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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung von hochmolekularen Wachsen aus Polyolefinen bzw.
Polyolefinabfällen,
insbesondere solchen, die im Rahmen des Kunststoffrecyclings in
größeren Mengen
in Industrie und Haushalt anfallen und die für eine werkstoffliche Verwertung
nicht mehr geeignet sind.
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In den letzten Jahren sind weltweit
eine Vielzahl von Möglichkeiten
untersucht worden, die in der Industrie und in Haushalten anfallenden
nicht mehr werkstofflich verwertbaren Kunststoffabfälle umfassend
einer Wiederverwendung zuzuführen,
ohne die Umwelt zu belasten. Dazu sind vielfache Bemühungen bekannt
geworden, derartige Polyolefinabfälle unter Abbau ihrer Molekülstruktur
einer Nutzung als chemischer Rohstoff zuzuführen. Diese Verfahren haben
sich jedoch wegen ihrer hohen Kosten bisher in der Praxis noch nicht
durchsetzen können.
In der Regel werden aus diesem Grunde derartige Abfälle unter
Nutzung ihres Energieinhaltes verbrannt oder einer Mülldeponie
zugeführt.
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Neben der energetischen Verwertung
dieser Abfälle
durch Pyrolyseverfahren sind Verfahren zur Aufarbeitung thermoplastischer
Kunststoffabfälle
zu vorwiegend gasförmigen
oder flüssigen
Kohlenwasserstoffen bekannt geworden. Derartige Verfahren sind in
der Regel auf der Grundlage der Sumpfphasenhydrierung aufgebaut.
Dabei werden die zerkleinerten Kunststoffabfälle in der Sumpfphase mit katalytisch
wirkenden Feststoffen angemaischt, bei erhöhten Drücken und Temperaturen bis zur
Verflüssigung
vorhydriert und anschließend
nach Abtrennung der in dem flüssigen
Sumpfprodukt enthaltenen Feststoffe einem ein- oder mehrstufigen
katalytischen Hydrierprozeß unterzogen
und auf diese Weise zu flüssigen
und gasförmigen
Kohlenwasserstoffen umgewandelt. Mit diesen Verfahren können zwar
thermoplastische Kunststoffanfälle
umweltschonend beseitigt werden, sie erfordern jedoch einen hohen
technischen Aufwand und sind aus diesem Grunde außerordentlich
kostenaufwendig.
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Es hat auch nicht an Versuchen gefehlt,
sortenreine Polyolefinabfälle
schonend aufzuarbeiten. Dazu wird in der
DE-PS 30 37 829 ein Verfahren
beschrieben, mit dem die Herstellung modifizierter Peche und niedrigsiedender
Aromaten oder Olefine durch thermische Behandlung der Kunststoffabfälle in Gegenwart
hochsiedender Aromaten in der Weise erfolgt, daß die Polyolefine bei Temperaturen
oberhalb ihres Zersetzungspunktes und Drücken bis zu 830 bar mit bis
zu 90 Gew.-Teilen über
300°C siedenden
Kohlenwasserstoffgemischen unter Inertgasatmosphäre thermisch behandelt werden.
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Ein wesentlicher Nachteil solcher
Verfahren ist, daß sie
hinsichtlich der durch ihre Anwendung gewinnbaren Produkte wenig
flexibel sind. So werden durch das in der Regel erforderliche Aufheizen
des flüssigen
Reaktionsmediums auf Cracktemperaturen deutlich über 400°C oder durch Cracken in der
Gasphase überwiegend
flüssige
und gasförmige
Produkte gewonnen, deren Anwendungsbereiche entsprechend eingegrenzt
sind. Die Herstellung hochschmelzender, fester Spaltprodukte kann
mit den herkömmlichen
Verfahren nicht oder nur begrenzt erreicht werden.
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Eine weitere Möglichkeit zur Aufarbeitung von
Polyolefinabfällen
wird in der
DD-PS 200
891 beschrieben. Nach diesem Verfahren werden Polyolefinabfälle, wie
beispielsweise nicht mehr werkstofflich verwertbares Polyethylen,
bei Temperaturen über 100°C in flüssigen Kohlenwasserstoffen
gelöst
und die so erhaltene pumpfähige
Lösung
anschließend einer
thermischen Behandlung bei üblichen
Bedingungen unterworfen. Die dabei erhaltenen Stoffgemische werden
entweder einer in der Mineralölindustrie üblichen
Weiterverwertung unterzogen oder ohne weitere Nachbehandlung einer
energetischen Nutzung zugeführt.
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Ein Nachteil der bekannten Verfahren
ist, daß es
mit ihnen nicht gelingt, die festen Polyolefinabfälle ohne
Zusatz fremder Hilfsstoffe in eine flüssige, pumpfähige Konsistenz
zu überführen. Dies
folgt aus der Eigenschaft der Polyolefine, daß sie bis hin zu einem Temperaturbereich
um 400°C,
in dem deutliche, für
den technischen Prozeß ausreichende Spaltreaktionen
beginnen, eine hochviskose, technisch sehr schwer handhabbare Masse
darstellen. Die Zugabe von geeigneten flüssigen Stoffen, wie Kohlenwasserstoffgemische,
ermöglicht
zwar die Herstellung einer pumpfähigen
Konsistenz, wirkt sich jedoch nachteilig auf die Ökonomie
des Verfahrens und die Qualität
der gewonnen Produkte aus. Ein weiterer Nachteil bekannter Verfahren
ist, daß durch das
Aufheizen des flüssigen
Reaktionsmediums auf Cracktemperaturen deutlich über 400°C oder durch Cracken in der
Gasphase überwiegend
flüssige
und gasförmige
Produkte gewonnen werden, deren Anwendungs gebiete entsprechend eingegrenzt
sind. Die Gewinnung überwiegend
hochschmelzender, fester Spaltprodukte kann mit diesen Verfahren
nicht erreicht werden.
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In der französischen Patentschrift 24 80
287 B1wird ein Verfahren zur Herstellung von Polyolefinwachs mit
einer Molmasse im Bereich von 600 bis 4500 aus Hochdruckpolyethylen
im Gemisch mit Polypropylen im Temperaturbereich zwischen 350 und 500°C und bei
Drücken
von 2 bis 6 bar beschrieben, wobei die Temperaturführung so
gestaltet ist, daß die Verweilzeit
des Gemisches im Reaktor bei max. 10 Min. liegt. Bei diesem Verfahren
ist es zur Erreichung des angegebenen Zieles erforderlich, sortenreine Polyethylen-Polypropylen-Gemische
einzusetzen, die frei von Verschmutzungen jeglicher Art sind. Gleichzeitig
entsteht durch die vorgeschlagene Technologie und die dazu erforderlichen
Druckverhältnisse
ein hoher technischer Aufwand, der sich negativ auf die Ökonomie
des Verfahrens auswirkt.
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In der
DE-PS 43 44 845 ist ein Verfahren zum schonenden
Abbau hochschmelzender insbesondere werkstofflich nicht mehr einsetzbarer
Polyolefine mit dem Ziel der Herstellung von Abbauprodukten beschrieben,
die durch schonenden Abbau der hochmolekuaren Polyolefine bzw. Polyolefinabfälle die
Herstellung einer im Temperaturbereich von 150 bis 180°C niedrigviskosen
und gut pumpfähigen Schmelze
gestattet. Dabei werden bei der Durchführung des Verfahrens unter
Sauerstoffausschluß Spalttemperaturen
zwischen 420 und 550°C
bei Normaldruck angewendet, die zu einem Abbau der eingesetzten
Polyolefine in hochschmelzende Polyolefinspaltprodukte mit Schmelzpunkten
zwischen 110 und 130°C
führen.
Das erhaltene Endprodukt enthält jedoch
neben den hochschmelzenden Abbauprodukten noch einen relativ hohen
Anteil an tiefer gespalteten Abbauprodukten, die sich nachteilig
auf die Qualität
der herzustellenden Fraktion der hochschmelzenden Spaltprodukte
auswirkt. Derartige Nebenprodukte müssen aus diesem Grunde durch
zusätzliche technologische
Schritte entfernt werden.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe
zugrunde, die Nachteile des Standes der Technik zu beseitigen und
ein Verfahren zu entwickeln, mit dem in einer zweistufigen Verfahrensweise
die Herstellung eines hochmolekularen Wachses aus Polyolefinen, insbesondere
solcher, die im Rahmen des Kunststoff-Recyclings in größeren Mengen
anfallen und die für
eine werkstoffliche Verwertung nicht mehr geeignet sind, ermöglicht wird.
Bevorzugte Polyolefine sind Polyethylen und Polypropylen.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein
Verfahren gelöst,
bei dem Polyolefine oder Polyolefinabfälle in zerkleinerter Form,
beispielsweise als Mahlgut, Folienmahlgut, Granulat, als Agglomerat oder
in einer anderen zerkleinerten Form mengengesteuert in einer ersten
Verfahrensstufe in eine Schmelze mit Temperaturen zwischen 180 und 320°C überführt und
in einer zweiten Verfahrensstufe in einer als Kaskade ausgebildeten
Spaltreaktoreinheit und dort unter ständiger Durchmischung und Sauerstoffausschluß bei Normaldruck
und Temperaturen von 320 bis 380°C
so lange behandelt wird, bis das Einsatzprodukt in hochmolekulare
Wachse im Molmassebereich zwischen 1000 uns 10000 g/mol abgebaut
ist. Die erforderliche Reaktionszeit ist dabei abhängig von
der zu erreichenden Molmasse des herzustellenden hochmolekularen
Wachses und der Anzahl der in der Kaskade angeordneten Spaltreaktoren.
Danach wird das erhaltene hochmolekulare Wachs aus dem Reaktorsystem
entnommen, über eine
Filtereinheit von mitgeführten
mineralischen und organischen Verunreinigungen befreit und anschließend konfektioniert.
Nicht erwünschte
im laufenden Prozeß anfallende
niedermolekulare Anteile im Fertigprodukt werden zweckmäßig nach
einem weiteren Merkmal der Erfindung nach der Entnahme des hochmolekularen
Wachses aus dem Reaktorsystem durch Anlegen eines Vakuums von 20
bis 80 mbar und Temperaturen unterhalb der Spalttemperatur am Kopf
eines dem zuletzt in der Spaltreaktorkaskade angeordneten Reaktors
nachgeordneten Stripreaktors ausgeschieden und aus dem System entfernt. Vorteilhaft
erfolgt die Ausscheidung dieser nicht erwünschten Anteile durch Zuführung von
Inertgas am Boden dieses Stripreaktors. Zur Herstellung der Schmelze
in der ersten Verfahrensstufe hat sich der Einsatz eines Entgasungsextruders
mit Trennkopf und Störstoffaustrag
in Verbindung mit einem Molekularsieb zur Vermeidung des Einbringens
von mineralischen und organischen Verunreinigungen in den ersten
Reaktor der Reaktorkaskade als wirtschaftlich besonders vorteilhaft
erwiesen. Der gemäß der Erfindung
zu erzielende Molmassenbereich zwischen 1000 und 10000 g/mol der
herzustellenden hochschmelzenden Wachse kann erfindungsgemäß durch
die Verweilzeit der Schmelze in den Reaktoren oder bei konstanter
Verweilzeit über
die Spalttemperaturen in den Reaktoren gesteuert werden. Dabei hat
sich die Anwendung eines Schlaufenreaktors bewährt, der aus einer technologischen
Einheit von Reaktor und Wärmetauscher
besteht, wobei das im Reaktor befindliche Produkt im Kreislauf gefahren
wird und je nach gewünschter
Molmasse ein bestimmtes Verhältnis
Kreislaufprodukt zu Fertigprodukt eingestellt wird. Bevorzugt beträgt das Verhältnis Kreislaufprodukt
zu Fertigprodukt von 20 : 1 bis 40 : 1. Ein auf diese Weise erhaltenes
hochschmelzendes Wachs wird aus dem Reaktor entnommen, im Stripreaktor
durch Zuführung
von Inertgas von niedermolekularen Anteilen befreit und anschließend über eine
Filtereinheit oder einen Dekanter einer Konfektionierung zugeführt.
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Die Erfindung gestattet gegenüber dem
bekannten Stand der Technik eine kontinuierliche Herstellung von
hochschmelzenden Wachsen mit jeweils definierten Molmassen im Bereich
von 1000 bis 10000 g/mol. Die Gradation der herzustellenden Wachse
kann dabei ohne die Anlage außer
Betrieb zu nehmen und neu einzurichten im laufenden Prozeß beliebig
variiert werden. Anfallende Nebenprodukte, wie gasförmige oder
flüssige
Anteile sowie feste Abfallprodukte in den einzelnen Prozeßstufen, können problemlos
aus dem laufenden Verfahren abgetrennt und einer weiteren Verwertung
zugeführt oder
in anderer Weise entsorgt werden.
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Durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
können
auf die vorgeschlagene Weise kostengünstig insbesondere aus nicht
mehr werkstofflich verwertbaren Polyolefinabfällen hochschmelzende Wachse
hergestellt werden, die in vielfältigen
Bereichen der Wirtschaft eingesetzt werden können. Bevorzugt werden die
mit den erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Wachse als Additive für Asphalt und Bitumen verwendet.
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Alle angegebenen Molekulargewichte
sind gewichtsmittlere Molekulargewichte. Die niedermolekularen Anteile,
die entfernt werden, haben in der Regel ein Molekulargewicht von
etwa 150 bis 500 g/mol.
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Die Erfindung soll nachstehend an
einem Ausführungsbeispiel
näher erläutert werden.
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Beispiel
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Ein aus DSD-Sammlungen stammendes Einsatzgemisch
aus Polyethylen niederer Dichte und Polypropylen im Verhältnis 70
: 30 wurde vorgereinigt und zerkleinert einem Entgasungsextruder
mit Störstoffaustrag
zugeführt
und dort bei Temperaturen zwischen 220 und 260°C geschmolzen und homogenisiert.
Die anfallenden Gase und Dämpfe
wurden abgezogen und einer gesonderten Aufarbeitung zugeführt. Die
homogenisierte und zwischenzeitlich auf Temperaturen von 270 und
300°C aufgeheizte
Polyolefinschmelze wurde danach in den ersten Reaktor einer Reaktorkaskade
aus drei beheizbaren, drucklos und unter Sauerstoffausschluß betriebenen
Rührreaktoren
eingespeist und dort und danach in den beiden nachgeordneten Rührreaktoren
auf Temperaturen zwischen 340 und 355°C gebracht und bei Verweilzeiten
zwischen 15 und 60 Stunden auf mittlere Molmassen zwischen 1000
und 9000 g/mol abgebaut. Die in den Reaktoren anfallenden Gase und Dämpfe wurden über ein
gemeinsames Atmungssysten abgezogen und gesondert aufgearbeitet.
Aus dem dritten Reaktor wurden die erhaltenen Wachse in einen dem
dritten Spaltreaktor nachgeschalteten Stripreaktor bei einem Druck
von etwa 50 mbar bei Temperaturen unterhalb der Spalttemperatur
unter Einsatz von ca. 110 l/min. Stickstoff von während des Crackvorganges
entstandenen niedermolekularen Anteilen befreit. Anschließend wurden
die mineralischen und organischen Feststoffe über einen Dekanter entfernt
und das danach erhaltene Fertigprodukt in üblicher Weise konfektioniert.