DE10059986C2 - Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf Implantatmaterialien - Google Patents
Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf ImplantatmaterialienInfo
- Publication number
- DE10059986C2 DE10059986C2 DE2000159986 DE10059986A DE10059986C2 DE 10059986 C2 DE10059986 C2 DE 10059986C2 DE 2000159986 DE2000159986 DE 2000159986 DE 10059986 A DE10059986 A DE 10059986A DE 10059986 C2 DE10059986 C2 DE 10059986C2
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- bmp
- implant
- heat
- bone
- cells
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Expired - Fee Related
Links
Classifications
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61L—METHODS OR APPARATUS FOR STERILISING MATERIALS OR OBJECTS IN GENERAL; DISINFECTION, STERILISATION OR DEODORISATION OF AIR; CHEMICAL ASPECTS OF BANDAGES, DRESSINGS, ABSORBENT PADS OR SURGICAL ARTICLES; MATERIALS FOR BANDAGES, DRESSINGS, ABSORBENT PADS OR SURGICAL ARTICLES
- A61L27/00—Materials for grafts or prostheses or for coating grafts or prostheses
- A61L27/14—Macromolecular materials
- A61L27/22—Polypeptides or derivatives thereof, e.g. degradation products
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61L—METHODS OR APPARATUS FOR STERILISING MATERIALS OR OBJECTS IN GENERAL; DISINFECTION, STERILISATION OR DEODORISATION OF AIR; CHEMICAL ASPECTS OF BANDAGES, DRESSINGS, ABSORBENT PADS OR SURGICAL ARTICLES; MATERIALS FOR BANDAGES, DRESSINGS, ABSORBENT PADS OR SURGICAL ARTICLES
- A61L27/00—Materials for grafts or prostheses or for coating grafts or prostheses
- A61L27/28—Materials for coating prostheses
Landscapes
- Health & Medical Sciences (AREA)
- Chemical & Material Sciences (AREA)
- Dermatology (AREA)
- Medicinal Chemistry (AREA)
- Oral & Maxillofacial Surgery (AREA)
- Transplantation (AREA)
- Epidemiology (AREA)
- Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
- Animal Behavior & Ethology (AREA)
- General Health & Medical Sciences (AREA)
- Public Health (AREA)
- Veterinary Medicine (AREA)
- Materials For Medical Uses (AREA)
Description
Der Einsalz von metallischen Knochenimplantaten hat in den letzen Jahren
zunehmend an Bedeutung gewonnen. Hüftgelenkdysplasien, Fehlstellungen der
Hüfte, komplizierte Brüche im Oberschenkelhalsbereich machen den Einsatz von
mehr als 150.000 enossalen Implantaten in der Bundesrepublik Deutschland pro
Jahr notwendig. Durch die konsequente Weiterentwicklung von Implantatmaterialien
wie Titan, rostfreien Stählen, Keramiklegierungen etc. gelang es, die Standzeiten
zementfreier Implantate auf mehr als 10 Jahre auszudehnen. Die aufwendige und
schmerzhafte Prozedur muß jedoch oft schon nach wenigen Jahren wiederholt
werden, da es durch mangelnde Osseointegration und Partikelabrieb im Bereich von
künstlichen Gelenkflächen, gefolgt von sterilen Entzündungen, zu Lockerungen
kommt, die einen Ersatz des Implantates notwendig macht. Diese Kausalkette trifft
häufig junge Patienten unter 55 Jahren, die eine hohe Bewegungsleistung haben,
und denen deswegen zu einer Verschiebung der Operation in einen späteren
Lebensabschnitt geraten wird, was eine einschneidende Beeinträchtigung ihrer
Lebensqualität beinhaltet. Patienten, die die erste oder bereits zweite künstliche
Hüfte verlieren, weisen in der Regel eine Atrophie des Implantatbettes im
Oberschenkelknochen auf, was eine erneute Implantation oft unmöglich macht, da
sowohl die Primärfestigkeit des Implantats als auch die zu erwartende
Wachstumsleistung des Knochens - und damit die Osseointegration - zu gering ist.
In solchen Fällen ist eine großflächige Osseointegration im Bereich der Kontaktzonen
und eine unmittelbare Verbindung von lebendem Knochengewebe mit der
Implantatoberfläche erstrebenswert. Diese Verbindung ist nicht nur Voraussetzung
für eine geeignete Einleitung von Druck- und Zugkräften in den Knochen, was
wiederum von entscheidender Bedeutung für den Knochenerhalt, bzw.
Knochenumbau ist, sondern verhindert wahrscheinlich auch ein unerwünschtes
Voranschreiten entzündlicher Prozesse in den Raum zwischen Implantat und
Knochengewebe. Es ist heute allgemein akzeptiert, dass gut eingepaßte und
integrierte Hüften langfristig die besten Prognosen haben. Da es aber bei jedem
Einsatz eines in Serie gefertigten Implantas trotz guter Primärstabilität zu einer
individuell verschiedenen Bildung von Spalträumen zwischen Knochen und
Implantatoberfläche kommt, ist ein möglichst vollständiger Schluß der Spalträume
durch lebendes Knochengewebe anzustreben. Eine Bildung eines bindegewebigen
Interfaces ist hingegen von Nachteil. Noch schlechtere Voraussetzungen bestehen
für die oben genannten Folgeimplantate, bei denen weite Spalträume ein häufig
unlösbares Problem darstellen.
Eine Stimulation der Knochenwachstums zur Erlangung einer perfekten
Osseointegration erscheint daher sinnvoll. Knochenwachstumsfaktoren, die
zusammen mit dem Implantat bzw. an dessen Oberfläche angeboten werden, sind
nach dem jetzigen Stand des Wissens geeignet um dieses Problem zu lösen. Das
setzt aber voraus, dass solche Wachstumsfaktoren zumindest für einige Wochen am
Ort verbleiben, damit sie in vivo möglichst lokal wirksam werden.
Die wünschenswerte Spaltüberbrückungsleistung des Knochengewebes kann
beschleunigt werden, indem Knochenwachstum-fördernde Peptide eingesetzt
werden, wie z. B. das "bone-morphogenetic protein" (BMP). Dieses Peptid ist in der
Lage, im Tierversuch Knochenneubildung zu induzieren. Versuche von Prof. Müller
und Mitarbeitern der Orthopädie der Universitätsklinik Essen an Schafen haben
darüber hinaus gezeigt, dass BMP, das erstmals kovalent an Metalloberflächen
gekoppelt war, ein ausgeprägtes Knochenwachstum induzierte, so dass die
Spaltüberbrückungsleistung von mit BMP beschichtetem Gewebe deutlich größer
war als bei nicht-BMP beschichteten Kontrollen. Unter dem Oberbegriff BMP sind
Peptide einer Proteinfamilie zu verstehen, von denen insbesondere BMP-2, BMP-3,
BMP-7, TGFalpha, TGFbeta, in ähnlicher Weise wirksam sind.
Ein besonderes Problem bei der Anwendung von BMPs besteht darin, dass diese
Peptide zahlreiche Wirkungen auf andere Zellen haben können, so daß es nicht
ratsam erscheint, nicht-immobilisierte Peptide zur Knochenheilung einzusetzen.
Neuere klinische Studien mit BMP-7 und BMP-2, die derzeit am Menschen laufen,
und bei denen Proteine der BMP-Familie zusammen mit einem Kollagen-
Trägermaterial in den Organismus eingebracht werden, zeigten bislang keine
ausgeprägten schädlichen Nebenwirkungen. Dennoch wurde von unerwünschter
ektoper Knochenbildung berichtet, wenn die lokal applizierten BMP-Mengen im
Milligramm-Bereich lagen. Insgesamt scheint die Rückhaltung von nicht-
immobilisiertem BMP am Applikationsort neueren Untersuchungen zufolge gering zu
sein. Auch lassen die hohen Herstellungskosten bioaktiver Wirkstoffe, insbesondere
von BMP, eine zielgerichtete Immobilisierung aus wirtschaftlicher Sicht
wünschenswert erscheinen.
Nach dem bisherigen Stand der Technik können Wachstumsfaktoren unter
Beibehaltung ihrer biologischen Aktivität kovalent an Polymeroberflächen gekoppelt
werden, um z. B. in der Zellkultur spezifische Wirkungen, wie eine Steigerung der
Zell-Adhäsion an Polymeroberfächen, auszulösen (DE 35 21 684 A1). In
ähnlicher Weise lässt sich BMP-2 kovalent an modifizierte Metalloberflächen
koppeln (WO 99/26674 A2). Mit dem zuletzt genannten Verfahren ließ sich im
Tierversuch eine gesteigerte Knochenneubildung sowie eine gesteigerte
Spaltüberbrückungsleistung des Knochens erreichen. Eine Modifikation dieses
Verfahrens sieht vor (DE 199 47 263 A1), zunächst Trägermoleküle an die
Oberflächen vom Implantatmaterialien kovalent zu koppeln, um in einem zweiten
Schritt bioaktive Stoffe (wie z. B. Hormone) unter Ausnutzung ihrer Affinität zum
Trägermolekül an das Implantat zu binden bzw. diese dort reversibel anzureichern.
Für die Praxis der BMP-2 Beschichtung von dreidimensionalen Implantaten sind
beide Verfahren jedoch zu kompliziert, da die kovalente Kopplung in jedem Fall
einige biochemisch zu kontrollierende Schritte erfordert, die in Tauchverfahren
durchgeführt werden müssen und daher an komplexen Implantatoberflächen nur
schwer oder gar nicht zu standardisieren sind. Darüberhinaus bergen sie durch
Verwendung vieler biochemischer Komponenten und Lösungsmittel ein erhöhtes
Risiko, das Präparat mit Keimen oder Giftstoffen zu belasten. Nicht zuletzt führt eine
kovalente Bindung neue antigene Determinanten in Proteine ein, was aus
immunologischer Sicht eine unvorhersehbare Gefährdung des Patienten darstellt.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht nun darin,
- 1. ein Verfahren zur Beschichtung von Implantaten mit BMP so zu vereinfachen, dass möglichst unter Verzicht auf biochemische Arbeitsschritte eine bekannte Menge von BMP oder verwandten Biomolekülen reproduzierbar und standardisiert auf der Oberfläche eines Implantats immobilisiert werden kann,
- 2. eine Möglichkeit zu schaffen, eine Vielzahl von verschiedenen bestehenden Implantatformen und Materialien mit BMP zu beschichten,
- 3. eng umgrenzte und vorher bestimmbare Areale eines Implantats lokal mit BMP zu beschichten,
- 4. die benötigte BMP-Menge aus Kostengründen möglichst gering zu halten.
- 5. eine Beschichtung von Implantaten in kurzer Zeit vor Ort, z. B. noch im Operationsaal, durchführen zu können,
- 6. das Kontaminationsrisiko in der Endphase einer Implantatbeschichtung zu vermindern.
Erfindungsgemäß werden diese Aufgaben dadurch gelöst, dass BMP in einem
biologisch unbedenklichen Lösungsmittel (wie z. B. sterilem Wasser) unter allgemein
sterilen Bedingungen auf die gereingten Implantatoberflächen aufgebracht wird.
Dazu können gleichermaßen Tropf-, Sprüh-, oder Tauchverfahren angewandt
werden. Die Wahl des geeigneten Verfahrens wird dabei durch Form und Größe des
Implants bestimmt. Im Unterschied zu einer reinen Adsorption des Biomoleküls an
die Oberfläche von Implantatmaterialien, wird im vorliegenden Fall durch
Verdunstung des Lösungsmittels (Wasser oder geeignete organische Lösungsmittel
wie z. B. Acetonitril) ein Trocknung und damit Aufkonzentrierung der Wirksubstanz an
der Oberfläche erreicht. Sequentielle und dadurch additive Beschichtungen sind
verlustfrei möglich, wobei die Menge des aufgebrachten, vormals gelösten Peptids
bekannt ist. In einem nächsten Schritt wird eine Hitzebehandlung vorgenommen, bei
der Wassermoleküle aus der BMP-2-Schicht weitestgehend entfernt werden. Dieses
Einbrennen bindet Makromoleküle sehr fest an Oberflächen und führt im Falle des
BMP-2 zu einer Verkrustung vieler Moleküllagen, die auch nach dem Waschen mit
Wasser bestehen bleiben. Im Fall der BMP-2 Beschichtung erfolgt durch die
Hitzebehandlung eine Steigerung der biologischen Wirksamkeit um 50-100%. Erhalt
bzw. Steigerung der biologischen Wirksamkeit können mit einem Biotest
nachgewiesen werden (siehe nächster Abschnitt). Nach dem Abkühlen bleibt die
biologische Aktivität des immobilisierten BMP für Wochen erhalten. Die Lagerung
BMP beschichteter Implantate ist daher problemlos möglich. Zur Hitzebehandlung
können Temperaturen bis 135°C eingesetzt werden, so dass eine gleichzeitige
Abtötung von Keimen erfolgt (sofern diese noch vorhanden sein sollten), was die
Betriebssicherheit solcher Implantate weiter erhöht.
Erfindungsgemäß wird die biologische Aktivität BMP beschichteter Implantate mit in
vitro und in vivo Methoden überprüft. Für die in vitro Prüfung werden z. B. murine
Test-Zellen (Zelllinie MC3T3-E1), die durch biologisch aktives BMP zur Expression
bestimmter Proteine angeregt werden, auf die BMP-beschichtete Oberfläche
ausgebracht und für 2-3 Tage unter Zellkulturbedingungen konfluent inkubiert. Lokale
BMP Stimulation mit lokal immobilisiertem BMP führt in solchen Tests zu einer lokal
gesteigerten Expression von Osteocalcin und der Alkalischen Phosphatse (ALP). Die
ALP-Aktivität kann mit kommerziel erhältlichen Farbreaktionen nachgewiesen
werden. Der vorgestellte Test wird nachfolgend als BMP-Reporter-Zell-Test (siehe
unten) bezeichnet. Mit dem BMP-Reporter-Zell-Test wurde gezeigt, dass die BMP-
Wirkung bei adsorptiv-gebundenem, hitzefixiertem BMP-2 lokal begrenzt bleibt. Der
ALP-induzierende Effekt bleibt auch dann scharf umgrenzt, wenn Zellen erst
innerhalb von Tagen auf BMP-2 beschichtete Flächen aufwachsen, wie es auch in
vivo bei BMP-2 beschichteten Implantaten der Fall war. Die in vivo Prüfung erfolgte
durch Implantation BMP-2 beschichteter Prüfkörper in lebendes Knochengewebe
(Schafskondylen). Neugebildeter Knochen überbrückt dabei einen 1 mm breiten
Spalt. Eine lokale Beschichtung der Prüfkörper mit dem Knochenwachstumsfaktor
BMP-2 nach dem vorgestellten Verfahren, führte zu einer lokal gesteigerten
Knochenneubildung im spongiösen Knochengewebe. Die histologische Prüfung der
Spaltüberbrückungsleistung sowie die röntgenologische Messung der Knochendichte
um das Implantat dienten dabei als ein Maß für die lokale Wirksamkeit des
aufgebrachten BMP-2.
Erfindungsgemäß kann eine nicht-kovalente Immobilisierung des BMP auch dann
erhalten werden, wenn zuvor eine nicht-kovalente Beschichtung der Metalloberfläche
mit Peptiden, Proteinen oder einem Proteingemisch (wie z. B. Serum) aufgebracht
wird. Anschließende Hitzefixierung des BMP-2 kann die induzierte ALP-Expression
wiederum steigern. Die Bindung von BMP-2 an Serumkomponenten ist im Gegensatz
zu seinen spezifischen Interaktionen mit verschiedenen Proteinen (Fibronektin) oder
Biomolekülen (Heparin) bislang unbekannt.
Erfindungsgemäß ist es möglich, den Test auf dreidimensional geformten
Prüfkörpern bestehend aus Metallen wie Titan, Metalllegierungen, Glas,
Nitrocellulose, Polylactit oder Polystyrol einzusetzen, sofern diese Materialien nicht
zytotoxisch sind. Auf allen genannten Materialien kann z. B. BMP-2 erfolgreich
immobilisiert werden, wobei die nachfolgende Hitzefixierung die Aktivität steigert.
Eine Auswertung der erhaltenen BMP-2 Signale mit digitalen Image-Analyse-
Verfahren ergab eine große Korrelation der ALP-Expression mit der immobilisierten
BMP-2-Menge. Es ist daher möglich, mit dem BMP-Reporter-Zell-Test die Menge
von gebundenem BMP-2 anhand einer Standardkurve zu ermitteln. Dies ist für den
angestrebten Einsatz von BMP-beschichteten Implantaten auch insofern von
Bedeutung, als bislang unbekannte Wirkungen von Metalloberflächen auf das
Überleben von Zellen erst in Verbindung mit einer BMP-Beschichtung evident
werden können. Die Anwendung des BMP-Reporter-Zell-Tests auf allen Materialen
erschließt diese Möglichkeit auch für die toxikologische Prüfung in vitro.
Neben BMP-2, 3, 4 und 7 besitzen auch andere Peptide/Petidgemische
osteoinduktive Eigenschaften. Thrombozyten, die z. B. vor Ort in der Arztpraxis durch
einfache Zentrifugationsverfahren aus Patienten-Blut gewonnen werden können,
enthalten u. a. den Tumor-Growth-Faktor-beta, den Platelet-Derived-Growth-Faktor,
sowie andere, das Wachstum und die Differenzierung fördernde Peptide. Ihr Einsatz
zur Stimulation des Knochenwachstums ist besonders attraktiv, da aufgrund der
Patienten-eigenen Herkunft keine immunologischen oder entzündlichen
Komplikationen zu erwarten sind. Auch Thrombozytenlysate oder Bestandteile
daraus können eingesetzt werden, um Oberflächen von Implantaten mit Peptiden zu
beschichten und damit zu biologisieren.
Gemäß einer Modifikation des Verfahrens können durch eine Hitzebehandlung
(100°C, 30 min) Bestandteile aus einem Thrombozytenlysat immobilisiert und
bioaktiv erhalten werden, die im BMP-Reporter-Zell-Test eine Expression der
alkalischen Knochenphosphatase stimulieren. Wegen der weitgehenden
Übereinstimmung menschlicher und muriner Wachstumsfaktoren ist der BMP-
Reporter-Zell-Test geeignet, um diese Effekte aufzudecken. Da die Induktion der
ALP bei Knochenzellen eine Reihe von durch BMP-2 ausgelösten Differenzierungs-
bedingten Protein-Expressionen begleitet, ist wahrscheinlich, dass Hitze-fixiertes
Thrombozytenlysat in besonderer Weise osteoinduktiv ist. Nicht-Hitze-fixiertes
Thrombozytenlysat löste den Effekt nicht aus.
Elektropolierte Probenkörper aus Titan oder 316L Stahl werden in 5%iger HNO3 für 2
Stunden bei 80°C gereinigt, anschließend gründlich gewässert und in Methanol
aufbewahrt. Zur BMP-2 Beschichtung werden die Prüfkörper getrocknet und mit
kleinen Tropfen (0,5-1 µl) einer wässrigen Lösung (pH 4) beschichtet, die 0,1-0,2 mg
BMP-2/ml enthält. Die Tropfen werden im sterilen Luftstrom eingetrocknet und
anschließend der Hitzebehandlung ausgesetzt. Temperaturen zwischen 100 und
135°C für 30 min reichen aus, um die gewünschte Steigerung der Aktivität zu
erzielen. Die so vorbehandelten Prüfkörper werden auf Raumtemperatur abgekühlt
und im BMP-Zell-Reporter-Test untersucht: Auf die Prüfkörper wird eine
Zellsuspension von frisch trypsinierten MC3T3-E1-Zellen (1 × 105-1 × 106 Zellen/ml)
gegeben, so dass sie ca. 2 mm hoch von Medium bedeckt sind. Während der
nächsten 60 min wird das Präparat unter Zellkulturbedingungen (37°C, 100%
Luftfeuchtigkeit, 5% CO2 in der Gasphase) im Brutschrank gehalten, so dass die
Zellen anheften können. Anschließend wird das Medium ausgetauscht und das
Präparat für weitere 3 Tage unter Zellkulturbedingungen inkubiert. Zum Nachweis der
alkalischen Knochenphosphatase hat sich eine 5minütige Fixierung der
aufgewachsenen Zellen in 2% Paraformaldehyd (in 0,1 M Phosphatpuffer pH 7.4)
bewährt, bevor die Enzymaktivität mit histochemischen Methoden sichtbar gemacht
wird. Als Substrat dient ein Gemisch aus 5-Bromo-4-chioro-3-indolylphosphat (BCIP)
und Nitrobluetetrazolium (NBT), das dem Fachmann bekannt ist. An Stellen hoher
ALP-Expression ergibt sich eine blauschwarze Färbung, deren Intensität vermessen
werden kann.
Die Hitzebehandlung führte im Vergleich zur einfachen Trocknung zu einer um 50-
100% gesteigerten Bildung von ALP durch die aufsiedelnden Zellen, gemessen im
BMP-Reporter-Zell-Test.
An einer Stelle eines runden oder zylindrischen Testkörpers werden lokal 4 mal je
1 µl der BMP-2 Lösung (wie Beispiel 1) eingetrocknet. Eine Plasma-behandelte
aufgerauhte und dadurch hydrophil gemachte Titan-Oberfläche führt zur sichtbaren
Ausbreitung der Tropfen, so dass das benetzte Areal erkannt und dokumentiert
werden kann. Nach Hitzebehandlung (siehe Beispiel 1) lässt der BMP-Reporter-Zell-
Test die Position und die Menge der aufgebrachten Biomoleküle erkennen. Zur
Beschichtung mit Zellen muss der Probenkörper so fixiert werden, dass die zu
untersuchende Stelle sowie ihre Umgebung gleichmäßig von anhaftenden Zellen
bedeckt wird. Dabei ist die schnelle Adhäsion der verwandten MC3T3-E1 Zellen von
Vorteil. Die Überschichtung mit der Zellsuspension erfolgt wie in Beispiel 1
beschrieben.
"Platelet-enriched Plasma", ein durch Zentrifugation aus menschlichem Vollblut
hergestelltes Thrombozytenlysat, wird auf einem Metal-Prüfkörper aus Titan oder
316L Stahl eingetrocknet und bei trockener Hitze (100°C, 30 min) fixiert. Der Zell-
Reporter-Test ergibt unter diesen Bedingungen eine positive Reaktion, d. h. eine
gesteigerte lokale Expression der ALP, die ohne vorangehende Hitzefixierung nicht
beobachtet werden kann.
In einer Modifikation des BMP-Reporter-Zell-Tests wird BMP-2 hitzefixiert und erst
unter Zellkulturbedingungen (alpha-MEM Medium, 20% Fetales Kälberserum, 37°C)
im Verlauf von 8 Tagen von Zellen überwachsen. Die Wachstumsfront der Zellen ist
dabei nach Vitalfärbung (z. B. mit Neutralrot) klar zu erkennen. Die unter diesen
Bedingungen erhaltene lokale Expression der ALP durch die aufgewachsenen Zellen
zeigt, dass BMP am Immobilisationsort verbleibt.
Eine langsame Abdiffusion von immobilisiertem BMP-2 ist erwünscht und kann in
vitro erfasst werden, indem über dem lokal immobilisierten BMP-2 ein konfluenter
Rasen von MC3T3-E1 Zellen in geringer Entfernung angebracht wird. BMP-2
befindet sich dazu auf einem Träger (z. B. Metall), während die Zellen auf einem
Deckglas wachsen. Der Spaltraum zwischen BMP-2 und Zellen beträgt 0,13 mm
(wenn ein Deckglas als Abstandshalter fungiert) und ist mit Zellkulturmedium
angefüllt. Eine geringe lokale Stimulation der alkalischen Phosphatase in den
entfernten Zellen ist unter diesen Bedingungen nach 3 Tagen nachweisbar. In
größerer Entfernung von der BMP-2-Quelle kommt es nicht zur Stimulation der ALP-
Expression.
Claims (7)
1. Verfahren zur Immobilisierung von hitzeresistentem BMP an Implantatmaterialien
durch nicht-kovalente Adsorption, dadurch gekennzeichnet, dass eine einmalige
oder mehrmalige Eintrocknung der BMP-haltigen Lösung auf einem
Implantatmaterial erfolgt und eine nachfolgende Hitzebehandlung die
Immobilisierung des BMP fördert oder seine biologische Wirksamkeit steigert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst eine
Schicht eines Trägerproteins auf die Implantatoberfläche aufgebracht wird und in
einem weiteren Schritt BMP adsorptiv gebunden wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nicht-kovalent
aufgebrachtes BMP durch Anwendung von kreuzvernetzenden Reagenzien
untereinander verbunden wird, mit dem Ziel, die eingetrocknete Schicht des BMP
sekundär zu stabilisieren.
4. Verfahren nach Artspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als
Implantatmaterialien Metalle, mit besonderem Titan,
Stahl, Metalllegierungen Keramiken oder Kunststoffe
eingesetzt werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine
Hitzesterilisation des Implantatkörpers bei gleichzeitiger Beschichtung mit BM P
vorgenommen wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine
räumlich abgegrenzte Beschichtung von Implantaten mit BMP vorgenommen wird
und BMP-haltige Lösungen durch Sprüh-, Tropf-, oder Tauchverfahren lokal
aufgebracht und immobilisiert werden.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1-6, dadurch gekennzeichnet dass BMP-2,
weitere Moleküle der BMP-Familie, insbesondere BMP-3 und BMP-7 und zusätzlich
wundheilungsrelevante und hitzestabile Mediatormoleküle, insbesondere TGF
alpha und TGF beta, aufgebracht werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000159986 DE10059986C2 (de) | 2000-11-30 | 2000-11-30 | Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf Implantatmaterialien |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000159986 DE10059986C2 (de) | 2000-11-30 | 2000-11-30 | Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf Implantatmaterialien |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10059986A1 DE10059986A1 (de) | 2002-07-04 |
DE10059986C2 true DE10059986C2 (de) | 2003-02-13 |
Family
ID=7665580
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000159986 Expired - Fee Related DE10059986C2 (de) | 2000-11-30 | 2000-11-30 | Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf Implantatmaterialien |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10059986C2 (de) |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
AT13702U1 (de) * | 2013-03-25 | 2014-06-15 | Kaudela Karl Dr | Implantationsmaterial |
Citations (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3521684A1 (de) * | 1985-06-18 | 1986-12-18 | Dr. Müller-Lierheim KG, Biologische Laboratorien, 8033 Planegg | Verfahren zur beschichtung von polymeren |
EP0885617A2 (de) * | 1997-06-21 | 1998-12-23 | MERCK PATENT GmbH | Implantatmaterial mit einer Träger-Wirkstoff-Kombination |
WO1999026674A2 (de) * | 1997-11-24 | 1999-06-03 | Jennissen Herbert P | Verfahren zur immobilisierung von mediatormolekülen auf anorganischen und metallischen implantatmaterialien |
DE19781971T1 (de) * | 1996-08-19 | 1999-09-30 | Korea Inst Sci & Tech | Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen von Metall-Implantaten |
WO2000015273A1 (de) * | 1998-09-11 | 2000-03-23 | Gerhard Schmidmaier | Biologisch aktive implantate |
DE19947263A1 (de) * | 1999-09-30 | 2001-04-12 | Dendron Gmbh | Körperdynamische Implantatbeschichtungen |
-
2000
- 2000-11-30 DE DE2000159986 patent/DE10059986C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3521684A1 (de) * | 1985-06-18 | 1986-12-18 | Dr. Müller-Lierheim KG, Biologische Laboratorien, 8033 Planegg | Verfahren zur beschichtung von polymeren |
DE19781971T1 (de) * | 1996-08-19 | 1999-09-30 | Korea Inst Sci & Tech | Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen von Metall-Implantaten |
EP0885617A2 (de) * | 1997-06-21 | 1998-12-23 | MERCK PATENT GmbH | Implantatmaterial mit einer Träger-Wirkstoff-Kombination |
WO1999026674A2 (de) * | 1997-11-24 | 1999-06-03 | Jennissen Herbert P | Verfahren zur immobilisierung von mediatormolekülen auf anorganischen und metallischen implantatmaterialien |
WO2000015273A1 (de) * | 1998-09-11 | 2000-03-23 | Gerhard Schmidmaier | Biologisch aktive implantate |
DE19947263A1 (de) * | 1999-09-30 | 2001-04-12 | Dendron Gmbh | Körperdynamische Implantatbeschichtungen |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE10059986A1 (de) | 2002-07-04 |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
DE602004002491T2 (de) | Ein keramischer Überzug mit einem biologischen Aktivstoff und Verfahren zur Herstellung | |
EP1265986B1 (de) | Verfahren zur in vitro-herstellung von dreidimensionalem, vitalem knorpel- oder knochengewebe | |
DE69733292T2 (de) | Verfahren zur in vitro Herstellung von Knochen | |
CN101563450B (zh) | 细胞衍生细胞外基质膜的制备方法 | |
DE69020254T2 (de) | Knochenkollagenmatrix für implantate. | |
Shah et al. | Craniofacial muscle engineering using a 3-dimensional phosphate glass fibre construct | |
DE60121450T2 (de) | Mittels gewebetechnologie hergestellte dezellularisierte gegenstände und gewebe | |
DE69818456T2 (de) | Knochentransplantate und -prothesen beschichtet mit tartratbeständiger säurephosphatase | |
Chen et al. | The roles of revascularization and resorption on endurance of craniofacial onlay bone grafts in the rabbit | |
DE60003580T2 (de) | MEDIZINISCHE VORRICHTUNG mit nukleinsäurehaltiger synthetischer Oberfläche zur in-vivo Induktion seiner Endothelialisierung | |
DE60110110T2 (de) | Aus gewebe hergestellte gefässstrukturen | |
DE69233558T2 (de) | Keratinozyt-abstammende Granulate zur Verwendung als wundheilendes Mittel | |
DE3750989T2 (de) | Bioverträglichkeit harter flächen. | |
Laschke et al. | In vitro osteogenic differentiation of adipose-derived mesenchymal stem cell spheroids impairs their in vivo vascularization capacity inside implanted porous polyurethane scaffolds | |
DE69231062T3 (de) | Morphogen-induzierte Modulation von entzündlichen Antworten | |
DE3878909T2 (de) | Vorrichtung und verfahren zur herstellung eines komposithautersatzes. | |
EP0667161A1 (de) | Protrahiert freisetzende Darreichungsform enthaltend Clindamycin-Palmitat | |
CH667394A5 (de) | Kuenstliches knochenbildendes biomaterial und dieses enthaltendes implantationsmaterial. | |
Tanase et al. | In vitro evaluation of biomimetic chitosan–calcium phosphate scaffolds with potential application in bone tissue engineering | |
DE3850957T2 (de) | Neutralisierte perfluoro-3,6-dioxa-4-methyl-7-octen sulphonyl fluorid kopolymer fläche zur befestigung und zucht tierischer zellen. | |
DE19904785A1 (de) | Verfahren zur Herstellung von stabilem Alginatmaterial | |
EP0500556B1 (de) | Wirkstoffkomplex für die herstellung von biologischen teilen, insbesondere von organen für lebewesen; verfahren zum herstellen desselben und seine verwendung | |
KR20110005501A (ko) | 말초신경재생을 위한 신경성장인자 전달용 신경도관의 개발 | |
DE10059986C2 (de) | Verfahren zur nicht-kovalenten Immobilisierung hitzeresistenter Biomoleküle auf Implantatmaterialien | |
EP2214733B1 (de) | Bioverbundmaterial für die kontrollierte freisetzung von wirkstoffen |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8304 | Grant after examination procedure | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |