so dass bei der Verlängerung des Bumperprimers der
stromabwärts gelegene Amplifikationsprimer und sein Verlängerungsprodukt
verdrängt werden.
Die Ausdrücke "Target" oder "Targetsequenz" beziehen sich auf Nucleinsäurese
quenzen, die amplifiziert werden sollen. Dazu gehören die ursprüngliche zu
amplifizierende Nucleinsäuresequenz, der komplementäre zweite Strang der
ursprünglichen zu amplifizierenden Nucleinsäuresequenz sowie beide Stränge
einer Kopie der ursprünglichen Sequenz, die durch die Amplifikationsreaktion
erzeugt wird. Diese Kopien dienen als amplifizierbare Targets aufgrund der Tat
sache, dass sie Kopien der Sequenz enthalten, mit der die Amplifikationsprimer
hybridisieren.
Kopien der Targetsequenz, die während der Amplifikationsreaktion erzeugt wer
den, werden als Amplifikationsprodukte, Amplimere oder Amplikons bezeichnet.
Der Ausdruck "Verlängerungsprodukt" bezieht sich auf die Kopie einer Targetse
quenz, die durch Hybridisierung eines Primers und Verlängerung des Primers
durch Polymerase unter Verwendung der Targetsequenz als Matrize erzeugt
wird.
Der Ausdruck "artspezifisch" bezieht sich auf den Nachweis, die Amplifikation
oder Oligonucleotid-Hybridisierung einer Organismenart oder einer Gruppe ver
wandter Arten, ohne dass ein wesentlicher Nachweis, eine wesentliche Amplifika
tion oder Oligonucleotid-Hybridisierung anderer Arten derselben Gattung oder
von Arten einer anderen Gattung erfolgt.
Der Ausdruck "Assaysonde" bezieht sich auf jedes Oligonucleotid, das verwendet
wird, um den Nachweis oder die Identifikation einer Nucleinsäure zu erleichtern.
Detektorsonden, Detektorprimer, Abfangsonden, Signalprimer und Reporterson
den, wie sie unten beschrieben sind, sind Beispiele für Assaysonden.
Der Ausdruck "Amplikon" bezieht sich auf das Produkt der Amplifikationsreakti
on, das durch die Verlängerung von einem der beiden oder beiden Partnern
eines Paars von Amplifikationsprimern erzeugt wird. Ein Amplikon kann expo
nentiell amplifizierte Nucleinsäuren enthalten, wenn beide verwendeten Primer
mit einer Targetsequenz hybridisieren. Alternativ dazu können Amplikons auch
durch lineare Amplifikation erzeugt werden, wenn einer der verwendeten Primer
nicht mit einer Targetsequenz hybridisiert. Dieser Ausdruck wird hier also gene
risch verwendet und impliziert nicht die Anwesenheit von exponentiell amplifi
zierten Nucleinsäuren.
Eine mikroelektronische Matrix (oder elektronische Mikromatrix) ist eine Vorrich
tung mit einer regelmäßigen Anordnung von elektronisch selbstadressierbaren
mikroskopischen Plätzen. Jeder mikroskopische Platz enthält eine darunterlie
gende arbeitende Gleichstrommikroelektrode auf einem Substrat. Die Oberfläche
jedes Mikroplatzes weist eine Permeationsschicht für den freien Transport kleiner
Gegenionen sowie eine Befestigungsschicht für die kovalente Kupplung spezifi
scher bindender Entitäten auf.
Eine Matrix ist eine Anordnung von Plätzen auf der Vorrichtung. Die Plätze kön
nen in zweidimensionalen Matrizen, dreidimensionalen Matrizen oder anderen
Matrixformaten angeordnet sein. Die Zahl der Plätze kann in einem Bereich von
mehreren bis zu wenigstens Hunderttausenden liegen.
Die elektronische Adressierung (oder das Targeting) ist die Platzierung geladener
Moleküle auf spezifischen Teststellen. Da DNA eine starke negative Ladung hat,
kann sie elektronisch zu einem Bereich mit positiver Ladung bewegt werden.
Eine Teststelle oder eine Reihe von Teststellen auf dem Mikrochip wird mit einer
positiven Ladung elektronisch aktiviert. Eine Lösung von DNA-Sonden wird auf
den Mikrochip aufgebracht. Die negativ geladenen Sonden bewegen sich schnell
zu den positiv geladenen Stellen, wo sie sich konzentrieren und chemisch an
diese Stelle gebunden werden. Dann wird der Mikrochip gewaschen, und eine
weitere Lösung von bestimmten DNA-Sonden kann hinzugefügt werden. Stelle
für Stelle und Reihe für Reihe kann eine Matrix spezifisch gebundener DNA-
Sonden auf dem Mikrochip zusammengesetzt oder adressiert werden. Aufgrund
der Fähigkeit, Abfangsonden elektronisch zu spezifischen Stellen zu adressieren,
ermöglicht das System die Herstellung von speziell angepassten Matrizen durch
die Platzierung von spezifischen Abfangsonden auf einem Mikrochip. In diesem
Zusammenhang bezieht sich der Ausdruck "elektronisch adressierbar" auf die
Fähigkeit eines Mikrochip, Stoffe wie Nucleinsäuren und Enzyme und andere
Amplifikationskomponenten durch elektronische Vorspannung der Abfangstellen
des Chips auf dem Mikrochip von einer Position zu einer anderen zu lenken.
"Elektronische Vorspannung" soll bedeuten, dass die elektronische Ladung an
einer Abfangstelle oder einer anderen Position auf dem Mikrochip zwischen einer
positiven und einer negativen Nettoladung manipuliert werden kann, so dass
Moleküle in Lösung und in Kontakt mit dem Mikrochip zu einer Position auf dem
Mikrochip hin oder von dieser weg oder von einer Position zu einer anderen ge
lenkt werden können.
Bei der elektronischen Konzentration und Hybridisierung wird Elektronik verwen
det, um Targetmoleküle zu einer oder mehreren Teststellen (oder Abfangstellen)
auf dem Mikrochip zu bewegen und dort zu konzentrieren. Die elektronische
Konzentration von Proben-DNA an jeder Teststelle fördert die schnelle Hybridi
sierung von Proben-DNA mit komplementären Abfangsonden. Im Gegensatz zum
passiven Hybridisierungsvorgang hat der elektronische Konzentrierungsvorgang
den deutlichen Vorteil, die Hybridisierungsgeschwindigkeit erheblich zu be
schleunigen. Um ungebundene oder unspezifisch gebundene DNA von jeder
Stelle zu entfernen, wird die Polarität oder Ladung der Stelle zu negativ umge
kehrt, wodurch ungebundene oder unspezifisch gebundene DNA von den Ab
fangsonden weg zurück in die Lösung gedrängt wird. Da die Testmoleküle au
ßerdem über der Teststelle elektronisch konzentriert sind, ist eine niedrigere
Konzentration an Ziel-DNA-Molekülen erforderlich, was die ansonsten für die
Probenvorbereitung vor dem Test erforderliche Zeit und Arbeit reduziert. Der
Ausdruck "Abfangstelle" bezieht sich auf eine spezifische Position auf einem
elektronisch adressierbaren Mikrochip, in der die elektronische Vorspannung
eingeleitet wird und wo Moleküle, wie Nucleinsäuresonden und Targetmoleküle,
durch diese Vorspannung angezogen oder adressiert werden.
Elektronische Stringenzkontrolle ist die Umkehrung des elektrischen Potentials,
um ungebundene und unspezifisch gebundene DNA als Teil des Hybridisierungs
verfahrens schnell und leicht zu entfernen. Elektronische Stringenz liefert eine
Qualitätskontrolle für den Hybridisierungsvorgang und gewährleistet, dass alle
gebundenen Paare von DNA wirklich komplementär sind. Die Präzision, Kontrolle
und Genauigkeit der Plattformtechnologie erlaubt über die Verwendung der kon
trollierten Abgabe von Strom beim elektronischen Stringenzvorgang den Nach
weis von einzelnen Punktmutationen, einzelnen Basenfehlpaarungen oder ande
ren genetischen Mutationen, die bei mehreren diagnostischen und Forschungs
anwendungen erhebliche Folgen haben können. Elektronische Stringenz wird
ohne die aufwendige Verarbeitung und Handhabung erreicht, die sonst erforder
lich ist, um dieselben Ergebnisse mit herkömmlichen Verfahren zu erzielen. Im
Gegensatz zu passiven Matrizen ist diese Technologie sowohl für kurze als auch
für lange einzelsträngige DNA-Fragmente geeignet. Die Verwendung längerer
Sonden erhöht die Gewissheit, dass die DNA, die mit der Abfangsonde hybridi
siert, das richtige Target ist. Elektronische Stringenzkontrolle reduziert die erfor
derliche Anzahl von Sonden und damit von Teststellen auf dem Mikrochip im
Vergleich zu herkömmlichen DNA-Matrizen. Dagegen sind herkömmliche passive
Hybridisierungsverfahren schwierig zu steuern und erfordern mehr Replikanten
jeder möglichen Basenpaarung, so dass korrekte Paarungen positiv identifiziert
werden können.
Elektronisches Multiplexen ermöglicht die gleichzeitige Analyse mehrerer Tests
von einer einzigen Probe. Elektronisches Multiplexen wird durch die Fähigkeit
erleichtert, einzelne Teststellen unabhängig voneinander anzusteuern (zum Ad
ressieren von Abfangsonden oder Abfangmolekülen und für die Konzentration
von Testprobemolekülen), was die gleichzeitige Verwendung biochemisch nicht
miteinander verwandter Moleküle auf demselben Mikrochip erlaubt. Stellen auf
einer herkömmlichen DNA-Matrix können nicht einzeln angesteuert werden, und
daher müssen dieselben Verfahrensschritte mit der gesamten Matrix durchge
führt werden. Die Verwendung von Elektronik bei dieser Technologie liefert eine
erhöhte Vielseitigkeit und Flexibilität gegenüber solchen herkömmlichen Metho
den.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Gestaltung modifizierter Amplifika
tionsprimer und auf Verwendungen von modifizierten Amplifikationsprimern bei
der Strangverdrängungsamplifikation (SDA), thermophilen Strangverdrängungs
amplifikation (tSDA) oder Echtzeit-Fluoreszenz-tSDA, und gegebenenfalls unter
Verwendung einer mikroelektronischen Matrix.
In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind die SDA-Amplifika
tionsprimer so gestaltet, dass sie targetspezifische Sequenzen sowohl 5' als auch
3' von der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms enthalten. Die Verwendung
von targetspezifischen Sequenzen 5' und 3' von der Erkennungsstelle des Re
striktionsenzyms erhöht die Effizienz der targetspezifischen Hybridisierung. Diese
Gestaltung ermöglicht eine Längenreduktion des 3'-targetspezifischen Teils des
AP, was die Wahrscheinlichkeit von Primerwechselwirkungen senkt. Mit Primern,
die gemäß der vorliegenden Erfindung gestaltet sind, nimmt die Spezifität, Emp
findlichkeit und Ausbeute der SDA zu, und PD-Amplifikationen nehmen ab im
Vergleich zu SDA unter Verwendung der Standard-Primergestaltung. Nach
10 min SDA-Reaktion bei 60°C wurden targetspezifische Amplifikationsprodukte
von 10 Kopien Target-DNA nachgewiesen. Die maximale Amplifikation von 10
Kopien Matrize wurde nach 30 min SDA erreicht.
In einer zweiten Ausführungsform sind unter Verwendung von Amplifikati
onsprimern, die gemäß der vorliegenden Erfindung gestaltet sind, Multiplex-
SDA-Amplifikationen möglich. Multiplex-Amplifikation ist eine Strategie, um zwei
oder mehr Targetsequenzen gleichzeitig zu amplifizieren. Jede Amplifikations
reaktion ist spezifisch, aber in einer einzigen Reaktionsmischung wird mehr als
ein Target amplifiziert. Unter Verwendung der gemäß der vorliegenden Erfindung
gestalteten Primer und durch Anpassen der Primerkonzentrationen für jede Mat
rize wurden nur 10 Kopien jeder Matrize coamplifiziert und nachgewiesen. In
einem bevorzugten Aspekt dieser Ausführungsform werden amplifizierte Produk
te unter Verwendung einer mikroelektronischen Matrix nachgewiesen. Das ge
samte Verfahren von der Amplifikation bis zum Nachweis dauerte ungefähr 2 h.
Die Kombination von Geschwindigkeit, Einfachheit und Empfindlichkeit der SDA-
Amplifikation und des Nachweises auf einer mikroelektronischen Matrix liefern
ein Verfahren zum Nachweis klinischer bakterieller Erreger und anderer Krank
heiten.
In einer dritten Ausführungsform können gemäß der vorliegenden Erfindung
gestaltete Primer verwendet werden, um durch SDA einzelsträngige DNA zu
erzeugen. Insbesondere wurde gefunden, dass in einer SDA bei Verwendung von
Amplifikationsprimern, die nur drei Basenpaare (bp) targetspezifische Sequenz
auf der 3'-Seite der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms aufweisen, kein
targetspezifisches Produkt erzeugt werden konnte. Die Verwendung gleicher
Stoffmengen eines gemäß der vorliegenden Erfindung gestalteten Amplifikati
onsprimers und eines gemäß der vorliegenden Erfindung gestalteten Primers,
der auf der 3'-Seite der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms nur 3 bp auf
weist (blockierender Primer genannt), zur Bindung an den einen DNA-Strang
sowie eines regulären Amplifikationsprimers zur Bindung an den anderen DNA-
Strang bei der SDA-Amplifikation erzeugt ssDNA. Der blockierende Primer wurde
verwendet, um mit dem regulären Amplifikationsprimer um das Target zu kon
kurrieren, so dass die beiden Stränge Target-DNA ungleich stark amplifiziert
werden. Dieses Verfahren liefert einzelsträngige DNA, die für die Hybridisierung
und Sequenzierung von Nucleinsäuren verwendet werden kann.
In einer vierten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden Amplifika
tionsprimer zur Verwendung mit anderen Amplifikationsverfahren so gestaltet,
dass sie targetspezifische Sequenzen 5' und 3' von einer nichttargetspezifischen
Sequenz enthalten.
In einer fünften Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird ein Amplifika
tionsprimer zur Diskriminierung zweier nahe verwandter Sequenzen so gestaltet,
dass er in der 3'-targetspezifischen Sequenz eine bis mehrere Fehlpaarungen
enthält (in Bezug auf das Target).
SEQ ID NO: 1-4 sind Sequenzen von Oligonucleotiden, die als Primer (1-2) und
Bumper (3-4) für die Amplifikation des yst-Gens von Yersinia enterocolitica ver
wendet werden und die gemäß der herkömmlichen SDA-Primergestaltung gestal
tet wurden. SEQ ID NO: 5-10 sind Sequenzen von Oligonucleotiden, die als Pri
mer für die Amplifikation des yst-Gens verwendet werden und die gemäß einer
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung gestaltet wurden. SEQ ID NO: 11 ist
die Sequenz eines Oligonucleotids, das als Abfangsonde für das yst-Gen verwen
det wird. SEQ ID NO: 12 ist die Sequenz eines Oligonucleotids, das als Reporter
sonde für das yst-Gen verwendet wird. SEQ ID NO: 13 ist die Sequenz eines
Oligonucleotids des femA-Gens von Staphylococcus aureus, die als unspezifische
Abfangsonde verwendet wird. SEQ ID NO: 14 und 15 sind Sequenzen von Oligo
nucleotiden, die als Primer für die Amplifikation des yst-Gens verwendet werden
und die gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ges
taltet wurden. SEQ ID NO: 16-19 sind Sequenzen von Oligonucleotiden, die als
Primer (16-17) und Bumper (18-19) für die Amplifikation des Gens für das shi
gaartige Toxin I (SLTI) von Escherichia coli verwendet werden und die gemäß
der vorliegenden Erfindung gestaltet wurden. SEQ ID NO: 20 ist die Sequenz
eines Oligonucleotids, das als Abfangsonde für das SLTI-Gen verwendet wird.
SEQ ID NO: 21 ist die Sequenz eines Oligonucleotids, das als Reportersonde für
das SLTI-Gen verwendet wird. SEQ ID NO: 22-25 sind Sequenzen von Oligonuc
leotiden, die als Primer (22-23) und Bumper (24-25) für die Amplifikation des
invA-Gens von Salmonella enterica verwendet werden und die gemäß der vorlie
genden Erfindung gestaltet wurden. SEQ ID NO: 26 ist die Sequenz eines Oligo
nucleotids, das als Abfangsonde für das invA-Gen verwendet wird. SEQ ID
NO: 27 ist die Sequenz eines Oligonucleotids, das als Reportersonde für das invA-
Gen verwendet wird. SEQ ID NO: 28 ist die Sequenz eines Oligonucleotids, das
als Primer gemäß einer dritten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
verwendet wird. SEQ ID NO: 29 ist die Sequenz eines Oligonucleotids, das als
Abfangsonde für das yst-Gen verwendet wird. SEQ ID NO: 30 ist die Sequenz
eines Oligonucleotids, das als Reportersonde für das yst-Gen verwendet wird.
SEQ ID NO: 31-34 sind Sequenzen von Oligonucleotiden, die als Primer für die
Amplifikation des sodB-Gens von Campylobacter verwendet werden und die
gemäß der vorliegenden Erfindung gestaltet wurden. SEQ ID NO: 35-38 sind
Sequenzen von Oligonucleotiden, die als Primer für die Amplifikation des SLTII-
Gens von E. coli verwendet werden und die gemäß der vorliegenden Erfindung
gestaltet wurden. SEQ ID NO: 39-42 sind Sequenzen von Oligonucleotiden, die
als Primer für die Amplifikation des ipaH-Gens von Shigella verwendet werden
und die gemäß der vorliegenden Erfindung gestaltet wurden.
Die Fig. 1A und 1B zeigen einen Vergleich der Standard-Amplifikations
primer-(AP)-Gestaltung (Fig. 1A) mit der neuen AP-Gestaltung (Fig. 1B). Die
Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym BsoBI ist mit einem schattierten
Halbkreis markiert. In beiden Gestaltungen wird eine targetspezifische Sequenz
am 3'-Ende der BsoBI-Erkennungsstelle verwendet. Eine nichttargetspezifische
Sequenz (Standard-AP-Gestaltung, Fig. 1A) oder eine targetspezifische Se
quenz (die neue AP-Gestaltung, Fig. 1B) wird am 5'-Ende der BsoBI-Er
kennungsstelle verwendet.
Fig. 2 zeigt den Einfluss der neu gestalteten BP und AP auf die SDA. Genomische
DNA von Yersinia enterocolitica wurde als Matrize verwendet. 1*: ystAP15,
ystAP1A, ystBP15 und ystBP2A wurden als Primersatz verwendet. 2*: ystAP15,
ystAP2A, ystBP1S und ystBP2A wurden als Primersatz verwendet. 3*: ystAP1S,
ystAP1A, ystBP15 und ystBP1A wurden als Primersatz verwendet. ystAP15, ystAP1A,
ystBP15 und ystBP1A wurden gemäß dem ursprünglichen SDA-Verfahren gestaltet.
ystAP2A und ystBP2A wurden nach dem hier beschriebenen Verfahren gestaltet.
NT: negative Kontrolle ohne Matrize. M: Molekulargewichtsmarker. Die targetspezi
fischen Produkte hatten 111 bp (ohne Einzelstrangbruch) und 87 bp (mit Einzel
strangbruch).
Fig. 3 vergleicht SDA-Ergebnisse vom Primersatz mit der ursprünglichen Gestal
tung mit den Ergebnissen von den Primersätzen mit der neuen Gestaltung der
vorliegenden Erfindung. Genomische DNA von Y. enterocolitica wurde als Matrize
verwendet. 1*: Der ursprüngliche Primersatz (ystAP1S, ystAP1A, ystBP1S und
ystBP1A) wurde für die SDA verwendet. 2*: Ein neu gestalteter Primersatz gemäß
der vorliegenden Erfindung (ystAP2S, ystAP2A, ystBP2S und ystBP2A) wurde für die
SDA verwendet. 3*: Ein neu gestalteter Primersatz gemäß der vorliegenden Erfin
dung (ystAP3S, ystAP3A, ystBP2S und ystBP2A) wurde für die SDA verwendet. NT:
negative Kontrolle ohne Matrize. M: Molekulargewichtsmarker.
Die Fig. 4A-4B zeigen den zeitlichen Verlauf der SDA-Reaktion. Die SDA wurde
bei 60°C während verschiedener Zeitspannen, die angegeben sind, durchgeführt.
Genomische DNA von Y. enterocolitica wurde als Matrize verwendet, und die neu
gestalteten Primer gemäß der vorliegenden Erfindung (ystAP3S, ystAP3A, ystBP2S
und ystBP2A) wurden als Primersatz verwendet. Fig. 4A: Von jedem Zeitpunkt
wurden 5 µl Probe verwendet, um eine Elektrophorese auf einem nichtdenaturie
renden Gel durchzuführen. Nach der Elektrophorese wurde das Gel mit Ethidi
umbromid angefärbt. Fig. 4B: Ein Chipassay wurde verwendet, um die Spezifität
von SDA-Produkten nachzuweisen. NT1: Negative Kontrolle ohne Matrize und ohne
Fremd-DNA. NT2: Negative Kontrolle ohne Matrize und mit 0,5 µg genomischer
DNA aus Kalbsthymus. M: Molekulargewichtsmarker.
Die Fig. 5A-5B zeigen SDA-Ergebnisse von einer Primergestaltung gemäß einer
zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung, wobei der Primer 3' von der
BsoBI-Erkennungsstelle 6 Nucleotide mit nichttargetspezifischer Sequenz und 6
Nucleotide mit targetspezifischer Sequenz umfasst. Fig. 5A: Gelelektrophorese-
Ergebnisse für yst. Fig. 5B: Chipnachweisergebnisse für yst.
Die Fig. 6A-6D zeigen den Nachweis von SDA-Produkten aus der Amplifikation
einer einzelnen Matrize in Triplex-Primersätzen. Alle drei Primersätze (SLTI + invA
+ yst) waren in den Standardkonzentrationen vorhanden (AP/BP 500 nM/50 nM).
Für SLTI wurde genomische E.-coli-Matrize verwendet, für invA wurde S. enterica,
und für yst wurde Y. enterocolitica verwendet. Fig. 6A: Gelelektrophorese-
Ergebnisse für SLTI. Die Pfeile geben die erwarteten Banden für das amplifizierte
Produkt an (mit und ohne Einzelstrangbruch), M ist ein Molekulargewichtsmarker.
Fig. 6B: Chipnachweisergebnisse für SLTI. Fig. 6C: Chipnachweisergebnisse für
yst. Fig. 6D: Chipnachweisergebnisse für invA. Die Zahlen über den Signalbalken
sind das Verhältnis von spezifischen zu unspezifischen Signalen.
Fig. 7 zeigt den Nachweis von SDA-Produkten aus Coamplifikationen mit drei
Matrizen in Triplex-Primersätzen. Die Bedingungen waren dieselben wie in den
Fig. 6A-6D, außer dass die Primerkonzentrationen wie folgt waren. Für SLTI-
Primersätze war AP/BP 200 nM/20 nM. Für yst-Primersätze war AP/BP
400 nM/40 nM. Für invA-Primersätze wurden die Standardkonzentrationen (AP/BP 500 nM/
50 nM) verwendet.
Die Fig. 8A-8B zeigen den Nachweis von SDA-Produkten für die Erzeugung von
einzelsträngiger DNA. Genomische DNA von Yersinia enterocolitica wurde als Matri
ze verwendet. Fig. 8A: Nachweisergebnisse von der passiven Hybridisierung mit
yst-Antisense-Abfangsonde (ystCA) und yst-Antisense-Reportersonde (ystRA) bzw.
yst-Sense-Abfangsonde (ystCS) und yst-Sense-Reportersonde (ystRS). Fig. 8B:
Ergebnisse aus dem elektronischen Hybridisierungsnachweis für entsalzte und
denaturierte Proben mit ystCA-Abfangsonde und ystRA-Reportersonde. PT: reguläre
SDA.
Strangverdrängungsamplifikation ist eine in-vitro-Nucleinsäure-Amplifikations
technik, die bei 60°C in 15 min das 1010-fache des Amplifikationsprodukts er
zeugen kann (C. A. Spargo et al., 1996, Mol. Cell. Probes 7: 247-256). Primer
wechselwirkungen und PD-Amplifikationen sind die Hauptkonkurrenzreaktionen
targetspezifischer Amplifikationen. Einige der PD-Amplifikationsprodukte wurden
sequenziert, und die Ergebnisse zeigten, dass einige der Produkte von 2- oder 3-
bp-Primerwechselwirkungen stammten. Primerwechselwirkungen können mini
miert werden, indem man den Bereich des zu amplifizierenden Targets sorgfältig
auswählt. Wegen anderer Einschränkungen funktioniert diese Strategie nicht
immer. Bei der Gestaltung von Multiplex-SDA-Primern wird dies noch schwieri
ger, da mehr Primer beteiligt sind. Bei der früher veröffentlichten SDA-
Primergestaltung hängt die Primer-Target-Hybridisierung von der Wechselwir
kung zwischen dem targetspezifischen Teil des AP und dem Target ab. Der Be
reich 5' von der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms nimmt an dieser spezi
fischen Hybridisierung nicht teil. Die einzige Funktion dieses Teils besteht darin,
eine flankierende Sequenz für die Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms zu
liefern (G. T. Walker, 1993, PCR Methods Appl. 3: 1-6).
Die Tatsache, dass die AP-Sequenz 5' von der Erkennungsstelle des Restriktions
enzyms nicht an der exponentiellen Primer-Dimer-Amplifikation beteiligt ist,
wurde zur Gestaltung neuer Amplifikationsprimer verwendet, um die Spezifität,
Empfindlichkeit und Ausbeute der SDA zu verbessern. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird die targetspezifische Sequenz (z. B. 1 bis 50 Nucleotide, vorzugs
weise 10 bis 40 Nucleotide, besonders bevorzugt 15 bis 30 Nucleotide) in diesem
Teil des Amplifikationsprimers verwendet, um eine flankierende Sequenz um die
Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms herum zu erhalten. Diese Sequenz ist
auch an der spezifischen Primer-Target-Hybridisierung bei den anfänglichen
SDA-Runden beteiligt. Diese Primergestaltung zieht auch Nutzen aus der Tatsa
che, dass ein Teil der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms (z. B. 5 bp von
der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms, wenn BsoBI die verwendete
Restriktionsendonuclease ist) bei der SDA in die gespaltene verdrängte Matrize
eingebaut wird. APs mit kürzeren Sequenzen (z. B. 5 bis 30 Nucleotide, vorzugs
weise 6 bis 20 Nucleotide, besonders bevorzugt 9 bis 12 Nucleotide) 3' von der
Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms werden so gestaltet, dass die Primer
wechselwirkungen zwischen diesen Teilen reduziert werden. Eine erhöhte Spezi
fität, Empfindlichkeit und Ausbeute werden mit Primern erreicht, die gemäß der
vorliegenden Erfindung gestaltet sind, obwohl eine kürzere 3'-Sequenz verwen
det wird. Vermutlich ist die Konkurrenz zwischen targetspezifischer Amplifikation
und matrizenunabhängiger unspezifischer Amplifikation in den anfänglichen
SDA-Runden ein wichtiger Faktor, der das Ergebnis der gesamten SDA-
Amplifikation bestimmt. Eine stärkere Primer-Target-Hybridisierung und weniger
Primerwechselwirkungen in diesen SDA-Runden erhöht definitiv die Spezifität
und Empfindlichkeit der Gesamtreaktionen. Von 10 Kopien DNA-Matrize wird
nach 30 Minuten SDA bei 60°C eine große Menge Amplifikationsprodukte er
zeugt. Dieses Ergebnis bedeutet, dass die gesamte Amplifikation tatsächlich
zugunsten der spezifischen Amplifikation verläuft. Außerdem erleichtert die
Primergestaltung der vorliegenden Erfindung die Primergestaltung für Multiplex-
SDA wesentlich, da kürzere Sequenzen 3' von der Restriktionsstelle benötigt
werden.
Es hat sich außerdem gezeigt, dass eine nichttargetspezifische Sequenz 3' von
der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms neben der targetspezifischen Se
quenz eingebaut werden kann, ohne die Amplifikationsreaktion zu beeinträchti
gen. In dieser Ausführungsform umfasst die nichttargetspezifische Sequenz 1 bis
40 Nucleotide, vorzugsweise 5 bis 30 Nucleotide, besonders bevorzugt 10 bis 20
Nucleotide, und befindet sich zwischen der Erkennungsstelle des Restriktionsen
zyms und der 3'-targetspezifischen Sequenz.
Gelelektrophorese ist ein schnelles Verfahren, um die Größen von amplifizierten
Produkten sichtbar zu machen, aber sie kann die Spezifität dieser Produkte nicht
bestätigen. Der Chipassay unter Verwendung mikroelektronischer Matrizen ist
ein schnelles und empfindliches Nucleinsäure-Nachweissystem. Der Chipassay
kann verwendet werden, um ein targetspezifisches Produkt zu identifizieren. Es
dauert weniger als 1 Stunde, bis das System das gesamte Nachweisverfahren
abgeschlossen hat. Durch die Kombination von Geschwindigkeit, Einfachheit und
Empfindlichkeit haben das SDA-System und der Chipassay das Potential, ein
Verfahren zum Nachweis klinischer bakterieller Erreger zu sein, da derzeitige
Diagnoseverfahren auf Kulturbasis zum Nachweis bakterieller Erreger aufgrund
der extrem langsamen Wachstumsrate bestimmter Pathogene mehrere Tage bis
einige Wochen erfordern (C. A. Spargo et al., 1993, Mol. Cell. Probes 7:
395-404).
Multiplexamplifikation ist eine Strategie zur Verwendung mehrerer Sätze von
Amplifikationsprimern, um eine oder mehrere Targetsequenzen in einer einzigen
Reaktion zu amplifizieren. Jede Amplifikationsreaktion ist spezifisch, aber es wird
mehr als ein Target in einer einzigen Reaktionsmischung amplifiziert. Durch
Verwendung der gemäß der vorliegenden Erfindung gestalteten Primer (d. h.
Primer mit einer Targetsequenz 5' von der Erkennungsstelle des Restriktionsen
zyms und kürzeren Targetsequenzen 3' von der Erkennungsstelle des Restrikti
onsenzyms) und durch Einstellen der Primerkonzentrationen für jede Matrize
konnten bereits nur 10 Kopien von jeder Matrize coamplifiziert und nachgewie
sen werden. Primerkonzentrationen werden empirisch unter Verwendung kon
ventioneller Techniken bestimmt. In einem bevorzugten Aspekt dieser Ausfüh
rungsform werden amplifizierte Produkte mit Hilfe einer mikroelektronischen
Matrix nachgewiesen. Das gesamte Verfahren von der Amplifikation bis zur De
tektion dauerte ungefähr 2 h. Die Kombination von Geschwindigkeit, Einfachheit
und Empfindlichkeit der SDA-Amplifikation und des Nachweises auf einer mikro
elektronischen Matrix liefern ein Verfahren zum Nachweis klinischer bakterieller
Erreger und anderer Krankheiten. Die Primergestaltung der vorliegenden Erfin
dung kann also verwendet werden, um bei der SDA zwei oder drei oder mehr
Targetsequenzen mit einer ähnlichen Empfindlichkeit wie bei der Multiplex-PCR
zu amplifizieren.
Die optimale DNA für die Nucleinsäurehybridisierung und -sequenzierung ist
einzelsträngige DNA. Im Verlaufe der Gestaltung verbesserter Primer für die
Amplifikation durch SDA hat sich gezeigt, dass bei der SDA kein targetspezifi
sches Produkt erzeugt werden konnte, wenn man Amplifikationsprimer verwen
det, die nur drei Basenpaare (bp) targetspezifische Sequenz auf der 3'-Seite der
Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms aufweisen. Diese Tatsache ist für die
Erzeugung einzelsträngiger DNA durch SDA von Nutzen. Insbesondere wird bei
der SDA einzelsträngige DNA erzeugt, indem man folgendes verwendet: (1)
gleiche molare Mengen von (a) einem regulären Amplifikationsprimer, der ge
mäß der vorliegenden Erfindung gestaltet ist, und (b) einem Primer, der gemäß
der vorliegenden Erfindung gestaltet ist und nur 3 Nucleotide targetspezifische
Sequenz 3' von der Erkennungsstelle des Restriktionsenzyms aufweist (blockie
render Primer genannt), zur Bindung an den einen DNA-Strang und (2) einen
regulären Amplifikationsprimer, der gemäß der vorliegenden Erfindung gestaltet
ist, zur Bindung an den anderen DNA-Strang. Der blockierende Primer wurde
verwendet, um mit dem regulären Amplifikationsprimer um das Target zu kon
kurrieren, so dass die beiden Stränge der Target-DNA ungleich amplifiziert wer
den.
Die bevorzugten Verfahren bestehen in der Verwendung von SDA, tSDA oder ho
mogener Echtzeit-Fluoreszenz-tSDA. Diese Verfahren sind dem Fachmann von
Literaturstellen bekannt wie dem US-Patent Nr. 5,547,861, US-Patent Nr.
5,648,211, US-Patent Nr. 5,846,726, US-Patent Nr. 5,919,630, US-Patent Nr.
5,928,869, US-Patent Nr. 5,935,791 und US-Patent Nr. 6,054,279, auf die hier
ausdrücklich Bezug genommen wird. Die Verwendung mikroelektronischer Matri
zen für die Analyse von Nucleinsäuren ist dem Fachmann von Literaturstellen
bekannt wie dem US-Patent Nr. 5,605,662 und US-Patent Nr. 5,632,957 sowie
den PCT-Veröffentlichungen Nr. WO 96/01836 und WO 97/12030.
Da Nucleinsäuren keine vollständige Komplementarität erfordern, um zu hybridi
sieren, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Sonden- und Primerse
quenzen bis zu einem gewissen Grad modifiziert sein können, ohne ihre Eignung
als SDA-Sonden und -Primer zu verlieren. Zum Beispiel befindet sich bei der
Primergestaltung der vorliegenden Erfindung die Erkennungsstelle der Restrikti
onsendonuclease zwischen dem 5'-targetbindenden Teil und dem 3-targetbin
denden Teil des AP und kann an der Hybridisierung mit der Targetnucleinsäure
beteiligt sein oder auch nicht. Wie in der Technik bekannt ist, kann eine Hybridi
sierung von komplementären und partiell komplementären Nucleinsäuresequen
zen durch Einstellung der Hybridisierungsbedingungen unter Erhöhung oder
Erniedrigung der Stringenz erhalten werden (d. h. Einstellung des Hybridisie
rungs-pH, der Temperatur oder des Salzgehalts des Puffers). Solche kleineren
Modifikationen der Primer- und Sondensequenzen sowie alle notwendigen Ein
stellungen der Hybridisierungsbedingungen erfordern nur Routineversuche, die
der Fachmann leicht durchführen kann.
Die unter Verwendung der hier offenbarten Primer erzeugten Amplifikationspro
dukte können anhand einer charakteristischen Größe nachgewiesen werden, zum
Beispiel auf Polyacrylamid- oder Agarosegelen, die mit Ethidiumbromid angefärbt
sind. Alternativ dazu können amplifizierte Targetsequenzen mittels einer Assay
sonde nachgewiesen werden, bei der es sich um ein Oligonucleotid handelt, das
mit einem nachweisbaren Marker markiert ist. In einer Ausführungsform kann
wenigstens eine markierte Assaysonde zum Nachweis amplifizierter Targetse
quenzen durch Hybridisierung (eine Detektorsonde), durch Hybridisierung und
Verlängerung, wie es von Walker et al. beschrieben wurde (1992, Nucl. Acids
Res. 20: 1691-1696) (ein Detektorprimer), oder durch Hybridisierung, Verlänge
rung und Umwandlung in eine doppelsträngige Form, wie es in der EP 0 678 582
beschrieben wurde (ein Signalprimer), verwendet werden. Vorzugsweise wird die
Assaysonde so ausgewählt, dass sie mit einer Sequenz im Target hybridisiert,
die sich zwischen den Amplifikationsprimern befindet, d. h. es sollte sich um eine
interne Assaysonde handeln. Alternativ dazu kann auch ein Amplifikationsprimer
oder dessen targetbindende Sequenz als Assaysonde verwendet werden. Die
Amplifikation und/oder Detektion kann auf einer mikroelektronischen Matrix
erfolgen.
Der nachweisbare Marker der Assaysonde ist eine Struktureinheit, die entweder
direkt oder indirekt als Hinweis auf die Gegenwart der Targetnucleinsäure nach
gewiesen werden kann. Für einen direkten Nachweis des Markers können Assay
sonden mit einem Radioisotop markiert sein und durch Autoradiographie nach
gewiesen werden, oder sie können mit einer Fluoreszenz-Struktureinheit mar
kiert sein und durch Fluoreszenz nachgewiesen werden, wie in der Technik be
kannt ist. Alternativ dazu können die Assaysonden auch indirekt nachgewiesen
werden, indem man sie mit einem Marker markiert, der zusätzliche Reagentien
erfordert, um nachweisbar zu sein. Zu den indirekt nachweisbaren Markern ge
hören zum Beispiel chemilumineszierende Mittel, Enzyme, die sichtbare Reakti
onsprodukte erzeugen, sowie Liganden (z. B. Haptene, Antikörper oder Antige
ne), die durch Bindung an markierte spezifische Bindungspartner (z. B. Antikör
per oder Antigene/Haptene) nachgewiesen werden können. Liganden sind auch
geeignet, um das ligandmarkierte Oligonucleotid (die Abfangsonde) auf einer
festen Phase zu immobilisieren und so seinen Nachweis zu erleichtern. Zu den
besonders gut geeigneten Markern gehören Biotin (nachweisbar durch Bindung
an markiertes Avidin oder Streptavidin) sowie Enzyme wie Meerrettich-Per
oxidase oder Alkalische Phosphatase (nachweisbar durch Hinzufügen von En
zymsubstraten, so dass farbige Reaktionsprodukte entstehen). Verfahren zur
Addition solcher Marker an oder zum Einbau solcher Marker in Oligonucleotide
sind in der Technik wohlbekannt, und alle diese Verfahren sind für die Verwen
dung in der vorliegenden Erfindung geeignet.
Beispiele für spezielle Nachweisverfahren, die eingesetzt werden können, sind
ein Chemilumineszenzverfahren, bei dem amplifizierte Produkte unter Verwen
dung einer biotinylierten Abfangsonde und einer enzymkonjugierten Detektor
sonde nachgewiesen werden, wie es im US-Patent Nr. 5,470,723 beschrieben
ist. Nach der Hybridisierung dieser beiden Assaysonden mit verschiedenen Stel
len im Assaybereich der Targetsequenz (zwischen den Bindungsstellen für die
beiden Amplifikationsprimer) wird der Komplex mit Hilfe der Abfangsonde auf
einer streptavidinbeschichteten Mikrotiterplatte abgefangen, und das chemilumi
neszente Signal wird entwickelt und in einem Luminometer abgelesen. Als weite
re Alternative für den Nachweis von Amplifikationsprodukten kann bei der SDA-
Reaktion ein Signalprimer mitverwendet werden, wie er in EP 0 678 582 be
schrieben ist. In dieser Ausführungsform werden markierte sekundäre Amplifika
tionsprodukte während der SDA in einer targetamplifikationsabhängigen Weise
erzeugt und können mittels des assoziierten Markers als Hinweis auf die Tar
getamplifikation nachgewiesen werden.
Wegen der kommerziellen Zweckmäßigkeit können Amplifikationsprimer für den
spezifischen Nachweis und die Identifizierung von Nucleinsäuren in Form eines
Kits verpackt sein, Typischerweise enthält ein solcher Kit wenigstens ein Paar
Amplifikationsprimer. Reagentien zur Durchführung einer Nucleinsäureamplifika
tionsreaktion können den targetspezifischen Amplifikationsprimern ebenfalls
zugegeben werden, zum Beispiel Puffer, zusätzliche Primer, Nucleotidtriphospha
te, Enzyme usw. Die Komponenten des Kits sind zusammen in einem gemeinsa
men Behälter verpackt, der gegebenenfalls auch Anweisungen zur Durchführung
einer speziellen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verfahren enthält.
Weitere wahlfreie Komponenten können ebenfalls in dem Kit enthalten sein, z. B.
ein mit einem Marker markiertes Oligonucleotid, das sich zur Verwendung als
Assaysonde eignet, und/oder Reagentien oder Mittel zum Nachweis des Markers.
Die targetbindenden Sequenzen der Amplifikationsprimer verleihen den Oligo
nucleotiden Artspezifität der Hybridisierung und verleihen der Amplifikations
reaktion daher Artspezifität. Die targetbindenden Sequenzen der Amplifikati
onsprimer der Erfindung eignen sich also auch für andere Nucleinsäure-
Amplifikationsvorschriften, wie PCR, herkömmliche SDA (ein Reaktionsschema,
das im wesentlichen dasselbe ist wie bei tSDA, aber unter Verwendung von me
sophilen Enzymen bei niedrigerer Temperatur durchgeführt wird), 3SR, NASBA
und TAS. Insbesondere können die targetbindenden Sequenzen der Erfindung
für jede Amplifikationsvorschrift eingesetzt werden, die eine cyclische spezifische
Hybridisierung von Primern mit der Targetsequenz, eine Verlängerung der Primer
unter Verwendung der Targetsequenz als Matrize und eine Abtrennung oder
Verdrängung der Verlängerungsprodukte von der Targetsequenz verwenden. Für
Amplifikationsverfahren, die keine speziellen nichttargetbindenden Sequenzen
erfordern (z. B. PCR), können die Amplifikationsprimer auch nur aus den target
bindenden Erkennungssequenzen der Amplifikationsprimer bestehen, wobei die
Stelle für die Restriktionsendonuclease durch irgendeine nichttargetspezifische
Sequenz ersetzt ist. Gemäß dieser Ausführungsform der Erfindung werden
Amplifikationsprimer bereitgestellt, die eine 5'-targetbindende Sequenz - nicht
targetbindende Sequenz - 3'-targetbindende Sequenz umfassen.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft die obigen
Primer, die für Nicht-SDA-Amplifikationsreaktionen geeignet sind, wobei einer
der Primer eine bis mehrere Fehlpaarungen (in Bezug auf das Target) im 3'-
targetspezifischen Bereich aufweist, z. B. 1 bis 10 Nucleotide, vorzugsweise 1 bis
3 Nucleotide. Diese modifizierten Primer sind für eine Fehlpaarungsamplifikation
und -detektion geeignet (SNP-Assay) (S. S. Sommer et al., 1989, Mayo Clin.
Proc. 64: 1361-1372).
Weitere Sequenzen, wie sie für die Durchführung einer ausgewählten Amplifika
tionsreaktion erforderlich sind, können gegebenenfalls zu den hier offenbarten
targetbindenden Sequenzen hinzugefügt werden, ohne die Artspezifität des Oli
gonucleotids zu verändern. Für andere Amplifikationsreaktionen (z. B. 3SR,
NASBA und TAS) können die Amplifikationsprimer aus der targetbindenden Se
quenz und zusätzlichen Sequenzen, die für die ausgewählte Amplifikationsreakti
on erforderlich sind (z. B. für die SDA erforderlichen Sequenzen, wie sie oben
beschrieben sind, oder einem Promotor, der durch RNA-Polymerase erkannt
wird, für 3SR), bestehen. Bei der Anpassung der targetbindenden Sequenzen der
Erfindung an andere Amplifikationsverfahren als SDA werden Routineverfahren
zur Herstellung von Amplifikationsprimern, wie chemische Synthese, und die
wohlbekannten strukturellen Anforderungen an die Primer der ausgewählten
Amplifikationsreaktion eingesetzt. Die targetbindenden Sequenzen der Erfindung
können daher bei einer Vielzahl von Amplifikationsreaktionen leicht an die Y.-
enterocolitica-spezifische Targetamplifikation und -detektion angepasst werden,
wobei man nur Routineverfahren für die Herstellung, Durchmusterung und Opti
mierung verwendet.
Bei der SDA sind die Bumperprimer für die Artspezifität wesentlich, da sie die
Funktion haben, die stromabwärts befindlichen artspezifischen Amplifikations
primerprodukte vom Target zu verdrängen. Die Bumperprimer müssen mit dem
Target stromaufwärts von den Amplifikationsprimern hybridisieren, so dass sie
bei Verlängerung den Amplifikationsprimer und sein Verlängerungsprodukt ver
drängen. Die besondere Sequenz des Bumperprimers ist daher im allgemeinen
nicht entscheidend und kann von jeder stromaufwärts gelegenen Targetsequenz
abgeleitet sein, die ausreichend nahe bei der Bindungsstelle des Amplifikati
onsprimers liegt, um eine Verdrängung des Verlängerungsprodukts des Amplifi
kationsprimers bei der Verlängerung des Bumperprimers zu ermöglichen. Gele
gentliche Fehlpaarungen mit dem Target in der Bumperprimersequenz oder ein
bestimmtes Maß an Kreuzhybridisierung mit Nichttargetsequenzen beeinträchti
gen die Amplifikationseffizienz im allgemeinen nicht, solange der Bumperprimer
noch in der Lage ist, mit der spezifischen Targetsequenz zu hybridisieren.
Bei Amplifikationsreaktionen unter Verwendung der Primer der Erfindung kann
Thymin eingebaut werden, wie es von Walker et al. gelehrt wird (1992, Nucl. Acids
Res. 20: 1691-1696), oder TTP kann in der Reaktion vollständig oder partiell durch
2'-Desoxyuridin-5'-triphosphat ersetzt werden, so dass die Kreuzkontamination
anschließender Amplifikationsreaktionen reduziert wird, wie es z. B. in EP
0 624 643 gelehrt wird. dU (Uridin) wird in Amplifikationsprodukte eingebaut und
kann durch Behandlung mit Uracil-DNA-Glycosylase (UDG) herausgeschnitten
werden. Durch diese abasischen Stellen wird das Amplifikationsprodukt in an
schließenden Amplifikationsreaktionen unamplifizierbar. Vor der Durchführung der
anschließenden Amplifikation kann UDG durch Uracil-DNA-Glycosylase-Inhibitor
(UGI) inaktiviert werden, um ein Herausschneiden von dU aus neu gebildeten
Amplifikationsprodukten zu verhindern.
SDA ist ein isothermes Verfahren der Nucleinsäureamplifikation, bei dem die Ver
längerung von Primern, die Erzeugung eines Einzelstrangbruchs an einer hemimo
difizierten Erkennungs-/Spaltungsstelle einer Restriktionsendonuclease, die Ver
drängung einzelsträngiger Verlängerungsprodukte, die Assoziation von Primern mit
den Verlängerungsprodukten (oder der ursprünglichen Targetsequenz) und die
anschließende Verlängerung der Primer erfolgen gleichzeitig in der Reaktionsmi
schung. Dies steht im Gegensatz zur PCR, bei der die Schritte der Reaktion als
Ergebnis der Temperaturcycluseigenschaft der Reaktion in diskreten Phasen oder
Cyclen erfolgen. SDA beruht auf 1) der Fähigkeit einer Restriktionsendonuclease,
einen Einzelstrangbruch im unmodifizierten Strang einer Hemiphosphorothioat-
Form ihrer doppelsträngigen Erkennungs-/Spaltungsstelle zu erzeugen, und 2) der
Fähigkeit bestimmter Polymerasen, die Replikation am Einzelstrangbruch einzulei
ten und die stromabwärts gelegenen Verlängerungsprodukte zu verdrängen. Nach
einer anfänglichen Inkubation bei erhöhter Temperatur (etwa 95°C), um dop
pelsträngige Targetsequenzen für die Assoziation der Primer zu denaturieren, er
folgen die anschließende Polymerisation und Verdrängung neu synthetisierter
Stränge bei einer konstanten Temperatur. Die Erzeugung jeder neuen Kopie der
Targetsequenz besteht aus fünf Schritten: 1) Bindung von Amplifikationsprimern
an eine ursprüngliche Targetsequenz oder ein zuvor polymerisiertes, verdrängtes
einzelsträngiges Verlängerungsprodukt, 2) Verlängerung der Primer durch eine
Polymerase ohne 5'→3'-Exonuclease-Funktion, die ein α-Thiodesoxynucleosid
triphosphat (α-Thio-dNTP) einbaut, 3) Erzeugung eines Einzelstrangbruchs in einer
hemimodifizierten doppelsträngigen Erkennungsstelle, 4) Dissoziation des Restrik
tionsenzyms von dem Einzelstrangbruch und 5) Verlängerung vom 3'-Ende des
Einzelstrangbruchs her durch die Polymerase ohne 5'→3'-Exonuclease-Funktion
unter Verdrängung des stromabwärts befindlichen, neu synthetisierten Stranges.
Die Erzeugung von Einzelstrangbrüchen, Polymerisation und Verdrängung erfolgen
gleichzeitig und kontinuierlich bei einer konstanten Temperatur, da die Verlänge
rung ausgehend von dem Einzelstrangbruch eine andere spaltbare Restriktionsstel
le regeneriert. Wenn ein Paar von Amplifikationsprimern verwendet wird, von de
nen jeder mit einem der beiden Stränge einer doppelsträngigen Targetsequenz
hybridisiert, verläuft die Amplifikation exponentiell. Der Grund dafür ist, dass der
Sense- und der Antisense-Strang in anschließenden Amplifikationsrunden als Mat
rizen für den entgegengesetzten Primer dienen. Wenn ein einzelner Amplifikati
onsprimer verwendet wird, erfolgt die Amplifikation linear, da nur ein Strang als
Matrize für die Primerverlängerung dient. Beispiele für Restriktionsendonucleasen,
die einen Einzelstrangbruch in ihren doppelsträngigen Erkennungs-/Spaltungsstel
len erzeugen, wenn ein α-Thio-dNTP eingebaut wird, sind HincII, HindII, AvaI, NciI
und Fnu4HI. Alle diese Restriktionsendonucleasen und andere, die die erforderliche
spaltende Wirkung haben, sind zur Verwendung in der herkömmlichen SDA geeig
net. Sie sind jedoch relativ thermolabil und verlieren oberhalb von etwa 40°C ihre
Aktivität.
Targets für die Amplifikation durch SDA können hergestellt werden, indem man
größere Nucleinsäuren durch Restriktion mit einer Endonuclease fragmentiert,
welche die Targetsequenz nicht schneidet. Es wird jedoch allgemein bevorzugt,
dass Targetnucleinsäuren mit ausgewählten Restriktionsendonuclease-Erken
nungs-/Spaltungsstellen für die Erzeugung des Einzelstrangbruchs in der SDA-
Reaktion so erzeugt werden, wie es von Walker et al. (1992, Nucl. Acids Res. 20:
1691-1696) und im US-Patent Nr. 5,270,184 (auf das hier ausdrücklich Bezug
genommen wird) beschrieben ist. Kurz gesagt, wenn die Targetsequenz doppel
strängig ist, werden vier Primer damit hybridisiert. Zwei der Primer (S1 und S2)
sind SDA-Amplifikationsprimer, und zwei (B1 und B2) sind externe oder Bum
perprimer. S1 und S2 binden an entgegengesetzte Stränge von doppelsträngigen
Nucleinsäuren, die die Targetsequenz flankieren. B1 und B2 binden an die Target
sequenz 5' (d. h. stromaufwärts) von S1 bzw. S2. Dann wird die Polymerase ohne
Exonucleasefunktion verwendet, um in Gegenwart von drei Desoxynucleosidtri
phosphaten und wenigstens einem modifizierten Desoxynucleosidtriphosphat
(z. B. 2'-Desoxyadenosin-5'-O-(1-thiotriphosphat), "dATPαS") alle vier Primer
gleichzeitig zu verlängern. Die Verlängerungsprodukte von S1 und S2 werden
dabei durch die Verlängerung von B1 und B2 von der ursprünglichen Targetse
quenzmatrize verdrängt. Die verdrängten einzelsträngigen Verlängerungspro
dukte der Amplifikationsprimer dienen als Targets für die Bindung der entgegen
gesetzten Amplifikations- und Bumperprimer (z. B. bindet das Verlängerungspro
dukt von S1 an S2 und B2). Der nächste Cyclus der Verlängerung und Verdrän
gung führt zu zwei doppelsträngigen Nucleinsäurefragmenten mit hemimodifi
zierten Restriktionsendonuclease-Erkennungs-/Spaltungsstellen an jedem Ende.
Diese sind geeignete Substrate für die Amplifikation durch SDA. Wie bei der SDA
finden die einzelnen Schritte der Targeterzeugungsreaktion gleichzeitig und
kontinuierlich statt, wobei Targetsequenzen mit den Erkennungs-/Spaltungsse
quenzen an den Enden entstehen, welche für die Erzeugung des Einzelstrang
bruchs durch das Restriktionsenzym bei der SDA erforderlich sind. Da alle Kom
ponenten der SDA-Reaktion bereits in der Targeterzeugungsreaktion vorhanden
sind, treten automatisch und kontinuierlich erzeugte Targetsequenzen in den
SDA-Cyclus ein und werden amplifiziert.
Zur Verhinderung einer Kreuzkontaminierung einer SDA-Reaktion durch die
Amplifikationsprodukte einer anderen kann dUTP anstelle von dTTP in SDA-
amplifizierte DNA eingebaut werden, ohne die Amplifikationsreaktion zu hem
men. Dann können die uracilmodifizierten Nucleinsäuren spezifisch erkannt und
durch Behandlung mit Uracil-DNA-Glycosylase (UDG) inaktiviert werden. Wenn
daher dUTP in einer früheren Reaktion in SDA-amplifizierte DNA eingebaut wird,
können alle anschließenden SDA-Reaktionen vor der Amplifikation von doppel
strängigen Targets mit UDG behandelt werden, und jede dU-haltige DNA aus
früher amplifizierten Reaktionen wird unamplifizierbar gemacht. Die in der an
schließenden Reaktion zu amplifizierende Target-DNA enthält kein dU und wird
durch die UDG-Behandlung nicht beeinträchtigt. Dann kann UDG vor der Amplifi
kation des Targets durch Behandlung mit UGI gehemmt werden. Alternativ dazu
kann UDG auch thermisch inaktiviert werden. In der tSDA kann die höhere Tem
peratur der Reaktion selbst (≧ 50°C) gleichzeitig verwendet werden, um UDG zu
inaktivieren und das Target zu amplifizieren.
SDA erfordert eine Polymerase, der die 5'→3'-Exonuclease-Aktivität fehlt, die die
Polymerisation an einem Einzelstrangbruch in doppelsträngigen Nucleinsäuren
einleitet und den Strang stromabwärts des Einzelstrangbruchs verdrängt, wäh
rend sie einen neuen komplementären Strang erzeugt und dabei den nicht ge
brochenen Strang als Matrize verwendet. Die Polymerase muss verlängern, in
dem sie Nucleotide an eine freie 3'-OH-Gruppe addiert. Um die SDA-Reaktion zu
optimieren, ist es auch wünschenswert, dass die Polymerase hochgradig prozes
siv ist, um die Länge der Targetsequenz, die amplifiziert werden kann, zu maxi
mieren. Hochgradig prozessive Polymerasen können neue Stränge mit erhebli
cher Länge polymerisieren, bevor sie abdissoziieren und die Synthese des Ver
längerungsprodukts beenden. Die Verdrängungswirkung ist für die Amplifikati
onsreaktion wesentlich, da sie das Target für die Synthese weiterer Kopien ver
fügbar macht und das einzelsträngige Verlängerungsprodukt erzeugt, an das bei
exponentiellen Amplifikationsreaktionen ein zweiter Amplifikationsprimer hybri
disieren kann. Die einzelstrangspaltende Wirkung des Restriktionsenzyms ist
ebenfalls von großer Wichtigkeit, da diese Einzelstrangbrüche die Reaktion fort
bestehen lassen und die Einleitung anschließender Runden der Targetamplifika
tion ermöglichen.
tSDA wird im wesentlichen als herkömmliche SDA durchgeführt, wie sie von Wal
ker et al. beschrieben ist (1992, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89: 392-396, und
1992, Nucl. Acids Res. 20: 1691-1696), wobei die gewünschte thermostabile
Polymerase und thermostabile Restriktionsendonuclease verwendet wird. Selbst
verständlich wird die Temperatur der Reaktion auf die höhere Temperatur einge
stellt, die für die verwendeten Enzyme geeignet ist, und die Erkennungs-/Spal
tungsstelle der HincII-Restriktionsendonuclease wird durch die geeignete Erken
nungs-/Spaltungsstelle der Restriktionsendonuclease für die ausgewählte thermo
stabile Endonuclease ersetzt. Ebenfalls im Gegensatz zu Walker et al. kann der
praktische Anwender die Enzyme schon vor dem anfänglichen Denaturierungs
schritt mit in das Reaktionsgemisch aufnehmen, wenn sie bei der Denaturierungs
temperatur ausreichend stabil sind. Bevorzugte Restriktionsendonucleasen für die
Verwendung bei der tSDA sind BsrI, BstNI, BsmAI, BslI und BsoBI (New England
BioLabs) und BstOI (Promega). Die bevorzugten thermophilen Polymerasen sind
Bca (Panvera) und Bst (New England BioLabs).
Homogene Echtzeit-Fluoreszenz-tSDA ist eine Modifikation der tSDA. Sie ver
wendet Detektoroligonucleotide, um ein reduziertes Fluoreszenzquenchen in
einer targetabhängigen Weise zu erzeugen. Die Detektoroligonucleotide enthal
ten ein Donor/Akzeptor-Farbstoffpaar, das so miteinander verknüpft ist, dass in
Abwesenheit des Targets ein Fluoreszenzquenchen erfolgt. Die Entfaltung oder
Linearisierung einer intramolekular basengepaarten Sekundärstruktur im Detek
toroligonucleotid in Gegenwart des Targets erhöht den Abstand zwischen den
Farbstoffen und reduziert das Fluoreszenzquenchen. Die Entfaltung der basenge
paarten Sekundärstruktur beinhaltet typischerweise eine intermolekulare Basen
paarung zwischen der Sequenz der Sekundärstruktur und einem komplementä
ren Strang, so dass die Sekundärstruktur wenigstens zum Teil zerstört wird. Sie
kann in Gegenwart eines komplementären Stranges ausreichender Länge voll
ständig linearisiert werden. In einer bevorzugten Ausführungsform befindet sich
eine Erkennungsstelle einer Restriktionsendonuclease (RERS) zwischen den bei
den Farbstoffen, so dass eine intermolekulare Basenpaarung zwischen der Se
kundärstruktur und einem komplementären Strang die RERS ebenfalls dop
pelsträngig und durch eine Restriktionsendonuclease spaltbar bzw. an einem
Strang spaltbar macht. Durch die Spaltung bzw. den Einzelstrangbruch durch die
Restriktionsendonuclease werden der Donor- und der Akzeptorfarbstoff auf ge
trennte Nucleinsäurefragmente aufgeteilt, was weiter zu einem reduzierten
Quenchen beiträgt. In beiden Ausführungsformen wird eine damit einhergehende
Änderung eines Fluoreszenzparameters (z. B. eine Erhöhung der Donorfluores
zenzintensität, eine Abnahme der Akzeptorfluoreszenzintensität oder ein Fluo
reszenzverhältnis vor und nach der Entfaltung) als Hinweis auf die Anwesenheit
der Targetsequenz überwacht. Die Überwachung einer Änderung in der Donor
fluoreszenzintensität ist bevorzugt, da diese Änderung typischerweise größer ist
als die Änderung der Akzeptorfluoreszenzintensität. Andere Fluoreszenzparame
ter, wie eine Änderung in der Fluoreszenzlebensdauer, können ebenfalls über
wacht werden.
Ein Detektoroligonucleotid für die homogene Echtzeit-Fluoreszenz-tSDA ist ein
Oligonucleotid, das sowohl einen einzelsträngigen 5'- oder 3'-Abschnitt, der mit
der Targetsequenz hybridisiert (die targetbindende Sequenz), als auch eine in
tramolekular basengepaarte Sekundärstruktur neben der targetbindenden Se
quenz umfasst. Die Detektoroligonucleotide der Erfindung umfassen weiterhin
ein Donor/Akzeptor-Farbstoffpaar, das mit dem Detektoroligonucleotid verknüpft
ist, so dass die Donorfluoreszenz gelöscht wird, wenn die Sekundärstruktur in
tramolekular basengepaart ist und die Entfaltung oder Linearisierung der Sekun
därstruktur zu einer Abnahme des Fluoreszenzquenchens führt. Die Spaltung
eines Oligonucleotids bezieht sich auf die Spaltung der Phosphodiesterbindungen
beider Stränge eines DNA-Duplex oder die Spaltung der Phosphodiesterbindung
einer einzelsträngigen DNA. Dies steht im Gegensatz zum Einzelstrangbruch,
was sich auf die Spaltung der Phosphodiesterbindung von nur einem der beiden
Stränge in einem DNA-Duplex bezieht.
Die Detektoroligonucleotide der Erfindung für die homogene Echtzeit-Fluores
zenz-tSDA umfassen eine Sequenz, die unter den ausgewählten Reaktionsbedin
gungen für die Primerverlängerung oder -hybridisierung eine intramolekular
basengepaarte Sekundärstruktur bildet. Die Sekundärstruktur befindet sich ne
ben der targetbindenden Sequenz des Detektoroligonucleotids, so dass wenigs
tens ein Teil der targetbindenden Sequenz einen einzelsträngigen 3'- oder 5'-
Schwanz bildet. Der hier verwendete Ausdruck "neben der targetbindenden Se
quenz" bedeutet, dass die gesamte oder ein Teil der targetbindenden Sequenz in
einem 5'- oder 3'-Schwanz, der für die Hybridisierung mit dem Target zur Verfü
gung steht, einzelsträngig zurückbleibt. Das heißt, die Sekundärstruktur umfasst
nicht die gesamte targetbindende Sequenz. Ein Teil der targetbindenden Se
quenz kann an der intramolekularen Basenpaarung in der Sekundärstruktur
beteiligt sein, sie kann die Gesamtheit oder einen Teil einer ersten Sequenz
beinhalten, die an der intramolekularen Basenpaarung in der Sekundärstruktur
beteiligt ist, sie kann die Gesamtheit oder einen Teil einer ersten Sequenz bein
halten, die an der intramolekularen Basenpaarung in der Sekundärstruktur
beteiligt ist, aber vorzugsweise nicht in ihre komplementäre Sequenz hineinragt.
Wenn die Sekundärstruktur zum Beispiel eine Stamm-Schleifen-Struktur ist (z. B.
eine "Haarnadel") und die targetbindende Sequenz des Detektoroligonucleotids
als einzelsträngiger 3'-Schwanz vorliegt, kann die targetbindende Sequenz sich
auch durch den gesamten oder einen Teil des ersten Arms des Stammes sowie
gegebenenfalls durch die gesamte oder einen Teil der Schleife erstrecken. Die
targetbindende Sequenz erstreckt sich jedoch vorzugsweise nicht in den zweiten
Arm der Sequenz, die an der intramolekularen Basenpaarung im Stamm beteiligt
ist. Das heißt, es ist wünschenswert, zu vermeiden, dass beide Sequenzen an
der intramolekularen Basenpaarung in einer Sekundärstruktur beteiligt sind, die
zur Hybridisierung mit dem Target befähigt ist. Fehlpaarungen im intramolekular
basengepaarten Teil der Sekundärstruktur des Detektoroligonucleotids können
die Größe der Fluoreszenzänderung in Gegenwart des Targets reduzieren, sind
jedoch akzeptabel, wenn es auf die Assayempfindlichkeit nicht ankommt. Fehl
paarungen in der targetbindenden Sequenz des einzelsträngigen Schwanzes sind
ebenfalls akzeptabel, können jedoch in ähnlicher Weise die Assayempfindlichkeit
und/oder -spezifität reduzieren. Es ist jedoch ein Merkmal der vorliegenden Er
findung, dass eine perfekte Basenpaarung sowohl in der Sekundärstruktur als
auch in der targetbindenden Sequenz die Reaktion nicht beeinträchtigen. Perfek
te Paarungen in den an der Hybridisierung beteiligten Sequenzen verbessern die
Assayspezifität ohne negative Auswirkungen auf die Reaktionskinetik.
Wenn man sie zu der Amplifikationsreaktion gibt, werden die Detektoroligonuc
leotid-Signalprimer der Erfindung durch Hybridisierung und Verlängerung, wie es
oben beschrieben ist, in die doppelsträngige Form umgewandelt. Durch die
Strangverdrängung durch die Polymerase wird außerdem die Sekundärstruktur
entfaltet oder linearisiert und durch Synthese eines komplementären Stranges in
die doppelsträngige Form umgewandelt. Falls ein RERS vorhanden ist, wird es
ebenfalls doppelsträngig und durch die Restriktionsendonuclease spaltbar bzw.
an einem Strang spaltbar. Wenn die Sekundärstruktur durch die strangverdrän
gende Aktivität der Polymerase entfaltet oder linearisiert wird, nimmt der Ab
stand zwischen dem Donor- und dem Akzeptorfarbstoff zu, wodurch das Quen
chen der Donorfluoreszenz reduziert wird. Die damit verbundene Änderung der
Fluoreszenz entweder des Donor- oder des Akzeptorfarbstoffs kann als Hinweis
auf eine Amplifikation der Targetsequenz überwacht oder nachgewiesen werden.
Die Spaltung oder der Einzelstrangbruch des RERS erhöht die Größe der Fluores
zenzänderung im allgemeinen noch weiter, indem zwei getrennte Fragmente des
doppelsträngigen sekundären Amplifikationsprodukts erzeugt werden, an die
jeweils einer der beiden Farbstoffe geknüpft ist. Diese Fragmente können frei in
die Reaktionslösung diffundieren, was den Abstand zwischen den Farbstoffen des
Donor/Akzeptor-Paars weiter erhöht. Eine Erhöhung der Donorfluoreszenzinten
sität oder eine Abnahme der Akzeptorfluoreszenzintensität kann als Hinweis
darauf nachgewiesen und/oder überwacht werden, dass eine Amplifikation des
Targets stattfindet oder stattgefunden hat, aber andere Fluoreszenzparameter,
die durch die Nähe des Donor/Akzeptor-Farbstoffpaars beeinflusst werden, kön
nen ebenfalls überwacht werden. Eine Änderung der Fluoreszenzintensität des
Donors oder Akzeptors kann auch als Änderung eines Verhältnisses von Donor-
und/oder Akzeptorfluoreszenzintensität nachgewiesen werden. Zum Beispiel
kann eine Änderung der Fluoreszenzintensität nachgewiesen werden als a) Erhö
hung des Verhältnisses der Donorfluorophor-Fluoreszenz nach der Linearisierung
oder Entfaltung der Sekundärstruktur und der Donorfluorophor-Fluoreszenz im
Detektoroligonucleotid vor der Linearisierung oder Entfaltung oder b) Senkung
des Verhältnisses der Akzeptorfarbstoff-Fluoreszenz nach der Linearisierung oder
Entfaltung und der Akzeptorfarbstoff-Fluoreszenz im Detektoroligonucleotid vor
der Linearisierung oder Entfaltung.
Daraus geht hervor, dass die Detektoroligonucleotide der Erfindung neben der
SDA auch zur Verwendung als Signalprimer bei anderen Primerverlängerungs-
Amplifikationsverfahren (z. B. PCR, 3SR, TMA oder NASBA) angepasst werden
können. Zum Beispiel können die Verfahren zur Verwendung bei der PCR ange
passt werden, indem man PCR-Amplifikationsprimer bei der PCR verwendet
sowie eine strangverdrängende DNA-Polymerase, der die 5'→3'-Exonuclease-
Aktivität fehlt (z. B. Sequencing Grade Taq von Promega oder exo⁻ Vent oder exo⁻
Deep Vent von New England BioLabs). Die Detektoroligonucleotid-Signalprimer
hybridisieren mit dem Target stromabwärts von den PCR-Amplifikationsprimern,
werden verdrängt und doppelsträngig gemacht, im wesentlichen so, wie es für
die SDA beschrieben wurde. Bei der PCR kann gegebenenfalls jedes beliebige
RERS zur Verwendung im Detektor-Oligonucleotid ausgewählt werden, da typi
scherweise keine modifizierten Desoxynucleosidtriphosphate vorhanden sind, die
anstelle einer Spaltung des RERS einen Einzelstrangbruch induzieren könnten.
Da thermische Cyclen ein Merkmal der Amplifikation durch PCR sind, wird die
Restriktionsendonuclease für die Endpunktbestimmung der Amplifikation vor
zugsweise nach dem letzten Cyclus der Primerassoziation und -verlängerung bei
niedriger Temperatur hinzugefügt. Während der Amplifikation könnte jedoch
auch eine thermophile Restriktionsendonuclease vorhanden sein, die während
der Hochtemperaturphasen der PCR-Reaktion aktiv bleibt, so dass man einen
Echtzeitassay erhält. Wie bei SDA-Systemen reduziert die Trennung des Farb
stoffpaars das Fluoreszenzquenchen, wobei eine Änderung eines Fluoreszenzpa
rameters, wie der Intensität, als Hinweis auf die Amplifikation des Targets dient.
Die Fluoreszenzänderung, die aus der Entfaltung oder Linearisierung der Detek
toroligonucleotide resultiert, kann an einem ausgewählten Endpunkt der Reakti
on nachgewiesen werden. Da linearisierte Sekundärstrukturen jedoch gleichzeitig
mit der Hybridisierung oder Primerverlängerung erzeugt werden, kann die Fluo
reszenzänderung auch überwacht werden, während die Reaktion abläuft, d. h. in
"Echtzeit". Dieses homogene Echtzeit-Assayformat kann verwendet werden, um
halbquantitative oder quantitative Informationen über die ursprünglich vorhan
dene Menge des Targets zu erhalten. Zum Beispiel ist die Geschwindigkeit, mit
der sich die Fluoreszenzintensität während der Entfaltungs- oder Linearisierungs
reaktion ändert (entweder als Teil der Targetamplifikation oder in Nachweisver
fahren ohne Amplifikation), ein Hinweis auf die ursprünglichen Targetmengen.
Als Ergebnis erreicht die Donorfluoreszenz schneller einen ausgewählten Schwel
lenwert (d. h. kürzere Zeit bis zur Positivität), wenn mehr ursprüngliche Kopien
der Targetsequenz vorhanden waren. Die Abnahme der Akzeptorfluoreszenz
weist in ähnlicher Weise eine kürzere Zeit bis zur Positivität auf, welche nachge
wiesen wird als die Zeit, die zum Erreichen eines ausgewählten Minimalwertes
erforderlich ist. Außerdem ist die Geschwindigkeit der Änderung der Fluores
zenzparameter im Verlaufe der Reaktion größer bei Proben, die größere An
fangsmengen an Target enthalten, als bei Proben, die kleinere Anfangsmengen
an Target enthalten (d. h. erhöhte Steigung der Fluoreszenzkurve). Diese oder
andere Messungen, die in der Technik bekannt sind, können als Hinweis auf die
Gegenwart des Targets oder als Hinweis auf eine Amplifikation des Targets vor
genommen werden. Die Anfangsmenge an Target wird typischerweise durch
Vergleich der experimentellen Ergebnisse mit Ergebnissen für bekannte Target
mengen bestimmt.
Assays auf die Anwesenheit einer ausgewählten Targetsequenz gemäß den Ver
fahren der Erfindung können in Lösung oder auf einer festen Phase durchgeführt
werden. Homogene Echtzeit- oder Endpunktassays, bei denen das Detektoroli
gonucleotid als Primer fungiert, werden typischerweise in Lösung durchgeführt.
Hybridisierungsassays unter Verwendung der Detektoroligonucleotide der Erfin
dung können ebenfalls in Lösung durchgeführt werden (z. B. als homogene Echt
zeitassays), sind jedoch auch besonders gut für Festphasenassays für den Echt
zeit- oder Endpunktsnachweis eines Targets geeignet. Bei einem Festphasenas
say können Detektoroligonucleotide über interne oder terminale Marker unter
Verwendung von in der Technik bekannten Verfahren auf der festen Phase (z. B.
Kügelchen, Membranen oder dem Reaktionsgefäß) immobilisiert werden. Zum
Beispiel kann ein biotinmarkiertes Detektoroligonucleotid auf einer avidinmodifi
zierten festen Phase immobilisiert werden, wo es eine Fluoreszenzänderung
erzeugt, wenn es unter geeigneten Hybridisierungsbedingungen dem Target
ausgesetzt wird. Auf diese Weise erleichtert der Abfang des Targets die Abtren
nung des Targets aus der Probe und erlaubt die Entfernung von Substanzen in
der Probe, die den Nachweis des Signals oder andere Aspekte des Assays stören
können. Ein Beispiel für ein Festphasensystem, das verwendet werden kann, ist
eine elektronische Mikromatrix, d. h. ein aktives programmierbares elektroni
sches Matrixhybridisierungssystem.
Eine vereinfachte Version des aktiven programmierbaren elektronischen Matrix
hybridisierungssystems zur Verwendung mit dieser Erfindung wird wie folgt be
schrieben. Im allgemeinen trägt ein Substrat eine Matrix von elektronisch adres
sierbaren Mikroplätzen. Über den einzelnen Elektroden ist eine Permeations
schicht angeordnet. Die Permeationsschicht erlaubt den Transport von relativ
kleinen geladenen Entitäten durch die Schicht, verhindert jedoch, dass große
geladene Entitäten, wie DNA, direkt mit den Elektroden in Kontakt kommen. Die
Permeationsschicht vermeidet den elektrochemischen Abbau, der bei einem
direkten Kontakt mit den Elektroden in der DNA erfolgen würde. Sie dient wei
terhin dazu, die starke unspezifische Adsorption von DNA an Elektroden zu ver
meiden. Über der Permeationsschicht befinden sich Befestigungsbereiche, die
spezifische Bindungsstellen für Targetmaterialien liefern.
Im Betrieb umfasst ein Reservoir denjenigen Raum oberhalb der Befestigungsbe
reiche, der die gewünschten (sowie unerwünschten) Materialien für den Nach
weis, die Analyse oder Verwendung enthält. Geladene Entitäten, wie geladene
DNA, befinden sich innerhalb des Reservoirs. In einem Aspekt umfasst das akti
ve programmierbare Matrixsystem ein Verfahren zum Transportieren des gela
denen Materials zu einem der spezifischen Mikroplätze. Wenn er aktiviert ist,
erzeugt ein Mikroplatz den freifeldelektrophoretischen Transport jeder geladenen
funktionalisierten spezifischen Bindungsentität zur Elektrode hin. Wenn man zum
Beispiel eine Elektrode positiv machen würde und eine zweite Elektrode negativ,
würden zwischen den beiden Elektroden elektrophoretische Kraftlinien verlaufen.
Die Linien der elektrophoretischen Kraft bewirken den Transport von geladenen
Bindungsentitäten, die eine negative Nettoladung tragen, zur positiven Elektrode
hin. Geladene Materialien mit einer positiven Nettoladung bewegen sich unter
der elektrophoretischen Kraft zur negativ geladenen Elektrode hin. Wenn die
Bindungsentität mit der negativen Nettoladung, die funktionalisiert wurde, als
Ergebnis ihrer Bewegung unter der elektrophoretischen Kraft mit der Befesti
gungsschicht in Kontakt kommt, wird die funktionalisierte spezifische Bindungs
entität kovalent an die Befestigungsschicht gebunden, die der ersten Elektrode
entspricht.
Elektrophoretischer Transport resultiert allgemein aus dem Anlegen einer Span
nung, die ausreicht, um eine Elektrolyse und einen Ionentransport innerhalb des
Systems zu ermöglichen. Es resultiert elektrophoretische Mobilität, und ein
Strom fließt durch das System, wie etwa durch Ionentransport durch die Elektro
lytlösung. Auf diese Weise kann über den Stromfluss der Ionen ein vollständiger
Stromkreis gebildet werden, wobei der Rest des Stromkreises durch die her
kömmlichen elektronischen Komponenten, wie die Elektroden und die gesteuerte
Schaltung, vervollständigt wird. Für eine wässrige Elektrolytlösung, die her
kömmliches Material, wie Natriumchlorid, Natriumphosphat, Puffer und ionische
Spezies, enthält, ist die Spannung, die eine Elektrolyse und einen Ionentransport
induziert, zum Beispiel größer oder gleich ungefähr 1,2 Volt.
Es ist möglich, die Befestigungsschichten, die keiner Reaktion unterliegen, zu
schützen, indem man ihre entsprechenden Elektroden negativ macht. Dies führt
zu elektrophoretischen Kraftlinien, die aus solchen Befestigungsbereichen her
vorkommen. Die elektrophoretischen Kraftlinien dienen dazu, negativ geladene
Bindungsentitäten von der Nichtreaktanten-Befestigungsschicht weg und zur
Befestigungsschicht, die der ersten Elektrode entspricht, hinzutreiben. Auf diese
Weise wird um die Befestigungsschichten herum, von denen man wünscht, das
sie zu diesem Zeitpunkt nichtreaktiv gegenüber den geladenen Molekülen sind,
ein "Kraftfeld"-Schutz gebildet.
Ein in hohem Maße vorteilhaftes Ergebnis dieses Systems besteht darin, dass
geladene Bindungsmaterialien in Bereichen in der Nachbarschaft der Signalbe
festigungsschichten hochgradig konzentriert werden können. Wenn ein einzelner
Mikroplatz zum Beispiel positiv geladen ist und die übrigen Mikroplätze negativ
geladen sind, werden die Linien der elektrophoretischen Kraft einen Transport
der Bindungsentitäten mit der negativen Nettoladung zu dem positiv geladenen
Mikroplatz hin bewirken. Auf diese Weise kann ein Verfahren zum Konzentrieren
und Umsetzen von Analyten oder Reaktanten an jedem speziellen Mikroplatz auf
der Vorrichtung erreicht werden. Nach der Befestigung der spezifischen Bin
dungsentitäten an der Befestigungsschicht kann die darunterliegende Mikro
elektrode weiterhin in einem Gleichstrommodus betrieben werden. Dieses ein
zigartige Merkmal erlaubt es, relativ verdünnte geladene Analyten oder Reaktan
tenmoleküle, die sich frei in Lösung befinden, schnell zu jedem spezifischen
Mikroplatz, der auf der entgegengesetzten Ladung wie die Analyten- oder Reak
tantenmoleküle gehalten wird, zu transportieren, dort zu konzentrieren und
seriell oder parallel umzusetzen. Diese Fähigkeit, verdünnte Analyten- oder
Reaktantenmoleküle an ausgewählten Mikroplätzen zu konzentrieren, beschleu
nigt die Reaktionsgeschwindigkeiten an diesen Mikroplätzen stark.
Nachdem die gewünschte Reaktion beendet ist, kann das Potential der Elektrode
umgekehrt werden, so dass eine elektrophoretische Kraft in der Richtung entsteht,
die der früheren anziehenden Kraft entgegengerichtet ist. Auf diese Weise können
unspezifische Analyten oder nicht umgesetzte Moleküle von dem Mikroplatz ent
fernt werden. Spezifische Analyten oder Reaktionsprodukte können von jedem
Mikroplatz freigesetzt und für die weitere Analyse zu anderen Plätzen transportiert,
an anderen adressierbaren Plätzen gespeichert oder vollständig aus dem System
entfernt werden. Durch diese Entfernung oder Dekonzentration von Materialien
durch Umkehrung des Feldes wird die Diskriminierungsfähigkeit des Systems er
höht, da, dies zu einer Entfernung unspezifisch gebundener Materialien führt. Durch
Steuerung der Menge der jetzt abstoßenden elektrophoretischen Kraft auf unspezi
fisch gebundene Materialien auf der Befestigungsschicht kann eine elektronische
Stringenzkontrolle erreicht werden. Indem man das elektrische Potential an der
Elektrode anhebt, so dass ein ausreichendes Feld entsteht, um partiell hybridisierte
DNA-Sequenzen zu entfernen und dadurch eine Identifizierung einzelner fehlge
paarter Hybridisierungen zu erlauben, können Punktmutationen identifiziert wer
den.
Operationen an den verschiedenen Befestigungsschichten können parallel oder
seriell durchgeführt werden. Zum Beispiel kann eine Reaktion zuerst an einer ers
ten Befestigungsschicht erfolgen, wobei man sich die gezeigten Potentiale zu Nutze
macht. Das Potential an einer ersten Elektrode kann umgekehrt, d. h. negativ ge
macht, werden, und das Potential an der benachbarten zweiten Elektrode kann
positiv gemacht werden. Auf diese Weise erfolgt eine serielle Reaktion. Materialien,
die nicht spezifisch an die erste Befestigungsschicht gebunden wurden, würden
durch die elektrophoretische Kraft zur Befestigungsschicht transportiert. Auf diese
Weise wird der Konzentrationsaspekt ausgenutzt, um hohe Konzentrationen an
dieser speziellen Befestigungsschicht zu erhalten, die dann der positiven elek
trophoretischen Kraft ausgesetzt ist. Als nächstes können die konzentrierten Mate
rialien zu einer benachbarten oder einer anderen Befestigungsschicht bewegt wer
den. Alternativ dazu kann der Schutz von mehreren Befestigungsschichten in dem
Sinne aufgehoben werden, dass es ein elektrophoretisches Nettokraftfeld gibt, das
aus der Elektrode hervorkommt und durch die Befestigungsschicht hinaus in das
Reservoir verläuft. Durch Aufheben des Schutzes der mehrfachen Befestigungs
schicht werden Multiplexreaktionen durchgeführt. Jede einzelne Stelle kann im
wesentlichen dadurch als getrenntes biologisches "Reagenzglas" dienen, dass sich
die besondere Umgebung, die durch eine gegebene Befestigungsschicht angespro
chen wird, von den Umgebungen der anderen Befestigungsschichten unterscheiden
kann.
In einer Ausführungsform enthält die Permeationsschicht Avidin, und einer der
SDA-Primer enthält Biotin. Nach der Amplifikation werden die Amplikons elektro
nisch auf der Matrix adressiert und binden an das Avidin. Dann werden eine oder
mehrere markierte Detektorsonden hinzugefügt und mit den Amplikons hybridisie
ren gelassen. Dann wird die Anwesenheit hybridisierter Detektorsonden nachge
wiesen. In einer zweiten Ausführungsform werden eine oder mehrere Abfangson
den so gestaltet, dass sie mit der amplifizierten Nucleinsäure hybridisieren. Jede
Abfangsonde enthält Biotin und ist auf eine Matrix entweder gebunden oder elekt
ronisch adressiert und gebunden, wobei die Permeationsschicht Avidin enthält.
Dann werden die Amplikons elektronisch auf die Matrix adressiert und hybridisie
ren mit den Abfangsonden. Dann werden eine oder mehrere markierte Detektor
sonden hinzugefügt und mit den Amplikons hybridisieren gelassen. Dann wird die
Anwesenheit hybridisierter Detektorsonden nachgewiesen.
Weitere Einzelheiten zu der elektronischen Mikromatrix und damit verbundenen
Systemen sind beschrieben von Heller et al. (1997, US-Patent Nr. 5,605,662;
1997, US-Patent Nr. 5,682,957; 1997, PCT-Veröffentlichung Nr. WO 97/12030)
und Sosnowski et al. (1998, PCT-Veröffentlichung Nr. WO 98/10273), auf die hier
ausdrücklich Bezug genommen wird.
Außerdem sind Techniken, die SDA und elektronische Mikromatrizen verwenden,
einschließlich mehrerer Assayformate in der gleichzeitig anhängigen Anmeldung
Serial No. 09/290,632, eingereicht am 12. April 1999, offenbart, worauf hier aus
drücklich Bezug genommen wird. In einer Ausführungsform, die in dieser Anmel
dung beschrieben ist, wird ein Sandwichassay verwendet, bei dem eine ein
zelsträngige Abfangsonde elektronisch auf der Matrix abgeschieden wird und dazu
dient, einen Strang eines geladenen Moleküls, wie einer Targetnucleinsäure oder
eines Amplikons davon, abzufangen. Eine Vielzahl verschiedener Moleküle, wie
Nucleinsäureabfangsonden, kann elektronisch auf verschiedenen Feldern der Mat
rix abgeschieden werden. Vorzugsweise wird die Hybridisierung des Targetmole
küls oder des Amplikons mit der Abfangsonde elektronisch durchgeführt. Nach dem
Abfang des geladenen Moleküls an den Abfangstellen kann das abgefangene Mole
kül mit einer markierten Reportersonde nachgewiesen werden, die an das abge
fangene Molekül bindet.
In einer zweiten Ausführungsform, die in dieser Anmeldung beschrieben ist, wird
auf der Mikromatrix eine elektronische Amplifikation durchgeführt. In dieser Aus
führungsform wird die Targetnucleinsäure elektronisch in der Nähe verankerter
Primer konzentriert, die sich an einer Abfangstelle befinden und bei einem SDA-
oder anderen Amplifikationsverfahren verwendet werden. Elektronische Hybridisie
rung wird verwendet, um die Matrizenmoleküle mit den verankerten SDA-Primern
zu hybridisieren. Dann werden die Mikrochips mit einer SDA-Reaktionsmischung
inkubiert, die die SDA-Komponenten außer der Matrize und den Amplifikationspri
mern enthält. Nachdem die Reaktion abgebrochen wurde, werden die Produkte
denaturiert, und der Mikrochip wird mit Reportersonden inkubiert, um die Anwe
senheit von Targetnucleinsäure nachzuweisen. Diese Ausführungsformen zeigen,
dass (a) die Amplifikation auf einer elektronischen Mikromatrix mit anschließender
Analyse durchgeführt werden kann oder (b) die Amplifikation in Lösung durchge
führt und dann die Analyse auf einer elektronischen Mikromatrix durchgeführt
werden kann.
Die folgenden Beispiele erläutern spezielle Ausführungsformen der hier beschrie
benen Erfindung. Wie der Fachmann erkennen wird, sind verschiedene Änderungen
und Modifikationen möglich, die im Umfang der beschriebenen Erfindung liegen.
K2HPO4 (pH 7,6), MgOAc, Desoxynucleotid-5'-triphosphat (dATP, dGTP, dTTP), 2'-
Desoxycytosin-5'-O-(1-thiotriphosphat) (dCTPαS), Trehalose, BSA, Restriktionsen
zym BsoBI, exo-Bst-DNA-Polymerase, genomische DNA von Yersinia enterocolitica
(Typ 3, Stamm 89A7489) und genomische DNA aus humaner Placenta wurden
großzügigerweise von Becton Dickinson (Becton Dickinson Microbiology Systems,
Sparks, MD, USA) bereitgestellt. Genomische DNA aus Kalbsthymus wurde von
Sigma (St. Louis, MO, USA) bezogen. Alle Oligonucleotide wurden von Synthetic
Genetics (San Diego, CA, USA) synthetisiert und sind in Tabelle 1 zusammenge
fasst. Die APs wurden durch PAGE gereinigt, und andere Oligonucleotide wurden
durch HPLC gereinigt. Reporteroligonucleotidsonden wurden mit einem 5'-Amin
synthetisiert und bei Nanogen mit Bodipy Texas Red (BTR) konjugiert. Abfangson
den wurden am 5'-Ende biotinyliert, Nichtdenaturierende Gele (10% Acrylamid-
TBE-Gel) wurden von Novex (San Diego, CA, USA) bezogen. Der DNA-
Molekulargewichtsmarker VIII wurde von Boehringer Mannheim (Indianapolis, IN,
USA) bezogen. Die Micro-Bio-Spin-Chromatographiesäule wurde von Bio-Rad (Her
cules, CA, USA) bezogen. Oligo Primer Analysis Software Version 5.0 wurde von
Wojcinch Rychlik National Biosciences (Plymouth, MN) bezogen.
AP: Amplifikationsprimer; BP: Bumperprimer; C: Abfangsonde; R: Reportersonde;
S: Sense; A: Antisense; die BsoBI-Erkennungsstelle ist halbfett gedruckt.
Genomische DNA von Y. enterocolitica wurde seriell in 100 ng/µl genomischer DNA
aus Kalbsthymus oder genomischer DNA aus humaner Placenta verdünnt. Die
Endkonzentration von fremdgenomischer DNA betrug 0,5 µg pro Reaktion. Die
Amplifikationsreaktionen wurden unter den von Spargo et al. (1993, Mol. Cell.
Probes 10: 247-256) beschriebenen Bedingungen mit einigen Modifikationen
durchgeführt. SDA-Reaktionen wurden in einem Volumen von 50 µl durchgeführt
mit einer Endkonzentration von 9,75 mM MgOAc, jeweils 1,4 mM dATP, dGTP,
dTTP und dCTPαS, 35 mM K2HPO4, 4 µg BSA, 1,8% (Gew./V) Trehalose, jeweils
500 nM APs, jeweils 50 nM BPs, 1,8 E BsoBI und 3,8 E exo-Bst. Vor der Zugabe
des Enzymgemischs (10 µl, die 1,8 E BsoBI, 3,8 E exo-Bst, 9% (Gew./V) Trehalo
se, 2 µg BSA und 87,5 mM K2HPO4< 24793 00070 552 001000280000000200012000285912468200040 0002010123183 00004 24674/SUB< enthielten) wurde das unvollständige Reakti
onsgemisch (40 µl), das verschiedene Mengen genomischer Target-DNA enthielt,
5 min lang auf 95°C erhitzt, um die Matrize zu denaturieren, und anschließend
2 min lang auf 60°C erhitzt, um die Primer mit den Matrizen zu assoziieren. Nach
der Zugabe des Enzymgemischs wurde das Reaktionsgemisch 30 min lang bei
60°C inkubiert und dann 1-2 min lang auf Eis gehalten, um die Reaktion abzubre
chen.
3. Nachweis von SDA-Produkten
Nach der SDA wurden 5 µl der Amplifikationsreaktion auf einem 10%igen denatu
rierenden Gel laufen gelassen und durch Anfärben mit Ethidiumbromid sichtbar
gemacht. Die Spezifität der Produkte wurde unter Verwendung von elektronischer
Hybridisierung mit biotinylierten Abfangsonden nachgewiesen, die sich auf einer
Mikroelektrodenmatrix befanden (Sosnowski et al., 1997, Proc. Nat. Acad. Sci.
USA; 94: 1119-1123). Für den Mikroelektrodenmatrixassay (Chipassay) wurde die
Probe zuerst entsalzt, wobei Micro-Bio-Spin-Chromatographiesäulen nach der im
Handbuch des Herstellers beschriebenen Vorgehensweise verwendet wurden. L-
Histidin (50 mM) wurde als Austauschpuffer verwendet. Ein Aliquot der entsalzten
Probe (20 µl) wurde zur Denaturierung der DNA 5 min lang in siedendem Wasser
erhitzt und bis zur Verwendung auf Eis gelegt. Die denaturierte Probe wurde elekt
ronisch zu vorbestimmten Feldern adressiert, und die Felder wurden mit 50 mM L-
Histidin gewaschen. In 1 × STE gelöste, BTR-markierte Reportersonde wurde bei
22°C 5 min lang mit den Targets hybridisiert. Nach dem Waschen mit STE wurde
die Kartusche gescannt, und die Ergebnisse wurden aufgezeichnet.
4. Ergebnisse
Der in diesem Beispiel verwendete ursprüngliche yst-Primersatz (ystAP1S, ystAP1A,
ystBP1S und ystBP1A; Tabelle 1) ist einer der empfindlichsten Primersätze, die zur
Verwendung im Standard-SDA-Verfahren gestaltet wurden. Es gab keine vorher
sagbaren 3'-Endwechselwirkungen zwischen diesen beiden APs. Sowohl der ur
sprüngliche Primersatz als auch die neu gestalteten Primersätze amplifizieren einen
ähnlichen Targetbereich, um die Variation zu minimieren, die durch das Amplifizie
ren verschiedener Targetsequenzen verursacht werden kann. Dieselben Reporter-
und Abfangsonden wurden für Chipassays verwendet. Wenn APs nach dem hier
beschriebenen Verfahren gestaltet wurden, beobachtete man vermehrte targetspe
zifische Amplifikationen und verminderte matrizenunabhängige, unspezifische
Amplifikationen im Vergleich zu Ergebnissen vom ursprünglichen Primersatz (Fig.
3). Um zu zeigen, dass die erhöhte Empfindlichkeit und Spezifität auf die Verwen
dung neuer APs und nicht auf die Verwendung neuer BPs zurückzuführen waren,
wurde zuerst einer der ursprünglichen BPs durch einen der neuen BPs ersetzt. Die
Ergebnisse zeigten, dass es keine wesentlichen Unterschiede in der SDA-
Produktausbeute zwischen diesen beiden BPs gab (Fig. 2, 3* im Vergleich zu 1*).
Um zu sehen, ob die beobachtete Verbesserung auf die Längenunterschiede der
amplifizierten Produkte zurückzuführen waren, wurde das Verfahren durchgeführt,
indem man einen der ursprünglichen BPs und APs durch einen der neuen BPs bzw.
APs ersetzte. Amplifizierte Produkte aus dieser Substitution haben genau die glei
chen Längen wie die ursprünglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass mit dem substi
tuierten Primersatz mehr targetspezifische Produkte erzeugt wurden (Fig. 2, 2*
im Vergleich zu 1*). Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sind die erhöhte
Empfindlichkeit, Spezifität und Ausbeute anscheinend auf die Verwendung des
neuen Schemas für die AP-Gestaltung zurückzuführen.
Da der 3'-Teil von APs an Primerwechselwirkungen und exponentiellen PD-Ampli
fikationen beteiligt ist, war es wünschenswert, die Länge dieses Teils zu minimie
ren und so die Wahrscheinlichkeit von Primerwechselwirkungen und unspezifischen
PD-Amplifikationen zu reduzieren. Es wurden APs gestaltet, die dieselbe Sequenz
5' von der BsoBI-Erkennungssequenz aufweisen, aber unterschiedliche Längen an
den 3'-Enden haben. Die Ergebnisse zeigten, dass effiziente targetspezifische
Amplifikationen ab einer Länge des 3'-Endteils von 12 bis 9 bp erhalten wurden
(Fig. 3). Die Effizienz war vermindert, wenn APs mit einer Länge des 3'-Endteils
von 6 bp verwendet wurden. Es war nicht überraschend, dass die Ampifikationsef
fizienz bei dem Primersatz ystAP3S und ystAP3A höher war als bei dem Primersatz
ystAP2S und ystAP2A, da es eine 2-bp-Primer-3'-Endwechselwirkung zwischen
ystAP2S und ystAP2A gibt und es laut Vorhersage durch die Oligo-Software keine
vorhersagbare 3'-Endwechselwirkung zwischen ystAP3S und ystAP3A gibt.
SDA unter Verwendung von Primern, die mit dem oben beschriebenen Verfahren
gestaltet wurden, wurde auch mit SDA verglichen, bei dem Primer mit Standard
gestaltung für das sodB-Gen von Campylobacter, das shigaartige Toxin I von E.
coli und invA von Salmonella verwendet wurden. Die erhaltenen Ergebnisse waren
den hier gezeigten Ergebnissen sehr ähnlich. Der zeitliche Verlauf der SDA-
Reaktion wurde ebenfalls getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass ausgehend von 10
Targetkopien nach nur 10 min SDA bei 60°C nachweisbare targetspezifische
Amplifikationsprodukte erhalten wurden. Die Produkte erreichten ihr Maximum in
25-30 min (Fig. 4). Nachweisbare targetspezifische Produkte wurden auch ausge
hend von 5 Kopien Targetmatrize erhalten. Genomische DNA aus Kalbsthymus
oder genomische DNA aus humaner Placenta wurden als Fremd-DNA verwendet,
um klinische Proben nachzubilden. Es gab eine starke Bande vom Amplifikati
onsprodukt bei etwa 115 bp bei der negativen Kontrolle ohne Matrize, wenn ge
nomische DNA aus Kalbsthymus in dieser negativen Kontrolle vorhanden war
(Fig. 4A). Diese Bande trat auch auf, wenn eine geringere Targetkopienzahl mit dem
Primersatz ystAP3S und ystAP3A verwendet wurde (Fig. 3). Die Ergebnisse von
Chipassays zeigten, dass das Produkt von dieser Bande den targetspezifischen
Nachweis nicht störte (Fig. 4B). Vermutlich stammte das Produkt von unspezifi
schen Wechselwirkungen und Amplifikationen zwischen Hintergrund-DNA und dem
verwendeten Primersatz.
Gemäß der obigen Beschreibung wurden Primer gestaltet, die außerdem eine
nichttargetspezifische Sequenz 3' von der BsoBI-Stelle zwischen der BsoBI-Stelle
und der 3'-targetspezifischen Sequenz enthielten. Die Amplifikationsprimer ystAP5S
und ystAP5A enthielten 6 Nucleotide nichttargetspezifische Sequenz und 6 Nucleo
tide targetspezifische Sequenz 3' von der BsoBI-Stelle. Diese Primer haben die
folgenden Sequenzen, wobei die BsoBI-Erkennungsstelle halbfett gedruckt ist, die
statistische Sequenz unterstrichen ist und die targetspezifische (bindende) Se
quenz kursiv gedruckt ist:
ystAP5S-AATgCTgTCTTCATTTggAgC CTCgggAggTCCAACAgT (SEQ ID NO: 14)
ystAP5A-CggCTggTggCAACggAggATCTCgggTgCTCgTgTATA (SEQ ID NO : 15)
SDA unter Verwendung dieser Amplifikationsprimer mit Bumperprimern (ystBP2S
und ystBP2A) wurde durchgeführt, und die Ergebnisse sind in den Fig. 5A
(Gelelektrophorese) und 5B (Chipnachweis) gezeigt. Im Vergleich zu SDA unter
Verwendung von Amplifikationsprimern ohne die 3'-nichttargetspezifische Sequenz
zeigte sich, dass bei jeder SDA-Reaktion dieselben Ergebnisse erhalten wurden.
Beispiel 2
Multiplex-DNA-Amplifikation und -Nachweis
1. Materialien
K2HPO4 (pH 7,6), MgOAc, dATP, dGTP, dTTP, 2'-Desoxycytosin-5'-O-(1-thio
triphosphat) (dCTPαS), Trehalose, BSA, Restriktionsenzym BsoBI, DNA-Polymerase
exo-Bst, genomische DNA von Yersinia enterocolitica (Typ 3, Stamm 89A7489),
genomische DNA von Salmonella enterica (ATCC 10749), genomische DNA von E.
coli (ATCC 43890) und genomische DNA aus humaner Placenta wurden großzügi
gerweise von Becton Dickinson (Becton Dickinson Microbiology Systems, Sparks,
MD, USA) bereitgestellt. Oligonucleotide wurden von Synthetic Genetics (San Die
go, CA, USA) synthetisiert und sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Die Amplifikati
onsprimer (APs) wurden durch PAGE gereinigt, und andere Oligonucleotide wurden
durch HPLC gereinigt. Reportersonden wurden mit einem 5'-Amin synthetisiert und
mit Bodipy Texas Red (BTR) konjugiert. Abfangsonden wurden am 5'-Ende biotiny
liert. Micro-Bio-Spin-Chromatographiesäulen wurden von Bio-Rad (Hercules, CA,
USA) bezogen. Nichtdenaturierende Gele (10% Acrylamid-TBE-Gele) wurden von
Novex (San Diego, CA, USA) bezogen. Der DNA-Molekulargewichtsmarker VIII
wurde von Boehringer Mannheim (Indianapolis, IN, USA) bezogen.
AP: Amplifikationsprimer; BP: Bumperprimer; C: Abfangsonde; R: Reportersonde;
S: Sense; A: Antisense; die BsoBI-Erkennungsstelle ist halbfett gedruckt.
2. Strangverdrängungsamplifikation
SDA-Amplifikationsreaktionen wurden unter den in Beispiel 1 beschriebenen Be
dingungen durchgeführt. Kurz gesagt, die Standard-SDA-Reaktion wurde in einem
Volumen von 50 µl durchgeführt mit einer Endkonzentration von 9,75 mM MgOAc,
jeweils 1,4 mM dATP, dGTP, dTTP und dCTPαS, 35 mM K2HPO4 (pH 7,6), 4 µg BSA,
1,8% (Gew./V) Trehalose, 500 nM von jedem AP, 50 nM von jedem Bumperprimer
(BP), 1,8 E BsoBI, 3,8 E exo-Bst und unterschiedliche Mengen genomischer Target-
DNA. Die Konzentration der Target-DNA wurde bestimmt, indem man die Extinkti
on bei A260 maß, und die DNA wurde in 100 ng/µl genomischer DNA aus humaner
Placenta verdünnt. Bei jeder SDA-Reaktion wurde genomische DNA aus humaner
Placenta (0,5 µg) als fremdgenomische DNA verwendet, um klinische Proben nach
zubilden. Vor der Zugabe des Enzymgemischs (10 µl, die 1,8 E BsoBI, 3,8 E exo⁻
-Bst, 9% (Gew./V) Trehalose, 2 µg BSA und 87,5 mM K2HPO4 enthielten) wurde das
unvollständige Reaktionsgemisch (40 µl, die alle anderen SDA-Komponenten ent
hielten), 5 min lang auf 95°C erhitzt, um die Matrizen zu denaturieren, und an
schließend 2 min lang bei 60°C inkubiert, um die Primer mit den Matrizen zu asso
ziieren. Dann wurde das auf Raumtemperatur befindliche Enzymgemisch zu dem
unvollständigen Reaktionsgemisch gegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 30 min
lang bei 60°C inkubiert und dann 1-2 min lang auf Eis gehalten, um die Reaktion
abzubrechen.
3. Nachweis von SDA-Produkten
Nach der SDA-Reaktion wurden die SDA-Produkte nach Elektrophorese auf einem
nichtdenaturierenden Acrylamidgel durch Anfärben mit Ethidiumbromid sichtbar
gemacht, wobei die endgültige Bestätigung durch elektronische Hybridisierung mit
einer Mikroelektrodenmatrix von Nanogen erfolgte, auf die biotinylierten targetspe
zifischen Abfangsonden immobilisiert waren, wie es in Beispiel 1 beschrieben ist.
Eine nichttargetspezifische biotinylierte Sonde (femA-Gen von Staphylococcus
aureus) wurde ebenfalls als negative Kontrolle auf der Matrix immobilisiert. Für
den Chipassay wurden Aliquote von SDA-Proben zuerst entsalzt, wobei Micro-Bio-
Spin-Chromatographiesäulen nach der im Handbuch des Herstellers beschriebenen
Vorgehensweise verwendet wurden. L-Histidin (50 mM) wurde als Austauschpuffer
verwendet. Die entsalzte Probe (20 µl) wurde zur Denaturierung der DNA 5 min
lang in siedendem Wasser erhitzt und bis zur Verwendung auf Eis gelegt. Die dena
turierten Proben wurde elektronisch 30 s lang mit 400 nA/Feld zu vorbestimmten
Feldern adressiert. BTR-markierte Reportersonde (500 nM in 1 × STE) wurde zu der
Kartusche gegeben und bei 22°C 5 min lang mit DNA-Proben hybridisiert. Nach
mehrmaligem Waschen mit 0,2 × STE wurde die Kartusche nach Fluoreszenz ges
cannt, und die Ergebnisse wurden aufgezeichnet.
4. Ergebnisse
Multiplex-Amplifikation ist eine Strategie, um gleichzeitig zwei oder mehr Target
sequenzen zu amplifizieren. Jede Amplifikationsreaktion ist spezifisch, aber in
einer einzigen Reaktionsmischung wird mehr als ein Target amplifiziert. Bei der
Multiplex-Amplifikation ist die Amplifikationseffizienz jeder Matrize verschieden,
und einige Produkte werden mit höherer Effizienz erzeugt als andere. Es ist
schwierig, Multiplex-Matrizen zu coamplifizieren, ohne einige der Bedingungen
anzupassen, insbesondere wenn die eingesetzten Targetkopienzahlen klein sind
(Chamberlain & Chamberlain, 1994, in The Polymerase Chain Reaction, Multis et al.
(Hrsg.), Birkhäuser, Boston, S. 38-46). Eines der effektivsten Verfahren besteht
darin, die Konzentration jedes Primersatzes einzustellen. Zuerst wurde die Amplifi
kationseffizienz jeder Matrize in Triplex-Primersätzen mit den Standard-Primer
konzentrationen getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass SLTI am effizientesten
amplifiziert wurde, und invA am wenigsten effizient (Fig. 5). Es gibt mehrere
mögliche Gründe für die Effizienzvariationen. Erstens ist die Schmelztemperatur
(Tm) für jeden Primersatz unterschiedlich. Zweitens ist es möglich, dass Bst-DNA-
Polymerase dCsTP nicht so effizient einbaut wie natives dCTP, so dass ein unter
schiedlicher Prozentanteil von C in den Matrizen zu einer unterschiedlichen Amplifi
kationseffizienz führt. Drittens steht die Effizienz einer SDA in engem Zusammen
hang mit der Größe des Amplikons; die Amplifikationseffizienz nimmt für jede
Zunahme der Targetlänge von 50 bp um das 5- bis 100fache ab (Walker, 1993,
PCR-Verfahren und Anwendungen 3: 1-6). Die Länge des Amplikons ohne Einzel
strangbruch beträgt 93 bp für SLTI, 96 bp für yst und 103 bp für invA. Viertens
sind die Primerwechselwirkungen für jeden einzelnen Primersatz unterschiedlich.
Auf der Basis der SDA-Ergebnisse einer Monoplex-Amplifikation in Triplex-
Primersätzen wurden mehrere Primerkonzentrationen für die Coamplifikationen
getestet, indem man die Primerkonzentration für invA unverändert ließ und die
Primerkonzentrationen für yst und SLTI änderte. Eine äquivalente Coamplifikation
von zwei oder drei Targets wurde am besten erreicht, wenn die AP/BP-
Konzentrationen auf 400 nM/40 nM für yst und auf 200 nM/20 nM für SLTI redu
ziert wurden. Andere Reaktionsparameter wurden nicht angepasst, da wir mit
diesen Reaktionsparametern konsistente Ergebnisse erhielten, um mehrere ver
schiedene Targetgene von verschiedenen Organismen von Bakterien bis zum Men
schen zu amplifizieren. Mit den oben beschriebenen Primerkonzentrationen wurden
alle drei Matrizen sehr gut coamplifiziert, und targetspezifische Signale wurden
bereits für 10 Kopien des eingesetzten Targets nachgewiesen (Fig. 7). Außerdem
wurde festgestellt, dass bei Triplex-Primersätzen die Fluoreszenzsignale für jedes
Target bei Coamplifikationen mit drei Matrizen stärker waren als bei Coamplifikati
onen mit zwei Matrizen. Anhand der Gelelektrophorese zeigte sich, dass es bei der
Amplifikationsreaktion mit drei Matrizen weniger Hintergrundbanden gab als bei
der Amplifikationsreaktion mit zwei Matrizen. Der Grund dafür ist vermutlich, dass
bei den Amplifikationsreaktionen mit drei Matrizen mehr Primer für die targetspezi
fischen Amplifikationen verwendet werden und daher weniger freie Primer für
Primerwechselwirkungen und PD-Amplifikationen übrig blieben. Wenn zwei Matri
zen in Triplex-Primersätzen amplifiziert wurden, blieben mehr freie Primer für eine
unspezifische Amplifikation übrig.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es durch die Gestaltung von Primern
zur Vermeidung von Primerwechselwirkungen und durch die Anpassung der Pri
merkonzentrationen möglich ist, drei oder noch mehr Targetsequenzen bei der
SDA zu amplifizieren und ohne Einstellung anderer Reaktionsparameter eine ähnli
che Empfindlichkeit wie bei der Multiplex-PCR zu erreichen.
Beispiel 3
Erzeugung von ssDNA durch SDA
1. Materialien
K2HPO4 (pH 7,6), MgOAc, dATP, dGTP, dTTP, 2'-Desoxycytosin-5'-O-(1-thio
triphosphat) (dCTPαS), Trehalose, BSA, Restriktionsenzym BsoBI, DNA-Polymerase
exo-Bst, genomische DNA von Yersinia enterocolitica und genomische DNA aus
humaner Placenta wurden großzügigerweise von Becton Dickinson (Becton Dickin
son Microbiology Systems, Sparks, MD, USA) bereitgestellt. Primer wurden mit den
hier beschriebenen Verfahren gestaltet. Oligonucleotide wurden von Synthetic
Genetics (San Diego, CA, USA) synthetisiert und sind in Tabelle 3 zusammenge
fasst. Alle Amplifikationsprimer wurden durch PAGE gereinigt, und andere Oligo
nucleotide wurden durch HPLC gereinigt. Reportersonden wurden mit einem 5'-
Amin synthetisiert und mit Bodipy Texas Red (BTR) konjugiert. Abfangsonden
wurden am 5'-Ende biotinyliert. Micro-Bio-Spin-Chromatographiesäulen wurden
von Bio-Rad (Hercules, CA, USA) bezogen.
AP: Amplifikationsprimer; BP: Bumperprimer; C: Abfangsonde; R: Reportersonde;
S: Sense; A: Antisense; die BsoBI-Erkennungsstelle ist halbfett gedruckt.
2. Strangverdrängungs-Amplifikationsreaktionen
Die Amplifikationsreaktionen wurden unter den in Beispiel 1 beschriebenen Bedin
gungen durchgeführt. Kurz gesagt, die SDA-Reaktionen wurden in einem Volumen
von 50 µl durchgeführt mit einer Endkonzentration von 9,75 mM MgOAc, jeweils
1,4 mM dATP, dGTP, dTTP und dCTPαS, 35 mM K2HPO4 (pH 7,6), 4 µg BSA, 1,8%
(Gew./V) Trehalose, 500 nM Amplifikationsprimer 1 (ystAP3S), 250 nM Amplifikati
onsprimer 2 (ystAP3A), 250 nM blockierender Primer (ystAP4A), jeweils 50 nM
Bumperprimer, 1,8 E Restriktionsenzym BsoBI, 3,8 E exo-Bst-DNA-Polymerase und
verschiedene Kopien von genomischer DNA von Y. enterocolitica, die in 100 ng/µl
genomischer DNA aus humaner Placenta verdünnt war. Die Endkonzentration an
genomischer DNA aus humaner Placenta betrug 0,5 µg pro Reaktion. Diese Kom
ponenten wurden in zwei Mischungen aufgeteilt. Mischung 1 (40 µl, die MgOAc,
dNTPs, Matrizen, Primer, die Hälfte des BSA sowie K2HPO4 enthielten) wurde 5 min
lang auf 95°C erhitzt, um die Matrize zu denaturieren, und anschließend 2 min
lang auf 60°C erhitzt, um die Primer mit den Matrizen zu assoziieren; dann wur
den 10 µl Mischung 2 (die die übrigen SDA-Komponenten enthielt) hinzugefügt.
Das Reaktionsgemisch wurde 30 min lang bei 60°C inkubiert und dann 1-2 min
lang auf Eis gehalten, um die Reaktion abzubrechen.
3. Nachweis von SDA-Produkten
SDA-Produkte wurden unter Verwendung von passiver oder elektronischer Hybridi
sierung mit auf Mikroelektrodenmatrizen befindlichen biotinylierten Abfangsonden
nachgewiesen, wie es in Beispiel 1 beschrieben ist. Kurz gesagt, die biotinmarkier
te targetspezifische Abfangoligonucleotidsonde und die nichttargetspezifische Son
de wurden elektronisch zu vorbestimmten Feldern adressiert. Aliquote von SDA-
Proben wurden entsalzt, wobei Micro-Bio-Spin-Chromatographiesäulen nach der im
Handbuch des Herstellers beschriebenen Vorgehensweise verwendet wurden. L-
Histidin (50 mM) wurde als Austauschpuffer verwendet. Für die passive Target
hybridisierung wurden nicht entsalzte, nicht denaturierte SDA-Proben (20 µl) in die
Kartusche geladen und 20 min lang bei 37°C passiv mit Sonden hybridisiert. Für
die elektronische Hybridisierung wurden entsalzte Proben zuerst durch 5 min Erhit
zen in siedendem Wasser denaturiert. Die Proben wurden elektronisch zu vorbe
stimmten Feldern adressiert. Die Felder wurden mit 50 mM L-Histidin gewaschen.
BTR-markierte Reportersonde wurde passiv mit der DNA hybridisiert. Nach Wa
schen mit STE wurde die Kartusche nach Fluoreszenz gescannt, und die Ergebnisse
wurden aufgezeichnet.
4. Ergebnisse
Wenn ssDNA erzeugt wurde, sollten Signale nur dann nachgewiesen werden, wenn
für einen einzelnen Strang der amplifizierten DNA spezifische Reporter- und Ab
fangsonden verwendet wurden, um SDA-Produkte mit passiver Hybridisierung
nachzuweisen. Es sollten keine Signale nachgewiesen werden, wenn Reporter- und
Abfangsonde für einen anderen Strang verwendet wurden. Das in diesem Beispiel
beschriebene Experiment war so gestaltet, dass Sense-ssDNA entstand. Die Er
gebnisse zeigten, dass Signale nachgewiesen wurden, wenn Antisense-Reporter
sonde und Antisense-Abfangsonde verwendet wurden (Fig. 8A). Ausgehend von
Sense-Reportersonde und Sense-Abfangsonde wurden keine Signale nachgewie
sen. Diese Ergebnisse zeigten, dass nach diesem Verfahren ssDNA erhalten wurde.
Schwache Signale wurden auch ausgehend von regulärer SDA mit einer eingesetz
ten Targetkopienzahl von 102 nachgewiesen (Fig. 8A). Vermutlich waren die aus
gehend von der regulären SDA gefundenen schwachen Signale auf eine leicht
ungleichmäßige Amplifikation der beiden Stränge zurückzuführen. Die elektroni
sche Hybridisierung wird durch Salzkonzentrationen in Proben beeinflusst. Für die
elektronische Hybridisierung ist eine Entsalzung der Probe erforderlich. Wenn bei
der elektronischen Hybridisierung entsalzte Proben verwendet wurden, waren die
Signale stärker im Vergleich zu den Ergebnissen der passiven Hybridisierung (Fig.
8B); dies bedeutet, dass ein Teil der amplifizierten DNA in doppelsträngiger Form
vorlag, obwohl die absoluten Signalzahlen wegen unterschiedlicher Kartuschen und
unterschiedlicher Hybridisierungsbedingungen zuweilen irreführend sein können.
Selbst bei elektronischer Hybridisierung waren ausgehend von asymmetrischen
SDA-Produkten erhaltene Signale stärker als die ausgehend von regulären SDA-
Produkten erhaltenen Signale, da unter unseren Hybridisierungsbedingungen ein
bestimmter Prozentanteil der denaturierten DNA zurück zu dsDNA assoziiert und
bei asymmetrischer SDA weniger dsDNA erzeugt wurde. Unter Verwendung der
selben Prinzipien zur Erzeugung von ssDNA für den Sense-Strang des yst-Gens
und des E.-coli-SLTI-Gens wurden ähnliche Ergebnisse erhalten.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Beispiel ein einfaches SDA-
Verfahren zur Herstellung von ssDNA beschreibt. Eine Optimierung von Bedingun
gen für individuelle DNA-Matrizen war nicht erforderlich. Dieses Verfahren kann
verwendet werden, um nachweisbare Mengen von ssDNA für einen Chipassay zu
erzeugen. Dieses Verfahren liefert mehr Informationen, um ein total integriertes
Instrument zu erreichen, das zur Durchführung von Amplifikation und Nachweis
befähigt ist.
Beispiel 4
Primer für die SSDA-Amplifikation
Gemäß der vorliegenden Erfindung wurden Primer für das sodB-Gen von Campylo
bacter, das Gen für das shigaartige Toxin II (SLTII) von E. coli und das ipaH-Gen
von Shigella gestaltet. Diese Primer sind in Tabelle 4 aufgeführt. Unter Verwen
dung dieser Primer wurden erfolgreiche SDA-Amplifikationen durchgeführt.
AP: Amplifikationsprimer; BP: Bumperprimer; C: Abfangsonde; R: Reportersonde;
S: Sense; A: Antisense; die BsoBI-Erkennungsstelle ist halbfett gedruckt.
Claims (24)
1. Oligonucleotid, das sich für eine Primerverlängerungsreaktion eignet und
eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine
3'-targetbindende Sequenz aufweist.
2. Oligonucleotid gemäß Anspruch 1, wobei die 5'-targetbindende Sequenz 1
Nucleotid bis 50 Nucleotide umfasst.
3. Oligonucleotid gemäß Anspruch 1, wobei die 3'-targetbindende Sequenz 5
Nucleotide bis 30 Nucleotide umfasst.
4. Oligonucleotid gemäß Anspruch 1, wobei die nichttargetbindende Sequenz 1
Nucleotid bis 30 Nucleotide umfasst.
5. Oligonucleotid gemäß Anspruch 1, wobei die Primerverlängerungsreaktion
eine Strangverdrängungsamplifikation ist und die nichttargetbindende Se
quenz eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym ist, in der während
der Strangverdrängungsamplifikation durch ein Restriktionsenzym ein Ein
zelstrangbruch erzeugt wird.
6. Oligonucleotid gemäß Anspruch 1, wobei 1 Nucleotid bis 10 Nucleotide in
der 3'-targetbindenden Sequenz Fehlpaarungen sind.
7. Paar von Amplifikationsprimern, umfassend:
- a) einen ersten Primer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nicht targetbindende Sequenz und eine 3'-targetbindende Sequenz um fasst; und
- b) einen zweiten Primer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'-targetbindende Sequenz umfasst.
8. Kit, umfassend:
- a) das Paar von Amplifikationsprimern gemäß Anspruch 7; und
- b) ein oder mehrere Detektoren, die in der Lage sind, ein amplifiziertes Produkt nachzuweisen.
9. Verfahren zum Nachweis der Anwesenheit oder Abwesenheit einer Target
nucleinsäure in einer Probe, wobei das Verfahren die folgenden Schritte um
fasst:
- a) Behandeln der Probe mit einem Paar von Nucleinsäureprimern in einer Primerverlängerungsreaktion, wobei ein erster Primer eine 5'- targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'-targetbindende Sequenz umfasst und ein zweiter Primer eine 5'- targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'-targetbindende Sequenz umfasst; und
- b) Nachweisen eines gegebenenfalls vorhandenen amplifizierten Nuclein säureproduktes; wobei der Nachweis des amplifizierten Produkts die Anwesenheit der Tar getnucleinsäure anzeigt.
10. Verfahren gemäß Anspruch 9, wobei die 3'-targetbindenden Sequenzen
Fehlpaarungen umfassen.
11. Verfahren gemäß Anspruch 9, wobei die Primerverlängerungsreaktion eine
Strangverdrängungsamplifikation ist und die nichttargetbindende Sequenz
eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym ist, in der während der
Strangverdrängungsamplifikation durch ein Restriktionsenzym ein Einzel
strangbruch erzeugt wird.
12. Verfahren zum Amplifizieren einer Targetnucleinsäuresequenz einer Tar
getnucleinsäure, umfassend:
- a) Hybridisieren folgender Substanzen mit der Nucleinsäure:
- 1. ein erster Amplifikationsprimer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'- targetbindende Sequenz umfasst; und
- 2. ein zweiter Amplifikationsprimer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'- targetbindende Sequenz umfasst; und
- b) Verlängern des hybridisierten ersten und zweiten Amplifikationspri mers an der Targetnucleinsäuresequenz in einer Primerverlänge rungsreaktion, wodurch die Targetnucleinsäuresequenz amplifiziert wird.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, wobei die 3'-targetbindenden Sequenzen
Fehlpaarungen umfassen.
14. Verfahren gemäß Anspruch 12, das weiterhin das Nachweisen der ampüfi
zierten Targetnucleinsäure durch Hybridisierung mit einer Detektorsonde
umfasst.
15. Verfahren gemäß Anspruch 12, wobei die Primerverlängerungsreaktion eine
Strangverdrängungsamplifikation ist und die nichttargetbindende Sequenz
eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym ist, in der während der
Strangverdrängungsamplifikation durch ein Restriktionsenzym ein Einzel
strangbruch erzeugt wird.
16. Verfahren zur Erzeugung von einzelsträngiger DNA in einer Primerverlän
gerungsreaktion, umfassend:
- a) Hybridisieren folgender Substanzen mit der Nucleinsäure:
- 1. ein erster Amplifikationsprimer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'- targetbindende Sequenz umfasst; und
- 2. ein zweiter Amplifikationsprimer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'- targetbindende Sequenz umfasst, wobei die 3'-targetbindende Sequenz aus 2 bis 7 Nucleotiden der 3'-targetbindenden Se quenz des ersten Primers besteht; und
- 3. ein dritter Amplifikationsprimer, der eine 5'-targetbindende Sequenz, eine nichttargetbindende Sequenz und eine 3'- targetbindende Sequenz umfasst; und
- b) Verlängern des hybridisierten ersten, zweiten und dritten Amplifikati onsprimers an der Targetnucleinsäuresequenz in einer Primerverlän gerungsreaktion, wodurch die zu der Targetnucleinsäuresequenz komplementäre einzelsträngige DNA amplifiziert wird.
17. Verfahren gemäß Anspruch 16, wobei die Primerverlängerungsreaktion eine
Strangverdrängungsamplifikation ist und die nichttargetbindende Sequenz
eine Erkennungsstelle für ein Restriktionsenzym ist, in der während der
Strangverdrängungsamplifikation durch ein Restriktionsenzym ein Einzel
strangbruch erzeugt wird.
18. DNA-Molekül, das ein Oligonucleotid umfasst, das aus der Gruppe ausge
wählt ist, die aus Oligonucleotiden mit den SEQ ID NO: 1-42 besteht.
19. DNA-Molekül gemäß Anspruch 18, wobei das Oligonucleotid aus der Grup
pe ausgewählt ist, die aus Oligonucleotiden mit den SEQ ID NO: 1, 2, 5-8,
14-17, 22, 23, 28, 31, 32, 35, 36, 39 und 40 besteht.
20. DNA-Molekül gemäß Anspruch 18, wobei das Oligonucleotid aus der Grup
pe ausgewählt ist, die aus Oligonucleotiden mit den SEQ ID NO: 3, 4, 9,
10, 18, 19, 24, 25, 33, 34, 37, 38, 41 und 42 besteht.
21. DNA-Molekül gemäß Anspruch 18, wobei das Oligonucleotid aus der Grup
pe ausgewählt ist, die aus Oligonucleotiden mit den SEQ ID NO: 11, 20,
26 und 29 besteht.
22. DNA-Molekül gemäß Anspruch 18, wobei das Oligonucleotid aus der Grup
pe ausgewählt ist, die aus Oligonucleotiden mit den SEQ ID NO: 12, 21,
27 und 30 besteht.
23. DNA-Molekül gemäß Anspruch 18, wobei das Oligonucleotid aus der Grup
pe ausgewählt ist, die aus Oligonucleotiden mit der SEQ ID NO: 13 be
steht.
24. DNA-Molekül gemäß Anspruch 19, wobei eine Erkennungsstelle CTCGGG
für ein Restriktionsenzym durch eine nichttargetbindende Sequenz ersetzt
ist.
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