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Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus kohlenstoffarmen Stählen.
Es ist bekannt, dass kohlenstoffarmes Eisen oder Stahl oder Stahllegierungen, die z. B. für den
Dampfkesselbau, zur Herstellung von Profileisen, von Kesseln in der chemischen Industrie usw. Ver- wendung finden, gegen Alterung und chemische Einflüsse von Flüssigkeiten, z. B. Natronlauge, oder
Gasen und Dämpfen im allgemeinen empfindlich sind. Diese Empfindlichkeit äussert sich beispielsweise in dem Absinken der ursprünglichen guten Kerbzähigkeit auf sehr geringe Werte, wenn das Eisen oder der Stahl oder die Stahllegierung einer Alterungsbeanspruchung unterworfen wurde. Unter Alterungs- beanspruchung ist hiebei z. B. eine Verformung bei etwa Zimmertemperatur mit nachfolgender längerer
Lagerung bei Zimmertemperatur oder nachfolgendem kurzen Erwärmen, etwa eine halbe Stunde auf
100 C, zu verstehen.
Eine Alterungsbeanspruchung tritt auch auf, wenn kohlenstoffarmer Stahl bei
Temperaturen zwischen etwa 150 und 500 C verformt wird, in diesem Fall auch ohne nachfolgende
Lagerung oder Anlassen auf etwa 200 C.
Besonders schwere Schäden erleidet ein gegen Alterung empfindlicher Stahl, wenn er der Einwirkung von verschiedenen Flüssigkeiten, z. B. Natronlauge, oder Gasen und Dämpfen, z. B. Ammoniakgas, ausgesetzt wird. In diesem Fall sinkt nicht nur die Kerbzähigkeit auf sehr geringe Werte, sondern es treten gleichzeitig tiefgreifende Störungen im Gefüge des Stahles, insbesondere in den Korngrenzen, auf.
Es gibt bereits Stähle, die auf Grund ihrer Schmelzbehandlung ohne weiteres gegen Alterung unempfindlich sind. Dagegen war bisher noch kein Verfahren bekannt, einen gegen Alterung empfindliehen kohlenstoffarmen Stahl im festen Zustand von dieser Empfindlichkeit durch Wärmebehandlung zu befreien. Unter kohlenstoffarmem Stahl sei hier sowohl weiches legiertes oder unlegiertes Flusseisen mit bis zu 0'4% C als auch z. B. Schweisseisen verstanden.
Den Gegenstand vorliegender Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung von Gegenständen, die im ganz oder teilweise kaltverformte Zustand bei der Herstellung oder im Gebrauch einer natürlichen oder künstlichen Alterung ausgesetzt sind. Erfindungsgemäss werden diese Gegenstände oder die zu ihrer Herstellung verwendeten kohlenstoffarmen Stähle von einer Temperatur oberhalb 650 C abgeschreckt und auf eine Temperatur unter 750 C angelassen, um die Gefahr der Alterungssprödigkeit und der Gefügezerstörung durch Flüssigkeiten, Gase und Dämpfe praktisch zu beseitigen.
Das Anlassen des abgeschreckten Stahles bei Temperaturen, die je nach der Zusammensetzung des Stahles höchstens bis 750 C betragen dürfen, ruft ein Gefüge hervor, das sich durch feine Verteilung der Gefügebestandteile auszeichnet und daher insbesondere z. B. gegen chemische Einwirkungen von Laugen besonders widerstandsfähig ist. Bei unlegiertem weichem Flusseisen mit 0'1% C liegt die zulässige untere Grenze der Abschreckung und die obere Grenze des Anlassens bei etwa 7300 C, jedoch sind eine geringe Hysteresis der Erscheinung, insbesondere bei gleichzeitiger Anwesenheit von Legierungsbestandteilen, und eine Verschiebung der Grenztemperaturen je nach der Zusammensetzung anzunehmen.
Dass durch Vergütung kohlenstoffarmen Stahles die Beseitigung der Alterungsempfindlichkeit gelingt, war bisher nicht bekannt.
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er seine Alterungsempfindlichkeit verliert. So beträgt z.'B. die Kerbzähigkeit einer bei 900 C geglühten, um 5% gereckten und gealterten Probe 2-7 mkgleiw, während eine vorher bei 9300 C abgeschreckte,
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O2 = 0'041%.
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<tb>
<tb> Kerbzähigkeit <SEP> mkg/cm2
<tb> Wärmebehandlung <SEP> um <SEP> 5% <SEP> um <SEP> 10% <SEP> um <SEP> etwa
<tb> ungereckt <SEP> gereckt <SEP> und <SEP> gereckt <SEP> und <SEP> 20% <SEP> gereckt
<tb> gealtert <SEP> gealtert <SEP> und <SEP> gealtert
<tb> # <SEP> h <SEP> auf <SEP> 900 <SEP> C <SEP> erhitzt <SEP> und <SEP> in <SEP> Luft <SEP> abgekührt <SEP> .... <SEP> 18,6 <SEP> 2,7 <SEP> 1,7 <SEP> 2,2
<tb> # <SEP> h <SEP> auf <SEP> 830 <SEP> C <SEP> erhitzt <SEP> und <SEP> in <SEP> Wasser <SEP> abgeschreckt. <SEP> 28,0 <SEP> 12, <SEP> 2--
<tb> # <SEP> h <SEP> auf <SEP> 930 <SEP> C <SEP> erhitzt <SEP> und <SEP> in <SEP> Wasser <SEP> abgeschreckt.
<SEP> 25,2 <SEP> 9, <SEP> 8 <SEP> - <SEP> auf <SEP> 9300 <SEP> C <SEP> erhitzt, <SEP> in <SEP> Wasser <SEP> abgeschreckt <SEP> und
<tb> 3 <SEP> h <SEP> auf <SEP> 4300 <SEP> C <SEP> angelassen................... <SEP> 27,3 <SEP> 11,9 <SEP> 8,7 <SEP> 13, <SEP> 0
<tb> A <SEP> auf <SEP> 930 <SEP> C <SEP> erhitzt, <SEP> in <SEP> Wasser <SEP> abgeschreckt <SEP> und
<tb> 3 <SEP> h <SEP> auf <SEP> 630 <SEP> C <SEP> angelassen <SEP> ....................... <SEP> 33, <SEP> 0 <SEP> 31, <SEP> 6 <SEP> 32,2 <SEP> 17,8
<tb>
Die Zeichnung zeigt die durch die vorliegende Wärmebehandlung erreichbare Verbesserung der Kerbzähigkeit bei 5% Reckung und Alterung in Kurvenform.
Die Kurve A zeigt für normalisierte (d. h. eine halbe Stunde auf 930 C erhitzte und in Luft abgekühlte) Flusseisenproben die Kerbzähigkeiten, die sich ergeben, wenn die Proben bei t abgeschreckt werden. Die Kurve lässt erkennen, dass die günstigsten Werte in diesem Falle bei einer Abschrecktemperatur von oberhalb 730 C liegen. Die Kurve B zeigt die Werte der Kerbzähigkeit bei Flusseisenproben, die eine halbe Stunde auf 930 C erhitzt, in Wasser
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etwa 7000 C Anlasstemperatur. Für höhere Reckgrade ergeben sieh entsprechende Kurven.