Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine An
ordnung zum Testen von Betriebsfunktionen für das Zusammen
wirken von Mobilteilen und Basisstationen in einem Mobilfunk
system.
Die Netzelemente in einem Mobilfunksystem sind in hierarchi
schen Strukturen geordnet. Ein Endgerät, insbesondere ein Mo
bilteil, eines Teilnehmers kommuniziert mit einer Basissta
tion, die die funktechnische Versorgung eines geographischen
Gebietes, einer sogenannten Funkzelle, übernimmt. Die Basis
stationen sind wiederum an Vermittlungszentren, beispielswei
se eine Kommunikationsanlage, angeschlossen, die einen Über
gang zu anderen Kommunikationsnetzen bilden. Im Idealfall
wird durch eine Basisstation eine Funkzelle mit einer hexago
naler Struktur abgedeckt, wobei die Basisstation entweder im
Zentrum der Zelle oder an einem der Eckpunkte der Zelle ange
ordnet ist. Im Realfall wird die Ausgestaltung der Netzstruk
tur jedoch von der geographischen Topologie und Morphologie
beeinflußt, da Höhen-, Landschafts- oder Bebauungsprofile die
Wellenausbreitung einer Basisstation beeinflussen und damit
eine regelmäßige Struktur verzerren.
An den Grenzen benachbarter Funkzellen kommt es zur Übergabe
- in der Literatur häufig als 'Handover' bezeichnet - einer
Verbindung zwischen Mobilteil und der einer der Zellen zuge
ordneten Basisstation zu der einer anderen Zelle zugeordneten
Basisstation. Diese Grenze kann unter Umständen sehr ungüns
tig liegen, z. B. in Bereichen, in denen sich das Mobilteil
bzw. der Teilnehmer häufig aufhalten, so daß es bei einer
Verbindung zu einer wiederholten störenden Übergabe bzw. Un
terbrechung der Verbindung kommen kann. Zur Vermeidung sol
cher Situationen werden außerordentlich aufwendige Vor-Ort-
Tests oder Labortests unter der Realität nachgebildeten Be
dingungen durchgeführt.
Besonders in Gebäuden, wie beispielsweise in Krankenhäusern,
wo die Bebauungsprofile die Wellenausbreitung stark beein
flussen, werden zur Gestaltung und zur Überprüfung des Mobil
funknetzes derartige Tests durchgeführt. Dabei werden im La
bor an einem Mobilfunksystem, welches im einfachsten Fall aus
zwei Basisstationen und einem Mobilteil besteht, die in der
Praxis auftretenden Bedingungen nachgebildet und Betriebs
funktionen wie 'Roaming' und 'Handover' von Mobilteilen ge
testet.
Beispielsweise ist aus der europäischen Offenlegungsschrift
EP 0 739 150 A2 ein Test-Verfahren für Mobilfunksysteme be
kannt, bei dem die Sendeleistung einer Basisstation derart
erhöht wird, daß weitere Basisstationen in den Funkbereich
der Basisstation eingeschlossen werden. Anschließend werden
Test-Nachrichten von der Basisstation an die weiteren Basis
stationen übermittelt und an der Basisstation empfangene Ant
wortnachrichten der weiteren Basisstationen mit den ursprüng
lich gesendeten Test-Nachrichten verglichen. Auf diese Weise
kann die Funktionsweise der Basisstation getestet werden.
Des weiteren ist aus der deutschen Offenlegungsschrift
DE 41 24 617 A1 ebenfalls ein Test-Verfahren für Mobilfunk
systeme bekannt, bei dem ein Mobilteil über ein sogenanntes
Grundgerät drahtgebunden mit zwei Basisstationen verbunden
ist. Durch in dem Grundgerät angeordnete Dämpfungsglieder
können verschiedene räumlichen Abstände zwischen dem Mobil
teil und den Basisstationen simuliert werden, wobei die Sen
deleistung der Basisstationen (BS) unverändert bleibt.
Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe besteht darin,
ein alternatives Verfahren bzw. eine alternative Anordnung
zum Testen von Betriebsfunktionen für das Zusammenwirken von
Basisstationen und Mobilteilen zu schaffen, ohne die räumlichen
Abstände zwischen den Basisstationen und den Mobilteilen
zu variieren.
Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs 1
bzw. des Patentanspruchs 6 gelöst.
Erfindungsgemäß werden die räumlichen Abstände zwischen den
Mobilteilen und den Basisstationen durch eine Variation der
Sendeleistungen der Basisstationen simuliert, wobei die Sen
deleistung einer ersten Basisstation derart verringert wird,
daß ein 'Handover' eines Mobilteils von der ersten Basissta
tion zu einer zweiten Basisstation erfolgt. Die entsprechen
den Tests sind automatisierbar.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unter
ansprüchen angegeben.
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand eines Bei
spieles unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen nä
her erläutert.
Dabei zeigen:
Fig. 1: ein Strukturbild zur schematischen Darstellung des
Testverfahrens gemäß dem Stand der Technik;
Fig. 2: ein Diagramm zur Darstellung der Abhängigkeit des
Empfangspegels am Mobilteil von der Entfernung zwi
schen Basisstation und Mobilteil mit einem Pegel
schwellwert;
Fig. 3: ein Strukturbild zur schematischen Darstellung des
erfindungsgemäßen Testverfahren;
Fig. 4: ein Strukturbild zur schematischen Darstellung ei
ner Prinzip-Schaltungsanordnung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Testverfahrens; und
Fig. 5: ein Strukturbild zur schematischen Darstellung ei
ner erfindungsgemäßen Anordnung für eine Variation
der Sendeleistung von Basisstationen.
Fig. 1 zeigt in einer schematischen Darstellung eine erste und
eine zweite Basisstation BS-A, BS-B, die den jeweiligen Ba
sisstationen BS-A, BS-B zugeordneten Funkzellen und ein einem
Teilnehmer zugeordnetes Mobilteil MT. Verläßt der Teilnehmer
mit seinem Mobilteil MT während eines Gespräches die Funkzel
le einer Basisstation BS-A, BS-B - wie in Fig. 1 durch den
Pfeil angedeutet - oder verschlechtern sich die aktuellen Ü
bertragungsverhältnisse, so kann ein Weiterreichen der Ver
bindung zu einer nächsten Basisstation BS-A, BS-B - in der
Literatur häufig als 'Intercell-Handover' bezeichnet - oder
ein Wechsel der Zeitschlitze bzw. des Kanals im Rahmen der
Verbindung zwischen Basisstation BS-A, BS-B und Mobilteil MT
derselben Basisstation BS-A, BS-B - in der Literatur häufig
als 'Intracell-Handover' bezeichnet - ausgelöst werden. Einer
für den Teilnehmer - in der Regel unbemerkten - Handover-Pro
zedur gehen dabei komplexe Steuerungsvorgänge sowohl in den
beteiligten Basisstationen BS-A, BS-B als auch im Mobilteil
MT voraus.
Für den Handover-Prozeß werden z. B. Meßgrößen wie der Emp
fangspegel - basierend auf der Empfangsleistung - und die
Empfangsqualität - basierend auf der Bit-Fehlerrate - laufend
analysiert und mit definierten Schwellwerten verglichen. In
den Entscheidungsprozeß, ob ein Handover erfolgen soll, flie
ßen sowohl die Verhältnisse am Ort des Mobilteils MT, als
auch die in der beteiligten Basisstation BS-A, BS-B gemesse
nen Daten ein. Parallel dazu werden die Empfangspegel der be
nachbarten Basisstationen BS-A, BS-B vom jeweiligen Mobilteil
MT gemessen.
Fig. 2 zeigt in einer schematischen Darstellung ein Diagramm
mit einem Pegelschwellwert A, bei dessen Unterschreiten ein
Handover ausgelöst wird. An der Ordinate ist der einer Basis
station BS-A, BS-B zugeordnete Empfangspegel, z. B. am Ort des
Mobilteils MT, und an der Abszisse der Abstand x zwischen Mo
bilteil MT und Basisstation BS-A, BS-B aufgetragen. Wie das
Diagramm zeigt nimmt der Empfangspegel am Ort eines Mobil
teils MT mit steigender Entfernung x von der Basisstation
BS-A, BS-B ab. Wird der Pegelschwellwert A unterschritten,
wird ein Handover ausgelöst und die Verbindung, z. B. von der
ersten Basisstation BS-A zur zweiten, einen höheren Empfangs
pegel aufweisenden Basisstation BS-B weitergereicht.
Im erfindungsgemäßen Testverfahren wird das Mobilteil MT z. B.
in einem DECT-Netz (Digital Enhanced Cordless Telecommunica
tions) in einen Meßmodus versetzt. In diesem Meßmodus werden
auf dem Display des Mobilteils MT Statusinformationen wie
z. B. der einer Basisstation BS-A, BS-B zugeordnete Feldstär
kewert und eine sogenannte 'Ortsnummer' der gerade verbunde
nen Basisstation BS-A, BS-B angezeigt. Das Mobilteil MT be
findet sich - wie in Fig. 1 gezeigt - sowohl im Funkfeld der
ersten Basisstation BS-A als auch im Funkfeld der zweiten Ba
sisstation BS-B, wobei beide Funkfelder am Ort des Mobilteils
MT ausreichende Feldstärke aufweisen. Die bestehende Verbin
dung des Mobilteils MT ist zur Zeit über die erste Basissta
tion BS-A geführt. Auf dem Display des im Testmodus befindli
chen Mobilteils MT wird somit die Ortsnummer der ersten Ba
sisstation BS-A angezeigt.
Fig. 3 zeigt nun in einer schematischen Darstellung die erste
und die zweite Basisstation BS-A, BS-B, wobei die Sendeleis
tung der ersten Basisstation BS-A gegenüber der Fig. 1 ver
ringert ist, so daß die der ersten Basisstationen BS-A zuge
ordnete Funkzelle eine geringere geographische Ausdehnung
aufweist. Aufgrund der Verringerung der Sendeleistung der
ersten Basisstation BS-A wird ein Handover ausgelöst und die
Verbindung von der ersten Basisstation BS-A zur zweiten, ei
nen höheren Empfangspegel aufweisenden Basisstation BS-B wei
tergereicht. Auf dem Display des Mobilteils MT läßt sich der
Handover von der ersten Basisstation BS-A zur zweiten Basis
station BS-B durch die Änderung der Ortsnummer überwachen.
Ebenfalls kann derjenige Feldstärkewert der ersten Basissta
tion BS-A bestimmt werden, bei dessen Unterschreitung der
Handover ausgeführt werden muß.
Das erfindungsgemäßen Testverfahren kann in die Software der
Basisstationen BS-A, BS-B implementiert werden. Dieses ermög
licht einen automatisierten Testablauf im Labor oder vor Ort,
in dem die Sendeleistung der Basisstationen BS-A, BS-B in be
stimmten Variationen (Testsequenzen) ausgeführt und die Be
triebsfunktionen bzw. die Reaktion des Mobilfunksystems ana
lysiert werden können.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Testverfahrens
wird im Labor auf die, die Sendeleistung der jeweiligen Ba
sisstationen BS-A, BS-B bestimmende Schaltungselemente - also
die Hardware - eingewirkt, ohne daß auf die Steuerungspro
gramme - also die Software - für die Funktionen Handover,
Roaming oder dergleichen Einfuß genommen werden muß.
Fig. 4 zeigt ein Strukturbild einer beispielhaften Prinzip-
Schaltungsanordnung, bei der insgesamt sechs Basisstationen
BS-A, . . ., BS-F über Schnittstellen 1 - in der Literatur häufig
als 'Linecards' bezeichnet - mit einer Kommunikationsanlage 2
- in der Literatur häufig als 'Private Branch Exchange', kurz
PBX bezeichnet - verbunden sind.
Durch die Veränderung der Sendeleistung der einzelnen Basis
stationen BS-A, . . ., BS-F kann eine reale Bewegung des Mobil
teils MT mittels variierter Funkbereiche 3 der einzelnen Ba
sisstationen BS-A, . . ., BS-F simuliert werden. Zu Beginn wird
die Sendeleistung der jeweiligen Basisstationen BS-A, . . ., BS-F
auf eine maximale Sendeleistung (100%) eingestellt. Die Funk
bereiche 3 der einzelnen Basisstationen BS-A, . . ., BS-F sind
bei maximaler Leistung (100%) so ausgedehnt (nicht gezeigt),
daß das Mobilteil MT in den Funkbereichen aller Basissta
tionen BS-A, . . ., BS-F liegt, wobei die aktuelle Funkverbindung
des Mobilteils MT über die erste Basisstation BS-A geführt
wird.
Bei der Simulation der Ortsveränderung des Mobilteils MT vom
Funkbereich 3 der ersten Basisstation BS-A zum Funkbereich 3
der Basisstation BS-F werden die Sendeleistungen der Basis
stationen BS-A, . . ., bis BS-E simultan und/oder nacheinander,
in Stufen z. B. zwischen 100% und 50% - wie in dem zugeordne
ten Diagramm 4 dargestellt - verringert. Die Funkverbindung
wird bei einem Unterschreiten der Pegelschwelle A (gemäß Fig.
2) zur nächsten Basisstation BS weitergereicht, z. B. von der
ersten Basisstation BS-A zur zweiten Basisstation BS-B. Die
ser Vorgang wiederholt sich, bis die Funkverbindung des Mo
bilteils MT über die Basisstation BS-F geführt wird. Dabei
wird jeder Funkverbindungswechsel in der Kommunikationsanlage
2 über die jeweiligen Basisstationen BS-A, . . . ., BS-F regist
riert, so daß ein an der Kommunikationsanlage 2 für das Mo
bilteil MT eingehender Ruf zu derjenigen Basisstation
BS-A, . . ., BS-F, über welche die aktuelle Funkverbindung be
steht, weitergeleitet werden kann.
Fig. 5 zeigt in einer schematischen Darstellung beispielhaft
für die erste und die zweite Basisstation BS-A, BS-B eine
Schaltungsanordnung für eine Variation der Sendeleistung ei
ner Basisstation BS-A, BS-B. Die Anordnung besteht im vorlie
genden Ausführungsbeispiel aus der ersten und der zweiten,
jeweils über Schnittstellen 1a bzw. 1b mit der Kommunika
tionsanlage 2 verbundenen Basisstation BS-A und BS-B, einem
Mobilteil MT und einem Simulator 5. Der Simulator 5 detek
tiert über eine - nicht dargestellte Ausgabeeinrichtung z. B.
eine Schnittstelle am Mobilteil MT die Statusinformationen
des Mobilteils MT, beispielsweise über welche der Basisstati
onen BS-A, BS-B die aktuelle Funkverbindung geführt und wel
che einer Basisstation BS-A, BS-B zugeordnete Feldstärke am
Mobilteil MT aktuell empfangen wird.
In Abhängigkeit der detektierten Informationen des Mobilteils
MT bildet der Simulator 5 durch ein Programm festgelegte
Steuerinformationen, die an die Basisstationen BS-A, BS-B ü
bermittelt werden. In den Basisstationen BS-A, BS-B sind Im
pedanz- bzw. Widerstandsnetzwerke 6a, 6b vorgesehen, welche
über eine Schalteinrichtung 7a, 7b entsprechend den Steuerin
formationen des Simulators 5 die jeweilige Leistung von End
stufen 8a, 8b, und somit die von Antennen 9a, 9b der Basis
stationen BS-A, BS-B jeweils abgegebene Sendeleistung, beein
flussen. Die einzelnen Bauelemente sind dabei derart ausge
legt, daß die Feldstärke in den Funkbereichen 3a, 3b zwischen
einer maximalen Feldstärke (100%) und einer geringeren Feld
stärke, z. B. 50%, variiert werden kann. Beim dargestellten
Widerstandsnetzwerk 6a, 6b ist entweder ein Widerstand Z1 o
der ein Widerstand Zn einem Eingangswiderstand Ze parallel
geschaltet entsprechend der maximalen bzw. einer geringeren
Feldstärke. Das Impedanz- bzw. Widerstandsnetzwerk kann al
ternativ auch mehrere Widerstände mit entsprechender Schalt
einrichtung aufweisen, so dass die Sendeleistung bzw. die
Feldstärke in mehreren Stufen variiert werden kann. Es kann
zum Zweck der Variation der Sendeleistung bzw. Feldstärke
auch auf andere diese bestimmende oder beeinflussende konkre
te Bauelemente zugegriffen werden.
Ferner kann eine Einstellung der Sendeleistung der Basissta
tionen BS-A, BS-B - eine geeignete Modifikation der Basissta
tionen BS-A, BS-B vorausgesetzt - auch stufenlos erfolgen.
Schließlich ist eine Erweiterung des Simulators 5 z. B. durch
eine Aufzeichnungseinrichtung, mit dem eine automatische
Langzeitanalyse des Mobilfunksystems erfolgen kann, möglich.