BEIZBARE DEKORPLATTE
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer farblich veränderbaren Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche nach Anspruch 1, einen Werkstoff nach An spruch 13, ein Dekorpapier nach Anspruch 14 und eine Finishfolie nach Anspruch 15.
Dekorative Oberflächen aus Kunstharz oder Lack sind allgemein bekannt und werden beispielsweise bei Fußbodenbelägen, Wandbelägen, Deckenbelägen oder bei Möbelober flächen verwendet. Diese weisen eine Dekorschicht auf, die ein Papier mit einem aufge druckten Dekor oder ein auf einen Untergrund lackiertes Dekor umfasst. Auf der Dekor schicht wird üblicherweise eine Schutzschicht angeordnet, die entweder als kunstharzge tränktes Overlay oder als Lackschicht ausgebildet ist. Zudem ist es bekannt, die Oberflä che mit einem Strukturdekor zu versehen, das bspw. eingeprägt oder auch auflackiert sein kann. Die oberhalb des Dekors angeordneten Schichten sind mindestens semi transparent, damit der Betrachter das Dekor wahrnehmen kann.
Nachteilig ist, dass die farbliche Ausgestaltung derartiger Oberflächen im Nachhinein kaum beeinflusst werden kann. Insbesondere eine durch den Endverbraucher individu elle farbliche Oberflächengestaltung, wie sie beispielsweise bei Vollholz durch das Beizen der Oberflächen erreicht wird, ist bei derartigen Kunstharz- und Lackoberflächen nicht mehr möglich.
Gerade im nordamerikanischen Raum besteht jedoch ein erhöhter Bedarf an dekorativen Oberflächen, die nachträglich durch den Endverbraucher selbst farblich gestaltet werden können, wobei die eigentlichen Dekorstrukturen sichtbar bleiben und nur der Farbton angepasst werden soll. Derartige vom Endverbraucher nachträglich farblich veränderba ren Oberflächen konnten bisher ausschließlich über Vollholzoberflächen, wie beispiels weise bei Massivholz oder auch Holzfurnier, bereitgestellt werden.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine dekorative Oberfläche bereitzu stellen, die in ihrer Farbgebung vom Endverbraucher besonders einfach verändert wer den kann und die besonders kostengünstig und widerstandsfähig ist.
Die Erfindung löst die Aufgabe mittels eines Verfahrens mit den Merkmalen des An spruchs l, einem Werkstoff mit den Merkmalen des Anspruchs 13, einem Dekorpapier mit den Merkmalen des Anspruchs 14 und einer Finishfolie nach Anspruch 15. Vorteil hafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Dabei sind alle beschriebenen Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination grund sätzlich Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den An sprüchen oder deren Rückbeziehung.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Herstellen einer farblich veränderbaren Kunst harzoberfläche oder Lackoberfläche weist die Schritte auf: Bereitstellen einer Träger schicht mit einer Unterseite und einer Oberseite, Kerntränken der Trägerschicht mit einem flüssigen Tränkmittel ohne Beizadditiv, mindestens Antrocknen der getränkten Trägerschicht, Aufträgen einer Schicht eines Beschichtungsmittels auf die Oberseite der Trägerschicht, Trocknen der mindestens einen Beschichtungsmittelschicht, Verbinden der Trägerschicht mit einem Werkstoff, wobei die eine Schicht beim Trocknen und/oder Verbinden auf der Oberseite zu einer offenporigen, zumindest weitestgehend transpa renten Schicht aushärtet.
Bei üblichen ausgehärteten Kunstharzoberflächen oder Lackoberflächen ist ein Eindrin gen von Farbpigmenten in die Schicht nicht mehr möglich. Allenfalls können Farbpig mente auf der Oberfläche abgelegt werden. Die nach dem erfinderischen Verfahren her gestellte Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche mit der offenporig ausgehärteten Oberfläche ermöglicht jetzt eine besonders einfache nachträgliche Farbanpassung (im Weiteren auch als Beizen bezeichnet) der Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche, wie es ansonsten nur beim Beizen von Massivholzoberflächen bekannt ist. Die nachträglich auftragbaren Farbstoffe (Farbpigmente) dringen in die ausgehärtete äußere Schicht ein und färben diese. Unter der farblichen Veränderung wird im Sinne der Erfindung keine nachträgliche farbliche Lackierung, Lasierung oder Ähnliches verstanden.
Vorzugsweise weist die Trägerschicht einen Dekordruck auf, der auf die Oberseite der Trägerschicht aufgedruckt ist. So kann das Dekor bspw. Strukturen eines Dekors zeigen. Insbesondere stellt das Dekor bspw. Holzmaserungen, Steinmaserungen, Steindekore, Fliesendekore oder auch Fantasiedekore dar. Das Dekor kann dabei als farbiges Dekor,
Dekor in Grautönen oder auch Schwarz-Weiß-Dekor ausgebildet sein. Das Dekor ist so wohl durch das Tränkmittel als auch durch die eine Schicht weiterhin vom Betrachter sichtbar, so dass sowohl das Tränkmittel als auch die eine Schicht mindestens semi transparent, vorzugsweise vollständig transparent ausgebildet sind. Auch nach dem Bei zen, d.h., nach dem farblichen Verändern bleibt das auf die Trägerschicht aufgedruckte Dekor erhalten und sichtbar, es verändert sich jedoch der Gesamtfarbton der Kunstharz oberfläche bzw. Lackoberfläche.
So ist es bspw. mit der erfinderischen Oberfläche möglich, einen hellen Gesamteindruck der Kunstharz-/Lackoberfläche, der durch ein an sich helles aufgedrucktes Dekor erzeugt wird, bspw. mittels einer dunklen Beize dunkel zu gestalten. D. h., der aufgetragene Farbstoff (Farbpigmente) erzeugt eine dunkle Einfärbung der Kunstharz-/ Lackoberflä che, wobei die zumindest weitestgehend transparente Schicht auch weitestgehend trans parent bleibt und die aufgedruckte Dekorstruktur weiterhin sichtbar ist.
Unter farblich veränderbar wird verstanden, dass der von dem Dekoraufdruck auf der Trägerschicht vorgegebene farbliche Gesamteindruck der Kunstharzoberflä
che/Lackoberfläche nachträglich individuell über einen zusätzlichen Farbeintrag in die ausgehärtete Beschichtungsmittelschicht verändert wird. Die nachträgliche Veränderung kann beispielsweise industriell durchgeführt werden, entsprechend einer industriell durchgeführten Beizung von Holzfurnier oder Massivholz. Die erfinderische farblich ver änderbare Dekoroberfläche bietet jedoch auch die Möglichkeit, erst zu einem späteren Zeitpunkt, d. h. im nachindustriellen Fertigungsbereich, beispielsweise durch einen montierenden Handwerker oder den Endverbraucher eine farbliche Veränderung durch zuführen. Dadurch, dass die Schicht des Beschichtungsmittels zumeist vollflächig aufge tragen wird, gibt es zudem die Möglichkeit, die farbliche Anpassung entweder ebenfalls vollflächig oder auch nur auf Teilflächen durchzuführen. So können gerade durch den Endverbraucher sehr individuelle Farbgestaltungen seiner Kunstharzoberflä
chen/Lackoberflächen erfolgen.
Wie bereits erwähnt bleiben bei der farblichen Veränderung die durch das gedruckte Dekor erzeugten Dekorstrukturen vorzugsweise weiterhin sichtbar, nur der Grundfarb ton der Kunstharzoberfläche/Lackoberfläche wird über die Farbveränderung nochmals verändert. Hierdurch ist eine extrem hohe Individualisierung durch den jeweiligen End-
verbraucher möglich. Bereits vorhandene Strukturdekore (3-D-Oberflächen), d.h. struk turierte Oberflächen, bleiben ebenfalls erhalten, da die Schicht aus Beschichtungsmittel die 3-D-Strukturen nachbildet und die Farbpigmente in die Oberfläche eindringen. Bei 3-D-Oberflächen wird zudem deren optische Wirkung durch die Beize verstärkt. Auf grund der dreidimensionalen Struktur sammelt sich im Bereich von Vertiefungen, die bspw. Holzporen oder Maserung darstellen, mehr Beize als im Bereich von Erhöhung. Diese Bereiche nehmen somit auch die Farbe der Farbpigmente mehr an, als Bereiche in denen weniger Farbpigmente aufgetragen sind. Dagegen werden unstrukturierte Ober flächen gleichmäßig durch die Beize eingefärbt.
Die farbliche Anpassung der Kunstharzoberflächen/Lackoberflächen kann dabei mit denselben Beizmitteln, bspw. einer wasserbasierten Beize, einer ölbasierten Beize oder einer Lösungsmittelbeize, wie auch mit denselben Vorrichtungen, wie bei einer norma len Holzoberflächenbeizung, durchgeführt werden.
Die farblich veränderbare Kunstharzoberfläche/Lackoberfläche ist mehrschichtig aufge baut und weist zumindest eine mit einem Tränkmittel getränkte Trägerschicht und eine Schicht eines Beschichtungsmittels auf der Oberseite der Trägerschicht auf. Die Kunst harzoberfläche/Lackoberfläche ist vor der Durchführung einer farblichen Veränderung vollständig ausgehärtet und kann, wie bereits erwähnt, eine entsprechende Oberflächen struktur (3-D-Struktur) bspw. als Negativkopie des Pressblechs oder als Lackpore auf weisen. D. h., dass bspw. eine Kunstharzoberfläche mittels Wärme und Druck in einen Endzustand versetz wurde, in dem das Kunstharz beispielsweise als Duroplast vorliegt.
Die Trägerschicht ist insbesondere eine zellulosebasierte Trägerschicht, die bahnförmig oder beispielsweise auch blattförmig bereitgestellt wird. Insbesondere ist die Träger schicht eine Papierbahn / ein Papierblatt, beispielsweise ein Dekorpapier/Dekorblatt. Die Trägerschicht weist somit eine flächige Unterseite und eine der Unterseite gegen überliegende flächige Oberseite auf. Die Oberseite entspricht dabei der in ihrer späteren Verwendung von einem Betrachter sichtbaren Seite (Sichtseite). Auf der Oberseite kann das Dekor aufgedruckt sein. Der Dekordruck kann mit üblichen Druckverfahren erzeugt werden. Der Dekordruck ist insbesondere als Holzdekor, d. h. eine Holzoberfläche zei gend ausgebildet.
Die Trägerschicht wird einer Kerntränkung unterzogen. Hierunter wird verstanden, dass die Trägerschicht einmal vollständig, d. h. sowohl die Unterseite als auch die Oberseite als auch in ihrem Materialkern (Bereich zwischen den äußeren Oberflächen), mit einem Kunstharz oder Lack getränkt wird.
Bei der Kerntränkung sollen insbesondere Hohlräume in der Trägerschicht aufgefüllt werden. So sollen beispielsweise bei der Ausbildung der Trägerschicht aus Cellulose, Pa pier o.ä. insbesondere Zwischenräume zwischen den einzelnen Fasern der Trägerschicht gefüllt werden. Die Kerntränkung kann mit üblichen Tränkvorrichtungen durchgeführt werden, wobei insbesondere ein Tränkbad vorteilhaft ist.
Die Trägerschicht wird unabhängig davon, ob eine Kunstharzoberfläche oder eine Lack oberfläche hergestellt wird, nach der Tränkung mindestens leicht angetrocknet (ange liert) ggf. auch getrocknet, jedoch nicht vollständig ausgehärtet (d.h., sie wird in einem nicht verwendungsfertigen Zustand weiterbearbeitet), wodurch die nachfolgende ober seitige Beschichtung deutlich erleichtert wird und ein besonders guter und unlösbarer Verbund zwischen der beharzten Trägerschicht und der Beschichtungsmittelschicht her stellbar ist. So ist es beispielsweise möglich, bei einer zweiseitigen Tränkung als Zwi schenschritt jeweils eine Seite vorzutrocknen, bspw. mittels Wärme, bevor auf die ge genüberliegende Seite für die Kerntränkung ebenfalls ein Tränkmittel aufgetragen wird. Die Trocknung kann bspw. mittels Heißluft in einem Trocknungskanal im Schwebever fahren zwischen 6o°C und 200°C, insbesondere zwischen 40°C und 6o°C erfolgen.
Weitere oder alternative Trocknungsvorgänge werden bspw. nach dem Aufträgen der oberseitigen Beschichtungsmittelschicht durchgeführt. Auch kann bspw. nach dem ggf. durchzuführenden Auftrag einer unterseitigen Beschichtung mit einem Klebe harz/Klebstoff eine Trocknung erfolgen.
Die kemgetränkte Trägerschicht kann abhängig vom verwendeten Material der Träger schicht, dem Tränkmittel, der Tränkmittelmenge und oder dem Trocknungsgrad nach dem Kerntränken als weitestgehend steife Trägerschicht, bzw. zum plattenförmigen wei terbearbeiten oder auch als flexible Trägerschicht, bspw. Finishfolie, die aufrollbar ist ausgebildet sein.
So kann eine flächige, bspw. durch eine entsprechende Trocknung weitestgehend steife Trägerschicht auf einen plattenförmigen Werkstoff ohne Weiteres aufgelegt und in einer Presse überführt werden. Bei einer Ausbildung der Trägerschicht als flexible Schicht kann diese beispielsweise auf den Werkstoff auch aufkaschiert werden. Insofern ist es beispielsweise auch möglich, den Werkstoff mehrseitig mit der Trägerschicht zu be schichten.
Alternativ ist es auch möglich, die ein- oder beidseitig beschichtete Trägerschicht zu trocknen und beispielsweise für ein späteres Verpressen mit dem Werkstoff einzulagern oder beispielsweise auch zu verkaufen. Ein derartiges Zwischenprodukt wird im Weite ren auch Dekorpapier bzw. Finishfolie genannt.
Im Zusammenhang mit der Erfindung werden unter einer Kunstharzoberfläche Systeme aus Tränkmittel und Beschichtungsmittel verstanden, bei denen die vollständige Aushär tung des Tränkmittels und des Beschichtungsmittels unter Einwirkung von Wärme und Druck, bspw. in einer Kurztaktpresse oder einer kontinuierlichen Presse durchgeführt wird. Dabei liegt der ausgeübte Druck oberhalb des atmosphärischen Drucks.
Dagegen wird im Zusammenhang mit der Erfindung unter einer Lackoberfläche ein Sys tem aus Tränkmittel und Beschichtungsmittel verstanden, bei dem die vollständige Aus härtung des Tränkmittels und des Beschichtungsmittels drucklos, d.h. bei maximal at mosphärischem Druck und ohne Pressvorrichtung und ausschließlich unter Einwirkung von Wärme, UV-Strahlung, Elektronenstrahlung und/oder Hochfrequenz erfolgt.
Das Beschichtungsmittel ist derart ausgestaltet, dass es als poröse Oberfläche (offenpo rig) aushärtet, wodurch die nachträgliche Farbveränderung ermöglicht wird.
Unter porös/offenporig wird verstanden, dass die ausgehärtete Beschichtung zur Auf nahme von Farbstoffen (Farbpigmenten) innerhalb der Schicht ausgebildet ist. Die Po ren sind dabei vorzugsweise von einem unbewaffneten Auge nicht erkennbar. Die ausge härtete Beschichtung kann dabei vollständig transparent sein, sodass das auf der Träger schicht aufgedruckte Dekor unbeeinflussbar wahrnehmbar ist. Es ist möglich, dass die ausgehärtete Beschichtung bereits einen ersten Grundfarbton über das Dekor legt, der später mittels des Farbauftrags und der Aufnahme der Farbstoffe in die Beschichtung nochmals verändert wird.
Das Verbinden der Trägerschicht mit einem Werkstoff erfolgt abhängig von der Ausge staltung der Trägerschicht und der verwendeten Tränkmittel und Beschichtungsmittel entweder mittels eines Klebharzes, wie bspw. eines Melaminharzes, das ebenfalls unter Druck und Wärme aushärtet, oder mittels eines Klebemittels, das bspw. entsprechend eines Lacks aushärtet.
Als Beschichtungsmittelschicht kann insbesondere ein offenporig aushärtender Schicht lack auf Basis von Acrylatharzen verwendet werden, wie bspw. der HYDRO-UV Schicht lack HUE 8656X der Firma Hesse-Lignal.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass als Beschichtungsmittel ein Gemisch umfassend ein Kunstharz mit einem Beizadditiv oder ein Gemisch umfassend einen Lack und ein Beizadditiv aufgetragen wird.
Anzumerken ist, dass unabhängig davon, ob ein Werkstoff, eine Finishfolie oder ein De korpapier erzeugt werden soll, eine mit einem Kunstharz getränkte Trägerschicht vor zugsweise auch mit einer ein Beizadditiv umfassenden Beschichtungsmittelschicht auf Basis eines Kunstharzes und eine mit einem Lack getränkte Trägerschicht vorzugsweise auch mit einer ein Beizadditiv umfassenden Beschichtungsmittelschicht auf Basis eines Lacks beschichtet wird, wobei auch eine mit Kunstharz kerngetränkte Trägerschicht mit einer Beschichtungsmittelschicht auf Lackbasis und umgekehrt beschichtet werden kann.
Unter einem Beizadditiv wird ein Zusatzstoff verstanden, der im Beschichtungsmittel vorliegt und die Ausbildung einer porösen Oberfläche (offenporig) der als Schicht aufge tragenen und getrockneten bzw. ausgehärteten Beschichtungsmittelschicht unterstützt und/ oder bewirkt.
Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung wird als Beizadditiv Kaolin, Tonerde, Kiesel erde, Kreide, Glimmer, Quarzsand, Silikat, Zellulose, Naturfasern, Glaskugeln oder Glasmehl verwendet. Kaolin kann bspw. als hydratisiertes Aluminiumsilikat eingesetzt werden. Vorzugsweise können die Beizadditive silanisiert sein, insbesondere Glimmer, Glaskugeln und/oder Glasmehl. Besonders bevorzugt wird Kaolin in hydrierter und/oder
kalzinierter Form eingesetzt, wobei eine Mischung, bspw. im Verhältnis von 5oGew. %: SoGew. %, der beiden Formen vorteilhaft ist. So ermöglicht die kalzinierte Form eine besonders gute Fixierung der Beizfarben, während die hydratisierte Form transparenter ist, und somit eine reduzierte Abdeckung des Dekors verhindert. Die bevorzugten Beiz additive können sowohl bei einem als Lack ausgebildeten Beschichtungsmittel als auch bei einem als Kunstharz ausgebildeten Beschichtungsmittel verwendet werden.
Weiter wird vorzugsweise silanisiertes Kaolin verwendet, da dieses zusätzlich die Haf tung der Beizfarbe verbessert. Dieses kann als Gemisch mit nicht silanisiertem Kaolin eingesetzt werden. Besonders vorteilhaft beträgt dabei der Anteil des silanisierten Kao lins zwischen 50 Gew.-% bis 80 Gew.-% des gesamten Kaolinbedarfs.
Kaolin und Kreide erzeugen zudem bei als flüssige Beize aufgetragenen Farbstoffen ei nen Saugeffekt, mittels dem die Farbstoffe besonders einfach in die Beschichtung einge tragen werden. Zudem erfolgt bei Kaolin und Kreide eine besonders gute Fixierung der Farbstoffe in der Beschichtung.
Um den Eintrag des Farbstoffes in die Beschichtung weiter zu verbessern und damit auch die Einfärbung der Oberfläche besonders einfach auszugestalten beträgt nach einer Weiterbildung der Erfindung der Gewichtsanteil des Beizadditivs am Beschichtungsmit tel vor dem Aufträgen der Beschichtung 10 Gew.-% bis 60 Gew.-%, bevorzugt 10 Gew.-% bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 20 Gew.-% bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 30 Gew.-% bis 50 Gew.-%. Die bevorzugten Gewichtsverhältnisse bei der noch aufzutragenden Be schichtung gewährleisten eine besonders gute und gleichmäßige offenporige Ausbildung der Oberfläche, sodass auch die Aufnahme der Farbpigmente in die Kunstharzoberflä che/Lackoberfläche bzw. die Fixierung dieser in der jeweiligen Oberfläche besonders gleichmäßig und gut erfolgen kann.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird als Beschichtungsmittel ein Kunstharz oder ein Lack auf Basis eines Aminoplasten, insbesondere einem Harnstoffharz, wie UF oder MUF, von Acrylat, PU, Phenolharz, Polyester, Alkyd, Nitrocellulose oder Latex oder ein Gemisch von mindestens zwei der vorgenannten Stoffe verwendet. Besonders bevor zugt sind zudem als Primer verwendbare Lacke auf Basis von Acrylatharzen verwendbar, die ggf. auch ohne Beizadditiv entsprechend porös aushärtbar sind.
Dabei wird besonders bevorzugt als Beschichtungsmittel mit Beizadditiv zum Herstellen einer Kunstharzoberfläche ein Kunstharz-Kaolin-Gemisch, insbesondere ein Harnstoff harz-Kaolin Gemisch wie beispielsweise ein Gemisch aus einem UF-Harz und Kaolin oder MUF-Harz und Kaolin verwendet, da bei diesen Kombinationen eine besonders gleichmäßige Verteilung der Beizadditive im Beschichtungsmittel und eine besonders gute Bindung der nachträglich aufzutragenden Beize in der Schicht aus Beschichtungs mittel ermöglicht wird.
Bei der Herstellung von Lackoberflächen ist als Beschichtungsmittel ein Lack auf Basis von Acrylat und /oder PUR mit einem Beizadditiv auf Basis von Kaolin besonders vor teilhaft, da -wie oben zur Kunstharzoberfläche ausgeführt- auch bei diesen Kombinatio nen eine besonders gleichmäßige Verteilung der Beizadditive im Beschichtungsmittel und eine besonders gute Bindung der nachträglich aufzutragenden Beize in der Schicht aus Beschichtungsmittel ermöglicht wird.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird als Tränkmittel ein Kunstharz oder Lack auf Basis eines Aminoplasten, insbesondere einem Harnstoffharz, wie UF-Harz oder auf Basis von Acrylat, PUR, Phenolharz, eines Melaminformaldehydharzes oder ein Gemisch oder einer Kombination der vorgenannten Harze verwendet. Unabhängig von der Basis des Tränkmittels umfasst dieses keine Beizadditive. Dabei wird bei der Herstellung von Kunstharzoberflächen insbesondere Harnstoffharz verwendet, während bei der Herstel lung von Lackoberflächen insbesondere Harnstoffformaldehyd-Harz, Melaminformal- dehyd-Harz, eine Kombination von Harnstoffformaldehyd-Harz und Melaminformalde- hyd-Harz und/oder Acrylate oder PUR eingesetzt werden.
Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn die einzelnen Harz- oder Lacksysteme für die Kerntränkung und für die oberseitig aufgetragene Beschichtung aufeinander abgestimmt sind, um beispielsweise eine besonders gute Verklebung miteinander zu erreichen und Delaminierungseffekte zu verhindern.
Die Schicht eines Beschichtungsmittels kann flüssig aufgetragen werden. Hierfür ist nach einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass der Auftrag des Beschich tungsmittels auf die Oberseite der Trägerschicht mittels einer Walzvorrichtung, eines
Rakels oder einer Sprühvorrichtung erfolgt. Insbesondere erfolgt dabei der Auftrag des Beschichtungsmittels ausschließlich auf der Oberseite. So wird für den Beschichtungs mittelauftrag bspw. auch kein Tränkbad verwendet.
Alternativ und gerade bei Systemen aus Kunstharz, kann anstatt eines flüssigen Auftra ges der Beschichtungsmittelschicht eine Beschichtungsmittelschicht bspw. auch als Tränkmittel für ein Overlay genutzt werden, so dass die Beschichtungsmittelschicht durch ein Overlay gebildet wird, dass mit einem Beschichtungsmittel mit oder ohne Beizadditiv getränkt wurde. Das Overlay wurde mit der Trägerschicht bspw. unter Ein wirkung von Wärme und Druck verpresst und ausgehärtet. Das Overlay erfüllt in dieser Ausführung zwei Funktionen. Zum einen dient es weiterhin als Schutzschicht, zum ande ren erzeugt es die Beizbarkeit der Oberfläche.
Dagegen ist es bei einer Lackoberfläche bspw. möglich, die für die Beizbarkeit verant wortliche Beschichtungsmittelschicht mit oder ohne Beizadditiv weiterhin flüssig aufzu tragen, und diese zusätzlich als Schutzschicht entsprechender üblicher Schutzschichten von Lackoberflächen auszubilden. D.h., die Beschichtungsmittelschicht kann zudem Zu satzstoffe wie Korund o. ä umfassen, die eine Verstärkung der Beschichtungsmittel schicht gegen äußere Einflüsse bewirken. Insofern kann auch hier mit der Beschich tungsmittelschicht eine doppelte Wirkung (Schutz und Beizbarkeit) erreicht werden.
Für die abschließende Verwendung werden die farblich anpassbaren Trägerschichten auf einen weiteren Werkstoff (einen Werkstoffträger) angeordnet. Dies erfolgt wiederum abhängig von der Ausführung als Lackoberfläche oder als Kunstharzoberfläche. Dabei kann der Auftrag auf den Werkstoff entweder direkt im Anschluss oder auch mit zeitli chem Abstand erfolgen, sodass die farblich anpassbaren Trägerschichten als Dekorpapier oder Finishfolien vorliegen.
Gerade bei der Verwendung von Harnstoffharzen als Tränkmittel ist eine direkte Ver bindung zwischen der getränkten Trägerschicht und dem Werkstoff schwierig, da Harn stoffharze keine gute Klebeverbindung ermöglichen. So wird nach einer Weiterbildung der Erfindung eine Schicht Klebeharz auf die Unterseite der Trägerschicht aufgetragen, die unter Einwirkung von Druck und Wärme die Trägerschicht mit dem Werkstoff ver klebt.
Als Klebeharz wir insbesondere eine Kunstharzschicht auf Basis von Melamin oder Phe nol angeordnet. Der Auftrag erfolgt wie beim Beschichtungsmittel vorzugsweise mittels einer Walzenanordnung, eines Rakels oder einer Sprühvorrichtung. Dabei hat insbeson dere Melamin den Vorteil, dass es zu einer transparenten Schicht ausgehärtet werden kann, sodass von der Unterseite keine farbliche Veränderung, beispielsweise ein dunkler Hintergrund, entstehen kann.
Die Anordnung kann dabei derart erfolgen, dass entweder mindestens eine Schicht Kle beharz auf die Oberseite des Werkstoffes oder mindestens eine Schicht Klebeharz auf die Unterseite der Trägerschicht aufgetragen wird. Alternativ kann auch sowohl auf die Oberseite des Werkstoffes als auch auf die Unterseite der Trägerschicht zumindest eine Schicht Klebeharz aufgetragen werden.
Abhängig von dem Klebeharz wird dieser entweder aufgelegt (bei festem Zustand) oder aufgetragen (bei flüssigem Zustand).
So ist es beispielsweise denkbar, dass das Klebeharz in fester Form, beispielsweise als Folie vorliegt und dementsprechend beim Anordnen zwischen dem Werkstoff und der Trägerschicht auf den Werkstoff und/oder auf die Oberseite der Trägerschicht aufgelegt wird. Besonders bevorzugt ist jedoch, dass auf die Oberseite des Werkstoffes und/oder die Unterseite der Trägerschicht ein flüssiges Klebeharz aufgetragen wird. Sowohl das flüssig aufgetragene Klebeharz kann nach dem Aufträgen vorgetrocknet werden. Dies kann beispielsweise mittels Wärme erfolgen.
Das Verpressen der (kunstharzgetränkten und mit einem Kunstharz- Beschichtungsmittel auf der Oberseite versehenen) Trägerschicht mit dem Werkstoff erfolgt beispielsweise in einer üblichen Holzwerkstoffpresse. Abhängig von der Ausfüh rung der Materialien kann diese beispielsweise als Kurztaktpresse oder auch als kontinu ierliche Presse ausgebildet sein. Das Verpressen erfolgt dabei bspw. gleichzeitig mit dem Einwirken von Wärme und Druck auf die Kunstharzoberflächen. Insbesondere bei Werk stoffen, die nicht plattenförmig, sondern beispielsweise bogenförmig, rund oder ähnlich ausgeformt sind, können auch alternative Pressvorrichtungen eingesetzt werden.
Alternativ ist nach einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass die getrocknete Trägerschicht zum Verbinden mit einem Klebstoff auf einen Werkstoff aufkaschiert wird, wobei als Klebstoff insbesondere eine Hotmelt, PUR oder ein PVAC-Leim verwendet wird. Das Aufkaschieren erfolgt dabei insbesondere bei Trägerschichten mit Lackoberflä chen, kann aber auch bei Kunstharzoberflächen erfolgen, die bereits vollständig ausge härtet wurden.
Unter einem Werkstoff wird grundsätzlich ein Werkstoffträgermaterial verstanden, das mit der Trägerschicht verbunden wird. D. h., der Werkstoff kann wie beispielsweise auch das Trägermaterial als ein oder mehrere miteinander verklebte Lagen Papier, beispiels weise als Kraftpapier ausgeführt werden. Insofern kann mittels des Verfahrens eine Art HPL oder CPL erzeugt werden. Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist jedoch vor gesehen, dass als Werkstoff ein Wood-Plastic-Composite (WPC) oder ein Holzwerkstoff, insbesondere ein Faserwerkstoff, CDF-Werkstoff, MDF-Werkstoff, HDF-Werkstoff, Spanwerkstoff oder OSB-Werkstoff, verwendet wird. Unter WPC werden dabei auch ent sprechende Abwandlungen mit Papier oder Bambus als Füllstoff verstanden.
Der Werkstoff kann grundsätzlich jede beschichtete Form aufweisen. So kann der Werk stoff bogenförmige Oberflächen, beispielsweise auch als runde Stange ausgebildet sein. Vorteilhaft kann der Werkstoff die Form einer rechtwinkligen Stange aufweisen. Hier durch könnten beispielsweise bei einer allseitigen Beschichtung auch heizbare Rahmen bauteile für Möbeltüren mit einer entsprechenden Kunstharzoberfläche hergestellt wer den.
Besonders bevorzugt wird ein plattenförmiger Werkstoff, insbesondere eine Faserze mentplatte. Gipsfaserplatte, WPC-Platte oder eine Holzwerkstoffplatte verwendet. Diese können in vorteilhafter Weise beispielsweise für Wandbeläge, Deckenbeläge, Fußboden beläge oder auch Füllungen für Möbeltüren verwendet werden. Gerade im Bereich des Innenausbaus für Wandbeläge, Deckenbeläge, Fußbodenbeläge oder Möbel werden da bei Holzwerkstoffplatten wie beispielsweise CDF-Platten, MDF-Platten, HDF-Platten, Spanplatten oder OSB-Platten verwendet. Dementsprechend kann beispielsweise auch ein stangenförmiger Werkstoff aus entsprechendem Faserzementmaterial, Gipsfaserma terial, WPC-Material oder Holzwerkstoffmaterial, wie MDF-, HDF-, CDF-Span- oder OSB-Material hergestellt sein.
Weiter wird die Aufgabe gelöst durch einen Werkstoff mit einer farblich veränderbaren Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche mindestens aufweisend eine mit dem Werk stoff verbundene Trägerschicht, wobei die Trägerschicht mit einem Tränkmittel ohne Beizadditiv kerngetränkt ist, einen zwischen der Unterseite der Trägerschicht und der Oberseite des Werkstoffes angeordneten Klebeharz oder Klebemittel und eine auf der Oberseite der Trägerschicht angeordnete, zumindest weitestgehend transparente, offen porige und ausgehärtete Schicht eines Beschichtungsmittels mit oder ohne einem Beiz additiv. Die Trägerschicht umfasst dabei vorzugsweise ein auf der Oberseite aufgedruck- tes Dekor, das durch die Schicht aus Beschichtungsmittel sichtbar ist.
Mit dem erfinderischen Werkstoff mit farblich veränderbarer voll ausgehärteter Kunst harzoberfläche oder Lackoberfläche wird eine gegenüber äußeren Einflüssen wider standsfähige Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche bereitgestellt, die nachträglich nach dem vollständigen Aushärten farblich angepasst (gebeizt) werden kann. Eine derar tige farbliche Anpassung ist bisher insbesondere nur durch das Beizen von Massivholz oberflächen bekannt. Die farbliche Anpassung kann dabei insbesondere von dem End verbraucher durchgeführt werden. Die nachträgliche farbliche Bearbeitung kann dabei insbesondere mittels üblicher Holz beizen, insbesondere üblicher Wasserbeizen, Ölbeizen oder Lösemittelbeizen für Holz oberflächen erfolgen. Dabei wird die durch das Dekor vorgegebene Grundfarbe der Kunstharzoberfläche nachträglich, d. h. nach dem eigentlichen industriellen Fertigstel len der Kunstharzoberfläche individuell verändert.
Der erfinderische Werkstoff ist gegenüber den heizbaren Massivholzoberflächen deutlich kostengünstiger und widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen.
Ferner wird die Erfindung gelöst durch ein Dekorpapier mit einer farblich veränderba- ren Kunstharzoberfläche oder Lackoberfläche, umfassend eine als bspw. Dekorpapier ausgebildete Trägerschicht mit einer Unterseite und einer Oberseite, die mit einem Tränkmittel kerngetränkt ist und keine Beizadditive umfasst, einer auf die Oberseite der Trägerschicht aufgetragenen und zumindest getrockneten Schicht eines Beschichtungs mittels mit oder ohne einem Beizadditiv, das mit dem vollständigen Aushärten eine zu-
mindest weitestgehend transparente und offenporige Oberfläche ausbildet. Wie bereits oben beschrieben, kann gerade bei Dekorpapieren anstelle des Auftrages eines flüssigen Beschichtungsmittels mit oder ohne Beizadditiv dieses auch als Tränkmittel für ein Over lay eingesetzt werden, dass mit dem Dekorpapier verpresst wird. Die Schicht aus Be schichtungsmittel kann insofern gerade bei Kunstharzoberflächen durch ein Overlay gebildet werden, das mit einem Beschichtungsmittel mit oder ohne Beizadditiv getränkt wurde.
Eine besondere Ausführungsform des Zwischenproduktes Dekorpapier sieht zudem ei nen ergänzenden Auftrag eines Klebeharzes auf der Unterseite der kunstharzgetränkten Trägerschicht vor, wobei als Klebeharz insbesondere Melamin angeordnet ist.
Das Dekorpapier kann als Zwischenprodukt aus dem beschriebenen Herstellungsverfah ren erzeugt werden. Dabei erfolgt in jedem Fall zumindest ein Trocknungsvorgang nach der Kerntränkung und dem Aufträgen der Beschichtung auf die Oberseite, wobei auch jeweils nach der Kerntränkung und nach dem Aufträgen eine entsprechende Trocknung durchgeführt werden kann. Das Dekorpapier weist insbesondere eine Kunstharzoberflä che auf, die vorgetrocknet ist und auf der ein Beschichtungsmittel und Beizadditiv aufge tragen ist, das ebenfalls ein Kunstharz enthält.
Letztlich wird die Erfindung gelöst durch eine Finishfolie mit einer farblich veränderba ren vorgetrockneten Lackoberfläche umfassend eine Trägerschicht mit einer Oberseite und einer Unterseite, wobei die Trägerschicht mit einem Tränkmittel kerngetränkt ist, das kein Beizadditiv umfasst und eine auf der Oberseite aufgetragene und ausgehärteten Schicht eines Beschichtungsmittels, das einen Lack mit oder ohne einem Beizadditiv umfasst und eine offenporige Oberfläche ausbildet. Dabei kann die Tränkung der Trä gerschicht der Finishfolie insbesondere mit einem Tränkmittel auf Basis von UF, MUF, Phenolharz, Aciylat, Polyester, Alkyd, Nitrocellulose, Latex, einem Tränkmittelgemisch oder einer Kombinationstränkung von Tränkmitteln von mindestens zwei Tränkmitteln auf vorgenannter Basis erfolgen. Dabei kann insbesondere ein Tränkmittel auf Basis von UF, MUF oder Phenolharz und als Kunstharz ausgebildet sein. Für eine Schutzschicht bzw. die Schicht aus Beschichtungsmittel mit oder ohne Beizadditiv ist ein UV- Lack be sonders geeignet.
Das Dekorpapier wie auch die Finishfolie kann als Zwischenprodukt aus dem beschrie benen Herstellungsverfahren erzeugt werden. Dabei erfolgt in jedem Fall zumindest ein Trocknungsvorgang nach der Kerntränkung und dem Aufträgen der Beschichtung auf die Oberseite, wobei auch jeweils nach der Kerntränkung und nach dem Aufträgen eine entsprechende Trocknung durchgeführt werden kann. Die Trägerschicht der Finishfolie kann bspw. als Kunststofffolie sein, ist vorzugsweise jedoch als Cellulosebahn ausgebil det.
Das der Herstellung der Kunstharzoberfläche bzw. der Lackoberfläche nachfolgende, farbliche Verändern (Beizen) der ausgehärteten Kunstharzoberfläche/Lackoberfläche kann die Schritte umfassen: Aufträgen eines Farbstoffes, insbesondere einer Farbbeize auf die ausgehärtete Beschichtung, wobei der Farbstoff in die Beschichtungsmittelschicht eindringt und den Gesamtfarbton der Kunstharzoberfläche/Lackoberfläche verändert, gegebenenfalls Abtragen des überschüssigen Farbstoffes und/oder Trocknung des aufge tragenen und eingedrungenen Farbstoffes, und ggf. Aufträgen einer Schutzschicht, bei spielsweise einer weiteren Kunstharzschicht oder einer Lackschicht auf die farblich an gepasste Beschichtung.
Neben der Einbindung einer Schicht Beschichtungsmittel mit oder ohne Beizadditiv be stehen verschiedene weitere Möglichkeiten eine Lackoberfläche oder Kunstharzoberflä che derart auszugestalten, dass sie im voll ausgehärteten Zustand zur Aufnahme von Beizmitteln fähig und somit und farblich veränderbar sind. Diese Maßnahmen können insbesondere anstatt einer Beschichtungsmittelschicht mit Beizadditiv eingesetzt wer den.
Eine Möglichkeit besteht darin, bei Lackschichten, insbesondere Lackschichten auf Ac- rylatbasis, zumindest die außen liegende Lackschicht mittels des Trocknungsprozesses entsprechend porös auszugestalten. Dabei erfolgt die Trocknung bspw. über mehrere Trocknungsstufen, wodurch bei der äußeren Schicht eine poröse, offene, d.h., nicht voll ständig geschlossene Oberfläche ausbildet werden kann, die eine mit dem unbewaffne ten Auge nicht sichtbare Porigkeit aufweist. In die Poren kann das Beizmittel eindringen und fixiert werden.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der erhöhten Zugabe von Mattierungsmitteln, wie
bspw. Sand, Glas-Staub, mineralischem Pulver, Kieselsäure, Silikat, Polyethylen und/oder eines Copolymerisat in mindestens die außen liegende Schicht der Lackober fläche oder Kunstharzoberfläche. Durch die erhöhte Zugabe der Mattierungsmittel kann ebenfalls eine Porosität der entsprechenden Schicht erreicht werden, so dass auch hier Beizmittel (Farbpigmente in Lösungsmittel) in die außenliegende Schicht eindringen und fixiert werden können.
Bei Kunstharzoberflächen besteht zudem die Möglichkeit das Dekorpapier oder bei Aus bildung einer Kunstharzoberfläche mit Overlay das Overlay mager zu Imprägnierung.
D. h, das Dekorpapier bzw. das Overlay wird gegenüber einer üblichen Imprägnierung mit einer deutlich geringeren Kunstharzmenge imprägniert, beispielsweise nur mit ei nem unterseitigen Kunstharzstrich beharzt, sodass dieses nach dem Aushärten eine of fene äußere Oberfläche aufweist und somit ebenfalls porös ist. In die dabei entstehenden ebenfalls mit dem unbewaffneten Auge nicht sichtbaren Poren kann ein entsprechendes Beizmittel eingetragen und getrocknet werden. Ein mager imprägniertes Overlay ist bei spielsweise auch dadurch erzeugbar, dass ein unter dem Overlay angeordnetes Dekorpa pier hoch beharzt wird, d. h. beispielsweise mit einem Harzüberschuss versehen wird und das Overlay mit diesem hochbeharzten Dekorpapier gemeinsam verpresst wird. Da bei dringt das Harz von dem Dekorpapier unterseitig ins Overlay ein und das Overlay bildet eine entsprechend offenporige Oberfläche aus, die beizbar ist.
Eine farblich veränderbare Kunstharzoberfläche kann ohne Beizadditiv und nur mittels mager beharztem Dekorpapier und/oder Overlay beispielsweise folgendermaßen herge stellt werden: Bereitstellen eines Dekorpapieres (bspw. 6sg/m2), Tränkung des Dekor- papieres mit einem MUF-Kunstharz (bspw. mit 50g/m2), so dass das getränkte Dekor papier ein Gewicht von ca. 115 g/m2 aufweist, Auflegen eines ungetränkten Overlays (bspw. auf Cellulosebasis) mit einem Gewicht von bspw. 14 g/m2 auf das Dekorpapier und gemeinsames Aushärten unter Einwirkung von Druck und Wärme, bspw. in einer Presse.
Eine alternative Variante sieht die Verwendung eines Dekorpapieres mit einem Gewicht von ca. 80 g/m2 vor, das mit 80 g/m2 Kunstharz, bspw. MUF getränkt wird (Endgewicht getränktes Dekorpapier: i6og/m2) und das mit einem unbeharzten Dekorpapier, bspw. mit einem Gewicht zwischen 14 g/m2 bis 25 g/m2 gemeinsam unter Einwirkung von
Druck und Wärme in einer Presse verpresst wird.
Sofern doch ein Beizadditiv verwendet werden soll, kann alternativ zu den vorbeschrie benen unbeharzten Overlays bspw. auf eines der oben beschriebenen Dekorpapiere auch ein Overlay, das mit einem Beschichtungsmittel mit Beizadditiv getränkt wurde ver presst werden. Das Overlay kann bspw. ein Gewicht zwischen 14 g/m2 bis 25 g/m2 auf weisen. Als Beschichtungsmittel mit Beizadditiv kann für die Tränkung bspw. ein MUF- Kaolin-Gemisch verwendet werden, von dem ca. 75 g/m2 eingetragen werden, so dass das mit einem Beschichtungsmittel mit Beizadditiv getränkte Overlay ein Gewicht von ca. 100 g/m2 aufweist.
Obwohl manche Aspekte im Zusammenhang mit einem Werkstoff, einem Dekorpapier und/oder einer Finishfolie beschrieben wurden, versteht es sich, dass diese Aspekte auch eine Beschreibung des entsprechenden Verfahrens darstellen, sodass ein Block- oder ein Bauelement des Werkstoffes/ Dekorpapieres oder der Finishfolie auch als ein entspre chender Verfahrensschritt oder als ein Merkmal eines Verfahrensschrittes zu verstehen ist. Analog dazu stellen Aspekte, die im Zusammenhang mit einem oder als ein Verfah rensschritt beschrieben wurden, auch eine Beschreibung eines entsprechenden Blocks oder Details oder Merkmals des Werkstoffes, des Dekorpapieres und/oder der Finishfo lie dar.
Im Weitem wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine nach dem erfinderischen Verfahren hergestellte erfinderische Werk stoffplatte mit einer Kunstharzoberfläche in einer Explosionsdarstellung;
Fig.2 eine nach dem erfinderischen Verfahren hergestellte Werkstoffplatte mit einer lackierten Finishfolie in einer Explosionsdarstellung;
Bsp.i beschreibt ein weiteres Verfahren zum Herstellen einer farblich verän derbaren Dekoroberfläche.
Figur 1 zeigt in einer seitlichen Ansicht einen Werkstoff 1 mit einer heizbaren Kunstharz oberfläche 8 in einer Explosionsdarstellung. Entgegen der Darstellung sind die einzelnen Schichten (2, 3, 4, 7) in der dargestellten Reihenfolge miteinander fest und unlösbar
verbunden.
Der Werkstoff l weist eine Werkstoffoberseite 2 auf. Auf der Werkstoffoberseite 2 ist eine Schicht Kunstharz 3 angeordnet. Oberhalb des Kunstharzes 3 ist eine Trägerschicht 4 mit einer Unterseite 5 und Oberseite 6 dargestellt. Die Trägerschicht 4 grenzt mit ihrer Un terseite 5 an das Kunstharz 3 an, welches die Trägerschicht 4 und den Werkstoff 1 mitei nander verklebt. Auf der Oberseite 6 ist eine Beschichtung 7 angeordnet, die das Kunst harz 7a umfasst. Alle Schichten sind vollständig ausgehärtet.
Die Beschichtung 7 mit Kunstharz 7a ist offenporig (hier nicht dargestellt) ausgebildet. Die offenporige Ausbildung erfolgt in diesem Fall insbesondere durch die Anordnung eines Füllstoffes 7b im Bereich der Beschichtung 7, der als Gemisch mit dem Kunstharz 7a gemeinsam als Beschichtung 7 aufgetragen wurde.
Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel besteht der Werkstoff 1 aus einer Werkstoff platte. Die Werkstoffplatte ist aus einem Fasermaterial, hier einem MDF-Material, aus gebildet. D. h., die Werkstoffplatte ist eine Holzwerkstoffplatte, könnte alternativ aber bspw. auch aus WPC-Material, Spanmaterial, HDF-Material oder CDF-Material ausge formt sein.
Die Trägerschicht 4 wurde mit einem Harnstoffharz (hier nicht dargestellt) alternativ einem Melaminharz kerngetränkt. Das die Trägerschicht 4 mit dem Werkstoff 1 verkle bende Kunstharz 3 umfasst hier Melaminharz. Das Kunstharz 3 verklebt die Oberseite 2 des Werkstoffs 1 mit der Unterseite 5 der Trägerschicht 4.
Auf der Oberseite 6 der Trägerschicht 4 ist zudem ein Dekordruck (hier nicht dargestellt) vorhanden. Der Dekordruck zeigt in diesem Fall ein farbiges Holzdekor, könnte aber auch als Farbdekor oder in Graustufen ausgebildet sein. Dabei wird von dem Dekordruck sowohl die Struktur des Holzes als auch der Farbton des Holzes nachgebildet.
Die auf der Oberseite 6 aufgetragene Beschichtungen 7 umfasst ein als Kunstharz 7a ausgebildetes Harnstoffharz mit Kaolin als Füllstoff 7b. Das Gemisch aus Kaolin und Harnstoffharz wurde flüssig auf die Oberseite 6 aufgetragen. Dabei beträgt das Ge wichtsverhältnis zwischen Harnstoffharz und Kaolin vor Auftrag des Gemisches
50 Gew.-% : 50 Gew.-%, bevorzugt 20 Gew.% Kaolin zu 80 Gew.-% Flüssigharz. Nach Herstellung des Sandwichs aus den einzelnen Schichten wurde dieses in eine Taktpresse eingeführt und unter Einwirkung von Druck und Wärme miteinander verpresst.
Figur 2 zeigt schematisch in einer seitlichen Explosionsdarstellung eine nach dem erfin derischen Verfahren hergestellte farblich veränderbare Lackoberfläche 11 auf einem Werkstoff 1. Der Werkstoff 1 ist hier ebenfalls plattenförmig ausgebildet, kann jedoch auch jede andere beliebige Form aufweisen. Der Werkstoff 1 ist ein Holzwerkstoff, hier eine MDF-Platte. Auf der Werkstoffplatte 1 ist eine Trägerschicht 4, die hier als Finishfo lie 10 ausgebildet ist aufkaschiert. Hierfür wurde zwischen der Unterseite 5 der Träger schicht 4 und der Werkstoffoberseite 2 der Werkstoffplatte 1 ein Klebemittel 9, hier ein Hotmelt angeordnet. Der Werkstoff 1 und die beschichte ausgehärtete Trägerschicht 4 (Finishfolie) wurden auf einer Kaschieranlage (hier nicht dargestellt) miteinander ver bunden.
Die Finishfolie 10 umfasst eine Papierschicht (Trägerschicht 4) die mit einem flüssigen Acrylat (hier nicht dargestellt) kerngetränkt ist und auf deren Oberseite 6 ein Dekor (hier nicht dargestellt) aufgedruckt ist. Die Tränkung erfolgt in einem Tränkbad (hier nicht dargestellt). Die kerngetränkte Trägerschicht 4 weist keine Beizadditive 7b auf. Nach der Tränkung wurde die Trägerschicht 4 mittels Wärme angetrocknet.
Anschließend wurde auf die Oberseite 6 der Trägerschicht 4 eine Schicht 7 eines Be schichtungsmittels mit einer Sprühvorrichtung (hier nicht dargestellt) aufgetragen. Das Beschichtungsmittel ist als Lack ausgebildet und umfasst ein Acrylat 12 und Beizadditive 7b kann alternativ ggf. auch ohne Beizadditiv ausgeführt werden, sofern das Acrylat of fenporig ausgehärtet wird. Nach dem Auftrag wurde das Beschichtungsmittel ebenfalls mittels Wärme getrocknet und ausgehärtet. Durch die Beizadditive 7b ist die Oberfläche der Schicht 7 offenporige ausgebildet und kann die Farbpigmente einer Beize aufneh men.
Als Beizadditive 7b enthält die Schicht 7 aus Beschichtungsmittel Kaolin. Vor Auftrag des Beschichtungsmittels betrug das Verhältnis 20 Gew.% Kaolin zu 8o°Gew.% Acrylat.
Beispiel 1
Ein weiteres Ausführungsbespiel zum Herstellen einer nachträglich veränderbaren
Kunstharz- oder Lackoberfläche sieht vor, eine Trägerschicht mit einem flüssigen Tränkmittel ohne Beizadditiv zu tränken. Das Tränkmittel besteht dabei aus Melamin harz und/oder Harnstoffharz. Zudem sind Additiven wie Netzmittel, Trennmittel und/oder Antistaubmittel, jedoch keine Beizadditive beigemengt. Die Tränkung erfolgt mit einer Menge zwischen 8o Gew. % und 250 Gew.% bezogen auf die Trägerschicht. Die Trägerschicht ist hier ein Papier. Das Papier weist ein Farbdekor auf und ist somit ein Dekorpapier. Das Endgewicht der getränkten Trägerschicht beträgt nach dem Tränkvor gang ca. i20g/m2 bis 220g/m2.
Nach dem Tränken wird die getränkte Trägerschicht getrocknet. Die Trocknung erfolgt thermisch. Sie kann bei Temperaturen zwischen 6o° und 200° durchgeführt werden, erfolgt insbesondere jedoch bei Temperaturen zwischen 40°C und 6o°. Die Trocknung wird durchgeführt, bis eine Restfeuchte und/oder einem Rest an flüchtigen Inhaltsstof fen von 4% bis 10% bezogen auf das Endgewicht der Trägerschicht erreicht ist. Die Trocknung wird insbesondere in einem Trocknungskanal im Schwebeverfahren durchge führt.
Nach dem Trocknungsvorgang wird eine Schicht des Beschichtungsmittels auf die Trä gerschicht aufgetragen. Dabei werden zwischen i5-30g/ m2 des Beschichtungsmittels aufgetragen. Aufgrund des sehr dünnen Auftrags der Beschichtungsmittelschicht (10-90 Mikron) bleiben auch vorhandene, bspw. eingeprägte Strukturen in der Oberfläche er halten.
Der Auftrag erfolgt insbesondere mittels eines Walzenauftrages durch eine Gummiwalze. Die Gummiwalze weist dabei vorzugsweise eine SHORE-Härte A 40 (Shore A 40) auf. Nach dem Auftrag wird die Beschichtungsmittelschicht ebenfalls thermisch getrocknet. Dies kann wieder im Trocknungskanal erfolgen. Die Trocknungstemperaturen betragen vorzugsweise zwischen 6o° und 180°, die Trocknungszeit zwischen ca. losec bis 20sec.
Nach dem Trocknen kann die Trägerschicht mit einem Werkstoff, insbesondere einer Werkstoffplatte beispielsweise einer Holzwerkstoffplatte wie einer Faserplatte oder Spanplatte verbunden werden. Hierfür wird die getränkte und beschichtetet Träger schicht mit einer Werkstoffplatte in einer Kurztaktpresse verpresst. Dies erfolgt insbe sondere bei einem Pressdruck zwischen 200 N/ cm bis 750 N / cm, einer Temperatur zwi-
sehen 140°C und 200°C an der Oberfläche der Trägerschicht und über ca. 8 sec bis 40 sec.
Das Beschichtungsmittel ist hier ein als Primer verwendbarer Schichtlack auf Basis von Acrylatharzen, bspw. das Beschichtungsmittel Hydro-UV Schichtlack HUE 8656X der Firma Hesse-Lignal. Beide Beschichtungslacke bilden aufgrund der Trocknungsdurch gänge, der dünnen Auftragsweise mit der Gummiwalze und dem Verpressen in der Kurz taktpresse eine verwendungsfertige, heizbare Oberfläche aus, die eine ausreichende Po rosität aufweist, damit sich nachträglich aufgetragene Farbpartikel in der äußeren Ober- flächenschicht anlagern können.
Die vollständig ausgehärtete Dekoroberfläche ist verwendungsfertig. Zum nachträgli chen farblichen Verändern dieser Dekoroberfläche können bspw. handelsübliche Beizen auf Basis von Wasser oder anderen Lösemitteln eingesetzt werden. So ist bspw. die Beize „Parquet-Colour“ der Firma Hesse-Lignal einsetzbar. Die gebeizte und getrocknete Ober fläche kann zudem nachträglich nochmal mit einer entsprechenden Schutzschicht (oder Fixierschicht) überlackiert werden. Hierfür bietet sich ein Schichtlack auf Basis eines zweikomponenten PUR Acrylharzlackes an. So kann bspw. das Beschichtungsmittel PUR SUN-CAPE DE 4800X der Firma Hesse-Lignal verwendet werden.
Bezugszeichenliste
1. Werkstoff
2. Werkstoffoberseite
3 Klebeharz
4 Trägerschicht
5 Unterseite Trägerschicht
6. Oberseite Trägerschicht
7 Schicht aus Beschichtungsmittel
7a Kunstharz
7b Beizadditiv
8. Kunstharzoberfläche
9 Klebemittel
io. Finishfolie
11. Lackoberfläche
12. Acrylat