Verfahren zum Vorwärmen und Heisshalten von abgestellten oder mechanisch langsam in Drehung unterhaltenen Dampfturbinen, um solche Turbinen unvermittelt bis Vollast beliebig belasten zu können. Die Erfindung betrifft das Vorwärmen und Heisshalten von Dampfturbinen. Der Hauptzweck besteht darin, Mittel zu sehaf. fen, umderartige Maschinen unter Vermei dung unzulässiger Wärmespannungen unver mittelt aus dem Zustand der Ruhe oder der langsamen Drehung rascher ,als dies bisher angängig war, in Betrieb setzen zu können.
Ein weiterer Zweck ist, solche Turbinen unter Aufwand einer besonders kleinen Wärmemenge in vollastbetriebsbereitem Zu tande zu erhalten.
Bekanntlich beträgt die Zeit, die erforder lich ist, um Dampfturbinen, namentlich grosse, eingehäusige Einheiten oder solche, die vermöge der Verwendung hoher Drücke dicke Flanschen und Wandungen erhalten, aus dem kalten, oder aus einem teilweise ab gekühlten Zustande in Betrieb zu nehmen und zu belasten, je nach ihrer Grösse 15 Minuten bis mehrere Stunden, <B>Es</B> können sich uuvorhergeseheneUmstände,
wie -zum Beispiel das @Schadhaftwerd'en einer belasteten Ein heit in einem Kraftwerk oder eine über raschende Steigerung der Gesamtbelastung, einstellen, durch die es notwendig wird, eine abgestellte Turbine unvermittelt in Betrieb zu nehmen, um ohne Zeitverlust,die fehlende Leistung zu ersetzen.
Diese Leistung ist aber erst nach Ablauf oben erwähnter Vorwärme zeiten erhältlich, soll die Turbine vor schäd lichen W,rmesp.annungen und Verziehungen bewahrt bleiben.
Dieser Zeitaufwand für die Leistungser- zeugung kann durch das bekannte Vorwär men vermittelst durchströmenden Dampfes etwas gekürzt werden. Aber abgesehen von der erheblichen Menge Dampf, die benötigt wird, werden je nach dem Druck des vorwär- mend'en Dampfes im Turbineninnern nur Temperaturen von 100 C und darunter er reicht, Es ist nicht möglich, mit solchen Mit- teln die oben angegebenen Zeiten wesentlich zu kürzen und Dampfturbinen durch sofor tiges Inbetriebsetzen und Belasten als Mo mentan-Reserven zu gebrauchen.
Bekanntlich sind bereits gewöhnliche Hoch:druckdampfmäiitel vorgeschlagen wor den, um :diese Nachteile zu mildern. Sie haben aber keinen Eingang in die Praxis ge funden; denn einerseits veranlassen sie durch die axial zunehmenden Temperaturunter schiede zwischen ihrem Inhalt -und dem der Temperatur nach gegen den Abdampfteil zu abnehmenden Arbeitsdampf in ihren Doppel wänden Wärmespannungen, die sie gerade vermeiden sollen, anderseits vermindern sie .die Wirtschaftlichkeit durch ihr Gewicht und ihre Kostspieligkeit.
Auch durch solche Mittel lässt sich die Turbine als Momentan- Reserve nicht ausbilden.
Ferner ist noch hervorzuheben, dass das Verfahren gemäss der Erfindung nichts mit dem bekannten Verfahren zum Trocknen stillgesetzter Turbinen und ihrer Kondensa toren durch die warme Abluft von elektri schen Stromerzeugern zu tun hat. Ersteres bildet eine Vorbereitung für den Betrieb, letzteres dagegen eine Vorbereitung für den Ruhezustand. Dementsprechend bewegen sieh auch die Verfahren in weit auseinander liegenden Temperaturbereichen.
Die Erfindung besteht in einem Verfah ren, welches ermöglicht, abgestellte oder me chanisch langsam in Drehung unterhaltene Dampfturbinen unvermittelt bis Vollast be liebig belasten zu können. Zu diesem Zweck wird gemäss dem Verfahren während der Dauer der Abstellung oder der mechanisch bewirkten Drehung die Turbine oder minde stens ihr Hochdrueliabschnitt vermittelst Zu fuhr von Hilfswärme von innen durch einen Wärmeträger so hoch erwärmt, dass die wäh rend des Betriebes beströmten Innenflächen auf Temperaturen unterhalten werden,
die angenähert gleich oder höher sind als die Sättigungstemperatur des unvermittelt zuge lassenen Arbeitsdampfes, wodurch durch Unterdrücken der Kondensation des Dampfes i n den Metallwänden ein Wärmefluss in die Metallmassen in schädlichem Ausmasse unter bunden wird.
Anhand der Abbildungen, -die Anwen dungen der Erfindung beispielsweise veran schaulichen, sei letztere näher erläutert.
Fing. 1 ist ein ,Schnitt durch einen Ge- hä.usefla.nsch Fig. 2 zeigt -den Längsschnitt durch eine Turbine; Fig. 3 zeigt eine Anlage mit einer mit- telst Kesselrauchgasen geheizten Turbine; Fig. 4 zeigt eine mehrgehäusige Turbine, deren Abschnitte von dem Wärmeträger nacheinander durchströmt werden;
Fig. 5 zeigt eine mehrgehä.usige Turbine mit zu den einzelnen Abschnitten einstell barer Wärmemen.genzufuhr; Fig. ss zeigt einen Längsschnitt durch eine Turbine, die von dem Wärmeträger so wohl von innen, wie von aussen geheizt wird.
In Fig. 1 ist 1-2 der Wärmegradient, der in einem ifochdruckzylinderflansch bei zu rascher Wärmezufuhr entsteht. Seine Steilheit, welche entsprechend starke Span nungen indem Baustoff hervorruft, ist durch die hohe Wärmeübergangszahl verursacht, die sich bei Kondensation des Dampfes an den Wandungen einstellt. Nach Erreichen des Wärmebeharrungszustandes nimmt der Gradient 1-2 einen Verlauf gemäss Linie 3--J4.
Hier setzt vorliegende, die Nachteile des steilen Temperaturabfalles in den Wan dungen beseitigende Erfindung ein, nach der die für das Vorwärmen und Heisshalten der Turbine benötigte Wärme gemäss Patentan spruch :durch einen erwärmten Wärmeträger zugeführt wird. Dieser ist jedoch so hoch er hitzt, dass die Turbine .auf Temperaturen unterhalten wird, die angenähert gleich oder höher sind als die Sättigungstemperatur des . unvermittelt zugelassenen Arbeits dampfes.
Das neue Verfahren ermöglicht, die Tur bine als Momentan-Reserve zu verwenden. da heisst sie kann unverzüglich angelasssen und unter eine beliebige Belastung von Voll- last abwärts genommen werden. In Fig. \?, die eine Anwendung des Ver fahrens .auf eine eingehäusige Turbine dar stellt, ist 5 das Gehäuse und 6 der Läufer.
Das Gehäuse ist mit einem besonderen Ring kanal 7 versehen oder besitzt einen solchen bereits für Anzapfungen, aus -dem der Wärmeträger, vorzugsweise Luft, von einem Ventilator 8 durch die Saugleitung 9 a#bge- s11augt wird, um über die Wärmequelle<B>10,</B> und durch die Druckleitung 11 der Vorderkammer 12 der Turbine wieder zugeführt zu werden.
Die Wärmequelle 10 kann ein mit Hoch- druckdampf :betriebener Wärmeaustauscher ";#in, mit Dampfanschlüssen 13 und 14. 'Als ZVärmequellen kommen ferner zum Beispiel ()lfeucrungen oder Kesselrauchgajse in Be tracht.
Eine besonders zweckmässige Wärme quelle ist eine von elektrischen Heizwider- ständen gebildete. Es ist zu empfehlen, die Steuerung und Zudampfteile der Turbine, so weit sie nicht unter Druck stehen, zum Bei spiel das (Steuerventil 15, .das während der ?leizperiode offen zu halten ist, mitzuheizen. Unmittelbar vor der Inbetriebsetzung der Turbine wird das Reizsystem durch iSchlie- ssen der Ventile 16, 17 abgeschaltet.
Währenddes Vorwärmens oder des @Heiss- h:aItens der Turbine ist ihre Welle langsam, am zweckmässigsten vermittelst einer Schalt- vorrichtung, zu drehen.
Bei Verwendung von Rauchbasen der Kesselanlage 20, Fig. 3, als Wärmequelle, kann, um die Strömung durch. das Gehäuse innere zu bewirken, @an iStelle eines Lüfters 21 der Druckunterschied zwischen -der Rauchga.sentnahmestelle 2,2 und der Wieder zuführungsstelle 23 ausgenutzt werden.
Fig. 4 veranschaulicht eine Anwendung des Verfahrens auf eine heigehäusige Tur bine, deren Hochdruck und Mittel.druckaab- abschnitte 2.5, 2'6 nacheinander von dem vom Lüfter<B>27</B> über die lfeizquelle 2<B>8</B> in, d,auern- d:
em Kreislauf oehaltenen Heizmittel be- strichen werden ohne Einbeziehung -des Niederdruckabschnittes 29 Letzterer kann aber über die Zwischendampfleitung 30 in offener, stromloser Verbintd'ung mit dem Mitteldruckabschnitt bleiben Qd'er -mittelst einer Abschliessvorrichtung 31 abgetrennt werden.
In letzterem Falle kann der Niederdruckabschnitt unter Vakuum ge halten werden, wodurch die Betriebsbereit schaft erhöht wird. Unmittelbar vor Inbetriebssetzung der Turbine oder vor Offnen des Zud.,amp.fabschliess@organes .32 ist durch ,Schliessen der tS'chieber 33, 34 das Heizsystem abzuschalten. Durch Regelung der Heizquelle<B>28,</B> Einstellung !der Schieber 31,
33,sowie,clerD@rehzahl des Lüfters 27 kann jede verlangte Heizwirkung erreicht werden. Durch Parallel-,oder Reihenschaltung, sowie Zu- und Abschalten von elektrischen Heiz- elementen .3'5, 36, 3!7 kann den grossen Ab weichungen zwischen dem Wärmebedarf zum Vorwärmen und dem zum H eissh:aIten Rechnung getragen werden.
Bei mehrgehäusigen Turbinen kann dem verschiedenen Wärmebedarf der einzelnen G ehäuse dadurch gesondert entsprochen wer den, & ss der über ,die Wärmequelle 40;
(Fig. 5) durch den Lüfter 41 im Kreislauf unter haltene Wärmeträger zunächst den Hoch- drucka#bschnitt 42 durchströmt, um darauf durch Verzweigung der Rohrleitungen 43 bis 48 nebst Einstellung ihrer Drosselorgane 49, 50, 51 so geteilt zu werden, @dass die erforder liche Wärmeverteilung erreicht wird, und zwar -dadurch, dass ein dem Wärmebedarf entsprechender Teil den Mitteldruck- und NiederdruckAschnittgesondert :
durchströmt, der Rjest aber die Wärmequelle unmittelbar erreicht.
Bei mehrgehäusigen Turbinen werden die zugeführten Wärmemengen so bemessen, dass der erzeugte Wärmezustand, mindestens des Ilochdruckabschnittes,gleich bezw. an nähernd gleich -dem ist, den er nach ,der Be triebsübergabe besitzt.
Ein weiterer Auggbau -des Verfahrens be steht darin, @dass neben dem innern Beheizen .der Turbine, .dem ,Gehäuse nobst seinen Flan- schen und .Flanschenrbolzen oder dergleichen Wärme von .aussen zugeführt wird.
:Diese Wärme -kann von einer unabhän gigen Quelle den äussern Flächen der ,Ge- häusewandungen zugeführt werden, oder, wie in Fig. 6 dargestellt, kann die dem Turbinen gehäuse :59 von aussen zugeführte Wärme durch den das Turbineninnere 52-52 heizen den Wärmeträger vermittelt werden.
Zu die sem Zwecke bestreicht der ,durch den Lüfter 53 über die Wärmequelle 54 im Kreislauf unterhaltene Wärmeträger zunächst die Innenräume 52 der Turbine, um darauf, durch das Rohr 55 und ein Drosselorgan oder eine Abschliessvorrichtung 56 zugeführt, den ,das Gehäuse umgebenden, ;gut isolierten Ver schalungsraum 57 zu,durchströmen oder um- gekehrt. Durch Abschliessorgane 66, 58 wird das Heizsystem von Inbetriebssetzung der Turbine abgeschaltet.
Ein beachtenswerter Vorteil des Verfahrens; neben innerem Be heizen :dem Gehäuse Wärme von aussen zuzu führen, besteht namentlich, wenn der Kreis lauf des Wärmeträgers so geführt wird, dass er nach Verlassen der Wärmequelle zuerst den Verschalungsraum 57 bestreicht, darin, dass die radialen Laufspiele grösser werden, oder denen des Betriebsbeharrungszustaudes gleich bleiben.
Die Menge der für das Vorwärmen oder Heisshalten benötigten Wärme kann von band geregelt werden, wobei die verschiede nen Temperaturen von Thermometern .abge lesen werden können. Die Regelung kann aber auch unter Zuhilfenahme von Thermostaten eine selbsttätige sein..
Eine solche Regelung ist in Fig. 6 angegeben; die Einrichtung be steht in einem in,die Wandung des Turbinen- gehäuses 59 eingebauten Thermostaten 60, ,dessen Ausdehnungshub 61 über den Doppel hebel 62 und das Relais 63 eines Regelungs- organes 64 die Wärmequelle 54 beherrscht.
Im vorliegenden Falle besteht die Heiz quelle 54 aus elektrischen Heizelementen, die in bekannter Weise durch einen Kontroller 165<B>z</B>u-, ab-, parallel- oder hintereinander ge schaltet werden können. Werden Dampf- oder Rauchgase,als Wärmequellen verwendet, so kann die Regelung ebenso einfach durch geeignete, vom Relais beherrschte Kraft- organebewerkstelligt werden.
Bei Läufern, die ITohlkörper bilden, empfiehlt es sich, dem Wärmeträger durch zweckmässige Verbindungen 6,6 mit dem Hohlraum 67 (Fig. 6) Zugang zu diesem zu verschaffen.
Es empfiehlt sich, das Verfahren un mittelbar nach Albstellen der Turbine einzu leiten, damit sie unter Aufwand -der gering sten Wärmemenge in .den erfindungsgemässen Beharrungszustand der Ruhe übergeführt wird.
Bei eingehäusigen Turbinen kann die Heizwirkung auf das Hochdruckende be schränkt werden.
Die Erfindung erstreckt sieh auch auf Turbinen, die ein Gas-Dampfgemisch verar beiten.