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Die Erfindung betrifft eine Beatmungsvorrichtung zum künstlichen Beatmen von Patienten mit einem Mundverschluss, gebildet aus einer Scheibe mit einem weichelastischen Randwulst, und mit einem die Scheibe durchsetzenden und in dieser befestigten Einblasrohr.
Aus der Literatur über Notfallmedizin ist es allgemein bekanntgeworden, dass der direkten Insufflationsbeatmung eine enorme Bedeutung zukommt, weil damit eine wirksame und auf ihre Wirksamkeit ununterbrochen kontrollierbare Beatmung augenblicklich beginnen kann und weil bekanntlich bei der respiratorischen Wiederbelebung meistens Sekunden über den Erfolg entscheidend sein können. Daher wird es als unerlässlich betrachtet, dass jeder Helfer die direkte Insufflationsbeatmung ohne Verwendung eines Behelfes beherrscht. In Kursen über lebensrettende Sofortmassnahmen wird diese auch fleissig an Beatmungsphantomen geübt.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass bei verletzten Personen, die blutverschmiert und schmutzig sind, nur gerade die zum Nothelferdient verpflichteten Helfer, wie berufliches Sanitätspersonal, Polizisten, Feuerwehrleute usw., diese unmittelbar lebensrettende Massnahme wirklich durchführen, wogegen Laienhelfer oft schon wegen psychologischer Bedenken gegen den direkten Kontakt mit dem Patienten keine Atemspende durchführen und versagen.
Aus diesem Grunde wurden auch schon Mittel vorgeschlagen, die in Form einer einfachen Maske bis zu aufwendigen Einrichtungen auf dem Markt erhältlich sind, um die direkte körperliche Berührung zwischen Nothelfer und Patient zu vermeiden. Zudem gibt es, obwohl allgemein direkte Insufflationsbeatmung empfohlen wird, Fälle, wie beispielsweise Vergiftung-un akute Infektionsgefahr, wo der hiebei notwendige Direktkontakt wegen der Selbstgefährdung des Helfers vermieden werden muss. An die zulässigen Beatmungsbehelfe werden jedoch vielfältige Bedingungen geknüpft. Sie müssen ohne Zeitverlust und ohne Schwierigkeiten die direkte Insufflationsbeatmung mit der Ausatmungsluft des Helfers ermöglichen.
Zweckentsprechende Beatmungsbehelfe müssen eine überall wirksame Beatmung ermöglichen : Ihre Verwendung darf keinesfalls, auch bei Verwendung durch ungeübte Helfer, zu irgendwelcher Gefährdung des Patienten führen.
In den DE-OS 1944548,2318914 und 2244887 wurden Masken vorgeschlagen, die auf Mund und Nase des Patienten aufgesetzt werden, einen abdichtenden, weichen Randwulst besitzen und mit einem Rohrstück versehen sind. Solche Masken verführen jedoch den ungeschulten Nothelfer dazu, den Unterkiefer nach unten und hinten zu drücken und damit die Luftwege in Höhe der hinteren Rachenwand durch die zurückfallende Zunge zu verschliessen. Die Beatmung kann zusätzlich erschwert werden, wenn nicht sorgfältig auf die Lagerung des Kopfes zur Streckung der Atemwege im Rachen-Hals-Gebiet geachtet wird.
Es wird häufig beobachtet, dass ungeschulte Nothelfer bei Manipulationen zum Dichthalten einer Maske den Kopf nicht mehr korrekt überstreckt halten, wodurch eine Beatmung unmöglich wird. Besonders bei derartigen, gegen die Mund- und Nasenpartie des Gesichts gepressten Masken besteht dauernd Aspirationsgefahr mit nachfolgendem Atemstillstand. Todesfälle infolge dieses Zusammenhanges sind bekanntgeworden.
Gemäss einem andern Vorschlag, der beispielsweise in der CH-PS Nr. 552988 beschrieben ist, besteht ein Beatmungsgerät aus einem komprimierbaren Beatmungsbeutel, einem Rohrsystem mit Ventilen und einem Mundstück. Das vorgeschlagene Mundstück besteht aus einem Rohr, an dem ein gewölbter Kragen befestigt ist, der zwischen Zähne und Lippen gelegt wird und einem auf dem Rohr verschiebbar angeordneten zweiten Kragen, der mittels einer Klemm- oder Arretiereinrichtung von aussen auf die Lippen gedrückt und fixiert wird. Mit einem solchen Mundstück kann wohl ein Zugang durch Lippen und Zähne von aussen in die Mundhöhle geschaffen werden, es ist aber keine Gewähr gegeben, dass die Mundöffnung für die Beatmung genügend nach aussen abgedichtet wird.
Ausserdem bringt ein derartiges Mundstück bei der Handhabung durch ungeübte Helfer die Gefahr von Verletzungen und Blutungen im Mundraum mit sich.
Es ist eine Aufgabe der Erfindung, eine eingangs beschriebene Vorrichtung zu schaffen, die von jedem Helfer, ob geübt oder ungeübt, als Beatmungsbehelf zur Atemspende eingesetzt werden kann und mit der keine Verletzung des Patienten befürchtet werden muss.
Zusätzlich soll auch eine klinische Anwendung ermöglicht werden, insbesondere :
1. Für die Anwendung von Beatmung unter kontinuierlich positivem Luftwegdruck, in der
Fachsprache CPAP (Continuous Positive Airway Pressure) genannt, ohne eine endotracheale
Intubation beim spontan atmenden Patienten, und
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2. für die Durchführung einer wechselnden positiven Überdruckbeatmung, in der Fachsprache
IPPB (Intermittent Positive Pressure Breathing) genannt, während der respiratorischen
Physiotherapie.
Die gestellte Aufgabe wird bei einer Beatmungsvorrichtung der eingangs beschriebenen Art
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Patienten als blattförmig flache und elastisch verformbare Platte ausgebildet ist, die aussen den Randwulst trägt, und dass das Einblasrohr in bekannter Weise einseitig von der Plattenmitte absteht.
Zweckmässig ist der Wulst ein mit einem Gas aufblasbarer Pneu.
Vorteilhaft besteht der Wulst aus weichgeschäumtem Kunststoff.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform weist die Platte die Form einer Ellipse auf, bei der die kürzere Ellipsenachse zwischen 2 und 5 cm lang ist, um in den dentilabialen Räumen bei geschlossenem Mund zwischen Zahnfleisch und Lippen zu dichten, und die längere Ellipsenachse zwischen 5 und 10 cm lang ist, um zwischen Zahnfleisch und Wangen zu dichten.
Vorzugsweise weist der Wulst einen wenigstens angenähert kreisförmigen Querschnitt auf, der Durchmesser des Kreises beträgt insbesondere wenigstens 5 mm, um den dentilabialen Raum auszufüllen.
Der Pneu ist weiters zweckmässig mit einem Zuführschlauch für Gas versehen, der mit einem Kontrollorgan für den Gasdruck versehen ist.
Das Kontrollorgan ist insbesondere eine den Zuführschlauch erweiternde Tasche mit flexiblen Wänden und der Zuführschlauch weist auf der Gaszuführseite ein pneumatisches Einwegventil auf.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend an Hand der Zeichnungen näher erläutert.
Dabei zeigen Fig. 1 einen Grundriss eines erfindungsgemässen Mundverschlusses, Fig. 2 einen Schnitt durch den Mundverschluss nach Fig. l gemäss der Schnittlinie 2-2, und Fig. 3 einen Seitenriss eines menschlichen Kopfes, zum Teil geschnitten, mit eingesetztem Mundverschluss nach der Erfindung.
Der Mundverschluss gemäss Fig. 1 und 2 besteht aus einem aufblasbaren Pneu --1-- mit einem Luftzufuhrschlauch --3-- und aus einer verformbaren Platte --2-- und einem diese Platte --2-durchsetzenden Rohrstück --4--. Die Platte --2-- kann beispielsweise aus Blech gefertigt sein, das als Schutz vor Korrosion oder zur Befestigung des Pneus beidseitig mit einer Kunststoffolie überdeckt sein kann.
Als Pneu --1-- ist beispielsweise ein aufblasbarer Ring vorgesehen, der am Umfang der Platte--2-- befestigt ist. Ein in den Pneu eindringender Schlauch --3-- dient zum Aufblasen des Pneus. Im Zentrum der Platte --2-- ist ein Rohrstück --4-- eingesetzt, das die Platte --2-- durchsetzt und gegenüber dieser abgedichtet ist.
An Stelle eines Luftpneus gemäss der gezeigten Ausführungsform könnte auch ein Wulst aus geschäumtem Kunststoff vorgesehen sein. Diese letztgenannte Ausführungsform würde sich besonders gut für Nothelfer eignen, da kein bestimmter Luftdruck im Pneu hergestellt und auch überwacht werden muss.
Die Grundform des Mundverschlusses ist, wie Fig. 1 darstellt, elliptisch mit einer kurzen Ellipsenachse, die-bei einem Schädel mit mittleren Massen - im dentilabialen Raum des Unter- und des Oberkiefers endet. Die lange Ellipsenachse ist dann derart gewählt, dass der Pneu hinter den Mundwinkeln die Zahnreihen überquert.
Wie Fig. 3 zeigt, liegt-bei einem Schnitt durch den Mundverschluss etwa bei der Schnittlinie 2-2 - der Pneu --1-- im dentilabialen Raum des Unterkiefers zwischen der Unterlippe --10-- und dem Zahnfleisch --11-- mit der Zahnreihe --12-- und im dentilabialen Raum des Oberkiefers zwischen der Oberlippe --14-- und dem Zahnfleisch --15-- mit der Zahnreihe --16--. Die Zunge --13-- ist lediglich angedeutet. Bei leicht geöffneten Lippen --10, 14-- ergibt sich angenähert eine Mundöffnung nach der Linie --17--. Dieser Schnitt zeigt deutlich, dass der Pneu --1-- des Mundverschlusses hinter den Mund- winkel --18-- zu liegen kommt und somit auch seitlich eine Abdichtung der Mundhöhle gegen die Aussenluft bewirkt.
Bei der Erprobung der erfindungsgemässen Vorrichtung sowohl durch ungeübte Nothelfer als auch bei der Anästhesie in einer Klinik zeigte sich der grosse Vorteil gegenüber allen heute bekannten Vorrichtungen.
In der klinischen Erprobung konnte der Nachweis erbracht werden, dass bei Anwendung von CPAP (kontinuierlicher positiver Luftwegdruck) am spontan atmenden Patienten eine endotracheale Intubation nicht mehr notwendig ist, denn durch den Mundverschluss und den Nasen Verschluss werden Atemwege und
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Lungen gesamthaft von der Aussenwelt abgeschlossen und die Spontanatmung kann unter einem kontinuierlichen Überdruck von 4, 9 bis 9, 8 mbar (0, 005 bis 0, 01 kg/cm2) in gleicher Weise wie vorher über den Tubus sichergestellt werden. Die beschriebene Vorrichtung erlaubt, wie festgestellt, die Anwendung von CPAP.
Aber auch eine Anwendung von positivem endexspiratorischem Druck (PEEP = Positive End-Exspiratory Pressure), was neben dem CPAP bei gewissen Formen von Atemnotsyndrom häufig als Therapie eingesetzt wird, ist möglich ohne Intubation. Beide, der kontinuierliche positive Atemwegdruck (CPAP) und der positive endexspiratorische Druck (PEEP) zeigen sich bekanntlich besonders wertvoll bei der Entwöhnung eines Patienten von einem Respirator. Bisher musste bei dieser Entwöhnungsphase für einen wirkungsvollen Einsatz des endexspiratorischen Druckes (PEEP) bei spontanatmenden Patienten der endotracheale Tubus zur Durchführung der kontrollierten respiratorischen Beatmung oft noch während längerer Zeit belassen werden.
Der erfindungsgemässe Mundverschluss erlaubt dagegen schon früh eine Extubation, weil die respiratorischen Massnahmen jederzeit durch einfaches Einsetzen des Mundverschlusses eingesetzt, abgebrochen oder wiederaufgenommen werden können, so dass der Patient die für die Lunge notwendigen Dehn-und Säuberungsaktionen wie Gähnen, Räuspern usw. ausführen kann, was bei einer Intubation nicht der Fall ist.
Es ist somit klar ersichtlich, dass der Tubus bis zu einigen Tagen früher entfernt werden kann, was für die Prophylaxe der als äusserst gefährlich bekannten Trachealstenose in hohem Masse dienlich ist.
Darüber hinaus können nun auch Patienten mit akutem Atemnotsyndrom des Erwachsenen (ARDS = acute respiratory distress syndrome) mit kontinuierlichem positivem Luftwegdruck (CPAP) behandelt werden, wobei die endotracheale Intubation vermieden werden kann.
Eine Behandlung unter kontinuierlichem positivem Atemwegdruck (CPAP) oder unter endexspiratori- schem Druck (PEEP) ist bei vielen Störungen der Lungenfunktion angezeigt (Verletzung der Lunge, Schocklunge, nach Abdominaloperationen, Rippenserienfraktur, Aspiration von Magensaft oder ganz einfach bei bettlägerigen Patienten), die zu einem Verschluss der kleinen Luftwege führen können, so dass die nichtventilierten Aleveolen dem Blut keinen Sauerstoff mehr abgeben und dadurch der Sauerstoffdruck im Blut absinkt.
Auch bei der Erprobung am Bea, tmungsbehelf bei der Insufflationsbeatmung hat sich dieser Mundverschluss als vorteilhaft erwiesen, indem das Rohrstück --4--, das die Platte --2-- des Mundverschlusses durchsetzt, einen Abstand zum Patienten schafft, und damit der Abscheu vor der Berührung eines bewusstlosen und/oder verschmutzten Menschen bedeutend vermindert wird. Bei dieser Anwendung des Mundverschlusses und bei manuellem Verschluss der Nasenlöcher war kein Leck bei der Beatmung feststellbar und damit kein Luftverlust aus der Mundhöhe.
Wegen der logischen Tendenz des Nothelfers, die Mundplatte (mit der Hand des Helfers und den Lippen des Patienten fixiert) und das Rohrstück seinem Mund zur Insufflation entgegenzuführen, werden automatisch Kiefer und Kopf des Patienten in die für eine Beatmung unbedingt erforderliche gestreckte Haltung gebracht.
Selbstverständlich muss für diesen Fall der Pneu --1-- nicht aufblasbar sein, sondern er kann vorzugsweise aus einem geschäumten Kunststoff bestehen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Beatmungsvorrichtung zum künstlichen Beatmen von Patienten mit einem Mundverschluss, gebildet aus einer Scheibe mit einem weichelastisehen Randwulst, und mit einem die Scheibe durchsetzenden und in dieser befestigten Einblasrohr, dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe zum dichtenden Einsetzen in den dentilabialen Raum des Patienten als blattförmig flache und elastisch verformbare Platte (2) ausgebildet ist, die aussen den Randwulst (l). trägt, und dass das Einblasrohr (4) in bekannter Weise einseitig von der Plattenmitte absteht.
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