Chrom-Manganstahl. Durch den bekannten Zusatz von Stick stoff in Chrom-Eisenlegierungen werden diese verbessert, weil das grobkörnige Gefüge fein körniger wird und die Legierungen dadurch weniger spröde werden. Man hat auch vor geschlagen, austenitische Chrom-Nickelstähle mit Stickstoff zu legieren und hiebei ge funden, dass Zugfestigkeit und Streckgrenze gesteigert werden. Das Verhältnis von Streck grenze zu Zugfestigkeit konnte jedoch hiebei keine besondere Erhöhung erfahren.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Chrom-Manganstahl, der bei ei- nem Gehalt von 0,01-1,5 % Kohlenstoff, 10-35 % Mangan und 5-25 % Chrom einen Stickstoffgehalt von 0,07-0,
7 % aufweist.
Reine Chrom-Manganstähle haben, ins besondere wenn ihr Gefüge aus Austenit in grösseren Mengen oder zur Gänze besteht, grosse Zähigkeit und Dehnbarkeit, jedoch ein verhältnismässig niedriges Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit. Durch den Zusatz von Stickstoff wird dieses Verhältnis in unerwartetem Masse gesteigert, ohne dass ein Abfall in den Zähigkeitseigenschaften eintritt.
Bei gleicher Legierungsbasis der Elemente Kohlenstoff, Mangan und Chrom tritt eine Steigerung des Verhältnisses von Streckgrenze zu Zugfestigkeit um etwa 50 % bei Zusatz des ersten Zehntels Stickstoff ein; bei weiterem Zusatz kann es um mehr als 80 % gesteigert werden. Diese günstige Wirkung des Stickstoffzusatzes kann damit erklärt werden, dass die Stickstoffaufnahme durch Mangan nicht behindert wird,
wäh rend sie in austenitischen Chrom-Nickel- stählen durch den Zusatz von Nickel herab gesetzt wird.
Der Zusatz von Stickstoff kann durch Einleiten von Stickstoffgas in das chromhal- tige Schmelzbad erfolgen oder geschieht zum Beispiel durch Verwendung einer stickstoff reichen h'erro-Chrom-Legierung. Letzterer Weg lässt eine grössere Gleichmässigkeit in der Einhaltung des beabsichtigten Stickstoff gehaltes zu. Die Giessbarkeit, Verarbeitbar- keit und Wärmebehandlung unterscheidet sich nicht von jener, die bei stickstoffreien Chrom-Manganstählen beobachtet wird.
Im allgemeinen sind die stickstoffhaltigen Chrom Manganstähle bereits im geschmiedeten oder gewalzten Zustand verwendbar. Auch ge gossene Formstücke sind herstellbar und zei gen ebenso vorteilhafte mechanische Eigen schaften.
Besonders beachtenswert ist, dass die Zugfestigkeit von erfindungsgemäss mit Stick stoff legierten Stählen gegenüber den stick- stoffreien Stählen oder Stählen, deren Stick- stoffgehalt geringer ist als 0.07 %, nur un- wesentlich gesteigert wird, während Deh nung und Einschnürung fast gleich bleiben.
Der Stickstoffgehalt bringt daher keine un erwünschten Nebenerscheinungen, sondern er möglicht durch sprunghafte Erhöhung der Streckgrenze die Herstellung hochwertiger Baustähle. Die Eigenschaften einiger bei spielsweise erzeugter Stähle zeigt die Ta belle, aus der der gütesteigernde Einfluss eines Stickstoffzusatzes von 0,07 % und darüber gegenüber einem solchen von weDi- ger als 0,
07 % klar zu ersehen ist.
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Die Bearbeitbarkeit aller Stähle mit einem Stickstoffgehalt von 0,07 % und darüber ist eine leichte und zeigt praktisch keinen rn- terschied gegenüber den stickstoffreien oder stickstoffarmen Stählen.
Die Stähle mit 0,07 % Stickstoff und darüber sind durch- wegs gut schweissbar; Blechproben, welche zusammengeschweisst wurden, ergaben durch wegs ein Reissen ausserhalb der Schweissnaht.
Die erfindungsgemässen Stähle sind als Baustähle in ihren Festigkeitseigenschaften hochwertigen vergüteten Stählen gleichwer tig, übertreffen sie jedoch weit an Zähigkeit und Dehnbarkeit. Geschweisste Konstruktio nen für den Leichtbau können vorteilhaft mit den neuen Stählen ausgeführt werden, weil in ihnen ein Werkstoff vorliegt, der neben hoher Zähigkeit hohe Streckgrenze besitzt. Die Eigenschaften, die den Chrom- Manganstählen innerhalb gewisser Legie rungsgrenzen eigen sind, werden durch Stick- Stoffzusatz nicht aufgehoben oder nachteilig berührt. Solche Sondereigenschaften sind Kor rosionsbeständigkeit, Warmfestigkeit, Zunder beständigkeit und unmagnetischer Zustand.
Sie können jeweils durch entsprechende Be messung der Legierungselemente Chrom-Man- gan und Kohlenstoff in bekannter Weise er reicht werden. Auch die kohlenstoffreichen Legierungen, die erhöhte Verschleissfestigkeit besitzen, sind hier zu nennen. Durch den Zusatz von Stickstoff erschliessen sich jedoch infolge der aussergewöhnlichen Verbesserung der mechanischen Eigenschaften neue Gebiete der Anwendung oder es tritt eine Gütestei gerung ein, die eine bessere und wirtschaft- lichere Ausnützung des Werkstoffes ermög licht.
Als Beispiele der Anwendungsmög lichkeit der neuen Stähle seien nur genannt rostsichere Wellen, Kolbenstangen und ähn liche Teile im Schiffbau, Turbinenschaufeln, Heissdampfventilteile, Bleche im Flugzeug- bau, unmagnetische Kappenringe, Verschleiss teile, wie Panzerplatten, Sortier- und Sieb bleche, Helmbleche usw.
Die schon für Chrom-Manganstähle vor geschlagenen zusätzlichen Legierungselemente zur Erzielung besonderer Eigenschaften, wie Nickel bis züi 4 %, Kobalt bis zu 6 %, Kupfer bis zu 6 %, Molybdän, Wolfram, Vanadin, Tantal, Titan,
Niob je bis zu 1,5 %, können natürlich in gleicher Weise auch in den stickstoffhaltigen Chrom-Manganstählen zugegen sein.