DE10043902A1 - Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen durch ektopische Expression von Homöoboxgenen - Google Patents
Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen durch ektopische Expression von HomöoboxgenenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein neues Homöoboxgen aus Gerste, das als JuBel2 bezeichnet wird, Gene oder DNA-Moleküle, die Sequenzähnlichkeit zu diesem neuen Gen aufweisen, insbesondere solche, deren Gen- bzw. Expressionsprodukte funktionelle Homologie zu dem Genprodukt des neuen Homöoboxgens aufweisen, die Gen- oder Expressionsprodukte dieser Gene bzw. DNA-Moleküle sowie die Verwendung der genannten Gene und DNA-Moleküle insbesondere zur Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen. Aufgrund einer ektopischen Expression eines JuBel2-Gens können Pflanzen erhalten werden, die eine im Vergleich zu einer Pflanze, die keine derartige ektopische JuBel2-Genexpression aufweist, vermehrte Anzahl von Sprossen oder vermehrte Verzweigung aufweisen. Zusätzlich kann bei derartigen Pflanzen ein Verlust der apikalen Dominanz und damit ein vermindertes Längenwachstum der Pflanzen zu beobachten sein.
Description
Die Erfindung betrifft ein neues Homöoboxgen aus Gerste, das
als JuBel2 bezeichnet wird, Gene oder DNA-Moleküle, die Se
quenzähnlichkeit zu diesem neuen Gen aufweisen, insbesondere
solche, deren Gen- bzw. Expressionsprodukte funktionale Homo
logie zu dem Genprodukt des neuen Homöoboxgen aufweisen, die
Gen- oder Expressionsprodukte dieser Gene bzw. DNA-Moleküle
sowie die Verwendung der genannten Gene und DNA-Moleküle ins
besondere zur Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen.
Die Homöobox ist eine ca. 180 bp-Konsensus-DNA-Sequenz, die in
zahlreichen Genen, die an Entwicklungsprozessen beteiligt
sind, sogenannten Homöoboxgenen, vorhanden ist. Ursprünglich
im Zuge der Untersuchung von Drosophila-Mutanten entdeckt,
wurden Homöoboxgene nachfolgend auch aus evolutionär entfernt
stehenden Organismen, einschließlich Tieren, Pilzen und Pflan
zen, isoliert.
Die Homöobox kodiert eine etwa 60 Aminosäuren umfassende Ho
möodomäne, die die Translationsprodukte der Homöoboxgene cha
rakterisiert. Die Sekundärstruktur der Homöodomäne gliedert
sich in drei α-Helices, die durch eine Schleife ("loop") und
einen "Turn" voneinander getrennt sind, und vermittelt die Fä
higkeit zu sequenzspezifischer DNA-Bindung. Helix 2 und Helix
3 bilden eine dem bei prokaryotischen Transkriptionsfaktoren
gefundenen Helix-Turn-Helix-Motiv verwandte Struktur, wobei
die Helix 3, die sogenannte "Erkennungshelix", sequenzspezifi
sche Kontakte mit Basen in der großen Furche der DNA-Doppel
helix eingeht. N-terminal zu der Homöodomäne gelegene Bereiche
binden, ebenfalls sequenzspezifisch, Basen in der kleinen Fur
che, während die Schleife zwischen Helix 1 und Helix 2 unspe
zifisch mit dem Phosphatrückgrat der DNA wechselwirkt (Damante
et al., EMBO J. 15, 4992-5000 (1996)). Die aus Tieren, Pflan
zen und Pilzen mittlerweile isolierten zahlreichen Homöoboxgene
konnten in vielen Fällen als Transkriptionsfaktoren, und zwar
als transkriptionale Regulatoren grundlegender Entwicklungs
prozesse identifiziert werden. Sie werden sowohl anhand von
Sequenzhomologien innerhalb der Homöobox als auch aufgrund an
derer Strukturmerkmale in verschiedene Familien eingeteilt
(siehe z. B. Chan et al., Biochim. Biophys. Acta 1442, 1-19
(1998)).
Aufgrund ihrer Funktion als transkriptionale Regulatoren
grundlegender Entwicklungsprozesse sind diverse Gene, insbe
sondere Gene, die Transkriptionsfaktoren kodieren, unmittelbar
an der Ausprägung bestimmter Phänotypen beteiligt. Speziell im
Bereich der Pflanzenzucht ist die Erzielung bestimmter Phäno
typen, wie beispielsweise eines bestimmten Habitus, von hohem
Interesse. Es besteht daher ein hoher Bedarf an der Identifi
zierung neuer Gene, die bei ektopischer Expression in einer
Pflanze, insbesondere Kulturpflanze, zur Ausbildung eines be
stimmten Phänotyps führen.
Die Erfindung basiert auf der Entdeckung eines neuen Homöobox
gens aus Gerste (Hordeum vulgare). Ein erster Gegenstand der
Erfindung ist dementsprechend eine im wesentlichen reine cDNA
des Homöoboxgens JuBel2 aus Gerste mit einer der in SEQ ID NO.
1 und 4 (Fig. 1, Fig. 6) angegebenen Sequenzen sowie die zu
gehörige, in SEQ ID NO. 3 (Fig. 3) angegebene genomische Se
quenz. Gleichfalls umfaßt sind auch andersartige Nukleinsäure
moleküle mit einer SEQ ID NO. 1 (Fig. 1A, Fig. 6), 3 (Fig.
3) oder 4 (Fig. 1B) entsprechenden Nukleinsäuresequenz oder
mit einer zu der in SEQ ID NO. 1 bzw. 4 (Fig. 1, Fig. 6)
oder 3 (Fig. 3) angegebenen Sequenz ähnlichen Sequenz, die
mindestens 75% Sequenzähnlichkeit auf Nukleinsäuresequenzebene
zu der in SEQ ID NO. 1, 4 (Fig. 1, Fig. 6) bzw. 3 (Fig. 3)
angegebenen Sequenz aufweist, sowie Nukleinsäuremoleküle, ein
schließlich Gene, die das Genprodukt des JuBel2-Gens aus Ger
ste mit der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6) angege
benen Aminosäuresequenz oder einer dazu ähnlichen Sequenz, die
mindestens 75% Sequenzähnlichkeit auf Aminosäuresequenzebene
zu der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen
Sequenz aufweist, kodieren. Des weiteren erstreckt sich die
Erfindung auch auf Fragmente der genannten cDNA- und Nuklein
säuremoleküle, auf Nukleinsäuremoleküle, die die genannten
cDNA-Moleküle, Nukleinsäuremoleküle bzw. Fragmente umfassen,
auf Nukleinsäuremoleküle, die eine zu den Nukleinsäuresequen
zen der genannten Nukleinsäuremoleküle komplementäre Sequenz
aufweisen, auf Nukleinsäuremoleküle, die mit den oben erläu
terten Nukleinsäuremolekülen hybridisieren, sowie auf Nuklein
säuremoleküle, die eine von den oben erwähnten Nukleinsäurese
quenzen abgeleitete Sequenz aufweisen.
Weitere Aspekte der Erfindung sind sense- und antisense-Nukle
insäuremoleküle mit einer sense- bzw. antisense-Nukleinsäure
sequenz bezüglich der oben erläuterten Nukleinsäuresequenzen
sowie Konstrukte, insbesondere Vektoren, Plasmide, Cosmide,
Bacmide, YACs, BACs, Virus- oder Phagengenome, die eines der
oben erläuterten Nukleinsäuremoleküle umfassen.
Des weiteren betrifft die Erfindung die Proteine oder Polypep
tide, die von den oben erläuterten Nukleinsäuremolekülen ko
diert werden, Fragmente dieser Proteine und Polypeptide, Poly
peptide oder Proteine, die die erwähnten Proteine, Polypeptide
oder Fragmente, z. B. in Form eines Fusionsproteins, umfassen,
sowie Antikörper, die die oben erläuterten Proteine, Polypep
tide oder Fragmente davon spezifisch erkennen und binden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Erfindung ist die Verwendung
der oben erläuterten Nukleinsäuremoleküle oder eines dazu
funktionell analogen Nukleinsäuremoleküls zur Modifizierung
des Phänotyps von Pflanzen.
Die Erfindung betrifft gleichfalls Organismen, insbesondere
transgene Organismen, Teile und Vermehrungsmaterialien solcher
Organismen, die eine ektopische Expression eines JuBel2-Gens
aufweisen, beispielsweise aufgrund einer Expression des Ju
Bel2-Gens als Transgen. Speziell im Bereich von Pflanzen er
streckt sich die Erfindung auf Pflanzen, die aufgrund einer
ektopischen Expression eines JuBel2-Gens eine im Vergleich zu
einer Pflanze, die keine derartige ektopische JuBel2-Genex
pression aufweist, vermehrte Anzahl von Sprossen oder vermehr
te Verzweigung aufweisen.
Grundlage der Erfindung ist die Isolierung und Charakterisie
rung eines neuen Homöoboxgens aus Gerste (Hordeum vulgaris),
das als JuBel2 bezeichnet wird. Anhand von Sequenzanalysen,
die das Vorhandensein einer Homöobox anzeigen, kann JuBel2 in
die Familie der Homöoboxgene (HB-Gene) eingeordnet werden. Se
quenzvergleiche zeigen, daß es sich bei JuBel2 um ein Mitglied
der in Gerste zuvor noch nicht beschriebenen Familie der HD
BEL1-Gene handelt, die der Superklasse der TALE-Homöoboxgene
zugeordnet wird. BEL2 und ATH1 aus Arabidopsis und eine
schnell wachsende Anzahl möglicher homologer Gene, die im Rah
men der Sequenzierung des Arabidopsis-Genoms identifiziert
werden (Stand September 1999: BEL1, ATH1 und sieben weitere
BEL-1-homologe Gene), sind Vertreter dieser Gruppe (Reiser et
al., Cell 83, 735-742 (1995); Quaedvlieg et al., The Plant
Cell 7, 117-129 (1995); siehe auch WO 98/51800). Ihre Transla
tionsprodukte tragen im N-terminalen Bereich eine mögliche
"coiled coil"-Domäne, die Protein-Protein-Wechselwirkungen
vermitteln könnte und außerdem ein mutmaßliches Kernlokalisie
rungssignal enthält.
Im Rahmen der Erfindung wurden u. a. cDNA-Abschnitte des Homöo
boxgens JuBel2 aus Gerste (Hordeum vulgare) isoliert und des
sen Einfluß auf den Phänotyp von Pflanzen durch Agrobacterium
tumefaciens-vermittelte Transformation von Arabidopsis- und
Tabakpflanzen analysiert.
Eine Analyse der Tabak-Primärtransformanten und ihrer Nachkom
men ergab, daß, während nicht-transformierte Tabakpflanzen ei
nen dominanten elongierten Hauptsproß aufweisen, bei ektopi
scher Expression von JuBel2 durch Verzweigungen nahe der
Pflanzenbasis buschige Pflanzen mit mehreren annähernd gleich
berechtigten Sprossen entstehen (siehe auch Fig. 9).
JuBel2 ektopisch exprimierende Arabidopsis-Pflanzen produzie
ren im Vergleich zum Wildtyp eine vermehrte Anzahl von Spros
sen, deren Länge innerhalb einer Pflanze konstant ist, von
Pflanze zu Pflanze aber stark variieren kann. Die Bandbreite
reicht von Wildtyp-Länge bis zum beinahe vollständigen Verlust
des Längenwachstums der Sproßachse. In extremen Fällen wirken
caudale Blätter, deren Morphologie von vegetativen Rosetten
blättern abweicht, und Blüten wie Bestandteile der Rosette.
Die Fertilität der Blüten und die allgemeine Fitness der
Pflanzen wird durch das Transgen nicht beeinträchtigt (siehe
auch Fig. 10).
Zusammenfassend führt die ektopische Expression von JuBel2 in
Pflanzen offensichtlich zu vermehrter Sproßbildung, d. h. einer
vermehrten Verzweigung. Zusätzlich kann ein Verlust der apika
len Dominanz und damit ein vermindertes Längenwachstum der
Pflanze zu beobachten sein.
Diese beiden Phänotypmodifizierungen können speziell im Be
reich der Kulturpflanzenzucht von überaus hohem Nutzen sein:
Auf dem Gebiet des Zierpflanzendesigns kann eine ektopische
Expression des JuBel2-Gens in Zierpflanzen die Anzahl der
Sprosse und damit die Anzahl an Infloreszenzen/Blüten pro
Pflanze erhöhen. Durch den entstehenden buschigen Habitus kann
darüber hinaus das allgemeine Erscheinungsbild verschiedener
Pflanzenarten den ästhetischen Ansprüchen des Verbrauchers an
gepaßt werden.
Bei Beerensträuchern kann durch die vermehrte Anzahl von Ver
zweigungen und damit von Blüten und Früchten bei ektopischer
Expression des JuBel2-Gens der Ertrag bei der Produktion von
Beeren (z. B. Himbeeren und Brombeeren) erhöht werden.
In der Forstwirtschaft kann der Ertrag bei der Kultivierung
von zur Cellulosegewinnung verwendeten schnell wachsenden Bäu
men, wie Weide oder Pappel, durch vermehrte Verzweigungen in
Folge einer ektopischen Expression des JuBel2-Gens gesteigert
werden.
Bei Getreide, wie Gerste oder Weizen, kann eine ektopische Ex
pression, insbesondere Überexpression, des JuBel2-Gens deren
Verzweigungsgrad und damit den Ertrag erhöhen, aber auch
gleichzeitig u. a. die Kontrolle von Frostschäden erleichtern.
Ein ggf. gleichzeitig auftretendes vermindertes Längenwachstum
der Halme kann durch Wind/Sturm, starke Regenfälle oder Hagel
bedingte Ernteausfälle verringern, da der Anteil niederge
drückter Halme verringert werden kann.
Wie bereits erwähnt, basiert die Erfindung auf der Entdeckung
eines neuen Homöoboxgens aus Gerste (Hordeum vulgare). Aus
gangspunkt der Erfindung war dementsprechend die Identifizie
rung einer im wesentlichen reinen cDNA des Hömoboxgens JuBel2
aus Gerste mit einer der in SEQ ID NO. 1 und 4 (Fig. 1, Fig.
6) angegebenen Sequenzen sowie einer zugehörigen, in SEQ ID
NO. 3 (Fig. 3) angegebenen genomischen Sequenz.
Die Identifizierung zweier geringfügig unterschiedlicher cDNA-
Sequenzen resultierte aus der Verwendung zweier Gerstenvarie
täten, der Gerstenvarietäten K-Atlas und CalC15, für die Un
tersuchungen. Die cDNA-Sequenz aus der Varietät CalC15 enthält
insgesamt 10 zusätzliche Nukleotide gegenüber der cDNA-Sequenz
aus der K-Atlas-Varietät, und zwar 1 × 3 Basenpaare und 1 × 6
Basenpaare innerhalb des kodierenden Bereichs sowie ein Basen
paar im 3'-nicht-translatierten Bereich; darüber hinaus gibt
es eine Reihe von Nukleotidaustauschen, die jedoch mit Ausnah
me eines Basenaustauschs stumm sind, d. h. keine Veränderung
der abgeleiteten Aminosäuresequenz bewirken. Die Expressions
produkte der cDNAs sind dementsprechend in ihrer Länge wie
auch an einer zusätzlichen, in beiden Expressionsprodukten
vorhandenen Position der Aminosäuresequenz geringfügig unter
schiedlich.
Die in vivo zwischen den Gerstenvarietäten K-Atlas und CalC15
beobachtbare Sequenzvariabilität bezüglich des JuBel2-Gens
liefert einen ersten Hinweis darauf, in welchem Ausmaß bereits
in der Natur Sequenzvariabilität bei funktionell identischen
oder zumindest äquivalenten Genen bzw. Genprodukten vorhanden
ist. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung muß eine derartige
Sequenzvariabilität sowohl auf Nukleinsäure- als auch Ami
nosäuresequenzebene somit stets mitberücksichtigt werden.
In Zusammenhang mit der vorliegenden Anmeldung soll der Be
griff "JuBel2-Gen" dementsprechend nicht auf das in Gerste ge
fundene Homöoboxgen JuBel2 mit einer der in SEQ ID NO. 1 und 4
(Fig. 1, Fig. 6) angegebenen Sequenzen seiner cDNA, bestimmt
ausgehend von den Gerstenvarietäten K-Atlas bzw. CalC15, be
schränkt sein, sondern umfaßt auch
- - Nukleinsäuresequenzen allgemein, die eine der in SEQ ID NO. 1 oder 4 (Fig. 1, Fig. 6) angegebenen DNA-Sequenz entsprechende Nukleinsäuresequenz aufweisen;
- - die der erwähnten cDNA zugehörigen Abschnitte genomischer DNA, d. h. das zugehörige Gen, einschließlich z. B. mögli cher Intronsequenzen (vgl. SEQ ID NO. 3; Fig. 3),
- - Nukleinsäuremoleküle mit zu der in SEQ ID NO. 1 oder 4 (Fig. 1, Fig. 6) oder 3 (Fig. 3) angegebenen Sequenz ähnlichen Sequenzen, die mindestens 75% Sequenzähnlich keit, insbesondere mindestens 80%, speziell mindestens 85%, bevorzugt mindestens 90%, besonders bevorzugt minde stens 95% und am meisten bevorzugt mindestens 98% Sequen zähnlichkeit auf Nukleinsäuresequenzebene zu der in SEQ ID NO. 1 oder 4 (Fig. 1, Fig. 6) bzw. 3 (Fig. 3) angegebe nen Sequenz aufweisen,
- - jegliche Nukleinsäuremoleküle, einschließlich Gene, die das Genprodukt des JuBel2-Gens aus Gerste mit der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Aminosäure sequenz kodieren,
- - jegliche Nukleinsäuremoleküle, einschließlich Gene, die ein Gen- bzw. Expressionsprodukt mit einer zu der in SEQ ID NO. 2 oder 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Aminosäure sequenz ähnlichen Sequenz, die mindestens 75% Sequenzähn lichkeit, insbesondere mindestens 80%, speziell mindestens 85%, bevorzugt mindestens 90%, besonders bevorzugt minde stens 95% und am meisten bevorzugt mindestens 98% Sequen zähnlichkeit auf Aminosäuresequenzebene zu der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Sequenz auf weist, kodieren,
- - Fragmente der obigen cDNA-Moleküle, Nukleinsäuremoleküle oder Gene, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das ei ne DNA-Bindungsfähigkeit entsprechend dem Expressionspro dukt der cDNA des JuBel2-Gens aus Gerste (SEQ ID NOS. 2 und 5, Fig. 2, Fig. 6) aufweist,
- - Fragmente der obigen cDNA-Moleküle, Nukleinsäuremoleküle oder Gene, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das ei ne Fähigkeit zur Interaktion mit anderen Proteinen ent sprechend dem Expressionsprodukt der cDNA des JuBel2-Gens aus Gerste (SEQ ID NOS. 2 und 5, Fig. 2, Fig. 6) auf weist; durch Two-Hybrid-Experimente und durch in vitro- Bindungsstudien konnte gezeigt werden, daß das JuBel2- Protein mit verschiedenen KNOX-Proteinen assoziiert. Das kürzeste interagierende Peptid konnte dabei auf die Ami nosäuren 122-341 des JuBel2-Proteins eingetrenzt werden. Dieser Abschnitt enthält die vermutete "coiled-coil"- Domäne;
- - jegliche Nukleinsäuremoleküle, die funktionell analog zu den oben erläuterten cDNA-Molekülen, Nukleinsäuremolekü len, Genen oder Fragmenten sind; solche Nukleinsäuremole küle können auch eine deutlich geringere oder sogar gänz lich fehlende Sequenzähnlichkeit zu den oben erwähnten Se quenzen aufweisen. Im vorliegenden Zusammenhang bedeutet "funktionell analog" eine biologische Aktivität der Nu kleinsäuremoleküle, die jener der oben erläuterten cDNA- Moleküle, Nukleinsäuremoleküle, Gene oder Fragmente ent spricht. Die biologische Aktivität der als Referenz heran zuziehenden Nukleinsäuremoleküle ist beispielsweise die Fähigkeit zu sequenzspezifischer DNA-Bindung des jeweili gen Expressionsprodukts, die im vorangegangenen Unterpunkt erläuterte Fähigkeit des jeweiligen Expressionsprodukts zur Interaktion mit anderen Proteinen, z. B. mit verschie denen KNOX-Proteinen, und/oder die definierte Phänotypbe einflussung bei ektopischer Expression beispielsweise in Pflanzen.
Dabei kann das JuBel2-Gen für die ektopische Expression auch
in größeren DNA-Molekülen enthalten sein, beispielsweise in
Konstrukten, wie einem Vektor, Plasmid, Cosmid, Bacmid, YAC,
BAC, Virus- oder Phagengenom, oder in fusionierter Form vor
liegen, so daß das Expressionsprodukt des JuBel2-Gens in Form
eines Fusionsproteins exprimiert wird.
Eine "ektopische Expression" versteht sich im vorliegenden zu
sammenhang als eine quantitativ und/oder qualitativ gegenüber
dem Wildtyp veränderte Expression. Sie umfaßt eine erstmalig
vorkommende wie auch eine gegenüber der Wildtyp-Expression mo
difizierte Expression. Beispiele für eine ektopische Expressi
on des JuBel2-Gens sind:
- - Expression des JuBel2-Gens als Transgen in einem Organis mus, insbesondere einer Pflanze, der dieses Gen in seiner Wildtyp-Form nicht exprimiert;
- - Überexpression des JuBel2-Gens als Transgen in einem Orga nismus, insbesondere einer Pflanze (insbesondere Gersten pflanzen), der dieses Gen in seiner Wildtyp-Form bereits exprimiert;
- - Überexpression des JuBel2-Gens in einem Organismus, insbe sondere einer Pflanze (insbesondere Gerstenpflanzen), der dieses Gen in seiner Wildtyp-Form bereits exprimiert, auf grund einer gegenüber dem Wildtyp-Niveau verstärkten Ex pression ausgehend von dem im Wildtyp bereits vorhandenen Gen; eine solche verstärkte Expression kann beispielsweise durch eine Modifizierung oder einen Austausch von Tran skriptionsregulationselementen, z. B. Promotor- oder Enhan cersequenzen, des Wildtyp-JuBel2-Gens, die bzw. der zu ei ner Überexpression, d. h. gegenüber dem Wildtyp stärkeren Expression, des JuBel2-Gens führt, erreicht werden; und/oder
- - Expression, ggf. Überexpression, des JuBel2-Gens als Transgen in einem Organismus, insbesondere einer Pflanze (hier insbesondere Gerstenpflanzen), der dieses Gen in seiner Wildtyp-Form bereits exprimiert, in dem die Expres sion des Wildtyp-Gens jedoch, beispielsweise mittels "ho mology-dependent gene silencing", teilweise oder vollstän dig verhindert wird oder in dem, z. B. aufgrund einer Muta tion des Wildtyp-Gens, ein teilweise oder vollständig funktionsunfähiges Genprodukt exprimiert wird; eine ekto pische Expression des JuBel2-Gens wird hier eine Expressi on beispielsweise beschränkt auf andere Zelltypen als je ne, in denen das JuBel2-Gen im Wildtyp exprimiert wird, und/oder in einem gegenüber der Expression im Wildtyp ver änderten Ausmaß, z. B. eine Expression, die gegenüber der Expression im Wildtyp als Überexpression aufzufassen ist, oder beschränkt auf ein gegenüber der Expression im Wild typ andersartiges Entwicklungsstadium des Organismus um fassen.
Bei der oben erläuterten zweiten und vierten Variante ektopi
scher Expression wird das JuBel2-Transgen in einer genetischen
Umgebung vorliegen, in der es im Wildtyp des Organismus nicht
vorkommt. Dies trifft im weiteren Sinne auch auf Variante 3 in
Hinblick auf einen aufgrund von Modifizierung oder Austausch
nicht-wildtypischen Transkriptionsregulationsbereich zu.
Unabhängig davon, ob die ektopische Expression in einem Orga
nismus erfolgt, in dessen Wildtyp ein JuBel2-Gen bereits vor
handen ist oder nicht, kann die ektopische Expression insbe
sondere eines JuBel2-Transgens, sofern gewünscht oder erfor
derlich, gegebenenfalls auch ortsspezifisch, d. h. nur in spe
ziellen Geweben oder Zelltypen eines Organismus, und/oder ent
wicklungsspezifisch, d. h. beschränkt auf ein bestimmtes Ent
wicklungsstadium oder bestimmte Entwicklungsstadien, erfolgen.
Eine ortspezifische Expression von Transgenen nur in speziel
len Geweben oder Zelltypen von Organismen kann durch Einsatz
von mit dem Transgen verknüpften Transkriptionsregulationsele
menten entsprechender Gewebe- oder Zelltypspezifität erreicht
werden. Dem Fachmann sind beispielsweise für diverse Pflanzen
arten zahlreiche derartige Gewebe- oder Zelltypspezifität der
Expression vermittelnde Transkriptionsregulationselemente be
kannt. Gleiches gilt für Transkriptionsregulationselemente,
die eine Genexpression auf ein bestimmtes Entwicklungsstadium
oder bestimmte Entwicklungsstadien eines Organismus beschrän
ken.
Allgemein ist festzuhalten, daß zahlreiche Methoden und Mate
rialien, z. B. Vektoren, die für eine jegliche Form ektopischer
Expression des JuBel2-Gens eingesetzt werden können, ein
schließlich Manipulation und Klonierung von DNA-Sequenzen,
Transformation/Transfektion von Zielzellen, Regeneration von
Organismen, z. B. Pflanzen, mit ektopischer JuBel2-Genexpres
sion u. s. w., dem Fachmann auf diesem Gebiet geläufig sind und
der einschlägigen Fachliteratur entnommen werden können (siehe
z. B. Sambrook, J., Fritsch, E. F., Maniatis, T. (1989). Molecu
lar cloning: a laboratory manual (2. Auflage), Cold Spring
Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY, USA; und darin zi
tierte Referenzen).
Unter einem ersten Aspekt betrifft somit die Erfindung eine im
wesentlichen reine cDNA des Homöoboxgens JuBel2 aus Gerste mit
einer der in SEQ ID NO. 1 und 4 (Fig. 1, Fig. 6) angegebenen
Sequenz, die zugehörige, in SEQ ID NO. 3 (Fig. 3) angegebene
genomische Sequenz sowie Nukleinsäuremoleküle mit einer SEQ ID
NO. 1, 4 (Fig. 1, Fig. 6) oder 3 (Fig. 3) entsprechenden
Nukleinsäuresequenz oder einer dazu ähnlichen Sequenz, die
mindestens 75% Sequenzähnlichkeit, insbesondere mindestens
80%, speziell mindestens 85%, bevorzugt mindestens 90%, beson
ders bevorzugt mindestens 95% und am meisten bevorzugt minde
stens 98% Sequenzähnlichkeit auf Nukleinsäuresequenzebene zu
der in SEQ ID NO. 1, 4 (Fig. 1, Fig. 6) bzw. 3 (Fig. 3) an
gegebenen Sequenz aufweist. Des weiteren umfaßt sie Nuklein
säuremoleküle, einschließlich Gene, die das Genprodukt des Ju
Bel2-Gens aus Gerste mit einer der in SEQ ID NO. 2 und 5
(Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Aminosäuresequenz oder einer dazu
ähnlichen Sequenz, die mindestens 75% Sequenzähnlichkeit, ins
besondere mindestens 80%, speziell mindestens 85%, bevorzugt
mindestens 90%, besonders bevorzugt mindestens 95% und am mei
sten bevorzugt mindestens 98% Sequenzähnlichkeit auf Aminosäu
resequenzebene zu der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig.
6) angegebenen Sequenz aufweist, kodieren. Von dieser Defini
tion werden insbesondere auch allelische Varianten der in vivo
auffindbaren, in SEQ ID NO. 1 und 4 (Fig. 1, Fig. 6) angege
benen Nukleinsäuresequenzen sowie des zugehörigen Gens (siehe
SEQ ID NO. 3, Fig. 3) umfaßt.
Spezielle bevorzugte Aspekte der erfindungsgemäßen Nukleinsäu
remoleküle mit Sequenzähnlichkeit zu den in SEQ ID NO. 1, 4
(Fig. 1, Fig. 6) bzw. 3 (Fig. 3) angegebenen Sequenzen sind
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das eine DNA-Bindungsfähig keit entsprechend den Expressionsprodukten der oben erläu terten cDNA- bzw. Nukleinsäureausgangsmoleküle aufweist;
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das eine Fähigkeit zur Inter aktion mit anderen Proteinen, z. B. verschiedenen KNOX- Proteinen, entsprechend den Expressionsprodukten der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäureausgangsmoleküle auf weist;
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das bei ektopischer Expressi on beispielsweise in Pflanzen eine definierte Phänotypbe einflussung entsprechend den Expressionsprodukten der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäureausgangsmoleküle be wirkt;
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, deren Expres sionsprodukte von Antikörpern, die gegen die Expressions produkte der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäureaus gangsmoleküle erzeugt worden sind, ebenfalls spezifisch erkannt und gebunden werden;
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, welche bei einer Verwendung als PCR-Primer unter Standardbedingungen eine spezifische Amplifizierung von JuBel2-ähnlicher DNA (d. h. DNA, deren Expressionsprodukt funktionell homolog zu dem Expressionsprodukt des JuBel2-Gens ist) oder von Ab schnitten einer solchen aus einer cDNA-Bibliothek und/oder genomischen Bibliothek von DNA eines andersartigen Orga nismus als Gerste ermöglichen; hinsichtlich der erwähnten PCR-Standardbedingungen wird auf die Ausführungen im expe rimentellen Teil verwiesen; beispielsweise können als Re ferenzbedingungen Bedingungen herangezogen werden, unter denen eine spezifische PCR-Amplifizierung der JuBel2-DNA oder eines Abschnitts von dieser aus einer cDNA-Bibliothek und/oder genomischen Bibliothek von Gersten-DNA mittels der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäureausgangsmole küle erzielt werden kann;
- - Nukleinsäuremoleküle mit Sequenzähnlichkeit, deren Nu kleinsäuresequenz als Vorlage für Oligonukleotide mit dazu komplementärer Sequenz dienen kann, die als Hybridisie rungssonden und/oder Sequenzierungsprimer dienen können, um mit JuBel2-ähnlicher DNA (d. h. DNA, deren Expressions produkt funktionell homolog zu dem Expressionsprodukt des JuBel2-Gens ist) oder der zugehörigen RNA oder Abschnitten davon, insbesondere unter stringenten Bedingungen, bei spielsweise auf Northern- oder Southern-Blots, bzw. unter Sequenzierungsbedingungen spezifisch zu hybridisieren.
Beispielsweise für eine Verwendung als Sonden können die Nu
kleinsäuremoleküle der Erfindung auch radioaktive Atome, wie
beispielsweise 32P, enthalten, die einen Nachweis von Hybridi
sierungskomplexen mittels Autoradiographie ermöglichen.
Die Sequenzidentitäten und Sequenzähnlichkeiten von Nuklein
säure- und Aminosäuresequenzen, auf die in der vorliegenden
Anmeldung verwiesen wird, verstehen sich bezogen auf eine Aus
wertung mittels des "BLAST"-Programms ("Basic Local Alignment
Search Tool"; http: / / www.ncbi.nlm.nih.gov / BLAST; siehe auch
J. Mol. Biol. 1990, 215(3): 403-410; "Basic local alignment
search tool", Altschul, S. F., Gish, W., Miller, W., Myers,
E. W., Lipman, D. J., National Center of Biotechnology Informa
tion, National Library of Medicine, National Institutes of
Health, Bethesda, MD 20894, USA; Altschul, S. F., Madden, T. L.,
Schffer, A. A., Zhang, J., Zhang, Z., Miller, W. & Lipman, D. J.
(1997) "Gapped BLAST and PSI-BLAST: a new generation of prote
in database search programs." Nucleic Acids Res. 25: 3389-3402)
unter Zugrundelegung der Standardparameter.
Der Begriff "im wesentlichen rein" bedeutet in Zusammenhang
mit der Erfindung isoliert aus dem genetischen Kontext, in dem
sich ein Nukleinsäuremolekül in seiner biologischen Umgebung
normalerweise befindet. Ein im wesentlichen reines Nukleinsäu
re-Präparat wird in der Regel allenfalls einen geringen Bruch
teil der Nukleinsäuremoleküle, die zusätzlich zu dem Nuklein
säuremolekül in einem Organismus, aus dem das Nukleinsäuremo
lekül gewonnen wird, vorhanden sind, enthalten. Gleiches wird
in der Regel für Proteine und andere Bestandteile des Aus
gangsorganismus gelten. Präparationen von erfindungsgemäßen im
wesentlichen reinen Nukleinsäuremolekülen können jedoch ohne
weiteres weitere Bestandteile, wie Salze, Mediumsubstanzen
oder auch geringere Mengen von Bestandteilen der Produzenten
zellen, wie z. B. diverse Proteine, enthalten.
In Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung umfaßt der Be
griff "Nukleinsäuremolekül" sowohl aus Desoxyribonukleotiden
wie Ribonukleotiden aufgebaute Moleküle, d. h. z. B. sowohl DNA-
als auch RNA-Moleküle, sowie Nukleinsäuremoleküle, die aus
synthetischen, d. h. in vivo nicht vorkommenden Nukleotidanalo
ga, wie beispielsweise Peptid-Nukleinsäuren (PNAs), gebildet
werden. Entscheidend ist im vorliegenden Zusammenhang nur, daß
die als Nukleinsäuren bezeichneten Moleküle in vivo und/oder
in experimentellen Systemen aufgrund gleicher "Funktionsfähig
keit" austauschbar mit den in vivo vorkommenden Nukleinsäuren
eingesetzt werden können.
Der Begriff "Nukleinsäuremolekül", der sich auch auf die spä
ter erläuterten Fragmente von erfindungsgemäßen Nukleinsäure
molekülen bezieht, umfaßt dabei auch Molekülspezies, die mit
Nicht-Nukleotid-Molekülen derivatisiert worden sind, z. B. mit
Markierungsmolekülen, wie Biotin, oder fluoreszierenden oder
phosphoreszierenden Substanzen, wie Digoxigenin-Molekülen, die
einen einfachen Nachweis der so derivatisierten Nukleinsäure
moleküle erlauben. Eine solche Derivatisierung/Markierung ist
speziell bei einer Verwendung von erfindungsgemäßen Nuklein
säuremolekülen als Hybridisierungssonden vorteilhaft.
Der Begriff "Nukleinsäuremolekül", der sich auch auf die spä
ter erläuterten Fragmente von erfindungsgemäßen Nukleinsäure
molekülen bezieht, umfaßt des weiteren auch "modifizierte Nu
kleinsäuremoleküle", die Modifizierungen aufweisen, wie sie im
Folgenden in Zusammenhang mit "modifizierten Oligonukleotiden"
in Verbindung mit erfindungsgemäßen sense- und antisense-
Nukleinsäuremolekülen detaillierter erläutert werden.
Des weiteren umfaßt die Erfindung Fragmente der oben erläuter
ten cDNA- und Nukleinsäuremoleküle. Erfindungsgemäße Fragmente
umfassen typischerweise mindestens 8 Nukleotide, vorzugsweise
mindestens 15 Nukleotide und mehr bevorzugt mehr als 25 Nu
kleotide bis zu mehreren hundert und mehr Nukleotiden.
Spezielle bevorzugte Aspekte der erfindungsgemäßen Fragmente
sind
- - Fragmente, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das ei ne DNA-Bindungsfähigkeit entsprechend den Expressionspro dukten der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäuremolekü le aufweist;
- - Fragmente, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das ei ne Fähigkeit zur Interaktion mit anderen Proteinen, z. B. verschiedenen KNOX-Proteinen, entsprechend den Expressi onsprodukten der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäure moleküle aufweist; hinsichtlich einer Interaktion, hier Assoziierung, mit verschiedenen KNOX-Proteinen können ins besondere Fragmente erwähnt werden, die Expressionsproduk te kodieren, die die Aminosäuren 122 bis 341 des JuBel2- Proteins (SEQ ID NOS. 2 & 5, Fig. 2, Fig. 6) umfassen bzw. daraus bestehen; der Aminosäuresequenzabschnitt des JuBel2-Proteins mit den Aminosäuren 122 bis 341 umfaßt die mutmaßliche "coiled coil"-Domäne, so daß des weiteren hier jegliche Fragmente erwähnt werden sollen, deren Expressi onsprodukte zumindest diese mutmaßliche "coiled coil"- Domäne umfassen bzw. daraus bestehen;
- - Fragmente, welche ein Expressionsprodukt kodieren, das bei ektopischer Expression beispielsweise in Pflanzen eine de finierte Phänotypbeeinflussung entsprechend den Expressi onsprodukten der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäure moleküle bewirkt;
- - Fragmente, deren Expressionsprodukte von Antikörpern, die gegen die Expressionsprodukte der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäuremoleküle erzeugt worden sind, ebenfalls spezifisch erkannt und gebunden werden;
- - Fragmente, welche bei einer Verwendung als PCR-Primer un ter Standardbedingungen eine spezifische Amplifizierung der JuBel2-DNA oder eines Abschnitts von dieser aus einer cDNA-Bibliothek und/oder genomischen Bibliothek von Ger sten-DNA ermöglichen; hinsichtlich der erwähnten PCR- Standardbedingungen wird auf die Ausführungen im experi mentellen Teil verwiesen; beispielsweise können als Refe renzbedingungen Bedingungen herangezogen werden, unter de nen eine spezifische PCR-Amplifizierung der JuBel2-DNA oder eines Abschnitts von dieser aus einer cDNA-Bibliothek und/oder genomischen Bibliothek von Gersten-DNA mittels der oben erläuterten cDNA- bzw. Nukleinsäureausgangsmole küle erzielt werden kann;
- - Fragmente, deren Nukleinsäuresequenz als Vorlage für Oli gonukleotide mit dazu komplementärer Sequenz dienen kann, die als Hybridisierungssonden und/oder Sequenzierungspri mer dienen können, um mit JuBel2-DNA oder -RNA oder Ab schnitten von dieser, insbesondere unter stringenten Be dingungen, beispielsweise auf Northern- oder Southern- Blots, bzw. unter Sequenzierungsbedingungen spezifisch zu hybridisieren.
Insbesondere für eine Verwendung als Sonden können die Frag
mente der Erfindung auch radioaktive Atome, wie beispielsweise
32p, enthalten, die einen Nachweis von Hybridisierungskomplexen
mittels Autoradiographie ermöglichen.
Im Falle der beiden erstgenannten bevorzugten Fragmenttypen,
deren Expressionsprodukte eine biologische Aktivität, die der
biologischen Aktivität der Expressionsprodukte der Ausgangs
cDNA- und -Nukleinsäure-Moleküle entspricht, d. h. "funktionel
le Homologie" zu den Expressionsprodukten der Ausgangs-cDNA-
und -Nukleinsäure-Moleküle, aufweisen, ist anzumerken, daß die
biologische Aktivität eines solchen Fragments sich trotz qua
litativer Gleichartigkeit, d. h. z. B. gleicher DNA-Bindungs
spezifität des jeweiligen Expressionsprodukts, gleicher Fähig
keit des jeweiligen Expressionsprodukts zur Interaktion mit
anderen Proteinen, z. B. verschiedenen KNOX-Proteinen, gleich
artiger Phänotypmodifizierung bei ektopischer Expression z. B.
in Pflanzen, quantitativ durchaus von der biologischen Aktivi
tät des Ausgangsnukleinsäuremoleküls unterscheiden kann. So
kann bei gleicher Sequenzspezifität der DNA-Bindung die DNA-
Bindungsaffinität beispielsweise höher oder niedriger sein als
jene der Ausgangsnukleinsäure bzw. von dessen Expressionspro
dukt, bei gleicher Interaktionsfähigkeit mit einem bestimmten
Protein die Affinität zu diesem Protein höher oder niedriger
sein als jene der Ausgangsnukleinsäure bzw. von dessen Expres
sionsprodukt oder eine Phänotypmodifizierung, die beispiels
weise wie im Falle des JuBel2-Gens zu verstärkter Verzweigung
einer Pflanze bei ektopischer Expression dieses Gens führt,
kann im Falle einer ektopischen Expression eines Fragments
dieses Gens stärker oder schwächer ausgeprägt sein, d. h. es
kann eine noch stärkere Verzweigung oder eine etwas weniger
verstärkte Verzweigung im Vergleich zu einer Pflanze mit ekto
pischer Expression der JuBel2-Ausgangsnukleinsäure zu beobach
ten sein.
Gleiches gilt für jegliche Nukleinsäuremoleküle (z. B. bestimm
te bevorzugte, oben erwähnte Aspekte der Nukleinsäuren mit Se
quenzähnlichkeit), die bzw. deren Expressionsprodukt in Zusam
menhang mit der Erfindung als ähnlich oder funktionell homolog
zu dem JuBel2-Gen, der JuBel2-cDNA bzw. deren Expressionspro
dukt beschrieben wird.
Die Erfindung umfaßt des weiteren im wesentlichen reine Nu
kleinsäuremoleküle, insbesondere Konstrukte, die die Nuklein
säuresequenz der oben erläuterten cDNA-Sequenzen, Nukleinsäü
remoleküle oder Fragmente davon zusätzlich zu anderen Nuklein
säuresequenzabschnitten umfassen. Derartige Nukleinsäuremole
küle können beispielsweise die in SEQ ID NO. 1 oder 4 (Fig.
1, Fig. 6) angegebene cDNA-Sequenz oder die entsprechende in
SEQ ID NO. 3 (Fig. 3) angegebene genomische Sequenz im kor
rekten Leserahmen fusioniert an eine ein andersartiges Protein
kodierende Nukleinsäuresequenz enthalten, so daß bei einer Ex
pression dieses Nukleinsäuremoleküls ein Fusionsprotein des
Genprodukts mit der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6)
angegebenen Aminosäuresequenz mit dem andersartigen Protein
produziert wird. Alternativ kann in einem solchen Nukleinsäu
remolekül beispielsweise die in SEQ ID NO. 1 oder 4 (Fig. 1,
Fig. 6) angegebene cDNA-Sequenz oder die zugehörige, in SEQ
ID NO. 3 (Fig. 3) angegebene genomische Sequenz verknüpft mit
passenden Transkriptionsregulationselementen enthalten sein.
Im Falle von Fragmenten können beispielsweise PCR-Primer er
wähnt werden, die das erfindungsgemäße Fragment an einem Ende
verlängert durch eine kurze Nukleotidsequenz, die eine oder
mehrere zusätzliche Schnittstelle(n)/Erkennungssequenz(en) für
ausgewählte Restriktionsendonukleasen bereitstellt, enthalten.
In Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung versteht sich
der Begriff "Konstrukt" allgemein als ein jegliches syntheti
sches Nukleinsäuremolekül, in dem die cDNA, eines der Nuklein
säuremoleküle oder ein Fragment, wie sie oben erläutert wur
den, mit einer Nukleinsäuresequenzumgebung oder genetischen
Umgebung, in der sie normalerweise nicht vorkommen, verknüpft
sind bzw. sich innerhalb einer solchen Nukleinsäuresequenzum
gebung oder genetischen Umgebung befinden. Spezielle, aber
keineswegs beschränkende Beispiele für derartige Konstrukte
sind Vektoren, Plasmide, Cosmide, Bacmide, Phagemide, YACs
("yeast artificial chromosomes"), BACs ("bacterial artificial
chromosomes"), Virus- oder Phagengenome, die eine cDNA, eines
der Nukleinsäuremoleküle oder ein Fragment, wie sie oben er
läutert wurden, oder die oben erwähnten Fusionen mit andersar
tige Proteine kodierenden Nukleinsäuresequenzen enthalten.
Die Erfindung erstreckt sich auch auf Nukleinsäuremoleküle,
die eine zu den Nukleinsäuresequenzen aller im Zuge dieser An
meldung erwähnten cDNA-Sequenzen, Nukleinsäuremoleküle oder
Fragmente komplementäre Sequenz aufweisen. Somit umfaßt die
Erfindung unter einem speziellen Aspekt auch alle Nukleinsäu
remoleküle, die mit einem der cDNA-Moleküle, Nukleinsäuremole
küle oder Fragmente der Erfindung aufgrund ihrer komplementä
ren Nukleinsäuresequenz hybridisieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Erfindung sind Nukleinsäure
moleküle, die eine von der Nukleinsäuresequenz von einem der
vorstehend erläuterten cDNA-Moleküle, Nukleinsäuremoleküle
oder Fragmente durch Nukleinsäuresubstitution, -addition, -in
sertion, -deletion und/oder -modifizierung abgeleitete Sequenz
aufweisen. Speziell bevorzugte abgeleitete Nukleinsäuremolekü
le sind solche, die unter stringenten Bedingungen mit den er
wähnten Ausgangsnukleinsäuremolekülen hybridisieren. Vorzugs
weise erfolgt eine solche Hybridisierung unter niedrig strin
genten Bedingungen, in einer weiteren Ausführungsform auch bei
hochstringenten Bedingungen. Im Rahmen dieser Beschreibung
wird unter niedrig stringenten Bedingungen eine Hybridisierung
in 3 × SSC bei Raumtemperatur bis 65°C und unter hochstringen
ten Bedingungen eine Hybridisierung in 0,1 × SSC bei 68°C ver
standen. SSC steht als Abkürzung für einen 0,15 M Natriumchlo
rid, 0,015 M Trinatriumcitrat-Puffer.
Die Erfindung erstreckt sich des weiteren auch auf sense- und
antisense-Nukleinsäuremoleküle mit einer sense- bzw. antisen
se-Nukleinsäuresequenz bezüglich der Nukleinsäuresequenz der
cDNA, eines der Nukleinsäuremoleküle oder eines Fragments, die
vorstehend erläutert worden sind. Derartige Moleküle sind Oli
gonukleotide, die an ein JuBel2-Nukleinsäuremolekül binden, um
dessen Transkription und/oder Translation durch einen Mecha
nismus, der als "homology-dependent gene silencing" bezeichnet
wird, zu verringern oder gar vollständig zu unterbinden. Mit
tels derartiger Moleküle kann die Expression eines JuBel2-Gens
in einem Zielorganismus selektiv verringert oder unterbunden
werden. Für den Fachmann ist ersichtlich, daß die genaue Länge
und das Ausmaß an Komplementarität des sense- oder antisense-
Oligonukleotids von der speziell ausgewählten Zielsequenz in
nerhalb der Nukleinsäuresequenzen der erfindungsgemäßen cDNA,
Nukleinsäuremoleküle bzw. Fragmente abhängen wird. Allgemein
wird das sense- oder antisense-Oligonukleotid so gestaltet
sein, daß dieses die Zielsequenz in einer Zielzelle unter phy
siologischen Bedingungen selektiv bindet, d. h. unter physiolo
gischen Bedingungen in höherem Ausmaß mit der Zielsequenz als
mit jeder anderen Sequenz in der Zielzelle hybridisiert. Im
allgemeinen umfassen sense- bzw. antisense-Oligonukleotide
mindestens 7, vorzugsweise mindestens 15 und am meisten bevor
zugt 20 bis 30 oder sogar mehr aufeinanderfolgende Basen, die
zu der Zielsequenz komplementär sind. Im Falle von antisense-
Oligonukleotiden werden bevorzugte Spezies N-terminalen oder
stromaufwärts liegenden 5'-Bereichen, wie Translationsinitia
tions-, Transkriptionsinitiations- oder Promotorbereichen bzw.
-stellen, des Zielgens entsprechen. Zusätzlich können diese
z. B. auch gegen 3'-untranslatierte Bereiche oder mRNA-Spleiß
stellen für den Fall, daß ein alternatives Spleißen der mRNA
auftritt, gerichtet sein. Allgemein werden antisense-Oligonu
kleotide auf Stellen gerichtet sein, die mutmaßlich keine
mRNA-Sekundärstruktur aufweisen und an die mit hoher Wahr
scheinlichkeit keine Proteine binden.
Insbesondere im Bereich von sense- und antisense-Oligonukleo
tiden werden zu deren Synthese neben natürlicherweise vorkom
menden Desoxyribonukleotiden und Ribonukleotiden und einer
jeglichen Kombination von diesen auch bevorzugt sogenannte
"modifizierte" Oligonukleotide, die in der Natur so nicht vor
kommen, verwendet. Diese Oligonukleotide können auf verschie
dene Weise so modifiziert werden, daß eine Hybridisierung mit
der Zielsequenz nicht verhindert wird, aber z. B. deren Stabi
lität und/oder deren Bindungsaffinität zu der Zielsequenz er
höht wird.
"Modifizierte Oligonukleotide" können Oligonukleotide sein, in
denen (1) mindestens zwei Nukleotide mittels einer syntheti
schen Internukleosidverknüpfung anstelle einer Phosphodiester
verknüpfung zwischen dem 5'-Ende eines Nukleotids und dem 3'-
Ende eines anderen Nukleotids miteinander verbunden sind. Bei
spiele für synthetische Internukleosidverknüpfungen sind Phos
phorothioate, Alkylphosphonate, Phosphorodithioate, Phosphat -
ester, Alkylphosphonothioate, Phosphoramidate, Carbamate,
Phosphattriester, Acetamidate, Peptide und Carboxymethylester.
Weitere "modifizierte Oligonukleotide" können Oligonukleotide
sein, an die (2) eine chemische Gruppe, die normalerweise
nicht mit Nukleinsäuren assoziiert ist, kovalent angefügt wor
den ist. Dies kann eine kovalente Modifizierung einer Base
und/oder eines Zuckers umfassen. Beispielsweise umfassen der
artige modifizierte Oligonukleotide solche, die Rückgrat
zuckereinheiten aufweisen, an die in 3'-Position kovalent or
ganische Gruppen mit niedriger relativer Molekülmasse außer
oder anstelle einer Hydroxylgruppe gebunden sind und/oder an
die in 5'-Position eine andere Gruppe als eine Phosphatgruppe
gebunden ist. Solche modifizierten Oligonukleotide können bei
spielsweise eine 2'-O-alkylierte Ribosegruppe umfassen oder
auch andersartige Zucker als Ribose, wie Arabinose. Modifi
zierte Oligonukleotide können auch Basenanaloga, wie C-5-
Propin-modifizierte Basen (Wagner et al., Nature Biotechnology
14: 840-844, 1996), umfassen.
Neben Nukleinsäuremolekülen bezieht sich die Erfindung auch
auf die Proteine und Polypeptide, die von einer erfindungsge
mäßen cDNA, einem der erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle
oder einem erfindungsgemäßen Fragment, wie sie oben erläutert
worden sind, kodiert werden. Wie bereits erwähnt, können aus
den Nukleinsäuresequenzen der zwei unterschiedlichen JuBel2-
cDNAs (SEQ. ID NOS. 1 und 4, Fig. 1 und 6), die ausgehend
von den Gerstenvarietäten K-Atlas und CalC15 isoliert wurden,
zwei Expressionsprodukte mit geringfügig unterschiedlichen
Aminosäuresequenzen (SEQ ID NOS. 2 und 5, Fig. 2) abgeleitet
werden. Die abgeleitete Proteinsequenz aus der Varietät CalC15
enthält insgesamt 3 zusätzliche Aminosäuren gegenüber der ab
geleiteten Proteinsequenz aus der K-Atlas-Varietät, und zwar
in den Aminosäuresequenzpositionen 323 sowie 521 und 522; dar
über hinaus weicht die abgeleitete Proteinsequenz aus der Va
rietät CalC15 von der Proteinsequenz aus der K-Atlas-Varietät
in Aminosäuresequenzposition 65 (Thr anstelle von Ala) ab. Im
Rahmen der Erfindung muß dementsprechend auch ein gewisses
Ausmaß an Sequenzvariabilität auf Aminosäuresequenzebene Be
rücksichtigung finden.
Unter einem speziellen Aspekt betrifft die Erfindung dement
sprechend ein Protein oder Polypeptid mit einer der in SEQ ID
NOS. 2 und 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Aminosäuresequen
zen oder einer Aminosäuresequenz mit mindestens 75% Sequenz
ähnlichkeit, insbesondere mindestens 80%, speziell mindestens
85%, bevorzugt mindestens 90%, besonders bevorzugt mindestens
95% und am meisten bevorzugt mindestens 98% Sequenzähnlichkeit
zu der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen
Aminosäuresequenz.
Ein spezieller Aspekt der Erfindung sind Proteine und Polypep
tide mit den angegebenen Sequenzähnlichkeiten, die funktionel
le Homologie zu den jeweiligen Ausgangsproteinen oder -poly
peptiden mit den in SEQ ID NO. 2 und 5 (Fig. 2, Fig. 6) an
gegebenen Aminosäuresequenzen aufweisen. Dementsprechend sind
Gegenstand der Erfindung gleichfalls Proteine und Polypeptide
mit Sequenzähnlichkeit,
- - die eine zumindest qualitativ/hinsichtlich der Sequenzspe zifität der Ausgangsproteine oder -polypeptide entspre chende DNA-Bindungsfähigkeit aufweisen;
- - die eine zumindest qualitativ/d. h. hinsichtlich des jewei ligen spezifischen Interaktionspartners den Ausgangspro teinen oder -polypeptiden entsprechende Fähigkeit zur In teraktion mit anderen Proteinen, z. B. bestimmten KNOX- Proteinen, auf weisen;
- - die bei ektopischer Expression beispielsweise in Pflanzen eine definierte Phänotypbeeinflussung entsprechend derje nigen, die bei ektopischer Expression eines der Ausgangs proteine oder -polypeptide beobachtet wird, bewirken. Da bei sollte die Phänotypbeeinflussung zumindest qualitativ derjenigen, die aufgrund der Expression eines der Aus gangsproteine bzw. -polypeptide beobachtet wird, entspre chen; dies bedeutet, daß im Falle einer Phänotypmodifizie rung, die beispielsweise im Falle der ektopischen Expres sion des JuBel2-Genexpressionsprodukts in Pflanzen sich in Form einer verstärkten Verzweigung einer Pflanze manife stiert, bei einer ektopischen Expression eines Fragments dieses Genexpressionsprodukts diese Phänotypmodifizierung stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann, d. h. es kann eine noch stärkere Verzweigung oder eine etwas weniger verstärkte Verzweigung im Vergleich zu einer Pflanze mit ektopischer Expression der JuBel2-Ausgangsproteins zu be obachten sein;
- - die zur Erzeugung von monoklonalen oder polyklonalen Anti körpern, die auch ein Ausgangsprotein oder -polypeptid mit einer der in SEQ ID NO. 2 und 5 (Fig. 2, Fig. 6) angege benen Aminosäuresequenzen spezifisch erkennen und binden, geeignet sind und/oder
- - die von Antikörpern, die gegen das Ausgangsprotein bzw. -polypeptid mit einer der in SEQ ID NO. 2 und 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Aminosäuresequenzen erzeugt worden sind, ebenfalls spezifisch erkannt und gebunden werden.
Im vorliegenden Zusammenhang bezeichnet der Begriff "Polypep
tid" Moleküle, die typischerweise mindestens 18 Aminosäuren,
insbesondere mindestens 25 Aminosäuren und besonders bevorzugt
mehr als 40 Aminosäuren umfassen. Ein Polypeptid kann auch
weit mehr als 100 oder 150 Aminosäuren umfassen.
Gegenstand der Erfindung sind gleichfalls Fragmente der erfin
dungsgemäßen Proteine oder Polypeptide. Besonders bevorzugte
Fragmente der erfindungsgemäßen Proteine und Polypeptide sind
solche,
- - die eine zumindest qualitativ/hinsichtlich der Sequenzspe zifität den Ausgangsproteinen oder -polypeptiden entspre chende DNA-Bindungsfähigkeit aufweisen;
- - die eine zumindest qualitativ/d. h. hinsichtlich des jewei ligen spezifischen Interaktionspartners den Ausgangspro teinen oder -polypeptiden entsprechende Fähigkeit zur In teraktion mit anderen Proteinen, z. B. bestimmten KNOX-Pro teinen, aufweisen; hinsichtlich einer Interaktion, hier Assoziierung, mit verschiedenen KNOX-Proteinen können ins besondere Fragmente erwähnt werden, die die Aminosäuren 122 bis 341 des JuBel2-Proteins (SEQ ID NOS. 2 & 5, Fig. 2, Fig. 6) umfassen bzw. daraus bestehen; der Aminosäure sequenzabschnitt des JuBel2-Proteins mit den Aminosäuren 122 bis 341 umfaßt die mutmaßliche "coiled coil"-Domäne, so daß des weiteren hier jegliche Fragmente erwähnt werden sollen, die zumindest diese mutmaßliche "coiled coil"- Domäne umfassen bzw. daraus bestehen;
- - die bei ektopischer Expression beispielsweise in Pflanzen eine definierte Phänotypbeeinflussung entsprechend derje nigen, die bei ektopischer Expression eines der Ausgangs proteine oder -polypeptide beobachtet wird, bewirken. Da bei sollte die Phänotypbeeinflussung zumindest qualitativ derjenigen, die aufgrund der Expression der Ausgangspro teine bzw. -polypeptide beobachtet wird, entsprechen; dies bedeutet, daß im Falle einer Phänotypmodifizierung, die beispielsweise im Falle der ektopischen Expression des Ju Bel2-Genexpressionsprodukts in Pflanzen sich in Form einer verstärkten Verzweigung einer Pflanze manifestiert, bei einer ektopischen Expression eines Fragments dieses Genex pressionsprodukts diese Phänotypmodifizierung stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann, d. h. es kann eine noch stärkere Verzweigung oder eine etwas weniger verstärkte Verzweigung im Vergleich zu einer Pflanze mit ektopischer Expression der JuBel2-Ausgangsproteins zu beobachten sein;
- - die zur Erzeugung von monoklonalen oder polyklonalen Anti körpern, die das Protein oder Polypeptid mit einer der in SEQ ID NO. 2 und 5 (Fig. 2, Fig. 6) angegebenen Amino säuresequenz oder einer Aminosäuresequenz mit mindestens 75% Sequenzähnlichkeit zu der in SEQ ID NO. 2 bzw. 5 (Fig. 2, Fig. 61 angegebenen Aminosäuresequenz spezifisch erkennen und binden, geeignet sind und/oder
- - die von Antikörpern, die gegen eines der Ausgangsproteine bzw. -polypeptide erzeugt worden sind, spezifisch erkannt und gebunden werden.
Die erfindungsgemäßen Fragmente umfassen neben Polypeptiden
auch Peptide, die definitionsgemäß mindestens 8 Aminosäuren,
bevorzugt mindestens 12 Aminosäuren umfassen sollen.
Außerdem umfaßt die Erfindung Proteine oder Polypeptide, ins
besondere Fusionsproteine, die eines der erfindungsgemäßen
Proteine, Polypeptide oder Fragmente davon neben weiteren Ami
nosäuresequenzabschnitten umfassen.
Weitere Aminosäuresequenzabschnitte, die neben den erfindungs
gemäßen Proteinen, Polypeptiden oder Fragmenten in derartigen
Proteinen oder Polypeptiden enthalten sein können, können bei
spielsweise der Isolierung solcher Proteine aus proteinhalti
gen Zusammensetzungen, z. B. nach einer Expression in einem ge
wünschten Organismus, dienen. Beispiele hierfür ist eine C
terminale Sequenzverlängerung, die den Affinitätsmarker
AWRHPQFGG ("Strep-tag"; Schmidt und Skerra, Prot. Engineering
6: 109-122 (1993)) umfaßt, über welchen die genannten Protein
moleküle spezifisch an eine Streptavidin-derivatisierte Matrix
binden und so isoliert werden können. Sieht man zusätzlich ei
ne Erkennungsstelle für eine Protease, z. B. einen Aminosäure
sequenzabschnitt mit der Sequenz IEGR, zwischen der Affini
tätsmarkersequenz und den übrigen Aminosäuresequenzabschnitten
vor, können mittels der die Aminosäuresequenz IEGR spezifisch
erkennenden Protease Faktor Xa die übrigen Aminosäuresequenz
abschnitte von der Affinitätsmatrix freigesetzt werden. Alter
nativ kann das vollständige Proteinmolekül auch mittels Biotin
oder Biotinderivaten von der Affinitätsmatrix abgelöst werden.
Ein weiteres Beispiel für einen weiteren Aminosäuresequenzab
schnitt, der für die Isolierung bzw. Reinigung des Zielpro
teins eingesetzt werden kann, stellt ein Aminosäuresequenzab
schnitt mit einer Abfolge von mehreren, z. B. 10, N-terminal
angefügten Histidin-Resten ("His-tag") dar. Eine Isolierung
bzw. Reinigung des Zielproteins kann aufgrund der N-terminalen
Histidinreste leicht durch Metall-Chelat-Affinitätschromato
graphie (z. B. Ni-Sepharose) erfolgen.
Weitere Aminosäuresequenzabschnitte, die neben den erfindungs
gemäßen Proteinen, Polypeptiden oder Fragmenten in derartigen
Proteinen oder Polypeptiden enthalten sein können, können aber
auch beispielsweise dem vereinfachten Nachweis dieser Proteine
dienen. In diesem Falle stellen die weiteren Aminosäurese
quenzabschnitte häufig ein weiteres Protein dar, das mit dem
erfindungsgemäßen Protein, Polypeptid oder Fragment in Form
eines Fusionsproteins vorliegt. Beispiele hierfür sind Protei
ne mit enzymatischer Aktivität, wie beispielsweise das β-
Glucuronidase-Reporterprotein, fluoreszierende oder phospho
reszierende Proteine, wie GFP ("green fluorescent protein"),
oder auch Proteine, die durch leicht verfügbare Antikörper
spezifisch erkannt und gebunden werden.
Die erfindungsgemäßen Proteine, Polypeptide und Fragmente kön
nen des weiteren Nicht-Aminosäure-Bestandteile aufweisen, z. B.
mit Nicht-Aminosäure-Molekülen derivatisiert sein. Derartige
Moleküle können beispielsweise Zuckerreste sein, die z. B. in
Form einer gegebenenfalls in vivo auftretenden Glykosylierung
an aus Gerste isolierten JuBel2-Genprodukten vorhanden sein
können.
Die Erfindung umfaßt des weiteren Antikörper, die ein Protein,
Polypeptid oder Fragment davon, wie oben erläutert, spezifisch
erkennen und binden. Die erfindungsgemäßen Antikörper können
monoklonal oder polyklonal sein. Verfahren zur.Erzeugung mono
klonaler wie polyklonaler Antikörper gegen ein gewünschtes
Protein oder Polypeptid unter Verwendung von erfindungsgemäßen
Proteinen, Polypeptiden oder Fragmenten zur Immunisierung ei
nes Wirtsorganismus sind dem Fachmann bekannt und benötigen
auch aufgrund überaus zahlreicher Fachpublikationen zu diesem
Thema keiner weiteren Erläuterung.
Erfindungsgemäße Antikörper können Komponenten aufweisen, die
ihrem Nachweis dienen, wie beispielsweise in Konjugation mit
alkalischer Phosphatase vorliegen.
Die erfindungsgemäßen cDNAs, Nukleinsäuremoleküle, Fragmente
davon, Proteine, Polypeptide, Protein- oder Polypeptidfragmen
te sowie Antikörper können auch in Form von Zusammensetzungen
vorliegen, in denen sie zusammen mit üblichen weiteren Be
standteilen, z. B. Puffersubstanzen, Salzen, physiologisch an
nehmbaren Trägersubstanzen, Stützproteinen, Proteaseinhibito
ren oder sonstigen Additiven, vorliegen.
Unter einem weiteren wichtigen Aspekt erstreckt sich die Er
findung auch auf die Verwendung einer erfindungsgemäßen cDNA,
eines der erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle, Fragmente
oder Konstrukte oder auch eines dazu funktionell analogen Nu
kleinsäuremoleküls zur Modifizierung des Phänotyps von Orga
nismen, insbesondere von Pflanzen.
Eine Phänotypmodifizierung, die speziell in Pflanzen bei ekto
pischer Expression des JuBel2-Gens erzielt werden kann, ist
eine vermehrte Sproßbildung, d. h. eine vermehrte Verzweigung.
Zusätzlich kann ein Verlust der apikalen Dominanz und damit
ein vermindertes Längenwachstum der Pflanze zu beobachten
sein.
Verfahren, um eine ektopische Expression des JuBel2-Gens in
Pflanzen, wie sie oben detaillierter erläutert wurde, zu be
wirken, beispielsweise eine Transformation oder Transfektion
einer Zielzelle mit einem ein JuBel2-Transgen in exprimierba
rer Form enthaltenden Konstrukt, sind dem Fachmann wohlbekannt
und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.
Die Erfindung erstreckt sich schließlich auch auf Organismen,
einschließlich transgenen Organismen, insbesondere Mikroorga
nismen, Pflanzen oder Tiere, oder Teile, insbesondere Zellen,
oder Vermehrungsmaterial solcher Organismen, die eine ektopi
sche Expression eines JuBel2-Gens oder eines dazu funktionell
analogen Nukleinsäuremoleküls aufweisen.
Diese Organismen umfassen alle Arten von Organismen, wie Mi
kroorganismen, z. B. Bakterien, Viren, Protozoen, Pilze und He
fen, Algen, Pflanzen oder Tiere, einschließlich Insekten, z. B.
Drosophila, Würmern, z. B. Nematoden, Fischen, Reptilien und
Säugetieren, ausschließlich des Menschen. Des weiteren werden
auch Teile, z. B. Zellen, und Vermehrungsmaterial, z. B. Samen,
von solchen Organismen mit umfaßt, wobei hier auch menschliche
Zellen und Gewebekulturen mit umfaßt sein sollen.
Im Falle von Pflanzen umfaßt der Begriff "Teile von Pflanzen"
hoch differenzierte Pflanzenteile, wie Pflanzenorgane, z. B.
Wurzeln, Blätter u. s. w., wie auch schlecht differenzierte
Pflanzenteile, wie Pflanzengewebe, Kallus, Pflanzenzellen oder
Pflanzenprotoplasten. Vermehrungsmaterial umfaßt im Falle von
Pflanzen beispielsweise Samen, Sämlinge u. s. w.
Pflanzen von Interesse in Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung können natürliche Pflanzen (Wildtyp- oder aus her
kömmlichen Pflanzenzüchtungsprozessen hervorgegangene Pflan
zen), hybride Pflanzen (die erhalten werden infolge einer Hy
bridisierung, d. h. einem genetischen Rekombinationsprozeß,
zwischen Genomen von Pflanzen, die von unterschiedlichen Popu
lationen abgeleitet sind, und die ohne Verlust irgendwelcher
Merkmale nicht stabil vermehrt werden können) oder transgene
Pflanzen (d. h. Pflanzen, die bereits mindestens ein Transgen
enthalten) sein.
In Zusammenhang mit der Erfindung interessierende Pflanzen
sind zahlreiche Pflanzen von landwirtschaftlichem, gartenbau
lichem, zierpflanzenbaulichem, waldbaulichem oder obstbauli
chem Interesse, monokotyledone wie auch dikotyledone Pflanzen.
Nicht-einschränkende Beispiele für derartige Pflanzen sind di
verse Zierpflanzen, Nutzpflanzen, wie Tabak, Sonnenblume,
Baumwolle, Futter- bzw. Weidegräser, Getreide (z. B. Gerste,
Weizen, Mais, Hafer, Roggen, . . .), Beerensträucher (z. B. Him
beeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren), sowie Bäu
me für die Cellulosegewinnung/Holzproduktion (z. B. Weide, Pap
pel) oder auch Zierbäume und -sträucher, die im Bereich der
Gestaltung von Gärten und Grünflächen eingesetzt werden.
Ein spezieller, besonders wichtiger Aspekt der Erfindung be
trifft erfindungsgemäße transgene Pflanzen, die einen aufgrund
der Transformation mittels einer cDNA, einem der Nukleinsäure
moleküle, einem Fragment oder Konstrukt nach der Erfindung
oder einem dazu funktionell analogen Nukleinsäuremolekül ver
änderten Phänotyp aufweisen, insbesondere eine vermehrte An
zahl von Sprossen oder vermehrte Verzweigung, ggf. in Kombina
tion mit einem Verlust von apikaler Dominanz und damit einem
verminderten Längenwachstum der Pflanze.
Verfahren zum Erzeugen der erfindungsgemäßen Organismen, ins
besondere Pflanzen, Teile von Organismen bzw. Vermehrungsmate
rial sind den Fachleuten auf diesem Gebiet wohlbekannt. Bei
spielsweise können erfindungsgemäße transgene Pflanzen mittels
einer Agrobacterium tumefaciens-vermittelten Transformation
von Pflanzenzellen mit einem JuBel2-Gen der Erfindung herge
stellt werden.
Schließlich betrifft die Erfindung auch Organismen, insbeson
dere Pflanzen, die genetisch modifiziert worden sind, so daß
ein im jeweiligen Wildtyp vorkommendes JuBel2-Gen, wie es oben
definiert wurde, beispielsweise durch gezielte "Knockout"-
Mutation oder sogenanntes "homology dependent gene silencing"
unter Verwendung von sense- oder antisense-Nukleotiden, zer
stört vorliegt und/oder keinerlei oder lediglich ein nicht
funktionsfähiges Expressionsprodukt des im jeweiligen Wildtyp
vorkommenden JuBel2-Gens exprimiert werden kann. Ein speziel
ler Aspekt sind dabei Organismen, die aufgrund dieser geneti
schen Modifizierung einen besonderen Phänotyp aufweisen.
Fig. 1 cDNA des JuBel2-Gens aus Gerste. In Fig. 1A ist die
JuBel2-cDNA-Sequenz aus der Gerstenvarietät K-Atlas, in Fig.
1B diejenige aus der Gerstenvarietät CalC15 gezeigt. Die cDNA-
Sequenz aus der Varietät CalC15 enthält insgesamt 10 zusätzli
che Nukleotide gegenüber der cDNA-Sequenz aus der K-Atlas-Va
rietät, und zwar innerhalb des kodierenden Bereichs 1 × 3 Ba
senpaare und 1 × 6 Basenpaare sowie im 3'-nicht-translatierten
Bereich ein Basenpaar; darüber hinaus gibt es eine Reihe von
Nukleotidaustauschen, die jedoch mit Ausnahme eines Basenaus
tauschs (Nukleotid-Position 203) stumm sind, d. h. keine Verän
derung der abgeleiteten Aminosäuresequenz bewirken.
Das längste offene Leseraster der cDNA-Sequenz aus der Varie
tät K-Atlas umfaßt die Nukleotide 11 bis 1834, dasjenige der
cDNA-Sequenz aus der Varietät CalC15 umfaßt die Nukleotide 11
bis 1843.
Fig. 2 Abgeleitete Proteinsequenz von JuBel2 aus Gerste. In
Fig. 2A ist die abgeleitete Proteinsequenz aus der Gerstenva
rietät K-Atlas, in Fig. 2B diejenige aus der Gerstenvarietät
CalC15 gezeigt. Die Proteinsequenz aus der Varietät CalC15
enthält insgesamt 3 zusätzliche Aminosäuren gegenüber der Pro
teinsequenz aus der K-Atlas-Varietät, und zwar in den Ami
nosäuresequenzpositionen 323 sowie 521 und 522; darüber hinaus
weicht die Proteinsequenz aus der Varietät CalC15 von der Pro
teinsequenz aus der K-Atlas-Varietät in Aminosäuresequenzposi
tion 65 (Thr anstelle von Ala) ab. Die mutmaßliche "coiled
coil"-Domäne befindet sich in dem Aminosäuresequenzabschnitt
mit den Aminosäuren 217 bis 264, das mutmaßliche Kernlokali
sierungssignal im Aminosäuresequenzabschnitt mit den Aminosäu
ren 233 bis 247 und die Homöodomäne im Aminosäuresequenzab
schnitt mit den Aminosäuren 344 bis 405 (Varietät K-Atlas)
bzw. 345 bis 406 (Varietät CalC15).
Fig. 3 Genomische Sequenz des JuBel2-Gens aus Gerste (Varie
tät CalC15).
Fig. 4 Schematische Darstellung des für die Konstruktion ei
nes im "Two-Hybrid"-System einsetzbaren Köders als Ausgangsgen
verwendeten Gens BKn3 sowie des schließlich eingesetzten Kö
derkonstrukts BKn3A2.
Kästen kennzeichnen die konservierten Domänen des Proteins.
b: basische Domäne; ELK: ELK-Domäne; GSE: GSE-Box; HD: Homöo
domäne; KNOX: KNOX-Domäne
Fig. 5 Schematische Darstellung der durch Two-Hybrid- bzw.
cDNA-Screening und 5'-RACE isolierten cDNA-Abschnitte von Ju
Bel2 im Vergleich zu BEL-1 aus Arabidopsis thaliana.
Kästen zeigen die vermutlich translatierten Bereiche der Tran
skripte von JuBel2 und BEL1, wobei die Homöobox und der für
die vermutliche "coiled coil"-Domäne kodierende Abschnitt ge
kennzeichnet wurden. Balken unter den cDNA-Abschnitten von Ju
Bel2 kennzeichnen die durch Two-Hybrid- bzw. cDNA-Screening
und 5'-RACE isolierten Bereiche der cDNA. Pfeile geben die Po
sitionen der für die 5'-RACE verwendeten Primer an. HB: Homöo
box.
Fig. 6 cDNA-Sequenz des JuBel2-Gens aus Gerste und davon ab
geleitete Aminosäuresequenz.
Dargestellt ist das mutmaßliche JuBel2-Transkript aus der Ger
stenvarietät K-Atlas, zusammengesetzt aus dem 5'-RACE-Klon 37
und dem cDNA-Klon. Das längste offene Leseraster ist unter der
cDNA-Sequenz angegeben und umfaßt die Nukleotide 11 bis 1834.
Die Homöodomäne wurde dunkelgrau gekennzeichnet und umfaßt die
Aminosäuren 344 bis 405 der gezeigten abgeleiteten Aminosäure
sequenz (kodiert von den Nukleotiden 1040 bis 1225). Die mut
maßliche "coiled coil"-Domäne ist hellgrau gekennzeichnet und
umfaßt die Aminosäuren 217 bis 264 der gezeigten abgeleiteten
Aminosäuresequenz (kodiert von den Nukleotiden 659 bis 802).
Das postulierte Kernlokalisierungssignal wurde mittels eines
Balkens unter der Aminosäuresequenz markiert und umfaßt die
die Aminosäuren 233 bis 247 der gezeigten abgeleiteten Ami
nosäuresequenz (kodiert von den Nukleotiden 707 bis 751).
Fig. 7 Genomische Struktur von JuBel2:
Transkribierte Sequenzen sind als Kästen dargestellt, wobei die vermutlichen "coiled coil"- bzw. Homöoboxdomänen hellgrau bzw. dunkelgrau unterlegt hervorgehoben sind. Die zur Subklo nierung verwendeten Restriktionsschnittstellen und ihre rela tiven Positionen auf den sequenzierten genomischen Abschnitten sind angegeben. Unter dem Gen sind die zur Sequenzierung her angezogenen Plasmidsubklone mit ihren flankierenden Restrikti onsschnittstellen abgebildet. (5) bezeichnet dabei die SalI- Schnittstelle des Lambda-Polylinkers und entspricht keiner ge nomischen Erkennungssequenz. Die für Southern-Hybridisierungen und Bank-Screen verwendeten Sonden sind als Balken über dem Gen dargestellt. Zahlen über diesen Balken bezeichnen die zur Erzeugung der Sonden verwendeten Primerpaare. E: EcoRI, S. SalI, X: Xbal.
Transkribierte Sequenzen sind als Kästen dargestellt, wobei die vermutlichen "coiled coil"- bzw. Homöoboxdomänen hellgrau bzw. dunkelgrau unterlegt hervorgehoben sind. Die zur Subklo nierung verwendeten Restriktionsschnittstellen und ihre rela tiven Positionen auf den sequenzierten genomischen Abschnitten sind angegeben. Unter dem Gen sind die zur Sequenzierung her angezogenen Plasmidsubklone mit ihren flankierenden Restrikti onsschnittstellen abgebildet. (5) bezeichnet dabei die SalI- Schnittstelle des Lambda-Polylinkers und entspricht keiner ge nomischen Erkennungssequenz. Die für Southern-Hybridisierungen und Bank-Screen verwendeten Sonden sind als Balken über dem Gen dargestellt. Zahlen über diesen Balken bezeichnen die zur Erzeugung der Sonden verwendeten Primerpaare. E: EcoRI, S. SalI, X: Xbal.
Fig. 8
Tabelle: Exon/Intron-Struktur der BEL1-homologen Gene aus Ara bidopsis im Vergleich zu JuBel2 aus Gerste
Tabelle: Exon/Intron-Struktur der BEL1-homologen Gene aus Ara bidopsis im Vergleich zu JuBel2 aus Gerste
Dargestellt sind die Exon-/Intron-Übergänge und -Größen von
Vertretern der BEL1-ähnlichen Homöoboxgene aus Arabidopsis und
des JuBel2-Gens aus Gerste. Die mit BEL1-hom1-8 bezeichneten
Sequenzen wurden der GenBank-Datenbank entnommen, wobei die
dort angenommenen Exon/Intron-Grenzen übernommen wurden. Die
Kennnummern der Sequenzen sind in Klammern angegeben. Exons
wurden durch graue Unterlegung hervorgehoben.
* Zahlen in Klammern geben die Längen der translatierten Be reiche der cDNAs vom AT6 bis zu Intron I bzw. von Intron III bis zum Stop-Kodon an.
** Die genomische Sequenz von BEL1 wurde noch nicht veröf fentlicht.
*** ATHI besitzt 2 Introns im 5'-nicht-translatierten Bereich der mRNA.
* Zahlen in Klammern geben die Längen der translatierten Be reiche der cDNAs vom AT6 bis zu Intron I bzw. von Intron III bis zum Stop-Kodon an.
** Die genomische Sequenz von BEL1 wurde noch nicht veröf fentlicht.
*** ATHI besitzt 2 Introns im 5'-nicht-translatierten Bereich der mRNA.
Fig. 9 Phänotyp der Nachkommen zweier unabhängiger, JuBel2-
überexprimierender Primärtransformanten (Tabakpflanzen; Nico
tiana tabacum) (35S-JuBel2-1 und 35S-JuBel2-2) im Vergleich
zum Wildtyp (WT).
Fig. 10 Phänotyp verschiedener JuBel2-überexprimierender Pri
märtransformanten von Arabidopsis thaliana.
JuBel2 überexprimierende Arabidopsis-Pflanzen produzieren im
Vergleich zum Wildtyp eine vermehrte Anzahl von Sprossen, de
ren Länge innerhalb einer Pflanze konstant ist, von Pflanze zu
Pflanze aber stark variiert. Die Bandbreite reicht von Wild
typ-Länge (Fig. 10, Pflanze links außen) bis zum beinahe
vollständigen Verlust des Längenwachstums der Sproßachse
(Fig. 10, Pflanze rechts außen). Die Fertilität der Blüten und
die allgemeine Fitness der Pflanzen wird durch das Transgen
nicht beeinträchtigt.
Chemikalien, Antibiotika und Phytohormone wurden von den Fir
men Biomol (Hamburg, DE), Bio-Rad (München, DE), Merck (Darm
stadt, DE), New England Biolabs GmbH (Schwalbach, DE); Plano
(Marburg, DE), Roth (Karlsruhe, DE), Serva (Heidelberg, DE),
Sigma (München, DE) und Hoechst (Frankfurt, DE) bezogen. Ra
dionukleotide, Röntgenfilme und Nylonmembranen wurden von
Amersham Buchler (Braunschweig, DE), Nitrocellulosemembranen
von Schleicher & Schüll (Dassel, DE) erworben. Enzyme stammen
von Boehringer (Mannheim, DE), Gibco-BRL (Neu Isenburg, DE),
New England Biolabs (Schwalbach, DE), Pharmacia (Uppsala,
Schweden) und Stratagene (Heidelberg, DE).
Das Hefe-Two-Hybrid-System wurde mit Komponenten des Hybri-
Zap™-Systems von Stratagene (Heidelberg, DE) durchgeführt. Für
RACE-Amplifikationen wurde der SMART™ RACE cDNA Amplification
Kit von Clontech (Heidelberg, DE) verwendet. PCR-Produkte wur
den teilweise mittels des Original TA Cloning® Kits von Invi
trogen kloniert. RNA-Präparationen aus Pflanzenmaterial er
folgten mit dem RNeasy™ Plant Mini Kit von Qiagen (Hilden,
DE), und Plasmidpräparationen aus E. coli mit dem Qiagen Plas
mid Kit. Die Aufreinigung von DNA-Fragmenten erfolgte mit
QIAEX® oder über QIAquick™-Säulen von Qiagen.
Für alle Klonierungen wurde der E. coli-Stamm DH10B (Stratage
ne, Heidelberg, DE) verwendet. Für die Propagation der λ-Phagen
wurden K803 (für λEMBL3 und λEMBL4; Fedoroff, N. V. (1983).
Comparison of host strains for cloning maize DNA into bacte
riophage lambda. Plant Mol. Biol. Rep. 1; 27-29) und POP13
(für λNM1149; Murray, N. E. (1983). In Lambda II: Phage Lambda
and molecular cloning. Cold Spring Harbor Laboratory. Cold
Spring Harbor, New York, USA, 395-432) eingesetzt. Für die
Pflanzentransformation wurde A. tumefaciens LBA4404 (Hoekema,
A., Hirsch, P. R., Hooykaas, P. J. J. und Schilperoort, R. A.
(1983). A binary plant transformation vector strategy based
upon separation of vir- and T-region of A. tumefaciens. Nature
303, 179-180) verwendet.
Standardlösungen wie SSPE, SSC, TBE etc. und die Medien zur
Kultivierung von E.coli wie NZCYM, LB und DYT sind in Sambrook
et al. (1989; a. a. 0.) beschrieben. A. tumefaciens wurde kulti
viert in YEB-Medium: Casaminosäuren, Fleischextrakt, Saccharo
se (je 5 g/l), Hefeextrakt (1 g/l) und 2 mM MgSO4. Für A. tu
mefaciens LBA4404 (s. u.) wurde aufgrund des Plasmids pAI4404
mit Rifampicin (100 mg/l) und Streptomycin (300 mg/l) selek
tiert, pBin19-Transformanten wurden auf Kanamycin (100 mg/l)
selektiert.
Zur Regeneration und Kultivierung transgener Pflanzen wurden
nach Murashige und Skoog (1962) modifizierte MS-Medien be
nutzt: Allgemeine Komponenten sind MS-Basalsalzmedium (Sigma;
4,5 g/l) sowie Myo-Inositol (100 mg/l), Thiaminhydrochlorid
(0,1 mg/l), Glycin (2 mg/l), Nikotinsäure (0,5 mg/l) und Pyri
doxinhydrochlorid (0,5 mg/l). MSI und MSII-Medium enthalten
zusätzlich Glucose (30 g/l). MSII enthält ferner Kanamycin
(100 mg/l), Claforan (500 mg/l), sowie die Phytohormone Zeatin
(2 mg/l), Gibberelinsäure A3 (GA3; 20 mg/l) und Naphthylessig
säure (NAA; 20 mg/l). In MSIII fehlen die Phytohormone und an
stelle von Glucose wird Saccharose (20 g/l) zugesetzt. Der pH-
Wert der MS-Medien wird mit NaOH auf 5,8 eingestellt.
Alle nicht näher beschriebenen molekularbiologischen Techniken
wurden nach den Protokollen in Sambrook et al. (Sambrook, J.;
Fritsch, E. F.; Maniatis, T. (1989). Molecular Cloning. Cold
Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY) durchge
führt.
DNA-Fragmente aus Agarosegelen wurden mit QIAEX® oder über
QIAquick™-Säulen aufgereinigt (Qiagen, 1995). Plasmidpräpara
tionen aus E. coli erfolgten nach der Methode von Birnboim und
Doly (Birnboim, H. C. und Doly, J. (1979): A rapid alkaline
extraction procedure for screening recombinant plasmid DNA.
Nucleic Acids Res. 7, 1513-1523) und nach der Qiagen-Midiprä
parations-Methode (QIAGEN (1995). Handbooks QIAquick™, QIAEX®
und QIAGEN®Plasmid. Firmeneigene Publikationen). λ-DNA wurde
nach der Methode von Benton und Davis (Benton, W. D. und
Davis, R. W. (1977): Screening lambda gt recombinant clones by
hybridisation to single plaques in situ. Science 196, 180-182)
präpariert. Präparation von Gesamt-RNA aus Pflanzen erfolgte
nach dem Protokoll von Logeman et all. (Logemann, J., Schell,
J. und Willmitzer, L. (1987): Improved method for the isolati
on of RNA from plant tissues. Anal. Biochem. 163, 16-29) oder
mit dem RNeasy™ Plant Mini Kit von Qiagen.
DNA-Transfer aus Agarosegelen (Southern, E. (1975): Detection
of specific sequences among DNA fragments separated by gel
electrophoresis. J. Mol. Biol. 98; 503-517) auf Nylonfilter
wurde mit SSPE als mobiler Phase durchgeführt. DNA-DNA-
Hybridisierungen erfolgten im SSPE-Puffersystem bei unter
schiedlichen Temperaturen (siehe Sambrook et al., 1989,
a. a. O.). Radioaktive DNA-Sonden wurden nach der Methode von
Feinberg und Vogelstein (Feinberg, A. P. und Vogelstein, B.
(1983): Technique for radiolabeling DNA restriction endo
nuclease fragments to high specific activity. Anti. Biochem.
132; 6-13) synthetisiert. Das Screening von Genbibliotheken
mit radioaktiv markierten Sonden und die Filterhybridisierung
wurden nach Benton und Davis (Benton, W. D. und Davis, R. W.
(1977): Screening lambda gt recombinant clones by hybridisati
on to single plaques in situ. Science 196, 180-182) durchge
führt.
PCR-Amplifikationen, deren Produkte für Klonierungen bestimmt
waren, wurden mit Pfu-DNA-Polymerase (Stratagene, Heidelberg,
DE) durchgeführt. Diese zeichnet sich im Vergleich zu Taq-
Polymerase durch eine geringe Fehlerrate aus. Die doppelsträn
gigen Amplifikationsprodukte der Pfu-Polymerase besitzen
stumpfe Enden, über die sie bei Bedarf nach Phosphorylierung
direkt in SmaI-geschnittene Vektoren kloniert wurden. Für die
übrigen PCR-Amplifikationen wurde Taq-DNA-Polymerase (Gibco
BRL, Neu-Isenburg, DE) verwendet. Die Reaktionen wurden im
Triblock von Biometra (Göttingen, DE) durchgeführt.
1-10 ng | DNA-Matrize |
1x | PCR-Puffer (enthält 1,5-2,5 mM MgCl2) |
0-10% | DMSO |
2 pmol/µl | Primer 1 |
2 pmol/µl | Primer 2 |
200 µM | dNTPs |
1 U | Polymerase* |
Die Anzahl der Amplifikationszyklen, Dauer der einzelnen
Schritte und Annealing-Temperaturen wurden in Abhängigkeit von
den zu amplifizierenden DNA-Fragmenten und den Primersequenzen
bestimmt. Bei der Verwendung von Primern mit integrierten, zur
Matrize nicht homologen Restriktionsschnittstellen wurden Am
plifikationen mit zwei unterschiedlichen Annealing-Temperatu
ren durchgeführt. Nach 5 Amplifikationszyklen bei einer Tempe
ratur, die 2-4°C unter der für das Primerpaar errechneten An
nealing-Temperatur lag, folgten 25 Zyklen bei der errechneten
Temperatur.
Die 5'-RACE-Amplifikationen wurden nach dem Protokoll des
SMARTE RACE cDNA Amplification Kit von Clontech (Heidelberg,
DE) durchgeführt. Als Pflanzenmaterial für die Gewinnung von
Gesamt-RNA zur Durchführung der 5'-RACE dienten Deckspelzen
der Gerstenvarietät Bonus. Die RNA-Präparation erfolgte mit
dem RNeasy Mini Kit von Qiagen (Hilden, DE). Primer NUP und
UP2: siehe SMART™ RACE cDNA Amplification Kit von Clontech.
DNA-Sequenzen wurden auf PE/Applied Biosystems 377- und 3700-
Sequenzern ermittelt. Oligonukleotide wurden von den Firmen
MWG-Biotech (Ebersberg, DE) und Life Technologies (Rockville,
U.S.A) bezogen. Sequenzdateien wurden mittels Programmen der
GCG-Software erstellt (Devereux, J., Haeberli, P. and Smit
hies, O. (1984): A comprehensive set of sequence analysis pro
grams for the vAX. Nucleic Acids Res. 12, 387-395). Sequenz
vergleiche in Datenbanken wurden mit BLAST durchgeführt (siehe
http: / / www.ncbi.nlm.nih.gov / BLAST; Altschul, S. F., Gish, W.,
Miller, W., Myers, E. W. and Lipman, D. J. (1990): Basic local
alignment search tool. J. Mol. Biol. 215, 403-410; Altschul,
S. F., Madden, T. L., Schffer, A. A., Zhang, J., Zhang, Z., Mil
ler, W. & Lipman, D. J. (1997) "Gapped BLAST and PSI-BLAST: a
new generation of protein database search programs." Nucleic
Acids Res. 25: 3389-3402).
Alle Arbeiten mit Hefe wurden ebenfalls nach den in Sambrook
et al. (1989; a. a. O.) enthaltenen Protokollen durchgeführt.
Hefetransformationen und Plasmidpräparationen wurden nach den
Protokollen der verwendeten Kits, Hefe-Proteinextraktionen
nach dem Clontech-Produktprotokoll zu den monoklonalen GAL4-
Antikörpern durchgeführt. β-Galaktosidase-Tests erfolgten nach
Essers und Kunze (Essers, L. und Kunze, R. (1996), A sensiti
ve, quick and semi-quantitative LacZ-assay for the twohybrid
system. TIG 12, 449-450).
Zufallsprimer für die cDNA-Synthese:
AGA TCT CGA GNN NNN N
AGA TCT CGA GNN NNN N
Der Phänotyp der Kapuzengerste ("Hooded") wird durch die loka
le Überexpression des Homöoboxgens BKn3 in der Deckspelze der
Gerstenblüte verursacht (Müller, K. J., Romano, N., Gerstner,
O., Garcia-Maroto, F., Pozzi, C., Salamini, F., Rohde, W.
(1995). The barley Hooded mutation is caused by a duplication
in a homeobox gene intron. Nature 374, 727-730). BKn3 gehört
zur Klasse 1 der KNOX-Gene, deren bekanntesten und namensge
benden Vertreter das Gen Knotted1 aus Mais (Vollbrecht, E.,
Veit, Bruce, Sinha, N. und Hake, S. (1991): The developmental
gene knotted-1 is a member of a maize homeobox gene family.
Nature 350, 241-243) darstellt. BKn3 weist den typischen Auf
bau der Mitglieder dieser Genfamilie auf. Nahe des C-termi
nalen Endes des Proteins befindet sich die Homöodomäne. Durch
einen kurzen basischen Bereich davon getrennt trägt es außer
dem die sogenannte ELK-Domäne, der eine mögliche Rolle in Pro
tein-Protein-Interaktionen zugeschrieben wird (Vollbrecht, E.;
Kerstetter, R.; Lowe, B.; Veit, B. und Hake, S. (1993). Homeo
box genes in plant development: Mutational and molecular ana
lysis. Evolutionary Conservation of Developmental Mechanisms.
(Hrsg. Spading, A. C.); 111-123 (New York: Wiley-Liss)). Wei
tere konservierte Bereiche, die KNOX-Domäne und die sogenannte
GSE-Box (Bürglin, T. R. (1997): Analysis of TALE superclass ho
meobox genes (MEIS, PBC, KNOX, Iroquois, TGIF) reveals a novel
domain conserved between plants and animals. Nucleic Acids Re
search 25, 4173-4180), befinden sich weiter N-terminal (Fig.
4).
Zur Durchführung von "Two-Hybrid"-Studien (Chien, C.-T., Bar
tel, P. L., Sternglanz, R. und Fields, S. (1991): The two
hybrid system: A method to identify and clone genes for pro
teins that interact with a protein of interest. Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 88, 9578-9582; Fields, S. & Song, O. (1989): A
novel genetic system to detect protein-protein interactions.
NATURE 340, 245-246) muß gewährleistet sein, daß die Konstruk
te nicht in der Lage sind, einzeln, d. h. als solche die Tran
skription der Reportergene des verwendeten Hefestammes zu ak
tivieren. Insbesondere Fusionen an die DNA-bindende Domäne
("Köder" in Two-Hybrid-Screens) haben durch interne Transakti
vierungsdomänen der untersuchten Proteine häufig diese Fähig
keit. Auch die Fusion des Wildtyp-BKN3-Proteins voller Länge
an die DNA-bindende Domäne von GAL4 induziert die Reporter
genexpression in Hefe. Im Rahmen der Suche nach geeigneten
Konstrukten wurden N-terminalen Deletionsderivaten entspre
chende cDNA-Abschnitte von BKn3 in die Vektoren des "Two-
Hybrid"-Systems kloniert (Fig. 4). Mit dem N-terminal um 108
AS verkürzten BKN3-Derivat BKn3Δ2 fusioniert an die DNA
bindende Domäne des GAL4-Transkriptionsfaktors wurde ein ge
eignetes Köderkonstrukt identifiziert. Das Konstrukt wurde als
Fusion des cDNA-Fragments an die DNA-bindende Domäne von GAL4
im entsprechenden Leseraster hergestellt. Das cDNA-Fragment
BKn3Δ2 wurde mittels PCR von einem cDNA-Klon unter Verwendung
der Primer JM34 und JM4 (siehe obige Zusammenstellung) ampli
fiziert. Über in den Primer enthaltene Restriktionsschnitt
stellen wurde das DNA-Fragment gerichtet in die EcoRI- und
XhoI-Schnittstellen von pBD-GAL4 Cam (BD: Aminosäuren 1-147
(DNA-bindende Domäne) von GAL4) ligiert. Die Vektor-Insert-
Übergänge und mögliche PCR-Fehler wurden durch Sequenzanalyse
überprüft.
In dem resultierenden Köderkonstrukt pBD-BKn3Δ2 blieben die
KNOX-, GSE-, ELK-, basische und Homöodomäne und der vollstän
dige C-Terminus des Proteins erhalten. Die Expression des Fu
sionsproteins in Hefe wurde durch Western-Blot mit einem mono
klonalen Maus-Antikörper gegen die DNA-bindende Domäne von
GAL4 immunologisch nachgewiesen.
Zur Vereinfachung beziehen sich die meisten Angaben auf Fusi
onsproteine und nicht auf die zur Transformation verwendeten
Konstrukte. BD-XYZ bezeichnet Fusionen an die DNA-bindende Do
mäne von GAL4 (kodiert durch Konstrukte in den Vektoren pAS2
oder pBD-GAL4Cam), AD-XYZ benennt Fusionen an die GAL4-
Aktivierungsdomäne (kodiert durch Konstrukte in den Vektoren
pACT2 oder pAD-GAL4).
Nachdem das Köderkonstrukt durch "Two-Hybrid"-Interaktions
studien mit bekannten Homöodomänenproteinen aus Gerste auf
seine Fähigkeit zu Protein-Protein-Interaktionen getestet wor
den war, wurde es in einem "Two-Hybrid-Screen" zur Identifi
zierung weiterer Interaktionspartner von BKN3 eingesetzt.
Zur Herstellung einer Phagemid-cDNA-Bank wurde das HybriZAP™
System von Stratagene (Heidelberg, DE) verwendet. Die RNA zur
Herstellung der cDNA für die Stratagene HybriZAP™-Bank wurde
aus jungen Hooded-Infloreszenzen nach Logemann et al. (Loge
mann, J., Schell, J. und Willmitzer, L. (1987) Improved me
thod for the isolation of RNA from plant tissues. Anal. Bio
chem. 163, 16-29) isoliert. Die Aufreinigung der PolyA(+)-RNA
erfolgte über Oligo-dT-Cellulose nach Angaben des Herstellers
(New England Biolabs, Schwalbach, DE).
Für die Erststrangsynthese mittels MMLV-Reverser Transkriptase
(Gibco BRL, Neu Isenburg, DE) wurden 5 µg PolyA(+)-RNA einge
setzt. Dabei wurde ein Zufallsprimer (siehe obige Zusammen
stellung) verwendet, der zur Erleichterung der späteren Klo
nierung eine XhoI-Restriktionsschnittstelle trägt. Die Erst
strangsynthese fand in Gegenwart von methyliertem dCTP statt.
Außerdem wurde zur Erleichterung der Mengenabschätzung α32P
dCTP inkorporiert. Nach Zweitstrangsynthese mittels DNA-
Polymerase, RNAse-Verdau und Auffüllen überhängender Enden
durch T4-DNA-Polymerase wurden EcoRI-Adaptoren an die glatten
Enden der doppelsträngigen cDNA ligiert. Durch Restriktions
verdau mit XhoI entstanden cDNA-Fragmente mit EcoRI- bzw.
XhoI-Überhängen an den 5'- bzw. 3'-Enden. Nach Größenfraktio
nierung über Sephacell-Säulen wurde die cDNA in die mittels
EcoRI und XhoI geschnittenen Vektorarme des HybriZAP™-Systems
ligiert. Für die cDNA-Ligation, Verpackung, Amplifizierung und
in vivo-Excision des pAD-GAL4-Phagemid-Vektors (zirkuläres
Phagemid; AD: Aminosäuren 761-881 (Aktivierungsdomäne) von
GAL4) wurden die Protokolle des STRATAGEN HybriZAP™-Two-Hybrid
Vektor-Kits befolgt. Die Bank wurde in Form der amplifizierten
Primärbibliothek aufbewahrt.
Die Lambda-Primärbank hatte eine Komplexität von etwa 2 × 106
pfu. Um diese Anzahl an Primärklonen zu erreichen, mußten fünf
unabhängige Ligationen und Verpackungen durchgeführt werden.
Nach der Amplifikation wurde ein Titer von 4,5 × 108 pfu er
reicht. PCR-Analysen einzelner Plaques zeigten, daß mehr als
90% der Phagen rekombinant waren. Die Insertgrößen bewegten
sich zwischen 300 bp und etwa 2 kb, wobei der Durchschnitt im
Bereich von 400-800 bp lag.
Der verwendete Hefestamm Y190 (Harper, J. W., Adami, G. R.,
Wei, N., Keyomarsi, K. and Elledge, S. J. (1993): The p21 Cdk
interacting protein CIP1 is a potent inhibitor of GI cyclin
dependent kinases. Cell 75, 805-816) weist eine geringe Ba
salexpression des HIS3-Reportergens auf, die durch Zugabe von
3AT (3-Aminotriazol (SIGMA, München, DE)) eliminiert werden
kann. Dabei sollte die Konzentration des Inhibitors so niedrig
wie möglich gehalten werden, da sonst das Wachstum von Hefe
klonen mit schwach interagierenden Proteinpaaren zu sehr ver
langsamt wird. Andererseits besteht bei einer zu niedrigen Do
sierung die Gefahr starken Hintergrundwachstums. Die geeignete
3AT-Konzentration muß für jede Kombination aus Köder-Konstrukt
und Hefestamm neu ausgetestet werden, da DNA-Bindedomänenfu
sionen die Expression des HIS3-Reportergens geringfügig beein
flussen können, selbst wenn sie keine nachweisbare β-Galaktosi
daseexpression verursachen. Für pBD-BKn3Δ2 in Kombination mit
Y190 wurde eine 3AT-Konzentration von 25-35 mM als geeignet
ermittelt.
Köder-Plasmid und cDNA-Bank wurden sequenziell in die Hefen
eingebracht, d. h. für die Bank-Transformation großen Maßstabs
wurden Y190-Zellen verwendet, in denen pBD-BKn3Δ2 bereits epi
somal vorlag. In vier unabhängigen Transformationsexperimenten
wurden insgesamt etwa 106 transgene Hefeklone untersucht, wobei
die transformierten Hefen zur Hälfte auf Selektivmedium ohne
Tryptophan, Leucin und Histidin mit 25 bzw. 35 mM 3AT ausplat
tiert wurden. Potentiell positive Kolonien, die sich in Kolo
niegröße und/oder -morphologie vom Hintergrundwachstum unter
schieden, konnten in der Regel nach vier bis vierzehn Tagen
Inkubation bei 30°C identifiziert werden. Sie wurden auf Se
lektivmedium vereinzelt und β-Galaktosidasetests unterzogen.
Ein Großteil der etwa fünfhundert gepickten Kolonien zeigte im
LacZ-Test keine Blaufärbung und wurde in den weiterführenden
Analysen nicht berücksichtigt. Vier Bankplasmide verliehen den
Hefen in Kombination mit pBD-BKn3Δ2 sowohl Histidin-Autotro
phie als auch β-Galaktosidaseaktivität. Diese Eigenschaften
konnten durch Retransformation mittels der isolierten Plasmide
reproduziert werden. Dabei trat eine Aktivierung der Reporter
genexpression nur in Anwesenheit des Köder-Fusionsproteins
auf. Eine Sequenzanalyse ergab, daß es sich bei dreien der
isolierten Plasmide um identische Klone handelte, die das als
JuBel2 bezeichnete Gen repräsentieren.
Laut Datenbank-Suchergebnissen unter Verwendung des BLAST-
Programms (Altschul, S. F., Gish, W., Miller, W., Myers, E. W.
und Lipman, D. J. (1990): Basic local alignment search tool.
J. Mol. Biol. 215, 403-410; Altschul, S. F., Madden, T. L.,
Schffer, A. A., Zhang, J., Zhang, Z., Miller, W. & Lipman, D. J.
(1997) "Gapped BLAST and PSI-BLAST: a new generation of prote
in database search programs." Nucleic Acids Res. 25: 3389-3402)
weist das oben erwähnte, im "Two-Hybrid-Screen" identifizierte
cDNA-Fragment Sequenzähnlichkeiten zu Mitgliedern einer in
Gerste bisher unbekannten Gruppe von Homöoboxgenen auf und
scheint ein neues Mitglied dieser Familie zu repräsentieren.
BELL1 (BEL-1) ist der am besten charakterisierte Vertreter
dieser bislang in Arabidopsis thaliana beschriebenen Genfami
lie (Reiser, L., Modrusan, Z., Margossian, L. Samach, A.,
Ohad, N., Haughn, G. W. und Fischer, R. L. (1995): The BELL1
gene encodes a homeodomain protein involved in pattern forma
tion in the Arabidopsis ovule primordium. Cell 83, 735-742).
Das dem im "Two-Hybrid-Screen" dreifach isolierten Klon ent
sprechende Gen wurde, wie bereits erwähnt, mit JuBel2 (Judith
Bel1 Homolog2) bezeichnet.
Die Gene der HD-BEL-Familie sind eng mit der Klasse 1 der
KNOX-Gene verwandt. Die Sequenzähnlichkeiten beschränken sich
allerdings auf die Homöodomänen der Genprodukte. Die BEL1-
ähnlichen Proteine besitzen keine ELK-Domäne. In ihrer N
terminalen Hälfte befindet sich ein Bereich, der neben einem
Kernlokalisierungssignal möglicherweise eine amphipathische α-
Helix enthält (Reiser et al., 1995, a. a. O.). Dieser Abschnitt
konnte in Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung als es
sentiell für Protein-Protein-Interaktionen mit KNOX-Proteinen
ermittelt werden. Fig. 5 zeigt eine schematische Darstellung
des JuBel2 repräsentierenden Klons im Vergleich zu BEL-1 aus
Arabidopsis.
Für die Isolierung von JuBel2-homologen cDNAs wurde das im
"Two-Hybrid-System" isolierte Genfragment als Sonde einge
setzt. Die cDNA-Inserts der nach drei Hybridisierungsrunden
identifizierten positiven Einzelplaques wurden mit Hilfe von
PCR (Phagenprimer FP1149 und BP1149) amplifiziert. Siebzehn
von einundzwanzig analysierten Phagen enthielten hybridisie
rende Fragmente von etwa 2 kb, vier Phagen resultierten in
Banden von etwa 800 bp Länge. Je ein Vertreter beider Banden
kategorien wurde über die flankierenden EcoRI-Schnittstellen
in pBluescript kloniert und sequenziert. Der längere der bei
den cDNA-Klone ergänzt sowohl das fehlende 3'-Ende von JuBel2
einschließlich der Homöobox und des Translationsendpunktes als
auch weitere 5'-Sequenzen (Fig. 5). Der im "Two-Hybrid-
Screen" isolierte Klon III.1 stimmt über seine gesamte Länge
von 656 bp zu 100% mit dem entsprechenden Bereich des λ-Inserts
überein.
5'-RACE-Amplifikationen zur Charakterisierung des 5'-Endes der
JuBel2-cDNA wurden wie im Abschnitt "allg. Methoden" beschrie
ben durchgeführt. Versuche mit dem Marathon™ Kit mit den gen
spezifischen Primern JM93 (nested) und JM94 blieben erfolglos.
Durch 5'-RACE mit dem SMART™ RACE cDNA Amplification Kit konn
ten mittels der Primerkombination JM94 × UP2 Banden von 590
bzw. 400 bp und mittels der Primerkombination JM93 × NUP um
115 bp kürzere DNA-Fragmente amplifiziert werden. Diese wurden
in den Vektor pCR®2.1 kloniert und sequenziert.
Der Klon 32 liefert 202 bp zusätzlicher Sequenzinformation,
enthält aber kein Startkodon im Leseraster der bereits aus den
zuvor beschriebenen Experimenten bekannten JuBel2-Sequenz. Mit
Klon 37 konnten weitere 166 bp 5'-Sequenz, die drei potentiel
le Translationsstartpunkte enthält, identifiziert werden.
cDNA-Klon und 5'-RACE-Fragment ergeben insgesamt ein Tran
skript von 2170 bp, das allerdings keine Hinweise auf einen
PolyA-Schwanz aufweist. Der längstmögliche offene Leserahmen
umfaßt 608 AS (Fig. 6). Nimmt man das dritte ATG-Codon, des
sen benachbarte Basen am ehesten der für monokotyle Pflanzen
ermittelten Konsensussequenz für die Translationsinitiation
entsprechen (Joshi, C. P., Zhou, H., Huang, X. und Chiang, V.
L. (1997): Context sequences of translation initiation codon
in plants. Plant Molecular Biology 35, 993-1001), als Transla
tionsstartpunkt an, so erhält man ein Protein von 581 AS.
Um festzustellen, ob JuBel2 Introns in entsprechenden Positio
nen wie seine Verwandten aus Arabidopsis besitzt, wurden geno
mische Sequenzen mittels PCR-Amplifikation von DNA der Varie
tät K-Atlas isoliert. Die Primer wurden dabei so gewählt, daß
sie erwartete Exon-Intron-Grenzen flankieren (Fig. 7). Die
Größen der genomischen PCR-Produkte im Vergleich zu den ent
sprechenden Bereichen der cDNAs lieferten einen ersten Hinweis
auf die Existenz von Introns im kodierenden Bereich des Gens.
Durch Klonierung und Sequenzierung der PCR-Fragmente konnte
dies bestätigt werden.
Das Primerpaar JM84 und JM85 amplifiziert einen Großteil der
JuBel2-cDNA-Sequenz einschließlich der drei erwarteten Intron
positionen (vgl. Fig. 7). Eine PCR mit der JuBel2-cDNA ergibt
eine Bande von 1,6 kb. Die Amplifikation genomischer DNA lie
fert ein Fragment von etwa 3,8 kb, entsprechend 2,2 kb Intron
sequenzen. Dieses genomische DNA-Fragment wurde über die flan
kierenden BamHI- bzw. SalI-Schnittstellen der Oligonukleotide
in pBluescript integriert. Die Sequenzanalysen zeigen, daß Ju
Bel2 in den konservierten Positionen I, II und III Introns be
sitzt.
Mit den Primerpaaren JM121 und JM122 bzw. JM123 und JM124 wur
den durch PCR DNA-Fragmente aus Intron I (450 bp) bzw. Intron
II (670 bp) von JuBel2 amplifiziert und als gemischte Sonde
für das Screening der genomischen Bank verwendet (vgl. Fig.
7). In drei Hybridisierungsrunden wurden vier stark hybridi
sierende Einzelplaques isoliert. Nach DNA-Präparation, Re
striktions- und Southern-Analyse konnten zwei der Phagen-Klone
als identisch identifiziert werden. Überlappende DNA-Fragmente
wurden in pBlueskript ligiert und sequenziert, wobei die Sub
klone pJuBel2/1-2, pJuBel2/13-1 und pJuBel2/48-0 die kodieren
de Region und flankierende Sequenzen von JuBel2 vollständig
umfassen. Eine schematische Darstellung der genomischen Stru
kur von JuBel2 findet sich in Fig. 7, die Sequenz wurde in
Fig.7533 00070 552 001000280000000200012000285910742200040 0002010043902 00004 07414L< 3 sowie unter SEQ ID NO. 3 angegeben.
Der Vergleich der cDNA- und genomischen Sequenzen von JuBel2
zeigt, daß es drei Introns in der translatierten Region be
sitzt (Fig. 7). Sie befinden sich innerhalb des den vermute
ten "coiled coil" kodierenden Abschnittes (Intron I) und zwi
schen Helix 1 und Helix 2 (Intron II) bzw. innerhalb der Helix
3 (Intron III) der Homöobox. In der Tabelle von Fig. 8 werden
die bisher publizierten Daten zur Organisation der BEL1-ähnli
chen Gene aus Arabidopsis und die im Rahmen der Erfindung er
haltenen Daten zum JuBel2-Gen aus Gerste schematisch zusammen
gefaßt.
Von den Arabidopsis-Genen wurde nur für BEL1 und ATHI die Iso
lierung von cDNA-Klonen beschrieben. BEL1 wurde bisher als
cDNA-Sequenz einschließlich der Intronpositionen, nicht aber
als genomische Sequenz veröffentlicht. Die hier als BEL1-hom1
bis BEL1-hom7 bezeichneten Sequenzen stammen aus Datenbanken
(Altschul et al., 1990, 1997 a. a. O.). Die Gene wurden durch
verschiedene Computer-Programme identifiziert; zu Transkripten
oder möglichen biologischen Funktionen dieser vermuteten Gene
liegen keine experimentellen Daten vor. Die Exon/Intron-Über
gänge sind in allen untersuchten Genen konserviert.
Die Kopienzahl JuBel2-ähnlicher Sequenzen im Gerstengenom wur
de durch Southern-Blot-Analyse bestimmt. Das Bandenmuster
zeigt, daß die verwendete Sonde III.1 spezifisch für das Ju
Bel2-Gen ist. Zusätzliche schwächere Signale nach Hybridisie
rung bei geringer Stringenz (60°C) lassen auf die Existenz
weiterer verwandter Sequenzen im Gerstengenom schließen.
Herstellung des Konstruktes zur Pflanzentransformation
Zur Herstellung eines Konstruktes zur Überexprimierung von Ju
Bel2 in trangenen Pflanzen wurde eine Klonierung in zwei
Schritten vorgenommen: zunächst wurde cJuBel2 mittels der Pri
mer JM108 und JM109 (siehe obige Zusammenstellung) durch PCR
amplifiziert und über in den Primern enthaltene Restriktions
schnittstellen gerichtet in sense-Orientierung zwischen 35S-
Promotor und Poly-A-Signal in die XhoI- und XbaI-Schnittstel
len von pRT101 (Töpfer, R., Matzeit, V., Gronenborm, B.,
Schell, J., Steinbiss, H. H. (1987): A set of plant expression
vectors for transcriptional and translational fusions. Nucleic
Acids Res. 15, 5890) ligiert. Die gesamte Kassette, bestehend
aus Promotor, cDNA, und Poly-A-Signal, wurde dann in die Hin
dIII-Schnittstelle im T-DNA-Bereich von pBIN19 (Bevan, M.
(1984): Binary Agrobacterium vectors for plant transformation.
Nucleic Acids Research 12, 8711-8721) integriert. Das Kon
strukt wurde durch Elektroporation in den Agrobakterienstamm
LB4404 eingebracht, der zur Transformation sowohl von Tabak
als auch von Arabidopsis eingesetzt wurde.
Tabaktransformation
(vgl. Horsch, R. B.; Klee, H. J.; Stachel, S.; Winans, S. C.;
Nester, E. W.; Rogers, S. G.; Fraley, R. T. (1986).
Analysis of Agrobacterium tumefaciens virulence mutants
in leaf discs. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83; 2571-2575)
Transformierte Agrobakterien-Kulturen wurden bei 28°C über
Nacht in YEB-Medium angezogen und mit einem Kulturvolumen von
10 mM MgSO4 und MSI-Medium gewaschen. Die Zellsuspension (ca.
30 ml) wurde auf eine OD = 1 eingestellt und mit leicht ver
wundeten Blattscheibchen inkubiert. Nachfolgend wurden die
Blattscheiben 2 Tage bei 26°C im Dunkelraum auf MSI-Agar kul
tiviert. Die weitere Kultivierung erfolgte unter Langtag-
Bedingungen (16 Std. Licht, 25°C; 8 Std. Dunkelheit, 18°C;
55% rel. Luftfeuchte). Vor dem Transfer und der Kultivierung
auf MSII-Medium wurden die Blattscheiben in Claforan (1 g/l in
MSI) gewaschen. Nach der Entwicklung von Kalli und nachfolgen
den Sproßachsen auf MSII-Medium (nach ca. 1-3 Monaten; Medien
wechsel ca. alle 2 Wochen) wurden die Sproßachsen auf MSIII-
Medium überführt. Nach der Wurzelbildung auf MSIII (ca. 2-4
Wochen) erfolgte der Transfer der transgenen Klone in Erde und
nach einer Woche in der Phytokammer wurden die Pflanzen ins
Gewächshaus gestellt.
Arabidopsis-Transformation
Zur Transformationen wurden Arabidopsis-Pflanzen des Ökotyps
Col-0 (Columbia, Arabidopsis Stock Centre (NASC)/ Seed List,
Juni 1995: NASC# N1090)) verwendet. Die Pflanzen wurden für 5
Wochen unter Kurztagbedingungen herangezogen (9 Std. Licht)
und dann auf Langtagbedingungen (16 Std. Licht) umgestellt.
Die Primärinfloreszenz wurde entfernt. Nach der Entwicklung
multipler Sekundärsprosse wurde eine Vakuuminfiltration durch
geführt.
Eine Einzelkolonie des entsprechenden Agrobakterienstammes
wurde bei 28°C über Nacht in 3 ml YEB-Medium mit den entspre
chenden Antibiotika unter Schütteln inkubiert. Mit dieser Kul
tur wurden 50 ml Selektivmedium angeimpft und wie zuvor inku
biert. Diese Kultur wiederum wurde mit Selektivmedium auf
500 ml aufgefüllt und erneut bei 28°c über Nacht geschüttelt. Die
Bakterien wurden durch Zentrifugieren (5K, 10 Min) pelletiert
und mit Infiltrationsmedium auf eine OD600 von 0,8-1,2 ge
bracht:
Infiltrationsmedium
1/2 × Murashige & Skoog
1 × B5-Vitamine
5% Saccharose
0,044 µM Benzylaminopurin
50 µl/l Silwet (Union Carbide, Düsseldorf, DE)
pH 5,7
Die oberirdischen Teile der Pflanzen wurden in Agrobakterien
suspension getaucht und 5 Minuten einem Vakuum von etwa 16
mbar ausgesetzt.
Nach der Infiltration wurden die Pflanzen bis zur Samenreife
weiterhin unter Langtagbedingungen gehalten. Nach dem Abernten
wurden die Samen mit 5% (w/w) Calciumhypochlorit, 0,15% (v/v)
Tween 20 sterilisiert und auf MS-Medium mit 25 µg/l Kanamycin
und 500 mg/l Claforan ausplattiert. Vermutlich transgene Keim
linge wurden aufgrund ihrer Resistenz gegen Kanamycin identi
fiziert.
Claims (23)
1. Im wesentlichen reine cDNA des Hömoboxgens JuBel2 aus Ger
ste mit einer der in SEQ ID NOS. 1 und 4 angegebenen Se
quenzen, Nukleinsäuremolekül mit der in SEQ ID NO. 3 ange
gebenen genomische Sequenz des Hömoboxgens JuBel2 aus Ger
ste oder Nukleinsäuremolekül mit gleicher oder einer dazu
ähnlichen Sequenz, die mindestens 75% Sequenzähnlichkeit
auf Nukleinsäuresequenzebene zu der in SEQ ID NO. 1, 4
bzw. 3 angegebenen Sequenz aufweist.
2. Nukleinsäuremolekül, einschließlich Gen, das das Genpro
dukt des JuBel2-Gens aus Gerste mit einer der in SEQ ID
NOS. 2 und 5 angegebenen Aminosäuresequenzen oder einer
dazu ähnlichen Sequenz, die mindestens 75% Sequenzähnlich
keit auf Aminosäuresequenzebene zu der in SEQ ID NO. 2
bzw. 5 angegebenen Sequenz aufweist, kodiert.
3. Fragment der cDNA oder eines Nukleinsäuremoleküls nach ei
nem der Ansprüche 1 oder 2.
4. Fragment nach Anspruch 3, welches ein Expressionsprodukt
kodiert, das eine DNA-Bindungsfähigkeit entsprechend dem
Expressionsprodukt der cDNA oder eines Nukleinsäuremole
küls nach einem der Ansprüche 1 oder 2 und/oder eine Fä
higkeit zur Interaktion mit anderen Proteinen entsprechend
dem Expressionsprodukt der cDNA oder eines Nukleinsäuremo
leküls nach einem der Ansprüche 1 oder 2 aufweist.
5. Im wesentlichen reines Nukleinsäuremolekül, das die Nu
kleinsäuresequenz der cDNA-Sequenz, eines der Nukleinsäu
remoleküle oder eines Fragments nach einem der Ansprüche 1
bis 4 umfaßt.
6. Nukleinsäuremolekül, das eine zu der Nukleinsäuresequenz
der cDNA-Sequenz, eines der Nukleinsäuremoleküle oder ei
nes Fragments nach einem der Ansprüche 1 bis 5 komplemen
täre Sequenz aufweist.
7. Nukleinsäuremolekül, das mit einem Nukleinsäuremolekül mit
einer zu der Nukleinsäuresequenz der cDNA, Nukleinsäuremo
leküle oder des Fragments nach einem der Ansprüche 1 bis 6
komplementären Nukleinsäuresequenz hybridisiert.
8. Nukleinsäuremolekül nach Anspruch 7, das eine von der Nu
kleinsäuresequenz der cDNA, eines der Nukleinsäuremoleküle
oder eines Fragments nach einem der Ansprüche 1 bis 6
durch Nukleinsäuresubstitution, -addition, - insertion,
-deletion und/oder -modifizierung abgeleitete Sequenz auf
weist.
9. Sense- oder antisense-Nukleinsäuremolekül mit einer sense-
bzw. antisense-Nukleinsäuresequenz bezüglich der Nuklein
säuresequenz der cDNA, eines der Nukleinsäuremoleküle oder
eines Fragments nach einem der Ansprüche 1 bis 8.
10. Konstrukt, insbesondere Vektor, Plasmid, Cosmid, Bacmid,
Phagemid, YAC, BAC, Virus- oder Phagengenom, das eine
cDNA, eines der Nukleinsäuremoleküle oder ein Fragment
nach einem der Ansprüche 1 bis 9 umfaßt.
11. Protein oder Polypeptid, das von einer cDNA, einem der Nu
kleinsäuremoleküle oder einem Fragment nach einem der An
sprüche 1 bis 8 kodiert wird.
12. Protein oder Polypeptid mit einer der in SEQ ID NOS. 2 und
5 angegebenen Aminosäuresequenzen oder einer Aminosäurese
quenz mit mindestens 75% Sequenzähnlichkeit zu der in SEQ
ID NO. 2 bzw. 5 angegebenen Aminosäuresequenz.
13. Fragment des Proteins oder Polypeptids nach einem der An
sprüche 11 oder 12.
14. Fragment nach Anspruch 13, das eine DNA-Bindungsfähigkeit
entsprechend dem Protein oder Polypeptid nach einem der
Ansprüche 11 oder 12 und/oder eine Fähigkeit zur Interak
tion mit anderen Proteinen entsprechend dem Protein oder
Polypeptid nach einem der Ansprüche 11 oder 12 aufweist.
15. Protein oder Polypeptid, insbesondere Fusionsprotein, das
ein Protein, Polypeptid oder Fragment nach einem der An
sprüche 11 bis 14 umfaßt.
16. Antikörper, der ein Protein, Polypeptid oder Fragment da
von nach einem der Ansprüche 11 bis 15 spezifisch erkennt
und bindet.
17. Organismus, insbesondere Mikroorganismus, Pflanze oder
Tier, oder Teil, insbesondere Zelle, oder Vermehrungsmate
rial eines Organismus, der bzw. das eine ektopische Ex
pression eines JuBel2-Gens aufweist.
18. Transgener Organismus, insbesondere Mikroorganismus,
Pflanze oder Tier, oder Teil, insbesondere Zelle, oder
Vermehrungsmaterial eines transgenen Organismus, der bzw.
das mit einer cDNA, einem der Nukleinsäuremoleküle, einem
Fragment oder Konstrukt nach einem der Ansprüche 1 bis 10
oder einem dazu funktionell analogen Nukleinsäuremolekül
transformiert worden ist.
19. Transgener Organismus nach Anspruch 17 oder 18 in Form ei
ner transgenen Pflanze.
20. Transgene Pflanze nach Anspruch 19, die einen aufgrund der
Transformation mittels einer cDNA, einem der Nukleinsäure
moleküle, einem Fragment oder Konstrukt nach einem der An
sprüche 1 bis 10 oder einem dazu funktionell analogen Nu
kleinsäuremolekül veränderten Phänotyp aufweist.
21. Transgene Pflanze nach Anspruch 20, die einen im Vergleich
zu einer Pflanze, die keine Transformation mittels einer
cDNA, einem der Nukleinsäuremoleküle, einem Fragment oder
Konstrukt nach einem der Ansprüche 1 bis 10 oder einem da
zu funktionell analogen Nukleinsäuremolekül aufweist, ver
mehrte Anzahl von Sprossen oder vermehrte Verzweigung auf
weist.
22. Verwendung einer cDNA, eines der Nukleinsäuremoleküle, ei
nes Fragments oder eines Konstrukts nach einem der Ansprü
che 1 bis 10 oder eines dazu funktionell analogen Nuklein
säuremoleküls zur Modifizierung des Phänotyps einer Pflan
ze.
23. Organismus, insbesondere Pflanze, der hinsichtlich eines
im Wildtyp vorkommenden JuBel2-Gens genetisch modifiziert
worden ist, so daß keinerlei oder lediglich ein nicht
funktionsfähiges Expressionsprodukt des im Wildtyp vorkom
menden JuBel2-Gens exprimiert werden kann.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10043902A DE10043902A1 (de) | 2000-09-06 | 2000-09-06 | Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen durch ektopische Expression von Homöoboxgenen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10043902A DE10043902A1 (de) | 2000-09-06 | 2000-09-06 | Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen durch ektopische Expression von Homöoboxgenen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10043902A1 true DE10043902A1 (de) | 2002-03-14 |
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ID=7655177
Family Applications (1)
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DE10043902A Withdrawn DE10043902A1 (de) | 2000-09-06 | 2000-09-06 | Modifizierung des Phänotyps von Pflanzen durch ektopische Expression von Homöoboxgenen |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10043902A1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO1998051800A1 (en) * | 1997-05-14 | 1998-11-19 | Advanta Seeds B.V. | Plant gene constructs and their use |
-
2000
- 2000-09-06 DE DE10043902A patent/DE10043902A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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WO1998051800A1 (en) * | 1997-05-14 | 1998-11-19 | Advanta Seeds B.V. | Plant gene constructs and their use |
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