DE10047217A1 - Verfahren zur Herstellung von Ribonukleinsäure (RNS) - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Ribonukleinsäure (RNS)Info
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Abstract
Es wird ein Verfahren zur Herstellung von Ribonukleinsäure (RNS) beschrieben, bei dem nukleinsäuresekretierende Mikroorganismen eingesetzt werden. Ferner wird ein Verfahren zur Identifizierung solcher Mikroorganismen sowie deren Verwendung beschrieben.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstel
lung von Ribonukleinsäure (RNS) gewünschter Sequenz sowie ein
Verfahren zur Identifizierung von nukleinsäuresekretierenden
Mikroorganismen, Kits zur Durchführung der Verfahren, sowie die
Verwendung bestimmter Mikroorganismen in einem Verfahren zur
Herstellung von RNS.
Verfahren zur Herstellung von RNS sind im Stand der Technik be
kannt. Dabei werden Polynukleotide z. B. in vitro in einer RNS-
Synthesereaktion durch "Anpolymerisieren" von 5'-Nukleosiddi
phosphaten unter Phosphatabspaltung an vorhandene Oligonukleo
tide, die als Starter (Primer) dienen, hergestellt. Diese Reak
tion wird durch das Enzym Polynukleotid-Phosphorylase kataly
siert. In dem bekannten Verfahren wird die Basenzusammensetzung
des zu synthetisierenden Polynukleotids nicht durch eine Matri
ze kodiert, sondern von dem unterschiedlichen Angebot an Bau
steinen, d. h. Ribonukleotiden, bestimmt. Ein Überblick über das
bekannte Verfahren findet sich in dem. Lexikon der Biochemie,
2. Band, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 2000; S. 303.
Des weiteren kann RNS mittels in vitro-Transkription herge
stellt werden, bei der für die Synthese der RNS eine Matrize in
Form eines DNS-Templates, sowie die Verwendung von DNS
abhängigen RNS-Polymerasen, beispielsweise aus den Bakteriopha
gen T3, T7 oder SP6, erforderlich ist. Eine detaillierte Be
schreibung dieses Verfahrens ist in "Sambrook, Fritsch, Ma
niatis in Molecular Cloning - Laboratory Manual", 2. Auflage
Cold Spring Harbor Laboratory Press 1989, S. 10.32 ff.
dargestellt.
Außerdem besteht nach dem Stand der Technik die Möglichkeit,
RNS mittels chemischer Synthese durch Knüpfung von Phosphodie
sterbindungen zwischen den Nukleotiden ohne die Beteiligung von
Enzymen herzustellen. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte
Phosphoamidit-Methode, die im Lexikon der Biochemie, 2. Band,
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 2000, S. 163 beschrie
ben ist.
Die biologische Bedeutung der RNS für alle lebenden Zellen
liegt in der Übertragung der genetischen Information von der
DNS zu den Orten der Proteinbiosynthese durch die sogenannte
Messenger-RNS (mRNS) und in der Realisierung der Information
bei der Proteinbiosynthese unter Beteiligung der sogenannten
Transfer-RNS und der ribosomalen RNS (tRNS, rRNS).
Neben diesen physiologischen Aspekten nutzt die moderne Bio
technologie die Möglichkeit, RNS z. B. als Therapeutikum einzu
setzen. Hier ist zum einen an sogenannte Ribozyme, d. h. an RNS-
Moleküle mit katalytischen Eigenschaften, zu denken. Es gibt
Bestrebungen, komplexe künstliche Ribozyme herzustellen, die
analog zu bestimmten Enzymen therapeutische oder krankheitsvor
beugende Eigenschaften haben. Außerdem sind RNS-Moleküle auf
grund ihrer Fähigkeit, eine Vielfalt von chemischen Reaktionen
zu katalysieren, auch für die chemische Industrie von großem
Interesse. Für einen Überblick siehe hierzu auch Jaeger, L.
Curr. Opin. Struct. Biol. 7 (1997) 324, und Narkilar G. T. u.
Herschlag D., Annu. Rev. Biochem. 66 (1997) 19.
Eine weitere wichtige Rolle spielen RNS-Moleküle als sogenannte
Antisense-Medikamente. Darunter versteht man Medikamente, die
sich aufgrund ihrer zu einem Gen bzw. zu einer mRNS oder ande
ren Nukleinsäure komplementären Struktur an diese Nukleinsäure
anlagern und dadurch die Realisierung einer bestimmten geneti
schen Information, d. h. Transkription und Translation, blockie
ren. Im Tierversuch ist es mit Hilfe solcher Antisense-
Medikamente gelungen, pathologische Arterienverengungen zu ver
hindern. In anderen Studien konnten maligne Hirntumoren zum
Schrumpfen gebracht werden. Des weiteren konnte durch Verwen
dung von Antisensekonstrukten in vitro die Proliferation und
Differenzierung von Stammzellen gesteuert werden. In den USA
wurden Antisense-Medikamente bereits in klinischen Studien auf
ihre Wirksamkeit bei Leukämie und eventuellen Nebenwirkungen
getestet. Auch die Behandlung von Aids mit Hilfe dieser Medika
mente wird angedacht.
Ein großer Bedarf an ausreichenden Mengen von RNS besteht auch
im Zusammenhang mit der Entwicklung von neuen Wirkstoffen, die
als Wirkort direkt an einer RNS ansetzen sollen. Für das hier
mit verbundene notwendige Wirkstoffscreening zum Aufspüren ei
ner solchen Substanz sind große Mengen von spezifischer RNS er
forderlich.
Des weiteren besteht natürlich auch im Forschungsbereich, z. B.
für in vitro-Translationsstudien bis hin zur Entwicklung von
Gentherapien, verstärkter Bedarf an großen Mengen von RNS. Aus
den vorstehend genannten Gründen ergibt sich eine zunehmende
Bedeutung von RNS sowohl in der biotechnologischen als auch in
der pharmazeutischen Industrie.
Trotz dieses ansteigenden Bedarfs ist die Verfügbarkeit von
ausreichenden Mengen an RNS nicht gelöst. Bei den oben zitier
ten bekannten Verfahren zur RNS-Herstellung handelt es sich
ausschließlich um äußerst kostenintensive und komplexe Herstel
lungsverfahren. Häufig werden hierbei auch für den Menschen
toxische Lösungsmittel verwendet. Eine Ausweitung der beschrie
benen Verfahren auf großmaßstabliche Herstellungsprozesse ist
nicht möglich.
Bei der oben beschriebenen enzymunabhängigen chemischen Synthe
se von RNS-Oligonukleotiden besteht zusätzlich das Problem, daß
der Syntheseprozeß ab einer Länge von circa 80 Nukleotiden ab
bricht. D. h. die Herstellung von längerkettigen RNS-Molekülen,
die häufig für ihren effizienten Einsatz als Antisense-
Medikament eine Voraussetzung sind, ist auf diese Art nicht
möglich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist deshalb, ein Verfahren
zur Herstellung von Ribonukleinsäure (RNS) gewünschter Sequenz
bereitzustellen, bei dem die vorstehend genannten Nachteile
vermieden werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Ver
fahren folgende Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellung von Mikroorganismen, vorzugsweise von Bak terien, in Kultur, die zur Sekretion von RNS in das extra zelluläre Medium fähig sind,
- b) Isolierung und/oder Anreicherung der von den Mikroorganis men in das extrazelluläre Medium sekretierten RNS.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auf diese Wei
se vollkommen gelöst.
Die Erfinder haben nämlich erkannt, daß die hier erstmals bei
spielhaft für verschiedene Bakterien beschriebene Fähigkeit von
bestimmten Mikroorganismen, RNS in das extrazellulär umgebene
Medium zu sekretieren, zur Herstellung großer Mengen von RNS
geeignet ist. Hierbei war es besonders überraschend und nicht
zu erwarten, daß bspw. bestimmte Bakterienstämme natürliche RNS
nach ihrer Synthese aus der Zelle ausschleusen. Diese sekretierte
RNS läßt sich besonders einfach und ohne großen Kosten
aufwand anreichern bzw. isolieren. Die erfindungsgemäße Her
stellung der RNS erfordert keine Lyse der Mikroorganismenzel
len, was die Isolierung und/oder Aufreinigung der RNS ganz ent
scheidend vereinfacht. Die sekretorischen Mikroorganismen kön
nen sehr einfach in großvolumigen Fermentern kultiviert und der
RNS-enthaltende Überstand kann mittels einfacher Methoden, z. B.
durch Zentrifugation, von den zellulären Bestandteilen abge
trennt werden. Durch dieses erfindungsgemäße Verfahren läßt
sich RNS in sehr großen Mengen, d. h. in mehreren Milligramm pro
Liter, herstellen.
Bei der interessierenden, gewünschten Sequenz kann es sich ins
besondere im Zusammenhang mit dem eingangs angesprochenen Wirk
stoffscreening zur Entwicklung von neuen Wirkstoffen um eine
RNS "natürlichen Ursprungs" handeln, beispielsweise um eine
mRNS, die für ein bestimmtes bakterielles Protein kodiert, oder
um eine rRNS. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich folg
lich besonders für die Entwicklung anitibakterieller bzw. anti
biotischer Wirkstoffe.
Des weiteren ist das erfindungsgemäße Verfahren durch seine
einfache Durchführbarkeit und durch wenige manuelle Handgriffe
charakterisiert, da sowohl die Bereitstellung der Mikroorganis
men als auch die Isolierung der sekretierten RNS weitgehend au
tomatisiert werden können. Dadurch wird das erfindungsgemäße
Verfahren besonders für industrielle biotechnologische oder
pharmazeutische Herstellungsprozesse geeignet.
Lediglich der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle er
wähnt, daß in einzelnen Säugetierzellen eine Sekretion von RNS
in das die Zelle umgebende Medium beobachtet wurde. So konnten
z. B. Sitikov, A. S. und Munishkin, A. V., 1991, "Specific sup
presser T-cells secrete RNA", Dokl. Akad. Nauk. SSSR, 318 (6),
1486-8, für zwei Suppressor T-Zellinien, die in einem bestimm
ten Kulturmedium gehalten wurden, sekretierte RNS in dem Medium
nachweisen. Ryazantseva, I. N., 1969, "Dynamic of RNA secretion
into a culture medium by Ehrlich carcinoma cells in a short
lift culture", Sb. Aspir. Rab., Kazan. Gos. Univ., Estestv.
Nauki., 129-32, konnte an isolierten Karzinomzellen eine Sekre
tion von RNS in das Kulturmedium beobachten.
In einer weiteren Arbeit konnte an kultivierten Embryofibrobla
sten des Huhns eine Freisetzung von RNS in das umgebende Medium
gezeigt werden, siehe McIntosh, Alison, A. G. Adams, David H.,
1985, "Further studies on the extrusion of cytosol macromole
cules by cultured chick embryo fibroblast cells", Int. J. Bio
chem., 17 (2), 147-53.
Eine industrielle Nutzung dieser an bestimmten Zellen höherer
Eukaryonten beschriebenen RNS-sekretorischen Eigenschaften ist
jedoch aufgrund der aufwendigen Kultivierungsbedingungen und
der begrenzten Verfügbarkeit dieser Zellen nicht möglich.
In einer bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens enthalten die Mikroorganismen, vorzugsweise Bakterien,
einen Expressionsvektor, der für die gewünschte Sequenz ko
diert.
Besonders überraschend ist bei der vorliegenden Erfindung, daß
die untersuchten sekretorischen Bakterien nach ihrer Transfor
mation mit rekombinanten DNS-Fragmenten, RNS-Moleküle mit der
einklonierten Sequenz in das extrazelluläre Medium sekretieren.
Durch diese Eigenschaft der sekretorischen Bakterien lassen
sich erfindungsgemäß große Mengen an RNS mit beliebiger Nukleo
tidsequenz herstellen. Dies ist z. B. im Hinblick auf die Her
stellung der eingangs erwähnten Antisense-Medikamente wichtig.
Die Synthese eines Proteins kann natürlich nur dann durch ein
Antisense-Konstrukt, z. B. in Form einer RNS, blockiert werden,
wenn diese Sequenz zu der für das Protein kodierenden Nuklein
säure komplementär ist. Hierbei ist es weiterhin ganz entschei
dend, daß nur die Synthese des krankheitsassoziierten Proteins,
nicht aber von anderen, möglicherweise essentiellen Proteinen
gehemmt wird. Bei Kenntnis des zugrunde liegenden krankheitser
zeugenden Gens oder der Aminosäuresequenz des entsprechenden
Genprodukts, d. h. Proteins, kann die entsprechend komplementäre
Sequenz in einen Expressionsvektor kloniert werden, mit dem
dann beispielsweise ein sekretorischer Bakterienstamm transfor
miert wird. Die von den Bakterien exprimierte rekombinante RNS
wird dann erfindungsgemäß in großen Mengen aus dem extrazellu
lären Medium aufgereinigt.
In weiter bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung erfolgt im
Anschluß an den Schritt b) des erfindungsgemäßen Verfahrens ei
ne Isolierung der Fraktion der RNS, die die gewünschte Sequenz
aufweist.
Dies hat den besonderen Vorteil, daß aus der Gesamtheit der se
kretierten RNS, die z. B. durch RNS "natürlichen Ursprungs",
d. h. mit unerwünschter Sequenz, verunreinigt sein kann, nur die
Spezies von RNS erhalten wird, die die gewünschte, in den Ex
pressionsvektor einklonierte Sequenz aufweist. Eventuell stö
rende RNS-Fraktionen werden somit abgetrennt.
Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung ist es, wenn die
Isolierung und/oder Anreicherung der sekretierten RNS aus
Schritt b) eine Gelfiltration, vorzugsweise mittels Sephacryl,
umfaßt.
Diese chromatographische Methode ermöglicht in vorteilhafter
Weise die Trennung von Molekülen nach ihrer Größe. Dadurch läßt
sich die sekretierte RNS aus Schritt b) auf einfache Art und
Weise von Bestandteilen des extrazellulären Mediums, die sich
in ihrer Größe von der RNS unterscheiden, z. B. von sekretierten
Proteinen, abtrennen. Die Erfinder haben des weiteren erkannt,
daß sich für die Gelfiltration als Trennmedium besonders Se
phacryl, ein aus Dextran bestehendes poröses Gel, das mit N,N-
Methylenbisacrylamid dreidimensional vernetzt ist, eignet.
Weiter bevorzugt ist es, wenn in dem erfindungsgemäßen Verfah
ren in Schritt a) Bakterien in Kultur bereitgestellt werden,
die ausgewählt sind aus der Gruppe: Escherichia coli-Top10F',
Escherichia coli-XL1, Escherichia coli-JM105, Escherichia coli-
JM109, Bacillus subtilis-DSM2277, Bacillus subtilis-DSM618,
Agrobacterium tumefaciens-DSM2277, Agrobacterium tumefaciens-
DSM30205, Pseudomonas putida-DSM548 sowie Stämme, die mit den
vorstehend genannten Stämmen genetisch identisch sind oder ge
netische Varianten davon sind.
Den Erfindern ist es gelungen, für die angegebenen Bakteri
enstämme eine RNS-sekretierende Eigenschaft nachzuweisen. Sie
eignen sich somit ganz besonders gut für den Einsatz in dem er
findungsgemäßen Verfahren.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht darin,
daß die Kultivierung der Bakterien in einem Medium erfolgt, das
folgende Komponenten, angegeben in Gramm pro Liter, enthält:
Na2HPO4, 4-8; KHPO4, 1-5; NaCl, 3-7; H9N2O4P, 0,5-7; MgSO4, 0,3-
0,8; CaCl2, 0,008-0,012; und eine weitere Komponente, die aus
der Gruppe ausgewählt ist: Weizenstärke, Endkonzentration in
dem Medium 8-12; Glyzerin, Endkonzentration in dem Medium 0,5-
4; Saccharose, Endkonzentration in dem Medium 0,5-4; Mannitol,
Endkonzentration in dem Medium 0,5-4; Maisstärke, Endkonzentra
tion in dem Medium 0,5-4; und Glukose, Endkonzentration in dem
Medium 0,5-4.
Die Verwendung solch eines Mediums ist nach Erkenntnis der Er
finder ganz besonders geeignet und förderlich für eine erhöhte
Sekretion von RNS durch Bakterien in das extrazelluläre Medium.
Insofern wird durch die Bereitstellung eines solchen Kulturme
diums die Voraussetzung für eine besonders gute Realisierung
des erfindungsgemäßen Verfahrens geschaffen.
Vorzugsweise wird in dem Verfahren zur Kultivierung von Bakte
rien andererseits ein Medium verwendet, das folgende Komponen
ten, angegeben in Gramm pro Liter, enthält: Na2HPO4, 4-8; KHPO4,
1-5; NaCl, 0,3-7; MgSO4, 0,3-0,8; CaCl2, 0,008-0,012; Glukose,
0,5-4; und eine weitere Komponente, die aus der Gruppe ausge
wählt ist: Hefeextrakt, Endkonzentration in dem Medium 3-7;
Glutamat, Endkonzentration in dem Medium 3-7; Maissirup, End
konzentration in dem Medium 3-7; und H9N2O4P, Endkonzentration
in dem Medium 0,5-3.
Auch durch dieses Medium läßt sich das erfindungsgemäße Verfah
ren mit besonders hoher Effizienz realisieren.
Weiter bevorzugt wird in diesem Verfahren zur Kultivierung von
Bakterien ein Medium verwendet, das folgende Komponenten, ange
geben in Gramm pro Liter, enthält: Pepton, 5-15; Hefeextrakt,
1-10; NaCl, 1-10.
Überraschenderweise eignet sich auch dieses Medium besonders
gut für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Besonders bevorzugt ist es, wenn das erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung eines Arzneimittels verwendet wird.
Wie bereits in der Einleitung dargelegt, besteht ein erhöhter
Bedarf an RNS in Form von therapeutisch wirksamen Substanzen
bzw. Arzneimitteln. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren läßt
sich, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit, beliebige
Sequenzen konstruieren zu können, die Herstellung von als Arz
neimittel wirksamen RNS-Molekülen besonders einfach und effizi
ent realisieren.
Eine besondere Ausgestaltung der Erfindung betrifft ein Kit zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, das vorzugsweise
einen nukleinsäuresekretierenden Mikroorganismus enthält.
Dies hat den besonderen Vorteil, daß durch die Bereitstellung
von sämtlichen oder von Teilen der erforderlichen Reagenzien
bzw. Mikroorganismen eine einfache Durchführung des erfindungs
gemäßen Verfahrens, selbst von angelernten Personen, wie dies
z. B. in industriellen Laboratorien häufig der Fall ist, ermög
licht wird. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit einer fehler
haften Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens minimiert.
Weiter bevorzugt ist es, wenn ein nukleinsäuresekretierender
Mikroorganismus zur Gewinnung von RNS gewünschter Sequenz aus
extrazellulärem Medium verwendet wird.
Dies hat den besonderen Vorteil, daß es auf diese Art und Weise
es erstmals ermöglicht wird, in großen Mengen z. B. für die ein
gangs erwähnten Zwecke RNS beliebiger Sequenzen zu gewinnen.
Dies ist mit den bisher bekannten Verfahren nicht möglich.
Aufgrund der durch die Erfinder erstmals erkannten und nicht zu
erwartenden sekretorischen Eigenschaften eines Bakterienstamms,
der ausgewählt ist aus der Gruppe: Escherichia coli-Top10F',
Escherichia coli-XL1, Escherichia coli-JM105, Escherichia coli-
JM109, Bacillus subtilis-DSM2277, Bacillus subtilis-DSM618,
Agrobacterium tumefaciens-DSM5172, Agrobacterium tumefaciens-
DSM30205, Pseudomonas putida-DSM548, sowie Stämme, die mit den
vorstehend genannten Stämmen genetisch identisch sind oder ge
netische Varianten davon sind, ist auch die Verwendung solch
eines Bakterienstamms in einem erfindungsgemäßen Verfahren zur
Herstellung von RNS Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist des weiteren ein Ver
fahren zur Identifizierung von nukleinsäuresekretierenden Mik
roorganismen, das folgende Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellung der zu untersuchenden Mikroorganismen in Kultur,
- b) Untersuchung des extrazellulären Mediums der Kultur auf das Vorhandensein von Nukleinsäuren.
Durch diese besondere Ausgestaltung läßt sich mittels einer
neuen und erfinderischen Verwendung einfacher Methoden, die als
solche im Stand der Technik bekannt sind, ein nukleinsäurese
kretierender Mikroorganismus besonders effektiv und kostengün
stig identifizieren. In diesem Verfahren können neben Bakterien
z. B. auch Hefen analysiert werden. Dies ist darauf zurückzufüh
ren, daß man Hefen analog zu Bakterien aufgrund ihrer Einzel
ligkeit in flüssigen Medien kultivieren kann. Obwohl von den
Erfindern RNS-sekretierende Eigenschaften bisher nur für be
stimmte Bakterienstämme gezeigt werden konnten, ist es aufgrund
ihrer ähnlichen Stoffwechseleigenschaften und der analogen Kul
tivierungsbedingungen zu erwarten, diese auch bei Hefen zu fin
den.
Eine bevorzugte Weiterbildung dieses Verfahrens besteht darin,
daß der Mikroorganismus mit einem für eine Testsequenz kodie
renden Expressionsvektor transformiert und die Testsequenz im
extrazellulären Medium nachgewiesen wird.
Dies hat den besonderen Vorteil, daß sich eine Testsequenz re
lativ einfach im extrazellulären Medium nachweisen läßt, bei
spielsweise wenn eine nicht natürlich vorkommende Sequenz ver
wendet wird. Für den Nachweis dieser Testsequenz kommen z. B.
spezielle Hybridisierungssonden in Frage, die wahlweise mit
Markermolekülen gekoppelt sein können. Diese Ausgestaltung er
möglicht somit auf besonders einfache und effiziente Weise die
Identifizierung eines nukleinsäuresekretierenden Mikroorganis
mus.
Es ist weiterhin besonders bevorzugt, wenn das vorstehend ge
nannte Verfahren in einem der drei oben genannten Medien durch
geführt wird.
Dies hat den besonderen Vorteil, daß hiermit die Voraussetzun
gen für eine besonders hohe Nukleinsäureausbeute geschaffen
werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ebenfalls ein Kit zur
Durchführung des vorstehend genannten Verfahrens, das vorzugs
weise einen für die Testsequenz kodierenden Expressionsvektor
enthält.
Der Vorteil dieser Ausgestaltung betrifft ebenfalls eine Ver
einfachung der Durchführung des Verfahrens aufgrund der Zusam
menstellung der erforderlichen Reagenzien bzw. Mikroorganismen
oder Teilen davon.
Es versteht sich, daß die vorstehend genannten und die nach
stehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen
oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der
vorliegenden Erfindung zu verlassen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Beispielen erläutert,
aus denen sich weitere Merkmale und Vorteile ergeben.
Fünf beigefügte Abbildungen sollen der Beschreibung der Erfin
dung dienen. Es zeigen:
Fig. 1 Ethidiumbromidfärbung von sekretierter RNS
"natürlichen Ursprungs" nach elektrophoretischer
Auftrennung im Agarosegel; beispielhaft für Bacillus
subtilis-DSM2277 in LB-Medium;
Fig. 2a Elutionsprofile von sekretierter RNS "natürlichen
Ursprungs" und Proteinen bei der zur RNS-
Aufreinigung verwendeten Sephacryl 200-Säule;
Fig. 2b Ethidiumbromidfärbung von sekretierter RNS
"natürlichen Ursprungs" der Fraktionen 1 bis 8 aus
der in Fig. 2a dargestellten Gelfiltration, nach
elektrophoretischer Auftrennung im Agarosegel;
Fig. 2c Ethidiumbromidfärbung von sekretierter RNS
"natürlichen Ursprungs" und sequenzspezifischer RNS
nach Aufreinigung über eine Sephacryl 1000-Säule,
nach elektrophoretischer Auftrennung; beispielhaft
für transformierte Escherichia coli-Top10F'; und
Fig. 3 Ethidiumbromidfärbung von PCR-Produkten sequenzspe
zifischer RNS nach elektrophoretischer Auftrennung
im Agarosegel; beispielhaft für PCR-Produkte darge
stellt, die die Testsequenzen aus Beispiel 3 aufwei
sen.
Der Bakterienstamm E. coli-Top10F' kann bei Clontech (USA) und
der Stamm E. coli-XL1 bei Stratagene (USA) bezogen werden. Die
Bakterienstämme E. coli-JM105 (DSM3949), E. coli-JM109
(DSM3423), B. subtilis-DSM2277, B. subtilis-DSM618, A. tume
faciens-DSM5172, A. tumefaciens-DSM30205 und P. putida-DSM548
können von der DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und
Zellkulturen GmbH in Braunschweig bezogen werden.
Die Erfinder konnten zeigen, daß sich diese Stämme besonders
für die Herstellung von RNS eignen.
Die Bakterien werden in einem der in der Tabelle I nachstehend
angezeigten Kulturmedien LB und M0 bis M11 inkubiert.
Alle Medien werden bei 120°C, 2 bar für 30 Minuten sterili
siert.
Zur Herstellung der sequenzspezifischen RNS werden als Expres
sionsvektoren pT-Adv-Plasmide (Clontech) mit gemäß Herstel
leranweisung einkloniertem Insert verwendet, das z. B. als Ma
trize für eine Testsequenz dienen kann. Die sequenzspezifischen
Inserts werden hierzu mittels Polymerasekettenreaktionen (PCR)
nach Standardmethoden erstellt, mit Ethanol gefällt und in TE-
Puffer (20 mM Tris, 1 mM EDTA, pH 8) resuspendiert. Beispiel
haft sind für drei von den Erfindern verwendete Inserts oder
Testsequenzen die Basenabfolgen aufgeführt:
Die Ligation der PCR-Produkte mit dem pT-Adv-Plasmid, erfolgt
nach Herstellungsanweisung (Clontech) über Nacht bei 10°C in
Ligationspuffer (6 mM Tris-HCl pH 7,5; 6 mM MgCl2; 5 mM NaCl;
0,1 mg/l BSA; 7 mM β-Mercaptoethanol; 0,1 mM ATP; 2 mM Di
thiothreitol; 1 mM Spermidin) mit 1 U DNA-Ligase (MBI Fermentas)
in 10 µl Endvolumen.
Kompetente Zellen der sekretorischen Bakterien werden gemäß
folgendem Protokoll transformiert: Die Zellen werden mit dem
Plasmid bzw. Ligationsprodukt während 30 Minuten auf Eis inku
biert. Anschließend wird β-Mercaptoethanol zu den Zellen gemäß
Herstellerprotokoll hinzugefügt, gefolgt von einem Hitzeschock
bei 42°C für 30 Sekunden. Der Ansatz wird direkt anschließend
auf Eis für 2 Minuten inkubiert. 60 µl des Ansatzes werden dar
aufhin 250 µl SOC-Medium (Clontech) hinzugegeben und die Zellen
werden bei 200 rpm und 37°C als Schüttelkultur für 1 Stunde
inkubiert. Anschließend werden die Zellen auf LB-Agarplatten
mit 100 µg/ml Ampicillin ausplattiert und bei 37°C über Nacht
kultiviert.
Von den gewachsenen Kolonien werden Bakterienkulturen angelegt
und zur Kontrolle werden mittels Qiagen Mini-Prep-Kit die Plas
mide mit Inserts nach Herstellerangaben präpariert. Die Inserts
werden mit einem PE Applied Biosystems Kit nach Herstelleranga
ben (Perkin Elmer) einer Sequenzierungsreaktion unterzogen. Die
Analyse der Sequenzen wird auf einem 377 DNA-Sequenzer (Perkin
Elmer) durchgeführt. Auf diese Art wird überprüft, ob das
einklonierte Insert die gewünschte Sequenz aufweist.
Die Kultivierung der sekretorischen Bakterien wird durch Inoku
lation der Stämme in 3 ml Medium in 15 ml-Glasröhrchen, ver
schlossen mit Aluminiumdeckeln, vorgenommen. Die Kulturröhrchen
werden als Schüttelkulturen bei 37°C und 200 rpm für 120 Stun
den inkubiert.
Nach 120 Stunden der Kultivierung erfolgt die Bestimmung der
RNS-Menge im Kulturüberstand. Dazu werden aus der Kultur Proben
entnommen und mit 14.000 g für 2 Minuten bei 4°C zentrifu
giert. 20 µl des Überstandes werden anschließend auf ein 1%iges
Agargel mit Ethidiumbromid geladen und bei 120 Volt für 20 Mi
nuten in TAE-Puffer aufgetrennt. Die Gelbanden werden unter UV-
Licht visualisiert.
Parallel dazu erfolgt eine RNS-Quantifizierung mittels Ribo
green-Farbstoff (Molecular Probes). Hierzu werden 10 µl jeder
Probe mit 10 µl 100-fach verdünntem Ribogreen-Farbstoff ver
mischt und mit H2Obidest auf ein Endvolumen von 200 µl aufge
füllt. Die Fluoreszenz wird anschließend mit einem FluoStar
Fluorimeter (BMG) unter einer Anregungswellenlänge von 485 nm
und einer Emissionswellenlänge von 538 nm bestimmt. Die Kali
brierung wird mit einer Standard-RNS aus dem cDNS-Cycle Kit
(Invitrogen) durchgeführt.
Die Erfinder konnten somit für sämtliche der untersuchten Bak
terienstämme, mit Ausnahme der beiden E. coli-Varianten JM101
(DSM3948) und DH5α (DSM6897), RNS-sekretorische Eigenschaften,
gemessen nach Kultivierung im LB-Medium, nachweisen.
Für die verschiedenen Bakterienstämme, für die die Erfinder
zeigen konnten, daß sie zur Sekretion von RNS "natürlichen Ur
sprungs" in das extrazelluläre Medium fähig sind, wurde die Ab
hängigkeit der Sekretion von den verwendeten Kulturmedien un
tersucht. Beispielhaft ist die in das extrazelluläre Medium se
kretierte Menge von RNS "natürlichen Ursprungs" von Bacillus
subtilis-DSM2277 in verschiedenen Kulturmedien (siehe Beispiel
2) dargestellt.
Exemplarisch ist das Ergebnis der Ethidiumbromidanfärbung der
RNS "natürlichen Ursprungs" im extrazellulären Medium nach gel
elektrophoretischer Auftrennung in 1%iger Agarose in der Fig. 1
dargestellt. In den einzelnen Spuren wurde aufgetragen: Marker
(1); 1 µl (2); 2 µl (3); 4 µl (4); 8 µl (5); 16 µl (6); 32 µl
Kulturüberstand (7).
Parallel wurde in einem weiteren Ansatz in vier verschiedenen
Medien der Einfluß von den Medien zugegebenen Salzen auf die
Sekretion von RNS "natürlichen Ursprungs" untersucht.
Es zeigt sich also eine deutliche Abhängigkeit der RNS-
Sekretion von dem verwendeten Medium. Für Bacillus subtilis-
DSM2277 läßt sich demnach bei Verwendung des Mediums M6 eine
besonders hohe Ausbeute an sekretierter RNS "natürlichen Ur
sprungs" erzielen (siehe Tabelle III).
Die Erfinder konnten anhand dieser Daten am Beispiel von Bacil
lus subtilis-DSM2277 eine auffällige Abhängigkeit der RNS-
Sekretion von den zugesetzten Salzen erkennen. Demnach bewirkt
insbesondere die Zugabe von Eisensulfat eine verstärkte Sekre
tion von RNS in das extrazelluläre Medium (siehe Tabelle IV).
Im Fall einer sequenzspezifischen Herstellung von RNS aber auch
solcher "natürlichen Ursprungs" ist es wichtig, daß nach aus
reichender Kultivierung der Bakterien die sekretierte RNS wei
tergehend aufgereinigt und analysiert wird. Dies kann über ver
schiedene Verfahren erfolgen.
Nach der Kultivierung der natürlichen bzw. transformierten
Bakterien für 120 Stunden bei 37°C und 200 rpm wird die
extrazelluläre RNS durch Gelfiltration mit einer 10 ml Se
phacryl 200-Säule bei natürlichen Bakterien bzw. Sephacryl
1000-Säule (beide Pharmacia) bei transformierten Bakterien
gereinigt: Nach Entfernung der Zellen durch Zentrifugation
bei 13.000 g für 5 Minuten bei 4°C wird 1 ml des Kultu
rüberstandes auf die vorher mit TE-Puffer äquillibrierte
Sephacryl-Säule gegeben. Die Säule wird mit einer Flußrate
von 1 ml/min gefahren und es werden Fraktionen von 1 ml
gesammelt. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Größe können
durch die Gelfiltration sequenzspezifische RNS, RNS
"natürlichen Ursprungs", die nach Erkenntnissen der Erfin
der üblicherweise aus langkettigen Nukleinsäuremolekülen
besteht, als auch extrazelluläres Protein und andere Be
standteile voneinander getrennt werden. In den aufgetrenn
ten Fraktionen werden RNS-, Protein-(BCA-Test) und Salzge
halt (Leitfähigkeitsmessung) bestimmt. Die in den Fraktio
nen enthaltene RNS wird dann anhand ihrer unterschiedli
chen Größe mittels Agarosegelelektrophorese identifiziert.
In der Fig. 2a ist das Elutionsprofil einer Sephacryl 200-
Säule dargestellt, auf die der Kulturüberstand eines RNS-
sekretierenden Bakteriums aufgetragen wird. Hierbei wird
deutlich, daß die sekretierte RNS "natürlichen Ursprungs"
in den Fraktionen 2, 3 und 4 eluiert wird, während das
Protein verzögert, bei einem Elutionsmaximum in der Frak
tion 6, eluiert wird. Die eluierten Proteinmengen lassen
sich anhand der linken y-Achse, die eluierten RNS-Mengen
anhand der rechten y-Achse bestimmen. Aufgrund dieser
deutlich verschiedenen Elutionsmaxima läßt sich durch die
Gelfiltration ein besonders guter Reinigungseffekt erzie
len.
In der Fig. 2b ist die Auftrennung der Fraktionen 1 bis 8
der in der Abbildung Fig. 2a dargestellten Fraktionen in
einer 1%igen Agarosegelelektrophorese durch anschließende
Ethidiumbromidanfärbung dargestellt. Hierbei wurden je
weils 20 µl aufgetragen. Die RNS "natürlichen Ursprungs"
findet sich nur in den Fraktionen 2, 3 und 4, was auf den
konzentrierten Elutionspeak der RNS zurückzuführen ist.
In der Fig. 2c ist exemplarisch das Ergebnis einer Ethidi
umbromidfärbung der gelelektrophoretischen Auftrennung von
Fraktionen in 1%iger Agarose gezeigt, die aus dem extra
zellulären Kultivierungsmedium transformierter E. coli-
Top10F'-Bakterien durch eine Sephacryl 1000-Gelfiltration
aufgereinigt wurden. Hierbei wurden jeweils 20 µl der ent
sprechenden Fraktionen 7 (Spur 1), 10 (Spur 2), 12 (Spur
3), 13 (Spur 4) aufgetragen. Es zeigt sich, daß RNS
"natürlichen Ursprungs" (A) gegenüber sequenzspezifischer
RNS mit einer der Testsequenzen aus Beispiel 3 (B) deutlich
verzögert durch das Agarosegel wandert, wodurch die
einfache Trennung der beiden RNS-Spezies möglich wird.
Das quantitative Ergebnis einer Gelfiltration auf Se
phacryl 200 ist nachstehend exemplarisch an einem Beispiel
dargestellt:
Es zeigt sich, daß durch Gelfiltration des extrazellulären
Mediums 94% der Proteine sowie 92% des Salzes entfernt
werden können. Dabei gehen lediglich geringfügige Mengen
der RNS verloren. D. h. die sekretierte RNS kann mit rela
tiv einfachen konventionellen Methoden gereinigt bzw. prä
pariert werden, was die Ausweitung des Verfahrens auf
großmaßstabliche Verhältnisse möglich macht.
Die Sequenz der sekretierten sequenzspezifischen RNS wird
nach der Gelfiltration und/oder Ethanolfällung bzw. Phe
nol/Chlorophorm-Extraktion durch RT-PCR identifiziert.
Hierzu wird die RNS zunächst auf 65°C für 10 Minuten erhitzt,
mit Random-Primern nach Herstellervorschrift (cDNA
Cycle™ Kit, Invitrogen) und bei 25°C für 15 min inku
biert. Nach Zugabe der Retrotranskriptase, den Nukleotiden
und des Puffers wird die cDNS-Synthese bei 42°C für eine
Stunde durchgeführt. Nachfolgend wird eine PCR mit dem
Standard-Primer M13-Primer und M13-reverse Primer und der
neusynthetisierten cDNS durchgeführt (PCR-Bedingungen:
94 C für 20 sec, (94°C für 20 sec, 50°C für 1 min. 72°C
für 1 min 30 sec) × 35 Zyklen, 72°C für 10 min). Die PCR-
Produkte werden parallel anhand ihrer Größe über eine
1%ige Agarosegelektrophorese überprüft.
Durch die RT-PCR und die Größenabschätzung der sekretier
ten RNS über die Agarosegelektrophorese lassen sich die
sequenzzpezifischen RNS-Moleküle eindeutig charakterisie
ren und identifizieren.
In der Fig. 3 ist die Auftrennung von drei PCR-Produkten
in einer 1%igen Agarosegelektrophorese dargestellt, die
die Testsequenzen aus dem Beispiel 3 (1: Sequenz 1, 2: Se
quenz 2, 3: Sequenz 3, M: Marker) aufweisen. Die seitlich
angebrachten Pfeile markieren die Laufhöhe von 1,6 und
1 Kilobasen großen Nukleinsäuremolekülen.
Die sekretierte RNS "natürlichen Ursprungs" wird nach der
Gelfiltration und/oder Ethanolfällung bzw. Phe
nol/Chlorophorm-Extraktion durch Sequenzierung identifi
ziert. Hierzu wird die RNS zunächst auf 65°C für 10 Minuten
erhitzt, mit Random-Primern nach Herstellervorschrift
(cDNA Cycle™ Kit, Invitrogen) und bei 25°C für 15 Minu
ten inkubiert. Nach Zugabe der Retrotanskriptase, der Nu
kleotide und des Puffers wird die cDNS-Synthese bei 42°C
für ein Stunde durchgeführt. Nachfolgend wird eine Rapid-
Amplifikation von cDNS-Enden durchgeführt: Nach Ligation
über Nacht eines 5'-phosphorylierten Ankers an die cDNS
mit RNS-Ligase wird eine Verlängerung unter Verwendung des
zum Anker komplementären Primers vorgenommen. An diese Re
aktion schließt sich eine zweite Ligation mit einem 5'-
phosphorylierten Anker an. Diese cDNS wird als Template
für eine PCR benutzt, mit dem komplementären Anker als
Primer [PCR-Bedingungen: 94°C für 20 sec, (94°C für 20
sec, 50°C für 1 min. 72°C für 1 min 30 sec) × 35 Zyklen,
72°C für 10 min]. Diese PCR-Produkte werden in einen
pAdvantage™-Plasmid mit dem Advantage™ PCR Cloning Kit
kloniert. Nach Ethanolfällung bzw. Phenol/Chlorophorm-
Extraktion werden die PCR-Produkte über Nacht mit dem
Plasmid nach Herstellervorschrift ligiert. Top10F'-
Bakterien werden mit dem Ligationsprodukt nach Hersteller
vorschrift transformiert. Plasmide mit Inserts werden aus
transformierten Übernacht-Bakterien-Kulturen mit einem
Qiagen®-Miniprep Kit präpariert. 200-500 ng Plasmid
werden in die anschliessende Sequenzierungsreaktion mit
Standardprimern unter Verwendung eines PE Applied Biosy
stems Kit nach Herstellervorschrift eingesetzt. Die Se
quenzen werden mit einem ABI PE 377 DNA Sequenzer gelesen.
Die Erfinder konnten für RNS "natürlichen Ursprungs", die
von B. subtilis sekretiert wird, in einem 112 bp langen
Abschnitt Sequenzhomologien zur Gensequenz des ribosomalen
Proteins L24 von B. subtilis feststellen. Die Gesamtlänge
dieser untersuchten sekretierten RNS "natürlichen Ur
sprungs" beträgt 12-15 kb. Erste Hinweise liegen vor, wo
nach es sich bei dem sequenzierten Abschnitt um einen Teil
einer polycistronischen mRNA handeln könnte, die von dem
bakteriellen Operon S10-spc-α transkribiert wird.
Claims (19)
1. Verfahren zur Herstellung von Ribonukleinsäure (RNS) ge
wünschter Sequenz, dadurch gekennzeichnet, daß es folgende
Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellung von Mikroorganismen, vorzugsweise von Bakterien, in Kultur, die zur Sekretion von RNS in das extrazelluläre Medium fähig sind,
- b) Isolierung und/oder Anreicherung der von den Mikro organismen in das extrazelluläre Medium sekretierten RNS.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mikroorganismen, vorzugsweise Bakterien, einen Expressi
onsvektor enthalten, der für die gewünschte Sequenz ko
diert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß im Anschluß an den Schritt b) aus der RNS die Fraktion
isoliert wird, die die gewünschte Sequenz aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß Schritt b) eine Gelfiltration, vorzugs
weise mittels Sephacryl, umfaßt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß in dem Schritt a) Bakterien in Kultur
bereitgestellt werden, die ausgewählt sind aus der Gruppe:
Escherichia coli-Top10F', Escherichia coli-XL1, Escheri
chia coli-JM105, Escherichia coli-JM109, Bacil
lus subtilis-DSM2277, Bacillus subtilis-DSM618, Agrobacte
rium tumefaciens-DSM5172, Agrobacterium tumefaciens-
DSM30205, Pseudomonas putida-DSM548, sowie Stämme, die mit
den vorstehend genannten Stämmen genetisch identisch sind
oder genetische Varianten davon sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kultivierung von Bakterien in einem
Medium erfolgt, das folgende Komponenten, angegeben in
Gramm pro Liter, enthält: Na2HPO4, 4-8; KHPO4, 1-5; NaCl,
3-7; H9N2O4P, 0,5-7; MgSO4, 0,3-0,8; CaCl2, 0,008-0,012; und
eine weitere Komponente, die aus der Gruppe ausgewählt
ist: Weizenstärke, Endkonzentration in dem Medium 8-12;
Glyzerin, Endkonzentration in dem. Medium 0,5-4; Saccharo
se, Endkonzentration in dem Medium 0,5-4; Mannitol, End
konzentration in dem Medium 0,5-4; Maisstärke, Endkonzen
tration in dem Medium 0,5-4; und Glukose, Endkonzentration
in dem Medium 0,5-4.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kultivierung von Bakterien in einem
Medium erfolgt, das folgende Komponenten, angegeben in
Gramm pro Liter, enthält: Na2HPO4, 4-8; KHPO4, 1-5; NaCl,
0,3-7; MgSO4, 0,3-0,8; CaCl2, 0,008-0,012; Glukose, 0,5-4;
und eine weitere Komponente, die aus der Gruppe ausgewählt
ist: Hefeextrakt, Endkonzentration in dem Medium 3-7;
Glutamat, Endkonzentration in dem Medium 3-7; Maissirup,
Endkonzentration in dem Medium 3-7; und H9N2O4P, Endkonzen
tration in dem Medium 0,5-3.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kultivierung von Bakterien in einem
Medium erfolgt, das folgende Komponeten, angegeben in
Gramm pro Liter, enthält: Pepton, 5-15; Hefeextrakt, 1-10;
NaCl 1-10.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8 zur Herstellung
eines Arzneimittels.
10. Kit zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprü
che 1 bis 9.
11. Kit nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß es einen
nukleinsäuresekretierenden Mikroorganismus enthält.
12. Verwendung eines nukleinsäuresekretierenden Mikroorganis
mus zur Gewinnung von RNS gewünschter Sequenz aus extra
zellulärem Medium.
13. Verwendung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
der Mikroorganismus ein Bakterienstamm ist, der ausgewählt
ist aus der Gruppe: Escherichia coli-Top10F', Escheri
chia coli-XL1, Escherichia coli-JM105, Escherichia coli-
JM109, Bacillus subtilis-DSM2277, Bacillus subtilis-
DSM618, Agrobacterium tumefaciens-DSM5172, Agrobacteri
um tumefaciens-DSM30205, Pseudomonas putida-DSM548, sowie
Stämme, die mit den vorstehend genannten Stämmen genetisch
identisch sind oder genetische Varianten davon sind.
14. Verfahren zur Identifizierung von nukleinsäuresekretieren
den Mikroorganismen, das folgende Schritte umfaßt:
- a) Bereitstellung der zu untersuchenden Mikroorganismen in Kultur,
- b) Untersuchung des extrazelluären Mediums der Kultur auf das Vorhandensein von Nukleinsäuren.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß
der Mikroorganismus mit einem für eine Testsequenz kodie
renden Expressionsvektor transformiert und die Testsequenz
im extrazellulären Medium nachgewiesen wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeich
net, daß die Kultivierung von Bakterien in einem Medium
erfolgt, das folgende Komponenten, angegeben in Gramm pro
Liter, enthält: Na2HPO4, 4-8; KHPO4, 1-5; NaCl, 3-7;
H9N2O4P, 0,5-7; MgSO4, 0,3-0,8; CaCl2, 0,008-0,012; und eine
weitere Komponente, die aus der Gruppe ausgewählt ist:
Weizenstärke, Endkonzentration in dem Medium 8-12; Glyze
rin, Endkonzentration in dem Medium 0,5-4; Saccharose,
Endkonzentration in dem Medium 0,5-4; Mannitol, Endkonzen
tration in dem Medium 0,5-4; Maisstärke, Endkonzentration
in dem Medium 0,5-4; und Glukose, Endkonzentration in dem
Medium 0,5-4.
17. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeich
net, daß die Kultivierung von Bakterien in einem Medium
erfolgt, das folgende Komponenten, angegeben in Gramm pro
Liter, enthält: Na2HPO4, 4-8; KHPO4, 1-5; NaCl, 0,3-7;
MgSO4, 0,3-0,8; CaCl2, 0,008-0,012; Glukose, 0,5-4; und
eine weitere Komponente, die aus der Gruppe ausgewählt
ist: Hefeextrakt, Endkonzentration in dem Medium 3-7;
Glutamat, Endkonzentration in dem Medium 3-7; Maissirup,
Endkonzentration in dem Medium 3-7; und H9N2O4P, Endkonzen
tration in dem Medium 0,5-3.
18. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeich
net, daß die Kultivierung von Bakterien in einem Medium
erfolgt, das folgende Komponenten, angegeben in Gramm pro
Liter, enthält: Pepton, 5-15; Hefeextrakt, 1-10; NaCl,
1-10.
19. Kit zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprü
che 14 bis 18, mit einem für die Testsequenz kodierenden
Expressionsvektor.
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