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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Strassenschuhes und zeigt gleichzeitig den danach hergestellten Schuh. Üblicherweise erfolgt die Schuhfertigung in der Weise, dass das Obermaterial, der sogenannte Schuhschaft, durch Kleben, Heften oder Nähen, auch als Zwicken bezeichnet, an einer verhältnismässig steifen und ebenen Brandsohle befestigt wird. Für deren korrekte Auflage musste ein Holzleisten verwendet werden, der im Boden flächig und am Umfang kantig ist. Nach der Verbindung des Schuhschaftes mit der Brandsohle wurde an diese die Laufsohle angeheftet bzw. angenäht und der Absatz angebracht. Anderseits ist es aber auch bekannt (CH-PS Nr. 467038 oder FR-PS Nr. 79. 901), Laufsohle und Absatz an die Brandsohle bzw. den Schuhoberteil anzuspritzen, wobei man einen dauerelastischen Kunststoff verwendete.
Derart hergestellte Schuhe haben den Mangel einer unzureichenden Passform, weil sich die Brandsohle der natürlichen Fussform nicht genügend anpassen kann. Dies hat zur Folge, dass der Fuss im Schuh beim Gehen keinen ausreichenden Halt findet, und so das Körpergewicht auf den Mittelfussknochen verlagert wird, was vielfach Fusskrankheiten zur Folge hat.
Eine andere bekannte Art von Schuhen sind die sogenannten Mokassins (DE-PS Nr. 930858). Hier wird aus Weichleder über einen der üblichen Schuhleisten eine strumpfartige Hülle geformt. Derartige Schuhe eignen sich aber nicht als Strassenschuhe. Sie haben weder Laufsohle noch Absatz, ganz abgesehen davon, dass sie beim Laufen dem Fuss wegen mangelnder Passform ebenfalls keinen Halt bieten können.
Ebenso hat man für Kinder leichte, nur aus weichem Oberleder oder Textilmaterial bestehende Schuhe genäht, wobei eine sich über Fusssohle und Hacken hinwegerstreckende weiche Sohle mit einem schaftartigen Oberteil am Rand vernäht wurde (GB-PS Nr. 596, 481), oder es war die Fertigung von Pantoffeln bekannt (US-PS Nr. 2, 457, 573), bei denen Sohle und nur den Fussrücken abdeckender Oberteil aus einem Zuschnitt genäht wurden, der dann seinerseits, mit einer Sohleneinlage versehen, auf eine dünne Laufsohle aufgeklebt oder aufgenäht wurde. Auch solches Schuhwerk ist als Strassenschuh nicht zu gebrauchen, ganz abgesehen davon, dass auch hier der wirkliche Halt für den Fuss fehlt. Schliesslich ist aber auch die Fertigung aller bisher bekannten Schuhe langwierig und an den Einsatz von Handarbeit gebunden, was die Herstellung des Schuhwerkes verteuert.
Alle diese Mängel werden durch die Erfindung behoben. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, mit einfachen Mitteln einen form- und passgerechten Strassenschuh zu erstellen, der ein orthopädisch richtiges Gehen gestattet, wobei das Körpergewicht auf das ganze Fussskelett, etwa wie beim Barfusslaufen, verteilt wird.
Dies wird erfindungsgemäss dadurch erreicht, dass aus einem den gesamten Schuhoberteil bildenden Zuschnitt aus verformbarem Material mit an einer Fusslängsseite angeschnittenem, die Brandsohle ersetzendem Teil durch im Fersenbereich und an der andern Längsseite verlaufende, nach aussen gekehrte Nähte ein beutelartiger, den Fuss allseitig umschliessender Oberteil gebildet, dieser straff über einen mit abgerundeten Kanten versehenen, der natürlichen Fussform, insbesondere auf seiner Unterseite entsprechenden Leisten gezogen und dieser anschliessend in an sich bekannter Weise auf eine Hohlform aufgesetzt wird, in der aus dauerelastischem Kunststoff, wie z. B. Polyurethan, der Absatz und Laufsohle bildende Schuhboden zusammen mit Verstärkungsteilen, wie Kappen, Gelenkstützen usw., an den Schuhoberteil angespritzt wird.
Wesentliches Kennzeichen des nach diesem Verfahren hergestellten Strassenschuhes ist, dass er keine Brandsohle besitzt und der Fuss allseitig wie von einem Strumpf umschlossen wird. Infolge der Verwendung eines Leistens, der genau der Umrissform des Fusses entspricht und über den der Schuhoberteil straff hinweggezogen ist, wird das Material desselben nach dem Anspritzen des Schuhbodens in der genauen Fussform gehalten. Die innere Lauffläche des so erzeugten Strassenschuhes ist nicht mehr, wie bisher, eine ebene Fläche, sondern bildet vielmehr ein der natürlichen Form des Fusses weitgehend angepasstes Bett, welches sich glatt an den Fuss anschmiegt und ein orthopädisch richtiges Gehen ermöglicht.
Von besonderem Vorteil ist es, wenn bei dem nach dem Verfahren hergestellten Strassenschuh die Naht, die den an einer Fusslängsseite angeschnittenen, die Brandsohle ersetzenden Teil an der andern Längsseite mit dem übrigen Zuschnitt verbindet, im Bereich des Fusslängsgewölbes entlang der Fussinnenseite angeordnet ist.
In wirtschaftlicher Hinsicht wird die Fertigung des Schuhes erheblich vereinfacht, insofern, als sowohl das Anzwicken des Schuhoberteiles an eine Brandsohle als auch das nachträgliche Anbringen von Polsterungen, Einlagen und Futterteilen vollends in Wegfall kommt und der Schuhunterteil mit Laufsohle,
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Hinterkappe, Stütz- und Führungselement und Absatz in einem einzigen Arbeitsgang hergestellt und unlösbar mit dem Schuhoberteil verbunden wird.
Der Erfindungsgedanke lässt die verschiedensten Ausführungsmöglichkeiten zu. Eine davon ist an Hand der Zeichnungen eingehend erläutert, u. zw. zeigen die Fig. 1 bis 6 verschiedene perspektivische Ansichten des bei der Fertigung verwendeten Leistens, Fig. 7 und 7a einen Materialzuschnitt zur Herstellung eines erfindungsgemässen Schuhoberteiles, die Fig. 8 bis 12 verschiedene perspektivische Ansichten des erfindungsgemässen Schuhoberteiles, Fig. 13 einen Materialzuschnitt für eine weitere erfindungsgemässe Ausführungsform eines Schuhoberteiles, die Fig. 14 bis 17 den aus dem Zuschnitt gemäss
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fertigen Schuh.
Wie die Fig. 1 bis 6 deutlich erkennen lassen, gelangt beim erfindungsgemässen Herstellungsverfahren ein aus zwei gelenkig miteinander verbundenen Teilen--1 und 2--gebildeter Schuhleisten zur Anwendung, der keinerlei scharfe Kanten oder ebene Flächen hat, d. h. der der Umrissform des natürlichen Fusses genau angepasst ist. Die beiden Teile sind wie üblich gegeneinander kippbar, so dass sie ohne Spannung in einen Schuh eingeführt und durch Streckung in eine Spannstellung gebracht werden können. Der Leisten dient nicht mehr wie bisher zur Abstützung einer Brandsohle, an der der Schuhoberteil durch Kleben, Nageln oder Nähen befestigt wird, sondern hat allein nur die Aufgabe, einen strumpfartig, den Fuss umschliessenden Schuhoberteil straffgespannt in der Fussform zu halten, damit der Schuhunterteil an ihm gebildet werden kann.
Der zur Anwendung kommende Schuhoberteil ist in den Fig. 8 bis 12 wiedergegeben und aus zwei Materialzuschnitten gebildet, die in Fig. 7 und 7a dargestellt sind. Der grosse Zuschnitt besteht aus einem Materialteil, welcher die Sohle --3-- und die Seitenwandteile --4, 4'-- sowie den sich um die Fussspitze herumlegenden Teil --5-- umschliesst. Dieser Zuschnitt wird in die Fussform gebracht, wobei der Seitenwandteil --4'-- mit dem Rand des Sohlenteiles--3--längs der strichpunktiert eingezeichneten Linie --6-- durch eine Naht verbunden wird. Dabei verläuft die Naht --7--, die die Seitenwandteile--4 und 4'--des Zuschnittes verbindet, auf der Fersenaussenseite. Die Deckfläche des Schuhoberteiles wird durch die Decklasche --8-- gemäss Fig. 7a gebildet.
Diese wird längs der gestrichelt eingezeichneten Linien mit dem Spitzenteil --5-- des Zuschnittes gemäss Fig. 7 durch eine Naht --9-- verbunden. Wichtig ist, dass die Nähte --6, 7 und 9-- nach aussen gekehrt werden und in einem Fussbereich liegen, wo sie nicht drücken können.
Die Nähte werden in der üblichen Form ausgeführt, wobei auf die Deckfläche noch Schnallen --10 oder Bänder --11-- oder sonstige Verzierungen aufgesetzt werden können. Die Naht --9-- ist, wie dies Fig. 12 zeigt, vorzugsweise als Ziernaht ausgebildet. Es entsteht schliesslich ein Schuhoberteil gemäss Fig. 8 bis 12, der den Fuss wie ein Strumpf umschliesst.
Während in den Fig. 8 bis 12 ein auf der Deckseite offener Schuhoberteil gezeigt ist, welcher durch eine Decklasche vervollständigt werden muss, zeigt Fig. 13 einen Zuschnitt für die Bildung eines auf der Oberseite geschlossenen Schuhoberteiles. Hier hängt die Sohle --3'-- am äusseren Rand des Seitenwandteiles --4'--, wobei die Seiten --4'und 4-- durch ein Materialstück sind, welches an der äusseren Begrenzung eine Randlasche bildet. Eine ähnliche Randlasche--12'--hat auch der Sohlenteil --3'--.
Der Zuschnitt wird wieder in Fussform genäht, u. zw. wird der Seitenteil --4-- durch die Naht --13-- mit der Aussenseite der Sohle --3'-- verbunden. Auf der Aussenseite der Ferse liegt die Naht --14--, die die rückwärtigen Enden der Seitenwandteile 4'--miteinander verbindet. Die Randflansche --12--, die am äusseren Umfang etwas eingeschnitten ist, wird gegebenenfalls über ein eingesetztes Formstück um den Sohlenrand herumgebogen und zweckmässigerweise mit diesem verklebt. Es entsteht auf diese Weise ein Schuhoberteil gemäss Fig. 14 bis 17. Dabei liegt wieder die Längsnaht --13-- auf der Innenseite des Fussgewölbes und die Naht --14-- auf der Fersenaussenseite.
Zusätzlich kann der Schuhoberteil noch mit Ziernähten --15--, Randeinfassungen --16-- und aufgenähten Schnürlaschen od. dgl. versehen sein. In jedem Fall umschliesst der Schuhoberteil den Fuss strumpfartig. Er wird durch Einziehen des Leistens --1, 2--in die richtige Fussform gezogen und gespannt. In den Fig. 11 und 17 ist das Einziehen des Leistens wiedergegeben. Fig. 12 lässt deutlich erkennen, wie der eingezogene Leisten den Schuhoberteil strafft und in der gewünschten Form hält.
Jetzt wird der Leisten mitsamt dem Schuhoberteil in eine Giessmaschine gebracht, wo er den Deckel einer Hohlform bildet, die in ihrem Innenraum der Laufsohle - -18--, der Randnah-19-, dem Absatz --20--, den seitlichen Führungen --21-- und der Hinterkappe
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- entspricht. Durch Einspritzen von Kunststoffmaterial, beispielsweise Polyurethan, in die Hohlform wird unmittelbar am Schuhoberteil anschliessend in einem einzigen Spritz- oder Giessvorgang der ganze Schuhboden --18 bis 22-- gebildet. Nach Aushärten bzw. Abbinden des Kunststoffes kann die Form geöffnet und der Spannleisten entfernt werden.
Der fertige Schuh ist aus der Form zu entnehmen, so wie es beispielsweise Fig. 18 verkörpert. Durch entsprechende Wahl des Kunststoffmaterials ist es möglich, den Absatz --20-- und gegebenenfalls die Sohle-18-- dauerelastisch zu halten. Schliesslich lassen sich auch vor dem Spritzen des Schuhbodens in die Form versteifende oder elastische Einlagen einbringen, die dann beim Spritzvorgang vom Kunststoff mit umschlossen werden. Zweckmässigerweise kann auch ein Kunststoff verwendet werden, der im Innern der Form ausschäumt.
Für den Schuhoberteil können die verschiedensten in der Schuhindustrie üblichen Materialien, insbesondere natürlich Leder, Anwendung finden.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines Strassenschuhes mit angeformtem Schuhunterteil aus Kunststoff, dadurch gekennzeichnet, dass aus einem, den gesamten Schuhoberteil bildenden Zuschnitt aus verformbarem Material mit an einer Fusslängsseite angeschnittenem, die Brandsohle ersetzendem Teil durch im Fersenbereich und an der andern Längsseite verlaufende, nach aussen gekehrte Nähte ein beutelartiger, den Fuss allseitig umschliessender Oberteil gebildet, dieser straff über einen, mit abgerundeten Kanten versehenen, der natürlichen Fussform, insbesondere auf seiner Unterseite entsprechenden Leisten gezogen und dieser anschliessend in an sich bekannter Weise auf eine Hohlform aufgesetzt wird, in der aus dauerelastischem Kunststoff, wie z. B.
Polyurethan, der Absatz und Laufsohle bildende Schuhboden zusammen mit Verstärkungsteilen, wie Kappen, Gelenkstützen usw., an den Schuhoberteil angespritzt wird.