Bindemittel zum Abbinden von Mörtel Die Erfindung bezieht sich auf ein Bindemittel zum Abbinden von Mörtel.
Es ist bekannt, dass, feingemahlenes Anhydrit (CaS04) sich mit Wasser sehr langsam zu Calcium- sulfat-Dihydrat (Dihydrat-Gips) umsetzt. Aus diesem Grund ist die Verwendung von reinem feingemahle- nem Anhydrit zum Abbinden von Mörtel praktisch bedeutungslos,.
Es ist weiterhin bekannt, dass die Reaktion von Anhydrit mit Wasser beispielsweise durch Eisen-II-Sulfat beschleunigt werden kann, wo durch Anhydrit zu einem wertvollen Bindemittel zum Abbinden von Mörtel wird.
Der Abbindeprozess des Anhydrits vollzieht sich je nach dessen Mahlfeinheit und nach der Art und Menge des das Anhydrit zum Abbinden anregenden Beschleunigers in längerer oder kürzerer Zeit, in welcher ein entsprechender Anhydritanteil in das Di- hydrat umgewandelt wird. Geht der Abbindeprozess zu langsam vor sich,
dann verdunstet freies Wasser aus dem Mörtel, so, dass die Umwandlung des An hydrits in Dihydrat-Gips nicht vollständig abläuft. Es verbleiben mehr oder weniger grosse Anteile des An hydrits unabgebunden im Mörtel.
Die Folge davon ist, dass das Anhydrit bei späterer Wasseraufnahme erneut zu reagieren beginnt, wobei eine Volumenver grösserung auftritt. Dies wirkt sich insbesondere bei Anhydrite.strich nachteilig aus, weil ein erneutes Ein setzen der Abbindexeaktion zu Schäden in, Form von Rissen und Unebenheiten in der Fläche führt.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus., dass die Verzögerung des Abbindeprozesses auf eine Ab nahme der Wirksamkeit des als Beschleuniger dienen dem Eisen-II-Sulfats zurückzuführen ist.
Es, liegt der Erfindung deshalb die Aufgabe zugrunde, ein. Binde- mittel zum;
Abbinden von Mörtel anzugeben, das An- hydrit (CaS04) und einen, geringen Gehalt an als Be- schleuniger wirkendem Eisen-II-Sulfat enthält, bei dem die Wirksamkeit des, Beschleunigers, nicht ge schwächt wird.
Die Aufgabe wird durch ein Bindemittel zum Ab binden von Mörtel, enthaltend Anhydrit und einen geringen Gehalt an Eisen II-Sulfat gelöst, das gemäss der Erfindung durch einen Anteil eines anorganischen oder organischen, auf dreiwertiges Eisen reduzierend wirkendes Mittel gekennzeichnet ist.
Es wurde nämlich festgestellt, dass beim Zutritt von Luft zu dem verarbeiteten Mörtel das, Eisen II- Sulfat durch Oxydation zum weniger wirksamen Eisen-III-Sulfat umgesetzt wird, wodurch der Ab- bindeprozes.s, verlangsamt wird.
Bei dem Bindemittel nach der Erfindung ist die Dauer des, Abbindeprozes, ses verkürzt, so, dass die Reaktion des Anhydrits, mit Wasser vollständig ablaufen; kann.
Das Reduktions- mittel sorgt nämlich dafür, dass entstehendes drei wertiges, Eisen sofort zu zweiwertigem Eisen reduziert wird, wodurch während des, Abbindevorganges stets zweiwertiges Eisen vorhanden ist. Das. Abbinden ist vollendet, ehe der verarbeitete Mörtel normalerweise austrocknen kann.
Da kein abbindefähiges Anhydrit im Mörtel mehr vorhanden ist, verursacht ein sp@äter res Durchfeuchten des ausgetrockneten Mörtels kei nen weiteren Abbindevorgang und demzufolge auch keine Volumenvergrösserung. Die oben genannten Mängel werden somit vermieden.
Als Reduktionsmittel werden, bevorzugt verwen det: Salze der schwefligen, Säure, wie bsp. Natrium- sulfit, Natriumbisulfi , aber auch ligninsulfos.aures Kalzium (ein wesentlicher Bestandteil von Sulfit- ablauge), sowie Kupfer-I-Chlorid,
Zinn-II-Chlorid und auch Aminophenol. Das Reduktionsmittel wird entweder dem An hydrit oder dem Eisen II-Sulfat oder auch einer Mi schung dieser beiden Substanzen zugesetzt. Das Re- duktionsmittel kann auch dem angerührten Mörtel zugesetzt werden.
Im folgenden Beispiel 1 ist eine bekannte Anhy- dritMischung ohne Reduktionsmittel und in den Bei spielen 2 bis 5 sind Anhydritmischungen mit Reduk- tionsmitteln angegeben.
Zur Ermittlung der kritischen Punkte des Abbindevorgange:s ist folgende Versuch anordnung getroffen worden: Aus den angerührten Mischungen aus Anhydrit mit Beschleuniger sind Prismen von 4 x 4 X 16 cm Grösse hergestellt worden. Nach 24 Stunden bzw. nach 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 und 16 Tagen sind Län genänderungen an den noch feuchten Prismen ge messen worden. Weiterhin sind Prismen nach 2 und 7 Tagen getrocknet und deren Biege-Zug- und Druck- festigkeit festgestellt worden.
<I>Beispiel 1</I> Einer Mischung aus einem Teil Anhydrit und 3 Teilen Normensand werden 1,8 % Eisen-II-Sulfat- Beschleuniger zugesetzt. Die Mischung wird in an sich bekannter Weise mit Wasser angerührt.
<I>Beispiel 2</I> Einer Mischung nach Beispiel 1 werden 0,25 1110 Sulfitablauge als Reduktionsmittel zugesetzt. <I>Beispiel 3</I> Einer Mischung nach Beispiel 1 werden 0,15 0\0 Natriumbisulfit als Reduktionsmittel zugesetzt. <I>Beispiel 4</I> Einer Mischung nach Beispiel 1 werden 0,2 % Zinn-II-Chlorid als Reduktionsmittel zugesetzt.
Die folgende. Tabelle zeigt die Auswertung an hand der oben genannten Versuchsanordnung:
EMI0002.0050
<I>Anhydritbinder <SEP> mit</I>
<tb> Beispiele <SEP> 1. <SEP> 2. <SEP> 3. <SEP> 4.
<tb> Reduktionsmittel <SEP> 0 <SEP> o/0 <SEP> <B>0,251/0</B> <SEP> 0,15% <SEP> 0,2%
<tb> Sulf. <SEP> abl.
<SEP> NaHS0g <SEP> snC12
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 2 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,37 <SEP> 0,25 <SEP> 0,12 <SEP> 0,33
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 4 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,61 <SEP> 0,40 <SEP> 0,21 <SEP> 0,52
<tb> <U>Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 6 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,74</U> <SEP> 0,48 <SEP> 0<U>,26 <SEP> 0,58</U>
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 8 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,82 <SEP> 0,51 <SEP> 0,27 <SEP> 0,59
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 10 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,86 <SEP> 0,51 <SEP> 0,27 <SEP> 0,59
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 12 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,88 <SEP> 0,51 <SEP> 0,27 <SEP> 0,59
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 14 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,89 <SEP> 0,51 <SEP> 0,27 <SEP> 0,59
<tb> Ausdehnung <SEP> nach <SEP> 16 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> mm <SEP> 0,
895 <SEP> 0,51 <SEP> 0,27 <SEP> 0,59
<tb> Biegezugfestigkeit <SEP> nach <SEP> 2 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 38 <SEP> 38,5 <SEP> 38 <SEP> 40
<tb> Biegezugfestigkeit <SEP> nach <SEP> 7 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 42,5 <SEP> 51,5 <SEP> 48,5 <SEP> 47
<tb> Festigkeitszunahme <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 4,5 <SEP> 13 <SEP> 10,5 <SEP> 7
<tb> Druckfestigkeit <SEP> nach <SEP> 2 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 135,5 <SEP> 138,5 <SEP> 154 <SEP> 150
<tb> Druckfestigkeit <SEP> nach <SEP> 7 <SEP> Tagen <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 189 <SEP> 205 <SEP> 214 <SEP> 215,5
<tb> Festigkeitszunahme <SEP> in <SEP> kg/cm2 <SEP> 53,5 <SEP> 66,5 <SEP> 60 <SEP> 65,5 <I>Auswertung</I> Wie die;
Tabelle zeigt, dehnt sich ein Prisma, das aus einer Mischung nach Beispiel 1 hergestellt wor den ist, nach dem 7. Tage noch um 0,07 mm aus, d. h. dass sich eine Mischung dieser Art bei einem evtl. Austrocknen nach dem 7. Tage und einem Wic- deranfeuehten ausdehnt und die obengenannten Män gel aufweist.
Wird dagegen ein Reduktionsmittel verwendet, das in den Beispielen 2, 3 und 4 aufgeführt ist, so hört die Ausdehnung des Prismas, wie aus. der Ta belle ersichtlich ist, nach dem 7. Tage auf. Trocknet also ein solcher Körper nach dem 7. Tage aus und wird er wieder angefeuchtet, so weist er keine Aus- dehnung mehr auf. Die obengenannten Mängel sind damit vermieden.
Die Tabelle zeigt überraschenderweise darüber hinaus, dass die Biegezug- und Druckfestigkeit bei den Massen gemäss den Beispielen 2-4 gegenüber der Masse des Beispieles 1 erheblich vergrössert ist.
Der Mörtel mit Reduktionsmittel hat also. zwei Vorteile: 1. hört die Ausdehnung nach dem 7. Tage des Ansetzens, des Mörtels auf und 2. die Festigkeit ist grösser als die des bekann ten Mörtels.
Die anliegende Zeichnung zeigt schaubildlich die Ausdehnung von Prismen nach den Beispielen 1 bis, 4 in Abhängigkeit von der Zeit.
<I>Beispiel 5</I> Es wurden normengemässe Prüfkörper (DIN 4208) aus Anhydrit und Normensand nach normen gemässer Lagerung geprüft. Als Beschleuniger wur den bei allen Proben gleiche Mengen Eisen II-Sulfat verwendet, wobei die Mischung 2 einen Zusatz von 0,2 1/o Zinn-II-Chlorid als, Reduktionsmittel und die Mischung 3 einen Zusatz von 0,25 ()
/o ligninsulfosau- res Calcium als Reduktionsmittel erhielten. Die Fe, stigkeiten der Körper mit den Reduktionsmitteln sind in jedem Falle beträchtlich höher als die Festigkeiten der Körper der Mischung 1 ohne Reduktionsmittel:
EMI0003.0032
Biege- <SEP> Druck festigkeit <SEP> festigkeit <SEP> Härte
<tb> kg/cm2 <SEP> kg/em2 <SEP> kg/cm2
<tb> Ohne <SEP> Reduktionsmittel <SEP> 33 <SEP> 157 <SEP> 955
<tb> Mit <SEP> 0,2 <SEP> % <SEP> SnC12 <SEP> 39 <SEP> 190 <SEP> 995
<tb> Mit <SEP> 0,25 <SEP> 11/o <SEP> ligninsulfos.
<SEP> Ca <SEP> 41 <SEP> 202 <SEP> 1137 Die reduzierende Wirkung des ligninsulfosauren Calcium besteht darin, dass, es abspaltbare schweflige Säure enthält, die ein bekanntes Reduktionsmittel ist und, wie es in einem Versuch nachgewiesen werden kann, reduziert es dreiwertiges Eisen zum zweiwerti- gen.
Die Reaktion geht in folgenden Etappen vor sich: In wässeriger Lösung hydrolysiert das Eisen-II- Sulfat: FeS04 + H20 Fe0 + H@S04 Die entstehende Schwefelsäure reagiert mit dem abspaltbaren Calciumsulfit des Lignins:
CaS03 + H2S04 = CaS04 + H20 + <B>SO,</B> Das freigewordene Schwefeldioxyd reduziert nun das evtl. vorhandene Eisen-III-Sulfat und wird selbst zu Schwefelsäure oxydiert:
Fe2(SO4)3+2 H20+SO2=2 FeS04+2 H2S04 Das durch Hydrolyse entstandene Fe0 wira durch den gebildeten Schwefelsäureüberschuss wie der in das FeS04 zurückgeführt. Zusammengefasst erfolgt folgende Reaktion:
Fe2(S04)3+CaS03+H,0=2 FeS04+CaS04+H2S.O4 Aminophenol hat etwa die gleiche Wirkung wie die oben angeführten; Reduktionsmittel.