Verfahren zur Verbesserung der Bearbeitbarkeit von Polypropylen oder einem Gemisch von Polyäthylen und Polypropylen oder einem Copolymeren aus Äthylen und Propylen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verbesserung der Bearbeitbarkeit von Polypropylen oder einem Gemisch von Polyäthylen und Polypropylen oder einem Copolymeren aus Äthylen und Propylen durch Zugeben eines Viskositätsstabilisators zwecks Verlangsamung der Verminderung der Schmelzviskosität bei hohen Temperaturen.
Polypropylen ist ein zähes, hochschmelzendes polymeres Material. Der Erweichungspunkt liegt so hoch, dass die Behandlung durch die bei plastischen Materialien üblichen Verfahren erschwert ist. Beim Aufgeben auf Walzwerke bei einer ein Erweichen herbeiführenden Temperatur, etwa 1770 C, ist die Erzeugung eines Bandes zunächst sehr schwierig.
Das sich bildende Band stellt eine zähe, gummiartige Masse dar. Bei weiteren Walzen bei 177 C wird das Polymere rasch besser bearbeitbar, und nach etwa vier Minuten wird es recht plastisch und kann leicht bearbeitet werden. Wird jedoch mit dem Walzen über diesen Zustand hinaus fortgefahren, so ändert sich das Fliessverhalten des Polymeren rasch; es wird ziemlich flüssig und beginnt, sich an den Walzen anzusetzen. Wenn das Polypropylen bei 1776 C während zehn Minuten gewalzt ist, so hat es sich in eine klebrige, ziemlich flüssige Masse umgewandelt, die nur mit grosser Schwierigkeit aus dem Walzwerk ent fernt werden kann und die in den üblichen Apparaturen nicht bearbeitet werden kann. Bei höheren Temperaturen zersetzt sich das Polypropylen noch rascher unter Bildung der klebrigen flüssigen Masse.
Dieses Verhalten des Polypropylens macht die Bearbeitung sehr schwierig: Walzen, Kalandern, Strangpressen, Verspritzen und Fadenbilden ist fast unmöglich, wenn diese Verfahren nicht während einer Zeitdauer von wenigen Minuten, bei denen das Polypropylen seine Fliesseigenschaften nicht wesentlich ändern kann, durchgeführt werden können. Zur Anpassung der Apparatur an das sich mit der Zeit ändernde Fliessverhalten müssten aussergewöhnlich hohe Anfangstemperaturen verwendet und dann die Bearbeitungstemperatur rasch gesenkt werden, um eine hinreichend hohe Viskosität aufrechtzuerhalten, die das Behandeln des Polymeren beim Abbau ermöglicht. Etwas Derartiges ist naturgemäss bei den üblichen Apparaturen unmöglich.
Die Änderungen des Fliessverhaltens eines thermoplastischen Polymeren mit der Temperatur kann quantitativ verfolgt werden mit einem Brabender Plastograph (India Rubber World, Oktober 1947, S. 62). Dieses Instrument misst die Schmelzviskosität eines Polymeren bei erhöhter Temperatur und benutzt als Mass den Widerstand des geschmolzenen Polymeren gegenüber der Drehung von zwei Sigma Flügeln ( Pfleiderer-Ruster ). Der Widerstand gegen die Drehung wird durch einen Drehtnoment-Um- wandler übertragen, der den Widerstand in Kilogramm-Zentimeter Drehmoment gegen die Zeit aufzeichnet. Die Stabilität ergibt sich aus der Geschwindigkeit der Änderung der Schmelzviskosität, ausgedrückt in kg/cm Drehmoment pro Zeiteinheit.
Das im Brabender-Plastograph an einer 25-g Probe Polypropylen bei der jeweiligen Temperatur, z. B. 193 C, unter Betreiben des Instrumentes bei 60 Umdrehungen pro Minute ermittelte Drehmoment wird in der vorliegenden Beschreibung und in den Ansprüchen verwendet, um die Schmelzviskosität des Polypropylens auszudrücken. Ein vollständig stabiles Polypropylen würde keine Änderung der Schmelzviskosität während einer beliebigen Zeit aufweisen; mit andern Worten: Die graphische Kurve des Brabender Plastograph-Tests würde parallel zur Zeitachse verlaufen. Nun ändert sich aber in der Tat der Wert der Schmelzviskosität eines unstabilisierten isotaktischen Polypropylens in 15 Minuten von 4000 auf 200 kgcm. Diese ausserordentlich schnelle inde- rung der Viskosität beruht auf dem Abbau, das heisst der Entpolymerisierung, des Polymeren.
Man hat versucht, diese Schwierigkeiten zu vermeiden durch Einverleiben verschiedener Stabilisatoren zu handelsüblichem Polypropylen. Das resultierende Polypropylen hat eine verminderte Geschwindigkeit der Änderung der Schmelzviskosität, verglichen mit dem unstabilisierten Polymeren. Ein ausgezeichneter Stabilisator erlaubt es, die Schmelzviskosität im Bereich von 3400 bis 1700 kgcm während einer Zeit von etwa 20 Minuten zu halten.
Für viele Zwecke ist dies hinreichend, jedoch lässt diese Verbesserung viele Wünsche übrig, insbesondere, da eine Reihe von Verfahren das Halten der Viskosität in weit engeren Grenzen während einer weit längeren Zeitdauer erfordert.
Diese Stabilisatoren erniedrigen überdies nicht die hohe Anfangs-Erweichungstemperatur des Polypropylens, so dass also das Polypropylen, um es bearbeitbar zu machen, auf eine höhere Anfangstemperatur gebracht werden muss als dies in den üblichen Apparaturen ohne Schwierigkeiten des öfteren möglich ist.
In vielen Fällen ist es erwünscht, die anfängliche Bearbeitungstemperatur des Polypropylens ZU erniedrigen und die Schmelzviskosität bei einer verhältnismässig niedrigen Bearbeitungstemperatur während der für die Bearbeitung und Formung notwendigen Zeit wenigstens annähernd stabil zu halten
Das abgebaute Polymere kann irgendeine Schmelzviskosität unterhalb 3000 kgcm besitzen, abhängig von den Erfordernissen der Apparatur; üblicherweise ist es jedoch erwünscht, dass das Polymere abgebaut wird, bis zu einer Schmelzviskosität von weniger als etwa 2000 kgcm bzw. ein derart zersetztes Polymeres zu verwenden. Wird der Stabilisator bei einem solchen Abbaugrad zugesetzt, z.
B. bei einer Schmelzviskosität von 1500 kgcm, so hält selbst ein wenig wirksamer Stabilisator die Schmelzviskosität bis auf eine weitere Verminderung auf etwa 1000 kgcm oder weniger während etwa 20 Minuten. Die wirksameren Stabilisatoren halten den Wert der Schmelzviskosität im Bereich von 1400 bis 800 kgcm während 50 Minuten oder länger.
Der Grund, warum ein Stabilisator wirksamer ist bei Zugeben zu einem teilweise abgebauten Polypropylen als bei Zugeben zu einem nicht abgebauten Polypropylen, ist nicht völlig geklärt. Möglicherweise werden während des Abbaues freie Radikale bzw.
Peroxyde gebildet, die mit dem Stabilisator reagieren. Dies tritt, wenn der Abbau weiter vorgeschritten ist, in weniger grossem Masse in Erscheinung. Diese freien Radikale oder Peroxyde mögen ein unerlässliches Zwischenglied für den weiteren Abbau des Polymeren sein, so dass eine Reaktion mit dem Stabilisator einen weiteren Abbau durch Entfernen dieser Stoffe aus dem System verhindert. Auch mag der Stabilisator die Repolymerisation des Polypropylens begünstigen, so dass Propfpolymere mit Hilfe des Stabilisators in den abgebauten Polymeren gebildet werden mögen. Diese gegenläufige Repolymerisationsreaktion wirkt sich in einer erkennbaren Bremsung des Abbaus des Polymeren bei dem Abbaugrad, bei dem der Stabilisator zugesetzt wird, aus.
Ist der Stabilisator von Anfang an zugegen, so wird er offenbar bei Beginn des Abbauprozesses an die Zersetzungsprodukte. wie sie auf anderem Wege gebildet werden, gebunden, so dass der Stabilisator in späteren Stufen nicht mehr hinreichend wirksam ist, gerade dann, wenn seine Wirkung besonders benötigt wird. Die Wirkung ist also nicht die gleiche, als wenn der Stabilisator zugegeben wird, wenn der Abbau bereits begonnen hat und in gewissem Masse fortgeschritten ist. Die obige Erklärung ist, wie bemerkt sei, eine Theorie; sie hat sich experimentell noch nicht beweisen lassen.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man eine Stabilisatoren-Kombination zugibt, welche ein Phenol und ein Organozinnmercaptid oder Organozinnxanthat und einen Triester der phosphorigen Säure enthält. Neben dieser Kombination kann man auch noch zusätzlich bekannte Stabilisatoren für Polypropylen verwenden.
Die Kombinationen bewirken eine grössere Stabilität als die Summe der Stabilitätswerte der allein verwendeten Komponenten. Diese erhöhte Wirkung dieser Stabilisator-Kombinationen unterscheidet sich deutlich von andern Stabilisatoren; sie tritt bei Einverleiben des Stabilisators in irgendein Polypropylen, sei es abgebaut oder nicht, ein.
Wird die Stabilisator-Kombination gemäss der Erfindung einem teilweise abgebauten Polymeren zugeführt, so ist die Wirkung bezüglich der Stabilisierung des Polymeren gegen weitere Verminderung der Schmelzviskosität grösser als wenn der Stabilisator von Anfang an zugegeben wird. Die Stabilisator Kombination gemäss der Erfindung ist sehr viel wirksamer als die Summe der Wirkungen der gleichen für sich allein verwendeten Verbindungen; mit der Kombination kann Polypropylen zufriedenstellend selbst dann stabilisiert werden, wenn die Kombination von vornherein einem im wesentlichen nicht abgebauten Polypropylen zugegeben wird.
Handelsübliches Polypropylen hat einen Schmelzviskositätswert von etwa 4000 kgcm bei 193 C.
Beim Halten auf dieser Temperatur beginnt der an der Verringerung der Schmelzviskosität messbare Abbau. Unter einem teilweise abgebauten Polypropylen wird hier ein Polypropylen verstanden, dessen Schmelzviskosität bei 193 C geringer ist als 3000 kgcm. Es leuchtet ein, dass die Möglichkeit der Stabilisierung eines teilweise abgebauten Polypropylens den grossen Vorteil besitzt, dass das Polypropylen auf eine die Bearbeitung gestattende Schmelzviskosität durch Abbau gebracht und dann in diesem Abbauzustand bei dieser Viskosität durch Zugabe der Stabilisator-Kombination stabilisiert werden kann.
Wenn die Stabilisator-Kombination gemäss der Erfindung zu einem Polypropylen zugegeben wird, das nicht in wesentlichem Masse abgebaut ist, so kann die Geschwindigkeit der Verminderung der Schmelzviskosität auf einem Wert unter etwa 50 kgcm pro Minute bei 1936 C gehalten werden. Wird die Stabilisator-Kombination zu einem Polypropylen im abgebauten Zustand, z. B. entsprechend einer Schmelzviskosität von 1500 kgcm, zugegeben, so kann die Geschwindigkeit der Verminderung der Schmelzviskosität während 60 Minuten oder länger auf einem Wert von etwa 2 kgcm pro Minute gehalten werden.
Für die Stabilisator-Kombination können Phenole mit einer, zwei oder mehr phenolischen Hydroxylgruppen verwendet werden. Das Phenol kann auch eine Aminogruppe enthalten.
Alkylsubstituierte Phenole und mehrringige Phenole haben einen höheren Schmelzpunkt und eignen sich wegen ihrer geringeren Flüchtigkeit besonders gut. Die Alkylgruppe oder die Alkylgruppen weisen vorzugsweise insgesamt mindestens sechs Kohlenstoffatome auf. Je länger die Alkylkette ist, desto besser ist die Verträglichkeit mit Polypropylen, da die phenolische Verbindung sich in ihrem Charakter dann mehr einem aliphatischen Kohlenwasserstoff nähert; für die Zahl der Kohlenstoffatome der Alkylgruppe oder der Alkylgruppen besteht infolgedessen keine obere Grenze. Leicht erhältlich sind Verbindungen, die nicht mehr als etwa 18 Kohlenstoffatome in den Alkylgruppen enthalten; diese Stoffe sind infolgedessen bevorzugt. Die Verbindungen können bis zu fünf Alkylreste enthalten, vorzugsweise in ortho-Stellung oder para-Stellung zu der Phenolgruppe.
Beispiele von Stabilisatoren dieser Klasse sind pOctylphenol, p-Dodecylphenol, p-Octadecylphenol, p-Isooctyl-m-kresol, p-Isohexyl-o-kresol, 2,6-Diisopropylphenol,
2,6-Di-tertiär-butylphenol,
2, 6-Di-tertiär-butyl-p-kresol, Methylen-bis-(2,6-di-tertiär-butylphenol),
2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan,
Methylen-bis-pkresol,
4,4'-Thiobisphenol,
4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tertiär-butylp
2,2'-Thio-bis-(4-methyl-6-tertiär-butylphenol),
2,6-Diisooctylresorcin,
4-Octylpyrogallol und 3,5-Di-tertiär-butyl-brenzcatechin.
Unter der Zahl der Aminophenole sind besonders brauchbar: 2-Isooctyl-p-aminophenol,
N-Stearoyl-p-aminophenol,
2, 6-Diisobutyl-p-aminophenol und N-Äthylhexyl-p-aminophenol.
Als zusätzliche fakultative Antioxydationsmittel sind aromatische Amine ebenfalls von Wert. Sie haben üblicherweise 6 bis 18 Kohlenstoffatome und eine Aminogruppe oder mehrere, die direkt am Phenylring sitzt bzw. sitzen. Als Beispiele seien genannt: p-Octyl-diphenylamin,
2-Isooctyl-p-phenylen-diamin,
N-Phenyl-ss-naphthylamin, N,N'-Diphenyl-p-phenylendiamin und N,N'-Dinaphthyl-p-phenylendiamin.
Als Organozinnmerkaptide bzw. Organozinnxanthate werden vorzugsweise solche der Formel: RSn(SR')4 verwendet, in der R ein einwertiger Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis etwa 18 Kohlenstoffatomen, SR' der Rest eines Mercaptans mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen bzw. ein Xanthatrest und x eine Zahl von 1-3 ist. Der Rest R' im Mercaptan kann ein unsubstituierter oder substituierter Kohlenwasserstoffrest sein, z. B. ein Rest, der unveresterte oder veresterte Hydroxylgruppen, Carboxylgruppen, Carbonsäureestergruppen (-COOR") oder Carbonsäureamidgruppen (-CONR"'2) enthält, wobei R" einen Alkylrest mit 1 bis etwa 12 Kohlenstoffatomen und R"' Wasserstoff oder einen einwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis etwa 12 Kohlenstoffatomen darstellt. Ist R' in der Formel ein Kohlenwasserstoffrest, so können R und R'gleich oder verschieden sein.
Die R und R' Kohlenwasserstoffreste können aliphatisch, cycloaliphatisch oder aromatisch sein; zu ihnen gehören Alkyl-, Cycloalkyl- und Arylgruppen, z. B. Methyl, Athyl, Propyl, Butyl, Hexyl, Dodecyl, Octadecyl, Isopropyl, Isobutyl, tertiär-Butyl, Cyclopropyl, Cyclohexyl, Cyclopentyl, Hexahydrotolyl, Tolyl, Xylyl, Phenyl, Naphthyl und Benzyl.
Beispiele substituierter Mercaptane, von denen die Organozinnmercaptide abgeleitet sein können, sind Mercaptoäthanol, Thioglycerin, Mercaptoäthanol laurat (verestertes Hydroxyl), Di-mercaptoäthanoladipat, Dimercaptoäthanolphthalat, Thioglycolsäure, Mercaptobernsteinsäure, Octylthioglycolat, Athylen- glycoldithioglycolat, Dibutylmercaptosuccinat, Diamylamid oder Morpholinamid der Thioglycolsäure, Dibutylamid der y-Thiobuttersäure. Die Reste SR' können, wie gesagt, auch Xanthatreste sein, z. B.
Isopropyl- oder Octylxanthatreste.
Zu den brauchbaren Triestern der phosphorigen Säure gehören solche der Formel
EMI3.1
in der R, R' und R" Alkyl-, Aryl-, Cycloalkyl-, Alkaryl- oder Aralkylgruppen bedeuten. Als Beispiele seien genannt:
Triphenylphosphit,
Tricresylphosphit, Tri-(dimethylphenyl) -phosphit,
Tributylphosphit,
Trioctylphosphit,
Tridodecylphosphit,
Octyldiphenylphosphit,
Dioctylphenylphosphit,
Tri-(octylphenyl)-phosphit, Tri-(nonylphenyl) -phosphit,
Tribenzylphosphit,
Butyldikresylphosphit,
Octyl-di-(octylphenyl)-phosphit, Tri- (2-äthyl-hexyl)-phosphit,
Tritolylphosphit,
Tri-(2-cyclohexylphenyl)-phosphit und
Tri-a-naphthylphosphit.
Die Wirksamkeit der Phosphite in der Stabilisator-Kombination gemäss der Erfindung ist überraschend, insbesondere, da die Phosphite für sich allein praktisch unwirksam sind.
Die Menge der Stabilisator-Kombination wird so bemessen, dass die Änderung der Schmelzviskosität bei der Temperatur der Heissbearbeitung während hinreichender Zeit in dem Bereich gehalten wird, der bei der speziellen Apparatur für die Bearbeitung erforderlich ist. Üblicherweise genügen sehr geringe Mengen. Mengen im Bereich von etwa 0,005 bis etwa 5 Gewichtsprozent, bezogen auf das Polypropylen, sind für gewöhnlich hinreichend. Vorzugsweise werden für eine optimale Stabilisierung 0,1 bis 10/o verwendet. Eine obere Grenze für die Menge an Stabilisator gibt es an sich nicht, doch wird, da diese Verbindungen kostspielig sind und es lediglich darauf ankommt, die Stabilisierung für die Zeit der Heissbearbeitung zu bewirken, für gewöhnlich die Minimalmenge verwendet, die diese gewünschte Stabilisierung herbeiführt.
Die Erfindung ist anwendbar bei jedem Polypropylen. Isotaktisches Polypropylen, hergestellt nach dem Ziegler-Verfahren, wie es im Handel unter der Bezeichnung Pro-Fax erhältlich ist, mit einer Erweichungstemperatur bzw. Heissbearbeitungstemperatur von etwa 177 < ) C, ist ein Beispiel für ein sterisch reguläres Polypropylen. Gemische von Polyäthylen und Polypropylen und Copolymere von Propylen und Athylen mit einer das gemäss der Erfindung gelöste Problem der Instabilität aufwerfenden Menge Propylen können ebenfalls erfindungsgemäss stabilisiert werden. Nach Bearbeitung des Polypropylens derart, dass die Schmelzviskosität auf den erwünschten Wert herabgesetzt ist, kann der Stabilisator dem Polymeren in geeigneten Mischern z. B. einem einem Walzwerk oder in einem Banbury-Mischer einverleibt werden.
Mit dem Bearbeiten und Mischen kann so lange fortgefahren werden, bis das Gemisch wesentlich gleichförmig ist. Es resultiert eine Masse, die aus dem Mischer entfernt und dann zerkleinert bzw. in die für das Verschicken bzw. den Verkauf gewünschte Form gebracht werden kann. Die Schmelzviskosität bleibt während einer hinreichenden Zeitdauer stabil, so dass die Heissbearbeitung des Produktes zur Gewinnung der gewünschten Form bzw. Gestalt, z. B. durch Walzen, Kalandern, Strangpressen oder Spritzgiessen bzw. Fadenbilden möglich ist.
Wird als Ausgangsmaterial ein abgebautes Polymer verwendet, so braucht das Polymer nicht weiter abgebaut zu werden, es sei denn, dass die Erweichungstemperatur bzw. die Schmelzviskosität für die spezielle Verarbeitung zu hoch liegt.
Das Ausmass des gewünschten Abbaus hängt ab von der für das Behandlungsverfahren (Kalandern, Strangpressen, Formpressen usw.) benötigten Schmelzviskosität. In den Beispielen ist eine Schmelzviskosität entsprechend einem Plastographwert von 150 kgcm Drehmoment verwendet. Ähnliche Wirkungen werden mit andern Werten des Abbaus sowohl über als auch unter 1500 kgcm erhalten.
Die folgenden Beispiele veranschaulichen bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung:
Beispiel 1
Ein isotaktisches, nichtstabilisiertes Polypropylen wurde in einem Brabender-Plastographen auf 193 C erhitzt, bis die Schmelzviskosität einen Wert von 1500 kgcm erreicht hatte. Es wurden dann 0, 125"1o 4,4'-Thio-bis-3-methyl-6-tertiär-butylphenol), 0,5 /o Dibutylzinndidodecylmercapfld und 0,250/8 Octyldiphenylphosphit zugegeben. Die Verminderung der Schmelzviskosität wurde dann weiter verfolgt. Die Tabelle zeigt die erhaltenen Werte.
Tabelle
Nach Minuten Drehmoment
0 4000
3 1500
7 1320
10 1320
15 1320
20 1310
25 1280
30 1270
35 1260
40 1250
45 1250
50 1240
55 1240
60 1240
65 1230
70 1220
75 1200
Die Prüfung wurde wiederholt unter Verwendung eines Polypropylens, das auf 2000 kgcm und eines Polypropylens, das auf 1000 kgcm abgebaut war.
Die Resultate entsprachen den oben wiedergegebenen.
Beispiel 2
Das Beispiel 1 wurde wiederholt, unter Verwendung von Triphenylphosphit bzw. Phenyldioctylphosphit bzw. Trioctylphosphit anstelle von Octyldiphenylphosphit.
Alle drei Phosphite sind etwa gleich wirksam und lassen innerhalb einer Stunde die Schmelzviskosität um höchstens 500 kgcm absinken.
Beispiel 3
Das Beispiel 1 wurde wiederholt, unter Verwendung von 4,4'-Thiobisphenol bzw. 2,2-Bis-(4-hydroxyphenyl)-propan anstelle des 4,4'-Thio-bis-(3 methyl-6-tertiär-butylphenols).
Das 4,4'-Thiobisphenol und das 2,2-Bis-(4-hy- droxyphenyl)-propan waren etwa so wirksam wie das 4, 4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tertiär-butylphenol).
Beispiel 4
Das Beispiel 1 wurde wiederholt, unter Verwendung von Dibutylzinndioctylthioglycolat als Mercaptid anstelle von Dibutylzinndilaurylmercaptid.
Diese Verbindung erwies sich als ebenso wirksam wie Dibutylzinndidodecylmercaptid. Die Kombination der Verbindungen vermochte die Schmelzviskosität während einer Stunde im Bereich von 1240 bis 1100 kgcm zu halten.
Beispiel 5
Isotaktisches Polypropylen wurde bei seiner Erweichungstemperatur von 1770 C auf einem Walzwerk mit verschiedener Walzenumdrehungsgeschwindigkeit bearbeitet und zu einem kontinuierlichen Band geformt. Dieses Polypropylen wurde bei dieser Temperatur während vier Minuten nach der Bandformung gehalten, wonach das Polypropylen eine geeignete Schmelzviskosität erreicht hatte. Es wurden dann 0,50/0 Dibutylzinndidodecylmercaptid, 0, 125'! o 4, 4'-Thio-bis- (3-methyl-6-tertiär-butylphenol) und 0,250/0 Octyldiphenylphosphit zugegeben und mit der Bearbeitung während zusätzlicher 56 Minuten fortgefahren. Dieses Polypropylen zeigte praktisch keine wesentliche Anderung der Bearbeitbarkeit während einer Stunde nach Zugeben der Stabilisator Kombination.
Unstabilisiertes Polypropylen wird nach Walzen nur während 10 Minuten bearbeitbar.
Beispiel 6
Das Verfahren des Beispiels 5 wurde wiederholt, unter Zugeben der Stabilisator-Kombination unmit- telbar nach der Formung des Polypropylen-Bandes auf dem Walzwerk. Das Polypropylen blieb gummiartig und behielt eine hohe Viskosität während der ersten 15 Minuten des Erhitzens.