Satz von künstlichen Molaren und Praemolaren.
Die Erfindung bezieht sich auf einen Satz von künstlichen Molaren und Praemolaren zur Verwendung in totalen Prothesen.
Praemolaren und Molaren können ihre Kaufunktion nur dann angemessen erfüllen, wenn sie mit mechanisch wirksamen Organen ausgestattet sind, die die Zerkleinerrmg der Speisen besorgen, ohne den Eaubewegun- gen hinderlich zu sein. Die natürlichen Zähne sind zu diesem Zweck mit Höckern versehen, die aus sieh schneidenden schiefen Ebenen gebildet und in zwei parallelen Längsreihen mit dazwischenliegenden Furchen derart angeordnet sind, dass im Zustand der zentralen Occlusion die Höckerreihen der obern und untern Zähne jeweils in die Furchen der Antagonisten eingreifen. Beim Kauen führt der Unterkiefer seitliche Bewegungen, Vorwärtsbewegungen und gemischte Seitwärts Vorwärtsbewegungen aus.
Hierbei gleiten die Höcker aneinander vorbei und zertrümmern die Speisen. Ein wesentlicher Teil der Kau- wirklmg kommt dadurch zustande, dass die schiefen Ebenen der Höcker der einen Zahnreihe einen starken seitlichen Druck gegen die sehiefen Ebenen der Höcker der gegenüberliegenden Zahnreihe ausüben. Dank der Verankerung der natürlichen Zähne im Kiefer kann dieser Seitendruck die Zähne nicht aus ihrer Lage bringen.
In totalen Prothesen können die künstlichen Zähne nicht am Kiefer verankert werden.
Sie sind an Platten befestigt, von denen die obere durch Adhäsion in ihrer Lage gehalten wird, die untere dagegen im wesentlichen nur durch die Schwerkraft. Diese Haltekräfte sind viel geringer als die seitlichen Drucke, die beim Kauen mit Zähnen, die mit Höckerreihen versehen sind, auftreten können. Wenn ikünst- liche Zähne für totale Prothesen der natürlichen Zahnform mit Höckern nachgebildet werden, so tritt daher häufig eine Ablösung der Gebissplatten ein. Ausserdem ist es praktisch sehr schwer, die Höcker der obern und untern Zähne so aufeinander abzustimmen, dass sie die Kaubewegungen ungehindert zulassen. Es sind daher zahllose Versuche ge macht worden, künstliche Praemolaren und
Molaren ohne Höcker zu konstruieren.
Solche
Zähne erlauben zwar eine ungehinderte Kau bewegung ohne merklichen Seitendruck, aber sie können die Speisen nicht wirksam zer kleinern und in einen Speisebrei (Chymus) verwandeln.
Gemäss der Erfindung besitzen die untern
Praemolaren und Molaren je eine mesiale und distale Kaumulde, die durch einen in der
Richtung der Kaubewegung verlaufenden Kamm voneinander getrennt sind und zur
Aufnahme der konvex ausgebildeten Kau flächen der obern Antagonisten dienen.
Die Mulden sind in ihrer Grundform zweckmässig aus einem System von sich schnei denden schiefen Ebenen gebildet. Sie können darüber hinaus in verschiedenen Richtungen verlaufende Rippen und Furchen besitzen, und ähnliche Rippen und Furchen können auf der Kaufläche der Oberzähne vorgesehen sein.
Der Erfindungsgegenstand wird im folgenden an Hand der beigefügten Zeichnung beispielsweise näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein Schaubild des rechten untern ersten Molaren,
Fig. 2 einen Querschnitt nach der Linie IIH in Fig. 1, Fig. 3 einen Längsschnitt nach der Linie 111-111 in Fig. 1,
Fig. 4 eine Draufsicht auf die rechten Praemolaren und Molaren der untern Zahnreihe,
Fig. 5 ein von unten gesehenes Schaubild des linken obern ersten Molaren,
Fig. 6 einen Querschnitt nach der Linie VI-VI in Fig. 5,
Fig. 7 einen Längsschnitt nach der Linie VII-VII in Fig. 5,
Fig. 8 eine abgebrochene linke Seitenansicht der Prothese, die auf die Praemolaren und Molaren beschränkt ist.
Die in der Zeichnung gezeigten Zähne gehören zu einem vollständigen Satz von Kunst- zähnen zum Aufbau einer totalen Prothese.
Sie werden aus einem beliebigen der für R : unstzähne üblicherweise verwandten Werkstoffe hergestellt, d. h. Porzellan oder Kunststoff, insbesondere der Acrylharzreihe. Die Prothese hat auf jeder Seite und in jeder Zahnreihe nur zwei Molaren, gegenüber den je drei natürlichen Molaren.
In der in Fig. 8 gezeigten Prothese befinden sich in der untern Zahnreihe auf der linken Seite die Praemolaren 1, 2 und die Molaren 3, 4. Ihre Antagonisten in der obern Zahnreihe sind die Praemolaren 5, 6 und die Molaren 7, 8. In den übrigen Figuren sind die entsprechenden Zähne der rechten Seite mit 1' usw. bezeichnet. Die untern Zähne sind in an sich bekannter Weise in die Platte 9 eingelassen, die obern Zähne in die Gaumen- platte 10. Jeder Praemolar und Molar der untern Zahnreihe hat seine eigene spezifische Form, die seiner Stellung und Funktion im Gebiss entspricht.
Der erste Molar 3' (Fig. 4) besitzt in seiner vollen Länge die breiteste Kaufläche. Der zweite Molar 4' hat in seinem mesialen Teil etwa die gleiche Breite wie der erste Molar, verjüngt sich jedoch distalwärts, um am distalen Ende fast in einer Spitze zu verlaufen, so dass die Oberfläche des Zahnes etwa die Form eines Dreiecks hat. Hierdurch wird erreicht, dass der zweite Molar einerseits volle mechanische Kaufähigkeit besitzt, anderseits an seinem distalen Ende nicht den Weichteilen der Zunge und Wangen störend im Wege ist. Der zweite Praemolar 2' ist an seinem distalen Teil dem mesialen Teil des ersten Molaren angepasst und verjüngt sich in seinem mesialen Teil derart, dass er dem schmäleren ersten Praemolaren 1' angepasst ist.
Jeder Praemolar und Molar der untern Zahnreihe besitzt einen quer verlaufenden, scharf ausgeprägten Kamm zwischen zwei Mulden. Fig. 8 lässt die Kämme des zweiten Praemolaren und der beiden Molaren erkennen, während der Kamm des ersten Praemolaren durch den etwas überhöhten Buccalrand dieses Zahnes verdeckt ist.
Wie Fig. 1 und 4 zeigen, ist der Kamm 11 des ersten Molaren 3' etwa S-förmig gekrümmt nnd verläuft im wesentlichen in der Richtung der Kaubewegung, wobei das linguale Ende lla des Kammes mehr mesialwärts gelegen ist als das buecale Ende lib. Ähnliehe Form und Verlauf weisen nach Fig. 4 auch die Kämme des zweiten Molaren 4' sowie des zweiten Praemolaren 2' auf, während der Kamm des ersten Praemolaren 1' ziemlich gerade quer über den Zahn geführt ist. Die entsprechenden Zähne der linken Seite sind symmetrisch den rechten Zähnen ähnlich.
Die Mulden der untern Molaren und des zweiten Praemolaren werden von sich schneidenden sehiefen Ebenen gebildet, die lingualwärts höher ansteigen als buccalwärts, so dass der Kaurand auf der Lingualseite deutlich höher liegt als auf der Buecalseite und der buecale Kaurand die tiefste Stelle aller Kauränder des gleichen Zahnes bildet. Infolge dieser Anordnung gleitet der entsprechende Oberzahn bei der Kaubewegung, am Kamm 11 geführt, nach der Lingualseite der untern Prothese aufwärts, wodurch diese Prothese in der physiologisch korrekten Stellung festgepresst wird. Durch den reziproken Druck wird auch die obere Prothese in ihrer korrekten Stellung befestigt.
Im Gegensatz hierzu hat bei den bisherigen Prothesen der Kaudruck gerade das unerwünschte entgegengesetzte Bestreben, die Prothese aus ihrer kor retten Stellung herauszuheben.
Die distalen Mulden der untern Molaren und zweiten Praemolaren sind merklich länger als die mesialen Mulden der gleichen Zähne.
Dabei bilden die distale Mulde des zweiten Praemolaren und die mesiale Mulde des ersten Molaren, und ebenso die distale Mulde des ersten Molaren und die mesiale Mulde des zweiten Molaren, je zusammen eine Vertiefung, in die der kuppelförmige entsprechende obere Antagonist, d. h. der zweite Praemolar 6 bzw. der erste Molar 7, in der zentralen Occlusion und während der Kaubewegung eingreift. Dagegen ist die distale Mulde des zweiten untern Molaren in sich geschlossen und nimmt den zweiten obern Molaren 8 auf.
Der distale Rand der distalen Mulde des zweiten untern Molaren ist aufwärts gezogen und liegt höher als die lingualen und buccalcn Kauränder. Diese schiefe Ebene an beiden Enden der untern Zahnreihe gibt die Möglichkeit, durch Heben oder Senken dieses Endes des Zahnes bei der Herstellung der Prothese die Kompensationskurve nach Bedürfnis zu vergrössern oder zu verkleinern, ohne dass die übrigen Zähne versetzt werden müssen.
Wie oben erwähnt, werden die Mulden der untern Praemolaren und Molaren durch sich schneidende schiefe Ebenen gebildet. Diese geometrische Grundform tritt praktisch für das Auge dadurch etwas zurück, dass die Oberfläche in Rillen 12 und Rippen 13 aufgeteilt ist, welche gleichfalls im wesentlichen in der Kauridftung verlaufen. Entsprechende Rillen und Rippen sind auf den obern Antagonisten vorgesehen, wie dies Fig. 5 zeigt.
Die Fig. 5 bis 8 lassen aueh erkennen, dass die Oberzähne - in diesem Falle handelt es sich um den zweiten linken Molaren - kup- gelförmig ausgebildet sind und dadurch in die Mulden der untern Antagonisten hineinpassen.
Totale Prothesen, die die beschriebenen Molaren und Praemolaren enthalten, kommen von allen bisher bekannten Prothesen den idealen Hauptforderungen am nächsten, da sie eine rasche Zerkleinerung der Speisen ermöglichen und die auf diesen Zweck hinwirkenden mechanischen Elemente der Molaren und Praemolaren den I(anbewegnngen nicht hinderlich sind. Es hat sich herausgestellt entgegen früherer Annahme - dass zur Erreichung dieses Ziels es weder erforderlich noch nützlich ist, die Form der natürlichen Molaren und Praemolaren so treu wie möglich nachzubilden, sondern dass im Gegenteil eine in ganz anderer Richtung gehende, sorg ±faltig errechnete Gestaltung dieser Zähne vorzuziehen ist.
Als weiterer Vorteil der vorliegenden Molaren und Praemolaren kommt hinzu, dass das aufstellen des Gebisses einfacher und leichter ist als bei allen bisher bekannten künstlichen Zähnen, da jeder Molar und Praemolar genau in den Antagonisten hineinpasst.