DE10049327A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Nickelsulfamat - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von NickelsulfamatInfo
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Abstract
Das Verfahren ermöglicht die Herstellung von Nickelsulfamat durch Umsetzung von elementarem Nickel mit Amidoschwefelsäure. Dabei wird das Nickel durch starkes Rühren, Mischen oder Dispergieren des Nickel-Säure-Gemisches mit einem Rühr-, Misch- oder Dispergierwerkzeug aufgeschlossen, welches eine hohe Energiedichte in das Reaktionsgemisch einbringt. Hierbei wird das Nickel durch Reduktion der Säureprotonen der Amidoschwefelsäure ohne Zugabe gesonderter Oxidationsmittel oxidiert. Das in wässriger Lösung erhaltene Nickelsulfamat ist ausgezeichnet für die Galvanotechnik geeignet, da es weitestgehend frei von Fremdionen und amorphen Nickelabscheidungen ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Nickelsulfamat,
insbesondere einer wässrigen Nickelsufamat-Lösung für die Galvanotechnik, durch
Umsetzung von elementarem Nickel mit Amidoschwefelsäure sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens.
Nickelsulfamat wird in der Galvanotechnik zur Formulierung von
Nickelsulfamatelektrolyten verwendet. Diese sind als Bäder bekannt, aus denen sehr
reine Nickelschichten abgeschieden werden können, die besonders arm an inneren
Spannungen sind, sowie eine hohe Duktilität und Bruchdehnungszahl aufweisen.
Um die dem Sulfamatsystem inhärenten Vorteile voll nutzen zu können, wird
bevorzugt mit additivfreier Badführung gearbeitet.
Aufgrund der günstigen physikalischen und mechanischen Eigenschaften des aus
Sulfamatbädern abgeschiedenen Nickels finden Nickelsulfamat-Bäder vielfältige
Anwendung im anspruchsvolleren Bereich der Galvanoformung, in der Elektronik
und in der Mikrogalvanik.
Die Herstellung von Nickelsulfamatlösung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen.
Umsetzungen von Nickelcarbonat und -hydrogencarbonat, von Nickelhydroxid oder
auch von Nickelpulver mit Amidoschwefelsäure sind an sich bekannt und werden
heute verwendet. Der Einsatz von Nickelsalzen anstelle von elementarem Nickel
führt zu relativ hohen Fremdionenanteilen, die nur mit erheblichem
Produktionsaufwand reduziert werden können. Verfahren, die von Nickelsalzen
ausgehen, sind daher technisch aufwenig, kostspielig und somit nachteilig.
Nickelpulver löst sich in Amidoschwefelsäure unter normalen Rührverhältnissen nur
sehr langsam und nicht vollständig. Zwar ergibt sich aus der Spannungsreihe, dass
Nickel mit protonenliefernden Säuren oxidierbar ist, doch konnte dieser Vorgang
technisch bislang nicht oder nur bei weniger reinen Pulverqualitäten genutzt werden.
Unreine Pulverqualitäten führen jedoch wiederum zu einem erhöhten (störenden)
Fremdionenanteil.
Um zu vernünftigen Umsetzungsgeschwindigkeiten für die Gesamtmischung zu
gelangen muss das Nickel als Pulver oder feines Granulat vorliegen. Die Umsetzung
von Rein- und Reinstnickelpulver mit Protonensäuren verläuft jedoch auch bei feiner
Nickelverteilung, u. a. aufgrund von Oberflächen-passivierung, so gehemmt, dass sie
technisch nicht ohne Hilfesstoffe realisiert werden kann.
Aus diesem Grunde wird mit gesondert zugefügten Sauerstoffträgern wie
Wasserstoffperoxid oder Luft oxidiert. Da diese Verfahren üblicherweise mit
Überschüssen von Nickelpulver im Reaktionsansatz arbeiten, um eine wirtschaftlich
vernünftige Umsetzungszeit zu erreichen, ergibt sich die Gefahr, dass der
pH-Endpunkt überschritten wird, die Lösung "kippt" und liefert einen Badelektrolyten,
aus dem unerwünscht dunkel-schwärzlich gefärbte Nickelabscheidungen erhalten
werden. Darüber hinaus trägt man bei Verwendung von Wasserstoffperoxid
Störstoffe wie Stannate, Picoline etc, ein, die als Stabilisatoren Begleiter von
Wasserstoffperoxid sind.
Besonders schwer geht hochreines sogenanntes Mondnickelpulver in Lösung, das
nach dem Mondverfahren hergestellt wurde. Gerade die Verwendung dieses Pulvers
wäre jedoch wegen seiner Reinheit und des extrem niedrigen Cobaltgehaltes von
besonderem galvanotechnischem Interesse.
Bei der Herstellung des Nickelsulfamats eingetragene Ionen können, wie oben
bereits erwähnt, einen wesentlichen Einfluss auf die Abscheidequalität der Lösung
haben. Solche Ionen nehmen an den elektrochemischen Abscheidevorgängen Teil
und beeinflussen diese. Es ist bekannt, dass kationische Spezies als Aquokomplexe
vorliegen können, die in der Regel nicht monomer sind, sondern zu hydroxo- oder
oxoverbrückten, komplexen Polymeren führen. Dieses "Komplexnickel" nimmt
Einfluss auf die elektrolytische Doppelschicht und dadurch auf die Kinetik der
Metallabscheidung und soll möglichst weitgehend vermieden werden.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung von
Nickelsulfamat, insbesondere in wässriger Lösung, zur Verfügung zu stellen, bei
dem die Anwesenheit störender Fremdionen und Verunreinigungen sowie
Komplexnickel weitestgehend vermieden werden.
Weiterhin soll das Verfahren den Ammoniumgehalt in dem erzeugten Nickelsulfamat
oder der Lösung kleiner 100 ppm halten, da sich Ammoniumgehalte ebenfalls
nachteilig auf Bruchdehnung und Duktilität der Nickelabscheidungen auswirken.
Zusätzlich soll das Verfahren das Durchfahren kritischer pH-Bereiche, in denen
Polymerstrukturen gebildet werden können, vermeiden.
Zur Lösung der vorgenannten Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgesehen, bei einem
Verfahren zur Herstellung von Nickelsulfamat durch Umsetzung von elementarem
Nickel mit Amidoschwefelsäure das Nickel durch Reduktion der Säureprotonen der
Amidoschwefelsäuren zu oxidieren und diesen Vorgang durch starkes Rühren,
Mischen oder Dispergieren des Nickel-Säure-Gemisches mit einem Rühr-, Misch-
oder Dispergierwerkzeug, welches eine hohe Energiedichte durch starke
Turbulenzbildung und/oder Einbringen hoher Scherkräfte erzeugt, zu aktivieren.
Die Rühr-, Misch- oder Dispergierleistung, die den Aufschlußvorgang, d. h. die
Aktivierung des Nickels ermöglicht, kann beispielsweise durch
Schergeschwindigkeiten zwischen 20000 und 100000 1/s charakterisiert werden.
In bevorzugter Ausbildung ist das Rühr-, Misch- oder Dispergierwerkzeug so
ausgelegt, dass ein rotierender Part eine Umfangsgeschwindigkeit von 10 bis 40 m/s
erreicht.
Sowohl die infolge der hochfrequenten Rotoren erzeugten hohen
Schwergeschwindigkeiten von bis zu 100000 1/sec als auch die im Werkzeugkopf
erzeugten Turbulenzen bestimmen die hohe Energierdichte, die ein wirksames
Aufschließen des Nickels ermöglicht.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine Umsetzung auch von hochreinem
Nickelpulver wie Mondnickelpulver mit Amidoschwefelsäure in einer
Umsetzungsgeschwindigkeit, die bei Verfahrensführungen mit Wasserstoffperoxid-
Oxidation oder Luftoxidation nicht erreicht werden kann. Das erfindungsgemäße
Verfahren verzichtet konsequent auf basische Nickelvorstoffe, wie Carbonat oder
Hydroxid sowie die Oxidation von Nickel mit Sauerstoffträgern. Kritische pH-
Bereiche, Komplexe und polymere Nickelstrukturen und dadurch verursachte
schwarze amorphe Nickelabscheidungen werden vermieden.
Vorzugsweise wird bei der Erfindung hochtourig mit einem Strahlrührer gerührt, der
als Saugstrahlrührer ausgebildet sein kann. Ein Saugstrahlrührer mit Rotor-Stator-
System hat sich bei Untersuchungen als besonders geeignet für die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens erwiesen. Allgemein sollte der verwendete
Rührer die folgenden Charakteristika aufweisen: Mischwerkzeug bzw. Generator aus
Rotor/Stator-Kombinationen, wobei der Stator sowohl ein klassisches Leitrohr als
auch ein oder mehrere Zahnkränze umfassen kann. Vorzugsweise bewirkt der
Rührer eine genügende Unterdruckbildung, so dass diese zum Einziehen der
Feststoffkomponenten in den Reaktor verwendet werden kann und/oder auch um
Einziehen der Luft geeignet ist, um wegen der Reaktionswasserstoffbildung
ausreichend Verdünnungsluft zum Einhalten der unteren Explosionsgrenze zur
Verfügung haben.
Der verwendete Rührer soll so ausgelegt sein, dass er hohe Scherkräfte sowie
Turbulenzen (im Bereich des Mischkopfes) in das Rührgut einbringt. Dabei sollte
das Rührblatt oder Rührelement eine Umfangsgeschwindigkeit nicht unter 10 m/s
besitzen, wobei das Einbringen hoher Scherkräfte für den Erfolg des Verfahrens
wesentlich ist.
Varianten der Misch- bzw. Dispergierwerkzeuge sind möglich. Neben der
klassischen Rotor-Stator-Kombination können z. B. die Statoren als Zahnkränze
ausgestaltet sein, so daß in diesem Fall der Ausstoß des Mediums nicht axial
sondern (auch) radial erfolgt.
Der mechanische Energieeintrag und/oder ein abrasiver Effekt an der
Nickeloberfläche tragen entscheidend zur Aktivierung des Nickelpulvers bei, um die
Nickeloxidation durch Säureprotonen mit zufriedenstellender Geschwindigkeit
ablaufen zu lassen.
Vorzugsweise wird Nickelpulver eingesetzt, weiter vorzugsweise hochreines
Nickelpulver wie Mondnickelpulver, d. h. nach dem Mondverfahren hergestelltes
Nickelpulver.
Das Molverhältnis von Nickel zu Säure sollte größer 1, d. h. überstöchiometrisch
bezüglich des stöchiometrischen Verhältnisses 1 : 2 sein; in einer bevorzugten
Ausführungsform wird derzeit ein Molverhältnis von 1,18 : 2 für Nickel: Säure
verwendet.
Die Reaktion wird bevorzugt bei Temperaturen kleiner 40°C, also unter milden
Bedingungen geführt.
In Weiterbildung der Erfindung wird das elementare Nickel - wie oben beschrieben
bevorzugt in Form von Mondnickelpulver - in Wasser vorgelegt und die
Amidoschwefelsäure wird zudosiert.
Bei dem zum Einstellen der Reaktionsverhältnisse bezüglich pH-Wert,
stöchiometrischer Verhältnisse und Lösungskonzentration verwendeten Wasser
handelt es sich um zumindest deionisiertes Wasser oder Reinstwasser.
Die Amidoschwefelsäure kann kontinuierlich unter pH-Kontrolle oder portionsweise
zudosiert werden, bevorzugt in wenigstens drei oder mehreren möglichst kleinen
Schüben.
Während des Zudosierens der Amidoschwefelsäure wird der pH-Wert möglichst
lange zwischen 2 und 3 gehalten, bevor der pH-Wert auf einen Endwert um oder
größer 4, vorzugsweise 4,2 ansteigt. Es kann jedoch auch im schwächer sauren
Bereich gearbeitet werden, solange die Bildung von Ammoniumionen,
Aquokomplexen und Polymeren hinreichend unterdrückt werden kann.
Die Aufgabe der Erfindung wird auch durch die Bereitstellung einer Vorrichtung
gelöst, mit der das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt werden kann.
Die Vorrichtung umfasst einen hochtourigen, in einem Rührbehälter angeordneten
Strahlrührer oder Dispergator, eine mit dem Rührer oder Dispergator verbundene
Saugvorrichtung, vorzugsweise eine Sauglanze, durch welche das Nickelpulver
und/oder die Verdünnungsluft über den Rührer in den Rührbehälter des Rührwerks
eingezogen wird, sowie wenigstens eine Dosiervorrichtung zum Zudosieren der
Amidoschwefelsäure in den Rührbehälter.
Der Strahlrührer oder Dispergator besitzt ein Rotor-Stator-System und ist in der
Lage hohe Scherkräfte auf die zu rührende Mischung aufzubringen. Allgemein kann
ein Saugstrahlrührer oder auch ein klassischer Leitstrahlrührer verwendet werden.
Vorzugsweise bestehen die produktberührten Teile des Rührers aus Titan. Auch
Nickel oder Werkstoffe die die Nickellösung nicht durch Eintrag von
Fremdsubstanzen in ihrer Badqualität beeinträchtigen, wie beispielsweise
Keramiken oder Hartstoffe sind geeignet.
Die Verwendung des Saugstrahlrührers verbindet folgende für die Erfindung
wesentliche technische Vorteile:
- - die hohe Scherkraft des Rührorgans ermöglicht die für die Erfindung wesentliche Steigerung der Umsetzungsgeschwindigkeit, die selbst bei pH 3 noch zufriedenstellende Umsetzungszeiten bewirkt. Dadurch wird die hydrolytische Bildung von Ammoniumionen merklich eingeschränkt und die Bildung von Aquokomplexen vermieden;
- - die vom Rührer eingesaugte Luft dient als ausschliesslich als Verdünnungsmedium und schließt ein Überschreiten der unteren Explosionsgrenze aus;
- - der Eintrag des toxischen Nickelpulvers in den Reaktor kann durch Einsaugen, infolge Unterdruckbildung des Rührers, umweltfreundlich und sicher erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wurde in Vergleichsversuchen mit bekannten
Verfahren verglichen und zeigt deutliche Vorteile.
Die Umsetzungsgeschwindigkeiten von Mondnickelpulver mit Amidoschwefelsäure
verschlechtern sich bei Anwendung der Verfahren: erfindungsgemäß (mit
Strahlrührer) - Wasserstoffperoxidoxidation - Luftoxidation in dieser Reihenfolge
wesentlich. Während der Saug- oder Luftstrahlrührer eine Fahrweise bei
Temperaturen kleiner 40°C und, gesteuert durch geregelte Zugabe der
Amidoschwefelsäure, in pH-Bereichen zwischen 2 und 3 gestattet, so dass infolge
verminderter säure- und temperaturbedingter Hydrolyse die Ammoniumionen-
Gehalte kleiner 100 ppm verbleiben und Komplexbildung des Nickels vermieden
wird, sind die beiden anderen Verfahren nur unter schärferen Bedingungen bei
weniger guten Ergebnissen durchzuführen.
Um die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Verfahrens zu verdeutlichen wurden
Vergleichsuntersuchungen durchgeführt, bei denen drei verschiedene
Nickelsulfamat-Herstellungsverfahren verglichen werden, nämlich 1. unter
Luftoxidation, 2. unter Wasserstoffperoxidoxidation und 3. mit Luft- bzw.
Saugstrahlung.
Die Versuchsdaten sind in Tabelle 1 angegeben:
Die Herstellungsvarianten werden in einem 5 l wassergekühlten Glasreaktionsgefäß,
das jeweils mit 3 l Reaktionsmischung gefahren wurde und mit Rückflusskühler
versehen war, durchgeführt.
Zur Luftoxidation wurde der Reaktor mit einem Düsenringsystem ausgestattet und
einem schnell laufenden Propellerrührer. Das Nickelpulver wurde vorgelegt, in der
berechneten Menge Reinstwasser suspendiert und die Reaktionssäure in drei
Portionen von jeweils einem Drittel der Gesamtmenge zugegeben.
Die Umsetzung mit Wasserstoffperoxid wurde prinzipiell ähnlich durchgeführt. Das
Düsenringsystem wurde entfernt, eine Dosierpumpe zum kontinuierlichen Eintrag
von Wasserstoffperoxid installiert. Es wurde so gefahren, dass sich immer 0,2%
Überschuss H2O2 im Reaktionsgefäß befanden. Aus Sicherheitsgründen wurden
größere Überschüsse von H2O2 ausgeschlossen, da diese dann bei möglichen
Spontanzersetzungen zu nicht beherrschbaren Umsetzungen hätten führen können.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren wurden das Dosierungssystem bzw. die
Wasserstoffperoxidzufuhr einschließlich Propellerrührer entfernt. Dafür wurde ein
Saugstrahlrührer installiert, der zwecks Vermeidung von badschädlichen
Fremdionen im produktberührten Bereich aus Titan besteht. Das Nickelpulver wird
über den Rührer eingezogen. Die Menge wurde - wie in den anderen
Vergleichsversuchen - im überstöchiometrischen Verhältnis 1 : 1,7 (Ni : Säure)
eingetragen. Wasser und Nickelpulver wurden jeweils vorgelegt,
Amidoschwefelsäure im Temperaturbereich 38-40°C so eindosiert, dass der
pH-Wert 2-3 eingehalten wurde. Unmittelbar vor Reaktionsende wurde die Säurezugabe
so dosiert, dass innerhalb weniger Minuten ein End-pH-Wert von 4,2 erreicht wurde.
Die Reaktionen unter Luftzufuhr bzw. Wasserstoffperoxidzugabe machten die
Umsetzung im niederen pH-Bereich notwendig, so dass eine Fahrweise durch
kontinuierliche Säurezufuhr im pH-Bereich von z. B. 2-3 wegen der Reaktionsträgheit
nur schwer realisierbar ist. Entsprechend durchfahren die Ansätze bei ratierbarer
Säurezugabe den pH-Bereich bis 4,2 und weisen wegen säurekatalysierter
Hydrolyse erhebliche Ammoniumgehalte auf. Die sehr lange Verweilzeit im höheren
pH-Bereich < 3,5 wirkt sich ebenfalls gravierend auf die Bildung von komplexen
kationischen Nickelpolymeren aus.
Wasserstoffperoxid setzt bei Verwendung von Mondnickelpulver eine Fahrweise im
wesentlich saureren pH-Bereich, überwiegend kleiner 1 und bei einer Temperatur
bis 60°C voraus. Trotzdem verlängert sich die Umsetzungszeit im Verhältnis zum
Saugstrahlverfahren um den Faktor 2. Die NH4-Gehalte steigen typisch auf Gehalte
600-700 ppm. Diese Gehalte und die mit dem Waserstoffperoxid eingetragenen
Stabilisatorenanteile verschlechtern die aus diesen Lösungen erhaltenen
Abscheidungen erheblich. Das Luftoxidationsverfahren verlängert die notwendige
Umsetzungszeit noch mehr, so dass von einer wirtschaftlicheren Produktion nicht
mehr geredet werden kann. Darüberhinaus bilden sich bei den beiden zuletzt
genannte Verfahren komplexe Polymere, die einen wesentlich nachteiligen Effekt
auf die Abscheidung ausüben und erst nach längerem Badbetrieb abgebaut werden.
Dies ist dem Fachmann als sogenanntes "Einarbeiten des Bades" bekannt.
Bei den diskutierten Herstellungsvarianten wurden folgende Gehalte an Komplex-
Nickel aus je 100 ml Originallösung ermittelt (s. Tabelle 1):
- 1. Luftoxidation: 264 mg/l Nickel
- 2. Wasserstoffperoxidoxidation: 188 mg/l Nickel
- 3. erfindungsgemäßes Verfahren: 5,7 mg/l Nickel.
Zwar kann der Gehalt an unerwünschtem Komplex-Nickel durch eine
Nachbehandlung gedrückt werden, doch ist dieser Schritt sehr Zeit- und
arbeitsintensiv.
Selbst eine Membranfiltration hält die diskutierten Komplex-Nickelverbindungen
nicht zurück. Auch die bekannte Aktivkohlebehandlung führt zu keinem verbesserten
Ergebnis.
Die analytischen Ergebnisse können praxisgerecht in Form von
Nickelbadabscheidungen dargestellt und visualisiert werden. Im Folgenden werden
die Herstellungsvarianten von Nickelsulfamatlösungen aus Nickelpulver und dem
Luftoxidationsverfahren sowie nach dem erfindungsgemäßen Verfahren und die
resultierenden Abscheidungsergebnisse dargestellt und vergleichend bewertet.
Nickel wurde aus identisch formulierten Bädern unter gleichen Bedingungen auf
polierten Messingblechen abgeschieden.
300 g/l Ni/NH2
SO3
)2
× 4H2
O
35 g/l H3
35 g/l H3
BO3
keine weiteren Additive
pH = 4,0
Badtemperatur: 45°C
Stromstärke: 1 A/dm2
pH = 4,0
Badtemperatur: 45°C
Stromstärke: 1 A/dm2
Abscheidezeit: 30 Minuten.
Die Bewertung der Nickelabscheidung erfolgte visuell und durch Messung des
Helligkeitsgrades der Nickelschicht. Diese hat hell-matt zu sein und indiziert damit
eine optimal ungestörte Nickelabscheidung. Dunkle bis schwärzliche Abscheidungen
lassen dagegen einen gestörten Schichtaufbau erkennen.
Während die erfindungsgemäße Nickellösung zu einer gleichmäßig hellen
Abscheidung führt, ergab das Luftoxidationsverfahren ein dunkles bis sehr dunkles
Testergebnis.
Fig. 1 zeigt Spektren, die den Remissionsgrad der Testbleche im sichtbaren
Spektralbereich angeben. Diese zeigen deutlich die unterschiedliche Qualität der
zuvor beschriebenen Abscheideergebnisse.
Gemessen wurden die Helligkeitsgrade mit einem Perkin Elmer Lambda-2 UV-VIS
Spektrometer einschließlich Reflexionsspektroskopie-Zusatz "Labsphere RSA-PE-20".
Dabei wird die Remission der Testbleche über eine integrierende Halbkugel
gemessen. Im beigefügten Spektrum sind die prozentualen Remissionsgrade auf der
Ordinate skaliert.
Es zeigen im einzelnen:
Fig. 1a) erfindungsgemäße Verfahren
b) Luftoxidationsverfahren
c) schwarzer, matter Karton.
b) Luftoxidationsverfahren
c) schwarzer, matter Karton.
Der matt-schwarze Karton wurde als Referenz mitgemessen.
Es kann allgemein festgestellt werden dass sich die Umsetzungsgeschwindigkeiten
von Mondnickelpulver mit Amidoschwefelsäure bei Anwendung der Verfahren
Strahlrührer (Erfindung) - Wasserstoffperoxidoxidation - Luftoxidation - in dieser
Reihenfolge wesentlich verschlechtert. Während der Strahlrührer eine Fahrweise bei
Temperaturen kleiner 40°C und, gesteuert durch geregelte Zugabe der
Amidoschwefelsäure, im pH-Bereich 2-3 gestattet, so dass infolge verminderter
säure- und temperaturbedinter Hydrolyse die NH4-Gehalte kleiner 100 ppm
verbleiben, sind die beiden anderen Verfahren unter schärferen Bedingungen
durchzuführen und geben dabei schlechtere Ergebnisse, gerade im Hinblick auf den
Anwendungszweck galvanische Bäder
100 ml Nickelsulfamatlösung mit 11% Nickel wurden 48 Stunden thermisch bei
90°C behandelt und anschließend durch Absaugen über ein Celluloseacetatfilter 0,65 m/Sartorius
Nr. 11105-50-N, Durchmesser 50 mm, filtriert. Der Rückstand wird mit
50 ml Reinstwasser gewaschen und anschließend in 10%iger HCl gelöst. Das
Nickel wird in der Lösung mit der üblichen komplexometrischen Methode ermittelt.
Mit dieser Bestimmung wird der Anteil an verbrückt-komplexen Nickelverbindungen
erfasst, der bei nicht erfindungsgemäßer Fahrweise als begleitender
Nickelbadstörstoff in der Regel in nicht zuträglicher Menge anfällt.
Claims (16)
1. Verfahren zur Herstellung von Nickelsulfamat durch Umsetzung von elementarem
Nickel mit Amidoschwefelsäure, dadurch gekennzeichnet, dass das
Nickel durch Reduktion der Säureprotonen der Amidoschwefelsäure oxidiert wird und
dass dieser Vorgang durch starkes Rühren, Mischen oder Dispergieren des Nickel-
Säure-Gemisches mit einem Rühr-, Misch- oder Dispergierwerkzeug, welches eine
hohe Energiedichte durch starke Turbulenzbildung und/oder Einbringen hoher
Scherkräfte erzeugt, aktiviert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rühr-, Misch- oder
Dispergierleistung charakterisiert wird durch Schergeschwindigkeiten zwischen
20000 und 100000 1/s.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein rotierender
Part des Rühr-, Misch- oder Dispergierwerkzeugs eine Umfangsgeschwindigkeit von
10 bis 40 m/s erreicht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das
Rühren als ein hochtouriges Rühren mit einem Strahlrührer vorgenommen wird,
vorzugsweise einem Saugstrahlrührer oder einem Leitstrahlrührer.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass als
elementares Nickel Nickelpulver eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Nickelpulver
Mondnickelpulver ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das
Molverhältnis Nickel-zu-Säure überstöchiometrisch, vorzugsweise 1,18 : 2 ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
Reaktion bei Temperaturen kleiner 40°C geführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das
elementare Nickel in Wasser vorgelegt und die Amidoschwefelsäure zudosiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Amidoschwefelsäure portionsweise zugegeben wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass der pH-Wert
des Gemischs während des Zudosierens die längste Zeit zwischen 2 und 3 gehalten
und abschließend auf einen Endwert größer 4, vorzugsweise etwa 4,2 gebracht wird.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
11 mit einem Rührwerk, welches einen hochtourigen in einem Rührbehälter
angeordneten Strahlrührer oder Dispergator umfasst, gekennzeichnet
durch eine mit dem Rührer oder Dispergator verbundene Saugvorrichtung, durch
welche Nickel und/oder Luft in den Rührbehälter eingezogen wird, sowie wenigstens
eine Dosiervorrichtung zum Zudosieren der Amidoschwefelsäure in den
Rührbehälter.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Strahlrührer
ein Saugstrahlrührer oder ein Leitstrahlrührer ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Dispergator
ein Rotor-Stator-System umfasst.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass
der Rührer oder Dispergator für Umfangsgeschwindigkeiten des rotierenden Parts
zwischen 10 und 40 m/s bei Schergeschwindigkeiten bis 100000 ausgelegt ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die
produktberührten Teile des Rührers aus Nickel, Titan, Hartmetall oder einer Keramik
bestehen.
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