DE10102618A1 - Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen - Google Patents
Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen AbgasenInfo
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Abstract
Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen aus Anlagen zur chemischen Gasphasenabscheidung und -infiltration, wobei das Abgas zunächst durch einen ersten mit Alkohol befüllten Stoffaustauschapparat und sodann durch einen zweiten mit einer alkalischen Lösung befüllten Stoffaustauchapparat geleitet wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen
vorzugsweise von Anlagen zur chemischen Gasphasenabscheidung (CVD) und -in
filtration (CVI) von hochschmelzenden Stoffen.
Hochschmelzende Metalle wie z. B. Wolfram, Tantal, Hafnium und keramische Stoffe
wie z. B. Carbide, Nitride, Boride, Oxide werden in der Regel unter Verwendung
flüchtiger halogen-, vorzugsweise chlorhaltiger Verbindungen aus der Gasphase ab
geschieden [1, 2]. Das Zentralatom dieser Verbindungen ist meist ein Element aus
den Gruppen III bis VI des Periodensystems.
Einer der wichtigsten Prozesse ist die Abscheidung von Siliziumcarbid aus Gemi
schen von Methylchlorsilanen und Wasserstoff. In diesem Fall enthält das Abgas der
Anlage eine Vielzahl von chlorhaltigen Verbindungen (Chlorsilane, Chlorocarbosila
ne, Chlorwasserstoff). Die Neutralisation der Abgase erfolgt dem Stand der Technik
entsprechend in einem mit Natronlauge befüllten Stoffaustauschapparat. Das Pro
blem hierbei ist die Bildung von Natriumsilikat. Sie setzt augenblicklich ein, wenn der
pH-Wert der Natronlauge einen Wert von etwa 13 unterschreitet. Dieses Problem ist
deshalb gravierend, weil das Natriumsilikat ausgeschieden wird und sich an Wänden
von Behältern und Rohren festsetzt. CVD- und vor allem CVI-Anlagen werden bei
reduziertem Druck betrieben. Wegen des Natriumsilikatproblems muss die Va
kuumpumpe vor der Neutralisationskolonne eingebaut werden. Sie ist somit der star
ken Korrosion der chlorhaltigen Abgase unterworfen. Das bedeutet, dass das gängi
ge Verfahren selbst dann große Nachteile aufweist, wenn die Ausscheidung von Na
triumsikilat weitgehend beherrscht wird. Die Probleme der Bildung von Feststoffen
und der Korrosion bestehen bei allen oben angeführten Verfahren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Neutralisationsverfahren zu schaffen,
mit dem die genannten Probleme nicht bestehen.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einem Verfahren mit den Merkmalen gemäß
Anspruch 1 gelöst. Eine Schemaskizze einer Anlage zur Durchführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens ist in Fig. 1 gezeigt.
Das Verfahren beruht darauf, dass die halogenhaltigen Abgase zunächst durch einen
mit Alkohol und dann erst durch einen mit einer alkalischen Lösung befüllten
Stoffaustauschapparat geleitet werden. Im Stoffaustauschapparat (1) erfolgt durch
Reaktion mit dem Alkohol die Umwandlung der halogenhaltigen Verbindungen in
Ester und Halogenwasserstoffgas, wie Gl. (1) am Beispiel von Siliciumtetrachlorid
zeigt:
SiCl4 + 4 ROH → Si(OR)4 + 4 HCl (1)
Die gebildeten Ester verbleiben im Stoffaustauschapparat (1). Um Hydrolysereakti
onen zu vermeiden, muss der verwendete Alkohol weitestgehend wasserfrei sein.
Chlor- oder Halogenwasserstoff werden mit dem Gasstrom in den Stoffaustauschap
parat (2) transportiert und mit Hilfe einer organischen oder vorzugsweise mit einer
anorganischen alkalischen Lösung leicht und vollkommen neutralisiert, wie in Gl. (2)
beispielhaft gezeigt:
HCl + NaOH → NaCl + H2O (2)
Die im Stoffaustauschapparat (1) gebildeten Ester sind im Alkohol löslich. Im Falle
eines Überschreitens der Löslichkeitsgrenze werden die Ester ausgeschieden. Da
die Ester im Vergleich zu einwertigen Alkoholen wie z. B. Isopropanol in der Regel ei
ne höhere Dichte besitzen, sammeln sie sich beim Abschalten des Gasstromes am
Boden des Stoffaustauschapparats an, können abgezogen und durch frischen Alko
hol ersetzt werden. Das Überschreiten der Löslichkeitsgrenze stellt somit kein Pro
blem dar; es ist im Gegenteil ein Indikator, dass der Alkohol angereichert oder durch
frischen Alkohol ersetzt werden muss. Der teilweise oder vollständige Austausch des
Inhalts von Stoffaustauschapparat (1), im folgenden Produktgemisch (1) bezeichnet,
erfolgt vorzugsweise nach Beendigung einer Abscheidung oder Infiltration.
Im Stoffaustauschapparat (2) sinkt der pH-Wert der alkalischen Lösung infolge der
Neutralisationsreaktion ab; die verdünnte, halogenidhaltige Lösung, im folgenden
Produktgemisch (2) bezeichnet, muss demzufolge in regelmäßigen Abständen oder
kontinuierlich abgezogen und durch frische alkalische Lösung angereichert oder er
setzt werden. Auch dieser Vorgang erfolgt vorzugsweise nach Beendigung einer Ab
scheidung oder Infiltration. Der untere pH-Wert, der nicht unterschritten werden darf,
ergibt sich aus dem pKS-Wert des zu neutralisierenden Halogenwasserstoffs [3].
Das den Stoffaustauschapparat (2) verlassende Gas kann in die Atmosphäre entlas
sen werden. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es somit möglich, die Vaku
umpumpe nach der Neutralisation anzubringen, da eine Zerstörung durch Korrosion
oder ein Zusetzen durch Feststoffe wie z. B. Natriumsilikat nicht erfolgt. CVD- und
CVI-Anlagen werden in der Regel bei vermindertem Druck betrieben. Zur Vermei
dung von Verlusten an Alkohol des Stoffaustauschapparates (1) kann es deshalb
vorteilhaft sein, oberhalb dieses Apparates einen Rücklaufkondensator vorzusehen.
Alternativ ist es möglich, anstelle eines einwertigen Alkohols einen zwei- oder mehr
wertigen Alkohol wie z. B. Glykol zu verwenden, da diese höhere Siedepunkte als
einwertige Alkohole besitzen.
Als Stoffaustauschapparate werden einfache Blasensäulen oder solche mit Einbau
ten wie Füllkörper, Packungen oder Böden verwendet.
Das aus dem Stoffaustauschapparat (1) abgezogene Produktgemisch (1) wird einer
Hydrolysebehandlung unterzogen, wobei oxidische Stoffe entstehen, die problemlos
entsorgt oder für ein Recycling verwendet werden können. Simultan wird der Alkohol
zurückgebildet. Er kann nach Entfernung des Feststoffs und Trocknung in den Stoff
austauschapparat zurückgeführt werden. Ein Beispiel einer Hydrolysereaktion unter
Verwendung des Produktes aus Reaktion (1) ist in Gl. (3) wiedergegeben.
Si(OR)4 + 2 H2O → SiO2 + 4 ROH (3)
Die aus dem Stoffaustauschapparat (2) abgezogene halogenidhaltige, verdünnte al
kalische Lösung (Produktgemisch (2)) wird mit Säure wie z. B. Salzsäure oder einem
sauren Gas wie z. B. Kohlendioxid neutralisiert. Hiernach ist die Lösung deponiefähig.
Ein Beispiel einer Neutralisationsreaktion am Beispiel der Neutralisation von Natron
lauge mit Kohlendioxid zeigt Gl. (4).
NaOH + CO2 → NaHCO3 (4)
[1] Chemical Vapor Deposition Principles and Applications, M. L. Hitchman, K. F.
Jensen, eds., Academic Press, London, San Diego, New York, Boston, Sydney,
Tokyo, Toronto (
1993
).
[2] International Encyclopedia of Composites, S. M. Lee, ed., VCH, New York, Wein heim, Vol. 1 (
[2] International Encyclopedia of Composites, S. M. Lee, ed., VCH, New York, Wein heim, Vol. 1 (
1990
), S. 318-332.
[3] A. F. Hollemann, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorgan. Chemie, de Gruyter, Berlin, 1995.
[3] A. F. Hollemann, N. Wiberg, Lehrbuch der Anorgan. Chemie, de Gruyter, Berlin, 1995.
Claims (11)
1. Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen, wobei das Abgas zu
nächst durch einen ersten mit Alkohol befüllten und sodann durch einen zweiten
mit einer alkalischen Lösung befüllten Stoffaustauschapparat geleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Stoffaustausch
apparate Blasensäulen verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Stoffaustausch
apparate Kolonnen mit Füllkörpern, Packungen oder Böden verwendet werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass der erste
Stoffaustauschapparat mit einem einwertigen Alkohol befüllt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass der erste
Stoffaustauschapparat mit einem mehrwertigen Alkohol befüllt wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1-5, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite
Stoffaustauschapparat mit einer anorganischen alkalischen Lösung befüllt wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1-5, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite
Stoffaustauschapparat mit einer organischen alkalischen Lösung befüllt wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1-7, dadurch gekennzeichnet, dass der ein-
oder mehrwertige Alkohol einen Wassergehalt von weniger als 10 Gewichts-%,
vorzugsweise von weniger als 1% aufweist.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1-7, dadurch gekennzeichnet, dass der ein-
oder mehrwertige Alkohol wasserfrei ist.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1-9, dadurch gekennzeichnet, dass die alkali
sche Lösung bis zum Erreichen des Neutralpunktes benutzt wird.
11. Anwendung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1-10 zur Neutralisation von
halogenhaltigen Abgasen von Anlagen zur chemischen Gasphasenabscheidung
(CVD) und -infiltration (CVI).
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2001102618 DE10102618A1 (de) | 2001-01-20 | 2001-01-20 | Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE2001102618 DE10102618A1 (de) | 2001-01-20 | 2001-01-20 | Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10102618A1 true DE10102618A1 (de) | 2002-08-01 |
Family
ID=7671267
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2001102618 Withdrawn DE10102618A1 (de) | 2001-01-20 | 2001-01-20 | Verfahren zur Neutralisation von halogenhaltigen Abgasen |
Country Status (1)
Country | Link |
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- 2001-01-20 DE DE2001102618 patent/DE10102618A1/de not_active Withdrawn
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