DE10063918A1 - Verfahren zur Wiederverwertung von Feuerlöschpulver - Google Patents
Verfahren zur Wiederverwertung von FeuerlöschpulverInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wiederverwertung von Feuerlöschpulver, insbesondere der Brandklassen ABC und BC, wobei die Pulverpartikel zumindest teilweise mit einer die Verklumpung hemmenden Schicht, insbesondere Silikon, Wachs oder dergleichen überzogen sind. Dazu wird das Löschpulver mit Tensiden in einer wässrigen Flüssigkeit dispergiert und netzbar gemacht und zur weiteren Auflösung der Pulverpartikel wird eine anorganische Säure zugegeben.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wiederverwertung von Feuerlöschpulver,
insbesondere der Brandklassen B und C, wobei die Pulverpartikel zumindest teil
weise mit einer die Feuchteaufnahme und damit die Verklumpung hemmenden
Schicht, insbesondere Silicon, Wachse, Metallseifen oder dergleichen überzogen
sind.
Die Vorteile von Löschpulver sind ihre schlagartige Löschwirkung bei Flüssigkeits-
und Gasbränden, ihre Wirksamkeit bei Fließ- und Tropfbränden und ihre Frostbe
ständigkeit. Nachteilig ist, dass Feuerlöschpulver altern, weil die Pulverpartikel
dazu neigen, Feuchtigkeit aufzunehmen und dadurch zu verklumpen.
Die Löschwirkung des Pulvers hängt entscheidend von der Anzahl und Oberfläche
der Pulverpartikel ab. Man strebt deshalb heute bis etwa 107 löschaktive Teilchen
je ml Löschsubtanz an. Allerdings hat die Feinheit des Pulvers und seine hygro
skopischen Eigenschaften die Folge, dass die Pulverpartikel zur Verklumpung nei
gen. Deshalb müssen sie mit einer hydrophoben Schicht, insbesondere Silicon,
Wachse, Metallseifen oder dergleichen überzogen sein.
Trotz der Hydrophobisierung lässt sich die Klumpenbildung und eine damit verbun
dene Funktionsbeeinträchtigung im Laufe der Zeit nicht vollständig ausschließen.
Daher hat der Gesetzgeber eine regelmäßige Wartung unter Austausch des
Löschmittels vorgesehen.
Die Entsorgung des alten Feuerlöschpulvers ist jedoch äußerst problematisch und
kostspielig, nachdem die früher praktizierte Ausbringung als Düngemittel-Zusatz in
vielen Bundesländern heute nicht mehr gestattet ist. Insbesondere Löschpulver der
Brandklassen B und C muss entweder in speziellen Müllöfen verbrannt oder unter
Tage eingebaut werden.
Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren anzugeben, mit dem überaltertes Feuerlöschpulver in einem umweltver
träglichen und kostengünstigen Prozeß in einen möglichst vielseitig einsetzbaren
Rohstoff überführt werden kann.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das Löschpulver mit
Tensiden in einer wässrigen Flüssigkeit, insbesondere in Wasser, dispergiert und
gelöst wird und dass dieser Mischung zum weiteren Aufschluß der Pulverpartikel
eine anorganische Säure zugegeben wird.
Durch diese Behandlung gelingt es überraschenderweise, das anfallende Lösch
pulver auf eine Restmenge an zu entsorgendem Feststoff von nur noch etwa 3%
bis 15% zu reduzieren. Die Entsorgungskosten werden dadurch drastisch verrin
gert. Die erzeugte Lösung kann als Zusatz für Düngemittel oder als Feuerschutz
mittel bei Zellulose-basierenden Holzwerkstoffen eingesetzt werden.
Damit die Pulverpartikel nach Zugabe der anorganischen Säure schneller in Lö
sung gehen, empfiehlt es sich, die Lösung zu erhitzen, insbesondere bis nahezu
an die Kochtemperatur. Nach ausreichender Einwirkung der anorganischen Säure
kann die Lösung dann filtriert werden, um den Säure-unlöslichen Feststoffanteil zu
separieren.
Hinsichtlich der Tenside, die dem Löschpulver zugegeben werden, hat es sich als
besonders zweckmäßig erwiesen, eine Tensidmischung zu verwenden, die anioni
sche, kationische und nichtionische Tenside enthält. Dadurch wird die Netzbarkeit
und damit Lösbarmachung des Pulvers erheblich verbessert, obwohl die Zusam
mensetzung des angelieferten Feuerlöschpulvers stark schwankt und die Art der
hydrophobisierenden Beschichtung sehr unterschiedlich sein kann. Besonders zu
bevorzugen sind hier leicht abbaubare Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen
wie Kokos-Fettalkoholsulfate, Fettalkoholethoxylate (aus natürlichen Fetten) und
Alkylpolyglycoside, Alkylbenzolsulfonate, Alkansulfonate, Fettalkoholethersulfate,
Fettsäureesteralkoxylate, Fettaminethoxylate, Alpha-Olefinsulfonate, Alpha-
Estersulfonate, Alkyl- und Alkyletherphosphate und -phosphonate, saure, basische
und neutrale Alkylphosphorsäureester und -phosphonsäureester, Alkanolamide,
Aminoxide, quaternäre Ammoniumsalze und Imidazolinium-Verbindungen, Betaine
und Sulfobetaine.
Im besonderen kann durch entsprechende Auswahl von Tensiden eine spätere bio
zide Wirkung der Lösung z. B. für den Einsatz als Flammschutzmittel in Dämm
stoffen erzielt werden. Hierfür eignen sich neben den genannten Tensiden insbe
sondere quaternäre Ammoniumverbindungen wie Dodecyl-, Dimethyl- oder Benzy
lammoniumchlorid, Fettaminethoxylate, Alkalipalmitate und -stearate, sowie Dia
zaheptansäuren, die in Anteilen von 2-12%, bevorzugt 6-10%, besonders bevor
zugt 7-10% in der Lösung enthalten sein sollten.
In Weiterbildung der Erfindung empfiehlt es sich, dass die Tensidmischung auch
Polyasparaginate enthält. Dieser Bestandteil ist einerseits für die Aufhebung der
Hydrophobisierung wirksam, hat aber noch einen weiteren entscheidenden Ein
fluss: Er verändert das Kristallisationsverhalten maßgeblich. Aus den konzentrier
ten Lösungen, wie sie für den Vertrieb sinnvoll sind, würden sich ohne diesen Stoff
recht schnell Bodenkörper aus groben, ineinander verwachsenen Kristallen bilden,
die fast nur mechanisch zu entfernen sind. Unter Einfluss der Polyasparaginsäu
resalze jedoch entstehen bevorzugt kleine körnige Kristallite, die sich als sand
ähnlicher Niederschlag absetzen und leicht wieder aufgerührt werden können.
Als anorganische Säuren sind Phosphor- und Phosphonsäuren besonders zu be
vorzugen, weil einerseits die Art der gebildeten Salze die spätere Verwendung der
Lösung einschränken kann (z. B. lassen Salze anderer Säuren eher einen Verwen
dungsnachteil erkennen) und andererseits die Menge des unlöslichen minerali
schen Rückstandes (mit Ausnahme von Königswasser) nur unwesentlich durch die
Art der verwendeten Säure beeinflusst wird.
Damit die so erzeugte saure Lösung problemlos weiterverarbeitet werden kann,
wird sie zweckmäßig mehr oder weniger durch Zugabe von Laugen neutralisiert.
Als Laugen können z. B. Alkali und Erdalkalihydroxide, basische Phosphate, Amine
und ähnliche Stoffe eingesetzt werden, wobei sich insbesondere die Zugabe von
Diamoniumphosphat als günstig erwiesen hat. Man kommt dadurch auf einen pH-
Wert von etwa 4 bis 8, je nachdem, ob man die Lösung als Flammschutzmittel in
Holzwerkstoffen einsetzen möchte (überwiegend eher niedriger pH-Wert) oder als
Düngemittel-Zusatz (pH-Wert zwischen 7 und 8). Gleichzeitig erhöht das Diamoni
umsulfat den Stickstoffanteil, was für beide Anwendungsfälle günstig ist.
Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschrei
bung von vier Ausführungsbeispielen anhand von Musteransätzen.
60 kg Feuerlöschpulver der Löschmittelklasse BC werden mit 100 l Wasser, 60 bis
80 l einer 75%-igen wässrigen Phosphorsäure und 500 ml Tensid mit Hilfe eines
Rührwerkes suspendiert. Die Phosphorsäure wird so dosiert, dass sich ein End-pH-
Wert von 1,5 bis 2 einstellt.
Das Gemisch wird auf etwa 80° erhitzt, für eine Stunde bei dieser Temperatur ge
halten und dann abfiltriert. Man erhält dann etwa 140 l einer klaren, viskosen Flüs
sigkeit und je nach der Ausgangszusammensetzung des Feuerlöschpulvers
5 bis 15 kg Filterrückstand.
Die erhaltene Flüssigkeit kann direkt als Düngemittelzusatz oder als Flamm
schutzmittel für Zellulosewerkstoffe eingesetzt werden. Meist empfiehlt es sich
aber, die Flüssigkeit durch Zugabe von Diamoniumphosphat auf einen End-pH-Wert
von etwa 4,0 bis etwa 5,0 einzustellen.
100 l Wasser werden mit 100 l Phosphorsäure eines Gehalts von mindestens 50%
gemischt und 600 ml einer Polyasparaginat enthaltenden Tensidmischung zugege
ben. Die Lösung wird auf eine Temperatur von 80°C gebracht und 60 bis 80 kg
Feuerlöschpulver der Klasse BC zugegeben, bis die Lösung einen pH-Wert von et
wa 2,0 erreicht. Nach Verrühren des Feuerlöschpulvers wird die Lösung noch in
warmem Zustand filtriert und mit Diamonphosphat auf einen End-pH-Wert von 5,0
gebracht und anschließend über einen Dünnfilmverdampfer zur Trockne einge
dampft.
Man erhält schließlich neben 5-25 kg unlöslichem Rückstand 110 bis 150 kg eines
farblosen, gut wasserlöslichen Kristallates, das gebrauchsfertig zur Verfügung
steht.
Das Prozesswasser kann direkt wieder eingesetzt werden, was wegen der gerin
gen Ionenfracht sogar vorteilhaft ist.
100 kg Feuerlöschpulver der Löschmittelklasse ABC werden unter Zugabe von 800 ml
eines Polyaspiraginat enthaltenden Tensids in 100 l Wasser suspendiert. Der
daraus entstandenen Suspension werden 50 l Phosphorsäure (75%) zugegeben
und die Suspension wird bei Raumtemperatur etwa 4 h lang gerührt. Danach wird
die Suspension filtriert.
Man erhält schließlich 140 l einer klaren farblosen Lösung und etwa 5 kg Filter
rückstand.
Die Lösung wird unter Zugabe von Diamoniumphosphat auf einen End-pH-Wert von
etwa 5,0 gebracht.
100 kg einer undefinierten Mischung aus Feuerlöschpulvern der Löschmittelklas
sen ABC und BC werden in 80 l Wasser unter Zugabe von 50 ml Tensid suspen
diert. Nach Abklingen der Reaktion wird mit Phosphorsäure auf einen End-pH-Wert
von etwa 1,5 bis 2 eingestellt und die Suspension auf 80° erhitzt. Nach Filtration
erhält man etwa 170 l einer klaren, schwach gefärbten Lösung und etwa 18 bis 34 kg
Filterschlamm.
Die Lösung wird mit Dinatriumphosphat auf einen End-pH-Wert von etwa 5,0 ge
bracht und in dieser Form oder nach Kristallisierung der Wiederverwendung zuge
führt.
Zusammenfassend bietet die Erfindung also den Vorteil, dass aus einem beson
ders überwachungsbedürftigen und deshalb nur äußerst kostspielig zu entsorgen
den Abfall ein Nutzstoff mit erheblicher Wertschöpfung gewonnen wird und nur ein
mengenmäßig geringer Restabfall übrig bleibt, der noch dazu in eine weniger
überwachungsbedürftige Entsorgungsklasse fällt.
Claims (12)
1. Verfahren zur Wiederverwertung von Feuerlöschpulver, insbesondere der
Brandklassen ABC und BC, wobei die Pulverpartikel zumindest teilweise mit einer
die Verklumpung hemmenden Schicht, insbesondere Silicon, Wachs oder derglei
chen überzogen sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Löschpulver mit Tensiden in einer wässrigen Flüssigkeit, insbesondere in
Wasser dispergiert und gelöst wird und dass dieser Mischung zur weiteren Auflö
sung der Pulverpartikel anorganische Säure zugegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung nach Zugabe der anorganischen Säure erhitzt wird, insbesondere
bis nahezu an die Kochtemperatur.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lösung nach Einwirkung der anorganischen Säure filtriert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Tensidmischung mit sowohl kationischen als auch anionischen Tensiden
zugegeben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Tensidmischung auch nichtionische und/oder amphotere Tenside enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Tenside Polyasparaginat enthalten.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass als leicht abbaubare Tenside Kokos-Fettalkoholsulfate, Fettalkoholetoxylate
und Alkylpolyglycoside zugeführt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass Tenside mit Bioziderwirkung, insbesondere quartäre Amoniumverbindungen
zugegeben werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass als anorganische Säure zumindest überwiegend Phosphorsäure verwendet
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der pH-Wert der nach Zugabe der anorganischen Säure sich ergebenden Lö
sung durch Zugabe basischer Stoffe erhöht wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Erhöhung des pH-Wertes durch Zugabe von Diamoniumphosphat erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch Harnstoffzugabe zu der sauren Lösung ein Verhältnis von Phosphor zu
Stickstoff von etwa 2 bis 3 eingestellt wird.
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- 2000-12-20 DE DE10063918A patent/DE10063918B4/de not_active Expired - Fee Related
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