DE10046960A1 - Verfahren zur Herstellung einer aktiven, heterodimeren AMW-RT in prokaryotischen Zellen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer aktiven, heterodimeren AMW-RT in prokaryotischen ZellenInfo
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Abstract
In der vorliegenden Erfindung wird die heterologe Expression der Reserven Transkriptase aus dem Avian Myeloblastosis Virus (AMV-RT) in prokaryotischen Zellen, insbesondere Escherichia coli (E. coli) beschrieben. Die Erfindung beinhaltet ebenfalls bestimmte Maßnahmen zur vereinfachten Aufreinigung der heterodimeren AMV-RT.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer rekombinanten aktiven heterodi
meren AMV-RT durch Expression einer oder mehrerer für die α- und/oder β-Untereinheit(en)
der AMV-RT kodierenden DNA-Sequenzen in prokaryotischen Zellen unter bestimmten
Wachstums- und Induktionsbedingungen.
Die Entdeckung der Reversen Transkriptasen in den 70er Jahren widerlegte das "zentrale Dog
ma" der Molekularbiologie über den Informationstransfer von der DNA über RNA zum Protein
als unidirektionalen Prozeß (Termin H. und Mizutani S., 1970 Nature 226: 1211-1213; Baltimore
D., 1970, Nature 226: 1209-1211). Die enzymatische Charakterisierung dieser RNA-abhängigen
DNA-Polymerasen ist die Basis des derzeitigen Verständnisses über den Vermehrungszyklus von
RNA-Viren und somit auch über die Entstehung und Verbreitung von Krankheiten, die durch
diese Viren-Gattung verursacht werden (Krebs, AIDS etc.).
Für Molekularbiologen sind diese Reversen Transkriptasen jedoch auch ein Werkzeug zur Syn
these, Amplifikation und Klonierung von cDNAs (RT-PCR). Diese Technik erlaubt eine verein
fachte und beschleunigte Untersuchung von Genexpression in eukaryontischen Zellen. Nach
Isolierung der gesamten mRNA aus Zellextrakten oder Geweben wird durch die Rervese Trans
kriptase die mRNA in cDNA "rückübersetzt" und durch den darauffolgenden PCR-Schritt am
plifiziert, so daß eine Klonierung und Charakterisierung möglich ist. Dadurch entfällt einerseits
die Aufklärung von Intron- und Exon-Strukturen der Gene, andererseits ist auch eine Untersu
chung der Genexpression in der Zelle während verschiedener Lebenszyklen oder bei der Entste
hung von Krankheiten (wie z. B. Krebs) möglich.
Reverse Transkriptasen (RT) aus drei verschiedenen Retroviren sind bislang genauer untersucht:
Die RT aus Moloney Murine Leukemia Virus (M-MLV). Dieses Enzym besteht aus einer einzigen
Untereinheit mit einem Molekulargewicht von 78 kDa (Prasad V. R., 1993 reviewed in Reverse
Transcriptase, Cold Spring Harbor, New York: Cold Spring Harbor Laboratory Press, 135). Fer
ner ist eine RT aus Human Immunodeficiency Virus (HIV) bekannt. Diese RT ist ein Heterodi
mer, das sich aus zwei Untereinheiten, p66 und p51, zusammensetzt, wobei die Untereinheit p51
durch proteolytische Spaltung von p66 entsteht (Le Grice S. F. J., 1993 reviewed in Reverse Trans
criptase, Cold Spring Harbor, New York: Cold Spring Harbor Laboratory Press, 163). Darüber
hinaus sind RT's aus Avian Sarcoma-Leukosis Virus (ASLV) bekannt. Zu der Familie der ASLV
gehört auch die aus Avian Myeloblastosis Virus (AMV) erhältliche RT. Diese RT ist ebenfalls ein
Heterodimer, das sich aus einer α-Kette mit einem Molekulargewicht von ca. 63 kDa und einer
β-Kette mit einem Molekulargewicht von ca. 95 kDa zusammensetzt. Auch hier entsteht die α-
Kette durch proteolytische Prozessierung der β-Kette (Golomb M. und Grandgenett D., 1979, J.
Biol. Chem. 254: 1606-1613; Weiss R. et al., eds. 1984, Molecular biology of tumor viruses, 2nd
edition: RNA tumor viruses 1/Text. Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, New
York).
Während die M-MLV-RT als Monomer und die HIV-RT als Heterodimer in E. coli exprimiert
werden können, ist die Expression der AMV-RT als aktivem bzw. löslichem Heterodimeren in
E. coli oder anderen Prokaryonten bislang nicht in zufriedenstellendem Maße möglich. Gemäß
WO 00/42199 werden zwar bestimmte RT-Varianten in E. coli- bzw. bevorzugt in eukaryotischen
Insektenzellen exprimiert, die gewünschte RT wird dabei jedoch mit überwiegend unlöslichem
Anteil (ca. 90%) erhalten.
Ferner ist eine rekombinante AMV-RT in Zellrohextrakten von E. coli schwer meßbar, da zum
einen eingesetzte RNA-Templates durch E. coli eigene RNasen abgebaut werden und zum an
deren E. coli-Stämme eine DNA-Polymerase besitzen, die neben der DNA-Polymerase-Aktivität
auch eine RT-Aktivität aufweist (Ricchetti, M. und Huc, H., 1993, EMBO J. 12 (2), 387-396).
Diese E. coli eigene RT-Aktivität stört somit die Bestimmung der Aktivität der rekombinanten
AMV-RT in E. coli-Rohextrakten und in Fraktionen der Reinigung beträchtlich.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine rekombinante aktive hetero
dimere AMV-RT in ausreichenden Mengen zur Verfügung zu stellen.
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung einer aktiven heterodimeren AMV-
RT in prokaryotischen Wirtszellen, wobei eine oder mehrere DNA-Sequenz(en), die für die α-
und β-Untereinheit bzw. -Kette der AMV-RT kodieren, in Expressionsplasmide kloniert wer
den, die Expressionsplasmide in prokaryotischen Zellen transformiert werden, die Expression
der heterodimeren AMV-RT induziert wird und die rekombinante heterodimere AMVR-RT aus
den Zellen aufgereinigt, d. h. isoliert wird. Geeignete Gene bzw. DNA-Sequenzen sind unter an
derem solche, die nur für eine der AMV-RT-Untereinheiten kodieren. Ein Teil des Expressionsproduktes
kann anschließend durch bestimmte Maßnahmen, wie z. B. proteolytische Spaltung
der β-Kette, in die jeweils andere Untereinheit überführt werden. Als besonders geeignet haben
sich für das erfindungsgemäße Verfahren die Sequenzen SEQ ID NO: 4 und SEQ ID NO: 5 er
wiesen, welche zu einer aktiven heterodimeren AMV-RT bestehend aus den Untereinheiten SEQ
ID NO: 6 und SEQ ID NO: 7 führt.
Die für die Untereinheiten der AMV-RT kodierenden Strukturgene bzw. DNA-Sequenzen kön
nen entweder auf unterschiedlichen, von einander getrennten Expressionsplasmiden oder einem
Expressionsplasmid kloniert, gegebenenfalls in Gegenwart von sogenannten Helferplasmiden
und in einer entsprechenden Wirtszelle exprimiert werden. Geeignete Expressionsplasmide sind
beispielsweise pDS, pKK177-3 oder pKKT5. Erfindungsgemäß bevorzugt ist das Plasmid pKKT5,
in welchem die jeweiligen Strukturgene unter Kontrolle des T5-Promotors insertiert sind. Wei
tere mögliche Promotoren, wobei es sich bevorzugt um IPTG induzierbare Promotoren handelt,
sind beispielsweise der lac-, lac UV5- oder tac-Promotor. Optional zu verwendende Helferplas
mide, wie z. B. das Plasmid pUBS520, und geeignete Selektionsmarker, wie beispielsweise Ampi
cillin oder Kanamycin, sind dem Fachmann prinzipiell bekannt.
Die Expressionsplasmide sowie gegebenenfalls weitere Helferplasmide werden in eine geeignete
prokaryotische Wirtszelle transformiert. Bevorzugt wird erfindungsgemäß ein E. coli-Stamm, wie
beispielsweise E. coli K12 C600, DH5α, LE392, JM83, JM105, NM522, M15, RR1Δ15, UT5600,
TG1, A1200 oder die Stämme E. coli B, BL21, HB 101 verwendet. Besonders bevorzugt ist erfin
dungsgemäß der E. coli-Stamm LE392.
Die Expression der heterodimeren AMV-RT kann durch verschiedene Maßnahmen induziert
werden. Insbesondere positive Auswirkungen auf die Expression von aktiver AMV-RT haben be
stimmte Wachstums- und Induktionsbedingungen. Eine Wachstumstempratur im Bereich von
10° bis 25°C bei einer gleichzeitig erniedrigten Induktorkonzentration hat sich erfindungsgemäß
als vorteilhaft erwiesen. Als besonders geeignet hat sich eine Wachstumstemperatur von etwa
15°C und eine Induktorkonzentration zwischen 0,1 und 0,5 mM, bevorzugt von etwa 0,15 mM
erwiesen. Bevorzugt wird erfindungsgemäß IPTG (Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid) oder
Lactose als Induktor eingesetzt.
Ferner hat sich gezeigt, daß die lösliche Expression der AMV-RT in prokaryotischen Zellen
durch die Coexpression von Hilfsgenen gesteigert werden kann. Als mögliche Hilfsgene kommen
insbesondere das trpT-Gen, das für die Tryptophan-tRNA kodiert, in Frage. Darüber hinaus sind
Chaperongene zur löslichen Expression geeignet, wie beispielsweise, die für GroEL und GroES,
GrpE, ClpB, Dnak und DnaJ kodierenden Gene. Die Gene für ein oder mehrere Chaperone be
finden sich dabei bevorzugt auf einem Helferplasmid mit induzierbarem Promotor, die Gene, die
für die Chaperone GroEL und GroES kodieren, befinden sich unter Kontrolle eines konstitutiven
Promotors auf dem Expressionsplasmid, auf dem sich auch die Strukturgene für die α- und/oder
β-Kette befinden. Erfindungsgemäß besonders bevorzugt ist jedoch, wenn die für GroEL und
GroES kodierenden Gene auf dem Expressionsplasmid, das die Gene für die α- und β-Kette
trägt, kloniert sind und die für Dnak, DnaJ, GrpE und ClpB kodierenden Gene auf einem Helfer
plasmid kloniert sind.
Zur Aufreinigung bzw. Isolierung der rekombinanten heterodimeren AMV-RT aus dem Zellex
trakt werden - neben den dem Fachmann allgemein bekannten Maßnahmen - insbesondere ge
eignete Affinitätschromatographiematerialien wie metallionen-chelatisierende Materialien oder
Kationenaustauscher verwendet. Besonders vorteilhaft für die Reinigung der AMV-RT ist, wenn
die Expressionsprodukte, d. h. sowohl α- und β-Kette mit solchen Peptidsequenzen fusioniert
sind, die zur reversiblen Bindung an bestimmte Säulenmaterialien, wie z. B. Kationenaustauscher,
metallionenchelatisierende Materialien, wie Nickel-, Kupfer- oder Zink-Nitriloessigsäure-
(NTA-) Harze, geeignet sind. Erfindungsgemäß geeignete Peptidsequenzen können von zwei bis
etwa 100 Aminosäuren bzw. Aminosäurederivate aufweisen. Peptidsequenzen, die aus zwei bis
zehn Aminosäuren, z. B. Argininresten oder Histidinresten bestehen, haben sich erfindungsge
mäß als besonders geeignet erwiesen. Ferner hat sich als besonders geeignet erwiesen, wenn sol
che Peptidsequenzen, die aus acht Arginin- bzw. aus sechs Histidinresten bestehen, verwendet
werden. Darüber hinaus sind auch kommerziell erhältliche Peptidsequenzen wie z. B. Strep-tag®
(IBA GmbH, Göttingen/Deutschland) oder das GST-tag (Pharmacia, Uppsala/Schweden) für das
erfindungsgemäße Verfahren geeignet.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung weiter:
Zur Isolierung der β-Kette wurden nach der Datenbank-Sequenz (MEDLINE ID 94366722, Ba
luda et al., 1994) Oligonukleotide als Primer designed (s. SEQ ID NO: 1 und 2). Am 5'-Ende
wurde eine EcoRI-Restriktionsendonukleaseschnittstelle und am 3'-Ende eine PstI-Restriktionsendonukleaseschnittstelle
für die spätere Klonierung in Vektoren eingebaut. Zusätzlich wurde
ein weiterer 3'-primer designed (s. SEQ ID NO: 3), der die Isolierung der α-Kette ermöglicht.
Beide Ketten wurden sowohl aus Virus-Lysat (ATCC VR-265) mittels RT-PCR wie auch aus
einem E. coli-Klon (ATCC 31990), der die β-Kette auf einem Plasmid trägt, mittels PCR gefischt.
Die PCR-Ansätze wurden auf ein 1%iges Agarosegel aufgetragen, die PCR-Fragmente von ca.
1715 Bp für die α-Kette und ca. 2570 Bp für die β-Kette wurden aus dem Agarosegel isoliert
(QIAEX II, Gel Extraction Kit, Qiagen/Deutschland), mit den o. a. Restriktionsendonukleasen
nachgeschnitten und in ein ebenfalls mit EcoRI und PstI linearisiertes und isoliertes Vektorfrag
ment von pUC19 kloniert. Dazu wurden jeweils 1 µl (20 ng) Vektorfragment und 3 µl (100 ng)
PCR-Fragment, 1 µl 10 × Ligase-Puffer (Maniatis et al., 1989 Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, second Edition, Cold Spring Harbor Laboratory Press NY (USA), B.27), 1 µl T4 DNA-
Ligase, 4 µl steriles H2Obidest. pipettiert, vorsichtig gemischt und über Nacht bei 16°C inkubiert.
Die klonierten Gene wurde anschließend mittels Restriktionsanalyse und durch Sequenzierung
untersucht. Die Sequenzen sind in SEQ ID NO: 4 (α-Kette) und SEQ ID NO: 5 (β-Kette) darge
stellt.
Ein Vergleich mit der Datenbanksequenz (MEDLINE ID 94366722, Baluda, M. A., und Reddy,
E. P., 1994, Oncogene 9: 2761-2774) ergab für die α-Kette und für die β-Kette jeweils eine Homo
logie von 98,8% auf DNA-Ebene. Wenn die daraus resultierenden Aminosäuresequenzen mit
einander verglichen werden, so wird deutlich, daß die meisten Austausche auf DNA-Ebene soge
nannte stumme Mutationen sind, d. h. zu keinem Aminosäureaustausch führen. Lediglich drei
Basenaustausche führen auch zu Aminosäureaustauschen, sind aber reproduzierbar in jedem
isolierten PCR-Produkt zu finden. Es handelt sich dabei um die Austausche Arg273Met,
Arg304Gln und Asp495Glu. Die Aminosäuresequenzen beider Ketten sind in SEQ ID NO: 6 (α-
Kette) und SEQ ID NO: 7 (β-Kette) dargestellt.
Zur Expression der AMV-RT wurden die Gene für beide Ketten getrennt in Expressionsvektoren
so kloniert, daß die Strukturgene jeweils in der richtigen Orientierung unter Kontrolle des T5-
Promotors insertiert sind. Dazu wurde das jeweilige Strukturgen für die α- bzw. die β-Kette
mittels EcoRI und PstI aus dem Plasmid pUC19 ausgeschnitten, die Restriktionsansätze durch
Agarosegelelektrophorese aufgetrennt und das 1715 Bp große Fragment der α-Kette bzw. das
2570 Bp große Fragment der β-Kette aus dem Agarosegel isoliert. Zur Expression wurde das
Expressionsplasmid pKKT5, welches aus pKK177-3 (Kopetzki et at., 1989, Mol. Gen. Genet. 216:
149-155) durch Austausch des tac-Promotors durch den T5-Promotor aus pDS (Bujard et at.,
1987, Methods Enzymol. 155: 416-433) entstanden ist, eingesetzt. Die EcoRI-Restriktionsendo
nukleaseschnittstelle in der Sequenz des T5-Promotors wurde durch zwei Punktmutationen ent
fernt. Das so entstandene Expressionsplasmid wurde für die Insertion der Gene für die AMV-RT
mit EcoRI und PstI geschnitten, der Restriktionsansatz durch Agarosegelelektrophorese aufge
trennt und das resultierende Vektorfragment von ca. 2500 Bp aus dem Agarosegel isoliert. Das so
gewonnene Vektorfragment wurde wie beschrieben getrennt mit den in Beispiel 1 beschriebenen
Genen für die α- und die β-Kette ligiert. Die ordnungsgemäße Insertion der Gene wurde mittels
Restriktionskontrolle und Sequenzierung überprüft. Die so entstandenen Plasmide pAMV-α
und pAMV-β wurden zunächst getrennt zur Expressionskontrolle in verschiedene E. coli-Stäm
me zusammen mit dem Helferplasmid pUBS520 cotransformiert. Denkbar ist hier die Expres
sion von α-Kette bzw. β-Kette getrennt voneinander zur Gewinnung von αα- bzw. ββ-Homo
dimeren. Das Helferplasmid pUBS520 (Brinkmann et at, 1989, Gene 85: 109-114) trägt u. a. das
lacIq-Gen, das für den Lac-Repressor kodiert, und das dnaY-Gen, das für die in E. coli seltene
tRNAArg - erkennt die Codons AGA und AGG - kodiert (Garcia et al., 1986, Cell 45: 453-459).
Als Selektionsmarker wird das Kanamycin-Resistenzgen aus dem Transposon TN903 verwendet.
Kompetente Zellen verschiedener E. coli-Stämme wurden entsprechend der Methode nach Ha
nahan (J. Mol. Biol. 1983, Vol. 166, 557) hergestellt. 200 µl derart hergestellter E. coli LE392-
Zellen wurden mit 20 ng isolierter Expressionsplasmid-DNA pAMV-α bzw. pAMV-β und 40 ng
Helferplasmid-DNA versetzt. Nach 30 min. Inkubation auf Eis erfolgte ein Hitzeschock (90 sec
bei 42°C). Anschließend wurden die Zellen in 1 ml LB-Medium überführt und zur phänotypi
schen Expression 1 Stunde bei 37°C in LB-Medium inkubiert. Aliquote dieses Transformations
ansatzes wurden auf LB-Platten mit Ampicillin und Kanamycin als Selektionsmarker ausplattiert
und 15 Stunden bei 37°C inkubiert.
Zur Expression des Gens, das für die α-Kette der AMV-RT kodiert, wurden plasmidhaltige
Klone in 3 ml LBampkan-Medium angeimpft und bei 30°C im Schüttler inkubiert. Bei einer
optischen Dichte von 0,5 (gemessen bei 550 nm, OD550) wurden die Zellen mit 0,5 mM IPTG
induziert und 4 h bei 30°C im Schüttler inkubiert. Anschließend wurde die optische Dichte der
einzelnen Expressionsklone bestimmt, ein Aliquot, das einer OD550 nm von 5.0/ml entspricht,
entnommen und die Zellen abzentrifugiert (10 min, 6000 rpm, 4°C). Das Zellpellet wurde in 400 µl
TE-Puffer (50 mM TRIS/50 mM EDTA, pH 8,0) resuspendiert, die Zellen durch Ultraschall
aufgeschlossen und durch Zentrifugation die lösliche Proteinfraktion von der unlöslichen Pro
teinfraktion getrennt (10 min, 14000 rpm, 4°C). Alle Fraktionen wurden mit SDS- und β-Mer
captoethanol-haltigen Auftragspuffer versetzt und die Proteine durch Kochen (5 min 100°C)
denaturiert. Anschließend wurden je 10 µl mittels eines analytisches SDS-Gels (10%) analysiert
(Laemmli U. K., 1970, Nature 227: 555-557).
Nach Auswertung des SDS-Gels ist eine klare Überexpression der α-Kette erkennbar. Bei ca. 63 kDa
ist eine stark überexprimierte, zusätzliche Bande zu erkennen, die bei den nicht induzierten
bzw. induzierten, aber nicht plasmidhaltigen Kontroll-Klonen nicht beobachtet wird. Ein gerin
ger Anteil der überexprimierten α-Kette erscheint in der löslichen Proteinfraktion, während der
größte Anteil als unlöslich exprimiertes Protein anfällt.
Zur Expression des Gens, das für die β-Kette der AMV-RT kodiert, wurden plasmidhaltige Klone
in 3 ml LBampkan-Medium angeimpft und bei 30°C im Schüttler inkubiert. Bei einer OD550 nm
von 0.5 wurden die Zellen mit 0,5 mM IPTG induziert und 4 h bei 30°C im Schüttler inkubiert.
Anschließend wurde die optische Dichte der einzelnen Expressionsklone, bestimmt, ein Aliquot,
das einer OD550 nm von 5.0/ml entspricht, entnommen und die Zellen abzentrifugiert (10 min,
6000 rpm, 4°C). Das Zellpellet wurde in 400 µl TE-Puffer (50 mM TRIS/50 mM EDTA, pH 8,0)
resuspendiert, die Zellen durch Ultraschall aufgeschlossen und durch Zentrifugation die lösliche
Proteinfraktion von der unlöslichen Proteinfraktion getrennt (10 min, 14000 rpm, 4°C). Alle
Fraktionen wurden mit SDS- und β-Mercaptoethanol-haltigen Auftragspuffer versetzt und die
Proteine durch Kochen (5 min 100°C) denaturiert. Anschließend wurden je 10 µl mittels eines
analytisches SDS-Gels (8%) analysiert (Laemmli U. K., 1970, Nature 227: 555-557).
Nach Auswertung des SDS-Gels ist eine klare Überexpression der β-Kette erkennbar. Bei ca. 95 kDa
ist eine stark überexprimierte, zusätzliche Bande zu erkennen, die bei den nicht induzierten
bzw. induzierten, aber nicht plasmidhaltigen Kontroll-Klonen nicht beobachtet wird. Der größte
Anteil der überexprimierten β-Kette erscheint in der unlöslichen Proteinfraktion, jedoch ist auch
eine geringe Überexpression in der löslichen Proteinfraktion zu erkennen.
Zur Expression beider Ketten in einer Zelle mußten zunächst die lacIq-Expressionskassette und
die dnaY-Expressionskassette aus dem Helferplasmid pUBS520 auf die Expressionsplasmide um
kloniert werden. Dabei wurde die lacIq-Expressionskassette auf pAMV-α und die dnaY-Expres
sionskassette auf das Expressionsplasmid pAMV-β kloniert. Um eine stabile Vermehrung der
Expressionsplasmide zu gewährleisten, wurde das Ampicillin-Resistenzgen aus pAMV-α durch
das Kanamycin-Resistenzgen aus pUBS520 ersetzt. Die so entstandenen Expressionsplasmide
pAMV-αlacIq nd pAMV-βdnaY wurden anschließend in verschiedene E. coli-Expressionsstämme
cotransformiert.
Zur Expression der Gene, die für die α-Kette und die β-Kette der AMV-RT codieren, wurden
plasmidhaltige Klone in 3 ml LBampkan-Medium angeimpft und bei 30°C im Schüttler inku
biert. Bei einer OD550 nm von 0,5 wurden die Zellen mit 0,5 mM IPTG induziert und 4 h bei
30°C im Schüttler inkubiert. Anschließend wurde die optische Dichte der einzelnen Expressions
klone bestimmt, ein Aliquot, das einer OD550 nm von 5.0/ml entspricht, entnommen und die
Zellen abzentrifugiert (10 min, 6000 rpm, 4°C). Das Zellpellet wurde in 400 µL TE-Puffer (50 mM
TRIS/50 mM EDTA, pH 8,0) resuspendiert, die Zellen durch Ultraschall aufgeschlossen und
durch Zentrifugation die lösliche Proteinfraktion von der unlöslichen Proteinfraktion getrennt
(10 min, 14000 rpm, 4°C). Alle Fraktionen wurden mit SDS- und β-Mercaptoethanol-haltigen
Auftragspuffer versetzt und die Proteine durch Kochen (5 min 100°C) denaturiert. Anschließend
wurden je 10 µl mittels eines analytisches SDS-Gels (8%) analysiert (Laemmli U. K., 1970, Nature
227: 555-557).
Nach Auswertung des SDS-Gels ist überraschenderweise eine klare Überexpression der α- und
der β-Kette erkennbar. Bei ca. 63 kDa und ca. 95 kDa sind stark überexprimierte, zusätzliche
Banden zu erkennen, die bei den nicht induzierten bzw. induzierten, aber nicht plasmidhaltigen
Kontroll-Klonen nicht zu erkennen sind. Die Verteilung der Banden in der löslichen bzw. der
unlöslichen Fraktion ist analog wie bei den Expressionsversuchen der beiden Ketten getrennt
voneinander. Insgesamt ist die Expressionsleistung für beide Ketten etwas geringer als bei der
getrennten Expression.
Zur effizienten Reinigung der rekombinanten AMV-RT-Heterodimere wurden beide Ketten am
5'-Ende mit geeigneten Peptidsequenzen, sogenannten tags fusioniert. Die Verwendung von tags
ermöglicht dabei die Durchführung von Affinitätschromatographien. Eine Abfolge von zwei
Affinitätschromatographien, die jeweils auf eines der beiden tags gerichtet sind, erlaubt darüber
hinaus die Isolierung von reinen Heterodimeren (Wende W. et al., 1996, Biol. Chem. 377, 625-632).
Über entsprechend entworfene primer wurden an die für die α-Kette acht Argininreste und
an die β-Kette sechs Histidinreste mittels PCR-Reaktion angehängt. Die Sequenzen der sense
primer sind in SEQ ID NO: 8 (5'-primer für die α-Kette) und SEQ ID NO: 9 (5'-primer für die
β-Kette) dargestellt. Als antisense-primer wurden die bereits zur Gen-Isolierung verwendeten
Oligonukleotide SEQ ID NO: 2 (β-Kette) und SEQ ID NO: 3 (α-Kette) eingesetzt.
Die PCR-Ansätze wurden auf ein 1%iges Agarosegel aufgetragen, die PCR-Fragmente von 1739 Bp
für die α-Kette und 2597 Bp für die β-Kette wurden aus dem Agarosegel isoliert (QIAEX II,
Gel Extraction Kit, Qiagen, Germany), mit den Restriktionsendonukleasen EcoRI und PstI nach
geschnitten und in ein ebenfalls mit EcoRI und PstI linearisiertes und isoliertes Vektorfragment
des bevorzugten Expressionsplasmides kloniert. Dazu wurden jeweils 1 µl (20 ng) Vektorfrag
ment und 3 µl (100 ng) PCR-Fragment, 1 µl 10 × Ligase-Puffer (Maniatis et al., 1989, Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, second Edition, Cold Spring Harbor Laboratory Press NY
(USA), B.27), 1 µl T4 DNA-Ligase, 4 µl steriles H2Obidest. pipettiert, vorsichtig gemischt und über
Nacht bei 16°C inkubiert. Die klonierten Gene wurde anschließend mittels Restriktionsanalyse
und durch Sequenzierung untersucht. Die so entstandenen Expressionsplasmide wurden pAMV-
αlacIq-Arg und pAMV-βdnaY-His genannt.
Kompetente Zellen verschiedener E. coli-Stämme wurden entsprechend der Methode nach
Hanahan (J. Mol. Biol. 1983, Vol. 166 pp. 557) hergestellt (s. Beispiel 2.2).
Zur Expression beider Ketten mit tags in einer Zelle wurden verschiedene E. coli-Expressions
stämme mit den Expressionsplasmiden pAMV-αlacIq-Arg und pAMV-βdnaY-His cotransfor
miert.
Zur Expression der Gene, die für die α-Kette mit Arg-tag und die β-Kette mit His-tag der AMV-
RT codieren, wurden plasmidhaltige Klone in 3 ml LBampkan-Medium angeimpft und bei 30°C
im Schüttler inkubiert. Bei einer OD550 nm von 0,5 wurden die Zellen mit 0,5 mM IPTG indu
ziert und 4 h bei 30°C im Schüttler inkubiert. Anschließend wurde die optische Dichte der ein
zelnen Expressionsklone bestimmt, ein Aliquot, das einer OD550 von 5/ml entspricht, entnom
men und die Zellen abzentrifugiert (10 min, 6000 rpm, 4°C). Das Zellpellet wurde in 400 µl TE-
Puffer (50 mM TRIS/50 mM EDTA, pH 8,0) resuspendiert, die Zellen durch Ultraschall aufge
schlossen und durch Zentrifugation die lösliche Proteinfraktion von der unlöslichen Protein
fraktion getrennt (10 min, 14000 rpm, 4°C). Alle Fraktionen wurden mit SDS- und β-Mercap
toethanol-haltigen Auftragspuffer versetzt und die Proteine durch Kochen (5 min 100°C) de
naturiert. Anschließend wurden je 10 µl über ein 8% analytisches SDS-Gel analysiert (Laemmli
U. K., 1970, Nature 227: 555-557).
Nach Auswertung des SDS-Gels ist überraschenderweise eine klare Überexpression der α- und
der β-Kette erkennbar. Bei ca. 63 kDa und ca. 95 kDa sind stark überexprimierte, zusätzliche
Banden zu erkennen, die bei den nicht induzierten bzw. induzierten, aber nicht plasmidhaltigen
Kontroll-Klonen nicht auftauchen. Die Verteilung der Banden in der löslichen bzw. der unlösli
chen Fraktion ist analog wie bei den Expressionsversuchen mit beiden Ketten ohne tags in einer
Zelle.
Die Verteilung der "Gene" für die α- und β-Kette der AMV-RT auf zwei Plasmide könnte auf
Grund von unterschiedlichen Stabilitäten dieser Plasmide zur Produktion von unterschiedlichen
Mengen der jeweiligen Ketten und somit zur einer geringeren Ausbeute an αβ-Ketten Heterodi
mer führen. Daher wurde mit Ausnahme des Gens für die β-Lactamase die gesamte genetische
Information der beiden Plasmide pAMV-αlacIq-Arg und pAMV-βdnaY-His auf einem einzigen
Plasmid, pAMVαβ-1 vereinigt. Die Konstruktion dieses Plasmides erfolgte durch Insertion des
SspI-AflIII-Fragmentes von pAMV-βdnaY-His, enthaltend die Sequenz für den T5-Promotor,
das Gen kodierend für die β-Kette mit N-terminalen His-tag, die Sequenz für den rrnB-Termi
nator und das dnaY-Gen, in die SalI-Schnittstelle von pAMV-αlacIq-Arg, enthaltend die Se
quenz für den T5-Promotor, das Gen kodierend für die α-Kette mit N-terminalen Arg-tag, die
Sequenz für den rrnB-Terminator, das Kanamycin-Resistenzgen und das lacIq-Gen. Zu diesem
Zweck wurden je 1 µg der Expressionsplasmide pAMV-αlacIq-Arg und pAMV-βdnaY-His mit
den oben beschriebenen Restriktionsendonukleasen nach Herstellerangaben geschnitten, die
Restriktionsansätze in einem 1%igen Agarosegel aufgetrennt und das 4124 Bp große SspI-AflIII-
Fragment von pAMV-βdnaY-His und das 6024 Bp große Fragment von pAMV-αlacIq-Arg aus dem
Agrosegel isoliert (QIAEX II, Gel Extraction Kit, Qiagen/Deutschland). Die nicht kompatiblen
Enden wurden mit Klenow-Polymerase (Roche Diagnostics GmbH) nach Herstellerangaben
aufbereitet und die beiden Fragmente wie oben beschrieben miteinander ligiert. Das neu ent
standene Expressionsplasmid pAMVαβ-1 wurde mittels Restriktionsanalyse untersucht.
Das nach Restriktionsanalyse korrekte Expressionsplasmid wurde wie oben beschrieben in den E.
coli-K12-Stamm LE 392 transformiert und einer Expressionskontrolle unterzogen. Der Protein
gehalt der Zellen nach 4 Stunden Wachstum unter induzierten Bedingungen wurde anschließend
mittels SDS-PAGE untersucht. Nach SDS-PAGE-Analyse ist die Höhe der Expressionsleistung
und die Verteilung in löslicher und unlöslicher Fraktion vergleichbar mit der Expression der
Gene für α- und β-Kette auf getrennten Plasmiden, jedoch erscheint die Menge an exprimierter
α- und β-Kette homogener.
Des weiteren wurde für die Reinigungsprozedur der Arg-tag der α-Kette analog zur β-Kette ge
gen einen His-tag ausgetauscht. Zu diesem Zweck wurde ein Zwischenkonstrukt, pAMV-αlacIq-
His, erstellt, indem das EcoRI-NheI-Fragment aus pAMV-αlacIq-Arg gegen das EcoRI-NheI-Fragment
aus pAMV-βdnaY-His ausgetauscht wurde. Anschließend wurde analog zur Konstruktion von
pAMVαβ-1 mit Ausnahme des Gens für die β-Lactamase die gesamte genetische Information
der beiden Plasmide pAMV-αlacIq-His und pAMV-βdnaY-His auf einem einzigen Plasmid,
pAMVαβ-2 vereinigt. Der neu entstandene Expressionsvektor wurde pAMVαβ-2 genannt.
Zellen wurden wie oben beschrieben mit pAMVαβ-2 transformiert und einer Expressionskon
trolle nach Standardbedingungen unterzogen. Die Expressionsleistung war unter diesen Bedin
gungen nicht erhöht.
Insbesondere positive Auswirkungen auf die Expression von aktiver AMV-RT haben besondere
Wachstums- und Induktionsbedingungen. Danach wurde die Wachstumstemperatur während
der Induktionsphase von 30°G auf 15°C gesenkt, die IPTG-Konzentration zur Induktion der
Expression von 0,5 mM auf 0,15 mM erniedrigt und die Induktionszeit von 4 h auf 26 h erhöht.
Der Proteingehalt der Zellen nach der Induktionsphase wurden wie oben beschrieben durch
SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese untersucht.
Danach ist in der SDS-PAGE-Analyse wie erwartet die Gesamtexpressionsleistung von α- und β-
Kette stark erniedrigt, der Gehalt an löslich exprimierter α- und β-Kette ist jedoch im Vergleich
zu den Expressionsversuchen unter Standardwachstums- und Induktionsbedingungen deutlich
erhöht. Diese Erhöhung der Expression von aktiver AMV-RT wurde auch bei der anschließen
den Aufreinigung und Aktivitätsbestimmung bestätigt.
Eine Eigenschaft der AMV-RT besteht darin, nach der Infektion einer eukaryontischen Wirts
zelle eine zelleigene tRNA für Tryptophan (tRNAtrp) als "primer" für die Polymerasereaktion zu
verwenden (Leis et al., 1993, in: Reverse Transcriptase, Cold Spring Harbor Monograph Series,
eds.: Skala, A. M. and Goff, S. P., Cold Spring Harbor NY (USA), 33-48). Ob die E. coli eigene
tRNAtrp von der AMV-RT als "primer" verwendet werden kann, ist allerdings nicht nachgewie
sen. In E. coli wird die tRNAtrp nur von einem einzigen Gen kodiert, trpT, dessen Expression an
die normalen Bedürfnisse der Zelle angepaßt ist. Um eine eventuelle Verarmung der Zelle an
tRNAtrp auszuschließen, wurde das trpT-Gen gemäß SEQ ID NO: 10 mittels PCR aus E. coli
LE392 isoliert (die dafür verwendeten Primer sind in SEQ ID NO: 11 und 12 dargestellt), für die
Insertion in pAMVαlacIq-His mit PstI nachgeschnitten und mit dem ebenfalls mit PstI lineari
sierten Vektorfragment von pAMVαlacIq-His wie oben beschrieben ligiert. Klone, die das trpT-Gen
an der PstI-Restriktionsendonukleaseschnittstelle integriert haben, wurden mittels Restriktions
analyse und Sequenzierung überprüft. In diesem Zwischenkonstrukt pAMVαlaIq-His-trpT bilden das
Gen für die α-Kette und das Gen für die E. coli tRNAtrp eine Transkriptionseinheit, deren Ex
pression durch den IPTG induzierbaren T5-Promotor reguliert wird. Anschließend wurde ana
log zur Konstruktion von pAMVαβ-1 bzw. pAMVαβ-2 mit Ausnahme des Gens für die β-Lac
tamase die gesamte genetische Information der beiden Plasmide pAMV-αlacIq-His-trpT und
pAMV-βdnaY-His auf einem einzigen Plasmid, pAMVαβ-3 vereinigt. Zellen wurden wie oben
beschrieben mit pAMVαβ-3 transformiert und einer Expressionskontrolle nach den modifizier
ten Expressionsbedingungen unterzogen. Danach ist die Ausbeute an aktiver AMV-RT signifi
kant erhöht.
In E. coli gibt es mit der GroESL Maschinerie und einem 4-Komponentensystem, bestehend aus
DnaK, DnaJ, GrpE und ClpB, zwei Hauptchaperonsysteme (Kedzierska, 1999). Beide sind so
wohl an der korrekten Faltung neu entstehender Proteine, als auch an der Renaturierung streß
bedingt aggregierter Proteine entscheidend beteiligt (Hartl F. U., 1996, Nature 381, 571-580;
Bukau H. und Horwich A. L., 1998, Cell 92, 351-366; Mogk A. et al., 1999, EMBO J. 18, 6934-6949;
Zolkiewski M., 1999, J. Biol. Chem. 274, 28083-28086; Goloubinoff P. et al., 1999, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 96, 13732-13737).
In einem ersten Schritt sollte in den AMV-RT Produktionsstämmen das groESL-Operon aus E.
coli überexprimiert werden. Dazu wurde das EcoRI-HindIII-Fragment aus pOF39 (Fayet O.,
Louarn J.-M., Georgopoulos C., 1986, Mol. Gen. Genet. Vol. 202, pp. 335-345 in die SspI-Schnitt
stelle des Plasmids pAMVβdnaY-His integriert. Die nicht kompatiblen Enden wurden vor Ligation
mit Klenow-Polymerase (Roche Diagnostics) nach Herstellerangaben aufbereitet. Die Sequenz
von groESL ist in SEQ ID NO: 13 dargestellt. In diesem neuen Konstrukt, pAMVβdnaY-His-groESL,
bildet das groESL-Operon eine künstliche Transkriptionseinheit mit dem 3' gelegenen Gen für
die β-Lactamase. Die Expression erfolgt entweder in Abhängigkeit vom jetzt 5' des groESL-
Operon positionierten, bla eigenen, konstitutiven Promotor und/oder in Abhängigkeit des σ32
abhängigen Promotors des groESL-Operons. Wie oben beschrieben wurde anschließend wie
derum mit Ausnahme des Gens für die β-Lactamase die gesamte genetische Information der
beiden Expressionsplasmide pAMVαlacIq-His-trpT und pAMVβdnaY-His-groESL auf einem einzigen Plas
mid, pAMVαβ-4, vereinigt.
Zellen wurden wie oben beschrieben mit pAMVαβ-4 transformiert und einer Expressionskon
trolle nach den modifizierten Expressionsbedingungen unterzogen. Die Coüberproduktion von
GroESL bewirkte eine Steigerung der Biomasse und der Menge an aktiver AMV-RT. Im Ver
gleich zu den bisher besten Produktionsstämmen wurden nach Aufreinigung und Aktivitätstest
drei bis viermal höhere Werte erzielt.
Nachdem sich die Coüberproduktion von GroESL in den AMV-RT Produktionsstämmen als
positive Maßnahme erwiesen hatte, wurde in einem zweiten Schritt zusätzlich das andere Haupt
chaperonsystem von E. coli coüberproduziert. Neben den mutmaßlich allgemeinen Vorteilen
dieser Coüberproduktion, könnte damit ein Nachteil der GroESL Maschinerie, ihr Ausschluß
volumen von circa 65 kDa (Deuerling E. et al., 1999, Nature 400, 693-696), ausgeglichen werden.
Dies dürfte vor allem bei der korrekten Faltung der β-Kette der AMV-RT (93 kDa) bedeutend
sein, sofern sich diese nicht in einzelne, unabhängig voneinander bildende Domänen, unterteilen
läßt. Entsprechend des physiologischen Zusammenspiels (Diamant S. und Goloubinoff P., 1998,
Biochemistry 37, 9688-9694; Pierpaoli E. V. et al., 1998, J. Biol. Chem. 273, 6643-6649) wurden
die Gene für DnaK, DnaJ und GrpE in einem künstlichen Operon zusammengefaßt, während
das Gen für ClpB eine eigene Transkriptionseinheit bildet. Für die koordinierte Expression mit
den "Genen" für die Untereinheiten der AMV-RT wurden beide Transkriptionseinheiten unter
die Kontrolle von IPTG induzierbaren T5-Promotoren gestellt.
Klonierungstechnische Gründe erforderten eine Reihe von Zwischenschritten auf dem Weg zum
Endkonstrukt pCHAP-5. So wurden zunächst die pKKT5 Derivate pCHAP-1 und -2 konstruiert.
pCHAP-1 enthält die genetische Information für das dnaKJ Operon aus E. coli, vom Startcodon
für dnaK bis zum Stopcodon für dnaJ, pCHAP-2 trägt als Insert die künstliche Transkriptionseinheit
aus den kodierenden Bereichen der Gene für GrpE und ClpB; die entsprechenden DNA-
Fragmente wurden über PCR aus genomischer DNA von E. coli K12 LE392 ampilifiziert. Die Se
quenz des dnaKJ Operons ist in SEQ ID NO: 14, die entsprechenden Primer zur Isolierung des
dnaKJ-Operons sind in SEQ ID NO: 15 und 16 dargestellt. Die Sequenz des grpE-Gens ist in SEQ
ID NO; 17, die entsprechenden Primer zur Isolierung des grpE Gens sind in SEQ ID NO: 18 und
19 dargestellt. Die Sequenz des clpB-Gens ist in SEQ ID NO: 20, die entsprechenden Primer zur
Isolierung des clpB-Gens sind in SEQ ID NO: 21 und 22 dargestellt. Zur Konstruktion von
pCHAP-1 wurde das PCR-Fragment, enthaltend das dnaKJ-Operon, mit SmaI und BamHI
nachgeschnitten und in ein ebenfalls mit SmaI und BamHI linearisiertes Vektorfragment von
pKKT5 wie oben beschrieben ligiert. Die Konstruktion von pCHAP-2 erfolgte über eine Drei
fachligation mit dem EcoRI-PstI-Fragment des grpE-Gens, dem PstI-HindIII-Fragment des clpB-
Gens und dem mit EcoRI und HindIII linearisierten Vektorfragment von pKKT5. pCHAP-3, in
der das clpB-Gens alleine als Transkriptionseinheit vorliegt, leitet sich aus pCHAP-2 ab, indem
das PstI-HindIII-Fragment aus pCHAP-2 in das mit EcoRI und HindIII linearisierte Vektorfrag
ment von pKKT5 wie oben beschrieben ligiert wurde. Vor der Ligationsreaktion wurden die
nicht kompatiblen Enden der beiden Fragmente mit Klenow-Polymerase (Roche Diagnostics)
nach Herstellerangaben aufbereitet. pCHAP-4 ist ein pCHAP-1 Derivat, dessen Insert um das
grpE Gen aus pCHAP-2 erweitert wurde und somit die künstliche Transkriptionseinheit aus den
Genen für DnaK, DnaJ und GrpE beinhaltet. Aufgrund der hier suboptimalen "Shine Dalgarno"
Sequenz sollte die Expression von grpE im Vergleich zu pCHAP-2 reduziert sein und somit bes
ser an die Expression von dnaKJ angepaßt sein (Diamant & Goloubinoff, 1998; Pierpaoli et al.,
1998). Zur Konstruktion von pCHAP-4 wurde das EcoRl-AvaI-Fragment aus pCHAP-2 in die
BamHI-Schnittstelle von pCHAP-1 inseriert, nachdem die nicht kompatiblen Enden der beiden
Fragmente mit Klenow-Polymerase (Roche Diagnostics) nach Herstellerangaben aufbereitet
wurden. Das Endkonstrukt pCHAP-5 ist ein pCHAP-4 Derivat, das als zusätzliche genetische
Information das Insert von pCHAP-3 beinhaltet. Dazu wurde durch Restriktion und Ligation
wie mehrfach beschrieben das BspLU11I-NdeI-Fragment in pCHAP 4 gegen das BspLU11I-SspI-
Fragment aus pCHAP-3 ausgetauscht. Um die Kompatibilität der Enden zu gewährleisten, wurde
das durch NdeI erzeugte, überhängende Ende zuvor mit Klenow-Polymerase (Roche
Diagnostics) nach Herstellerangaben aufgefüllt.
Untersuchungen zur Überproduktion von aktiver AMV-RT wurden in Abhängigkeit des Ex
pressionplasmids pAMVαβ-4 in Kombination mit den verschiedenen Helferplasmiden, pCHAP-
1 bis -5, durchgeführt. Zumindest unter den abgeänderten Standardexpressionsbedingungen
steigerten alle Helferplasmide die bisherigen Ausbeuten an aktiver AM-RT deutlich, wobei das
Helferplasmid pCHAP-5 wie erwartet das beste Ergebnis lieferte. Dies konnte sowohl durch
SDS-PAGE wie auch durch die anschließende Aufreinigung mit Aktivtätsbestimmung bestätigt
werden.
Während der Reinigung wurde die Reverse Transkriptase-Aktivität in den Fraktionen mittels
eines nicht-radioaktiven Testsystems detektiert. Dazu wurde der "Reverse Transcriptase Assay,
non-radioactive" (Roche Molecular Biochemicals, Cat. No. 1468120) verwendet. Die Inkuba
tionszeit wurde dabei auf 30 Minuten verkürzt.
Die spezifische Reverse Transkriptase-Aktivität der Pools wurde mittels eines radioaktiven Test
systems bestimmt. Reverse Transkriptase-Aktivität wurde in 100 µl Testvolumen (50 mM
Tris/HCl, pH 8.3 (37°C), 40 mM KCL, 6 mM MgCl2, 0.5 mM dTTP, 0.04 OD260 nm Poly (A) ×
dT15, 0.1 µM [3H]-dTTP) bestimmt. AMV-RT (5 µl) wurde in geeigneten Verdünnungen zuge
geben. Nach Inkubation für 10 min. bei 37°C wurde die Reaktion mit 10% TCA-Lösung (500 µl)
abgestoppt. Das gebildete, radioaktiv markierte Produkt wurde nach der Fällung auf Nitro
cellulose-Filter gewaschen. Die Einbaurate an Radioaktivität wurde im Szintilations-Zähler ge
messen und die RT-Aktivität der Probe berechnet. Eine Enzymeinheit wurde dabei als die Menge
an AMV-RT definiert, die in 10 min. bei 37°C den Einbau von 1.0 nMol TMP in säureunlösli
ches Produkt bewirkt.
Die Aktivität der DNA-Polymerase aus E. coli wurde durch Messung der Nick-Translation be
stimmt. Dabei wurde die DNA-Polymerase mittels eines nicht-radioaktiven Nick-Translations-
Tests nachgewiesen. Die Nick-Translation wurde in 50 µl Testvolumen durchgeführt (50 mM
Tris/HCl, pH 7.5, 10 mM MgCl2, 0.1 mM DTE, 28.875 µM DIG-dUTP, 1.444 µM Bio-16-dUTP,
95.865 µM dTTP, 20 µM dATP, 20 µM dCTP, 20 µM dGTP, 1 µg pBR322, 1 pg DNaseI). Nach
Zugabe der Proben (1 µl) wurde die Reaktion für 30 min. bei 37°C inkubiert. Danach wurde der
Reaktionsansatz in Streptavidin-beschichtete Mikrotiterplatten überführt. Die weitere Behand
lung und Auswertung des Tests wurde analog dem "Reverse Transcriptase Assay, non-radio
active" (Roche Molecular Biochemicals, Cat. No. 1468120) durchgeführt.
Der Test auf das Vorhandensein von kontaminierenden Fremdaktivitäten wurde in einer Lösung
bestehend aus 10 mM Tris/HCl, pH 7.5, 10 mM MgCl2, 1 mM DTE durchgeführt.
Geeignete Proben der einzelnen Enzymfraktionen wurden mit den entsprechenden Nuklein
säuren inkubiert. Sogenannte Nicking-Aktivität wurde durch Inkubation mit dem Plasmid
pBR322 (1 µg) für 2-16 Stunden bei 37°C nachgewiesen. Unspezifische Nukleasen wurden durch
Inkubation mit Lambda-DNA/EcoRI, HindIII (1 µg) für 2-16 Stunden bei 37°C nachgewiesen.
Unspezifische RNasen wurden durch Inkubation mit MSII-RNA (5 µg) für 2-4 Stunden bei 37°C
nachgewiesen.
Für den Test auf Kontamination mit Exonukleasen wurden die Proben mit 4 µg [3H]-markierter
DNA für 4 Stunden bei 37°C inkubiert und danach die freigesetzten [3H]-markierten Nukleotide
bestimmt.
Als Ausgangsmaterial für die Reinigung der rekombinanten AMV-RT wurden E. coli-Zellen ver
wendet, die beide Ketten der AMV-RT überexprimieren (siehe oben).
Die Reinigung der AMV-RT erfolgt bei 4°C. Das Reinigungsverfahren erfolgt nach Zellaufschluss
und Abtrennung der Nukleinsäuren durch chromatographische Methoden. Das Reini
gungsverfahren liefert eine rekombinante AMV-RT, die frei von kontaminierenden Enzymaktivitäten
ist und in der RT-PCR die gleiche Funktionalität aufweist wie eine aus nativem Material
gereinigte AMV-RT.
Puffer A: 50 mM Tris/HCl, pH 7.9, 0.5 M KCl, 0.02% Triton X-100, 20% Glycerin.
Puffer B: 20 mM Tris/HCl, pH 7.9, 0.25 M KCl, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Puffer C: 20 mM Tris/HCl, pH 7.9, 0.25 M KCl, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin, 1 M Imidazol.
Puffer D: 50 mM Tris/HCl, pH 8.2, 0.1 mM EDTA, 1 mM DTT, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Puffer E: 20 mM Kaliumphosphat, pH 7.1, 0.1 mM EDTA, 1 mM DTT, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Lagerpuffer: 200 mM Kaliumphosphat, pH 7,2, 2 mM DTT, 0,2% Triton X-100, 50% Glycerin.
Puffer B: 20 mM Tris/HCl, pH 7.9, 0.25 M KCl, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Puffer C: 20 mM Tris/HCl, pH 7.9, 0.25 M KCl, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin, 1 M Imidazol.
Puffer D: 50 mM Tris/HCl, pH 8.2, 0.1 mM EDTA, 1 mM DTT, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Puffer E: 20 mM Kaliumphosphat, pH 7.1, 0.1 mM EDTA, 1 mM DTT, 0.02% Triton X-100, 10% Glycerin.
Lagerpuffer: 200 mM Kaliumphosphat, pH 7,2, 2 mM DTT, 0,2% Triton X-100, 50% Glycerin.
Ca. 50 g Zellen von E. coli LE392 (pAMV-αlacIq-Arg/pAMV-βdnaY-His) wurden mit 200 ml Puffer
A versetzt, aufgetaut und suspendiert. Die Suspension wurde mit zwei Tabletten Complete
(Roche Molecular Biochemicals, Cat. No. 1697498) versetzt. Anschließend erfolgte der Auf
schluß der Zellen mittels Ultraschall (Branson Sonicator) unter Kühlung (Temperatur: < 10°C).
Der erreichte Aufschlußgrad der Zellsuspension betrug typischerweise 40-50%.
Anschließend erfolgte eine Entfernung der Nukleinsäuren mittels Polyminfällung. 5 ml einer 10
%-igen Polymin-P-Lösung wurden tropfenweise zugegeben. Bei unvollständiger Fällung erfolgte
eine weitere tropfenweise Zugabe. Nach Inkubation für 30 min bei 4°C erfolgte eine Zentrifuga
tion (30 min, 13000 upm, 4°C).
Der klare Zentrifugationsüberstand wurde mit Puffer B verdünnt (1 + 1) und auf eine mit Puffer
B äquilibrierte und mit Nickel beladene Chelating Sepharose ff-Säule (2.6 cm × 10 cm, Phar
macia) aufgezogen; danach wurde mit ca. 500 ml Puffer B, danach mit jeweils 200 ml Puffer B +
10 mM Imidazol und 200 ml Puffer B + 20 mM Imidazol gewaschen. Das Enzym wurde mit
einem linearen Gradienten aus Puffer B + 20 mM Imidazol und Puffer C in einem Gesamtvolumen
von 500 ml eluiert. Die Fließgeschwindigkeit betrug 5 ml pro Minute, die Fraktionsgröße 20 ml
pro Fraktion. Das Enzym eluierte zwischen 50 mM und 200 mM Imidazol. Der Pool der akti
ven Fraktionen wurde gegen Puffer D dialysiert.
Der dialysierte Pool wurde danach auf eine mit Puffer D äquilibrierte Heparin-Sepharose ff-
Säule (1.6 cm × 10 cm, Pharmacia) aufgezogen und mit ca. 200 ml Puffer D, danach mit ca. 200 ml
Puffer D + 300 mM KCl gewaschen. Die Elution des Enzyms erfolgte mit einem linearen Gra
dienten aus Puffer D + 300 mM KCl und Puffer D + 1 M KCl in einem Gesamtvolumen von 200 ml.
Die Fließgeschwindigkeit betrug 2.5 ml pro min, Fraktionsgröße 10 ml. Die AMV-RT elu
ierte bei einer KCl-Konzentration von 500 mM bis 700 mM.
Die RT-aktiven Fraktionen wurden gepoolt und gegen Puffer E dialysiert. Das Dialysat wurde auf
eine mit Puffer E äquilibrierte S-Sepharose ff-Säule (1.6 cm × 10 cm, Pharmacia) geladen. Nach
dem Waschen mit ca. 200 ml Puffer E wurde das Enzym mit einem linearen Gradienten aus Puf
fer E und Puffer E + 1 M KCl in einem Gesamtvolumen von 400 ml eluiert. Die Fließgeschwin
digkeit war 2.5 ml pro Minute, die Fraktionsgröße 10 ml.
Die RT-aktiven Fraktionen wurden gepoolt und gegen Puffer E dialysiert. Das Dialysat wurde auf
eine mit Puffer E äquilibrierte HA-Ultrogel-Säule (1.6 cm × 10 cm, Biosepra) geladen. Nach dem
Waschen mit ca. 200 ml Puffer E wurde das Enzym mit einem linearen Gradienten aus Puffer E
und Puffer E + 0.5 M Kaliumphosphat in einem Gesamtvolumen von 400 ml eluiert. Die Fließ
geschwindigkeit war 2.5 ml pro Minute, die Fraktionsgröße 10 ml.
Die RT-aktiven Fraktionen wurden gepoolt und gegen Lagerpuffer dialysiert. Das gereinigte
Protein wurde mit SDS- und β-Mercaptoethanol-haltigen Auftragspuffer versetzt und die Probe
durch Kochen (5 min 100°C) denaturiert. Anschließend wurde je 20 µl mittels eines analytisches
SDS-Gels (4-20%) analysiert (Laemmli U. K., 1970, Nature 227: 555-557). Dabei wurden die α-
und β-Untereinheiten der AMV-RT in äquimolaren Verhältnissen gefunden.
Die beschriebene Methode liefert eine stabile AMV-RT mit einer äquimolaren Verteilung der α-
und β-Untereinheiten. Das erhaltene Enzym ist in der RT-PCR funktionsfähig.
Die erhaltene rekombinante AMV reverse Transkriptase wurde in einem Funktionstest unter
sucht. Der Funktionstest bestand aus einer Reversen Transkription (RT), gekoppelt mit einer
Polymerasekettenreaktion (PCR). Dazu wurden 5 Einheiten der rekombinanten AMV reverse
Transkriptase analog der Enzym-Mischung des Titan TM One Tube PCR System (Cat. No
1888382, Roche Molecular Biochemicals) eingesetzt. Amplifiziert wurde ein 1.8 kb großes Frag
ment des humanen Dystrophin-Genes. Als Template wurden 10 ng humane Muskel-RNA ver
wendet. Verwendete Primer (400 nM) waren Dys Primer 2rev (5'-GAG TGA ATA CAG TTT
GCC CAT GGA TTG-3') und Dys Primer 8for (5'-AAG AAG TAG AGG ACT GTT ATG AAA
GAG AAG-3'). Das Target wurde mit folgendem Programm in einer RT-PCR amplifiziert: 50°C
für 30 min, 94°C für 2 min, gefolgt von 10 Zyklen (94°C für 10 sec, 58°C für 30 sec, 68°C für 1 min
10 sec) und 20 Zyklen (94°C für 10 sec, 58°C für 30 sec, 68°C für 1 min 10 sec; + 10
sec/Zyklus). Anschließend bei 68°C für 7 min inkubiert. Die Reaktionsprodukte der RT-PCR
wurden nach dem Abgestoppen auf einem 1%-igen Agarose-Gel aufgetrennt (Abb. 1).
Abb. 1 zeigt das Amplifikationsprodukt der RT-PCR mit einer Größe von 1.8 kb, erhalten
mit nativ gereinigter AMV-RT (Spur 2) und rekombinant erhaltener AMV-RT (Spur 3). Die
Spuren 1 und 4 zeigen einen DNA-Molekulargewichtsmarker VI (Cat. No. 1062590, Roche Mo
lecular Biochemicals).
Als Ausgangsmaterial für die Reinigung der rekombinanten AMV-RT wurden E. coli LE392
pAMVαβ-4 + pCHAP-5 Zellen verwendet, die beide Ketten der AMV-RT überexprimieren (siehe
oben).
Die Reinigung der AMV-RT erfolgt bei 4°C. Das Reinigungsverfahren erfolgt nach Zellaufschluss
und Abtrennung der Nukleinsäuren durch chromatographische Methoden. Das Reinigungsver
fahren liefert eine rekombinante AMV-RT, die frei von kontaminierenden Enzymaktivitäten ist
und in der RT-PCR die gleiche Funktionalität aufweist wie eine aus nativem Material gereinigte
AMV-RT.
Puffer A: 50 mM NaPO4
, pH 7.2, 1 M NaCl, 3 mM 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin.
Puffer B: 50 mM NaPO4
Puffer B: 50 mM NaPO4
, pH 5,0, 1 M NaCl, 3 mM 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin
Puffer C: 50 mM NaPO4
Puffer C: 50 mM NaPO4
, pH 6,0, 1 M NaCl, 3 mM 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin
0,2 M Imidazol.
Puffer D: 50 mM NaPO4
0,2 M Imidazol.
Puffer D: 50 mM NaPO4
, pH 7,7, 1 M NaCl, 3 mM 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin
0,5 M Imidazol.
Puffer E: 50 mM NaPO4
0,5 M Imidazol.
Puffer E: 50 mM NaPO4
, pH 6,0, 3 mM 2-Mercaptoethanol, 10% Glycerin
Lagerpuffer: 200 mM Kaliumphosphat pH 7,2, 2 mM DTT, 0,2% Triton X-100, 50% Glycerin.
Lagerpuffer: 200 mM Kaliumphosphat pH 7,2, 2 mM DTT, 0,2% Triton X-100, 50% Glycerin.
Ca. 50 g Zellen von E. coli LE392 pAMVαβ-4 + pCHAP-5 wurden mit 400 ml Puffer A versetzt,
aufgetaut und suspendiert. Die Suspension wurde mit zwei Tabletten Complete (Roche Molecu
lar Biochemicals, Cat. No. 1697498) versetzt. Anschließend erfolgte der Aufschluß der Zellen
mittels Ultraschall (Branson Sonicator) unter Kühlung (Temperatur: < 10°C). Der erreichte Auf
schlußgrad der Zellsuspension betrug typischerweise 40-50%.
Anschließend erfolgte eine Entfernung der Nukleinsäuren mittels Polyminfällung. 5 ml einer 10
%-igen Polymin-P-Lösung wurden tropfenweise zugegeben. Bei unvollständiger Fällung erfolgte
eine weitere tropfenweise Zugabe. Nach Inkubation für 30 min bei 4°C erfolgte eine Zentrifuga
tion (30 min, 13000 upm, 4°C).
Der klare Zentrifugationsüberstand wurde auf eine mit Puffer A äquilibrierte und mit Nickel
beladene Chelating Sepharose ff-Säule (2.6 cm × 10 cm, Pharmacia) aufgezogen; danach wurde
mit ca. 500 ml Puffer A, danach mit jeweils 500 ml Puffer B und 500 ml Puffer C gewaschen. Das
Enzym wurde mit Puffer D in einem Gesamtvolumen von 500 ml eluiert. Die Fließgeschwindig
keit betrug 5 ml pro Minute, die Fraktionsgröße 20 ml pro Fraktion. Der Pool der aktiven Frak
tionen wurde gegen Puffer E dialysiert.
Der dialysierte Pool wurde danach auf eine mit Puffer E + 250 mM NaCl äquilibrierte Heparin-
Sepharose ff-Säule (1.6 cm × 10 cm, Pharmacia) aufgezogen und mit ca. 200 ml Puffer E + 250 mM
NaCl gewaschen. Die Elution des Enzyms erfolgte mit einem linearen Gradienten aus Puffer
E und 250 mM NaCl und Puffer E und 1 M NaCl in einem Gesamtvolumen von 200 ml. Die
Fließgeschwindigkeit betrug 2.5 ml pro min, Fraktionsgröße 10 ml. Die AMV-RT eluierte bei
einer NaCl-Konzentration von 500 mM bis 700 mM.
Die RT-aktiven Fraktionen wurden gepoolt und gegen Lagerpuffer dialysiert. Das gereinigte
Protein wurde mit SDS- und 2-Mercaptoethanol-haltigen Auftragspuffer versetzt und die Probe
durch Kochen (5 min 100°C) denaturiert. Anschließend wurde je 20 µl mittels eines analytisches
SDS-Gels (4-20%) analysiert (Laemmli U. K., 1970, Nature 227: 555-557). Dabei wurden die α-
und β-Untereinheiten der AMV-RT in äquimolaren Verhältnissen gefunden. (Abb. 2, Spur 6).
Abb. 2 zeigt ein SDS-Gel mit Proben aus der AMV-RT Aufreinigung.
Spur 1: Molekulargewichtsmarker
Spur 2: AMV nativ
Spur 3: Zellaufschluss
Spur 4: Ni-Chelat Sepharose, Wasch mit Puffer C
Spur 5: Ni-Chelat Pool
Spur 6: AMV-RT rec., Endpräparat.
Spur 1: Molekulargewichtsmarker
Spur 2: AMV nativ
Spur 3: Zellaufschluss
Spur 4: Ni-Chelat Sepharose, Wasch mit Puffer C
Spur 5: Ni-Chelat Pool
Spur 6: AMV-RT rec., Endpräparat.
Die beschriebene Methode liefert eine stabile AMV-RT mit einer äquimolaren Verteilung der α-
und β- Untereinheiten. Das erhaltene Enzym ist in der RT-PCR funktionsfähig.
Die erhaltene rekombinante AMV reverse Transkriptase wurde in einem Funktionstest unter
sucht. Der Funktionstest bestand aus einer reversen Transkription (RT), gefolgt von einer Poly
merasekettenreaktion (PCR). Dazu wurden 10 Einheiten der rekombinanten AMV reverse
Transkriptase eingesetzt. Amplifiziert wurde ein 8 kb, 10 kb, 12 kb und ein 13,5 kb großes Frag
ment des humanen Dystrophin-Genes.
Als Template wurden 1 µg humane Muskel-RNA verwendet. Verwendete Primer (400 nM) wa
ren Dys Primer 2 for (5'-CAA TCC ATG GGC AAA CTG TAT TCA CTC-3') und Dys
Primer 5 rev (5'-CGT CCC GTA TCA TAA ACA TTC AGC AGC-3') für 8 kb, Dys Primer 8 for
(5'-AAG AAG TAG AGG ACT GTT ATG AAA GAG AA-3') und 5 rev für 10 kb, Dys Primer 8
for und Dys Primer 9 rev (5'-AGC AGG TAA GCC TGG ATG ACT GAC TAG AAG-3') für 12 kb
und Dys Primer 8 for und 10 rev (5'-AAT CAA TCA ACC AAC CGA AAT CTC ACT CTG-
3') für 13,5 kb. Die cDNA Synthese erfolgt bei 42°C für 60 min.
Die Durchführung der cDNA Synthese erfolgte nach Vorgaben der Produktinformation für
AMV reverse Transcriptase (Cat. No. 1495062, Roche Molecular Biochemicals).
Für die PCR wurde das Expand Long Template PCR System (Cat. No. 1681834, Roche Molecular
Biochemicals) verwendet. Das Target wurde mit folgendem PCR-Programm amplifiziert: 94°C
für 2 min, gefolgt von 10 Zyklen (94°C für 10 sec, 60°C für 30 sec, 68°C für 10 min) und 20
Zyklen (94°C für 10 sec, 60°C für 30 sec, 68°C für 10 min 10 + 10 sec/Zyklus). Anschließend bei
68°C für 5 min inkubiert. Die Reaktionsprodukte der RT-PCR wurden nach dem Abgestoppen
auf einem 1%-igen Agarose-Gel aufgetrennt (Abb. 3). Die Spuren 3 und 6 zeigen einen DNA-
Molekulargewichtsmarker X (Cat. No. 1498037, Roche Molecular Biochemicals).
Abb. 3 zeigt ein Agarose-Gel, auf dem die Reaktionsprodukte der RT-PCT mit rekomb.
AMV-RT aufgetrennt wurden; Spur 1: 8 Kb Amplifikationsprodukt, Spur 2: 10 Kb Amplifika
tionsprodukt, Spur 3: DNA Längenstandard X, Spur 4: 12 Kb Amplifikationsprodukt, Spur 5:
13,5 Kb Amplifikationsprodukt, Spur 6: DNA Längenstandard X.
Claims (21)
1. Verfahren zur Herstellung einer aktiven heterodimeren AMV-RT in prokaryotischen
Wirtszellen, dadurch gekennzeichnet, daß
- a) eine oder mehrere DNA-Sequenz(en), die für die α- und/oder β-Kette der AMV-RT kodieren, in Expressionsplasmide kloniert werden,
- b) die Expressionsplasmide in prokaryotische Zellen transformiert werden,
- c) die lösliche Expression der heterodimeren AMV-RT induziert wird und
- d) die rekombinante heterodimere AMV-RT aus den Zellen isoliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für die α- und β-Kette
kodierenden DNA-Sequenzen auf getrennten Expressionsplasmiden kloniert in einer
Zelle exprimiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für α- und β-Kette ko
dierenden DNA-Sequenzen auf einem Expressionsplasmid kloniert in einer Zelle expri
miert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl die α-
als auch die β-Kette mit einer Peptidsequenz fusioniert ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die α- oder β-Kette mit einer
Peptidsequenz bestehend aus 2 bis 10 Argininresten und die β- oder α-Kette mit einer
Peptidsequenz bestehend aus 2 bis 10 Histidinresten fusioniert sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die für die α-
und β-Kette kodierenden DNA-Sequenzen, die mit für zur reversiblen Bindung befähigte
Peptidsequenzen kodierenden DNA-Sequenzen verbunden sind, auf einem Expressions
plasmid kloniert in einer Zelle exprimiert werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß α- und β-
Kette mit der gleichen zur reversiblen Bindung befähigten Peptidsequenzen fusioniert
sind.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß α- und β-Kette jeweils mit
einer Peptidsequenz bestehend aus 2 bis 10 Histidinresten fusioniert sind.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Expres
sion bei einer Wachstumstemperatur von 10° bis 25°C und einer erniedrigten Induktor
konzentration erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Expres
sion durch Coexpression von Hilfsgenen gesteigert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß als Hilfsgen das trpT-Gen,
das für die Tryptophan-tRNA kodiert, verwendet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Expression durch Coex
pression von Chaperongenen erhöht wird.
13. Verfahren nach Anspruch 10 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Gene für GroEL
und GroES, Dnak und DnaJ, GrpE und/oder ClpB coexprimiert werden.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Gene für GroEL
und GroES auf dem Expressionsplasmid, das auch die Gene für die α- und die β-Kette
trägt, kloniert sind und die Gene für Dnak, DnaJ, GrpE und ClpB auf einem Helferplas
mid kloniert sind.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zur Isolierung
bzw. Aufreinigung der rekombinanten heterodimeren AMV-RT geeignete Affinitäts
chromatographiematerialien verwendet werden.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Aufreinigung ver
wendeten Affinitätschromatographiematerialien die unterschiedlichen, an die α-
und/oder β-Kette gebundenen Peptidsequenzen, reversibel gebunden.
17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Aufreinigung
verwendeten Affinitätschromatographiematerialien metallionenchelatisierende
Materialien oder Kationenaustauscher sind.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die DNA-
Sequenz SEQ ID NO: 5 oder die DNA-Sequenzen SEQ ID NO: 4 und SEQ ID NO: 5 in
einer prokaryotischen Wirtszelle exprimiert werden.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß E. coli als
Wirtszelle verwendet wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die aktive
heterodimere AMV-RT aus den Untereinheiten SEQ ID NO: 6 und SEQ ID NO: 7 be
steht.
21. Verwendung einer nach dem Verfahren der Ansprüche 1 bis 20 erhältlichen AMV-RT zur
Amplifikation von RNA-Sequenzen.
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