Verfahren zur Verhinderung der Staubbildung bei wasserlöslichen organischen Farbstoffen. Die wasserlöslichen organischen Farb stoffe kommen gewöhnlich in Form von trockenen, körnigen oder pulverförmigen Massen in den Handel, die häufig als Bei-. mischung Verdünnungsmittel und/oder Fär- bereihilfsmittel (z. B. Kochsalz, Glaubersalz, Natriumcarbonat, organische Netz- und/oder Dispergierungsmittel usw.) enthalten, und haben im allgemeinen die unangenehme Eigenschaft, dass sie zur Bildung von feinen Pulvern oder Staub neigen.
Nenn mit solchen Farbstoffen im Freien hantiert wird, wie das im allgemeinen beim Normieren, Wiegen und Verpacken derselben oder bei der Herstellung von Färbebädern oder Lösungen, Pasten und dergleichen der Fall ist, so steigen die feinen staubförmigen Teilchen auf und bleiben für lange Zeit in der Luft suspendiert. Dies ist nicht nur lästig, sondern es führt auch zu Verlusten an wertvollem Material und zur Verunreinigung der Umgebung, was das Unbrauchbarwerden anderer Materialien hi der Nachbarschaft zur Folge haben kann; ausserdem können Schädigungen der Gesund heit und Explosionen daraus entstehen.
Es wurde bereits vorgeschlagen, das Stäu ben von Farbstoffpulvern dadurch zu verhin dern, dass man ihnen kleine Mengen verschie dener anorganischer oder organischer Stoffe einverleibte. So ist z. B. im deutschen Patent Nr. 274642 die Verwendung von flüssigen oder halbflüssigen Kohlenwasserstoffen, z. B. von schweren Mineralölen, ferner die Ver wendung von Glycerin, Calciumchlorid, Zink chlorid oder anderer hygroskopischer Sub stanzen als Mittel gegen die Staubbildung bei Oxazinfarbstoffen vorgeschlagen.
In der bri tischen Patentschrift Nr. 576100 ist die Ver- i\ endung verschiedener wachs- oder ölartiger Stoffe als Staubverhinderungsmittel für ba sische Farbstoffe beschrieben. Die amerika nische Patentschrift Nr.<B>2090511</B> schlägt vor, X.ther des Diäthylenglycols, ferner niedere Alky läther von Acetaten oder Formiaten des Xthylenglycols als Staubverhinderungsmittel bei Küpenfarbstoffpulvern zu verwenden.
Ferner sollen nach der amerikanischen Pa tentschrift Nr.<B>1992185</B> für den gleichen Zweck bei Azofarbstoffen nichtstäubende Schuppen mittels Triäthanolamin gebildet werden. Es ist auch schon vorgeschlagen wor den, Ester, Äther und Esteräther von Poly- gly colen, z.
B. Dimethoxy-tetraäthylengly col, Methoxy - triäthylenglycolacetat, Butoxy - di- äthylenglyeolacetat, Äthoxy-diäthylenglycol- acetat, Pb.enoxy - diäthylenglycolacetat, Di- äthylenglycol-diacetat, die entsprechenden Formiate usw. als staubverhindernde Mittel für verschiedene Farbstofftypen zu ver wenden.
Keines dieser die Staubbildung verhin dernden Mittel ergibt eine zufriedenstellende Wirkung, wenn es in Verbindung mit wasser löslichen organischen Farbstoffen angewendet wird, das heisst mit Farbstoffen, die, im Ge gensatz zu Küpen-, Schwefel- und Pigment farbstoffen, für sich hinreichend in wässeri gen Färbebädern löslich sind, um Färbungen von Textilmaterialien zu ermöglichen. So nehmen z. B. Farbstöffpulver, welche Gly- cerin oder andere hygroskopische Stoffe ent halten, Feuchtigkeit aus der Luft auf und verlieren dadurch ihre Schüttfähigkeit.
Mine ralöle und andere ölige oder wachsartige Stoffe machen die Farbstoffpulver zäh, schmierig und klumpig, sie wirken der Durch wässerung der Komposition entgegen, bilden einen öligen Film im Färbebad und verhin dern dadurch eine gleichmässige Färbung. Andere der erwähnten staubverhindernden Mittel sind deshalb unerwünscht, weil sie relativ unwirksam sind und in so grossen Mengen angewendet werden müssen, dass die o Gemische klebrig und sogar pastenartig wer den. Ferner können sie den Farbstoffpulvern unangenehme Gerüche mitteilen, besonders -#, enn die Pulver gelagert werden.
Endlich können sie auch bei den Personen, die mit den Gemischen hantieren müssen, Haut entzündungen oder andere unerwünschte Wirkungen hervorrufen, oder ihre Wirkung ist flüchtig und verschwindet in kurzer Zeit wieder.
Das den Gegenstand vorliegender Erfin dung bildende Verfahren zur Verhinderung der Staubbildung bei wasserlöslichen, orga nischen Farbstoffen ist dadurch gekennzeich net, dass man die Farbstoffe mit mindestens einem flüssigen Phthalsäuredialkylester,dessen Alkylgruppen nicht mehr als je 4 Kohlen stoffatome enthalten, innig mischt, und zwar in einer Menge, die 6 % des Nettogewichtes des Farbstoffes nicht übersteigt.
Demgemäss enthält das nichtstäubende, nach dem erfindungsgemässen. Verfahren er haltene organische Farbstoffpräparat in inniger Mischung einen wasserlöslichen, orga nischen Farbstoff und nicht mehr als 65,01", berechnet auf das Nettogewicht des Farb stoffes, eines flüssigen Phthalsäuredialliyl- esters, bei welchem jede Alkylgruppe nicht mehr als 4 Kohlenstoffatome enthält.
Die vorliegende Erfindung beruht auf dei.- Beobachtung, dass die flüssigen Dialkylestcr der Phtlialsäuren (Dialkylplitlialate), bei welchen keine der Alkylgruppen mehr als 4 Kohlenstoffatome enthält, eine Gruppe von Stoffen bilden, die besonders wirksam < 31s Mittel, zur Verhinderung des Stäubens von wasserlöslichen organischen Farbstoffen sind.
Diese Stoffe sind wirksam. für eine --ro!)e Zahl von wasserlöslichen organischen Farl)- stoffen. Sie beeinträ,chtig@en in keiner -#Veise die Durchfeuchtung der Farbstoffpulver iti Wasser, noch bilden sie ölige Filme und be einträchtigen auch in anderer Weise niemals in wahrnehmbarem Grade die Färbwirkung. Sie machen die Farbstoffpulver nicht klebrim, schmierig oder klumpig;
sie sind wohlriechend und entwickeln während der Lagerung der Farbstoffpräparate, in denen. sie enthalten sind, keine unangenehmen Gerüche. Ferner reizen sie die menschliche Haut nicht und sind ausserdem leicht erhältlich. Ein andere? wichtiger Vorteil der genannten Phthalsäure- dialkylester ist deren relative L nlöslichkeit in Wasser und die relative hnlösliehkeit der wasserlöslichen Farbstoffe in den Dialk;Y 1- phthalaten bei gewöhnlicher Temperatur.
Dies zeigt sich, wenn man 1 Gewichtsteil. Farb- stoffpulver mit 10 Gewichtsteilen eines flüs sigen Phthalsäuredialky lesters 10 Stunden lang bei Raumtemperatur schüttelt. Dies ist praktisch wichtig mit Bezug auf dauernde staubverhindernde Wirkun- der Dialkyl- phthalate, weil gewisse staubverhindernde Mittel, welche diese Wirkung anfangs beim. Mischen mit Farbstoffen ausüben, diese Wir kung nach einiger Zeit verlieren, weil. sie in , das Innere der Farbstoffpartikel absorbiert werden.
Als Dialkylphthalate können symmetrische oder unsymmetrische Dialky lester der Phtlial- säuren (Orthophthalsäure, Isophthalsäure, < Terephthalsäure) verwendet werden, deren Alkylgruppen je 1-4 Kohleiistoffatome ent halten. Diese Ester sind bei ?0" C flüssig. Sie können einzeln oder als Gemische von zweien oder mehreren zur Verwendung kommen.
Die Ester der Orthophthalsäure sind leichter und billiger herzustellen und kommen daher vor zugsweise zur Verwendung.
Unter den vorliegend verwendbaren Di- alkylestern der Phthalsäuren seien genannt Dimethyl-ortlioplithalat, Diätliyl-orthophtha- lat, Methyl-äthyl-orthophthalat, Dimeth#,@l- terephthalat, Isopropyl-methyl-orthophthalat und Dibutyl-orthophthalat. Dimethyl-ortho- phthalat ist besonders gut brauchbar, da es als staubverhinderndes Mittel sehr wirksam ist.
Es ist leicht erhältlich und billig, hat einen angenehmen Geruch und ist in heissen wässerigen Färbebädern hinreichend löslich, um die Gegenwart namhafter -engen dieses Stoffes zu erlauben.
Als wasserlösliche, organische Farbstoffe, die nach dein vorliegenden Verfahren behan delt werden können, kommen verschiedene Arten in Betracht, die im Unterschied zu Küpen-, Schwefel- und pigmentartigen Farl:)- stoffen, an und für sich in wässerigen Färbe bädern hinreichend löslich sind, um das Fär ben von Textilmaterialien zu ermöglichen. Im allgemeinen und grösstenteils sind solche Farbstoffe wenigstens im Verhältnis von 1 Teil auf 500 Gewichtsteile destilliertes Wasser bei 20 C erhältlich. Als Farbstoffe können z.
B. verwendet werden: Monoazo- und Poly- azofarbstoffe, ferner Anthrachinon-, Tri- phenylmethan-, Acridin-, Chinolin-, Stilgen-, Nanthin- und Azinfarbstoffe. Im allgemeinen sind diese Farbstoffe Salze verschiedener Art. Sie können z. B.
Salze von sauren Farbstof fen sein, insbesondere Alkalimetall- oder Ammoniumsalze von Farbstoff-Sulfosäuren, von Farbstoff-Carbonsäuren und Farbstoff- Sulfonamiden; ferner, im Falle von sogenann ten basischen Farbstoffen, können z. B. Salze, die durch Kombination von Farbbasen mit nicht färbenden Säuren, wie z. B. Salzsäure, Essigsäure, Oxalsäure, gebildet wurden, zur Verwendung kommen.
Unter Umständen kön nen die Farbstoffe in Form von freien Sul.. Tonsäuren, Carbonsäuren oder Sulfonamiden vorliegen. Der flüssige Phtlialsäure-dialkylester kann dein wasserlöslichen Farbstoff auf versehie- dene Art einverleibt werden, z. B. durch Rühren oder Mahlen oder dadurch, dass inan den Ester mit einer Lösung des Farbstoffes mischt und das Gemisch zur Trockne brin-t.
Die Men-e des flüssigen Phthalsäure- dialkylesters, die erforderlich ist, um das Stäuben eines organischen, wasserlöslielien Farbstoffes zu verhindern, ist. je nach dein Farbstoff verschieden. Im allgemeinen sind 1-3 J des flüssigen Esters, berechnet auf das Nettogewicht des Farbstoffes, hinrei chend, wenn innige Mischung mit einem Farbstoff gewöhnlichen Stäubungsgrades er folgt..
Im Falle von sehr stark stäubenden Farbstoffen dagegen können grössere Mengen, aber nicht mehr als 6 7, des Nettogewichtes des Farbstoffes, erforderlich sein, um ein Pulver zu erhalten, das keine unangenehme Staubentwicklung beim Hantieren mit ihm zeigt. Mit dem Ausdruck Nettogewicht des Farbstoffes ist stets das Gewicht der wirk lich färbenden Substanz, das heisst des unver dünnten Farbstoffes, gemeint.
In den folgenden Beispielen sind unter Teilen stets Gewichtsteile zu verstehen. Beispiel. <I>1:</I> 98 Teile pulverförmiges Alphazurin 2 G (Color Index Nr. 712) und 2 Teile Dimeth--1- orthophthalat wurden in einer Kugelmühle eine Stunde lang gemahlen. Das erhaltene Pulver war viel weniger staubhaltig als das unbehandelte Fa.rbstoffpulver und ergab beim Lösen ein von öligen Filmen und unlös lichen Teilchen freies Färbebad.
<I>Beispiele</I> II-XII: 98 Teile eines .der nachstehend aufgeführ ten Farbstoffe in Pulverform wurden an Stelle des Alphazurins 2 G in Beispiel I ver wendet:
EMI0004.0001
Die erhaltenen Pulver waren alle viel weniger staubhaltig als die unbehandelten Farbstoffpulver. Bei der Lösung bildeten sie Farbbäder, die frei von öligen Filmen und von unlöslichen Teilchen waren und erzeug ten Färbungen, die denjenigen mindesten# gleichwertig waren, die mit. den unbehandel ten Farbstoffpulvern erhältlich waren.
Beispiele XIII, XIV <I>und</I> XV: 95 Teile eines der folgenden Monoazofar b- stoffe in gepulverter Form und 5 Teile Di- methyl-orthophthalat wurden eine Stunde lang in einer Kugelmühle gemahlen:
EMI0004.0015
Beispiel <SEP> Farbstoff <SEP> Golor <SEP> Index <SEP> Art <SEP> des <SEP> Salzes
<tb> No. <SEP> No.
<tb> XIII <SEP> Wollgelb <SEP> X <SEP> 640 <SEP> Na-Sulfonat <SEP> und <SEP> Carboxylat
<tb> XIV <SEP> Azogelb <SEP> A <SEP> 5 <SEP> W <SEP> 146 <SEP> Na-Sulfonat
<tb> XV <SEP> Alizarol-Braun <SEP> R <SEP> H <SEP> Conz. <SEP> 98 <SEP> Die erhaltenen Pulver enthielten weniger Staub als die unbehandelten betreffenden Farbstoffpulver und ergaben beim Lösen Farbbäder, die frei waren von öligen Filmen und unlöslichen Teilchen.
Für Fachleute ist es ohne weiteres ver ständlich, dass die Erfindung nicht auf die in den Beispielen angegebenen Einzelheiten 'be schränkt ist und dass sowohl in der Wahl der Farbstoffe und der Dialkylphthalate als auch in der Art der Einverleibung der letzteren in die Farbstoffe sowie beim Mengenverhältnis zwischen Dialky lphtha.lat und Farbstoff Än derungen vorgenommen werden können, die innerhalb des Bereiches der Patentansprüche liegen.
So können z. B. statt, der in den Beispie len angeführten Farbstoffe andere wasser lösliche Farbstoffe angewendet. werden, z. B.:
EMI0005.0001
Das in den obigen Beispielen erwähnte Dimethyl-orthophthalat kann. ersetzt werder durch Diäthyl-orthophthalat, Dibutyl-ortho- phthalat oder durch ein anderes der oben er wähnten Dialkylphthalate.
Die gemäss dem Verfahren hergestellten Farbstoffpräparate können ausser dem wasser löslichen Farbstoff und dem Dialkylphthalat, andere, in Farbstoffpräparaten solcher Art übliche Zusatzstoffe enthalten, z. B. Verdün nungsmittel, wie Kochsalz, Glaubersalz, Zucker, Dextrin usw., ferner Benetzungsmit- tel, Dispergiermittel, Färbehilfsmittel usw.