DE10015294A1 - Reversibles Deformationselement - Google Patents
Reversibles DeformationselementInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Stoßenergieabsorption bei Kraftfahrzeugen, bei der die axialeinwirkenden Stoßkräfte zu einer radialen Dehnung einer Manschette führen, die bedingt durch ihre superelastischen Materialeigenschaften Gegenkräfte erzeugt, die wiederum diesen Stoßkräften entgegenwirken und nach deren Einwirken die Vorrichtung in eine funktionsfähige Ausgangslage zurückführen.
Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Stoßenergieabsorp
tion bei Kraftfahrzeugen nach der im Patentanspruch 1 näher
definierten Art.
Zur Einhaltung von bestimmten Mindestsicherheitsstandards bei
der Fahrzeugsicherheit sind zahlreiche Normen, Vorschriften,
Prüfungen und Empfehlungen, unter anderem auch aus der Versi
cherungsbranche, bekannt, die die Hersteller von Kraftfahrzeu
gen einhalten und nachweisen müssen. Diese Mindestsicherheits
standards sollen die Sicherheit der Personen im Kraftfahrzeug
erhöhen, das Unfallrisiko vermindern, sowie die Unfallfolgen
gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern reduzieren oder vermei
den.
Dabei zählen zur passiven Sicherheit Maßnahmen, die insbeson
dere die Unfallfolgen so gering wie möglich halten sollen.
Beispielsweise weisen heutzutage Kraftfahrzeuge Stoßfänger und
Deformationselemente auf, die bei einem Aufprall mit geringer
Geschwindigkeit von z. B. bis zu 15 km/h über eine Stoßenergie
aufnahme verformt werden, ohne daß dies Folgen für die Struk
tur der Karosserie oder eine Beschädigung anderer Fahrzeugbau
teile, wie z. B. der Beleuchtung zur Folge hat. Diese Maßnahmen
dienen einer Erhöhung der passiven Sicherheit und als Folge
einer Reduzierung von Reparaturkosten bei Unfällen.
Deformationselemente sind Teile, die sich bei einem Aufprall
in der Regel zuerst verformen. Sie sind sozusagen das erste
Glied einer gezielten Verformung. Der Betrag der absorbierba
ren Energie hängt dabei von dem zur Verfügung stehenden Deformationsweg
und der gesamten Widerstandskraft der Stoßaufnahme
vorrichtung bzw. des Deformationselements ab. Das Kraftniveau
der Widerstandselemente einer solchen Deformationsvorrichtung
muß dabei so niedrig gewählt werden, daß eine Stauchung der
sie tragenden Fahrzeugbauteile bei einer Deformation ausge
schlossen ist.
Aus der Praxis sind hierzu sogenannte Crash-Boxen bekannt, die
ein im wesentlichen quaderförmiges Kastenprofil aus Blech dar
stellen, das bei Einleitung einer Stoßenergie in deren Längs
richtung meist unkontrolliert deformiert wird und ab einem be
stimmten Deformationsweg einen festen Block bildet. Es ver
steht sich von selbst, daß bei einem Unfall mit erhöhter Ge
schwindigkeit, eine solche Crash-Box zerstört wird. Um jedoch
die Reparaturkosten bei einem "Bagatell"-Unfall mit geringer
Aufprallgeschwindigkeit niedrig zu halten, müssen derartige
Crash-Boxen so ausgestaltet sein, daß diese bei noch nicht
vollständig abgebauter Bewegungsenergie entgegen der Kern
struktur der Karosserie verschoben werden, ohne diese zu be
schädigen.
Hierzu sind beispielsweise Deformationselemente in der Form
unterschiedlicher ausfahrbarer Prallelemente bekannt, die
meist durch eine Sensorik, welche ein Hindernis rechtzeitig
vor dem Aufprall erkennt, derart angesteuert werden, daß sie
unmittelbar vor einem Aufprall des Kraftfahrzeuges ausfahren.
Eine derartige Stoßaufnahmevorrichtung für ein Kraftfahrzeug
mit einem die Stoßenergie absorbierenden Bauteil in der Form
eines an den Fahrzeuglängsträger angeordneten Zylinders, der
mit Druckgas betrieben werden kann, ist beispielsweise aus der
DE 196 54 559 bekannt.
Dieses reversibel arbeitende Deformationselement erfordert je
doch eine zum Teil erhebliche Baulänge und ist in seiner kon
struktiven Ausgestaltung verhältnismäßig aufwendig.
Eine weitere Deformationsvorrichtung zur Stoßenergieaufnahme,
die bei geringen Aufprallgeschwindigkeiten wieder in ihre Aus
gangslage zurückgeführt werden kann, ist beispielsweise aus
der DE 39 13 224 bekannt. Diese Druckschrift offenbart einen
Pralldämpfer mit ineinander teleskopförmig verschiebbaren
Rohrbuchsen, wobei zwischen den Rohrbuchsen zwei elastomere
Federelemente angeordnet sind, die infolge ihrer konkreten
Ausgestaltung einen doppelten Federweg ermöglichen. Dieser
Pralldämpfer zeichnet sich jedoch auch durch eine verhältnis
mäßig große Baulänge aus.
Ein weiterer Schockabsorber in der Form eines Stoßdämpfers ist
aus der EP 0 417 532 bekannt, bei dem ein Kolben bei Auftreten
einer Stoßeinwirkung in einer sogenannten Absorberhülse aus
einem elastischen Material verschoben werden kann. Dieser Kol
ben ist innerhalb der Absorberhülse in beiden Richtungen funk
tionsfähig, jedoch vermag die Absorberhülse aus dem elasti
schen Kunststoff nicht von sich aus den Kolben in seine ur
sprüngliche Ausgangslage zurückzuführen.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrich
tung zur Stoßenergieabsorption bei Kraftfahrzeugen zu schaf
fen, die bei geringen Aufprallgeschwindigkeiten nach erfolgter
Stoßeinwirkung reversibel ist und sich durch eine verhältnis
mäßig einfache konstruktive Ausgestaltung auszeichnet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einer Vorrichtung gemäß
den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Stoßenergieabsorption
zeichnet sich dadurch aus, daß die reversible Deformation quer
zu den einwirkenden Stoßkräften erfolgt, indem sich die außen
liegende Manschette aus einem superelastischen Material bei
Stoßeinwirkung radial aufweitet. Bedingt durch die Eigenschaf
ten des superelastischen Materials werden aufgrund der radia
len Aufweitung radial nach innen wirkende, also der Aufweitung
entgegengerichtete Kräfte induziert.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung gemäß der
Erfindung handelt es sich bei diesem superelastischen Material
um Formgedächtnislegierungen. Derartige Legierungen zeichnen
sich durch drei besondere Effekte aus: den Formgedächtsnisef
fekt, die Superelastizität und das hohe Dämpfungsvermögen. Ge
mäß der Erfindung soll die jeweilige Formgedächtnislegierung
derart ausgewählt sein, daß sie bei Betriebstemperatur der
Vorrichtung im austenitischen Gefügezustand vorliegt. In die
sen Zustand kommt der superelastische Bereich dieses Legie
rungstyps bzw. dieses Gefügezustandes zum Tragen, der mit ei
ner sehr starken Hysterese einhergeht. Darüber hinaus läßt
sich in diesem Bereich eine hohe Dämpfungswirkung auch bei ho
her mechanischer Beanspruchung des Dämpfungskörpers erzielen.
Die reversible Dehnungsfähigkeit liegt hierbei in einer Grö
ßenordnung von bis zu 10%.
Als Material für die Manschette sind gemäß der Erfindung auch
Hybridstrukturen bzw. Verbundwerkstoffe mit einer Komponente
oder Schichten aus Formgedächtnislegierungen denkbar.
Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfin
dung ergeben sich aus den Patentansprüchen und dem anhand der
Zeichnung prinzipmäßig beschriebenen Ausführungsbeispiel.
Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Querschnittsdarstellung einer erfin
dungsgemäßen Vorrichtung zur Stoßenergieabsorption in
zwei unterschiedlichen Betriebszuständen; und
Fig. 2 ein typisches Spannungs-Dehnungsdiagramm einer Formge
dächtnislegierung.
Bezug nehmend auf Fig. 1 ist eine Vorrichtung 1 zur Stoßener
gieabsorption dargestellt. Die Vorrichtung 1 weist eine Rohr
buchse 2 auf, die in der Regel aus Stahl besteht. Die Rohrbuchse
2 ist in Längsrichtung durchgehend geteilt, so daß eine
Durchmessererweiterung möglich ist.
In der Rohrbuchse 2 sind zwei Anschlußelemente angeordnet, die
in dieser verschiebbar sind. Dabei ist ein Anschlußelement 3
beispielsweise an der Trägerstruktur des Kraftfahrzeugs befe
stigt, während das andere Anschlußelement 4 mit der Stoßstange
in Verbindung steht.
Auf der Mantelfläche der Rohrbuchse 2 ist umfänglich eine Man
schette 5 vorgesehen, die aus einer Formgedächtnislegierung
besteht. Die Manschette 5 umschließt die Rohrbuchse 2 dabei
vollständig.
Die endseitigen Innenflächen 6 der Rohrbuchse 2, ebenso wie
die. Mantelflächen 7 der Anschlußelemente 3 und 4 sind vorzugs
weise konisch und komplementär zueinander ausgebildet.
Es wird deutlich, daß durch die Einleitung einer aufprallbe
dingten Stoßkraft F die beiden Anschlußelemente 3 und 4 gegen
einander bewegt und dadurch innerhalb der Rohrbuchse 2 ver
schoben werden. Infolge der komplementären konischen Ausge
staltung der anliegenden Flächen 6 und 7 wird eine Relativbe
wegung quer zur Einleitrichtung der Stoßkraft F induziert, die
zu einer radialen Aufweitung der Rohrbuchse 2 führt.
Diese Durchmessererweiterung wird von der an der Rohrbuchse 2
außenseitig anliegenden Manschette 5 aus der Formgedächtnisle
gierung ebenfalls mit durchgeführt. Infolge der Dehnung dieser
Manschette 5 werden dann bedingt durch die superelastischen
Materialeigenschaften der Formgedächtnislegierung radial nach
innen wirkende Gegenkräfte G unter Ausbildung eines entspre
chenden Kräftegleichgewichts induziert.
Die von der außen aufgesetzten Manschette 5 dabei aufgenommene
Energie wird genutzt, wenn die Belastung vorüber ist. Hierbei
bewirken die Gegenkräfte G eine entsprechende Verkleinerung
auf den ursprünglichen Durchmesser sowohl der Manschette 5 als
auch der Rohrbuchse 2, sobald die Stoßenergiekräfte F nach dem
Aufprall schlagartig nachlassen. Durch diese reversible
"Schrumpfung" werden die Anschlußelemente 3 und 4 wieder in
ihre Ausgangsposition auseinander "gedrückt", wobei sie auf
den konischen Berührungsflächen abgleiten.
In der oberen Ansicht der Fig. 1 ist die Vorrichtung 1 zur
Stoßenergieabsorption schematisch in ihrem Einbauzustand wie
dergegeben, während die untere Ansicht dieser Fig. 1 die Vor
richtung 1 im radial gedehnten Zustand bei Einwirkung einer
Stoßkraft F schematisch darstellt.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Vorrichtung 1 gemäß
der vorliegenden Erfindung kann zwischen den Anschlußelementen
3 und 4 innerhalb des verbleibenden Freiraums der Rohrbuchse 2
eine Druckfeder, die in der Fig. 1 nicht dargestellt ist, an
geordnet sein, die das Auseinanderschieben der Anschlußelemen
te 3 und 4 in ihre Ausgangsposition unterstützt.
In der Fig. 2 ist ein Spannungs-Dehnungsdiagramm einer typi
schen Formgedächtnislegierung wiedergegeben. Der bei dem Ge
genstand der Erfindung für die Reversibilität der Vorrichtung
1 relevante Einsatzbereich, in dem das Verhalten einer Supere
lastizität in Erscheinung tritt, erstreckt sich über eine Deh
nungsbreite von bis zu 10%. Dieses Diagramm gibt das Verhalten
bei der relevanten Einsatztemperatur der Formgedächtnislegie
rung für eine Manschette 5 wieder.
Wird nach starker Zugbeanspruchung die Formgedächtnislegierung
wieder entlastet, geht das Material wieder in den spannungs
freien Zustand über. Man erkennt, daß im Bereich niedriger
Dehnungen die Spannungs-Dehnungs-Kurve weitgehend einer
Hook'schen Geraden 8 gleicht, d. h. die Spannung steigt propor
tional zur Dehnung linear an. Ab einem bestimmten Punkt 9, der
sogenannten Proportionalitätsgrenze, erfolgt bei zunehmender
Dehnung ein deutliches Abweichen des Spannungsverlaufs von der
Hook'schen Geraden 8. Die Spannungs-Dehnungs-Kurve nimmt einen
deutlich flacheren Verlauf 10 an. Dies ist charakteristisch
für Formgedächtnislegierungen in einem austenitischen Zustand,
in welchem sich das Material bei relativ geringer Spannungszu
nahme erheblich zu dehnen vermag.
Die Besonderheit einer derartigen Formgedächtnislegierung
liegt nun darin, daß auch diese starken Dehnungen im nicht li
nearen Bereich reversibel sind. Erst bei Dehnungen über 8 bis
10% ist eine nicht reversible plastische Verformung erkennbar.
Diese ist allerdings durch Erwärmung rückführbar, wobei der
sogenannte Gedächtniseffekt zum Tragen kommt.
Ein Einsatz der Vorrichtung 1 gemäß der vorliegenden Erfindung
in einem Bereich, bei dem die plastische Verformung bereits
zum Tragen käme, ist erfindungsgemäß nicht angestrebt. Bei
Aufprallgeschwindigkeiten oberhalb von ca. 15 km/h ließen sich
diese nicht vermeiden, jedoch wären die dadurch zustande kom
menden geringfügigen plastischen Verformungen unter Ausnutzung
des Gedächtniseffekts der Formgedächtnislegierungen unter Er
wärmungen jederzeit zurückführbar. Dies bedeutet, daß eine
Crash-Box in der Art der erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 durch
Erwärmung repariert werden kann, was zu erheblichen Einsparun
gen der Reparaturkosten führt.
Selbstverständlich läßt sich die Vorrichtung 1 gemäß der Er
findung im Front- und Heckbereich des Kraftfahrzeugs anordnen,
jedoch sind auch durch die geringe Bauraumgröße Einsatzgebiete
als Flankenschutz denkbar.
Claims (5)
1. Vorrichtung (1) zur Stoßenergieabsorption bei Kraftfahrzeu
gen mit einer Rohrbuchse, mit in der Rohrbuchse (2) im we
sentlichen in Stoßenergierichtung axial verschiebbaren An
schlußelementen (3, 4), die zwischen wenigstens einem Karos
seriebauteil und einer Trägerstruktur des Kraftfahrzeugs
angeordnet sind, und mit einer Manschette (5), die auf der
Mantelfläche der Rohrbuchse (2) umfänglich anliegt, wobei
die Rohrbuchse (2) und die Manschette (5) durch die sich
bei Stoßeinwirkung axial verschiebenden Anschlußelemente
(3, 4) radial dehnbar sind und die Manschette (5) aus einem
solchen superelastischen Material besteht, daß diese unter
Dehnung radial nach innen gerichtete Gegenkräfte (G) aus
übt, die nach Stoßeinwirkung die Rohrbuchse (2) auf ihren
Ausgangsdurchmesser und dadurch die verschobenen Anschluße
lemente (3, 4) in ihre Ausgangslage zurückführen, sobald die
durch die Stoßeinwirkung auftretenden Axialkräfte (F) klei
ner als die radial nach innen wirkenden Gegenkräfte (G) der
Manschette (5) sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei dem superelastischen Material um Formge
dächtnislegierungen handelt.
3. Vorrichtung nach dem Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rohrbuchse (2) in Axialrichtung geteilt ist.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die endseitigen Innenflächen (6) der Rohrbuchse und die
Mantelflächen (7) der Anschlußelemente (3, 4) komplementär
konisch und aufeinander gleitfähig ausgebildet sind.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen den Anschlußelementen (3, 4) eine Druckfeder an
geordnet ist.
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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