<Desc/Clms Page number 1>
Die Erfindung betrifft ein Feuerwaffengeschoss mit bei der Schussentwicklung im Waffenlauf gegeneinander verlagerbarem Bugteil und Heckteil.
Es sind bereits sogenannte Treibspiegelgeschosse bekanntgeworden, bei denen ein unterkalibri- ges Geschoss im Lauf durch einen napfartigen Dichtkörper (Treibspiegel) am Geschossheck geführt s ist, der sich nach Verlassen der Laufmündung vom Geschoss löst.
Bei der Konstruktion gemäss der US-PS Nr. 3, 961, 580 ist zwischen Treibspiegelbodenplatte und
Geschossheck eine Druckfeder gelagert und der Treibspiegel am Geschoss mittels in Längsschlitzen geführter Abscherstifte gehalten. Beim Abschuss wird der Treibspiegel infolge der Massenträgheit des Geschosses etwas auf das Geschossheck aufgeschoben, wobei die Abscherstifte abgeschert werden D und die Druckfeder noch mehr zusammengedrückt wird. Die Verbindung zwischen Treibspiegel und
Geschoss ist damit gelöst und nach Verlassen der Laufmündung schleudert die Druckfeder den Treib- spiegel vom Geschoss ab.
Bei der Konstruktion gemäss der DE-OS 2806641 ist eine axiale Bohrung im Geschosskörper vorge- sehen, durch die während des Fluges Luft durch das Geschoss hindurch strömt und wobei der napf- i förmige Treibspiegel nach dem Verlassen der Laufmündung vom Geschossboden abfällt. Eine Relativ- bewegung zwischen Treibspiegel und Geschoss während der Schussentwicklung im Waffenlauf findet nicht statt.
Die AT-PS Nr. 33653 betrifft eine Geschossart zum Verfeuern aus konischen Rohren, bei denen die Führungseinrichtung, die treibspiegelartig ausgebildet sein kann, aber nicht abgeworfen wird, radial zusammendrückbar ist. Das Geschoss an sich kann in bekannter Weise ein Hohlkörper sein.
Weiterhin sind Jagdgeschosse bekanntgeworden, bei denen beim Auftreffen im Ziel ein Verdrän- gerkörper (Spreizspitze) in das Geschossinnere hineingeschlagen wird, wodurch sich der Durchmesser des Heckteils des Geschosses entsprechend erhöht, das Geschoss also zur vermehrten Energieabgabe im Zielkörper expandiert wird. In der DE-OS 2541632 ist ein derartiges Expansivgeschoss mit ein- schlagbarer Geschossspitze beschrieben, wobei die Eindringtiefe der Geschossspitze in den Heckteil durch Nuten veränderbar vorgesehen ist.
Gegenstand der DE-OS 2650136 ist auf der andern Seite ein Feuerwaffengeschoss mit einem napfförmigen Geschosskörper aus Metall und einer vorderen Abdeckhaube aus Kunststoff. Der Geschoss- körper (Heckteil) weist vom Heck her eine axiale Durchbohrung auf, die "Napföffnung" ist der
Sitz für die in das vordere Ende des Geschosskörpers eingesetzte Abdeckkappe (Bugteil). Der beim
Abfeuern des Geschosses auftretende Gasdruck löst im Lauf der Waffe die Abdeckkappe in Schussrich- tung aus dem Geschosskörper, Abdeckkappe und Geschosskörper treten nacheinander aus der Laufmün- dung auf. Die leichte Abdeckkappe fällt nach einigen Metern zu Boden, während der Geschosskörper, mit seiner grossen Öffnung nach vorne, weiterfliegt.
Auf Grund seines hohen Luftwiderstandes ist die Flugweite dieses Geschosses gering, auf Grund seiner Form wird es im Ziel so deformiert, dass kein Ausschuss erzielt wird.
Es besteht die Aufgabe, ein Geschoss der genannten Art zu schaffen, bei welchem die Ziele : kürzere Flugweite bzw. vollständige Energieabgabe im Ziel zum Unteschied von der Konstruktion gemäss der DE-OS 2650136 ohne Gasdruckverlust im Lauf erreicht werden.
Diese Ziele werden erfindungsgemäss vor allem dadurch erreicht, dass der Bugteil in bekannter
Weise im Innern des Heckteils in Richtung Geschossheck verschiebbar vorgesehen ist, wobei der
Bugteil gegebenenfalls eine bei seiner Verlagerung abtrennbare Kappe aufweist.
Dabei ist vorzugsweise der Bugteil in einer zylindrischen Führung im Heckteil gelagert, vor- zugsweise eingepresst.
Nach einem Kennzeichen der Erfindung ist der Bugteil des Geschosses als Hohlkörper ausge- bildet.
Der Bugteil kann mit einem Luftdurchtritt in Richtung Geschossbug versehen sein. Er kann auch polygonalen Querschnitt aufweisen.
Erfindungsgemäss kann der Bugteil auch mit einer bei Verschiebung zum Geschossheck abtrennbaren Kappe versehen sein. Die Kappe kann einstückig mit dem Bugteil ausgebildet sein und eine
Sollbruchzone aufweisen.
Beim erfindungsgemässen Geschoss wird das Prinzip der Massenträgheit (Beharrung) ausgenutzt.
Zu seiner Konstruktion wird von der Tatsache ausgegangen, dass die Beschleunigungskräfte bei
<Desc/Clms Page number 2>
der Schussentwicklung sehr viel höher sind als die Kräfte, denen das Geschoss, insbesondere dessen
Bugbereich, bei Ladevorgängen unterworfen ist.
Beim erfindungsgemässen Geschoss ist der Bugteil im Heckteil zum Geschossheck hin verlagerbar eingesetzt, wobei die Verlagerung durch die Beharrung des Bugteils gegenüber dem Heckteil während 5 der Beschleunigung des Heckteils im Lauf der Schussentwicklung erfolgt.
Erfindungsgemäss werden dabei grundsätzlich zwei Geschosstypen vorgesehen : Zum ersten Ge- schosstypen, bei denen bei der Verlagerung des Geschossbugs die Geschossmasse konstant bleibt und zum zweiten Geschosstypen, bei denen vom ursprünglichen Geschossbug bei dessen Verlagerung Teile gelöst werden, so dass die Geschossmasse abnimmt.
0 Im folgenden wird der Gegenstand der Erfindung an Hand einiger Ausführungsbeispiele unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert, in der sich die Fig. 1 bis 3 auf ein erstes Aus- führungsbeispiel, die Fig. 4. 5 auf ein zweites Ausführungsbeispiel sowie die Fig. 6 bis 8 auf je drei weitere Ausführungsbeispiele beziehen.
In den Fig. l bis 3 ist ein erfindungsgemässes Kurzbahngeschoss im Schnitt und in der Drauf- 'sieht dargestellt, wobei Fig. l das Geschoss vor dem Verfeuern und Fig. 3 das Geschoss beim Verlassen des Waffenlaufes zeigt. Man erkennt einen Heckteil-l-mit Napfform, der heckseitig eine Ausneh- mung zur Aufnahme eines Leuchtspursatzes und bugseitig eine zylindrische Gleitführung --3-- zur
Aufnahme des Bugteils --2-- des Geschosses aufweist. Der Bugteil --2-- ist ein hülsenförmiger Hohl- körper mit Ogivalkappe und polygonalem Querschnitt (quadratisch) mit abgerundeten Kanten, der so weit in die Gleitführung --3-- eingesetzt ist, dass die gewünschte Geschosslänge erzielt wird.
Die Fixierung des Bugteils --2-- im Heckteil --1-- des Geschosses erfolgt durch Presssitz, der so ausgelegt ist. dass eine Verschiebung des Bugteils --2-- im Heckteil --1-- erst beim Verfeuern des
Geschosses durch die hohe Beschleunigung im Lauf der Waffe eintreten kann. Dabei wird infolge der Beharrung des Bugteiles --2-- der Heckteil --1-- über den Bugteil geschoben, bis die in Fig. 3 gezeigte Endlage erreicht ist, in der die Kappe des Bugteils --2-- mit dem vorderen Rand --4-- des Heckteils fluchtet, das Geschoss somit im wesentlichen Zylinderform angenommen hat. Die Flug- weite eines solchen Körpers ist auf Grund der sehr schlechten ballistischen Eigenschaften gering, anderseits ist starke Schockwirkung und vollständige Energieabgabe im Ziel gegeben.
Beim Aufschie- ben des Heckteils-l-auf den Bugteil --2-- erfolgt der Druckausgleich über die Hohlräume zwi- schen den abgeflachten Seiten des Bugteils --2-- und der Innenwand des Heckteiles --2--, s. Fig. 2.
Selbstverständlich kann der Bugteil --2-- auch als Vollkörper ausgebildet sein.
In den Fig. 4 und 5 erkennt man eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemässen Kurz- bahngeschosses, bei der der Bugteil --2-- als zylindrischer Vollkörper ausgeführt ist, der an seinem ganzen Umfang an der Innenwand des Heckteils-l-anliegt. Der Druckausgleich erfolgt hier über eine zentrale Bohrung --5-- im Bugteil --2--.
Die in den Fig. 1 bis 5 gezeigten beiden Kurzbahngeschosse zeigen vom Verfeuern bis ins
Ziel eine unveränderte Geschossmasse. Eine Einstellung bezüglich des Geschossgewichts erfolgt durch geeignete Auswahl des Materials für den Bugteil, seine Ausführung und Dimensionierung, sowie durch die Dimensionierung des Gleitsitzes im Heckteil.
Die Fig. 6 bis 8 betreffen dagegen erfindungsgemäss Kurzbahngeschosse, bei denen beim Auf- schieben des Heckteils --1-- auf den Bugteil --2-- eine mit dem Bugteil verbundene oder einen
Abschnitt des Bugteils bildende Geschosskappe abgetrennt wird. Die abgetrennte Geschosskappe stellt dann einen vom eigentlichen Geschoss unabhängigen Flugkörper dar, der infolge seines geringen
Gewichtes, seiner Form und seiner Instabilität (gegebenenfalls durch asymmetrische Gewichtsvertei- lung) nach ganz kurzem Flugweg zu Boden fällt.
Fig. 6 zeigt ein Kurzbahngeschoss, teilweise im Schnitt, mit einem Heckteil-l-mit zylin- drischer Gleitsitzbohrung, in die ein als Vollkörper ausgebildeter Bugteil --2-- mit polygonalem (quadratischem) Querschnitt mit abgerundeten Kanten verlagerbar eingesetzt ist. Am Bugteil - ist eine Geschosskappe --6-- aus Kunststoff mittels eines Schnappsitzes --7-- befestigt, die am Stirnrand --4-- des Heckteils aufsitzt. Infolge der Beharrung des Bugteils --1-- wird beim
Verfeuern des Geschosses die Geschosskappe --6-- vom Stirnrand --4-- aus dem Schnappsitz gelöst und der Heckteil --1-- auf den Bugteil --2-- aufgeschoben. Nach dem Verlassen des Laufes fällt die Geschosskappe --6-- schnell zu Boden.
<Desc/Clms Page number 3>
Ähnliche Konstruktionen sind in den Fig. 7 und 8 dargestellt.
Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 7 ist der Bugteil --2-- ein zweckmässig an zwei gegenüber- liegenden Seiten 19) abgeflachter zylindrischer Metallstift, mit einer vorderen Verjüngung auf die eine als Vollkörper ausgebildete Kunststoffkappe --6-- einfach aufgesteckt und kraftschlüssig ge- halten ist. Die Geschosskappe --6-- kann auch an den Metallstift angespritzt sein. Beim Verfeuern wird der Metallstift aus der Kappe --6-- gelöst und tritt vollständig in den Heckteil-l-ein ; nach dem Verlassen der Laufmündung trennt sich die Kappe --6-- vom eigentlichen Geschoss.
Fig. 8 zeigt eine besonders einfache Ausführungsform eines erfindungsgemässen Kurzbahnge- schosses. Der Bugteil --2-- ist ein Spritzgusskörper, vorzugsweise aus Metall, bei dem an einen' im wesentlichen zylindrischen Schaft mit Abflachungen --9-- die Geschosskappe --6-- als dünne
Schale einstückig angeformt ist. Am Übergang vom Schaft zur Schale sind ringförmige Schwächungsstellen-8- (Kerben und/oder Durchbrechungen) vorgesehen, so dass dort beim Verfeuern des Geschosses die Verbindung zwischen Schaft und Schale reisst bzw. bricht, der Schaft in die zylindrische Gleitführung --3-- eintritt und der abgelöste Kappenrest nach Verlassen der Laufmündung in eine eigene, kurze Flugbahn eintritt.
Selbstverständlich kann auch bei der Ausführungsform nach Fig. 8 eine zentrale Entlüftungsöffnung wie bei der Ausführungsform nach Fig. 4, 5 vorgesehen werden, es ist jedoch praktischer, am Schaft symmetrische Abflachungen --9-- anzuspritzen. Ebenfalls kann die Schale zusätzlich auch axial verlaufende Sollbruchstellen aufweisen, so dass beim Verfeuern kein einstückiger kalottenartiger Schalenrest abgesprengt wird, sondern in einzelne Segmente zerfällt.
Die erfindungsgemässen Geschosse weisen insbesondere den Vorteil des geschlossenen Geschossbodens auf, so dass Gasverluste nicht auftreten und in die Geschosse ein Leuchtspursatz eingebracht werden kann.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Feuerwaffengeschoss mit bei der Schussentwicklung im Waffenlauf gegeneinander verlagerbarem Bugteil und Heckteil, dadurch gekennzeichnet, dass der Bugteil in bekannter Weise im Inneren des Heckteils in Richtung Geschossheck verschiebbar vorgesehen ist, wobei der Bugteil gegebenenfalls eine bei seiner Verlagerung abtrennbare Kappe aufweist.