DE10000978A1 - Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an Fettsäuren in Pflanzen und Mikroorganismen - Google Patents
Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an Fettsäuren in Pflanzen und MikroorganismenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft transgene Pflanzen und Mikroorganismen, die Nukleinsäuresequenzen enthalten, welche für Proteine mit der Aktivität einer beta-Ketoacyl-ACP(aryl carrier protein)-Synthase (KAS) aus dem Enzymkomplex der Fettsäuresynthase (FAS) kodieren. Weiter betrifft die Erfindung Verfahren zur Erhöhung des Fettsäuregehalts, insbesondere des Gehalts an kurz- und mittelkettigen Fettsäuren, in Pflanzen, insbesondere in Samengeweben, sowie in Mikroorganismen, umfassend die Expression von Proteinen mit der Aktivität einer KAS aus dem Enzymkomplex der Fettsäuresynthase in transgenen Pflanzensamen und Mikroorganismen.
Description
Die Erfindung betrifft transgene Pflanzen und Mikroorganismen, die Nukleinsäuresequenzen
enthalten, welche für Proteine mit der Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP(acyl carrier protein)-
Synthase (KAS) aus dem Enzymkomplex der Fettsäuresynthase (FAS) kodieren. Weiter
betrifft die Erfindung Verfahren zur Beeinflussung des Fettsäuremusters und/oder Erhöhung
des Fettsäuregehalts, insbesondere des Gehalts an kurz- und mittelkettigen Fettsäuren, in
Pflanzen, insbesondere in Samengeweben und anderen Triacylglycerine synthetisierenden
und/oder speichernden Geweben, sowie in Mikroorganismen, insbesondere in Bakterien und
Algen, umfassend die Expression von Proteinen mit der Aktivität einer KAS aus dem Enzym
komplex der Fettsäuresynthase in transgenen Pflanzen bzw. Mikroorganismen.
Die Fettsäure- und Triacylglycerinbiosynthese lassen sich aufgrund der Kompartimentierung
als getrennte Biosynthesewege, jedoch im Hinblick auf das Endprodukt als ein Biosynthese
weg ansehen. Die de novo Biosynthese von Fettsäuren erfolgt in den Plastiden und wird im
wesentlichen von drei Enzymen bzw. Enzymsystemen katalysiert, nämlich der Acetyl-CoA-
Carboxylase, der Fettsäuresynthase und der Acyl-ACP-Thioesterasen. Die Endprodukte dieser
Reaktionsfolge sind in den meisten Organismen Palmitat, Stearat und, nach einer Desaturie
rung, Oleat.
Die Fettsäuresynthase besteht aus einem Enzymkomplex dissoziierbarer Einzelenzyme mit
den einzelnen Enzymen Malonyl-CoA:ACP-Transferase, β-Ketoacyl-ACP-Synthasen, die aus
kettenlängenspezifischen β-Acyl-ACP:Malonyl-ACP-kondensierenden Enzymen (KAS I, II,
IV) und dem Acetyl-CoA:Malonyl-ACP kondensierenden Enzym (KAS III) bestehen, β-
Ketoacyl-ACP Reduktase, β-Hydroxyacyl-ACP-Dehydratase und Enoyl-ACP-Reduktase.
Der Start der Fettsäuresynthese in Samen von Ölsaaten beginnt mit der KAS III katalysierten
Reaktion von Acetyl-CoA und Malonyl-ACP, wobei die Bildung des letzteren durch die
Malonyl-CoA:ACP-Transferase katalysiert wird. In den nächsten Schritten der Fettsäure
synthese wird die Ketogruppe des gebildeten β-Ketobutyryl-ACP zu einer Methylengruppe
reduziert, wobei zuerst zu D-β-Hydroxybutyryl-ACP reduziert und anschließend aus dem D-
β-Hydroxybutyryl-ACP durch Wasserabspaltung Crotonyl-ACP ensteht. Im letzteren Schritt
des Zyklus wird Crotonyl-ACP zu Butyryl-ACP reduziert, wodurch der erste Verlängerungs
zyklus abgeschlossen ist. In der zweiten Runde der Fettsäuresynthese kondensiert Butyryl-
ACP mit Malonyl-ACP zu C6-β-Ketoacyl-ACP. Anschließende Reduktion, Wassersabpaltung
und eine zweite Reduktion überführen das Zwischenprodukt C6-β-Ketoacyl-ACP zu C6-
Acyl-ACP, das für eine dritte Verlängerungsrunde bereitgestellt wird. Diese Verlängerungs
zyklen laufen weiter bis zu Palmitoyl- und Stearoyl-ACP. Diese Produkte werden zu Palmitat,
Stearat und ACP hydrolysiert, Stearoyl-ACP jedoch überwiegend zu Oleoyl-ACP desaturiert
und dann ebenfalls hydrolysiert.
Bei der Synthese kurz- und mittelkettiger Fettsäuren erfolgt die Hydrolyse durch Acyl-ACP
Thioesterasen, die spezifisch für kurz- und mittelkettige Acylderivate sind.
Nach Export der Fettsäuren in das Cytoplasma erfolgt im sogenannten Kennedy-Pathway am
endoplasmatischen Retikulum die Triacylglycerinbiosynthese aus Glycerin-3-Phosphat und
Fettsäuren, die zuvor zu den Acyl-CoA Substraten aktiviert werden.
Unter den Begriff Fettsäuren fallen gesättigte oder ungesättigte, kurz-, mittel- oder lang
kettige, geradkettige oder verzweigte, geradzahlige oder ungeradzahlige Fettsäuren. Als kurz
kettige Fettsäuren werden allgemein Fettsäuren mit bis zu 6 Kohlenstoffatomen bezeichnet.
Hierzu zählen somit Buttersäure, Valeriansäure und Caprylsäure. Unter die Bezeichnung
mittelkettige Fettsäuren fallen C8- bis C14-Fettsäuren, also in erster Linie Capronsäure,
Laurinsäure und Myristinsäure. Schließlich zählt man zu den langkettigen Fettsäuren solche
mit mindestens 16 Kohlenstoffatomen, also vor allem Palmitinsäure, Stearinsäure, Ölsäure,
Linolsäure und Linolensäure. Allerdings werden häufig auch C4-C8-Fettsäuren als kurzkettig
und C6-C10-Fettsäuren als mittelkettig bezeichnet. Es handelt sich somit nicht um starre
Definitionen, sondern eher um eine Klassifizierung mit fließenden Übergängen.
Fettsäuren, die in sämtlichen pflanzlichen und tierischen Fetten und vor allem in pflanzlichen
Ölen und Fischölen sowie in Mikroorganismen vorkommen, sind vielseitig einsetzbar.
Beispielsweise kann ein Mangel an essentiellen Fettsäuren, also Fettsäuren, die im Organis
mus nicht synthetisiert werden können und daher mit der Nahrung zugeführt werden müssen,
zu Hautveränderungen und Wachstumsstörungen führen, weshalb Fettsäuren u. a. bei
Ekzemen, Psoriasis, Verbrennungen und dergleichen, sowie auch in der Kosmetik eingesetzt
werden. Weiter finden Fettsäuren und Öle in Wasch- und Reinigungsmitteln, als Deter
gentien, als Farbzusätze, Schmier- und Gleitstoffe, Verarbeitungshilfen, Emulgationshilfen,
Hydrauliköle und als Trägeröle in pharmazeutischen und kosmetischen Erzeugnissen
Anwendung. Als nachwachsende Rohstoffe im chemisch-technischen Sektor werden
natürliche Fette und Öle tierischen (beispielsweise Talg) und pflanzlichen (beispielsweise
Kokosnuß-, Palmkern- oder Rapsöl) Ursprungs eingesetzt. Die Einsatzbereiche pflanzlicher
Öle wurden in den letzten zwanzig Jahren deutlich erweitert. Mit steigendem Umwelt
bewußtsein entwickelte man beispielsweise umweltverträgliche Schmierstoffe und Hydraulik
öle. Weitere Anwendungen finden Fettsäuren und Fette als Nahrungsmittel bzw. Nahrungs
mittelzusatz, beispielsweise in der parenteralen Ernährung, bei Backhilfen, in der Baby-,
Senioren- und Sportlerkost, in Schokoladenmassen, Kakaopulver und als Backfette, zur
Herstellung von Seifen, Salben, Kerzen, Malerfarben und Textilfarben, Firnissen, Heiz- und
Beleuchtungsmitteln.
Pflanzenzüchterische Ziele sind insbesondere die Erhöhung des Gehalts von Fettsäuren in
Samenölen. So besteht in Bezug auf Industrieraps und alternative Produktionsbereiche für die
Landwirtschaft ein Zuchtziel in der Gewinnung von Rapsöl mit Fettsäuren mittlerer Ketten
länge, da diese besonders in der Tensidherstellung begehrt sind. Neben dem Gedanken,
pflanzliche Öle als Industrierohstoffe zu verwenden, besteht die Möglichkeit, sie als Biotreib
stoff einzusetzen.
Es besteht daher allgemein ein Bedarf an der Bereitstellung von Fettsäuren, die beispielsweise
als Grundstoffe für Weichmacher, Schmierstoffe, Pestizide, Tenside, Kosmetika usw. indus
triell einsetzbar und/oder nahrungsmitteltechnologisch wertvoll sind. Eine Möglichkeit zur
Bereitstellung von Fettsäuren besteht in der Extraktion der Fettsäuren aus Pflanzen oder
Mikroorganismen, die besonders hohe Gehalte an den erwünschten Fettsäuren aufweisen. Die
Erhöhung des Gehalts an beispielsweise mittelkettigen Fettsäuren in Pflanzen auf klassischem
Wege, also durch Züchtung von Pflanzen, die in erhöhtem Maße diese Fettsäuren produzie
ren, konnte bisher nur bedingt erreicht werden. Man ist daher besonders an modernen, bio
technologischen Ansätzen in der Pflanzenzüchtung interessiert. So sind beispielsweise aus der
Deutschen Patentanmeldung Nr. 199 26 456.2 Nukleinsäuren bekannt, die für Proteine mit der
Aktivität der β-Ketoacyl-ACP-Synthasen I, II und IV kodieren. Pflanzen, die diese Nuklein
säuren enthalten, weisen einen insgesamt erhöhten Gehalt an Fettsäuren auf.
Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, transgene Pflanzen und Mikroorganismen bereitzu
stellen, die Fettsäuren produzieren, die sie in ihren Wildtypen in eher geringem Maße oder gar
nicht produzieren können. Insbesondere ist es auch Aufgabe der Erfindung, Pflanzen und
Mikroorganismen bereitzustellen, die einen gegenüber Wildtyppflanzen erhöhten Gehalt an
kurz- und mittelkettigen Fettsäuren aufweisen.
Eine weitere Aufgabe besteht darin, Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an Fettsäuren, ins
besondere von kurz- und mittelkettigen Fettsäuren, in Pflanzen, hier insbesondere in Samen
geweben und anderen Triacylglycerine synthetisierenden und/oder speichernden Geweben,
sowie in Mikroorganismen, insbesondere in Bakterien und Algen, bereitzustellen.
Zur Lösung dieser Aufgaben dienen die Merkmale der unabhängigen Schutzansprüche.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den jeweiligen Unteransprüchen definiert.
Es ist jetzt gelungen, dem an der Fettsäuresynthese beteiligten Enzym β-Ketoacyl-ACP-
Synthase III (KAS III) eine genaue Substratspezifität zuzuordnen. KAS III katalysiert die
Kondensation von Acetyl-CoA mit Malonyl-ACP zu β-Ketobutyryl-ACP, welches durch die
folgende Wirkung einer Enzymkaskade zu Butyryl-ACP reduziert wird. Das Produkt dieses
ersten Verlängerungszyklus ist das Substrat für die Kondensation mit Malonyl-ACP in den
nächsten Zyklen, die durch mehrere Acyl-ACP-spezifische Kondensationsenzyme katalysiert
wird. In herkömmlichen Pflanzen führt dies zu einer Anreicherung von hauptsächlich C16-
und C18-Acyl-ACPs, die im folgenden durch eine Acyl-ACP-Thioesterase hydrolysiert
werden.
Pflanzliche Enzyme mit der Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-Synthase III (KAS III) besitzen
eine hochwirksame regulatorische Funktion für die Steuerung der Fettsäurebiosynthese.
Basierend auf diesem Wissen wurde jetzt überraschenderweise gefunden, dass durch
Mutationen im Bereich der für die regulatorische Funktion verantwortlichen Region der
KAS III eine Erhöhung des Gehalts an kurz- und/oder mittelkettigen Fettsäuren in Pflanzen
oder Mikroorganismen mittels Übertragung von Sequenzen für derartige KAS III-Mutanten
möglich ist. Diese Beobachtung wird gemäß der vorliegenden Erfindung zur Erhöhung des
Gehalts an kurz- und/oder mittelkettigen Fettsäuren in Pflanzen und Mikroorganismen
genutzt.
Die Erfindung betrifft somit ein Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an kurzkettigen
und/oder mittelkettigen Fettsäuren in Pflanzen, umfassend die Schritte:
- a) Herstellung einer Nukleinsäuresequenz, welche für ein Protein mit der enzymatischen
Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-Synthase III kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III
nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, und welche mindestens
die folgenden Bestandteile umfaßt, die in der 5'-3'-Orientierung aneinandergereiht sind:
ein in Pflanzen, insbesondere in Triacyglycerine synthetisierendem und/oder speicherndem Gewebe aktiver Promotor,
mindestens eine Nukleinsäuresequenz, die für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-Synthase III kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, oder ein aktives Fragment davon kodiert und
gegebenenfalls ein Terminationssignal für die Termination der Transkription und die Addition eines Poly-A-Schwanzes an das entsprechende Transkript sowie gegebenenfalls davon abgeleitete DNA-Sequenzen; - b) Übertragung der Nukleinsäuresequenzen aus a) auf pflanzliche Zellen und
- c) gegebenenfalls Regeneration vollständig transformierter Pflanzen und, falls erwünscht, Vermehrung der Pflanzen.
Bei dem Triacyglycerine synthetisierendem und/oder speicherndem Gewebe handelt es sich in
erster Linie um Samengewebe. Aber auch andere pflanzliche Gewebe, wie z. B. das Frucht
fleisch in Ölpflanzen kommen hier in Frage.
Weiter betrifft die Erfindung Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an kurzkettigen und/oder
mittelkettigen Fettsäuren in Mikroorganismen, insbesondere Bakterien und Algen, umfassend
die Schritte:
- a) Herstellung einer Nukleinsäuresequenz, welche für ein Protein mit der enzymatischen
Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-Synthase III kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III
nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, und welche mindestens
die folgenden Bestandteile umfaßt, die in der 5'-3'-Orientierung aneinandergereiht sind:
ein in dem jeweiligen Mikroorganismus aktiver Promotor,
mindestens eine Nukleinsäuresequenz, die für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-Synthase III kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, oder ein aktives Fragment davon kodiert und
gegebenenfalls ein Terminationssignal für die Termination der Transkription und die Addition eines Poly-A-Schwanzes an das entsprechende Transkript sowie gegebenenfalls davon abgeleitete DNA-Sequenzen; und - b) Übertragung der Nukleinsäuresequenzen aus a) auf den jeweiligen Mikroorganismus.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Verfahren zur
Erhöhung des Gehalts an kurzkettigen und/oder mittelkettigen Fettsäuren in Pflanzen bzw.
Mikroorganismen nach dem oben angegebenen Schritt a) folgende Schritte b)-c) für Mikro
organismen bzw. b)-d) für Pflanzen:
- a) Zerstörung der Acyl-ACP-Bindungsstelle der β-Ketoacyl-ACP-Synthase III durch in vivo- Mutation,
- b) Übertragung der Nukleinsäuresequenzen aus a) oder b), und
- c) soweit die Nukleinsäuresequenzen in Schritt c) auf pflanzliche Zellen übertragen wurden, ggf. Regeneration vollständig transformierter Pflanzen und, falls erwünscht, Vermehrung der Pflanzen.
Die Erfindung betrifft des weiteren transgene Pflanzen, pflanzliche Zellen und Mikroorganis
men, die eine Nukleinsäuresequenz enthalten, welche für ein Protein mit der Aktivität einer β-
Ketoacyl-ACP-Synthase III kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III nicht durch
Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist.
Untersuchungen des Einflusses von Acyl-ACPs unterschiedlicher Kettenlängen auf die Akti
vität von KAS III am Beispiel von Cuphea zeigten, daß die KAS III-Enzyme von Cuphea in
die Regulierung der Biosynthese mittelkettiger Fettsäuren über eine starke Rückkopplungs
inhibierung involviert sind, die durch die mittelkettigen Acyl-ACP-Endprodukte ausgeübt
wird, die in den Plastiden der entsprechenden Samen hergestellt werden. Unsere kinetischen
Studien mit rekombinanter KAS III aus Cuphea wrightii zeigten weiter, daß unterschiedliche
Bindungsstellen für das inhibitorische C12-ACP und die Substrate Acetyl-CoA und Malonyl-
ACP vorliegen.
In einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Pflanzen und Mikro
organismen somit eine Nukleinsäuresequenz, die für eine KAS III-Mutante kodiert, bei der
durch eine oder mehrere Mutationen an der Bindungsstelle der Acyl-ACPs die regulatorische
Funktion ausgeschaltet ist, gleichzeitig aber die katalytische Aktivität bei der Kondensations
reaktion von Acetyl-CoA und Malonyl-ACP aufrecht erhalten ist. Im Fall von KAS III-
Mutanten aus Cuphea kommt es somit zu einer ungehemmten Synthese von Acyl-ACPs, die
wiederum das Enzym KAS IV, das für die Synthese mittelkettiger Fettsäuren verantwortlich
ist, und das Enzym KAS II, das für die Synthese langkettiger Fettsäuren verantwortlich ist,
hemmen. Auf diese Weise wird die Synthese in Cuphea zu kurzkettigen Fettsäuren, insbeson
dere zu C4-C8-Fettsäuren, verschoben, während in Raps die Synthese zu mittelkettigen Fett
säuren, insbesondere zu C6-C10-Fettsäuren, verschoben wird.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthalten die erfindungsgemäßen Pflanzen
und Mikroorganismen Nukleinsäuresequenzen, die gegenüber der Wildtypsequenz von KAS
III aus C. wrightii (Slabaugh et al. 1995, Plant Physiol. 108, 343-444) durch mindestens eine
Mutation in dem für das Aminosäuresequenzmotiv G357NTSAAS363 kodierenden Bereich
verändert sind.
Wie weiter unten noch näher erklärt werden wird, handelt es sich bei dem Aminosäure
sequenzmotiv G357NTSAAS363 aus C. wrightii um ein in KAS III-Enzymen konserviertes
Motiv. Dieses Motiv GNTSAAS liegt in der KAS III aus C. wrightii zwischen den Aminosäuren
357 und 363, gerechnet vom Beginn der Präsequenz, die für eine Prä-KAS III ein
schließlich eines für den Transport in die Plastiden verantwortlichen Signalpeptids kodiert.
Bei Betrachtung des reifen KAS III-Proteins aus C. wrightii ist das Aminosäuremotiv zwi
schen Aminosäure 290 und Aminosäure 296 lokalisiert. Die genaue Position des erfindungs
gemäßen Aminosäuremotivs GNTSAAS in KAS III-Enzymen aus diversen Organismen ist
aus Abb. 1 entnehmbar.
Da die Lage des Motivs GNTSAAS in den diversen KAS III verschieden ist, wird - sofern
nicht konkret das KAS-Enzym aus C. wrightii gemeint ist - im folgenden auch allgemein von
dem Motiv GNTSAAS gesprochen, ohne Angabe bestimmter Aminosäurepositionen (die
Abb. 1 und ergänzenden, vom Fachmann auf einfache Weise erstellbaren Sequenz-
Alignments entnommen werden können).
Insbesondere mit Hilfe der Mutanten Asn358Asp (im reifen Protein N291D) und Ala361Ser (im
reifen Protein A294S) der rekombinanten C. wrightii KAS III haben wir durch kinetische
Untersuchungen nachgewiesen, daß durch diese Mutationen an der regulatorischen Bindungs
stelle diese Enzyme durch Acyl-ACPs nicht mehr inhibiert werden, katalytisch jedoch voll
aktiv sind. Bei erfindungsgemäß mit der KAS III-Mutante Asn358Asp transformierten Pflan
zen konnte gezeigt werden, daß die Mutante nicht nur die Synthese von C4-ACP erheblich
stimulierte, sondern auch beispielsweise in Cuphea lanceolata die Synthese von C4-C6 Acyl
ACPs um 50% auf Kosten mittelkettiger Acyl-ACPs steigerte. In transgenem Raps, der die
vorstehend genannten KAS III-Mutanten exprimierte, wurde die Synthese mittelkettiger Acyl-
ACPs (C6-C10) ebenfalls um über 50% auf Kosten langkettiger Acyl-ACPs gesteigert.
In einer bevorzugten Ausführungsform werden die KAS III-Sequenzen für die Verwendung in
dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an kurz- und/oder mittel
kettigen Fettsäuren unter Kontrolle samenspezifischer Regulationselemente, insbesondere
Promotoren, in Pflanzenzellen exprimiert. So liegen die vorstehend genannten DNA-
Sequenzen in einer bevorzugten Ausführungsform in Kombination mit Promotoren vor, die
besonders in Triacyglycerine synthetisierendem bzw. speicherndem Gewebe wie z. B.
embryonalem Gewebe oder Fruchtfleisch in Ölpflanzen aktiv sind. Beispiele für solche
Promotoren sind der USP-Promotor (Bäumlein et al. 1991, Mol. Gen. Genet. 225: 459-467),
der Hordein-Promotor (Brandt et al. 1985, Carlsberg Res. Commun. 50: 333-345), sowie der
Napin-Promotor, der ACP-Promotor und die FatB3- und FatB4-Promotoren, die dem auf dem
Gebiet der pflanzlichen Molekularbiologie tätigen Fachmann wohl bekannt sind.
Gegebenenfalls können die Nukleinsäuresequenzen für die Verwendung in dem erfindungs
gemäßen Verfahren durch Enhancer-Sequenzen oder andere regulatorische Sequenzen ergänzt
sein. Die regulatorischen Sequenzen beinhalten beispielsweise auch Signalsequenzen, die für
den Transport des Genprodukts zu einem bestimmten Kompartiment sorgen. Hier sind beson
ders solche Signalsequenzen zu nennen, die das Genprodukt zum Ort der pflanzlichen Fett
säuresynthese, nämlich den Plastiden, lenken. Sofern von der Chloroplastentransformation
Gebrauch gemacht wird, erfolgt der Einbau der für KAS III kodierenden Nukleinsäuresequenz
unmittelbar in das Plastidengenom, so dass hier in der Regel auf entsprechende Signal
sequenzen bzw. -peptide verzichtet werden kann.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch Nukleinsäuremoleküle, die die vorstehend genannten
Nukleinsäuresequenzen oder Teile davon enthalten, d. h. auch Vektoren, insbesondere
Plasmide, Cosmide, Viren, Bakteriophagen und andere in der Gentechnik gängige Vektoren,
die gegebenenfalls für den Transfer der vorstehend genannten Nukleinsäuremoleküle auf
Pflanzen bzw. Pflanzenzellen eingesetzt werden können.
Bei den Pflanzen, die erfindungsgemäß transformiert sind und in denen aufgrund dessen eine
veränderte Menge an Fettsäuren synthetisiert wird, kann es sich im Prinzip um jede beliebige
Pflanze handeln. Vorzugsweise ist es eine monokotyle oder dikotyle Nutzpflanze und
besonders bevorzugt eine Ölpflanze. Als Beispiele sind hier insbesondere Raps, Sonnen
blume, Sojabohne, Erdnuß, Kokos, Rüpsen, Baumwolle und Ölpalmen zu nennen. Weitere
Pflanzen, die der Fettsäure- und Fettgewinnung dienen können oder als Nahrungsmittel mit
erhöhtem Fettsäuregehalt nützlich sind, sind Lein, Mohn, Olive, Kakao, Mais, Mandel,
Sesam, Senf und Ricinus.
Gegenstand der Erfindung sind ferner Vermehrungsmaterial von erfindungsgemäßen
Pflanzen, beispielsweise Samen, Früchte, Stecklinge, Knollen, Wurzelstöcke etc., sowie Teile
dieser Pflanzen wie Protoplasten, Pflanzenzellen und Kalli.
Bei den Mikroorganismen, die erfindungsgemäß transformiert sind und in denen aufgrund
dessen eine veränderte Menge an Fettsäuren synthetisiert wird, kann es sich im Prinzip um
jeden beliebigen Mikroorganismus handeln. Vorzugsweise sind es Bakterien oder Algen.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform enthalten die transgenen Pflanzen und Mikroorganis
men eine Nukleinsäuresequenz, welche für ein Protein mit der Aktivität einer β-Ketoacyl-
ACP-Synthase III aus Cuphea wrightii kodiert, wobei die β-Ketoacyl-ACP-Synthase III nicht
durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist.
Abgesehen von den bereits im Stand der Technik erhältlich KAS III-Sequenzen (Referenzen
siehe Abb. 1), kann der Fachmann KAS III-Sequenzen, die im Rahmen der Erfindung
eingesetzt werden können, allgemein mittels Routineverfahren erhalten (siehe z. B. das weit
verbreitete Laborjournal von Sambrook et al. (1989) Molecular Cloning: A Laboratory
Manual, 2. Auflage, Cold Spring Harbour Laboratory Press, Cold Spring Harbour, New
York). In der Regel wird der Fachmann anhand der bekannten Sequenzen geeignete Oligo
nukleotid-Primer für PCR-Reaktionen entwerfen oder bekannte KAS III-DNA-Sequenzen
bzw. Fragmente davon als Gensonden in Hybridisierungsexperimenten unter Verwendung
von cDNA- oder genomischen Libraries einsetzen. Als Hybridisierungssonde können z. B.
Nukleinsäuremoleküle verwendet werden, die exakt oder im wesentlichen mit den genannten
KAS III-Nukleotidsequenzen des Standes der Technik übereinstimmen oder Teile dieser
Sequenzen aufweisen. Bei den als Hybridisierungssonde verwendeten Fragmenten kann es
sich auch um synthetische Fragmente handeln, die mit Hilfe der gängigen Synthesetechniken
hergestellt werden und deren Sequenz im wesentlichen mit der einer bekannten KAS III-
Nukleinsäuresequenz übereinstimmt. Hat man Gene bzw. Klone identifiziert und isoliert, die
mit bekannten KAS III-Nukleinsäuresequenzen hybridisieren, ist eine Bestimmung der
Sequenz und eine Analyse der Eigenschaften der von dieser Sequenz kodierten KAS
III-Proteine erforderlich. Hierzu stehen dem Fachmann eine Reihe von molekularbiolo
gischen, biochemischen und biotechnologischen Standardverfahren zur Verfügung. Die mit
den im Rahmen der Erfindung einsetzbaren KAS III-Nukleinsäuremolekülen hybridisierenden
Moleküle umfassen auch Fragmente, Derivate und allelische Varianten der oben beschriebe
nen DNA-Sequenzen, die für eine KAS III kodieren oder ein biologisch, d. h. enzymatisch
aktives Fragment davon. Unter Fragmenten werden dabei Teile der Nukleinsäuremoleküle
verstanden, die lang genug sind, um ein Polypeptid oder Protein mit der enzymatischen
Aktivität einer KAS III oder einer vergleichbaren enzymatischen Aktivität zu kodieren. Der
Ausdruck Derivat bedeutet in diesem Zusammenhang, daß die Sequenzen dieser Moleküle
sich von den Sequenzen der oben genannten Nukleinsäuremoleküle an einer oder mehreren
Positionen unterscheiden und einen hohen Grad an Homologie zu diesen Sequenzen aufwei
sen. Homologie bedeutet dabei eine Sequenzidentität von mindestens 40%, insbesondere eine
Identität von mindestens 60%, vorzugsweise über 80% und besonders bevorzugt über 90%,
oder daß die homologe Sequenz unter stringenten Bedingungen, die dem Fachmann geläufig
sind, mit bekannten KAS III-Sequenzen hybridisiert. Die Abweichung zu den oben
beschriebenen Nukleinsäuremolekülen können dabei durch Deletion, Addition, Substitution,
Insertion oder Rekombination entstanden sein. Homologie bedeutet ferner, daß funktionelle
und/oder strukturelle Äquivalenz zwischen den betreffenden Nukleinsäuremolekülen oder den
durch sie kodierten Proteinen besteht. Bei den Nukleinsäuremolekülen, die homolog zu den
oben genannten Molekülen sind und Derivate dieser Moleküle darstellen, handelt es sich in
der Regel um Variationen dieser Moleküle, die Modifikationen darstellen, die dieselbe biolo
gische Funktion ausüben. Es kann sich dabei sowohl um natürlicherweise auftretende
Variationen handeln, beispielsweise um Sequenzen aus anderen Organismen, oder um
Mutationen, wobei diese Modifikationen auf natürliche Weise aufgetreten sein können oder
durch gezielte Mutagenese eingeführt werden. Ferner kann es sich bei den Variationen um
synthetisch hergestellte Sequenzen handeln. Bei den allelischen Varianten kann es sich
sowohl um natürlich auftretende als auch um synthetisch hergestellte oder durch rekombi
nante DNA-Techniken erzeugte Varianten handeln. Üblicherweise weisen die von den
verschiedenen Varianten der im Rahmen der Erfindung einsetzbaren Nukleinsäuresequenzen
kodierten KAS III-Proteine bestimmte gemeinsame Charakteristika auf. Dazu können z. B.
Enzymaktivität, Molekulargewicht, immunologische Reaktivität, Konformation etc. gehören.
Weitere gemeinsame Charakteristika können physikalische Eigenschaften wie z. B. das
Laufverhalten in der Gelelektrophorese, chromatographisches Verhalten, Sedimentationsko
effizienten, Löslichkeit, spektroskopische Eigenschaften, Stabilität, pH-Optimum, Tempera
tur-Optimum etc. darstellen. Des weiteren können natürlich die Produkte der von den KAS
III-Enzymen katalysierten Reaktionen gemeinsame oder ähnliche Merkmale aufweisen.
Zur Erzeugung der erfindungsgemäßen Pflanzen bieten sich verschiedene Methoden an. Zum
einen können Pflanzen bzw. Pflanzenzellen mit Hilfe herkömmlicher gentechnologischer
Transformationsmethoden derart verändert werden, dass die neuen Nukleinsäuremoleküle in
das pflanzliche Genom integriert werden, d. h., dass stabile Transformanten erzeugt werden.
Zum anderen kann ein vorstehend genanntes Nukleinsäuremolekül, dessen Anwesenheit und
gegebenenfalls Expression in der Pflanzenzelle einen veränderten Fettsäuregehalt bewirkt, in
der Pflanzenzelle bzw. der Pflanze als selbstreplizierendes System enthalten sein.
Zur Vorbereitung der Einführung fremder Gene in höhere Pflanzen stehen eine große Anzahl
von Klonierungsvektoren zur Verfügung, deren Replikationssignale für E. coli und ein
Markergen zur Selektion transformierter Bakterienzellen enthalten. Beispiele für derartige
Vektoren sind pBR322, pUC-Serien, M13mp-Serien, pACYC184, pBlueSfi usw. Die
gewünschte Sequenz kann in einer passenden Restriktionsschnittstelle in den Vektor einge
führt werden. Das erhaltene Plasmid wird dann für die Transformation von E. coli-Zellen
verwendet. Transformierte E. coli-Zellen werden in einem geeigneten Medium gezüchtet und
anschließend geerntet und lysiert, und das Plasmid wird wiedergewonnen. Als Analysen
methode zur Charakterisierung der gewonnenen Plasmid-DNA werden im allgemeinen
Restriktionsanalysen, Gelelektrophoresen und weitere biochemisch-molekularbiologische
Methoden eingesetzt. Nach jeder Manipulation kann die Plasmid-DNA gespalten und
gewonnene DNA-Fragmente mit anderen DNA-Sequenzen verknüpft werden.
Für die Einführung von DNA in eine pflanzliche Wirtszelle stehen eine Vielzahl bekannter
Techniken zur Verfügung, wobei der Fachmann die jeweils geeignete Methode ohne
Schwierigkeiten ermitteln kann. Diese Techniken umfassen die Transformation pflanzlicher
Zellen mit T-DNA unter Verwendung von Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium
rhizogenes als Transformationsmittel, die Fusion von Protoplasten, den direkten Gentransfer
isolierter DNA in Protoplasten, die Elektroporation von DNA, die Einbringung von DNA
mittels der biolistischen Methode sowie weitere Möglichkeiten.
Bei der Injektion und Elektroporation von DNA in Pflanzenzellen werden per se keine
speziellen Anforderungen an die verwendeten Plasmide gestellt. Ähnliches gilt für den
direkten Gentransfer. Es können einfache Plasmide, wie z. B. pUC- und pBlueScript-Derivate,
verwendet werden. Sollen aber aus derartig transformierten Zellen ganze Pflanzen regeneriert
werden, ist die Anwesenheit eines selektierbaren Markergens notwendig. Dem Fachmann sind
die Genselektionsmarker bekannt, und es stellt für ihn kein Problem dar, einen geeigneten
Marker auszuwählen.
Je nach Einführungsmethode gewünschter Gene in die Pflanzenzelle können weitere DNA-
Sequenzen erforderlich sein. Werden beispielsweise für die Transformation der Pflanzenzelle
das Ti- oder Ri-Plasmid verwendet, so muß mindestens die rechte Begrenzung, häufig jedoch
die rechte und linke Begrenzung der im Ti- bzw. Ri-Plasmid enthaltenen T-DNA als Flanken
bereich mit den einzuführenden Genen verbunden werden.
Werden für die Transformation Agrobakterien verwendet, muß die einzuführende DNA in
spezielle Plasmide kloniert werden, und zwar entweder in einen intermediären oder in einen
binären Vektor. Die intermediären Vektoren können aufgrund von Sequenzen, die homolog
zu Sequenzen in der T-DNA sind, durch homologe Rekombination in das Ti- oder Ri-Plasmid
der Agrobakterien integriert werden. Dieses enthält außerdem die für den Transfer der T-
DNA notwendige vir-Region. Intermediäre Vektoren können nicht in Agrobakterien repli
zieren. Mittels eines Helferplasmids kann der intermediäre Vektor auf Agrobacterium tume
faciens übertragen werden (Konjugation). Binäre Vektoren können sowohl in E. coli als auch
in Agrobakterien replizieren. Sie enthalten ein Selektionsmarker-Gen und einen Linker oder
Polylinker, welche von der rechten und linken T-DNA-Grenzregion eingerahmt werden. Sie
können direkt in die Agrobakterien transformiert werden. Das als Wirtszelle dienende Agro
bakterium soll ein Plasmid, das eine vir-Region trägt, enthalten. Die vir-Region ist für den
Transfer der T-DNA in die Pflanzenzelle notwendig. Zusätzliche T-DNA kann vorhanden
sein. Das derartig transformierte Agrobakterium wird zur Transformation von Pflanzenzellen
verwendet.
Die Verwendung von T-DNA für die Transformation von Pflanzenzellen ist intensiv unter
sucht und ausreichend in allseits bekannten Übersichtsartikeln und Handbüchern zur
Pflanzentransformation beschrieben worden.
Für den Transfer der DNA in die Pflanzenzelle können Pflanzen-Explantate zweckmäßiger
weise mit Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes kultiviert werden. Aus
dem infizierten Pflanzenmaterial (z. B. Blattstücke, Stengelsegmente, Wurzeln, aber auch
Protoplasten oder Suspensions-kultivierte Pflanzenzellen) können dann in einem geeigneten
Medium, welches Antibiotika oder Biocide zur Selektion transformierter Zellen enthalten
kann, wieder ganze Pflanzen regeneriert werden. Die Regeneration der Pflanzen erfolgt nach
üblichen Regenerationsmethoden unter Verwendung bekannter Nährmedien. Die so
erhaltenen Pflanzen können dann auf Anwesenheit der eingeführten DNA untersucht werden.
Andere Möglichkeiten der Einführung fremder DNA unter Verwendung des biolistischen
Verfahrens oder durch Protoplasten-Transformation sind ebenfalls bekannt und vielfach
beschrieben.
Ist die eingeführte DNA einmal im Genom der Pflanzenzelle integriert, so ist sie dort in der
Regel stabil und bleibt auch in den Nachkommen der ursprünglich transformierten Zelle
erhalten. Sie enthält normalerweise einen Selektionsmarker, der den transformierten Pflanzen
zellen Resistenz gegenüber einem Biocid oder einem Antibiotikum wie Kanamycin, G418,
Bleomycin, Hygromycin, Methotrexat, Glyphosat, Streptomycin, Sulfonyl-Harnstoff, Genta
mycin oder Phosphinotricin und u. a. vermittelt. Der individuell gewählte Marker sollte daher
die Selektion transformierter Zellen gegenüber Zellen, denen die eingeführte DNA fehlt,
gestatten. Hierzu sind auch alternative Marker geeignet, wie nutritive Marker, Screeningmarker
(wie GFP, green fluorescent protein). Selbstverständlich kann auch vollkommen auf
Selektionsmarker verzichtet werden, was allerdings mit einem ziemlich hohen Screening
aufwand einhergeht.
Die transfomierten Zellen wachsen innerhalb der Pflanze in der üblichen Weise. Die resul
tierenden Pflanzen können normal angezogen werden und mit Pflanzen, die die gleiche
transformierte Erbanlage oder andere Erbanlagen besitzen, gekreuzt werden. Die daraus ent
stehenden hybriden Individuen haben die entsprechenden phänotyischen Eigenschaften. Von
den Pflanzenzellen können Samen gewonnen werden.
Es sollten zwei oder mehrere Generationen herangezogen werden, um sicherzustellen, daß das
phänotypische Merkmal stabil beibehalten und vererbt wird. Auch sollten Samen geerntet
werden, um sicherzustellen, daß der entsprechende Phänotyp oder andere Eigenarten erhalten
geblieben sind.
Ebenso können nach üblichen Methoden transgene Linien bestimmt werden, die für die neuen
Nukleinsäuremoleküle homozygot sind, und ihr phänotypisches Verhalten hinsichtlich eines
veränderten Fettsäuregehalts untersucht und mit dem von hemizygoten Linien verglichen
werden.
Der Nachweis der Expression der nicht regulierbaren Proteine mit KAS III-Aktivität kann mit
Hilfe herkömmlicher molekularbiologischer und biochemischer Methoden erfolgen. Dem
Fachmann sind diese Techniken bekannt und er ist problemlos in der Lage, eine geeignete
Nachweismethode zu wählen, beispielsweise eine Northern Blot-Analyse zum Nachweis
KAS-spezifischer RNA bzw. zur Bestimmung der Höhe der Akkumulation von KAS-spezi
fischer RNA, eine Southern Blot-Analyse zur Identifizierung von für KAS III-kodierenden
DNA-Sequenzen oder eine Western Blot-Analyse zum Nachweis des durch die erfindungs
gemäßen DNA-Sequenzen kodierten KAS III-Proteins. Der Nachweis der enzymatischen
Aktivität der KAS III kann anhand des Fettsäuremusters oder eines Enzymassays, wie
beispielsweise in den nachfolgenden Beispielen beschrieben, bestimmt werden.
Die Erfindung basiert auf der erfolgreichen Herstellung und Charakterisierung neuer KAS III-
Mutanten und der hier erstmals gelungenen Zuordnung konkreter Substratspezifitäten sowie
der Aufklärung der KAS III-Regulationsmechanismen, die in den nachfolgenden Beispielen
beschrieben werden.
Die nachfolgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung.
Standard-DNA-Manipulationsverfahren wurden nach Sambrook et al. (J. Sambrook, E. F.
Fritsch, T. Maniatis (1989), Molecular Cloning: A Laboratory Manual, 2. Auflage, Cold
Spring Harbor, NY) durchgeführt. Als Ausgangsplasmid für die Herstellung der KAS III
Mutanten diente cwKAS IIIa-cDNA (cwKAS = Cuphea wrightii KAS), die über NdeI- und
XhoI-Restriktionsschnittstellen in den Expressionsvektor pET 15b (Novagen, MA, USA)
kloniert worden war. Die mutierte DNA wurde unter Verwendung des PCR-basierten overlap
extension-Verfahrens erzeugt (R. Higuchi, B. Krummel, R. K. Seiki (1988), Nucl. Acids Res.
16, S. 7351 bis 7367). Die Sequenzen der als Primer für die PCR-Reaktion verwendeten
Oligonukleotide sind in Tabelle 1 angegeben.
Der für die Einführung von Mutationen vorgesehene Zielbereich (Basenpaare 734-1014) der
cDNA der vermutlich reifen cwKAS IIIa (angefangen bei dem für die Aminosäure G68
kodierenden Codon bis zum Stopcodon) wurde zunächst in Form einer Mutationskassette in
den pGEM-T Easy Vektor (Promega, Heidelberg) kloniert. Dieses Konstrukt wird im
folgenden als K3MK-pGEMT bezeichnet. Die Mutationskassette wurde mittels PCR-
Reaktion unter Verwendung der Primer Fse5 und Xho3 konstruiert, wobei ein 280 Basenpaar
langes Fragment amplifiziert wurde. Die Bedingungen für die PCR waren wie folgt:
Anfängliche Denaturierung bei 95°C für 30 Sekunden, gefolgt von 25 Zyklen Annealing bei
55°C für 30 Sekunden, Strangverlängerung bei 72°C für 1 Minute und Denaturierung bei
95°C für 30 Sekunden. Der letzte DNA-Syntheseschritt wurde bei 72°C für eine Dauer von 5
Minuten durchgeführt. Die Amplifizierung des DNA Fragments wurde mit jeweils 50 pmol
Primer, 1,3 U proof-reading Pfu-Polymerase, 2 ng pET15b-cwKAS IIIa-Plasmid als Template
und 200 µM dNTPs in einem Gesamtvolumen von 50 µl durchgeführt. Das resultierende
DNA-Fragment wurde durch Ligation in den pGEM-T Easy Sequencing-Vektor (Promega,
Heidelberg, Deutschland) entsprechend dem Protokoll des Herstellers eingefügt. Die gesamte
Sequenz der Muationskassette wurde durch DNA-Sequenzierung bestätigt.
Anschließend wurden drei punktmutierte KAS IIIs durch Austausch von Asparagin358 zu
Aspartat, Alanin361 zu Serin und Alanin362 zu Prolin erzeugt. Die Amplifizierung der
überlappenden DNA Fragmente der KAS III-Mutanten wurde in zwei getrennten Reaktionen
durchgeführt, die jeweils 2 ng K3MK-pGEMT-Plasmid als Template, 2,5 U proof-reading
Pfu-Polymerase, 200 µM dNTPs und 50 pmol eines jeden Primers in einem Gesamtvolumen
von 50 µl enthielten. Jeder Reaktionsansatz enthielt einen flankierenden Primer (Fse5 oder
Xho3) und den entsprechenden Mutations-Primer. Die Bedingungen für die PCR waren wie
folgt: Denaturierung bei 94°C für 2 Minuten, gefolgt von 30 Zyklen bei 94°C für 30
Sekunden, 55°C für eine Minute und 72°C für eine Minute und einen letzten Verlängerungs
schritt bei 72°C für 10 Minuten. Zur Erzeugung der Gesamtlänge der mutagenisierten DNAs
wurden 2,0 ng der gelgereinigten überlappenden DNA-Fragmente in einer zweiten Reaktion
mit jeweils 50 pmol der flankierenden Primer Fse5 und Xho3, 200 µM dNTPs und 2,5 U Pfu-
Polymerase in einem Gesamtreaktionsvolumen von 50 µl verwendet. Die PCR-Bedingungen
waren wie folgt: Denaturierung bei 94°C für 2 Minuten, gefolgt von 30 Zyklen von 94°C für
30 Sekunden, 50°C für eine Minute und 72°C für eine Minute und ein letzter Verlängerungs
schritt bei 72°C für 10 Minuten. Die Sequenz der Mutanten-Konstrukte wurde durch DNA-
Sequenzierung nach der Ligation in den pGEM-T Easy Sequencing-Vektor bestätigt. Für die
Proteinexpression wurden die cDNAs der KAS IIIa-Mutanten in die FseI- und XhoI-
Restriktionsschnittstellen des pET15b-cwKAS IIIa-Plasmids subkloniert.
Die Deletionsmutante von KAS III wurde durch vollständige Deletion des Aminosäuremotivs
Gly357ASn358Thr359Ser360 der Wildtyp-KAS IIIa erhalten. Die Amplifizierung der überlappen
den DNA-Fragmente wurde in zwei getrennten Reaktionen mit 2 ng K3MK-pGEMT-Plasmid
als Template, 2,5 U proof-reading Pfu-Polymerase, 200 µM dNTPs und 50 pmol eines jeden
Primers in einem Gesamtvolumen von 50 µl durchgeführt. Um die mutagenisierten überlap
penden DNA-Fragmente zu amplifizieren, wurden die Primerpaare Fse5/Del3 und Xho3/Del5
verwendet. Die Bedingungen für die PCR waren wie folgt: Denaturierung bei 94°C für 2
Minuten, gefolgt von 30 Zyklen bei 94°C für 30 Sekunden, 55°C für eine Minute und 72°C
für eine Minute und einen letzten Verlängerungsschritt bei 72°C für 10 Minuten. Das
vollständige Mutanten-DNA-Fragment wurde in einer zweiten Reaktion mit 2,0 ng der
gelgereinigten überlappenden DNA-Fragmente mit jeweils 50 µmol der Primer Fse5 und
Xho3, 200 µM dNTPs und 2,5 U Pfu-Polymerase in einem Gesamtreaktionsvolumen von
50 µl erzeugt. Das resultierende DNA-Fragment wurde auf die gleiche Weise sequenziert und
subkloniert wie vorstehend für die anderen Mutantenkonstrukte beschrieben.
Die mit einem N-terminalen His6-tag versehenen Wildtyp-KAS IIIa und KAS IIIa-Mutanten
wurden im E. coli-Stamm BL21(DE3)pLysS (Novagen, Madison, USA) exprimiert und durch
Nickelaffinitäts-Chromatographie gereinigt. Die Reinheit der erzeugten KAS IIIs wurde durch
SDS-PAGE beurteilt. Die KAS III-Konzentration wurde durch das Verfahren von Bradford
(M. M. Bradford (1976), Anal. Biochem. 72, S. 248-254) bestimmt.
Die Aktivität von KAS IIIa wurde durch Inkorporation von radioaktivem Acetat aus
[1-14C]Acetyl-CoA in Acetoacetyl-ACP untersucht (Brück et al. (1996), Planta 198, S. 271-
278). Der Reaktionsansatz (50 µl) enthielt 100 mM Natriumphosphat, pH 7,6, 10 µM
[1-14C]Acetyl-CoA, 20 µM Malonyl-ACP und 2 ng der rekombinanten KAS IIIa bzw. der
jeweiligen KAS IIIa-Mutante. Die Reaktion wurde durch die Zugabe des Enzyms gestartet
und für eine Dauer von 5 Minuten bei 30°C durchgeführt.
Für die Inhibierungsstudien der Wildtyp-KAS IIIa wurde bezüglich der Substrate Acetyl-CoA
und Malonyl-ACP unter Sättigungsbedingungen gearbeitet, bezüglich der Inhibtoren wurden
nicht radioaktive Acyl-ACPs (C2-C16) oder Acyl-CoAs (C3-C12) mit variierenden
Konzentrationen zugegeben. Die erhaltenen Daten wurden durch das Verfahren von
Lineweaver-Burk analysiert. Für die Inhibierungsstudien der KAS IIIa-Mutanten mit Acyl-
ACP wurden 10 µM nicht-radioaktives Dodecanoyl-ACP eingesetzt (siehe Abb. 3).
Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der Inhibierung von Wildtyp-KAS IIIa durch Acyl-ACPs und
Acyl-CoAs. Die KAS III-Aktivität wurde wie vorstehend beschrieben in Anwesenheit
variierender Acyl-ACP-Konzentrationen (5-25 µM) oder Acyl-CoA-Konzentrationen (10-50 µM)
gemessen.
Für Supplementierungsexperimente wurde eine FAS-Präparation aus C. lanceolata-Samen
aus zellfreien Extrakten durch Ammoniumsulfatausfällung (0 bis 65% Sättigung) gewonnen
(Brück et al., supra). Die FAS-Präparation aus Rapssamen wurde nach MacKintosh et al.
(1989, BBA 1002, 114-124) erhalten. Alle Präparationen wurden bei -70°C gelagert. Vor der
Verwendung wurde ein Aliquot des aufgetauten Ansatzes in 1 ml 100 mM Natriumphosphat
(pH 7,6) gelöst und zentrifugiert (10000 × g, 5 Minuten, 4°C), um jegliches unlösliches
Material zu eliminieren.
Anschließend wurde in Präparationen von C. lanceolata-Samen und Rapssamen der Einfluß
supplementierter KAS IIIa-Mutanten auf das Acyl-ACP-Muster durch die Inkorporation von
[1-14C]Acetat aus [1-14C]Acetyl-CoA in Acyl-ACPs untersucht. Die Assays wurden wie von
Schütt et al. (Planta 205 (1998), S. 263-268) beschrieben durchgeführt. Die Reaktion (200 µl)
enthielt 100 mM Natriumphosphat (pH 7,6), 10 µM [1-14C]Acetyl-CoA, 20 µM Malonyl-
CoA, 10 µM ACP aus E. coli, 1 mM NADH, 2 mM NADPH, 2 mM DTT, FAS-Präparation
(0,205 µg Protein pro µl Reaktionsansatz) und die affinitätsgereinigte KAS IIIa-Mutante
Asn358Asp in einer Endkonzentration von 7,11 ng Protein pro µl Reaktionsansatz. Die
Kontrollreaktionen wurden durch Zugabe von Wildtyp-KAS IIIa anstelle der Asn358Asp-
Mutante und ohne Enzymsupplementierung durchgeführt. Zusätzliche Kontrollreaktionen
wurden durch Zugabe von 10 µM Decanoyl-ACP zu den Reaktionsansätzen durchgeführt.
Innerhalb von 30 Minuten wurden bei unterschiedlichen Zeitintervallen Proben (50 µl)
entnommen, und die Reaktion wurde durch Ausfällung der Acyl-ACPs mit Trichloressigsäure
bei einer Endkonzentration von 10 Vol.-% beendet. Die ausgefällten Acyl-ACPs wurden, wie
bei Brück et al., supra, beschrieben, gewaschen, in 18,7 µl MES (pH 6,8) gelöst und durch 2,5 M
und 5,0 M Harnstoff-PAGE nach Post-Beittenmiller et al. (1991, J. Biol. Chem. 266, 1858-
1865) getrennt, auf Immobilon P (Millipore, Eschborn, Deutschland) übertragen und durch
Autoradiographie wie bei Brück et al. (1996, supra) beschrieben sichtbar gemacht (siehe
Abb. 4). Die Verlängerungsprodukte wurden densitometrisch unter Verwendung eines
Ultroscan XL-Geräts (Pharmacia, Freiburg, Deutschland) quantifiziert.
In Tabelle 3 ist die Gesamtanreicherung von FAS-Produkten durch die Präparationen aus
C. lanceolata und Raps als Funktion des zugegebenen Enzyms gezeigt. Die Synthese von
FAS-Produkten wurde wie vorstehend beschrieben durch den Einbau von [1-14C]Acetat und
mittels eines Szintillationszählers gemessen.
Das erhaltene ACP-Muster ist in Tabelle 4 dargestellt. In Tabelle 4 sowie in Abb. 4 sind
die Acylgruppen durch die Zahl an Kohlenstoffatomen: Zahl der Doppelbindungen definiert.
Unsere kinetischen Untersuchungen mit rekombinanter KAS IIIa aus C. wrightii ergaben, daß
die Inhibierung dieses kondensierenden Enzyms durch Dodecanoyl-ACP nicht kompetitiv
bezüglich Acetyl-CoA bzw. Malonyl-ACP ist (siehe Abb. 2). Dies weist darauf hin, daß
für das inhibitorische C12-ACP andere Bindungsstellen als für Acetyl-CoA und Malonyl-ACP
vorliegen. Um die an der regulatorischen Region von KAS III beteiligten Aminosäuren zu
identifizieren, führten wir ein Aminosäuresequenz-Alignment von allen erhältlichen KAS III-
Sequenzen aus Pflanzen, Rotalge (Porphyra umbilicalis) und E. coli durch (Referenzen siehe
unten im Zusammenhang mit Abb. 1). Die Analyse der in Abb. 1 dargestellten
Primärstrukturen im Vergleich zeigt die Existenz einer hochkonservierten C-terminalen
Region G357NTSAAS363 an.
Die Deletion des gesamten Peptids Gly357ASn358Thr359Ser360 führte zu einem vollständigen
Verlust der enzymatischen Aktivität. Untersuchungen der Sekundärstruktur dieser Mutante
zeigten, daß dieser Aktivitätsverlust eher auf eine Veränderung der Gesamtstruktur im
Vergleich zu der der aktiven Konformation der Wildtyp-KAS III als auf katalytische Eigen
schaften dieses Motivs zurückzuführen ist.
Um den Beitrag bestimmter Aminosäuren an der regulatorischen Funktion zu untersuchen,
haben wir drei Mutanten Asn358Asp, Ala361Ser und Ala362Pro erzeugt. Die Sekundärstruktur
analyse dieser Mutanten unter Verwendung von CD-Spektroskopie zeigte, daß die Spektren
der Asn358Asp- und Ala361Ser-Mutanten im wesentlichen dieselben Spektren ergaben wie das
der Wildtyp-KAS IIIa, während die Sekundärstruktur der Ala362Pro-Mutante verändert war,
was sich in einer verminderten kondensierenden Aktivität äußerte (siehe Abb. 5).
Die Inhibierung der Asn358Asp- und Ala361Ser-Mutanten mit Dodecanoyl-ACP zeigten, daß
die Mutanten nahezu überhaupt nicht durch dieses Acyl-ACP inhibiert wurden (siehe
Abb. 2). Die Mutanten behielten etwa 85% der ursprünglichen Aktivität in Gegenwart einer
Sättigungskonzentration (10 µM) von Dodecanoyl-ACP bei.
Die kinetischen Daten zeigen, daß die rekombinante Wildtyp-KAS IIIa eine individuelle
Bindungsstelle für das regulatorische Acyl-ACP aufweist, wobei die Bindung nicht kovalent
erfolgt. Die Tatsache, daß die Asn358Asp- und Ala361Ser-Mutanten nicht durch Acyl-ACPs
inhibiert werden, ist wahrscheinlich eine Folge der Änderung der Ladung und/oder Polarität
der Seitenketten der entsprechenden Aminosäuren, wodurch das Andocken des Acyl-ACP
behindert wird.
Die mit den FAS-Präparationen aus C. lanceolata- und Rapssamenextrakten erhaltenen
Ergebnisse ergaben Unterschiede in der Gesamtanreicherung der FAS-Produkte als Funktion
des supplementierten Enzyms (Tabelle 3). Die Supplementierung mit der Asn358Asp-Mutante
führte zu einer 1,2-fachen Anreicherung an FAS-Produkten in C. lanceolata- und Rapssamen
extrakten. Um nachzuweisen, ob dieser Effekt durch die KAS III-Aktivität, d. h. die Pro
duktion von Butyryl-ACP, oder durch den Knockout einer regulatorischen Stelle des FAS-
Enzymkomplexes begründet ist, wurden die Rapssamenextrakte mit derselben Menge an
Wildtyp-KAS III wie im Fall der Mutante supplementiert. Dabei konnten keine bedeutsamen
Unterschiede in der Gesamtmenge an FAS-Produkten verglichen mit der ohne Supplemen
tierung beobachtet werden, was darauf hinweist, daß die Asn358Asp-Mutante einen Einfluß
auf die Gesamt-Acyl-ACP-Synthese besitzt.
Der Zusatz der KAS IIIa-Mutante Asn358Asp im Überschuß zu Extrakten aus C. lanceolata-
Samen und aus Rapssamen zeigte, daß die Mutante wie erwartet nicht nur die Synthese von
C4-ACP in beiden Extrakten erheblich stimulierte, sondern auch
- - im C. lanceolata-Extrakt die Synthese von C4-C6 Acyl-ACPs um 50% steigerte (auf Kosten mittelkettiger Acyl-ACPs, insbesondere C10 und C12),
- - im Rapssamenextrakt die Synthese mittelkettiger Acyl-ACPs (C6-C10) ebenfalls um über 50% steigerte, hier auf Kosten der langkettigen Acyl-ACPs, insbesondere der C14- bis C18- Acyl-ACPs (siehe Tabelle 4).
Derartige Veränderungen in der Acyl-ACP-Zusammensetzung spiegeln die Veränderungen in
der Regulation und Steuerung der Fettsäurebiosynthese wider. Diese Veränderungen werden
wahrscheinlich durch eine Änderung in dem stöchiometrischen Verhältnis einiger Acyl-ACPs
hervorgerufen, was wiederum andere kondensierende Enzyme des FAS-Enzymkomplexes
beeinflussen könnte.
Die Referenzen und Accession Nos. für die jeweiligen Sequenzen sind, soweit bereits zum
Stand der Technik gehörend, wie folgt:
Cuphea wrightii; GenBank Accession No.: U15935 (cwKAS IIIa); U15934 (cwKAS IIIb)
Slabaugh, M. B., Tai, H., Jaworski, J. G. and Knapp, S. J. (1995) cDNA clones encoding β- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from Cuphea wrghtii. Plant Physiol. 108, 343-444.
Spinacia oleracea; EMBL Accession No.: Z22771
Tai, H. and Jaworski, J. G. (1993) 3-Ketoacyl-Acyl Carrier Protein Synthase III from Spinach (Spinacia oleracea) is not similar to other Condensing Enzymes of Fatty Acid Synthase. Plant Physiol. 103, 1361-1367.
Arabidopsis; GenBank Accession No.: L31891
Tai, H., Post-Beittenmiller, D. and Jaworski, J. G. (1994) Cloning of a cDNA encoding 3- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from Arabidopsis. Plant Physiol. 108, 343-444.
Allium sativum; GenBank Accession No.: U306000
Chen, J. and Post-Beittenmiller, D. (1996) Molecular cloning of a cDNA encoding 3- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from leek. Gene 182, 45-52.
Porphyra umbilicalis; GenBank Accession No.: 438804
Reith, M. (1993) A β-ketoacyl-acyl carrier protein synthase III gene (fabH) is encoded on the chloroplast of the red alga Porphyra umbilicalis. Plant Mol. Biol. 21, 185-189
Escherichia coli, GenBank Accession No.: M77744
Tsay, J. T., Oh, W., Larson, T. J., Jackowski, S. and Rock, C. O. (1992) Isolation and characterization of the β-ketoacyl-acyl carrier protein synthase-III gene (fabH) from Escherichia coli K-12. J. Biol. Chem. 267, 6807-6814
Cuphea wrightii; GenBank Accession No.: U15935 (cwKAS IIIa); U15934 (cwKAS IIIb)
Slabaugh, M. B., Tai, H., Jaworski, J. G. and Knapp, S. J. (1995) cDNA clones encoding β- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from Cuphea wrghtii. Plant Physiol. 108, 343-444.
Spinacia oleracea; EMBL Accession No.: Z22771
Tai, H. and Jaworski, J. G. (1993) 3-Ketoacyl-Acyl Carrier Protein Synthase III from Spinach (Spinacia oleracea) is not similar to other Condensing Enzymes of Fatty Acid Synthase. Plant Physiol. 103, 1361-1367.
Arabidopsis; GenBank Accession No.: L31891
Tai, H., Post-Beittenmiller, D. and Jaworski, J. G. (1994) Cloning of a cDNA encoding 3- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from Arabidopsis. Plant Physiol. 108, 343-444.
Allium sativum; GenBank Accession No.: U306000
Chen, J. and Post-Beittenmiller, D. (1996) Molecular cloning of a cDNA encoding 3- ketoacyl-acyl carrier protein synthase III from leek. Gene 182, 45-52.
Porphyra umbilicalis; GenBank Accession No.: 438804
Reith, M. (1993) A β-ketoacyl-acyl carrier protein synthase III gene (fabH) is encoded on the chloroplast of the red alga Porphyra umbilicalis. Plant Mol. Biol. 21, 185-189
Escherichia coli, GenBank Accession No.: M77744
Tsay, J. T., Oh, W., Larson, T. J., Jackowski, S. and Rock, C. O. (1992) Isolation and characterization of the β-ketoacyl-acyl carrier protein synthase-III gene (fabH) from Escherichia coli K-12. J. Biol. Chem. 267, 6807-6814
Kinetik der Inhibierung von Wildtyp-KAS III durch Dodecanoyl-ACP. Doppelt
reziproke Auftragung der Konzentration von Acetyl-CoA (A) und Malonyl-ACP (B) gegen
die Aktivität von KAS III in Abwesenheit (⚫) und Gegenwart von 1 µM (▲), 2,5 µM (∎)
und 5 µM () Dodecanoyl-ACP. Der jeweilige Substratpartner wurde bei 10 µM [1-14C]
Acetyl-CoA und 20 µM Malonyl-ACP konstant gehalten. Die Enzymaktivität wurde durch
Verfolgung der Inkorporation von [1-14C]acetat aus [1-14C]Acetyl-CoA in β-Ketobutyryl-
ACP (n = 8).
Inhibierung von KAS III-Mutanten durch Dodecanoyl-ACP. Die Enzymakti
vität wurde durch Verfolgung der Inkorporation von [1-14C]Acetat aus [1-14C]Acetyl-CoA in
β-Ketobutyryl-ACP in Anwesenheit von 10 µM nicht-radioaktivem Dodecanoyl-ACP
bestimmt (n = 4).
Supplementierungsassays von FAS-Extrakten aus C. lanceolata (A) und
Rapssamen (B). Die FAS-Reaktionen von den FAS-Präparationen wurden mit der KAS IIIa-
Mutante Asn358Asp und 10 µM Decanoyl-ACP wie gezeigt supplementiert. Die Kontroll
reaktionen wurden ohne Zugabe von exogenen KAS IIIs durchgeführt. Die Reaktions
produkte wurden durch die Inkorporation [1-14C]acetat aus [1-14C]Acetyl-CoA in Acyl-ACPs
bestimmt. Proben wurden nach 20 min entnommen und durch Auftrennung der Acyl-ACPs in
der 5,0 M-Harnstoff-PAGE analysiert, gefolgt von Elektroblotting auf Immobilon P und
Visualisierung durch Autoradiographie. Die Acylreste sind durch die Zahl an Kohlenstoff
atomen: Zahl der Doppelbindungen defeniert (n = 3).
CD-Spektren der Wildtyp-KAS IIIa (⚫), Asn358Asp (∎), Ala361Ser (▲),
Ala362Pro (○) und der Deletionsmutante (). Auftragung der Elliptizität (θ) gegen die
Wellenlänge (λ).
Claims (18)
1. Transgene Pflanzen und Mikroorganismen, die eine Nukleinsäuresequenz
enthalten, welche für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer β-Ketoacyl-ACP-
Synthase III (KAS III) kodiert, wobei das Protein nicht durch Acyl-ACPs regulierbar,
insbesondere nicht inhibierbar ist.
2. Pflanzen und Mikroorganismen nach Anspruch 1, die eine
Nukleinsäuresequenz enthalten, welche für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer
β-Ketoacyl-ACP-Synthase III aus Cuphea wrightii kodiert, wobei das Protein nicht durch
Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist.
3. Pflanzen und Mikroorganismen nach Anspruch 1 oder 2, die eine
Nukleinsäuresequenz enthalten, welche gegenüber der Wildtypsequenz von KAS III durch
mindestens eine Mutation in dem für das Aminosäuresequenzmotiv GNTSAAS kodierenden
Bereich verändert ist.
4. Pflanzen und Mikroorganismen nach Anspruch 3, worin die Mutation
innerhalb des Aminosäuremotivs GNTSAAS zu einem Austausch der Aminosäure N zu D
und/oder der Aminosäure A (erstes Alanin des Motivs) zu S führt.
5. Pflanzen nach einem der vorangehenden Ansprüche, in denen die
Nukleinsäuresequenz in Kombination mit einem in Pflanzen aktiven Promotor vorliegt.
6. Pflanzen nach einem der vorangehenden Ansprüche, in denen die
Nukleinsäuresequenz in Kombination mit einem in Triacyglycerine synthetisierendem bzw.
speicherndem Gewebe aktiven Promotor vorliegt.
7. Pflanzen nach einem der Ansprüche 5 und 6, in denen die Nukleinsäure
sequenz zusätzlich in Kombination mit Enhancer-Sequenzen, für Signalpeptide kodierenden
Sequenzen und/oder anderen regulatorischen Sequenzen vorliegt.
8. Pflanzen und Mikroorganismen nach einem der vorangehenden Ansprüche,
die einen gegenüber Wildtyppflanzen bzw. Wildtypmikroorganismen veränderten Fettsäure
gehalt und/oder eine gegenüber Wildtyppflanzen bzw. Wildtypmikroorganismen veränderte
Fettsäurezusammensetzung aufweisen.
9. Pflanzen und Mikroorganismen nach einem der vorangehenden Ansprüche,
die einen gegenüber Wildtyppflanzen bzw. Wildtypmikroorganismen erhöhten Gehalt an
mittelkettigen Fettsäuren aufweisen.
10. Pflanzen und Mikroorganismen nach einem der vorangehenden Ansprüche,
die einen gegenüber Wildtyppflanzen bzw. Wildtypmikroorganismen erhöhten Gehalt an
kurzkettigen Fettsäuren aufweisen.
11. Pflanzen nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei denen es sich um
Ölsaaten, insbesondere Raps, Sonnenblume, Sojabohne, Erdnuß, Kokos, Baumwolle, Lein,
handelt.
12. Mikroorganismen nach einem der Ansprüche 1 bis 4 oder 8 bis 10, bei
denen es sich um Bakterien und Algen handelt.
13. Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an kurz- und/oder mittelkettigen
Fettsäuren in Pflanzen, insbesondere in Triacylglycerine synthetisierenden und/oder
speichernden Geweben, umfassend die Schritte:
- a) der Herstellung einer Nukleinsäuresequenz, welche für ein Protein mit
der enzymatischen Aktivität einer KAS III kodiert, wobei das Protein nicht durch Acyl-ACPs
regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, mindestens umfassend die folgenden
Bestandteile, die in der 5'-3'-Orientierung aneinandergereiht sind:
- - ein in Pflanzen aktiver Promotor,
- - mindestens eine Nukleinsäuresequenz, die für ein Protein mit der Aktivität einer KAS III kodiert, wobei das Protein nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, und.
- - gegebenenfalls ein Terminationssignal für die Termination der Transkription und die Addition eines Poly-A-Schwanzes an das entsprechende Transkript, sowie gegebenenfalls davon abgeleitete DNA Sequenzen;
- a) der Übertragung der Nukleinsäuresequenz aus a) auf pflanzliche Zellen und
- b) gegebenenfalls der Regeneration vollständig transformierter Pflanzen und, falls erwünscht, der Vermehrung der Pflanzen.
14. Verfahren zur Erhöhung des Gehalts an kurz- und/oder mittelkettigen
Fettsäuren in Mikroorganismen, umfassend die Schritte:
- a) der Herstellung einer Nukleinsäuresequenz, welche für ein Protein mit der
enzymatischen Aktivität einer KAS III kodiert, wobei das Protein nicht durch Acyl-ACPs
regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, mindestens umfassend die folgenden
Bestandteile, die in der 5'-3'-Orientierung aneinandergereiht sind:
- - ein in dem jeweiligen Mikroorganismus aktiver Promotor,
- - mindestens eine Nukleinsäuresequenz, die für ein Protein mit der Aktivität einer KAS III kodiert, wobei das Protein nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist, und
- - gegebenenfalls ein Terminationssignal für die Termination der Transkription und die Addition eines Poly-A-Schwanzes an das entsprechende Transkript, sowie gegebenenfalls davon abgeleitete DNA Sequenzen; und
- a) der Übertragung der Nukleinsäuresequenz aus a) auf den jeweiligen Mikroorganismus.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, wobei die Nukleinsäuresequenz für
ein Protein mit der Aktvität einer KAS III aus Cuphea wrightii kodiert, wobei das Protein
nicht durch Acyl-ACPs regulierbar, insbesondere nicht inhibierbar ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, wobei die Nukleinsäure
sequenz, welche für ein Protein mit der enzymatischen Aktivität einer KAS III kodiert,
gegenüber der Wildtypsequenz von KAS III durch mindestens eine Mutation in dem für das
Aminosäuresequenzmotiv GNTSAAS kodierenden Bereich verändert ist.
17. Verfahren nach Anspruch 16, worin die Mutation innerhalb des Amino
säuremotivs GNTSAAS zu einem Austausch der Aminosäure N zu D und/oder der Amino
säure A (erstes Alanin des Motivs) zu S führt.
18. Verwendung von gemäß einem der Ansprüche 13 bis 17 hergestellten
Pflanzen bzw. Mikroorganismen zur Gewinnung von Fettsäuren und Ölen mit erhöhtem
Gehalt an kurz- und/oder mittelkettigen Fettsäuren.
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