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Die Erfindung betrifft einen Stuhl mit einer Sitzfläche und einer Rückenlehne, wobei die Sitzflä- che und/oder die Rückenlehne einen Rahmen aufweist, der zu beiden Seiten der Rückenlehne bzw. der Sitzfläche längs verlaufende Holme umfasst, an die ein diese Holme überbrückendes Kunststoffmaterial angespritzt ist, welches auf der Seite der Anlagefläche der Rückenlehne bzw. der Auflagefläche der Sitzfläche in Richtung quer zu den Holmen mit einer, auch im unbelasteten Zustand vorhandenen Wölbung versehen ist.
Bekannt sind Stühle, bei denen die Rückenlehne und die Sitzfläche aus geformten Kunststoff- platten bestehen, die evtl. eine dünne Polsterung tragen können. Die Rückenlehne und die Sitzflä- che kann hierbei auch als einstückige Kunststoffschale ausgebildet sein. Nachteilig bei diesen Stühlen ist ihre relativ harte Auf- bzw. Anlagefläche. Derartige Stühle der eingangs genannten Art, bei denen vorgeformte Sitzschalen aus Kunststoff an einen Rahmen angespritzt sind, sind aus der DE 21 41 117 A und der WO 92/03074 A bekannt. Die mit einer Wölbung versehenen Kunststoff- schalen dieser Stühle sind im wesentlichen formstabil ausgebildet.
Bekannt sind weiters Stühle, deren Rahmen mit einem Textilbezug bespannt ist. Der Sitzkom- fort eines solchen Stuhls ist zwar gegenüber einem aus einer durchgehenden Kunststoffschale bestehenden Stuhl verbessert, allerdings weisen diese Stühle andere Nachteile auf : ist die Montage, bei der der Rahmen mit der üblicherweise umfangsgeschlossenen Hülle des Textilbezu- ges bespannt wird, relativ aufwendig. Weiters kann es im Laufe der Benutzung zu einem Ausleiern des Bezuges bzw. zu einem Aufplatzen von Nähten kommen. Äusserst unangenehm ist bei dieser Art von Stühlen weiters, dass die Stühle bei Gewichtsverlagerungen des Benutzers aufgrund der Verschiebung der Bespannung gegenüber dem Rahmen zu einem relativ lauten Knarren neigen.
Es wurde bereits mit verschiedenen Massnahmen versucht, einem solchen Knarren entgegenzuwir- ken (beispielsweise durch eine Teflonbeschichtung des Rahmens), jedoch mit nur relativ geringem Erfolg.
Aus der DE 32 11117 A1 ist eine Anordnung zur Befestigung von Bespannungsgurten an Hol- men von Möbelgestellen bekannt. Es wird dadurch eine Gurtbespannung aus in Längs- und/oder Querrichtung parallel zueinander verlaufenden Bändern, beispielsweise aus Kunststoff, bereitge- stellt, die ein Unterfederungselement eines Sitz- oder Liegemöbels bildet. Ein solcher Gurt einer Gurtbespannung muss elastische Eigenschaften besitzen, welche ihn in die Lage versetzen, jeweils nach Belastung in die ursprüngliche Länge zurückzukehren, und damit aufliegende Gewichte entsprechend der Funktion von Polstermöbeln abfedernd tragen zu können. Eine Vorspannung der Gurte ist bei der aus der DE 32 11 117 A1 bekannten Befestigungsanordnung weiters erforderlich, um mit dieser Anordnung die gewünschte Befestigung der Bespannungsgurte an den Holmen des Möbelgestells zu erreichen.
Im unbelasteten Zustand verlaufen die Gurte somit gespannt und gerade zwischen den Holmen. Elastische Kunststoffbänder, deren Verwendung aus der DE 32 11 117 A1 ebenfalls hervorgeht, zeigen im Laufe der Zeit Materialermüdungen, wodurch sie in unerwünschterweise ausleiern. Für Gurtbespannungen werden daher üblicherweise Gewebe- bänder mit der gewünschten Elastizität und eventuell auch Gummibänder eingesetzt.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Stuhl der eingangs genannten Art bereitzustellen, der ei- nen verbesserten Sitzkomfort aufweist, dabei einfach und kostengünstig herstellbar ist, weiters eine gute Haltbarkeit aufweist und bei dem ein Auftreten von unangenehmen Geräuschen bei der Benutzung vermieden wird. Erfindungsgemäss gelingt dies bei einem Stuhl der eingangs genannten Art dadurch, dass das Kunststoffmaterial als flexibles, folienartiges Material ausgebildet ist.
Ein erfindungsgemässer Stuhl kann in einfacher Weise in einem Spritzgussverfahren hergestellt werden. Beispielsweise kann zunächst ein entsprechender Rahmen, z. B. aus Holz-, Kunststoff- oder Metallprofilen hergestellt werden, der anschliessend in eine Form eingelegt wird.
In der Folge wird das die An- bzw. Auflagefläche bildende flexible Material eingespritzt, wobei dieses Material an den Rahmen angespritzt wird bzw. der Rahmen mit diesem Material umspritzt wird. Wenn die das flexible Material tragenden Streben ebenfalls aus Kunststoff bestehen, kann ein zweistufiger Spritzgussprozess angewendet werden (2-K-Spritzgussverfahren), bei dem zuerst die Holme aus einer ersten Kunststoffkomponente gespritzt werden und anschliessend das die Holme überbrückende folienartige Material aus einer zweiten Kunststoffkomponente gespritzt wird. Zur Herstellung der Holme kann hierbei beispielsweise ein glasfaserverstärkter Kunststoff verwendet werden.
Durch die Erfindung wird ein Stuhl mit einem vorgeformten Profil der Sitzfläche und/oder der
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Rückenlehne bereitgestellt, wobei gleichzeitig eine Flexibilität gegeben ist. Das Kunststoffmaterial muss hierbei keine federelastischen Eigenschaften aufweisen und besitzt solche federelastischen Eigenschaften in einem bevorzugten Ausführungsbeispiel auch nicht. Durch eine erfindungsgemä- #e Ausbildung eines Stuhls kann eine hervorragende Ergonomie des Stuhls bereitgestellt werden, die sich von derjenigen eines mit einem Unterfederungselement in Form einer Gurtbespannung versehenen Stuhls völlig unterscheidet. Es kann durch die Erfindung eine in Längsrichtung ergo- nomisch abstützende, gleichzeitig aber in Querrichtung flexible Anlagefläche der Rückenlehne bzw. Auflagefläche der Sitzfläche bereitgestellt werden.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand der in der beilie- genden Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 eine schematische Rückansicht eines die Anlagefläche ausbildenden Teils der Rü- ckenlehne;
Fig. 2 einen Schnitt entlang der Linie A-A von Fig. 1;
Fig. 3 einen Schnitt entlang der Linie B-B von Fig. 2; die Fig. 4 und 5 modifizierte Ausführungsformen in einem Schnitt entsprechend der Fig. 3;
Fig. 6 eine Draufsicht auf einen die Auflagefläche ausbildenden Teil der Sitzfläche;
Fig. 7 einen Schnitt entlang der Linie C-C von Fig. 6;
Fig. 8 einen Schnitt entlang der Linie D-D von Fig. 6; die Fig. 9 und 10 modifizierte Ausführungsformen in einem Schnitt entsprechend der Fig. 8;
Fig. 11eine Rückansicht einer weiteren Ausführungsform eines die Anlagefläche bildenden
Teils der Rückenlehne;
Fig. 12 einen Schnitt entlang der Linie E-E von Fig. 11;
Fig. 13 eine weitere Ausführungsform eines die Auflagefläche bildenden Teils der Sitzfläche;
Fig. 14 einen Schnitt entlang der Linie H-H von Fig. 13;
Fig. 15 ein weiteres Ausführungsbeispiel eines die Anlagefläche bildenden Teils der Rücken- lehne ;
Fig. 16 einen Schnitt entlang der Linie 1-1 von Fig. 15;
Fig. 17 einen Schnitt entlang der Linie J-J von Fig. 16;
Fig. 18 ein weiteres Ausführungsbeispiel eines die Auflagefläche bildenden Teils der Sitzflä- che ;
Fig. 19 einen Schnitt entlang der Linie K-K von Fig. 18;
Fig. 20 einen Schnitt entlang der Linie L-L von Fig. 19;
Fig. 21 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemässen Stuhls in einer Rückansicht;
Fig. 22 eine schematische perspektivische Darstellung einer weiteren Ausbildungsform eines
Rahmens für eine Sitzfläche und
Fig. 23 eine schematische perspektivische Darstellung einer weiteren Ausführungsform eines
Rahmens für eine Sitzschale (= Rückenlehne und Sitzfläche einstückig).
Gleiche oder zumindest funktionsgleiche Teile sind in den einzelnen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen. Die Figuren weisen unterschiedliche Massstäbe auf.
Bei einem in Fig. 21 schematisch dargestellten Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Stuhls besitzt der Stuhl als Sockel 6 ein Standkreuz 1 mit einer zentralen vertikalen Säule 2. An deren oberem Ende ist eine in Fig. 21 nur schematisch dargestellte Stuhlmechanik 5 vorgesehen, die mittels der Säule 2 um eine vertikale Achse verdrehbar gelagert ist. Die Stuhlmechanik 5 trägt eine Sitzfläche 4 und - über einen Rückenlehnenträger 7 - eine Rückenlehne 3. Die Stuhlmechanik 5 kann beispielsweise als Synchronmechanik ausgebildet sein, wodurch gleichzeitige Verschwen- kungen der Rückenlehne 3 nach hinten und der Sitzfläche 4 um eine horizontale Achse ermöglicht werden. Solche Synchronmechaniken sind in unterschiedlichen Ausführungsformen bekannt.
Diese Stuhlmechanik bildet aber keinen Gegenstand der vorliegenden Erfindung und kann bei einem erfindungsgemässen Stuhl auch völlig entfallen.
Die Rückenlehne 3 und die Sitzfläche 4 umfassen jeweils einen Rahmen, der jeweils zu beiden Seiten der Rückenlehne 3 und der Sitzfläche 4 verlaufende Holme 8,9 umfasst. Diese Holme 8,9 werden durch obere und untere Querstreben 10 der Rückenlehne bzw. durch vordere und hintere Querstreben 11 der Sitzfläche miteinander verbunden und auf Abstand gehalten. Über diese Querstreben 10 ist die Rückenlehne 3 mit dem Rückenlehnenträger 7 und die Sitzfläche 4 mit der Stuhlmechanik 5 verbunden.
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Die Holme 8 der Rückenlehne und die Holme 9 der Sitzfläche tragen jeweils ein diese Holme überbrückendes flexibles Material 12,13, dessen Vorderseite bzw. Oberseite die Anlagefläche der Rückenlehne bzw. die Auflagefläche der Sitzfläche darstellt. Dieses flexible Material wird erfin- dungsgemäss von einem folienartigen Kunststoff gebildet, der an den beiden seitlichen Holmen 8,9 des Rahmens der Rückenlehne 3 und des Rahmens der Sitzfläche 4 angespritzt ist.
Eine vergrösserte und detailliertere Darstellung der Holme 8 der Rückenlehne und des diese Holme verbindenden flexiblen Materials 12 ist in den Fig. 1 bis 3 dargestellt. Es wird daraus er- sichtlich, dass bei dieser in den Fig. 1 bis 3 gezeigten Ausbildungsform die Holme 8 vollständig von dem das folienartige flexible Material bildenden Kunststoff umspritzt sind. Die Holme 8 sind in ihrer Längsrichtung ergonomisch gebogen. Das folienartige Material 12 nimmt im unbelasteten Zustand eine bestimmte Grundwölbung (in Richtung quer zu den Holmen 8) ein. Unter der Belastung eines sich an die Rückenlehne anlehnenden Benutzers kann sich das folienartige Material 12 verformen und seine Wölbung so verändern, dass es sich in Querrichtung an die Rückenform des Benutzers anpasst. In Längsrichtung wird eine erwünschte Stabilität durch die Holme 8 erreicht.
Eine vergrösserte und detailliertere Darstellung der Holme 9 und des von ihnen getragenen und diese Holme überspannenden folienartigen Materials 13 der Sitzfläche ist in den Fig. 6 bis 8 darge- stellt. Der Wölbungsradius des Materials 13 kann sich auch hier an den Benutzer anpassen. Durch dadurch hervorgerufene kleinere Bewegungen der Wirbelsäule des Benutzers kommt es zu einer erwünschten Mobilisierung im Bereich der Lendenwirbelsäule des Benutzers.
Das flexible folienartige Material 12,13 aus Kunststoff kann beispielsweise eine Stärke im Be- reich von 1,5 bis 5 mm, bevorzugterweise im Bereich zwischen 2 und 3 mm aufweisen. Das Kunst- stoffmaterial soll hinreichend flexibel sein, um sich an die Körperform des Benutzers anpassen zu können, dabei aber nicht oder nur geringfügig dehnbar sein. Als geeignete Kunststoffe kommen hierbei u. a. Polypropylen, Polyethylen, Weich-PVC und eine Reihe anderer Kunststoffe in Frage.
Die Holme 8,9 können beispielsweise aus Stahl oder einem anderen Metall, wie Aluminium, bestehen. Ausserdem können diese Holme 8,9 aus Holz oder aus einem Kunststoff mit hinreichen- der Stärke und Steifigkeit ausgebildet sein. Solche Kunststoffe sind beispielsweise verschiedene glasfaserverstärkte bzw. mineralverstärkte Kunststoffe, wie z.B. Polyamid mit 30 bis 50% Glasfa- seranteil.
Weitere mögliche Profilformen der Holme 8,9 sind in den Fig. 4,5 und 9,10 dargestellt. Bei den Ausführungsformen gemäss der Fig. 5 und 9 sind die Holme 8,9 nicht vollständig vom Kunst- stoff des die Holme überspannenden folienartigen Materials umspritzt, sondern nur zweiseitig an diese angespritzt. Zur besseren Verankerung des Materials 12,13 in den Holmen 8,9 sind die Holme hier mit Längsnuten 14,15 versehen, in die das Material 12,13 eingespritzt ist, so dass sich eine formschlüssige Verankerung des folienartigen Materials in den Holmen 8,9 ergibt.
Eine weitere Ausbildungsform der Erfindung ist in den Fig. 11 und 12 bzw. 13 und 14 darge- stellt. Der Grundrahmen wird hier jeweils von U-förmigen Profilen ausgebildet, welche die seitlichen Holme 8,9 und eine diese Holme 8,9 verbindende Querstrebe 10,11 darstellen. Wenn diese U- förmigen Grundrahmen eine ausreichende Stabilität aufweisen, sind keine weiteren Querstreben erforderlich und diese Grundrahmen können direkt mit entsprechenden tragenden Teilen des Stuhls verbunden werden. Das die Holme 8,9 überspannende folienartige Material 12,13 ist hier an die Holme 8,9 und an die Querstreben 10, 11angespritzt bzw. um diese Teile herumgespritzt.
In den in den Fig. 15 bis 17 bzw. 18 bis 20 dargestellten Ausführungsformen sind jeweils um- fangsgeschlossene Grundrahmen vorgesehen, die die seitlichen Holme 8,9 und die Querstreben 10,11 darstellen. Das die Holme 8,9 überspannende folienartige Material ist hier an den Holmen 8, 9 sowie an den Querstreben 10,11 angespritzt bzw. um diese Teile herumgespritzt.
Zur Herstellung eines erfindungsgemässen Stuhls können die Holme 8,9 in eine entsprechende Spritzgussform eingelegt werden und in der Folge der das folienartige Material 12,13 bildende Kunststoff eingespritzt werden. In einem bevorzugten Herstellungsverfahren werden die Holme 8,9 und das die Holme überspannende und an diese angespritzte Material 12, 13 in einem zweistufi- gen Spritzgussverfahren hergestellt, das auch als Zwei-Komponenten-Spritzguss bezeichnet wird. In einer ersten Stufe werden die Holme 8 bzw. 9 mit einer ersten Kunststoffkomponente gespritzt, in der Folge wird das die Holme überspannende Material 12,13 gespritzt.
In den Ausführungsbeispielen nach den Fig. 11 bis 20 werden U-förmige bzw. umfangsge- schlossene Grundrahmen in die Spritzgussformen eingelegt und in der Folge das folienartige
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Material 12,13 durch Einspritzen des Kunststoffausgangsmaterials hergestellt oder der U-förmige oder umfangsgeschlossene Grundrahmen und das folienartige Material 12,13 in einem zweistufi- gen Spritzgussprozess hergestellt.
Wenn die Holme 8,9 und/oder die Querstreben 10,11 als Spritzgussteile hergestellt sind, so sind diese Teile bevorzugterweise innen aufgeschäumt ausgebildet, wie dies im Spritzguss bekannt ist.
Unterschiedliche weitere Modifikationen für den Rahmen der Rückenlehne und/oder der Sitz- fläche sind denkbar und möglich. Beispielsweise könnte der Rahmen für die Sitzfläche auf die in Fig. 22 dargestellte Art ausgebildet sein, d. h. an der Vorderseite heruntergezogen sein. Auch eine Herstellung der Rückenlehne und der Sitzfläche in einteiliger Form durch Ausbildung einer Sitz- schale ist möglich. Eine mögliche Rahmenform ist in Fig. 23 schematisch dargestellt.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Stuhl mit einer Sitzfläche und einer Rückenlehne, wobei die Sitzfläche und/oder die Rü- ckenlehne einen Rahmen aufweist, der zu beiden Seiten der Rückenlehne bzw. der Sitz- fläche längs verlaufende Holme umfasst, an die ein diese Holme überbrückendes Kunst- stoffmaterial angespritzt ist, welches auf der Seite der Anlagefläche der Rückenlehne bzw. der Auflagefläche der Sitzfläche in Richtung quer zu den Holmen mit einer, auch im unbe- lasteten Zustand vorhandenen Wölbung versehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass das
Kunststoffmaterial als flexibles, folienartiges Material (12,13) ausgebildet ist.