Verfahren zur Herstellung von Formkörpern Bekanntlich sind Polymethylmethacrylat und zum überwiegenden Teil aus Methylmethacrylat aufgebaute Copolymerisate wertvolle Kunststoffe, die sich durch gute mechanische Eigenschaften, hervorragende Witte- rungs- und Alterungsbeständigkeit, Resistenz gegen che mische Einflüsse, sehr gute Isolierwirkung und leichte spanabhebende Verarbeitbarkeit im festen sowie leichte Verformbarkeit im thermoelastischen bzw. leichte Form barkeit im thermoplastischen Zustand auszeichnen.
Die vorzüglichen optischen Eigenschaften dieser Kunststoffe rechtfertigen ihre Bezeichnung als organisches Glas .
Formkörper, z.B. Platten, Blöcke, Rohre u. derglei chen, aus Polymethylmethacrylat, das gegebenenfalls durch untergeordnete Mengen von mit dem monomeren Ester mischpolymerisierenden Verbindungen, vornehm lich Acrylester, oder durch Weichmacher modifiziert sein kann, werden entweder durch Polymerisation des Monomeren bzw. Monomerengemisches in einer soge- nannten Polymethacrylat-Formmasse nach dem Strang- pressverfahren hergestellt.
Fertigartikel aus dem genann ten Kunststoff in grosser Stückzahl werden auf Spritz- gussmaschinen hergestellt. Das Pressen von Formlingen aus Polymethacrylat-Pulver spielt nur noch eine unter geordnete Rolle. Bei der Polymerisation in der Form, z.B. zwischen Glasplatten, der sogenannten Substanz polymerisation, wird zur Erzielung optimaler mecha nischer Eigenschaften unter Bedingungen gearbeitet, die hochmolekulare Produkte entstehen lassen.
Im Falle der Formmassen zwingen die Gegebenheiten der Spritzguss- und Extrusionsverarbeitung zur Herstellung von Pro dukten mit niedrigeren Molekulargewichten, da nur un ter dieser Voraussetzung ein gutes Fliessverhalten bei der Verarbeitungstemperatur erzielt wird. Die Eigen schaft der Polymethacrylate, bei höheren Temperaturen zu depolymerisieren, setzt der Verarbeitungstemperatur Lind damit dem Nlolekulargewicht des im schmelzflüssi gen Zustand zu formenden Kunststoffs Grenzen.
Für Polymethylmethacrylat liegt die Grenze bei etwa 300 C, wobei die Verweilzeit des Gutes bei der Verarbeitungs- temperatur eine Rolle spielt. Als Mass für das Molekulargewicht makromolekula rer Verbindungen bedient man sich häufig des Viskosi- tätswertes r,p"/e (eZeitschrift für Elektrochemie , 1937, Seite 479).
Während dieser Wert für ein in einer Form als Halbzeug, z.B. als Block, Scheibe oder Rohr, poly merisiertes Methylmethacrylat etwa 1,1 bis 1,2, entspre chend einem mittleren Molekulargewicht zwischen 4 und Millionen, ausmacht, weisen nach dem Spritzguss- oder nach dem Extrusionsverfahren zu verarbeitende Form massen Viskositätswerte von 0,05 bis 0,08, entsprechend Molekulargewichten von etwa 100 000 bis 200 000, auf.
Die Einstellung eines jeweils gewünschten Viskositätsbe- reichs ist ausser durch Polymerisationstemperatur und Katalysatormenge durch die Mitverwendung sogenannter Regler, z.B. aliphatischer Merkaptane, bei der Polyme- risation möglich. Durch den Zusatz z.B. eines Dialkyl- sulfids wird die thermische Stabilität der Formmasse er höht.
Die Güteunterschiede zwischen Formkörpern aus hochmolekularem Substanzpolymerisat und niedrigermo- lekularen Formmassen sind für viele Anwendungszwecke ohne praktische Bedeutung bzw. werden in Kauf genom men, da das Spritzguss- und das Extrusionsverfahren für die Herstellung von Massenartikeln besonders wirtschaft lich sind.
Bei der thermischen, mechanischen und korro siven Dauerbeanspruchung zeigen sich jedoch Teile aus den niedrigerviskosen Formmassen solchen aus hochmo lekularen Substanzpolymerisaten, wie sie in den gegos senen Polymethylmethacrylatscheiben und -blöcken vor liegen für manche Zwecke so erheblich unterlegen, dass eine Verbesserung des diesbezüglichen Verhaltens der aus Formmassen hergestellten Teile seit langem angestrebt, jedoch nicht erreicht wurde.
Für den Gebrauchswert eines aus Polymethylmeth- acrylat oder aus einem zum überwiegenden Teil aus Me- thylmethacrylat aufgebauten Copolymerisat hergestellten Formkörpers ist die mechanische Belastbarkeit, vornehm lich bei einer Langzeitbeanspruchung, von besonderer Be deutung. Hinsichtlich dieses Verhaltens hatte sich der Fachmann seit langem damit abgefunden, dass Teile aus Formmassen der bereits angegebenen üblichen Viskosi- täten den durch Substanzpolymerisation entstandenen hochmolekularen Produkten erheblich unterlegen sind.
Das den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildende Verfahren ermöglicht die Herstellung von Formkörpern aus zu mindestens 90 Gew.-% aus Methylmethacrylat bestehenden Mischpolymerisaten, die hinsichtlich ihres Deformations- und Festigkeitsverhaltens und hinsichtlich ihrer Korrosionsfestigkeit den Teilen aus . bekannten Formmassen in einem überraschenden Masse überlegen sind.
Wie im nachstehenden im einzelnen darzulegen sein wird, weisen die erfindungsgemäss hergestellten und verarbeiteten Formmassen mechanische Festigkeitswerte auf, die weit oberhalb eines theoretisch vorhersehbaren Bereichs liegen und die sich den für hochmolekulare Sub- stanzpolymerisate geltenden Werten sehr dicht nähern oder diese sogar erreichen. Für dieses überraschende Verhalten kann bisher eine befriedigende Erklärung nicht gegeben werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung von Formkörpern mit hoher mechanischer Festigkeit so wie hoher Korrosions- und Wärmeformbeständigkeit aus zu mindestens 90 Gew.-% aus Methylmethacrylat auf gebauten Mischpolymerisaten ist dadurch gekennzeichnet dass ein Mischpolymerisat,
welches zu 90 bis 98 Gew.-% aus Methylmethacrylat und zu 10 bis 2 Gew.-% aus einem Acrylsäureester mit 1 bis 3 C-Atomen im Alkohol rest oder einem Styrol aufgebaut ist, und dessen Viskosi tät -#6Dec/c# gemessen in Chloroform bei 20 C und einer Konzentration von 1 bis 2 g Polymerisat pro Liter Lö sung, 0,10 bis 0,18 1/g beträgt, nach dem Strangpress- verfahren verarbeitet wird.
Zweckmässig arbeitet man bei der Herstellung des genannten Mischpolymerisates in Gegenwart eines radikalischen Beschleunigers und eines Mercaptans als Übertragungsregler und bemisst die Men ge des letzteren derart, dass sich der vorerwähnte Visko- sitätsbereich des Polymerisationsproduktes ergibt. Beim Strangpressen wird vorteilhaft eine Temperatur der Mas se von über 270 C eingehalten.
Bezüglich der Bestim mung der oben genannten Viskositätswerte sei verwiesen auf (#Makromolekulare Chemie>) 1952, VII/3, Seite 294.
Untergeordnete Mengen weiterer monomerer, poly- merisierbarer Verbindungen können am Aufbau der ge nannten Mischpolymerisate beteiligt sein. Durch den Zusatz an sich bekannter Stabilisatoren können Zerset zungserscheinungen bei Verarbeitungstemperaturen von z.B. 280 bis 300 C hintangehalten werden.
Das Einbrin- aen von Farb- und Füllstoffen sowie von Weichmachern und UV-Absorbern in das zu polymerisierende Mono merengemisch bzw. in die fertige Formmasse in an sich bekannter Weise ist möglich.
Es wurde bereits eingangs darauf hingewiesen, dass es bekannt ist, das durchschnittliche Molekulargewicht von Polymerisaten der in Frage stehenden Art durch die Mitverwendung sogenannter Schwefelregler innerhalb ge wünschter Bereiche einzustellen.
Dabei soll nicht uner wähnt bleiben, dass das Molekulargewicht eines Polyme- risats in einem geringen Umfang auch durch Initiator menge und Polymerisationstemperatur beeinflusst wer den kann, und zwar in dem Sinne, dass das Molekular gewicht um so niedriger wird, je höher die beiden eben genannten Faktoren gewählt werden.
Dem Fachmann ist eine grosse Anzahl von SH-gruppenhaltigen über tragungsreglern bekannt; ihm ist weiterhin geläufig, dass für jeden dieser Regler eine hinsichtlich des Effektes op timale Konzentration gegeben ist. Als Beispiele für Über tragungsregler der in Frage stehenden Art seien Alkyl- merkaptane, aliphatische Merkaptosäuren und die Ester dieser Säuren genannt.
Bei der Herstellung von im Handel befindlichen Formmassen auf Methacrylatbasis wird z.B. N-Laurylmerkaptan als Regler in einer Menge von etwa 0,4 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Monomerengemisch, verwendet. Um zu Formmassen nach der vorliegenden Erfindung zu kommen, ist bei gleicher Zusammenset zung des Mischpolymerisats und bei Einhaltung sonst gleicher Polymerisationsbedingungen eine Menge von z.B. 0,1 Gew.-% des genannten Reglers erforderlich.
Die Menge, in der ein jeweils vorgesehener übertragungs- regler zur Anwendung kommen soll, lässt sich anhand einfach durchzuführender Versuche leicht ermitteln. We gen der unterschiedlichen Wirksamkeit der im Sinne die ser Erfindung verwendbaren Merkaptane lassen sich keine für alle Übertragungsregler verbindlichen Mengen angaben machen. Die in dem nachstehenden Beispiel genannte Menge gilt deshalb nur für den dort verwen deten Regler.
Die Mitverwendung von 2 bis 10 Gew.-c/, des Acryl säuremethyl-, Acrylsäureäthyl- oder eines Acrylsäure- propylesters oder eines Styrols bewirkt eine gewisse Sta bilisierung des Endprodukts gegen einen thermischen Ab bau bei den während des Extrudierens anzuwendenden Temperaturen, die höher liegen als jene, bei denen die bisher bekannten Polymethacrylatformmassen nach dem Strangpressverfahren verarbeitet werden.
Es wurde be reits erwähnt, dass den erfindungsgemäss herzustellenden Mischpolymerisaten zusätzlich Wärmestabilisatoren der an sich bekannten Art einverleibt werden können.
Die Polymerisation wird zweckmässig unter der Ein wirkung an sich bekannter radikalischer Beschleuniger bzw. Beschleunigersysteme durchgeführt, und zwar bei Temperaturen, die der Zerfallstemperatur des Initiators angeglichen werden.
Aus der britischen Patentschrift 971 673 ist es be kannt, Formmassen durch Mischpolymerisation von Me- thylmethacrylat und in Mengen von 3 bis 20 Mol.-% eines Esters der Acrylsäure mit 4 bis 12 C-Atomen im Alkoholrest herzustellen. Gegenüber den aus dieser Pa tentschrift bekannten Formmassen zeichnen sich die er findungsgemäss herzustellenden Produkte durch eine für den praktischen Gebrauch häufig entscheidende Verbes serung hinsichtlich des Erweichungspunkts aus:
Während eine aus Methylmethacrylat und zu 6 Mol.-%. aus Acryl- säurebutylester unter Mitverwendung eines Übertragungs reglers hergestellte Formmasse einen nach Vicat (DIN 57 302) bestimmten Erweichungspunkt von 105 C auf weist, liegt der Erweichungspunkt eines unter gleichen Bedingungen hergestellten,
jedoch zu 6 Mol.-c7c aus Acrylsäuremethylester anstelle des entsprechenden Bu- tylesters aufgebauten Mischpolymerisats bei 11 2 C.
(Um einen korrekten Vergleich der beiden Formmassen zu er möglichen, wurden Mischpolymerisate mit jeweils dem gleichen Mol-Anteil an Acrylsäuremethyl- bzw. -butyl- ester einander gegenübergestellt.) Für die Verwendung solcher Formmassen im Haushalt, als Lichtwannen zum Abdecken von Leuchtröhren oder auch zur Herstellung von Automobilrücklichtern kann die verbesserte Wärme festigkeit von ausschlaggebender Bedeutung sein.
Die erfindungsgemäss einzustellende hohe Viskosität der neuen Formmassen widerspricht im übrigen jeder fachmännischen Vorhersage hinsichtlich des mit einem solchen Vorgehen erzielbaren Fortschrittts. H.F. Mark, durch eine Reihe von Lehrbüchern auf dem Gebiete der makromolekulären Verbindungen und zahlreiche Ver öffentlichungen auf diesem Gebiete der Fachwelt als hervorragender Kenner der Material bekannt, führt in der Veröffentlichung (Polymere als Baumaterialien ( All- gemeine und praktische Chemie , Österreichisches Zen tralblatt für Chemie in Wissenschaft,
Technik und Wirt schaft, 17,<B>1/1966,</B> Seiten 22 ff.) aus, dass die wichti gen mechanischen Eigenschaften, insbesondere Zugfestig keit, Rissfestigkeit, Schlagfestigkeit und Elastizität, der Polymeren auf eine sehr bestimmte Weise vom durch schnittlichen Molekulargewicht oder dem Polymerisa- tionsgrad abhängen, und zwar so, dass bis zu einem be stimmten, verhältnismässig tiefen Polymerisationsgrad- Wert überhaupt keinerlei Festigkeit entwickelt wird.
Von hier an ist ein steiler Anstieg der mechanischen Festig keit mit dem Polymerisationsgrad zu beobachten, bis schliesslich bei noch höheren Molekulargewichten die Kurve flacher wird und die Festigkeit bei weiterer Ver längerung der Kette nicht weiter zunimmt. Dieses Fla- cherwerden der Kurve gibt Mark für viele Vinylverbin- dungen bei einem Polymerisationsgrad von 400 an. Alle Polymeren nähern sich bei Polymerisationsgraden von über 600 einem Grenzwert.
Der eben genannte Polymeri- sationsgrad entspricht bei Polymethylmethacrylat bei einem Molekulargewicht des monomeren Esters von 100 einem Molekulargewicht von 60 000. Mark führt weiter aus, dass, selbst wenn ein noch höheres Molekulargewicht geringe Vorteile bringen sollte, dieses Gebiet schwer zu gänglich sei, da sehr lange Ketten hohe Viskositäten in gelöstem und geschmolzenem Zustand hervorrufen und eine Verarbeitung sehr schwierig wird.
Die in der ge nannten Veröffentlichung diskutierten Erkenntnisse ha ben nach Mark zur Folge, dass praktisch alle nützlichen Polymeren im Polymerisationsgrad-Gebiet von 200 bis 2000 liegen, was im allgemeinen einem Molekularge- wich t von 20 000 bis 200 000 entspricht. Diese Aussage deckt sich völlig mit unserer eingangs gemachten Angabe, dass die nach dem Spritzguss- oder nach dem Extrusions- verfahren zu verarbeitenden Formmassen auf Methyl- methacrylatbasis Molekulargewichte von 100 000 bis etwa 200 000 aufweisen.
Nach Mark (a. a. O., Seite 24) wird der Fachmann bei dem Bestreben, die Eigenschaften einer makromolekularen Verbindung zu verbessern, an einer weiteren Erhöhung des Molekulargewichts über einen Wert von z.B. 100 000 bis 200 000 hinaus nicht mehr in teressiert sein, vielmehr wird er sein Interesse auf andere Faktoren, wie etwa Molekulargewichtsverteilung, Ver- zweigung, Einfluss reaktiver Gruppen oder sterische Aus- richtung, lenken.
Es bedurfte der überwindung dieses fundierten all gemeinen Auffassung der Fachwelt, um zum Gegenstand der vorliegenden Erfindung zu gelangen.
Die folgende Gegenüberstellung einer üblichen, im Handel befindlichen Polymethacrylatformmasse (Pro dukt A) einerseits und eines hochmolekularen Substanz polymerisats (Produkt B) andererseits mit einer erfin- dun-s-emässen Formmasse (Produkt C) hinsichtlich ihres Verhaltens bei bestimmten, für den Gebrauchswert der genannten Kunststoffe entscheidenden mechanischen Be lastungen belegt, dass die erfindungsgemässen Produkte üblichen Formmassen in überraschendem Umfang über legen sind, den sehr viel höhermolekularen Substanzpoly- merisaten nahe kommen oder diese sogar erreichen.
Pro dukt A ist eine handelsübliche Polymethylmethacrylat- formmasse mit einer Viskosität r"",/c von 0,05. Produkt B ist ein handelsübliches, gemäss DBP 875 092 zwischen Glasplatten polymerisiertes Substanzpolymerisat des Me- thylmethacrylats (rl"P,./c 1,1). Produkt C wurde gemäss dem später folgenden Beispiel hergestellt und auf einer Strandpresse bei 290 C, gemessen an den Düsenlippen, verformt (rlso"/c 0,12).
Es handelt sich im einzelnen um Messungen I. des Deformations- und Festigkeitsverhaltens und 1I. der Korrosionsfestigkeit.
Zu 1.: Es werden auf dem Kurvenblatt 1 die als Kriechen bekannte zeitabhängige Dehnung und die daraus resultie rende Bruchdehnung bei Zugbeanspruchung für die Pro dukte A, B und C dargestellt. Die dafür benutzte Mess- methode ist in den nachstehenden Veröffentlichungen beschrieben und diskutiert: a) Oberbach, K. und Paffrath, H. W. Z. Materialprü fung, 2 (1960), 335 - 338; Ibid, 4 (1962), 291 - 296; b) Bauer, P., Diem, C. J. und Schreyer, G. Zeitschr. Haus der Technik - Vortragsveröffentlichung. Heft 41, Langzeitverhalten von Kunststoffen , Vulkan-Verlag, Dr.
W. Classen, Essen; c) Draft ISO Recommendation No. 748 der ISO/ TC 61, März 1964, Determination of Tensile Creep of Plastics .
Übliche Polymethacrylatformmassen (Produkt A) brechen beim Kriechversuch unabhängig von der ange legten Prüfspannung bei Erreichung einer Grenzdehnung. Die für das Produkt C gefundene Grenzdehnung ist we sentlich höher als die des Produkts A und überraschen derweise auch wesentlich höher als die des hochmoleku laren Substanzpolymerisats (Produkt B).
Kurvenblatt 2 zeigt & n Verlauf der Schadenslinie im Zeitstandsbild. Diese Linie gibt an, nach welchen Zeiten bei vorgegebenen Prüfspannungen in den Prüfkörpern die ersten Risse auftreten. Die für Produkt C geltende Schadenslinie ist gegenüber der des Produkts A nach höheren Spannungswerten bzw. längeren Zeiten verscho ben. Diese Verschiebung ist überraschenderweise so stark, dass die Schadenslinie des erfindungsgemäss hergestell ten Produkts praktisch so verläuft wie die des hochmole kularen Substanzpolymerisats (Produkt B).
Kurvenblatt 3 lässt den Verlauf der Zeitbruchlinie im Zeitstandsschaubild erkennen. Die unter I, a) bis c) angegebenen Literaturstellen enthalten auch eine Be schreibung der zur Bestimmung der Zeitbruchlinie be nutzten Messmethode. Die für das erfindungsgemäss her gestellte Produkt C geltende Zeitbruchlinie verläuft zwi schen den Zeitbruchlinien der Produkte A und B.
Oberhalb einer Belastungszeit von einem Monat, also in dem beim Zeitstandsversuch interessantesten Zeitbereich, biegt die Zeitbruchlinie des Produkts C nicht ab; dies bedeutet, dass die eigentliche Zeitstandsfestigkeit bei Produkt C sehr viel höher liegt als die für Produkt A Geltende Zeitbruchlinie. Gerade diese Eiaenschaft ist für das Bruchverhalten der untersuchten Kunststoffe un ter lang andauernder mechanischer Belastung, wie sie in der Praxis häufig auftritt, von besonderer Bedeutung.
Kurvenblatt 4 lässt die Ergebnisse von Wechselbiege versuchen und die daraus resultierende Zeitbruchlinie erkennen. Die grafisch aufgetragenen Werte wurden nach der in der bereits erwähnten Veröffentlichung von Bauer, Diem und Schreyer enthaltenen Methode bestimmt. Beim dynamischen Wechselbiegeversuch verschiebt sich die Zeitbruchlinie in der Reihenfolge: Produkt A - Pro dukt B nach höheren Spannungswerten bzw. höherer Prüfdauer. Dies hat zur Folge, dass in dieser Reihe die Standfestigkeit bei vorgegebener Beanspruchung zu nimmt.
Auch dieses Verhalten ist für die Praxis, bei der lang andauernde dynamisch-mechanische Beanspruchun gen vorkommen, von grosser Wichtigkeit. Besonders im Frequenzbereich von G 50 Hz zeigt das erfindungsge- mässe Produkt C gegenüber dem Produkt A eine deut liche Überlegenheit.
Die nachstehende Tabelle zeigt aus je fünf Versuchen ermittelte Durchschnittswerte für das Verhalten der mit einander verglichenen Produkte A, B und C beim dy namischen Zugversuch. Die Messungen wurden gemäss Second Draft ISO Recommendation No. 468 der ISO/ TC 61, Okt. 1963, < < Determination of Tensile @Strength Properties , durchgeführt.
Bei einer Prüfgeschwindigkeit von 0,1 mm/min (1 !1 ISO-Zugstab) ergeben sich folgen de Mittelwerte für die Kurzzeitbruchdehnung En: Produkt A 1,90/, Produkt B 4,5 Produkt C 5,0 %.
Bei einer Deforrnationsgeschwindigkeit von 1 mm/ min<B>(l/1</B> ISO-Zugstab) ergeben sich folgende Mittel werte: Produkt A 2,4 Produkt B 4,90/, Produkt C 4,40/,.
Die erfindungsgemäss hergestellte Formmasse besitzt also gegenüber den handelsüblichen Produkten in einem weiten Bereich der Deformationsgeschwindigkeit eine wesentlich höhere Dehnbarkeit. Überraschenderweise wird die Dehnbarkeit des hochmolekularen Substanz polymerisats (Produkt B) etwa erreicht oder gar über troffen.
Zu 1I.: Unter dem gleichzeitigen Einfluss mechanischer Span- -iungen und eines Korrosionsmittels, z.B. Äthanol, kommt es bei makromolekularen Kunststoffen zur Rissbildung durch Spannungskorrosion. Die handelsüblichen Form massen vom Typ Produkt A zeichnen sich dadurch aus, dass dabei grosse, tiefe Risse entstehen, die zum Bruch des belasteten Formkörpers führen. Die erfindungsge mäss hergestellten Produkte verhalten sich unter gleichen Bedingungen erheblich günstiger.
Es treten zwar auch Risse auf, jedoch sind diese feiner und kürzer; dies hat zur Folge, dass die angelegte Spannung, insbesonders auch wegen eines höheren Rissfortpflanzungswiderstands, länger einwirkt, ehe es zum Bruch kommt. Unter der Ein wirkung von mechanischen Spannungen und Korrosions mitteln stehende Formteile haben deshalb eine wesentlich höhere Lebensdauer als Formteile aus bisher bekannten Formmassen. Die neuen Produkte kommen hinsichtlich ihres Verhaltens unter der besprochenen Belastung den Substanzpolymerisaten sehr nahe. Diese qualitativen Aussagen werden aufgrund von Messungen nach einer betriebsinternen Methode gemacht.
Da es eine allgemein anerkannte oder gar genormte Messmethode für die Be stimmung der Korrosionsfestigkeit von Kunststoffen noch nicht gibt, muss die diesbezügliche Aussage auf eine quali tative Angabe beschränkt bleiben.
<I>Beispiel</I> 93,74 Gewichtsteile Methacrylsäuremethylester 6,00 Acrylsättremethylester 0,13 Dilauroylperoxyd 0,13 n-Laurylmerkaptan werden in einem V 4 A-Kessel mit Rührwerk gemischt, wobei der Katalysator zweckmässigerweise zuvor in einem kleinen Teil des Methacrylsäuremethylesters vollständig gelöst und die filtrierte Lösung zum Hauptteil des An satzes gegeben wird. Durch Anlegen eines Vakuums von 30 bis 150 mm Hg-Säule wird bei gleichzeitigem Rühren die gelöste Luft weitgehend entfernt.
Die Lösung wird in eine Glaskammer mit 1 cm lich- ter Weite gefüllt und danach im Wasserbad auf 40 bis 60 C aufgeheizt. Innerhalb von 12 bis 24 Stunden poly merisiert der Kammerinhalt zu einem festen, farblosen und glasklaren Block, der in einem Wärmeschrank zur Endpolymerisation noch 4 bis 10 Stunden auf etwa 100 C erhitzt wird. Das Polymerisat wird zerkleinert und an- schliessend auf einem Extruder bei einer an den Düsen lippen gemessenen Temperatur von 280 bis 290 C zu einer Platte mit der durch den Abstand der Düsenlippen gegebenen Dicke verformt.