Dränagevorrichtung oder Katheter
Die Erfindung betrifft eine Dränagevorrichtung oder Katheter, bestehend aus einem Schlauch oder Rohr, dessen Wand zahlreiche Durchbrechungen aufweist. Derartige Dränagen, Saugdränagen, Saugvorrichtungen und Katheter werden innerhalb des lebenden menschlichen Körpers zur Diagnose, #Therapie oder während eines operativen Eingriffes verwendet.
Die bekannten Vorrichtungen dieser Art bestehen aus Gummi oder Kunststoff. Sie besitzen unterschiedliche Durchmesser, Wandstärken und sind mit einer unterschiedlichen Anzahl von Durchbrechungen versehen.
Bei einem bekannten Dränageschlauch sind die kreisrunden Löcher bzw. Durchbrechungen so angebracht, dass längs des Schlauches die Durchdringungseinrichtungen der Löcher wechseln (DGM Nr. 1 980 321). Durch diese Anordnung soll erreicht werden, dass möglichst viele Löcher bzw. Durchbrechungen in einem Schlauchabschnitt vorhanden sind, ohne dass die Schlauchwandung zu sehr geschwächt wird. Die unregelmässige Lochanordnung soll weiterhin verhindern, dass die Löcher von gegenüberliegenden Bereichen einer Wunde abgedeckt werden. Die dort vorhandene, kreisrunde Lochform bedingt jedoch einen verhältnismässig hohen Anteil an Schlauchwandungsfläche in bezug auf die Lochfläche, so dass eine nicht unerhebliche Reizung des Organs oder der Körperhöhle infolge des körperfremden Materials der Schlauchwandung stattfindet.
Weiterhin können die Löcher nicht sehr nahe nebeneinander angeordnet werden, da sonst die mechanische Stabilität des Schlauches leidet, insbesondere, wenn dieser aus einem flexiblen Kunststoff besteht. Aus diesem Grund müssen zwischen den Löchern ausreichend grosse Schlauchwandungsstege vorhanden sein, die wiederum zu einer Erhöhung des Anteils der Schlauchwandungsfläche gegenüber der Lochfläche führt. Die aus Stabilitätsgründen bedingten, relativ weiten Lochabstände vermindern zudem die Abflussfläche und erhöhen die Verstopfungsgefahr.
Bei einer anderen Dränagevorrichtung sind in Längsrichtung eines starren Rohres verlaufende, lange, rechteckige Durchbrechungen vorgesehen, wobei aus Stabilitätsgründen die zwischen den Durchbrechungen verbleibenden Rohrwandungen etwa gleich breit sind wie die Durchbrechungen, so dass auch hier der Anteil der Rohrwandungsfläche in bezug auf die Durchbrechungsfläche relativ gross ist (DBP Nummer 330 284). Aus einem elastischen oder flexiblen Material kann das Rohr nicht gefertigt werden, da dann die notwendige mechanische Stabilität radial und axial zur Rohrachse im Bereich der Mitten der Durchbrechungen nicht gegeben ist. Das Problem der Reizung beim Ein- und Ausführen des Rohres, das bei dem vorgenannten Dränageschlauch nicht gelöst ist, wird dadurch gelöst, dass die Kanten der verbleibenden Rohrwandungen abgerundet sind.
Diese Nachteile sollen vermieden werden, und es stellt sich daher die Aufgabe, eine Dränagevorrichtung bzw. einen Katheter zu finden, der folgenden Forderungen genügt: a) möglichst wenig körperfremdes Material, um die Fremd körperreizung während der Verweildauer im menschlichen
Körper auf ein Mindestmass zu reduzieren, b) möglichst grosse Abflussfläche innerhalb der Dränagen oder Katheterwand, um einen möglichst grossen Abfluss pro Zeiteinheit zu erreichen und um die Verstopfungsge fahr herabzusetzen, c) ausreichende mechanische Stabilität in und quer zur
Achsrichtung der Vorrichtung. Bei speziellen Fällen (im
Choledochus transpapillär liegender Dränagen) soll der
Abfluss eines benachbarten Organganges (Ductus pankreaticus) möglichst wenig behindert sein.
Diese Forderungen werden bei einer Dränagevorrichtung der eingangs genannten Art erfindungsgemäss dadurch erfüllt, dass die Wand als Gitterwand mit rautenförmigen Durchbrechungen ausgebildet ist und in Längsrichtung mindestens zwei Verstärkungsstege besitzt.
Die Pathophysiologie des Fremdkörperreizes eines Organs oder einer Körperhöhle des lebenden menschlichen Körpers ist seit langem bekannt. Die Wahl einer gitterförmigen Dränagen- oder Katheterwand reduziert die zu ihrer Konstruktion notwendige Fremdkörpermasse und somit auch den Fremdkörperreiz innerhalb eines Organs oder einer Höhle des lebenden menschlichen Körpers. Darüber hinaus führt diese Konstruktion per se zu einer Vergrösserung der materiallosen Fläche innerhalb der Dränagen- oder Katheterwand.
Damit ist der Abfluss von Sekreten, Urin, Eiter, die Einspritzung von Kontrastmitteln und letzten Endes die Durchspülung bzw. Einspritzung von Lösungen oder Medikamenten sicherer gewährleistet. Daraus folgt, dass auch die Verstopfungsgefahr herabgesetzt ist.
Die gewählten rautenförmigen Durchbrechungen ergeben ein relativ stabiles Gitterwerk, das zur Erhöhung der Stabilität in Längsrichtung, was insbesondere beim Einführen der Dränagevorrichtung wichtig ist, mindestens zwei Verstärkungsstege in Längsrichtung aufweist.
Im Gegensatz zu einer kompakten, mit einigen Öffnungen versehenen Wand findet bei der Gitterwand im Falle einer Durchsteigerung von aussen und daraus folgender Lumenverengung ein überwiegend unbehinderter Abfluss statt. Bezogen auf den Fall einer transpapillär liegenden Choledochusdränage hat die Gitterwanddränage den Vorteil, dass der Abfluss aus dem Pankreas in überwiegendem Masse gesichert bleibt, wobei die Gefahr einer Pankreatitis vermindert wird.
Besteht im speziellen Falle die Notwendigkeit, den Ductus pankreaticus zu dränieren, so führt die Gitterwand zu einem besseren Durchfluss der Pankreasfermente aus den Nebengängen der Drüse.
Bei der Konstruktion einer durchgehenden gitterförmigen Wand könnte die Stabilität der Dränagen, Saugdränagen, Saugvorrichtungen und Katheter gefährdet werden. Auch aus dieser Überlegung heraus wurden in die gitterförmige Konstruktion mindestens zwei in der Längsachse verlaufende Verstärkungsstege eingefügt. Ein weiterer Stabilitätsfaktor bietet sich durch die Wahl der Gitterabstände an. Diese Abstände können in der Konstruktion variieren, sie müssen dem jeweiligen Zweck, der Wandstärke und dem Durchmesser angepasst werden. Diese Variationen in bezug auf Gitterabstände, Wandstärken und Durchmesser beeinflussen ihrerseits wieder den jeweiligen Elastizitätsgrad der Vorrichtung. Es sei hier noch angeführt, dass sowohl für Stabilität als auch für Elastizität das jeweils gewählte Material eine Einflussgrösse darstellt.
In den Zeichnungen sind sechs Ausführungsbeispiele (Fig. 1 bis 6) dargestellt, die im einzelnen wie folgt beschrieben werden:
Fig. 1 stellt die beiden gleich langen (je 3 cm) Querschenkel 1, 2 einer T-Dränage dar. Die kreisförmige Fläche 3 in der Mitte der Zeichnung kennzeichnet die Einmündung des dritten Schenkels. Die Gitterwand 4 verläuft über die ganze Ausdehnung beider Querschenkel und wird durch die Befestigung des dritten Schenkels unterbrochen. Die Enden haben Öffnungen 5 nach Massgabe des Hohlraumquerschnittes.
Diese T-Dränage kann über die dargestellte Zeichnung hinaus auch in halbzylindrischer Form hergestellt werden. Die Durchmesser variieren entsprechend den üblichen Konstruktionen. Mit 6 ist eine rautenförmige Durchbrechung bezeichnet, und Teil 7 ist einer der Verstärkungsstege.
Die Fig. 2 zeigt eine REDON-Dränage mit Gitterwand und offenem Ende. Lumendurchmesser, Wandstärke und Wandhärte variieren nach Massgabe der üblichen Konstruktionen. Die Länge der Gitterwand entspricht der sonst üblichen Länge des durchlöcherten Teiles der Dränage (5-15 cm). Diese Dränageart wirkt als Saugdränage mit Hilfe einer Vakuumflasche nach Eingriffen im Bauchraum, nach Struma- und Knochenoperationen, Operationen innerhalb von Weichteilen, als Durchspüldränage nach einer operierten Osteomyelitis und letzten Endes zur Dränage einer Abszesshöhle im Abdomen oder einer Eiteransammlung im subphrenischen Raum oder einer Dränage des Foramen Winslowii.
Es scheint zweckmässiger, bei Dränagen des Foramen Winslowii und des subphrenischen Raumes den Durchmesser des Dränagenvolumens auf 5-7 mm zu erhöhen, bei Abszesshöhlen (perityphlitisch) oder zur Durchspülung der operierten Osteomyelitis den Lumendurchmesser auf 4-5 mm bei entsprechender Wandstärke zu vergrössern.
Besteht diese Vorrichtung nur an der Spitze auf einer Länge von 1,5 cm aus einer Gitterwand und ist diese aus starrem Kunststoff konstruiert, so kann sie als Saugvorrichtung während eines operativen Eingriffes verwendet werden.
In Fig. 3 ist eine T-Dränage mit ungleich langen Querschenkeln 1', 2' zur transpapillären Choledochusdränage gezeigt. Der proximale Schenkel 1' kann sowohl zylindrisch als auch halbzylindrisch sein. Die halbzylindrische Formgebung erleichtert das Entfernen der Dränage aus dem Choledochus und führt zu einer geringeren Traumatisierung des Gallenganges. Der distale Schenkel 2' ist zylindrisch mit konisch verlaufender Spitze 8, die in einem Auge 9 endet.
Die Fig. 4 stellt eine zylindrische Choledochus- oder Pankreaticusgitterwanddränage dar mit konisch zugehender Spitze 10, die am Ende eine Öffnung 11 aufweist. Durchmesser und Wandstärken sind nach den üblichen Konstruktionen gewählt. Der Verwendungszweck erfolgt nach dem Prinzip VÖLCKERs, MOLLOWITZs und BAILEYs. Bei einer partiellen Pankreatektomie kann die Gitterwanddränage zur Sondierung des verbleibenden Teiles des Ductus pankreaticus durch eine Pankreato-Jejunostomie mit Herausleiten über einen WITZELschen Kanal angewendet werden.
Des weiteren bietet sich die Verwendung zur Sondierung des Pankreaticus oder Choledochus bei einer Fistulo Anastomose nach SANTY an.
In Fig. 5 ist eine doppelläufige Gitterwanddränage bzw.
ein doppelläufiger Gitterwandkatheter abgebildet. Der grosse Ablaufkanal 12 weist eine schräg abgeschnittene, blind endende Spitze 13 und eine Gitterwand (Länge 5-7 cm) auf.
Der kleine Zulaufkanal 14 hat eine Filiformspitze 15 und fünf Augen 16. Die Spitze 15 kann geschlossen sein oder in einer Öffnung enden und soll ziemlich hart sein (Länge der Spitze 3-5 cm). Der Durchmesser des grossen Ablaufkanals beträgt 5-7 mm, der des kleinen Zulaufkanals 2-4 mm. Die Vorrichtung findet Verwendung als Dränage des subphrenischen Raumes oder eines retroperitonealen Abszesses. Als speziellen Verwendungszweck ist an einen doppelläufigen Nierendauerspülkatheter mit entsprechendem Durchmesser, Wandstärke und Gitterwandlänge im Ablaufkanal von 34 cm gedacht.
Die Fig. 6 zeigt eine Gitterwandsaugvorrichtung aus starrem Kunststoff. Die Gitterwandlänge beträgt 8-14 cm, das Ende ist mit einem grossen Auge 9 versehen. Durchmesser und Wandstärke sind nach den üblichen Konstruktionen ausgelegt. Verwendungszweck ist ein Absaugen des Darmes bei Ileus.
Über die dargestellten Zeichnungen hinaus seien noch einige Beispiele angeführt: Ein Gitterwandkatheter eignet sich als Aortographiekatheter oder als Ballonkatheter zu Tamponade und Dauerspülung der Blase. Durchmesser, Wandstärke, Wandhärte, Spitzenform und -härte sind nach den üblichen Konstruktionen gewählt. Die Gitterwandlängen entsprechen dem durchlöcherten Teil der bisher verwendeten Instrumente.