Sitz- und Liegemöbel. Es sind Sessel, Stühle und dergleichen Sitzmöbel bekannt, bei welchen die Lehne des Sessels hinten an seinem Gestell ver- schwenkbar und der verschiebbare Sitz mit dem untern Teil der Lehne gelenkig verbun den ist.
Die meisten dieser bekannten Sitz möbel weisen ein ziemlich kompliziertes Len ker- und Schärniersystem auf, welches meist nur im unbelasteten Zustand des Sitzmöbels gestattet, den häufig stark gepolsterten Sitz so weit herauszuschieben, als es einer jewei ligen Neigung der Lehne entspricht. Es sind aber auch Sessel und Stühle bekannt, bei welchen der Sitz hinten unmittelbar an der Lehne hängt und durch eine vordere Leiste des Gestelles unterstützt wird.
Bei diesen Sesseln wird mit der Neigung der Lehne selbsttätig der Sitz nach vorn verschoben, jedoch wird der stabile Zustand nur in der Sitzstellung mit schwach geneigter Lehne erreicht, während in allen Zwischenlagen bis zu der allenfalls möglichen Liegestellung bei schweren Sesseln, sogenannten Kanadiern, nur ein labiler Zustand erreicht wird. Bei den meisten Typen dieser Stühle ist jedoch eine Liegestellung überhaupt nicht erzielbar, da die Drehachse für die Lehne zu hoch oben vorgesehen ist.
Man hat nun bereits versucht, diesem Übelstand dadurch abzuhelfen, dass.man die Drehachse an der schwenkbaren Lehne nahe an die Anlenkstelle des verschiebbaren Sitzes herangerückt anordnet und im übrigen den Unterteil des Sitzes über eine vordere Quer leiste des Gestelles gleiten lässt. Damit lässt sich zwar der Sitz nach vorn schieben, doch wird durch die Reibung der Sitzrahmenunter- seite auf der vordern Gestellquerleiste der Rückgang des Sitzes in die Ausgangslage erschwert.
Deshalb ist man bei derartigen Stühlen schon dazu übergegangen, zwischen dem rückwärtigen Teil des Gestelles eine oder mehrere Federn anzuordnen, wodurch die beim Rückgang des Sitzes in die Ausgangs stellung durch die Reibung sich ergebende Mehrarbeit kompensiert wird. Diese Federn haben ,jedoch eine begrenzte Lebensdauer und wirken, da sie bei den be kannten Stuhltypen nicht verschalt werden können, störend.
Gegenstand der Erfindung ist nun ein Möbel, das ,je nach seiner Stellung als Sitz- oder Liegemöbel verwendet werden kann und die oben erwähnten Nachteile nicht aufweist.
Um eine hinten am Gestell vorgesehene Querachse lässt sich die Riicklehne ver- sehwenken. die unten mit dein Sitz ständig gelenkig verbunden ist, der, sich über eine vorn am Gestell befindliche Auflage vor schiebt, sobald die Lehne nach rückwärts geneigt wird.
Das Kennzeichen des erfin dungsgemässen Kombinationsmöbels besteht darin, dass der von der Querachse nach oben ragende Oberteil der schwenkbaren Rück lehne länger ist als der unter der Querachse befindliche Unterteil und der Sitz sowie das Gestell zusammenarbeitende Stütz- und Füh rungsorgane aufweisen, die in ihrer gegen seitigen Anordnung und Formgebung so be schaffen sind, dass zwischen allen auf Sitz und Lehne einwirkenden Kräften in jeder Stellung Gleichgewicht besteht.
Im besonderen sollen durch die bei stärkerer Lehnenneigung grösser werdenden Kräfte auf die Lehne und damit die auch grösser werdenden Schiebekräfte auf den Sitz durch entsprechend grösser werdende Rei bungskräfte am Vorderteil des Sitzes kom pensiert werden. Dies kann zum Beispiel er reicht werden durch Vergrösserung der sich berührenden Flächenteile zwischen der Gleit fläche am Sitz und der Gleitfläche am Ge stell, indem zum Beispiel der Berührungswin kel zweier krummer Flächen am Anfang ge ring ist und gegen Ende der Sitzverschiebung nach vorn grösser wird. Zu diesem Zwecke kann das Mass der Krümmung der einen Flä che gleichbleiben und das der andern Fläche sich ändern.
Man ist in der Wahl dieser Mit tel nicht beschränkt. Es kann zum Beispiel auch der Sitz unten Nasen und das Gestell vorn krumme Gleitflächen aufweisen, oder es können am einen Teil Zapfen und am andern Teil Schlitze mit gegen die Horizontale sich ändernder Neigung vorgesehen sein.
Die Zeichnung zeigt mehrere beispiels weise Ausführungsformen der Erfindung. So stellt zuzn Beispiel die Fig. 1 im Schema einen Stuhl dar, dessen Sitzrahmen mittels krummer Gleitflächen auf einer entsprechend auf der Oberfläche im Querschnitt gekrümm ten Querleiste des Gestelles aufruht.
Die Fig. 2 zeigt schematisch eine ähnliche Ausführungsform init einer drehbaren Walze als Querleiste. .Diese Walze ist mit einer Rücklaufhenimung versehen, die eine Dre hung nur beine Vorwärtsgleiten des Sitzes gestattet. Bei der Riickwärtsbewegung des Sitzes soll nämlich ein erhöhter Reibungs widerstand entstehen. Dieser wird durch die Arretierung der Walze bewirkt, indem der Sitz, dann über sie bei der Rückwärtsbewe gung hinweggleiten muss.
Die Fig. 3 zeigt schematisch eine beson dere Querleiste des Gestelles mit halbovalem Querschnitt und die Sitzleiste mit einer nach einer Kreislinie gekrümmten Gleitfläche. Die Fig. 4 zeigt eine geänderte Ausführungsform mit einer Rast an der Sitzunterseite für die Begrenzung der Sitzstellung, während die Fig. 5 Nasen an der Sitzunterseite und die Fig. 6 das Zusammenwirken von Zapfen am Sitz und Schlitzen am Gestell veranschau lichen.
Hierbei sind in den Fig. 2 bis 6 nur die vordern Teile von Gestell und Sitz darge stellt, während alle übrigen Teile - weil für die Erklärung unnötig - weggelassen sind.
1)as Gestell des Sessels gemäss Fig. 1 be steht aus den Fussteilen 1 und 2. den Arm lehnen 3, sowie den Querleisten 4, 5 und R. Unten am Gestell sind noch Längsleisten vorgesehen.
Vom Sitz und von der Lehne sind nur je eine Leiste 8 und 9 gezeichnet. Die Lehne 9 ist durch Zapfen 1() (Querachse) rückwärts am Gestell verscliwenkbar so angeIenkt, dass der grössere Oberteil 91) der Lehne sich nach rückwärts bis in die gestrichelt gezeichnete Lage umlegen kann, während der Unterteil 9a sich nach vorn verschwenkt. An diesem kürzeren Unterteil ist der Sitz bei 12 aasge lenkt, dessen Seitenteile 8 vorn an der Unter seite eine krumme Gleitfläche 14 aufweisen, mittels deren sie auf der krummen,
obern Fläche 15 der Leiste 4 aufruhen und auf ihr gleiten. Bei diesem Verschieben des Sitzes wird dieser vorteilhaft vorn etwas angehoben und weist dann in Strecklage mit der Lehne eine schwache, für das Liegen bequeme Nei gung auf. Die Leiste 5 dient als Begrenzung der Sitzstellung und die Leiste 6 als An schlag für die Liegestellung. Die Gleitflä chen 14 und 15 sind in ihrer Krümmung und gegenseitigen Berührungsfläche dem Längen verhältnisse zwischen Ober- und Unterteil der Lehne so angepasst, dass zwischen allen auf Sitz und Lehne wirkenden Kräften in jeder Stellung Gleichgewicht besteht.
Die Ausgestaltung des vordern Teils des Kombinationsmöbels kann verschieden sein. Gemäss Fig. 2 ist zwischen den Füssen 1 und den Längsleisten 7 in seitlichen Zwischen stücken 16 eine Walze 17 mit einer Rück laufhemmung 1.8 drehbar angeordnet, auf der die Gleitflächen 14 der seitlichen Leisten 8 des Sitzes aufruhen. Dabei ist die Gleit fläche 14 vorn mit geringer Krümmung und rückwärts mit stärkerer Krümmung versehen, so dass der Berührungswinkel beider Teile mit grösser werdender Neigung des Sitzes grösser wird.
Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 3 ist eine kräftige Querleiste 19 am Gestell zwischen den Fussteilen 1 und den Längslei sten 7 vorgesehen, die unten flach und oben gekrümmt ist. Die Krümmung der Fläche 14 der Sitzleisten 8 ist über die ganze Länge gleich. Hingegen kann die Krümmung der obern Fläche 19a der Querleiste 19 über den Teil, der mit der Fläche 14 in Berührung kommt, an verschiedenen Stellen verschieden sein.
Die Fig. 4 zeigt, wie die Auflageleiste 20, die der Oberfläche 14 der Sitzleistung 8 entsprechend gekrümmt ist, zugleich als Be grenzung der Sitzstellung dienen kann. Die Leiste 8 des Sitzes ist dabei vorn bei 21 hakenförmig ausgebildet und legt sich satt an die Leiste 20 an. Dabei ist die Gestelleiste 4 weiter unten an den Fussteilen 1 vorgesehen.
Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 5 weisen die Leisten 8 des Sitzes Vorsprünge 22 auf, die auf Flächen 23 mit nach vorn zunehmender Krümmung gleiten. Die Flä chen 23 zum Anheben des Vorderteils des Sitzes sind an besonderen Zwischenstücken 24 vorgesehen, die zwischen den Fussteilen 1 und den Längsleisten 7 eingesetzt sind.
Gemäss Fig. 6 sind Zwischenstücke 25 zwischen den Fussteilen 1 und den Längs leisten 7 eingesetzt, die mit Schlitzen 26 versehen sind, deren Neigung gegenüber der Horizontalen sich, in der in der Zeichnung dargestellten Art ändert. Die Seitenteile oder Leisten 8 des Sitzes weisen Zapfen 27 auf, welche in die Schlitze eingreifen. Damit wird der gleiche Effekt erzielt, wie bei den andern Ausführungsformen.
Die architektonische Form und besondere Ausstattung des Gestelles, sowie die Aus stattung und Polsterung des Sitzes und der Lehne sind für die Erfindung belanglos. Da der Benutzer des Möbels sich nicht zu er heben braucht, um von der Sitzstellung in die Liegestellung oder umgekehrt überzu gehen, wird durch die Erfindung ein Kran kenhausmöbel von besonderer und vielseitiger Verwendbarkeit geschaffen.
Durch die Erfindung wird ferner ermög licht, Sitzmöbel für Theater-, Kino- und Ver sammlungslokale sowie berufliche Zwecke, so auszugestalten, dass allmählich eintretende Ermüdung des Benutzers durch Veränderung der Sitzwinkel stark verringert und fast ver mieden werden kann.