DE10121515A1 - Verfahren zur Herstellung von nicht-proteinogenen L-Aminosäuren - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von nicht-proteinogenen L-AminosäurenInfo
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Abstract
Verfahren zur Herstellung einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure mittels einer enzymatischen Biotransformation bei dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophilen Verbindung unter Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrolyse zu einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure umgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren bei einem pH-Wert im Bereich zwischen pH 5,0 und 7,4 durchgeführt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
nicht-proteinogenen L-Aminosäuren durch enzymatische Biotrans
formation.
Nicht-proteinogene Aminosäuren sind Aminosäuren, die in der
Natur nicht als Bausteine für die Proteinbiosynthese verwendet
werden und dadurch klar von den 20 proteinogenen Aminosäuren
abzugrenzen sind. Im Sinne der vorliegenden Erfindung wird die
sehr seltene Aminosäure L-Selenocystein, die durchaus in Pro
teinen vorkommt, den nicht-proteinogenen Aminosäuren zugerech
net.
Nicht-proteinogene Aminosäuren stellen interessante Verbindun
gen z. B. für die Herstellung von Pharma- und Agrowirkstoffen
dar. Sie können als Wirkstoff oder als Teil eines Wirkstoffs
in einer Art molekularer Mimikry die Struktur von natürlichen
Aminosäuren imitieren und dadurch zum Beispiel bei Rezeptor-
Interaktionen eine Modulation der natürlichen Reaktion bewir
ken. Zudem können sie ganz allgemein als chirale Verbindungen
im Rahmen des "chiral pool" als Synthesebausteine dienen.
Bisherige Herstellverfahren für nicht-proteinogene Aminosäuren
in enantiomerenreiner Form basieren meist auf aufwändigen Syn
thesen, die zudem meist nur Zugang zu einer bestimmten Verbin
dung erlauben. Nur wenige Verfahren ermöglichen durch den ein
fachen Austausch eines Eduktes die Herstellung verschiedener
Verbindungen. In den meisten Fällen handelt es sich um chemi
sche Synthesen, die ihrerseits meist schon von chiralen Bau
steinen ausgehen. Andere Verfahren kombinieren die chemische
Synthese von Razematen mit einer Razematspaltung, die häufig
enzymatisch durchgeführt wird.
Daneben sind auch einige enzymatische Verfahren beschrieben,
die von prochiralen Verbindungen ausgehen und die stereoselek
tive Synthese von nicht-proteinogenen Aminosäuren ermöglichen.
So können mit Hilfe von Transaminasen aus α-Ketosäuren mit L-
Glutaminsäure als Amino-Donor verschiedene nicht-proteinogene
Aminosäuren hergestellt werden(Taylor et al. 1998, TIBTECH 16:
412-418). Ein weiteres Beispiel ist die Synthese von L-tert-
Leucin mit Hilfe von Leucin-Dehydrogenase (Drauz 1997, Chimia
51: 310-314).
Ein besonders einfaches Verfahren zur Herstellung von nicht-
proteinogenen Aminosäuren durch direkte Fermentation von Mik
roorganismen ist in der Patentanmeldung DE 100 46 934 (angemel
det am 21.09.2000 vom gleichen Anmelder) beschrieben. Hierbei
kommen Organismen zum Einsatz, die einen deregulierten
Cystein-Stoffwechsel aufweisen und deshalb einen hohen Spiegel
an O-Acetyl-L-Serin bereitstellen. Diese Verbindung dient im
Cystein-Stoffwechsel als biosynthetischer Vorläufer von L-
Cystein. Letzteres entsteht durch Substitution der Acetat-
Gruppe an der β-Position gegen einen Thiolrest. Diese als β-
Substitution bezeichnete Reaktion wird von Enzymen der Klasse
O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen [EC 4.2.99.8] katalysiert.
Durch Zufütterung von nukleophilen Substanzen bestimmter Ver
bindungsklassen (Thiole, Azole bzw. Isoxazolinone) während der
Fermentation gehen diese in die β-Substitution ein und es wird
die Produktion von nicht-proteinogenen L-Aminosäuren erreicht.
Die Struktur der jeweiligen Reste der hergestellten Aminosäu
ren werden somit durch die zugeführte, nukleophile Verbindung
diktiert.
Ein Problem bei diesem Verfahren ist, dass die zugefütterten
nukleophilen Verbindungen nicht zu hoch dosiert werden dürfen,
da andernfalls durch die Verbindung selbst oder durch die re
sultierende Aminosäure toxische Effekte auf den Stoffwechsel
der Mikroorganismen hervorgerufen werden können. Dies trifft
insbesondere für viele Thiolverbindungen zu, da sie als redo
xaktive Substanzen in höheren Konzentrationen Toxizität besit
zen. Zudem ist der Einsatz von Thiolverbindungen in fermenta
tiven Verfahren sehr problematisch, weil sie bei intensiver
Belüftung im Fermenter zur Oxidation neigen und ohne techni
sche Vorkehrungen eine signifikante Geruchsbelästigung hervorrufen.
Auch ein Zufüttern von Azid oder Cyanid von denen be
kannt ist, dass sie in die β-Substitution mit O-Acetyl-L-
Serin-Sulfhydrylasen eingehen (Flint et al., 1996, J. Biol.
Chem. 271: 16053-16067), ist aufgrund ihrer hohen Toxizität
nicht möglich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren zur
Herstellung von nicht-proteinogenen L-Aminosäuren bereitzu
stellen, das einen hoch dosierten Einsatz von nukleophilen
Verbindungen - insbesondere auch von toxischen Verbindungen -
ermöglicht.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein enzymatisches Biotransforma
tionsverfahren, bei dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophi
len Verbindung unter Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase zu einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure umge
setzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren bei ei
nem pH-Wert im Bereich zwischen pH 5,0 und 7,4 durchgeführt
wird.
Durch dieses Verfahren wird die Synthese einer Vielzahl von
nicht-proteinogenen, enantiomerenreinen und zum Teil neuarti
gen L-Aminosäuren im industriellen Maßstab möglich.
O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen sind bekannt. Sie sind bisher
aus verschiedensten Pflanzen und Mikroorganismen isoliert wor
den. Am besten untersucht sind die entsprechenden bakteriellen
Enzyme von Salmonella typhimurium. In diesem Organismus exis
tieren zwei O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase-Enzyme, die mit
OASS-A bzw. OASS-B bezeichnet werden. Die zugehörigen Gene
sind ebenfalls bekannt und tragen die Bezeichnung cysK bzw.
cysM. Obwohl beide Enzyme einen sehr ähnlichen Reaktionsmecha
nismus besitzen, beträgt die Identität auf Basis der Aminosäu
resequenz nur 45%.
Für OASS-B (CysM) wurde beschrieben, dass sie im Gegensatz zu
OASS-A (CysK) in der Lage ist, eine Reaktion von O-Acetyl-L-
Serin mit Thiosulfat zu S-Sulfocystein zu katalysieren. Diese
Reaktion spielt beim Wachstum der Bakterien mit Thiosulfat als
einziger Schwefelquelle eine wichtige Rolle.
Sequenzvergleiche von O-Acetyl-L-Serin-Genen aus verschiedenen
Organismen zeigen zudem, dass es zwei phylogenetische Gruppen
gibt (Kitabatake et al., 2000, J. Bacteriol. 182: 143-145).
CysK von Salmonella typhimurium und Escherichia coli bilden
eine große Gruppe zusammen mit den O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylasen aus anderen Eubacteria, aus methanogenen Ar
chaea und aus Pflanzen. CysM von Salmonella typhimurium und E
scherichia coli liegen dagegen in einer sehr kleinen Verwandt
schaftsgruppe mit den O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen aus hy
perthermophilen Archaea (z. B. Pyrococcus, Sulfolobus, Thermo
plasma).
O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen im Sinne der vorliegenden Er
findung sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die Synthese von
L-Cystein aus O-Acetyl-L-Serin und Sulfid katalysieren können.
Sowohl CysM- als auch CysK-verwandte Enzyme sind daher O-
Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen im Sinne der vorliegenden Erfin
dung.
Obwohl einzelne Publikationen zeigen, dass O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylasen aus der CysK-Gruppe ein relativ breites Sub
stratspektrum aufweisen (Ikegami & Murakoshi, 1994, Phytoche
mistry 35: 1089-1104; Flint et al., 1996, J. Biol. Chem.
271: 16053-16067), wurde bisher die Möglichkeit des technischen
Einsatzes von O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen zur Produktion
von nicht-proteinogenen Aminosäuren nicht in Betracht gezogen.
Der entscheidende Grund, der einer technischen Realisierung
der enzymatischen Herstellung von nicht-proteinogenen Amino
säuren mit O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen bisher entge
genstand, liegt in der Instabilität von O-Acetyl-L-Serin gera
de in dem pH-Bereich, der dem Aktivitätsbereich der O-Acetyl-
L-Serin-Sulfhydrylasen entspricht.
O-Acetyl-L-Serin isomerisiert in Abhängigkeit vom pH-Wert zu
N-Acetyl-L-Serin. Die Reaktion ist irreversibel und beispiels
weise bei einem pH-Wert von 7,6 mit Raten von 1% × min-1 auch
extrem schnell. Die Reaktionsgeschwindigkeit sinkt mit abneh
mendem pH-Wert, so daß die Verbindung z. B. bei pH 4,0 stabil
ist. Der Mechanismus der Reaktion beruht auf einem intramole
kularen, nukleophilen Angriff der deprotonierten Aminogruppe
am Carbonyl-Kohlenstoff des Acyl-Rests (Tai et al. 1995, Bio
chemistry 34: 12311-12322).
Das pH-Optimum von O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen liegt dage
gen im Bereich von pH 8,0 (Ikegami & Murakoshi, 1994, Phyto
chemistry 35: 1089-1104; Tai et al. 1995, Biochemistry 34:
12311-12322) und somit in einem Bereich der bezüglich der
O-Acetyl-Serin-Isomerisierung sehr unvorteilhaft ist.
Aus diesem Grund schlagen Ikegami & Murakoshi eine biomimeti
sche Synthese von nicht-proteinogen Aminosäuren mit O-Acetyl-
L-Serin, Nukleophil, Pyridoxalphosphat und Metallionen (bevor
zugt Ga2+) vor. Diese Reaktion ist in einem pH-Bereich von 3,5
-5,5 möglich und gewährleistet somit die Stabilität von
O-Acetyl-L-Serin. Mit maximalen Ausbeuten < 45% ist die Effi
zienz dieser Methode jedoch nicht sehr hoch. Ein großer Nach
teil gegenüber der enzymatischen Synthese ist das Fehlen von
Enantioselektivität.
Eine weitere Aufgabe die durch das erfindungsgemäße Verfahren
gelöst wird, war es daher, ein enzymatisches Verfahren zur
Herstellung von enantiomerenreinen nicht-proteinogenen Amino
säuren bereitzustellen, das trotz der Inkompatibilität von
O-Acetyl-L-Serin-Stabilität und Enzymaktivitätsoptimum einen
effizienten enzymatischen Umsatz (<< 45%) bei geringer Isome
risierung gewährleistet.
Die Aufgabe wurde durch das erfindungsgemäße Verfahren gelöst,
da es sich vorzugsweise dadurch auszeichnet, dass
- - die Reaktion unterhalb des pH-Optimums der O-Acetyl-Serin- Sulfhydrylasen durchgeführt wird, und
- - das Enzym in ausreichend hoher Dosierung eingesetzt wird.
Der bevorzugte pH-Bereich für die Herstellung von nicht-pro
teinogenen Aminosäuren im Sinne der vorliegenden Erfindung ist
der pH-Bereich zwischen pH 5,0 und 7,4.
Besonders bevorzugt ist der pH-Bereich zwischen pH 6,0 und
7,1.
Der pH-Wert wird bevorzugt durch eine aktive pH-Kontrolle kon
stant gehalten, um auch der stöchiometrischen Bildung von Es
sigsäure entgegen zu wirken. Die aktive pH-Kontrolle wird vor
zugsweise durch eine Meß- und Regeleinheit bewerkstelligt, die
bei Abweichung des pH-Wertes vom Sollwert durch Dosierung ei
ner Lauge oder Säure den gewünschten pH-Wert wieder einstellt.
Die bisher in der Literatur beschriebenen Reaktionen zur Syn
these von nicht-proteinogenen Aminosäuren mit O-Acetyl-Serin-
Sulfhydrylasen wurden entgegen dem erfindungsgemäßen Vorgehen
im Bereich des pH-Optimums der O-Acetyl-Serin-Sulfhydrylasen,
ohne aktive pH-Regulierung und lediglich im analytischen Mass
stab durchgeführt. Zudem wurden ausnahmslos Enzyme der phylo
genetischen Gruppe der CysK-Enzyme verwendet.
Die Erfindung betrifft somit auch ein Verfahren zur Herstel
lung einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure bei dem O-Acetyl-
L-Serin mit einer nukleophilen Verbindung unter Katalyse einer
O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase zu einer nicht-proteinogenen L-
Aminosäure umgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als
O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase CysM eingesetzt wird.
Eine ausreichend hohe Dosierung des Enzyms gewährleistet, dass
auch außerhalb des pH-Optimums der Enzymreaktion ein ausrei
chender Umsatz stattfindet. Eine solche Enzymkonzentration ist
für das Verfahren vorzugsweise dann gegeben, wenn die Volumen
aktivität der O-Acetyl-Serin-Sulfhydrylase ACys mindestens 2 U
nits/ml im Ansatz beträgt. Besonders bevorzugt beträgt die
Aktivität 2-200 Units/ml. Die Aktivitätsbestimmung erfolgt
nach dem in Beispiel 3 beschriebenen Test.
Es konnte im Zuge der vorliegenden Erfindung beobachtet wer
den, dass auch O-Acetyl-Serin-Sulfhydrylasen aus der phyloge
netischen Gruppe der CysM-Enzyme hervorragende Enzyme für die
Herstellung von nicht-proteinogenen Aminosäuren darstellen.
Das Spektrum der als Substrat geeigneten Nukleophile ist über
raschenderweise sogar noch breiter als dasjenige der CysK-
Enzyme.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
wird die Enzymreaktion als kontinuierliches Verfahren betrie
ben. Hierbei wird während der Reaktion permanent O-Acetyl-L-
Serin, O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase und Nukleophil zudosiert
und gleichzeitig dem Ansatz eine Lösung enthaltend die nicht-
proteinogenen L-Aminosäure (Produktlösung) entnommen. Letzte
res geschieht vorzugsweise derart, dass das Volumen im Reakti
onsansatz gleichbleibend ist. Der besondere Vorteil dieser
Vorgehensweise ist, dass ein Fließgleichgewicht eingestellt
wird, so dass eine permanent niedrige Konzentration von
O-Acetyl-L-Serin im Ansatz vorliegt und somit die Isomerisie
rung vermindert wird. Vorzugsweise wird eine O-Acetyl-L-Serin-
Konzentration von < 1,0 g/l im Ansatz eingestellt. Dieser Wert
kann durch Variation der mittleren Verweilzeit der Lösung im
Reaktionsansatz gesteuert werden. Die Vorlage an O-Acetyl-L-
Serin für die kontinuierliche Umsetzung wird unter saurem pH-
Wert gehalten, vorzugsweise bei pH 4-5, um eine ausreichen
de Stabilität zu gewährleisten.
O-Acetyl-L-Serin war bisher nur aus chemischer Synthese durch
Acetylierung von L-Serin zugänglich und aufgrund der hohen
L-Serin-Preise teuer. Die am 15. Feb. 2001 eingereichte Anmel
dung DE 101 07 002 des gleichen Anmelders beschreibt ein fermen
tatives Verfahren zur Herstellung von O-Acetyl-L-Serin. Damit
ist zwar ein kostengünstiges Produktionssystem verfügbar, je
doch ist die Produktisolierung aus der Fermenterbrühe aufgrund
der Instabilität des O-Acetyl-L-Serin problematisch.
Ein Vorzug der vorliegenden Erfindung ist es, dass eine
O-Acetyl-L-Serin-haltige Fermenterbrühe wie sie z. B. aus einer
nach DE 101 07 002 durchgeführten Fermentation erhalten wird,
als O-Acetyl-L-Serin-Quelle direkt im erfindungsgemäßen Ver
fahren eingesetzt werden kann. Diese Vorgehensweise ist beson
ders ökonomisch und vermeidet die Isolierung einer instabilen
Verbindung.
Die Herstellung von O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen für die
Synthese von nicht-proteinogenen Aminosäuren erfolgt vorzugs
weise mit Hilfe von üblichen rekombinanten DNS-Techniken, wie
sie dem Fachmann geläufig sind.
Ein Gen, das für eine O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase kodiert,
wird hierfür in einen geeigneten Vektor kloniert und anschlie
ßend ein geeigneter Wirtsstamm transformiert. Als Wirtsstamm
eignet sich jeder Mikroorganismus, der rekombinanten DNS-
Techniken zugänglich ist und der für eine fermentative Her
stellung von rekombinanten Proteinen geeignet ist.
Ein bevorzugter Mikroorganismus zur Herstellung von O-Acetyl-
L-Serin-Sulfhydrylasen ist Escherichia coli.
Prinzipiell ist sowohl die chromosomale Integration des rekom
binanten O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase-Gens als auch die Ver
wendung auf einem selbstreplizierenden Plasmid-Vektor möglich.
Bei der Klonierung werden bevorzugt Vektoren verwendet, die
bereits genetische Elemente (z. B. regulierbare Promotoren,
Terminatoren) enthalten, die eine kontrollierte, stark indu
zierbare Expression des O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase-Gens
ermöglichen. Besonders bevorzugt sind Plasmid-Vektoren mit ho
her Kopienzahl wie beispielsweise die Escherichia coli-Vek
toren pUC18, pBR322, pACYC184 und ihre Derivate. Als stark in
duzierbare Promotoren eigenen sich beispielsweise lac-, tac-
trc-, lambda PL, ara- oder tet-Promotoren.
Die Produktion von O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen erfolgt
beispielsweise durch Kultivierung eines rekombinanten Mikroor
ganismenstammes durch Fermentation. Hierbei werden dem Fach
mann bekannte Anzuchtverfahren angewendet, wobei die Verfah
rensparameter dem jeweiligen Mikroorganismenstamm angepaßt
sein müssen. Als Nährmedien können sowohl Vollmedien als auch
Minimalmedien zum Einsatz kommen. Es kann sowohl ein batch-
als auch ein fed-batch-Prozeß angewendet werden. Bei Verwen
dung von induzierbaren Promotorsystemen wird zu einem geeigne
ten Zeitpunkt die Expression des O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase-Gens durch Zugabe eines entsprechenden Induktors
angeschaltet. Nach einer ausreichenden Produktionsphase werden
die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase-haltigen Zellen durch be
kannte Methoden (z. B. Zentrifugation) geerntet.
Das auf diese Art und Weise hergestellte O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase-Enzym kann durch gängige Methoden der Protein
reinigung isoliert werden. Dabei sind sowohl klassische Ver
fahren (z. B. Präzipitation, Ionenaustauschchromatographie,
hydrophobe Interaktionschromatographie, isoelektrische Fokus
sierung) anwendbar als auch moderne Affininitätschroma
tographie unter Verwendung von "Affinitätstags". Sequenzen,
die für diese Affinitätsanhängsel kodieren, können bereits bei
der Klonierung des Gens mit der kodierenden Region fusioniert
werden, so dass Fusionsproteine mit entsprechendem Affinitäts
anhängsel resultieren. Diese werden dann in einer Ein-Schritt-
Reinigung isoliert. Ein Beispiel für geeignete Kombinationen
von Affinitätsanhängsel und Affinitätsreinigung ist das Strep-
Tag mit Streptavidin-Affinitätschromatographie, käuflich er
hältlich bei IBA, Göttingen, D.
Im erfindungsgemäßen Verfahren kann eine O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase in gereinigter Form zum Einsatz kommen. Neben
der Reaktion in Lösung ist aber auch eine Immobilisierung des
Enzyms an einem Träger möglich. Entsprechende Methoden sind
Stand der Technik.
Eine Isolierung der O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase zur Her
stellung von nicht-proteinogenen Aminosäuren ist jedoch nicht
zwingend notwendig. Es ist ebenso möglich, Mikroorganismenzel
len, die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase-Aktivität besitzen,
direkt im erfindungsgemäßen Verfahren einzusetzen. Beispiele
für solche Mikroorganismenstämme sind die Escherichia coli
Stämme DH5α/pFL145 und BLR21(DE3)/pLE4. Sie werden in den Bei
spielen 1 und 2 beschrieben und wurden bei der Deutschen Samm
lung für Mikroorganismen und Zellkulturen DSMZ in Braunschweig
unter der Nr. DSM 14088 bzw. 14089 hinterlegt.
In dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt
eine Biotransformation von O-Acetyl-L-Serin zu einer nicht-
proteinogenen L-Aminosäure mit ruhenden Zellen. Die Penetrati
on der Zellen mit O-Acetyl-L-Serin und einer nukleophilen Ver
bindung ist dabei ebenso gegeben wie die Freisetzung des Reak
tionsproduktes, der nicht-proteinogenen L-Aminosäure, durch
die Zellen.
Falls erwünscht, kann der Stoffaustausch zwischen Zellinnerem
und Reaktionsmedium erhöht werden, in dem die Zellen mit Sub
stanzen behandelt werden, die eine Permeabilisierung der Zel
len bewirken. Solche Substanzen, wie beispielsweise Chloroform
oder Toluol, und deren Anwendung sind dem Fachmann bekannt.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird eine
nicht-proteinogene Aminosäure durch Reaktion von O-Acetyl-L-
Serin mit einer nukleophilen Verbindung unter Katalyse durch
eine O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase gebildet, wobei die O-
Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase intrazellulär in einem Mikroorga
nismus vorliegt.
Besonders bevorzugt ist die Herstellung von nicht-
proteinogenen L-Aminosäuren durch Reaktion von fermentativ ge
wonnenem, nicht aufgereinigtem O-Acetyl-L-Serin mit einer
nukleophilen Verbindung unter Katalyse durch eine O-Acetyl-L-
Serin-Sulfhydrylase, wobei die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase
intrazellulär in einem Mikroorganismus vorliegt.
Als nukleophile Verbindungen für die durch O-Acetyl-Serin-
Sulfhydrylasen katalysierte β-Substitution werden im erfin
dungsgemäßen Verfahren vorzugsweise Verbindungen eingesetzt,
die einen Rest ausgewählt aus der Gruppe
enthalten.
Besonders bevorzugt wird dem Reaktionsansatz eine nukleophile
Verbindung ausgewählt aus der Gruppe der folgenden Verbindun
gen zugegeben:
- - Thiosulfate
- - Thiole der allgemeinen Formel (1):
H-S-R1 (1)
wobei R1 einwertiger substituierter oder nicht substituierter Alkyl-, Alkoxy-, Aryl- oder Heteroarylrest mit 1 bis 15 C- Atomen bedeutet; - - Selenide
- - Selenole der allgemeinen Formel (2)
H-Se-R1 (2)
wobei R1 die zu Formel (1) genannte Bedeutung hat, - - Azide
- - Cyanide
- - Azole der allgemeinen Formel (3) oder (4):
wobei X und Y gleich oder verschieden sind und CR4 oder N be deuten und R4 -H, -COOH, -OH, -NH2, -NO2, -SH, -SO3 -, -F, -Cl, - Br, -I, C1-C5-Alkylcarbonyl- sowie deren Ester, Amide oder Sal ze oder R1 bedeutet und R1 die zu Formel (1) genannte Bedeutung hat und
wobei R2 und R3 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten oder wobei C1 und C2 in Formel (4) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer Brücke [-CR5R6-]a mit a gleich 1, 2, 3 oder 4 zu einem Ring verknüpft sind, wobei
R5 und R6 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten und eine oder mehrere nicht benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch Sauerstoff, Schwefel oder einen ggf. mit C1-C5-Alkyl- substi tuierten Iminorest ersetzt sein können und
zwei benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch eine Gruppe [-CR5=CR6-] oder durch eine Gruppe [-CR5=N-] ersetzt sein kön nen, - - Isoxazolinone der allgemeinen Formel (5) oder (6):
wobei X, R1, R2 und R3 die bereits genannte Bedeutung haben und
wobei C1 und C2 in Formel (6) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer wie für Formel (4) definierten Brücke zu ei nem Ring verknüpft sein kann.
Beispiele für Thiosulfate sind Natriumthiosulfat, Kaliumthio
sulfat oder Ammoniumthiosulfat.
Beispiele für Thiole sind Verbindungen ausgewählt aus der
Gruppe 2-Mercaptoethanol, 3-Mercaptopropanol, 3-
Mercaptopropionsäure, 3-Mercapto-1-propansulfonsäure, Mercap
toethansulfonsäure, 2-Mercaptoethylamin, Thioglycolsäure, Thi
omilchsäure, Thioessigsäure, Mercaptobernsteinsäure, Mercap
tobrenztraubensäure, Dithiothreitol, Dithioerythritol, 1-
Thioglycerin, Thiophenol, 4- Fluorthiophenol, 4-
Chlorthiophenol, 4-Mercaptophenol, p-Thiokresol, 5-Thio-2-
nitrobenzoesäure, 2-Mercaptothiazol, 2-Mercaptothiazolin, 2-
Mercaptoimidazol, 3-Mercapto-1,2,4-Triazol, 2-Thiophenthiol,
2-Mercaptopyridin, 2-Mercaptopyrimidin, 2-Thiocytosin, 2-
Mercaptonicotinsäure, 2-Mercapto-1-methylimidazol, 2-
Mercaptobenzothiazol, 2-Mercaptobenzoxazol, 6-Mercaptopurin.
Bespiele für Selenole sind Verbindungen ausgewählt aus der
Gruppe Methylselenol, Ethylselenol, Propylselenol, Phenylsele
nol.
Beispiele für Azide sind Natriumazid, Kaliumazid oder Ammoniu
mazid.
Beispiele für Cyanide sind Kaliumcyanid, Natriumcyanid oder
Ammoniumcyanid.
Beispiele für Azole sind Verbindungen ausgewählt aus der Grup
pe 1,2-Pyrazol, 3-Methylpyrazol, 4-Methylpyrazol, 3,5-
Dimethylpyrazol, 3-Aminopyrazol, 4-Aminopyrazol, Pyrazol-4-
carbonsäure, Pyrazol-3,5-dicarbonsäure, 1,2,3-Triazol, 1,2,4-
Triazol, 3-Amino-1,2,4-Triazol, 1,2,3,4-Tetrazol, Indazol, In
dazol-3-carbonsäure, Indazol-5-carbonsäure, 5-Aminoindazol,
Benzotriazol, Benzotriazol-5-carbonsäure, 5-Aminobenzotriazol,
Aminopyrazolopyrimidin, 8-Azaguanin, 8-Azaadenin.
Beispiele für Isoxazolinone sind Verbindungen ausgewählt aus
der Gruppe Isoxazolin-5-on, 3-Methylisoxazolin-5-on, 4-
Methylisoxazolin-5-on, 4,5-Dimethylisoxazolin-2-on, 1,2,4-
Oxadiazolidin-3,5-dion.
Die Konzentration der nukleophilen Verbindung wird im Ansatz
vorzugsweise so gewählt, dass sie in äquimolarer Konzentration
zu O-Acetyl-L-Serin vorliegt.
Die Reaktionstemperatur wird vorzugsweise zwischen 5°C und
70°C gewählt. Der besonders bevorzugte Temperaturbereich liegt
zwischen 20°C und 40°C.
Als Lösungsmittel für die Reaktion wird bevorzugt Wasser ver
wendet.
Als Reaktionsprodukte werden vorzugsweise L-Aminosäuren der
allgemeinen Formel (7) in L-Konfiguration gebildet
wobei Z ein einwertiger Rest ausgewählt aus den Formeln (8)
bis (19)
sowie deren Ester, Ether oder Salze ist,
und R1, R2, R3, R4, X und Y die bereits zu den Formeln (1) bis (6) genannte Bedeutung haben.
und R1, R2, R3, R4, X und Y die bereits zu den Formeln (1) bis (6) genannte Bedeutung haben.
Vorzugsweise wird eine lösliche nicht-proteinogene L-
Aminosäure nach Beendigung des erfindungsgemäßen Verfahrens
und nach einer Trennung der vorzugsweise wässrigen Lösung mit
tels bekannter Methoden in Biomasse und einen Kulturüberstand
aus dem Kulturüberstand isoliert. Solche Methoden zur Isolie
rung von Aminosäuren sind dem Fachmann ebenfalls bekannt. Sie
umfassen z. B. Filtration, Zentrifugation, Extraktion, Adsorp
tion, Ionenaustauscher-Chromatographie, Präzipitation, Kris
tallisation. Beim Vorliegen einer schwerlöslichen nicht-
proteinogenen Aminosäure wird vorzugsweise eine klassierende
Zentrifugation, wie sie dem Fachmann bekannt ist, durchge
führt, wobei die Biomasse möglichst im Zentrifugationsü
berstand verbleibt. Das abgeschiedene Produkt wird vorzugswei
se durch klassische Methoden gelöst und umgefällt.
Die folgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der
Erfindung.
Zur Klonierung der cysK- bzw. cysM-Gene aus Escherichia coli
wurden zunächst Polymerase-Ketten-Reaktionen mit den folgenden
phosphorothioat-geschützten Oligonukleotid-Primer-Paaren mit
Hilfe der Pwo-DNA-Polymerase durchgeführt.
Dabei wurden über die Primer-Sequenzen Schnittstellen für die
Restriktionsendonuklease BsaI (unterstrichene Nukleotide) ein
geführt. Als Matritze diente chromosomale DNA von E. coli
W3110 (ATTC 27325). Die erhaltenen Amplifikate wurden mit dem
Restriktionsenyzm BsaI verdaut und anschließend in den mit
Eco31I-behandelten Vektor pASK-IBA3 (Institut für Bioanalytik,
Göttingen, D) kloniert. Dieser Vektor erlaubt eine Klonierung
als Genfusion mit einer Sequenz am 3'-Ende, die für ein Affi
nitätspeptid (WSHPQFEK SEQ. ID. NO. 5) mit der Bezeichnung
StrepTagII kodiert. Die Expression der Genfusion mit Hilfe des
tet-Promoters führt zu einem Protein mit C-terminalem Strep-
TagII-Anhängsel. Letzteres kann zur Isolierung des Proteins
benützt werden, da das StrepTagII eine Bindung an Streptavi
din-Säulen vermittelt.
Mit dem cysM-StrepTag-Konstrukt (pFL145) konnte im E. coli
Stamm DH5α (Clonetech, Heidelberg, D) eine sehr gute Ge
nexpression verzeichnet werden. Dabei wurde die Anzucht und
Expression nach den Angaben der Firma Institut für Bioanaly
tik, Göttingen, D, durchgeführt. Der Stamm DH5α/pFL145 wurde
bei der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen
DSMZ gemäß Budapester Vertrag unter der Nummer DSMZ 14088
hinterlegt. Im Falle des cysK-StrepTag-Konstruktes (pLE1) war
dagegen die Expression nur sehr schwach. Durch Umklonieren der
Genfusion als XbaI-HindIII-Fragment in einen Vektor mit T7-
Promotor (pRSET5a)(Stratagene, Heidelberg, D) und Expression
im Stamm BLR21(DE3) (Novagen, Darmstadt, D) konnte jedoch auch
in diesem Fall (pLE4) eine gute Bildung des Genproduktes er
zielt werden. Der Stamm BLR21(DE3)/pLE4 wurde bei der Deut
schen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen DSMZ gemäß
Budapester Vertrag unter der Nummer DSMZ 14089 hinterlegt.
Die Isolierung der CysK- bzw. CysM-Proteine erfolgte durch Af
finitätschromatographie an Streptavidinsäulen wobei prinzi
piell nach den Herstellerangaben der Firma Institut für Bio
analytik, Göttingen, D, verfahren wurde. Die Ausbeute betrug
bei Verwendung von 250 ml Kultur 3 mg gereinigtes CysK-Protein
bzw. 4,5 mg gereinigtes CysM-Protein. Beide Proteine wiesen
aufgrund des Pyridoxalphosphat-Cofaktors eine deutliche Gelb
färbung auf und besaßen ein Absorptionsmaximum bei 420 nm.
Die Messung der Aktivität von O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylasen
erfolgt durch Nachweis des "natürlichen" Reaktionsproduktes L-
Cystein (Cys) oder bei CysM alternativ auch als S-Sulfo-L-
cystein (S-Cys). Beide Produkte lassen sich sehr spezifisch
und sehr sensitiv mit dem Test nach Gaitonde (1967, Biochem.
J. 104: 627-633) nachweisen. Für beide Verbindungen mussten
separate Eichkurven aufgenommen werden, da der Farbkomplex mit
Sulfocystein eine geringere Intensität aufweist.
Ein typischer Testansatz enthielt 10 mM O-Acetyl-Serin (Zugabe
aus einer 200 mM Stammlösung in 500 mM Natrium-Succinat-Puffer
pH 5,5), 10 mM Natriumsulfid oder Natriumthiosulfat, 100 mM
Kalium-Phosphat-Puffer pH 7,0, 5 µg/ml gereinigtes Enyzm und
wird bei 37°C inkubiert. Die spezifische Aktivität A wird in
Units/mg Protein angegeben d. h. in µmol Produkt × min-1 × mg-1
Protein. ACys bedeutet spezifische Aktivität der Cystein-Bil
dung mit Sulfid. AS-Cys bedeutet spezifische Aktivität der S-
Sulfocystein-Bildung mit Thiosulfat. Die spezifische Aktivi
tät mit den in Beispiel 2 isolierten Proteinen betrug:
CysK: ACys 140 Units/mg
CysM: ACys 199 Units/mg
CysM: AS-Cys 145 Units/mg
CysK: ACys 140 Units/mg
CysM: ACys 199 Units/mg
CysM: AS-Cys 145 Units/mg
Bei der Bestimmung der Aktivität von O-Acetyl-Serin-
Sulfhydrylasen in ruhenden Zellen wurde zunächst eine Zellsus
pension mit einer optischen Dichte von 20,0 (gemessen bei 600 nm)
eingestellt. Anschließend wurden die Zellen durch Zugabe
von Chloroform ad. 10 Vol % permeabilisiert und 5 min bei Raum
temperatur inkubiert. Für den Enzymtest wurde dann eine opti
sche Dichte von 1,0 eingestellt und mit den Zellen wie oben
beschrieben die Reaktion mit O-Acetyl-L-Serin und Sulfid bzw.
Thiosulfat durchgeführt. Die spezifische Aktivität der Zellen
A wird hierbei angegeben in µmol × min-1 × (ml Zellsuspension
mit optischer Dichte von 1,0 bei 600 nm)-1; in abgekürzter
Form: Units/ml OD.
Um mit Hilfe der O-Acetyl-Serin-Sulfhydrylasen nicht-
proteinogene Aminosäuren herzustellen, wurden andere nukle
ophile Verbindungen anstelle von Sulfid oder Thiosulfat in die
Reaktion eingesetzt. Zu deren Nachweis wurde eine Vorsäulende
rivatisierung für Aminosäuren mit ortho-Phthaldialdehyd durch
geführt. Mit dieser Methode konnte ein breites Screening auf
geeignete nukleophile Substrate durchgeführt werden.
Die Ansätze enthielten 4 mM O-Acetyl-Serin (Zugabe aus einer
200 mM Stammlösung in 500 mM NaSuccinat-Puffer pH 5,5), 20 mM
Nukleophil, 100 mM K-Phosphat-Puffer pH 7,0, 5 µg/ml gereinig
tes Enyzm. Die Reaktion wurde mit 1/100 Volumen Essigsäure (96
% v/v) abgestoppt und durch HPLC mit einer HP Aminoquant Säule
(200 mm × 2,1 mm) nach Herstellerangaben von Hewlett Packard,
Waldbronn, D, analysiert.
Um die gebildeten Produkte zu charakterisieren, wurde die Mo
lekülmasse mittels HPLC-MS nachgewiesen. Hierfür diente eine
Lung-C18-Säule (Phenomenex, Aschaffenburg, D) mit Ameisensäure
(0,1% v/v) als mobile Phase. Die Ionisierung wurde im positi
ven Elektrospray-Modus durchgeführt.
Die folgende Tabelle zeigt die Reaktivität der beiden Enzyme
CysK bzw. CysM gegenüber verschiedenen Nuleophilen und die be
stimmte Masse in der HPLC-MS-Analyse (MH+).
Als Vorkultur für die Fermentation wurden 20 ml LB-Medium (10 g/l
Trypton, 5 g/l Hefeextrakt, 10 g/l NaCl), das zusätzlich
100 mg/l Ampicillin enthielt, mit dem Stamm DH5α/pFL145 (s. o.)
beimpft und bei 30°C und 150 rpm in einem Schüttler über
Nacht inkubiert. Anschließend wurde der gesamte Ansatz in 100 ml
SM1-Medium (12 g/l K2HPO4; 3 g/l KH2PO4; 5 g/l (NH4)2SO4; 0,3 g/l
MgSO4 × 7 H2O; 0,015 g/l CaCl2 × 2 H2O; 0,002 g/l FeSO4 × 7
H2O; 1 g/l Na3Citrat × 2 H2O; 0,1 g/l NaCl; 1 ml/l Spurenele
mentlösung bestehend aus 0,15 g/l Na2MoO4 × 2 H2O; 2,5 g/l
Na3BO3; 0,7 g/l CoCl2 × 6 H2O; 0,25 g/l CuSO4 × 5 H2O; 1,6 g/l
MnCl2 × 4 H2O; 0,3 g/l ZnSO4 × 7 H2O), das mit 5 g/l Glukose;
0,5 mg/l Vitamin B1 und 100 mg/l Ampicillin supplementiert
wurde, überführt. Die weitere Inkubation der Vorkultur erfolg
te bei 30°C für 8 Stunden bei 150 rpm.
Als Fermenter diente ein Biostat M-Gerät der Firma Braun Bio
tech (Melsungen, D) mit einem maximalen Kulturvolumen von 2 l.
Mit der beschriebenen Vorkultur (optische Dichte bei 600 nm
von ca. 2) wurde der Fermenter mit 900 ml Fermentationsmedium
(15 g/l Glukose; 10 g/l Trypton; 5 g/l Hefeextrakt; 5 g/l
(NH4)2SO4; 1,5 g/l KH2PO4; 0,5 g/l NaCl; 0,3 g/l MgSO4 × 7 H2O;
0,015 g/l CaCl2 × 2 H2O; 0,075 g/l FeSO4 × 7 H2O; 1 g/l
Na3Citrat × 2 H2O und 1 ml/l Spurenelementlösung s. o., 5 mg/l
Vitamin B1 und 100 mg/l Ampicillin, eingestellt auf pH 7,0 mit
25%-igem Ammoniak) beimpft. Während der Fermentation wurde
eine Temperatur von 32°C eingestellt und der pH-Wert durch
Zudosierung von 25% v/v Ammoniak bei einem Wert von 7,0 kon
stant gehalten. Die Kultur wurde mit entkeimter Druckluft bei
1,5 vol/vol/min begast und mit einer Rührerdrehzahl von 200
rpm gerührt. Nach Absinken der Sauerstoffsättigung auf einen
Wert von 50% wurde die Drehzahl über ein Kontrollgerät bis zu
einem Wert von 1200 rpm erhöht, um 50% Sauerstoffsättigung zu
erhalten (Bestimmt mit einer pO2-Sonde, kalibriert auf 100%
Sättigung bei 900 rpm). Sobald der Glukose-Gehalt im Fermenter
von anfänglich 15 g/l auf ca. 5-10 g/l abgesunken war, erfolg
te eine Zudosierung einer 56% w/v Glukose-Lösung. Die Fütte
rung erfolgte mit einer Flußrate von 3-6 ml/h, wobei die Glu
kosekonzentration im Fermenter zwischen 0,5-10 g/l gehalten
wurde. Die Glukose-Bestimmung wurde mit dem Glukoseanalysator
der Firma YSI (Yellow Springs, Ohio, USA) durchgeführt. Beim
Erreichen einer optischen Dichte von 30 wurde die Enzymproduk
tion durch die Zugaben von 3 mg/l Tetracyclin induziert. Die
Induktionsdauer betrug 7 Stunden. Nach dieser Zeit wurden Pro
ben entnommen und die Zellen durch Zentrifugation vom Kultur
medium abgetrennt und gewaschen. Die resultierende Zellsuspen
sion wurde wie in Beispiel 3 beschrieben analysiert. Die O-
Acetyl-Serin-Sulfhydrylase-Aktivität gemessen mit Thiosulfat
AS-Cys betrug 12 Units/ml OD.
Die Zellen wurden durch Zentrifugation geerntet, in flüssigem
Stickstoff schockgefroren und bei -20°C aufbewahrt.
Für die Herstellung des CysK-Enyzms wurde prinzipiell vorge
gangen wie in Beispiel 5 beschrieben. Allerdings wurde hier
der Stamm BLR21(DE3)/pLE4 verwendet. Nach Verbrauch der vorge
legten 15 g/l Glukose wurde eine Fütterung mit einer 60%-iger
(v/v) Glycerinlösung aufgenommen. Die Flußrate betrug 9,5 ml/h.
Gleichzeitig wurde die Enzymproduktion durch Zugabe von
0,4 mM Isopropyl-β-thiogalaktosid (IPTG) induziert. Nach einer
Induktionszeit von 21 Stunden wurden Proben entnommen und die
Zellen durch Zentrifugation vom Kulturmedium abgetrennt und
gewaschen. Die resultierende Zellsuspension wurde wie in Bei
spiel 3 beschrieben analysiert. Die spezifische O-Acetyl-
Serin-Sulfhydrylase-Aktivität gemessen mit Sulfid ACys betrug 2
Units/ml OD.
Die Zellen wurden durch Zentrifugation geerntet, in flüssigem
Stickstoff schockgefroren und bei -20°C aufbewahrt.
In einem temperierbaren Gefäß mit pH-Sonde und pH-Steuerung
wurde zunächst O-Acetyl-L-Serin-Hydrochlorid (Sigma, Deisenho
fen, D) in 100 ml Wasser gelöst, so dass eine Endkonzentration
von 200 mM (29,4 g/l) O-Acetyl-L-Serin vorlag. Danach wurde
unter Rührung 200 mM Thiophenol zugegeben. Anschließend wurde
der Ansatz durch Titration mit 5 M NaOH zügig auf einen pH-
Wert von 6,7 gebracht und sofort eine Zellsuspension des CysM-
Produktionsstammes DH5α/pFL145 eingemischt. Die Zellsuspension
besaß eine spezifische Aktivität AS-Cys von 12 Units/ml OD.
Die optische Dichte (gemessen bei 600 nm) der Zellen im Ansatz
betrug 2,0 und damit die O-Acetyl-Serin-Aktivität einen Wert
AS-Cys von 24 Units/ml. Während der Reaktion wurde der pH-Wert
durch Dosierung von 5 M NaOH über das pH-Konrollsystem kon
stant gehalten.
Während der Reaktion wurde die Bildung eines weißen Präzipita
tes beobachtet. Nach 30 min wurde eine Probe entnommen und mit
1%-iger (v/v) Essigsäure versetzt. Der Niederschlag wurde
durch Zentrifugation abgetrennt, in gleichem Volumen 21%-iger
(v/v) Phosphorsäure gelöst und durch HPLC analysiert. Der
Überstand der Zentrifugation wurde ebenfalls chroma
tographiert. Die Analyse wurde mittels reversed phase HPLC an
einer LUNA 5 µ C18(2)-Säule (Phenomenex, Aschaffenburg, D)
durchgeführt. Als Eluent diente verdünnte Phosphorsäure (0,1 ml
konz. Phosphorsäure/l) bei einer Flußrate von 0,5 ml/min.
Der Gehalt an S-Phenyl-L-Cystein betrug im Überstand 1,6 g/l
und im Niederschlag 24,8 g/l. Dies entspricht einer Gesamtre
aktionsausbeute von 67% bezogen auf O-Acetyl-L-Serin.
Der Ansatz wurde auch mit reduziertem Einsatz an O-Acetyl-
Serin-Sulfhydrylase auf 12 bzw. 2 Units/ml durchgeführt.
Dies führte jedoch zu einer verlangsamten Enyzmreaktion und
aufgrund der Isomerisierung von O-Acetyl-L-Serin zu verminder
ten Ausbeuten von 52 bzw. 15%.
Anstatt O-Acetyl-L-Serin als Reinsubstanz zu verwenden, wurde
dieser Versuch in O-Acetyl-L-Serin-haltiger Fermenterbrühe
durchgeführt. Diese wurde durch eine Fermentation, wie in der
Patentanmeldung DE 101 07 002 beschrieben, gewonnen. Am Ende der
Fermentation wurde zur Stabilisierung von O-Acetyl-L-Serin ein
pH-Wert von 4,0 mit 21%-iger (v/v) Phosphorsäure eingestellt.
Die Zellen wurden durch Zentrifugation abgetrennt und die Fer
menterbrühe durch Eindampfen auf eine Konzentration von 30 g/l
O-Acetyl-L-Serin gebracht: Anschließend wurden zu 100 ml Brühe
200 mM Thiophenol und nach Titration auf pH 6,7 Zellen des
CysM-Produktionsstammes DH5α/pFL145 eingemischt. Die Aktivität
AS-Cys betrug 24 Units/ml. Danach wurde wie in Beispiel 7 wei
terverfahren. Die Ausbeute bezogen auf O-Acetyl-L-Serin betrug
65%.
Ein identischer Ansatz mit Zellen des CysK-Produktionstammes
BLR21(DE3)/pLE4 lieferte bei Einsatz von ACys 38 Units/ml ei
ne Ausbeute von 72%.
Ein Ziel der Reaktionsführung ist es, möglichst hohe Umsätze
bezogen auf das teure und instabile Edukt O-Acetyl-L-Serin zu
erreichen. Um dies zu gewährleisten wurde ein kontinuierliches
Verfahren ausgearbeitet. Dabei wird zunächst vorgegangen wie
in Beispiel 8 beschrieben, lediglich der Einsatz an CysM-
Aktivität AS-Cys wurde auf 48 Units/ml erhöht. Nach 20 min Re
aktionszeit wurde über Dosierungseinheiten O-Acetyl-L-Serin-
haltige Fermenterbrühe (30 g/l), Thiophenol und eine Zellsus
pension des CysM-Produktionsstammes DH5α/pFL145 (240 OD bei
600 nm, in Kalium-Phosphatpuffer pH 7,0) zugegeben. Die Fluß
raten betrugen 150, 2,5, bzw. 3 ml/h. Gleichzeitig wurde damit
gestartet, kontinuierlich Produktlösung aus dem Reaktionsgefäß
mit einer Flußrate von 155,5 ml/h zu entnehmen. Die Flußraten
wurden so gewählt, dass das Reaktionsvolumen im Reaktor kon
stant blieb und die mittlere Verweilzeit im Reaktor 30 min be
trug. Mit diesem Vorgehen stellte sich im Ansatz ein Fließ
gleichgewicht mit einer konstanten O-Acetyl-L-Serin-
Konzentration von 1,0 g/l ein. Aufgrund dieser niedrigen Kon
zentration - bei der das Enzym aufgrund seines noch niedrige
ren KM-Wertes noch sehr gute Aktivität besitzt - konnte die
Isomerisierung zu N-Acetyl-L-Serin erfolgreich minimiert wer
den. Die Reaktionsausbeute bezogen auf O-Acetyl-L-Serin betrug
85%.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM Natriumazid eingesetzt. Nach 30 min Reaktionszeit mit
Zellen entsprechend einer Aktivität von 72 Units/ml im An
satz wurde ein Umsatz von 45% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM Kaliumcyanid eingesetzt. Die Zugabe des Cyanids erfolg
te erst nachdem der Ansatz auf einen pH-Wert von 6,7 einge
stellt wurde. Nach 30 min Reaktionszeit mit Zellen entspre
chend einer Aktivität von 72 Units/ml im Ansatz wurde ein Um
satz von 65% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM Natriumthiosulfat eingesetzt. Nach 30 min Reaktionszeit
mit Zellen entsprechend einer Aktivität von 16 Units/ml im An
satz wurde ein Umsatz von 91% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM 2-Mercaptothiazol eingesetzt. Nach 30 min Reaktionszeit
mit Zellen entsprechend einer Aktivität von 72 Units/ml im An
satz wurde ein Umsatz von 62% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM 3-Mercapto-1,2,4-triazol eingesetzt. Nach 30 min Reak
tionszeit mit Zellen entsprechend einer Aktivität von 72 U
nits/ml im Ansatz wurde ein Umsatz von 74% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM Natriumselenid eingesetzt. Das Natriumselenid wurde
durch Reduktion von Natriumselenit mit Natriumborhydrid herge
stellt. Nach 30 min Reaktionszeit mit Zellen entsprechend ei
ner Aktivität von 72 Units/ml im Ansatz wurde ein Umsatz von
75% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 mit
CysM-haltigen Zellen verfahren. Anstelle von Thiophenol wurden
200 mM Phenylselenol eingesetzt. Nach 30 min Reaktionszeit mit
Zellen eintsprechend einer Aktivität von 72 Units/ml im Ansatz
wurde ein Umsatz von 62% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 verfah
ren. Anstelle von Thiophenol wurden 200 mM 1,2,4-Triazol ein
gesetzt. Für diese Reaktion wurden die Zellen durch eine Be
handlung mit 10% (v/v) Chloroform permeabilisiert. Nach 30 min
Reaktionszeit mit Zellen entsprechend einer Aktivität von
72 Units/ml im Ansatz wurde ein Umsatz von 48% bestimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 verfah
ren. Anstelle von Thiophenol wurden 200 mM 5-Carboxy-1,2,3-
Benzotriazol eingesetzt. Für diese Reaktion wurden die Zellen
durch eine Behandlung mit 10% Chloroform permeabilisiert.
Nach 30 min Reaktionszeit mit Zellen entsprechend einer Akti
vität von 72 Units/ml im Ansatz wurde ein Umsatz von 54% be
stimmt.
In diesem Beispiel wurde prinzipiell wie in Beispiel 8 verfah
ren. Anstelle von Thiophenol wurden 200 mM 1,2,4-
Oxadiazolidin-2,5-dion eingesetzt. Für diese Reaktion wurden
die Zellen durch eine Behandlung mit 10% Chloroform permeabilisiert.
Nach 30 min Reaktionszeit mit Zellen entsprechend ei
ner Aktivität von 72 Units/ml im Ansatz wurde ein Umsatz von
11% bestimmt.
Claims (17)
1. Verfahren zur Herstellung einer nicht-proteinogenen L-
Aminosäure mittels einer enzymatischen Biotransformation bei
dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophilen Verbindung unter
Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase zu einer nicht-
proteinogenen L-Aminosäure umgesetzt wird, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Verfahren bei einem pH-Wert im Bereich zwi
schen pH 5,0 und 7,4 durchgeführt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß es bei
einem pH-Wert im Bereich zwischen pH 6,0 bis 7,1 durchgeführt
wird.
3. Verfahren zur Herstellung einer nicht-proteinogenen L-
Aminosäure bei dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophilen
Verbindung unter Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase zu einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure umge
setzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase CysM eingesetzt wird.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die O-Acetyl-Serin-Sulfhydrylase eine Volumen
aktivität ACys von mindestens 2 Units/ml im Ansatz besitzt.
5. Verfahren zur Herstellung einer nicht-proteinogenen L-
Aminosäure bei dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophilen
Verbindung unter Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase zu einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure umge
setzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß permanent O-Acetyl-L-
Serin, O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase und Nukleophil zudo
siert und gleichzeitig eine Lösung enthaltend die nicht-
proteinogenen L-Aminosäure entnommen wird.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase in gereinig
ter Form eingesetzt wird.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase nach einer
Immobilisierung an einem Träger eingesetzt wird.
8. Verfahren zur Herstellung einer nicht-proteinogenen L-
Aminosäure bei dem O-Acetyl-L-Serin mit einer nukleophilen
Verbindung unter Katalyse einer O-Acetyl-L-Serin-
Sulfhydrylase zu einer nicht-proteinogenen L-Aminosäure umge
setzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als O-Acetyl-L-Serin
eine O-Acetyl-L-Serin-haltige Fermenterbrühe eingesetzt wird.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5 oder 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die O-Acetyl-L-Serin-Sulfhydrylase in
Form von ruhenden Mikroorganismenzellen, die eine O-Acetyl-L-
Serin-Sulfhydrylase Aktivität besitzen, eingesetzt wird.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß die nukleophile Verbindung einen Rest aus
gewählt aus der Gruppe
enthält.
enthält.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
die nukleophile Verbindung ausgewählt ist aus der Gruppe der
Thiosulfate, der Thiole der allgemeinen Formel (1):
H-S-R1 (1)
wobei R1 einwertiger substituierter oder nicht substituierter Alkyl-, Alkoxy-, Aryl- oder Heteroarylrest mit 1 bis 15 C- Atomen bedeutet,
der Selenide, der Selenole der allgemeinen Formel (2)
H-Se-R1 (2)
wobei R1 die zu Formel (1) genannte Bedeutung hat,
der Azide, der Cyanide, der Azole der allgemeinen Formel (3) oder (4):
wobei X und Y gleich oder verschieden sind und CR4 oder N be deuten und R4 -H, -COOH, -OH, -NH2, -NO2 -, -SH, -SO3 -, -F, -Cl, Br, -I, C1-C5-Alkylcarbonyl- sowie deren Ester, Amide oder Salze oder R1 bedeutet und R1 die zu Formel (1) genannte Be deutung hat und
wobei R2 und R3 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten oder wobei C1 und C2 in Formel (4) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer Brücke [-CR5R6-]a mit a gleich 1, 2, 3 oder 4 zu einem Ring verknüpft sind, wobei
R5 und R6 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten und eine oder mehrere nicht benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch Sauerstoff, Schwefel oder einen ggf. mit C1-C5-Alkyl- substi tuierten Iminorest ersetzt sein können und
zwei benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch eine Gruppe [-CR5=CR6-] oder durch eine Gruppe [-CR5=N-] ersetzt sein können,
der Isoxazolinone der allgemeinen Formel (5) oder (6):
wobei X, R1, R2 und R3 die bereits genannte Bedeutung haben und
wobei C1 und C2 in Formel (6) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer wie für Formel (4) definierten Brücke zu einem Ring verknüpft sein kann.
H-S-R1 (1)
wobei R1 einwertiger substituierter oder nicht substituierter Alkyl-, Alkoxy-, Aryl- oder Heteroarylrest mit 1 bis 15 C- Atomen bedeutet,
der Selenide, der Selenole der allgemeinen Formel (2)
H-Se-R1 (2)
wobei R1 die zu Formel (1) genannte Bedeutung hat,
der Azide, der Cyanide, der Azole der allgemeinen Formel (3) oder (4):
wobei X und Y gleich oder verschieden sind und CR4 oder N be deuten und R4 -H, -COOH, -OH, -NH2, -NO2 -, -SH, -SO3 -, -F, -Cl, Br, -I, C1-C5-Alkylcarbonyl- sowie deren Ester, Amide oder Salze oder R1 bedeutet und R1 die zu Formel (1) genannte Be deutung hat und
wobei R2 und R3 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten oder wobei C1 und C2 in Formel (4) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer Brücke [-CR5R6-]a mit a gleich 1, 2, 3 oder 4 zu einem Ring verknüpft sind, wobei
R5 und R6 gleich oder verschieden sind und R4 bedeuten und eine oder mehrere nicht benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch Sauerstoff, Schwefel oder einen ggf. mit C1-C5-Alkyl- substi tuierten Iminorest ersetzt sein können und
zwei benachbarte Gruppen [-CR5R6-] durch eine Gruppe [-CR5=CR6-] oder durch eine Gruppe [-CR5=N-] ersetzt sein können,
der Isoxazolinone der allgemeinen Formel (5) oder (6):
wobei X, R1, R2 und R3 die bereits genannte Bedeutung haben und
wobei C1 und C2 in Formel (6) anstelle der Substituenten R2 und R3 mittels einer wie für Formel (4) definierten Brücke zu einem Ring verknüpft sein kann.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeich
net, daß die nukleophile Verbindung ausgewählt ist aus der
Gruppe 2-Mercaptoethanol, 3-Mercaptopropanol, 3-
Mercaptopropionsäure, 3-Mercapto-1-propansulfonsäure, Mercaptoethansulfonsäure,
2-Mercaptoethylamin, Thioglycolsäure,
Thiomilchsäure, Thioessigsäure, Mercaptobernsteinsäure, Mer
captobrenztraubensäure, Dithiothreitol, Dithioerythritol, 1-
Thioglycerin, Thiophenol, 4- Fluorthiophenol, 4-
Chlorthiophenol, 4-Mercaptophenol, p-Thiokresol, 5-Thio-2-
nitrobenzoesäure, 2-Mercaptothiazol, 2-Mercaptothiazolin, 2-
Mercaptoimidazol, 3-Mercapto-1,2,4-Triazol, 2-Thiophenthiol,
2-Mercaptopyridin, 2-Mercaptopyrimidin, 2-Thiocytosin, 2-
Mercaptonicotinsäure, 2-Mercapto-1-methylimidazol, 2-
Mercaptobenzothiazol, 2-Mercaptobenzoxazol, 6-Mercaptopurin,
Natriumthiosulfat, Kaliumthiosulfat, Ammoniumthiosulfat,
Natriumazid, Kaliumazid, Ammoniumazid, Kaliumcyanid, Natrium
cyanid, Ammoniumcyanid, Methylselenol, Ethylselenol, Propyl
selenol, Phenylselenol, 1,2-Pyrazol, 3-Methylpyrazol, 4-
Methylpyrazol, 3,5-Dimethylpyrazol, 3-Aminopyrazol, 4-
Aminopyrazol, Pyrazol-4-carbonsäure, Pyrazol-3,5-
dicarbonsäure, 1,2,3-Triazol, 1,2,4-Triazol, 3-Amino-1,2,4-
Triazol, 1,2,3,4-Tetrazol, Indazol, Indazol-3-carbonsäure,
Indazol-5-carbonsäure, 5-Aminoindazol, Benzotriazol, Ben
zotriazol-5-carbonsäure, 5-Aminobenzotriazol, Aminopyrazolo
pyrimidin, 8-Azaguanin, 8-Azaadenin, Isoxazolin-5-on, 3-
Methylisoxazolin-5-on, 4-Methylisoxazolin-5-on, 4,5-
Dimethylisoxazolin-2-on, 1,2,4-Oxadiazolidin-3,5-dion.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Konzentration der nukleophilen Verbin
dung so gewählt ist, dass sie in einer äquimolaren Konzentra
tion zu O-Acetyl-L-Serin vorliegt.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß es bei einer Temperatur zwischen 5°C und
70°C durchgeführt wird.
15. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß die unnatürliche L-Aminosäure ausge
wählt ist aus der Gruppe der Aminosäuren der allgemeinen
Formel (7) in L-Konfiguration
wobei Z ein einwertiger Rest gemäß einer der Formeln (8) bis (19)
sowie deren Ester, Ether oder Salze ist,
und R1, R2, R3, R4, X und Y die zu den Formeln (1) bis (6) genannte Bedeutung haben.
wobei Z ein einwertiger Rest gemäß einer der Formeln (8) bis (19)
sowie deren Ester, Ether oder Salze ist,
und R1, R2, R3, R4, X und Y die zu den Formeln (1) bis (6) genannte Bedeutung haben.
16. Verfahren gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis
15, dadurch gekennzeichnet, daß die nicht-proteinogene L-
Aminosäure nach Beendigung des Verfahrens mittels bekannter
Methoden isoliert wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16 dadurch gekennzeichnet, daß die
Isolierung mittels Filtration, Zentrifugation, Extraktion,
Adsorption, Ionenaustauscher-Chromatographie, Präzipitation
oder Kristallisation erfolgt.
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8130 | Withdrawal |