Die Erfindung betrifft ein Speisersystem für ein Gussstück mit
einem Speiser(kopf) und einem rohrähnlichen Körper.
Bei der Herstellung von Formteilen in der Gießerei wird flüs
siges Metall in eine Gießform eingefüllt. Beim Erstarrungs
vorgang verringert sich das Volumen des eingefüllten Mate
rials. Daher werden regelmäßig sog. Speiser, d. h. offene oder
geschlossene Räume in oder an der Gießform, eingesetzt, um das
Volumendefizit bei der Erstarrung des Gussstücks auszugleichen
und eine Lunkerbildung im Gussstück zu verhindern. Dazu sind
die Speiser mit dem Gussstück bzw. mit dem gefährdeten Guss
stückbereich verbunden und gewöhnlich oberhalb bzw. an der
Seite des Formhohlraums angeordnet.
Im Stand der Technik sind zahlreiche Speiser bekannt. Bei
spielsweise beschreibt die DE 196 42 838 A1 einen Speiser für
ein metallisches Gussstück in der Form einer Glocke mit einem
eingezogenen Glockenrand, der von einem aufgesetzten flachen
Ringteil gebildet wird.
Die DE 41 19 192 A1 beschreibt einen federnden Dorn zum Halten
von Speisern. Dabei werden die Speisereinsätze auf einem mit
der Gießform verbundenen Dorn aufgesteckt und vorzugsweise im
Oberkasten eingeformt. Da das Material der Speiser sehr nach
giebig ist und der Sanddruck beim Formen in der Formanlage
leicht zu einer Beschädigung des eingesetzten Speisers führen
kann, ist es bekannt, den Dorn federnd axial beweglich auszu
bilden, so dass der eingeformte Speiser dem Sanddruck in Rich
tung auf das Modell hin ausweichen kann.
Normalerweise werden die Speiser etwa in Anschnitthöhe ange
ordnet und außerdem mit einem wärmeisolierenden Material bzw.
exothermen Massen so ausgerüstet, dass die im Speiser befind
liche Schmelze später als das Gussstück selbst erstarrt. Nach
der Erstarrung bleibt der Speiser mit dem Gussstück verbunden,
so dass der Restspeiser anschließend abgetrennt werden muss.
Die saubere und leichte Abtrennung des Speisers vom Gussstück
ist dabei in vielen Fällen problematisch. Regelmäßig muss nach
dem Abtrennen des Speisers die Gussoberfläche noch entgratet
und geglättet werden. Das ist ein aufwendiger und entsprechend
teurer Arbeitsgang, der auch zu Beschädigungen der Oberfläche
des Gussstücks an der Verbindungsstelle mit dem Speiser führen
kann. Um derartige Beschädigungen zu verringern und das Ab
trennen des Speisers zu erleichtern, werden häufig sog. Brech
kerne (auch Brechkante, Sandleiste oder Einschnürkern genannt)
vorgesehen. Diese werden zwischen dem Speiser und der Gießform
angebracht.
Insgesamt sind die bekannten Speiser entweder verhältnismäßig
aufwendig in ihrem Aufbau bzw. der Handhabung bei der Herstel
lung der Gießform und/oder gewährleisten kein leichtes und
präzises Abtrennen des Restspeisers vom fertigen Gussstück.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es somit, ein Speisersys
tem bereitzustellen, das die Nachteile des Standes der Technik
vermeidet und insbesondere einfach aufgebaut ist, leicht an
der Gießform angebracht bzw. aufgeformt werden kann und den
noch eine präzise positionierte Brechkante unmittelbar am
Gusstück zum leichten und sicheren Abtrennen des Restspeisers
vom fertigen Gussstück ermöglicht.
Diese Aufgabe wird durch ein Speisersystem gemäß Anspruch 1
gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteran
sprüchen angegeben.
Vorliegend umfasst der Begriff Speiser jegliche im Stand der
Technik bekannte bzw. dem Fachmann bekannte Form von Speiser
umhüllungen, Speisereinsätzen und Speiserkappen sowie Heiz
kissen.
Die vorliegende Erfindung ist prinzipiell für alle Arten von
Speisern brauchbar, bei denen der rohrähnliche Körper in der
in Anspruch 1 angegebenen Weise angeordnet werden kann.
Insbesondere ist die vorliegende Erfindung für sog. Mini-Spei
ser geeignet, die mit Brechkern oder durch Zuhilfenahme eines
Federdorns aufgeformt werden.
Das erfindungsgemäße Speisersystem besteht aus mindestens zwei
Teilen. Zum einen ist auf der vom Gussstück abgewandten Seite
ein Speiser bzw. Speiserkopf vorhanden, der einen Hohlraum zur
Aufnahme des flüssigen Metalls während des Gießens bereit
stellt.
Zum Gussstück hin schließt sich ein rohrähnlicher Körper an,
der, direkt oder indirekt, den vom Speiserkopf gebildeten
Hohlraum mit dem Hohlraum der Gussform verbindet.
Gemäß der vorliegenden Erfindung verjüngt sich der rohrähn
liche Körper zum Gussstück hin und bildet direkt am Übergang
zur Gussform bzw. in unmittelbarer Nähe eine Brechkante aus.
Natürlich kann nach einer Ausführungsform der Erfindung auch
nur ein bestimmter Abschnitt, vorzugsweise der dem Gussstück
zugewandte Abschnitt, eine Verjüngung aufweisen. Somit dient
der rohrähnliche Körper einerseits der Bereitstellung eines
aufformbaren Speiserhalses und andererseits der Bereitstellung
einer präzisen und fest positionierten Brechkante. Die Brech
kante ist vorzugsweise als eine Einschnürung der Öffnung bzw.
des Innnendurchmessers am oder in der Nähe des dem Gussstück
zugewandten Ende des rohrähnlichen Körpers vorgesehen.
Der Speiser bzw. Speiserkopf kann aus jedem im Stand der Tech
nik bekannten isolierenden und/oder exothermen Material gebil
det sein, um sicherzustellen, dass die im Speiser befindliche
Schmelze später als das Gussstück selbst erstarrt. Beispiels
weise kann der Speiser aus den in der DE 199 25 167 der gleichen
Anmelderin offenbarten exothermen Speisermassen herge
stellt werden.
Der rohrähnliche Körper liegt vorzugsweise mit dem Aussen
umfang eng am Speiser bzw. Speiserkopf an und kann nach einer
bevorzugten Ausführungsform mit dem Fachmann auf diesem Gebiet
geläufigen Mitteln am Speiser(kopf) befestigt werden, z. B.
mittels eines Klebstoffs wie Heißkleber oder Wasserglas, durch
einen Keil oder mittels Passung. Er kann auch einfach in den.
Speiser(kopf) eingesteckt sein.
Der rohrähnliche Körper kann aus jedem geeigneten Werkstoff,
der eine entsprechende Festigkeit aufweist und keine störenden
Reaktionen auf das zu speisende Gussstück ausübt, gebildet
werden. Diese Materialien sind dem einschlägigen Fachmann be
kannt und umfassen beispielsweise Metall, Kunststoff, Pappe
oder ähnliche Materialien.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform besteht der rohrähn
liche Körper aus einem dem Gussprogramm ähnlichen Werkstoff,
wie Aluminium oder Eisenblech.
Der rohrähnliche Körper kann jede beliebige und im Einzelfall
geeignete Länge, Wandstärke und Durchmesser aufweisen. Die
Wandstärke wird in Abhängigkeit von dem verwendeten Material
in der Regel zwischen 0,1 mm und 10 mm, insbesondere zwischen
0,3 mm und 0,5 mm liegen. Die optimalen Abmessungen können im
Einzelfall anhand routinemäßiger Versuche bestimmt werden bzw.
sind dem Fachmann aufgrund seiner Erfahrungen bekannt. Die
Wandstärken variieren auch aufgrund des Materials und können
z. B. für Stahlblech und bei Verwendung eines Federdorn-Mini-
Speiser bei 0,5 mm liegen.
In der Regel weist der rohrähnliche Körper eine Länge zwischen
etwa 15 und etwa 300 mm, insbesondere zwischen etwa 35 und
etwa 100 mm auf. Die Länge des rohrähnlichen Körpers wird so
gewählt, dass mindestens der Abstand zwischen dem Speiser (vor
dem Formen, ggf. auf dem Dorn) und dem Gussstück überbrückt
wird.
Der Innendurchmesser des rohrähnlichen Körpers kann im Prinzip
beliebig gewählt werden, wobei die Öffnung groß genug sein
sollte, um das Fließen der Schmelze in bzw. aus dem Speiser
während des Gieß- und Erstarrungsvorgangs zu gewährleisten.
Der Durchmesser des rohrähnlichen Körpers orientiert sich am
Speiser-Innendurohmesser, da nach einer Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung der rohrähnliche Körper in den Speiser-
(kopf) eingepasst bzw. eingesteckt wird.
Der rohrähnliche Körper kann eine beliebige Querschnittsform
aufweisen, insbesondere eine runde, ovale bzw. vier- oder
mehreckige Geometrie.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungs
gemäße Speisersystem weiterhin einen Dorn, insbesondere einen
Federdorn.
Der mit dem Rohr (rohrähnlichen Körper) verbundene Speiser
wird durch den Federdorn entsprechend hochgehalten. Dabei
steht das Rohr auf der Form bzw. auf dem angeschrägten Grund
des Federdorns auf. Während des Formvorgangs wird der Speiser
über das Rohr nach unten in die entsprechende Endposition
durch den Federdorn geführt. Das Rohr bleibt fest in der
ursprünglichen Position. So wird sichergestellt, dass
unmittelbar am Gussstück eine definierte Brechkante
bereitgestellt wird.
Dabei kann im Rahmen der vorliegenden Erfindung jeder dem
Fachmann als geeignet erscheinende Kern, Dorn oder Federdorn
verwendet werden. Zum Gussstück hin kann der rohrähnliche
Körper entweder vollständig über den Federdorn greifen, oder
auf dessen Fuß aufstehen. In beiden Fällen wird (direkt bzw.
indirekt) eine Verbindung zwischen dem Formhohlraum und dem
rohrähnlichen Körper hergestellt.
Es wurde gefunden, dass sich das erfindungsgemäße Speisersys
tem sehr einfach und universell an den Gussformen anbringen
und aufformen lässt, und eine reproduzierbare und optimal po
sitionierte Brechkante, auch bei Verwendung eines Dorns bzw.
Federdorns, sicherstellt. Nach dem Formen und ggf. dem Ent
fernen des Kernes oder (Feder-)dorns bleibt der rohrähnliche
Körper in der Form zurück. Der Zusammenbau des Speisersystems
kann entweder werkseitig oder erst beim Kunden an der Gussform
erfolgen.
Weiterhin macht das erfindungsgemäße Speisersystem andere
Verfahren wie den Einsatz eines handelsüblichen Brechkerns,
z. B. eines Croning-Brechkerns zur Erzeugung einer geeigneten
Brechkante überflüssig.
Nach einem weitern Aspekt betrifft die Erfindung die Verwen
dung eines rohrähnlichen, sich zum Gussstück hin verjüngenden
oder einen sich verjüngenden Abschnitt aufweisenden Körpers zur
Ausbildung eines aufformbaren Speiserhalses mit Brechkante bei
Speisern für Gussstücke.
Die Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen
näher erläutert, wobei
Fig. 1 einen herkömmlichen Speiser mit Federdorn darstellt und
Fig. 2 ein erfindungsgemäßes Speisersystem mit rohrähnlichem
Körper darstellt.
Gemäß Fig. 1 ist ein herkömmlicher Speiser 1 aus einer exo
thermen und/oder isolierenden Masse über einen Federdorn 2 an
dem Gussstück 4 aufgesetzt. Für das Abtrennen bzw. Abschlagen
des Speiserrests ist keine optimale Brechkante ausgebildet.
In Fig. 2 ist ein erfindungsgemäßes Speisersystem dargestellt,
wobei über den Federdorn 2 ein rohrähnlicher Körper 3 geführt
ist, der sich zum Gussstück 4 hin verjüngt. Dadurch wird eine
Brechkante 5 ausgebildet. Der rohrähnliche Körper verjüngt
sich zum Gussstück hin und sitzt auf dem Fuß bzw. Sockel 6 des
Federdorns auf. Auf das Rohr ist ein Speiser(kopf) 1 aufge
setzt, wobei zur Abdichtung zwischen Speiser und Rohrumfang
eine Heißklebernaht 7 vorgesehen ist. Nach dem Formen nimmt
der Speiser die durch grobe Schraffur gekennzeichnete Stellung
ein, wobei die Relativbewegung zwischen rohrähnlichem Körper
und Speiser erfolgt und die Positionierung der Brechkante am
rohrähnlichen Körper gegenüber dem Gussstück unverändert
bleibt. Damit ist eine optimale Positionierung der Brechkante
unabhängig von der endgültigen Lage des Speisers nach dem
Formen gewährleistet.