„Magnetische Nanokapseln als thermo latente Polymerisationskatalysatoren oder -Initiatoren"
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von speziellen Nanokapseln, die als thermolatente Polymerisationskatalysatoren/-initiatoren, insbesondere für die Polymerisation von Polyurethanen, eingesetzt werden können. Die Erfindung betrifft ferner die mittels der beschriebenen Verfahren hergestellten Nanokapseln, deren Verwendung und Mittel, die diese Nanokapseln enthalten.
Polyurethane sind weitverbreite Materialien, die in vielfältigen Gebieten Anwendung finden.
Insbesondere für Systeme auf Basis von aliphatischen Isocyanaten sind jedoch oftmals
Katalysatoren erforderlich, um die Polymerisationsreaktion von Polyurethanen zu beschleunigen und die Härtungstemperaturen zu senken. Überwiegend werden für diesen Zweck
Organozinnverbindungen verwendet, wobei Dibutylzinndilaurat (DBTL), der am weitesten verbreitete Katalysator ist. Aufgrund wachsender Bedenken hinsichtlich der Toxizität von DBTL werden aber inzwischen auch andere Zinn-basierte Katalysatoren, wie beispielsweise
Zinnndodekanoat, eingesetzt. Ein vollständiger Verzicht auf Zinn-basierte Katalysatorsysteme wäre folglich jedoch unter sowohl ökologischen als auch gesundheitlichen Aspekten besonders erstrebenswert.
Im Allgemeinen sind die eingesetzten Katalysatoren hochreaktiv, was die Topfzeiten der PU Materialien drastisch verkürzt. Um diesen Nachteil zu überwinden, sind eine Reihe von Ansätzen bekannt, wie beispielsweise der Einsatz von blockierten Isocyanaten oder von UV-härtbaren Systemen. Diese leiden aber wiederum daran, dass hohe Temperaturen zur Aktivierung erforderlich sind bzw. dass die Einsatzgebiete auf solche beschränkt sind, in denen eine UV- Aktivierung praktikabel ist. Eine weitere Alternative sind thermolatente Katalysatoren, d.h.
Katalysatoren mit verzögerter Wirkung, die wärmeaktivierbar sind. Für diesen Zweck wurden beispielsweise Zinn(ll)- und Zinn(IV)alkoxykatalysatoren vorgeschlagen (Zöller et al. (2013) Inorganic Chem. 52(4): 1872-82). Diese erfordern aber komplexe Syntheseverfahren. Eine weitere Alternative sind Systeme, die auf einer physikalischen Barriere basieren, wobei hierbei
Mikrokapseln im Stand der Technik bereits gut etabliert sind. Mikrokapseln haben eine Größe von 1 bis 1000 μιη und werden üblicherweise mechanisch durch Aufbrechen geöffnet, wobei der Inhalt freigesetzt wird. Nachteilig bei Mikrokapseln ist allerdings, dass diese bei der Anwendung zur Koagulation oder Sedimentation neigen und ihr Einsatz auf Anwendungen beschränkt ist, bei denen sich die Größe der Kapseln nicht negativ auswirkt, wie zum Beispiel bei Infusionsprozessen im Composite-Bereich, bei denen die als Verstärkung eingesetzten Fasern die vollständige
Durchdringung eines Geleges mit einem Mikrokapsel-haltigen Polymerharz verhindern können, indem sie die Mikrokapseln zurückhalten.
Nanokapseln stellen eine Alternative zu den bekannten Mikrokapseln dar. Aufgrund ihrer Größe im Bereich von nur 50 bis 500 nm (z-average aus der dynamischen Lichtstreuung (DLS)), können diese Kapseln aber nicht mechanisch durch Aufbrechen geöffnet werden, sondern müssen derart formuliert werden, dass sie sich als Reaktion auf bestimmte Signale oder Umgebungsbedingungen öffnen. Es ist allerdings schwierig mit Nanokapseln eine hohe Verkapselungseffizienz zu erreichen, was auf die geringe Größe und die Tatsache zurückzuführen ist, dass die dünne Hülle der Nanokapseln ohne spezielle Vorkehrungen bzw. Anpassungen nur sehr begrenzt als
Diffusionsbarriere dienen kann.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde Nanokapseln bereitzustellen, die die bestehenden Nachteile überwinden und als thermolatente Katalysatoren geeignet sind.
Die vorliegende Erfindung löst diese Aufgabe, indem die Nanokapseln in einem Schritt mittels eines kombinierten Emulsions-/Miniemulsions-Polymerisations-Ansatzes aus einer
Monomerenmischung sowie zu verkapselnden magnetischen Nanopartikeln und optional einem hydrophoben Freisetzungsmittel hergestellt werden. Die so erhältlichen Nanokapseln haben, je nach Herstellungsbedingungen, unterschiedliche Morphologien, wobei das aus den Monomeren aufgebaute Polymer eine Hülle (shell) oder eine Matrix bildet und die magnetischen Nanopartikel sowie ggf. das Freisetzungsmittel den Kern (core) bilden bzw. in die Polymermatrix eingebettet werden. Dabei sind die magnetischen Nanopartikel in der Lage, die Polyadditionsreaktion von Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen zu katalysieren. Aus diesem Grunde kann auf die Verwendung von marktüblichen Katalysator- /Initiatorsubstanzen, insbesondere Zinn-basierte Katalysator-/lnitiatorsubstanzen vollständig verzichtet werden.
Die so erhältlichen Nanokapseln sind thermolatent, d.h. der Inhalt der Nanokapseln kann durch Erhöhung der Temperatur kontrolliert freigesetzt werden. Die Freisetzung kann aber auch über alternative Mechanismen erfolgen. Im ersten Fall sind die im Kern der Nanokapseln enthaltenen Substanzen bei erhöhter Temperatur selbst ausreichend mit der Kapselhülle kompatibel, um die Barriere der Nanokapselhülle zu überwinden (aber bei den Temperaturen, die bei der
Verkapselung und Lagerung eingesetzt werden ausreichend inkompatibel um eine Verkapselung zu ermöglichen und eine vorzeitige Freisetzung zu verhindern). Im zweiten Fall werden die in den erfindungsgemäßen Nanokapseln enthaltenen magnetischen Nanopartikel durch Anlegen eines
externen Magnetfeldes gemäß dem Induktionsprinzip aufgeheizt. Durch derartiges Aufheizen der Nanokapseln über die Glasübergangstemperatur der Polymerhülle wird diese durchlässig bzw. bricht diese auf und der im Kern bzw. in der Polymermatrix lokalisierte Inhalt der Nanokapseln wird gezielt freigesetzt. Folglich sind die Nanokapseln auch in diesem Fall bei Temperaturen, die bei der Verkapselung und Lagerung vorherrschen, ausreichend stabil, wodurch eine vorzeitige Freisetzung verhindert wird. Im dritten Fall wird ein Freisetzungsmittel eingesetzt, dass bei erhöhter Temperatur die Kapselhülle quellen und damit für den Inhalt der Kapsel, durchlässig werden lässt. Dafür ist das Freisetzungsmittel bei erhöhter Temperatur mit der Kapselhülle ausreichend kompatibel, um einen weichmachenden Effekt zu haben, aber bei den bei der Herstellung und Lagerung eingesetzten Temperaturen ausreichend inkompatibel, um eine effiziente Verkapselung zu ermöglichen. In einem vierten Fall wird als Freisetzungsmittel ein Treibmittel eingesetzt, wobei das Treibmittel derart gewählt wird, dass es bei einer festgelegten Temperatur verdampft und durch den steigenden Druck im Innern der Nanokapseln, diese aufbricht bzw. durchlässig werden lässt, wodurch der Katalysator freigesetzt wird.
Die Nanokapseln zeichnen sich ferner durch eine sehr hohe Verkapselungseffizienz und eine hohe kolloidale Stabilität aus und verhindern die Freisetzung des Kapselinhalts unter Standardbedingungen sehr effektiv, sodass damit formulierte PU-Materialien verlängerte Topfzeiten haben.
In einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung daher ein Verfahren zur Herstellung von Nanokapseln enthaltend magnetische Nanopartikel, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren umfasst: (A)
(i) Emulgieren einer ersten Reaktionsmischung (a) in eine kontinuierliche wässrige Phase, insbesondere Wasser, die mindestens einen Stabilisator, insbesondere mindestens ein Tensid, umfasst, um eine erste Emulsion zu erzeugen, wobei die erste Reaktionsmischung, bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionsmischung, 10,0 bis 99,0 Gew.-% einer Monomerenmischung umfasst, wobei die Monomerenmischung, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Monomerenmischung, umfasst:
(a1 ) 2,5 bis 19,0 Gew.-%, insbesondere 5,0 bis 12,0 Gew.-%, mindestens eines einfach ethylenisch ungesättigten C3-5-Carbonsäure-Monomers;
(a2) 76,0 bis 97,5 Gew.-%, insbesondere 85,0 bis 95,0 Gew.-%, mindestens eines einfach ethylenisch ungesättigten C3-5-Carbonsäure-Ci-io-Alkylester-Monomers; und
(a3) 0,0 bis 5,0 Gew.-%, insbesondere 0,0 bis 3,0 Gew.-%, mindestens eines Monomers, das mindestens zwei ethylenisch ungesättigte Gruppen trägt, vorzugsweise eines
Divinylbenzols oder eines Di- oder Triesters eines C2-C10 Polyols mit ethylenisch
ungesättigten C3-C5-Carbonsäuren, insbesondere eines Di- oder Triesters eines C2-C10 Alkandiols oder -triols mit ethylenisch ungesättigten C3-Cs-Carbonsäuren;
(ii) Emulgieren einer zweiten Reaktionsmischung (b) in eine kontinuierliche wässrige Phase, insbesondere Wasser, die optional mindestens einen Stabilisator, insbesondere mindestens ein Tensid, umfasst, um eine zweite Emulsion zu erzeugen, wobei die zweite
Reaktionsmischung, bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionsmischung, umfasst:
(b1 ) 1 ,0 bis 80,0 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 70 Gew.-%, insbesondere 30 bis 60 Gew.-% magnetische Nanopartikel, deren Oberfläche vorzugsweise hydrophobisiert ist, wobei die magnetischen Nanopartikel vorzugsweise die Polyadditionsreaktion von
Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen katalysieren; und
(b2) optional 0,0 bis 70,0 Gew.-% mindestens eines Polymerisationskatalysators oder -Initiators, vorzugsweise eines Katalysators der die Polyadditionsreaktion von
Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen katalysiert; und
(b3) optional 0,0 bis 89,0 Gew.-% mindestens eines hydrophoben Freisetzungsmittels, wobei das Freisetzungsmittel vorzugsweise einen Hansen-Parameter 5t von kleiner 20 MPa '2 aufweist; und
(b4) optional 0,0 bis 10,0 Gew.-% mindestens einer vom Freisetzungsmittel verschiedenen ultrahydrophoben Verbindung, vorzugsweise eines, optional fluorierten, C12-28 Kohlenwasserstoffs, noch bevorzugter eines C14-26 Alkans;
(iii) Kombinieren der ersten Emulsion aus Schritt (i) mit der zweiten Emulsion aus Schritt (ii); und
(iv) Polymerisieren der Monomere; oder
(B)
(i) Emulgieren einer Reaktionsmischung in eine kontinuierliche wässrige Phase, insbesondere Wasser, die mindestens einen Stabilisator, insbesondere mindestens ein Tensid, umfasst, wobei die Reaktionsmischung bezogen auf das Gesamtgewicht der Reaktionsmischung umfasst:
(a) 10,0 bis 99,0 Gew.-% einer Monomerenmischung, die bezogen auf das Gesamtgewicht der Monomerenmischung umfasst:
(a1 ) 2,5 bis 19,0 Gew.-%, insbesondere 5,0 bis 12,0 Gew.-%, mindestens eines einfach ethylenisch ungesättigten C3-5-Carbonsäure-Monomers;
(a2) 76,0 bis 97,5 Gew.-%, insbesondere 85,0 bis 95,0 Gew.-%, mindestens eines einfach ethylenisch ungesättigten C3-5-Carbonsäure-Ci-io-Alkylester-Monomers;
(a3) 0,0 bis 5,0 Gew.-%, insbesondere 0,0 bis 3,0 Gew.-%, mindestens eines Monomers, das mindestens zwei ethylenisch ungesättigte Gruppen trägt, vorzugsweise eines Divinylbenzols oder eines Di- oder Triester eines C2-C10 Polyols mit ethylenisch ungesättigten C3-Cs-Carbonsäuren, insbesondere eines Di- oder Triesters eines C2-C10 Alkandiols oder -triols mit ethylenisch ungesättigten C3-Cs-Carbonsäuren,
(b) 1 ,0 bis 70,0 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,0 bis 30,0 Gew.-% magnetische Nanopartikel, deren Oberfläche vorzugsweise hydrophobisiert ist, wobei die magnetischen Nanopartikel vorzugsweise die Polyadditionsreaktion von Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO- reaktiven Gruppen zu Polyurethanen katalysieren; und
(c) optional 0,0 bis 70,0 Gew.-% mindestens eines Polymerisationskatalysators oder -Initiators, vorzugsweise eines Katalysators der die Polyadditionsreaktion von
Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen katalysiert; und
(d) optional 0,0 bis 89,0 Gew.-% mindestens eines hydrophoben Freisetzungsmittels, wobei das Freisetzungsmittel vorzugsweise einen Hansen-Parameter 5t von kleiner 20 MPa '2 aufweist; und
(e) optional 0,0 bis 10,0 Gew.-% mindestens einer vom Freisetzungsmittel verschiedenen ultrahydrophoben Verbindung, vorzugsweise eines, optional fluorierten, C12-28 Kohlenwasserstoffs, noch bevorzugter eines C14-26 Alkans;
(ii) optional Homogenisieren der Emulsion aus Schritt (i); und
(iii) Polymerisieren der Monomere.
Ein weiter Aspekt richtet sich auf die mittels der oben beschriebenen Verfahren erhältlichen Nanokapseln und deren Verwendung zur Katalyse von Polymerisationsreaktionen, insbesondere von Polyurethanen.
Noch ein Aspekt betrifft Mittel und Zusammensetzungen, die die Nanokapseln der Erfindung enthalten.
„Mindestens ein", wie hierin verwendet, bedeutet 1 oder mehr, d.h. 1 , 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder mehr. Bezogen auf einen Inhaltsstoff bezieht sich die Angabe auf die Art des Inhaltsstoffs und nicht auf die absolute Zahl der Moleküle.„Mindestens ein Freisetzungsmittel" bedeutet somit beispielsweise mindestens eine Art von Freisetzungsmittel, d.h. dass eine Art von
Freisetzungsmittel oder eine Mischung mehrerer verschiedener Freisetzungsmittel verwendet werden kann. Zusammen mit Gewichtsangaben bezieht sich die Angabe auf alle Verbindungen der angegebenen Art, die in der Zusammensetzung/Mischung enthalten sind, d.h. dass die
Zusammensetzung über die angegebene Menge der entsprechenden Verbindungen hinaus keine weiteren Verbindungen dieser Art enthält.
Alle Prozentangaben, die im Zusammenhang mit den hierin beschriebenen Zusammensetzungen gemacht werden, beziehen sich, sofern nicht explizit anders angegeben auf Gew.-%, jeweils bezogen auf die betreffende Mischung.
„Emulsion" oder„Miniemulsion", wie hierin verwendet, bezieht sich auf eine Öl-in-Wasser (O/W) Emulsion, in der die emulgierte Phase in Form von Tröpfchen oder Partikeln, vorzugsweise mit annähernd sphärischer Form, in der kontinuierlichen Wasserphase vorliegen. Dabei haben die Tröpfchen/Partikel einer Miniemulsion eine gemittelte Größe, bei annähernd sphärischer Form einen gemittelten Durchmesser, im Größenbereich von 50 bis 500 nm, bevorzugt 100 bis 300 nm.
Der Ausdruck„Nanokapsel", wie hierin verwendet, bezieht sich auf die mittels der hierin beschriebenen Verfahren hergestellten emulgierten, polymerisierten Partikel. Diese haben die oben angegebene gemittelte Größe im Bereich von 50 bis 500 nm, vorzugsweise 100 bis 300 nm. Die vorstehend genannten gemittelten Werte beziehen sich dabei auf das z-Mittel („z-average") aus der dynamischen Lichtstreuung gemäß ISO 22412:2008. Im Kontext der vorliegenden Erfindung kann sich der Begriff„Nanokapsel" sowohl auf eine Kern-Schale-Nanostruktur, in der eine Hülle aus Polymeren die magnetischen Nanopartikel sowie die übrigen Bestandteile gemäß der vorliegenden Erfindung einschließt, als auch auf eine Matrix-artige Nanostruktur, in der die magnetischen Nanopartikel sowie die übrigen Bestandteile gemäß der vorliegenden Erfindung in eine Polymermatrix eingebettet sind, beziehen. In beiden Fällen werden die magnetischen Nanopartikel sowie die übrigen wie hierin definierten Bestandteile der jeweiligen Nanostruktur als „verkapselt" bezeichnet.
In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung werden die Monomere für die Kapselhülle derart gewählt, dass das aus der Monomerenmischung erhältliche Copolymer eine analog zur Fox- Gleichung berechnete theoretische Glasübergangstemperatur Tg von 95°C oder mehr, insbesondere 100°C oder mehr, noch bevorzugter 105°C oder und mehr, aufweist. Insbesondere wenn ein flüchtiges Treibmittel, d.h. mit einem Siedepunkt bis 200°C, verwendet wird, sind diese Tg Werte bevorzugt, um eine ausreichende Barrierewirkung der Kapselhülle sicherzustellen.
„Glasübergangstemperatur" oder„Tg", wie hierin verwendet, bezieht sich auf die Temperatur bei der ein gegebenes Polymer von einem erstarrten glasartigen Zustand in einen kautschukähnlichen Zustand übergeht und die Polymersegmentbeweglichkeit erwacht. Sie steht in Relation mit der
Steifigkeit und dem freien Volumen eines Polymers und kann experimentell mit bekannten
Verfahren, wie beispielsweise der Dynamisch Mechanischen Thermischen Analyse (DMTA) oder der dynamischen Differenzkalorimetne (DSC) erfolgen. Beide Verfahren sind im Stand der Technik bekannt. Es sei darauf hingewiesen, dass je nach Messverfahren und den verwendeten
Messbedingungen bzw. der thermischen Vorgeschichte der Polymerprobe unterschiedliche Glasübergangstemperaturen für ein identisches Polymersystem erhalten werden können.
Tatsächlich ist bereits die Angabe einer definierten Temperatur mit einer gewissen Ungenauigkeit behaftet, da der Glasübergang typischerweise innerhalb eines Temperaturbereichs stattfindet. Hinzu kommt, dass Glastemperaturen von Nanokapseln experimentell nur schwer zugänglich sind und sich nicht jedes Bestimmungsverfahren eignet. Die hierin angegebenen
Glasübergangstemperaturen werden daher theoretisch berechnet analog zur Fox-Gleichung, sofern nicht anders angeben. Im Folgenden werden die entsprechend berechneten Werte der Glasübergangstemperatur teilweise auch als„geschätzt" bezeichnet. Beim Erreichen bzw.
Überschreiten der Glasübergangstemperatur wird die Kapselhülle durch die Erhöhung der Polymerbeweglichkeit mehr und mehr aufgeweitet und kann dadurch nach und nach zumindest einen Teil ihrer Barrierewirkung verlieren, d.h. für den verkapselten Inhalt durchlässiger werden. Die Thermolatenz kann somit zumindest teilweise über die Tg des Hüllpolymers und das Erhöhen der Temperatur über die Tg bewirkt werden.
Die Fox-Gleichung (vgl. T. G. Fox, Bull. Am. Phys. Soc. 1 (1956) S. 123) besagt, dass sich die reziproke Glasübergangstempertur eines Copolymeren über die Gewichtsanteile der eingesetzten Comonomere und die Glasübergangstemperaturen der korrespondierenden Homopolymere der Comonomere berechnen lässt:
In der allgemeinen Gleichung repräsentiert n die Anzahl der eingesetzten Monomere, i die Laufzahl über die eingesetzten Monomere, w, den Massenanteil des jeweiligen Monomers i (in Gew.-%) und T die jeweilige Glasübergangstemperatur des Homopolymers aus den jeweiligen Monomeren i in K (Kelvin).
Die Werte für die Glasübergangstemperaturen der korrespondierenden Homopolymeren sind auch einschlägigen Nachschlagewerken entnehmbar (vgl. J. Brandrup, E. H. Immergut, E. A. Grulke, "Polymer Handbook", 4th edition, Wiley, 2003), für einige ausgewählte Monomere sind die zur Berechnung verwendeten bzw. relevanten korrespondierenden Glasübergangstemperaturen der
Homopolymere unten aufgeführt: Methylacrylat (MA), Tg = 10°C Methylmethacrylat (MMA), Tg = 105°C; Ethylacrylat (EA), Tg = -24°C; Ethylmethacrylat (EMA), Tg = 65°C; n-Butylacrylat (BA), Tg = -54°C; n-Butylmethacrylat (BMA), Tg = 20°C; n-Hexylacrylat (HA), Tg = 57°C; n-Hexylmethacrylat (HMA), Tg = -5°C; Styrol (S), Tg = 100°C; Cyclohexylacrylat (CHA), Tg = 19°C;
Cyclohexylmethacrylat (CHMA), Tg = 92°C; 2-Ethylhexylacrylat (EHA), Tg = -50°C;
2-Ethylhexylmethacrylat (EHMA), Tg = -10°C; Isobornylacrylat (IBOA), Tg = 94°C;
Isobornylmethacrylat (IBOMA), Tg = 1 10°C; Acrylsäure (AA), Tg = 105°C; Methacrylsäure (MAA), Tg = 228°C .
Es sei darauf hingewiesen, dass im vorliegenden Fall bei Verwendung von mehrfach vinylisch oder ethylenisch ungesättigten, radikalisch polymerisierbaren Monomeren (sogenannte
„Verzweiger" oder„Vernetzer") diese nicht mit in die Berechnung der Glasübergangstemperatur einbezogen werden. Die mittels der aufgeführten Gleichung wie oben beschrieben berechneten Werte werden hierin als„theoretisch berechnet analog zur Fox-Gleichung" oder
„geschätzt" bezeichnet.
Das hierin beschriebene Verfahren basiert auf einer polymerisationsinduzierten Phasenseparation, die durch die Wechselwirkung mit Wasser bestimmt wird und in welcher eine hydrophobe
Verbindung in einer etwas weniger hydrophoben Polymerschale eingeschlossen wird. Die Bildung von Nanokapseln mittels Phasentrennung basiert auf der schlechten Löslichkeit eines Polymers in einer Lösung. Dabei kann beispielsweise eine organische Flüssigkeit, die eingeschlossen werden soll, als Lösungsmittel für die Monomere dienen, wobei dieselbe Flüssigkeit nach der
Polymerisation nicht mehr als Lösungsmittel für das Polymer fungieren kann.
In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung beträgt der Hansen-Parameter öd des
Polymers der Kapselhülle 15-19, vorzugsweise 16-18, noch bevorzugter ungefähr 17, der Hansen- Parameter öP 10-14, vorzugsweise 1 1-13, noch bevorzugter ungefähr 12, und der Hansen- Parameter öh 13-17, vorzugsweise 14-16, noch bevorzugter ungefähr 15, insbesondere 15,3. Der Hansen-Parameter öt beträgt vorzugsweise 23-28, vorzugsweise 24-27, noch bevorzugter 25-26. Der Hansen-Parameter ist hierin, sofern nicht anders angegeben, immer in der Einheit MPa '2 angegeben.
Der Hansen-Parameter ist ein in der Polymerchemie weit verbreiteter Parameter zum Vergleich der Löslichkeit bzw. Mischbarkeit von verschiedenen Substanzen. Dieser Parameter wurde von Charles M. Hansen entwickelt, um die Löslichkeit eines Materials in einem anderen vorherzusagen. Dabei wird die Kohäsionsenergie einer Flüssigkeit betrachtet, welche in mindestens drei verschiedene Kräfte bzw. Wechselwirkungen eingeteilt werden kann: (a) Dispersionskräfte
zwischen den Molekülen öd (b) Dipolare intermolekulare Kräfte zwischen den Molekülen δΡ und (c) Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Molekülen 5h. Diese drei Parameter können zu einem Parameter 5t zusammengefasst werden nach der Formel 5t2 = öd2 + δΡ 2 + 5h2. Je ähnlicher der Hansen-Parameter von unterschiedlichen Materialien ist, desto besser sind diese ineinander mischbar. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die hierin angegebenen Werte für den Hansen-Parameter auf die Werte wie von Hansen in Hansen Solubility Parameters. A User's Handbook, Vol. 2, Taylor & Francis Group, Boca Raton, 2007 angegeben bzw. berechnet, insbesondere bei Raumtemperatur (20°C). Die Bestimmung der Hansen-Parameter der
Kapselhülle erfolgt dabei insbesondere wie in Angew. Chem. Int. Ed. 2015, 54, 327-330 beschrieben.
Für eine Mischung von Lösungsmitteln, können die Hansen Löslichkeitsparameter mit dem Volumenbruch der beiden Lösunsmittel berechnet werden. Folgende Gleichung kann zur Berechnung des Parameters δ
χ für zwei Lösungsmittel S1 und S2, mit x = h, d oder p genutzt werden:
In einem 3D Plot repräsentieren die drei Löslichkeitsparameter für ein Lösungsmittel die
Koordinaten eines einzelnen Punktes im dreidimensionalen Raum. Für Polymere P stellen die drei Parameter die Koordinaten des Mittelpunkts einer„Löslichkeitskugel" mit dem Radius Ro
(Wechselwirkungsradius) dar. Diese Kugel repräsentiert den Bereich, in welchem das Polymer löslich ist (für lineare Polymere) bzw. wo es gequollen werden kann (im Falle eines vernetzten Polymernetzwerkes).
Die Hansen-Löslichkeitsparameter können somit durch Quellungsexperimente in Lösungsmitteln bekannter Hansen-Parameter bestimmt werden. Ist das Polymer löslich bzw. wird es im
Lösungsmittel gequollen, so liegt der Hansen-Parameter des Lösungsmittels innerhalb der Löslichkkeitskugel des Polymers. Für zwei Substanzen, zum Beispiel das Lösungsmittel S und das Polymer P kann die„Distanz" Ra zwischen den Löslichkeitsparametern dieser Komponenten mit folgender Gleichung berechnet werden (s. C. M. Hansen, Hansen Solubility. Parameters A User's Handbook, Vol. 2, Taylor & Francis Group, Boca Raton, 2007):
{Raf = 4(ödS - 5dpf+ (öPs - 5pPf + {5hS - Öhpf
Eine hohe Affinität bzw. eine gute Löslichkeit setzt voraus, dass Ra kleiner ist als R0.
Um eine Phasenseparation während der Polymerisation und somit Kern-Schale Struktur zu erhalten, sollte vorzugsweise eine schlechte Löslichkeit des Polymers in dem jeweiligen
Kernmaterial gegeben sein. Demzufolge kann die Bestimmung der Hansen Loslichkeitsparameter des verwendeten Polymers genutzt werden, um eine gute Löslichkeit des Polymers im
Kernmaterial zu vermeiden.
Mit dem Radius der Löslichkeitskugel Ro und den Werten für Ra der Kernmaterialien kann die sogenannte relative Energiedifferenz (RED) des betrachteten Systems berechnet werden:
RED = RJRo
Ein RED-Wert von 0 wird für keine Energiedifferenz der verglichenen Materialien gefunden. Ein Wert kleiner als eins weist auf eine hohe Affinität hin, und ein Wert größer als eins deutet auf niedrige Affinität zwischen den Materialien hin. Oder anders gesagt, ein RED-Wert kleiner oder gleich eins weist auf Löslichkeit hin, ein RED-Wert größer als eins auf eine Unverträglichkeit und somit keine Mischung. Demzufolge sollte vorzugsweise ein hoher RED-Wert beim Vergleich der Kern und Schale-Substanzen resultieren, um Phasenseparation während der Polymerisation zu erlangen.
In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung erfüllt die zu verkapselnde Verbindung bzw. die zu verkapselnde Mischung von Verbindungen die obige Beziehung, so dass RED >1 ist. Insbesondere ist Ra/Ro >1 , mit Ro = 8-15, insbesondere 10-13, vorzugsweise 1 1-12, noch bevorzugter ungefähr 1 1 ,3, am bevorzugtesten 1 1 ,3. Ro und Ra sind hierin, sofern nicht anders angegeben, immer in der Einheit MPa '2 angegeben.
In den hierin beschriebenen Verfahren ist die zu verkapselnde Mischung, d.h. die magnetischen Nanopartikel sowie ggf. der Polymerisationskatalysator, das Freisetzungsmittel, insbesondere Treibmittel, und/oder die ultrahydrophobe Verbindung, unter Homogenisierungs- und/oder Polymerisationsbedingungen, vorzugsweise bei Raumtemperatur (20°C) und Normaldruck (1013 mbar), vorzugsweise flüssig.„Flüssig", wie in diesem Zusammenhang verwendet, schließt alle unter den genannten Bedingungen fließfähigen Substanzen, fließfähigen homogenen
Stoffgemische sowie fließfähigen heterogenen Stoffgemische, darunter auch Emulsionen, Dispersionen oder Suspensionen, mit ein.
In verschiedenen Ausführungsformen kann es vorteilhaft sein, wenn die Monomere der
Monomermischung in der zu verkapselnden Mischung unter den Emulgierungs- /Homogenisierungsbedingungen zumindest teilweise löslich sind. In verschiedenen
Ausführungsformen kann die Monomermischung daher als Lösung der Monomere in mindestens einer hydrophoben Verbindung, beispielsweise dem Freisetzungsmittel bzw. Treibmittel, eingesetzt werden. Obwohl nicht erfindungsgemäß bevorzugt können die zu verkapselnde
Verbindungsmischung und die Monomere auch in einem organischen Lösungsmittel gelöst werden und die resultierende Lösung in Schritt (i) in der kontinuierlichen Phase emulgiert/dispergiert werden.
Bei den magnetischen Nanopartikeln handelt es sich um partikuläre Aggregate, die im
Wesentlichen aus einem magnetischen Metall oder einem magnetischen Derivat davon bestehen. Das magnetische Metall kann dabei aus der Gruppe bestehend aus Sc, V, Cr, Fe, Co, Ni, Y, Zr, Mo, u, Mn, Pd, La, Ce, Pr, Nd, Gd, Tb, Dy, Ho, Er, Tm, Lu, Ta, Os, Ir, Pt, Au, Eu, Sm, Yb. AI. Th und U ausgewählt sein. Es kann sich jedoch auch um eine Kombination der vorgenannten Metalle handeln. Vorzugsweise handelt es sich um Co. Fe, Ni, La, Y. Mn oder einer Kombination der vorgenannten. Alternativ kann es sich auch um ein Halbmetall, wie bspw. Bor (B) handeln. Der Begriff„Derivat'' bezeichnet in diesem Zusammenhang eine Legierung eines der vorgenannten Metalle mit einem oder mehreren anderen Elementen oder ein Oxid oder Carbid eines der vorgenannten Elemente. In verschiedenen Ausführungsformen sind die magnetischen Nanopartikel in der Lage, die Polymerisationsreaktion von bestimmten Monomeren oder Präpolymeren zu katalysieren bzw. zu initiieren, insbesondere die Polyadditionsreaktion von Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen. In verschiedenen
Ausführungsformen handelt es sich bei den magnetischen Nanopartikeln um Magnetitnanopartikel.
In verschiedenen Ausführungsformen haben die magnetischen Nanopartikel eine gemittelte Größe, bei annähernd sphärischer Form einen gemittelten Durchmesser, im Größenbereich von > 1 nm vorzugsweise > 2 nm und/oder < 50 nm, vorzugsweise < 25 nm, insbesondere < 15 nm, also beispielsweise > 1 nm und < 50 nm, vorzugsweise > 1 nm und < 25 nm, besonders bevorzugt > 2 nm und < 15 nm. Die Größen der Partikel lassen sich beispielsweise mittels
Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) und einer statistischen Auswertung ermitteln
(beispielsweise gemäß Pyrz et al., Langmuir, 2008, 24 (20), 1 1350-1 1360).
Gemäß verschiedenen besonders bevorzugten Ausführungsformen sind die magnetischen Nanopartikel der vorliegenden Erfindung superparamagnetisch.
ln verschiedenen Ausführungsformen weisen die magnetischen Nanopartikel der vorliegenden Erfindung eine Magnetisierung mit Werten im Bereich von > 60 emu/g, vorzugsweise > 70 emu/g, insbesondere > 75 emu/g auf. In verschiedenen Ausführungsformen, weisen die magnetischen Nanopartikel beispielsweise eine Magnetisierung von mindestens 77 emu/g auf. Die
Magnetisierung lässt sich beispielsweise mittels eines Vibrationsmagnetometers (VSM) bestimmen (Lu et al., Angew. Chem. Int. Ed. 2007, 46, 1222-1244; McCollam et al., Review of Scientific Instruments 201 1 , 82, 053909; Foner, J. Appl. Phys. 1996, 79 (8), 4740-4745).
Damit die magnetischen Nanokapseln und/oder das Freisetzungsmittel besonders effektiv verkapselt werden können, ist es vorteilhaft, dass diese hydrophob sind, so dass sie nicht mit dem aus den Monomeren gebildeten Polymer derart interagieren, dass sie es bereits unter Synthese- und Lagerungsbedingungen übermäßig quellen und dadurch stärker permeabel werden lassen.
Es ist daher in verschiedenen Ausführungsformen bevorzugt, dass die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel derart modifiziert ist, dass sie hydrophob sind. Im Kontext der vorliegenden Erfindung erfolgt die Hydrophobisierung der Oberfläche der magnetischen
Nanopartikel durch die Anbindung von Liganden an die Oberfläche der Partikel. Prinzipiell sind zu diesem Zweck alle Arten von Liganden geeignet, die in der Lage sind, an die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel anzubinden und gleichzeitig eine hydrophobe Hülle auf deren
Oberfläche aufzubauen. Geeignete Liganden sind dem Fachmann bekannt. Ohne als
Einschränkung verstanden werden zu wollen, seien in diesem Zusammenhang jedoch beispielsweise Thiole, Phosphonate, Phosphate, Acetylacetonate, Fettsäuren und ähnliche genannt. Es ist bevorzugt, dass die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel gemäß der vorliegenden Erfindung mit einem Liganden modifiziert ist, der einen HLB-Wert von weniger als 10 aufweist, bestimmt mittels des von Griffin beschriebenen Verfahrens (Classification of surface active agents by HLB, J. Soc. Cosmet. Chem. 1 , 1949). Insbesondere ist es bevorzugt, dass die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel gemäß der vorliegenden Erfindung mit einem Liganden modifiziert ist, der einen Hansen-Parameter 5t von weniger als 20, vorzugsweise weniger als 19, insbesondere weniger als 15 hat; und/oder einen Hansen-Parameter 5h von weniger als 12, vorzugsweise weniger als 10, noch bevorzugter weniger als 6, insbesondere weniger als 2 hat. In verschiedenen Ausführungsformen kann der Ligand beispielsweise einen Hansen-Parameter 5h von 0 haben. In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung erfüllt der Ligand die obige Beziehung zwischen Hansen-Parametern des Hüllpolymers und Hansen-Parametern des Liganden bzw. der Mischung aus Liganden und Freisetzungsmittel sowie, falls vorhanden,
Katalysator/Initiator, so dass RED >1 ist. Insbesondere ist Ra/Ro >1 , mit Ro = 8-15, insbesondere 10- 13, vorzugsweise 1 1-12, noch bevorzugter ungefähr 1 1 ,3, am bevorzugtesten 1 1 ,3. Im Kontext der
vorliegenden Erfindung werden derartig modifizierte Nanopartikel als hydrophobisierte Nanopartikel bezeichnet.
In verschiedenen Ausführungsformen ist die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel mit mindestens einer gesättigten oder ungesättigten Fettsäure mit 1 bis 30 Kohlenstoffatomen modifiziert. Beispielhaft seien in diesem Zusammenhang Palmitoleinsäure, Ölsäure,
Petroselinsäure, Vaccensäure, Gadoleinsäure, Iscosensäure, Cateloinsäure, Erucasöure,
Linolsäure, a-Linolensäure, γ-Linolensäure, Calendulasäure, Punicinsäure, a-Elaeostearinsäure und ß-Elaeostearinsäure genannt. Insbesondere ist es bevorzugt, dass die Oberfläche mit einer gesättigten oder ungesättigten Fettsäure modifiziert ist, die einen Hansen-Parameter 5t von weniger als 20, vorzugsweise weniger als 19, insbesondere weniger als 15 hat; und/oder einen Hansen-Parameter 5h von weniger als 12, vorzugsweise weniger als 10, noch bevorzugter weniger als 6, insbesondere weniger als 2 hat. In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung erfüllt die Fettsäure die obige Beziehung zwischen Hansen-Parametern des Hüllpolymers und Hansen- Parametern der Fettsäure bzw. der Mischung aus Fettsäure und Freisetzungsmittel sowie, falls vorhanden, Katalysator/Initiator, so dass RED >1 ist. Insbesondere ist Ra/Ro >1 , mit Ro = 8-15, insbesondere 10-13, vorzugsweise 1 1-12, noch bevorzugter ungefähr 1 1 ,3, am bevorzugtesten 1 1 ,3. Verfahren zur Herstellung derartig modifizierter magnetischer Nanopartikel sind im Stand der Technik bekannt. (Latham, A. H., M. E. Williams, Accounts of Chemical Research, 2008, 41 (3), 41 1-420; Bannwarth, M. B., et al., Angewandte Chemie International Edition, 2013, 52(38), 10107- 101 1 1 ) In verschiedenen Ausführungsformen ist die Oberfläche der magnetischen Nanopartikel mit Ölsäure modifiziert.
In verschiedenen Ausführungsformen können die erfindungsgemäßen Nanokapseln neben den magnetischen Nanopartikeln, die die Polymerisationsreaktion von bestimmten Monomeren oder Präpolymeren katalysieren bzw. initiieren, insbesondere die Polyadditionsreaktion von
Verbindungen mit Isocyanat-Gruppen und NCO-reaktiven Gruppen zu Polyurethanen, zusätzlich mindestens einen weiteren Polymerisationskatalysator oder -Initiator umfassen. Gemäß diesen Ausführungsformen ist es bevorzugt, dass die mindestens eine weitere Katalysator- /Initiatorverbindung einen Hansen-Parameter 5t von weniger als 20, vorzugsweise weniger als 19, insbesondere weniger als 15 hat; und/oder einen Hansen-Parameter 5h von weniger als 12, vorzugsweise weniger als 10, noch bevorzugter weniger als 6, insbesondere weniger als 2 hat. In verschiedenen Ausführungsformen kann der mindestens eine Katalysator/Initiator beispielsweise einen Hansen-Parameter 5h von 0 haben. In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung erfüllt die Katalysator-/lnitiatorverbindung, insbesondere wenn sie ohne Freisetzungsmittel eingesetzt wird, die obige Beziehung zwischen Hansen-Parametern des Hüllpolymers und Hansen-
Parametern des Katalysators/Initiators, so dass RED >1 ist. Insbesondere ist Ra/Ro >1 , mit Ro = 8-15, insbesondere 10-13, vorzugsweise 1 1-12, noch bevorzugter ungefähr 1 1 ,3, am bevorzugtesten 1 1 ,3.
Es ist ferner bevorzugt, dass die hydrophoben Verbindungen, d.h. das Freisetzungsmittel, der Katalysator/Initiator und die ultrahydrophobe Verbindung, keine stark beeinträchtigende
Nebenreaktion bei der radikalischen Polymerisation (z.B. durch Radikalfänger, wie Phenole) bzw. mit den Monomeren (z.B. keine Michael-Reaktion) zeigen. Die hydrophoben Verbindungen sind daher unter den eingesetzten Bedingungen vorzugsweise inert gegenüber den Monomeren und den bei der Polymerisation eingesetzten Reaktanden (mit Ausnahme von bewusst eingesetzten reaktiven Freisetzungsmitteln, die unten genauer beschrieben werden). Vorzugsweise, weisen die vorstehend beschriebenen hydrophoben Verbindungen einen HLB-Wert weniger als 10 auf, bestimmt mittels des von Griffin beschriebenen Verfahrens (Classification of surface active agents by HLB, J. Soc. Cosmet. Chem. 1 , 1949). Eine zu verkapselnde Verbindung kann als übermäßig störend bei der Polymerisation angesehen werden, wenn selbst bei erfolgter Nachinitiierung bzw. Post-Polymerisation (siehe Beschreibung weiter unten) ein Gesamtmonomerumsatz von 80%, vorzugsweise 90% und besonders bevorzugt 95% nicht überschritten wird. Als
Bestimmungsmethode eignet sich beispielsweise HPLC
(Hochleistungsflüssigkeitschromatographie). Darüber hinaus kann als Bestimmungsmethode idealerweise die (Headspace)-Gaschromatographie dienen, die auch zur Bestimmung der Verkapselungseffizienz herangezogen werden kann. Diese Methode erlaubt darüber hinaus nicht nur die quantitative Bestimmung der Freisetzungskinetik, sondern gleichsam die Bestimmung des Umsatzes der meisten Monomere. Sollten in bestimmten Fällen nicht alle eingesetzten
Comonomere über chromatographische Verfahren messbar sein (erschwerte Bestimmung des Gesamtmonomerumsatzes), so reicht die quantitative Bestimmung von einzelnen Comonomeren aus, die kumuliert mindestens 50% der Gesamtmonomerenzusammensetzung ausmachen. In diesem Fall gilt eine zu verkapselnde Verbindung als übermäßig störend, wenn der kumulierte Umsatz von mindestens 50% der eingesetzten Monomere < 80%, vorzugsweise < 90% und besonders bevorzugt < 95% beträgt.
In verschiedenen Ausführungsformen ist der mindestens eine zusätzliche Katalysator oder Initiator eine Verbindung, die ebenfalls die Polymerisationsreaktion von bestimmten Monomeren oder Präpolymeren katalysieren bzw. initiieren kann. Es kann sich beispielsweise um bekannte Olefin- Katalysatoren, einschließlich Metallocene und Liganden/Komplexverbindungen, die beispielsweise Lanthanide, Actinide, Titan, Chrom, Vanadium, Kobalt, Nickel, Zirkon und/oder Eisen enthalten, Organometallverbindungen, wie beispielsweise organische Verbindungen auf Zinn-, Bismuth-, oder
Titanbasis, Metathesekatalysatoren (Schröck, Grubbs, Molybdän, Ruthenium), oder auch um organische Verbindungen, wie beispielsweise organische Peroxide (wie z.B. solche, die als vernetzende Peroxide unter den Handelsnamen Perkadox® und Trigonox® von Akzo Nobel NV oder Luperox® von Sigma Aldrich erhältlich sind) oder tertiäre Amine, wie beispielsweise DABCO, DBU, handeln. Bevorzugte metallorganische Verbindungen sind Thiolate, beispielsweise
Mercaptide von Zinn. Weiterhin bevorzugt sind Sälen (Bis(salicyliden)ethylendiamin) und dessen Derivate, wie sie beispielsweise in Komatsu et al. (2008) beschrieben Warden (Komatsu (2008) "Thermally latent reaction of hemiacetal ester with epoxide catalyzed by recyclable polymeric catalyst consisting of salen-zinc complex and polyurethane main chain." Journal of Polymer Science Part A: Polymer Chemistry 46(1 1 ): 3673-3681 ). Besonders bevorzugt sind Katalysatoren für die Polyurethansynthese, beispielsweise Organozinnverbindungen, wie DBTL
(Dibutylzinndilaurat), das aus Gründen der Toxizität nicht bevorzugt ist, und insbesondere Zinnneodekanoat (Tributylzinnneodekanoat). Weitere Metall-haltige Katalysatoren werden beispielsweise in Schellekens et al. beschrieben (Schellekens, Y., et al. (2014). "Tin-free catalysts for the production of aliphatic thermoplastic polyurethanes." Green Chemistry 16(9): 4401-4407). Darüber hinaus sind solche Katalysatorsysteme bevorzugt, die eine hohe Stabilität in Wasser bzw. Hydrolysestabilität haben. In verschiedenen Ausführungsformen ist der mindestens eine zusätzliche Katalysator oder Initiator eine Verbindung, die nicht Zinn-basiert ist. Der
Katalysator/Initiator ist ferner kein Katalysator/Initiator für die Polymerisation der Monomere, die die Kapselhülle bilden, d.h. von einem solchen Katalysator/Initiator verschieden.
Es ist, wie bereits oben beschrieben bevorzugt, dass die mindestens eine weitere Katalysator- /Initiatorverbindung eine hydrophobe Verbindung ist, d.h. einen wie oben angegebenen Hansen- Parameter aufweist. In solchen Ausführungsformen in denen der Katalysator/Initiator bei erhöhter Temperatur mit der Kapselhülle ausreichend kompatibel ist, um diese zu durchdringen, kann auf die Verwendung eines Freisetzungsmittels verzichtet werden. Der Freisetzungsmechanismus basiert dann zum einen darauf, dass die Nanokapseln in Abhängigkeit von der
Glasübergangstemperatur Tg des Copolymers temperatursensitiv sind. Bei einer Erhöhung der Temperatur kommt es zu einer höheren Beweglichkeit der Polymerketten in der Schale und dadurch zu einer Aufweitung der Polymerschale (Erhöhung des freien Volumens), die dadurch durchlässiger wird. Zum anderen hat dann bei erhöhter Temperatur auch der Katalysator/Initiator einen weichmachenden Effekt auf die Kapselhülle. Es ist allerdings bevorzugt, dass der
Katalysator/Initiator zusammen mit einem Freisetzungsmittel eingesetzt wird, das diesen
Mechanismus unterstützt bzw. zusätzlich als Treibmittel wirkt.
Nanokapseln, die gemäß der vorliegenden Erfindung keine katalytisch wirksamen magnetischen Nanopartikeln umfassen, weisen vorzugsweise mindestens einen Polymerisationskatalysator oder -Initiator (b2) auf. Der mindestens eine Polymerisationskatalysator oder -Initiator (b2) ist insbesondere dann vorzugsweise in den Nanokapseln enthalten, wenn die Nanokapseln keine Magnetitnanopartikel, beispielsweise keine hydrophobisierten Magnetitnanopartikel, beispielsweise keine mit Ölsäure hydrophobisierten Magnetitnanopartikel umfassen.
Das Freisetzungsmittel wird in verschiedenen Ausführungsformen so gewählt, dass der
Katalysator/Initiator darin ausreichend löslich ist. Die Löslichkeit beträgt für flüssige Verbindungen vorzugsweise 20 g/l bei Raumtemperatur (20°C) bzw. bei festen Verbindung bei einer Temperatur die der Schmelztemperatur der Verbindung Tm + 20°C entspricht. Die Schmelztemperatur kann dabei gemäß der Norm DIN EN ISO 1 1357-3:2013-04 mittels DSC bei einer Aufheizrate von 10 K/min bestimmt werden. Um die Löslichkeit zu bestimmen kann ein Metrohm Photometer 662 ausgestattet mit einer Messsonde verwendet werden um die Lichtdurchlässigkeit zu bestimmen. Für die Messung wird dann sichtbares Licht (gesamtes Spektrum) über optische Fasern zu der Sonde geleitet, die in die flüssige Probe eingetaucht wird . Das Licht wird von der Sondenspitze abgestrahlt, wandert durch die Probenlösung, wird von einem Spiegel reflektiert und dann über optische Fasern zum Detektor geleitet. Vor Erreichen des Detektors kann ein optischer Filter eingesetzt werden, um die selektive Messung einer bestimmten Wellenlänge zu ermöglichen. Für solche Messungen kann eine Wellenlänge von 600 nm verwendet werden. Ein Ahlborn Almemo Multimeter wurde verwendet um die Transmissivität digital aufzunehmen (analoger Ausgang des Photometers) und eine Lichtdurchlässigkeit von ^98 % (bei der gewählten Wellenlänge) wurde als vollständige Löslichkeit angenommen. Im Falle der Verwendung von stark absorbierenden (farbigen) Stoffen sollte der Wellenlängen-Messbereich so eingestellt werden, dass die Messung in einem Bereich mit minimaler Anregung durchgeführt wird. Zudem kann im Falle eines nichtflüchtigen Katalysators in substanziell niedriger siedenden Freisetzungsmitteln die Löslichkeit gravimetrisch bestimmt werden (Trockengewicht einer gesättigten Lösung). Weitere quantitative Methoden, z.B. basierend auf Chromatographie oder Spektroskopie, sind dem Experten bekannt und/oder können der Literatur entlehnt werden.
Das Freisetzungsmittel ist ferner hydrophob. Vorzugsweise weist das Freisetzungsmittel daher einen HLB-Wert von weniger als 10 auf, bestimmt mittels des von Griffin beschriebenen Verfahrens (Griffin, W. C : Classification of surface active agents by HLB, J. Soc. Cosmet. Chem. 1 , 1949). Des Weiteren ist es bevorzugt, dass das Freisetzungsmittel einen Hansen-Parameter 5t von kleiner 20, weiter bevorzugt von weniger als 19, noch bevorzugter von weniger als 15 hat; und/oder einen Hansen-Parameter 5h von weniger als 12, vorzugsweise weniger als 10, noch bevorzugter weniger
als 6, insbesondere weniger als 2 hat. In verschiedenen Ausführungsformen kann das mindestens eine Freisetzungsmittel beispielsweise einen Hansen-Parameter 5h von 0 haben. In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung erfüllt Freisetzungsmittel die obige Beziehung zwischen Hansen- Parametern des Hüllpolymers und Hansen-Parametern des Freisetzungsmittels bzw. der Mischung aus Freisetzungsmittel und Katalysator/Initiator, so dass RED >1 ist. Insbesondere ist Ra/Ro >1 , mit Ro = 8-15, insbesondere 10-13, vorzugsweise 1 1-12, noch bevorzugter ungefähr 1 1 ,3, am bevorzugtesten 1 1 ,3.
In verschiedenen bevorzugten Ausführungsformen ist das Freisetzungsmittel unter
Homogenisierungs- und/oder Polymerisationsbedingungen, vorzugsweise bei Raumtemperatur (20°C) und Normaldruck (1013 mbar), flüssig.
In verschiedenen Ausführungsformen kann das Freisetzungsmittel ein reaktives Freisetzungsmittel sein, das bei der durch den Katalysator vermittelten Polymerisation nach dem Aufbrechen der Kapseln zumindest teilweise einpolymerisiert wird. Beispiele für geeignete Verbindungen schließen ein, ohne darauf beschränkt zu sein, polyfunktionelle, nukleophile Verbindungen, wie Hydroxylgruppen-haltige Verbindungen, insbesondere die verschiedenen Polyole, einschließlich Polyetherpolyole wie Polypropylenglykol, Polytetrahydrofuran, Polyester und auch Polyamide und Polydimethylsiloxan, sowie Rizinusöl, Cardanol-Derivate, in denen keine phenolischen
Hydroxylgruppen vorhanden sind, und andere langkettige hydrophobe Polyole und Monoalkohole sowie (hydrophobe) Epoxidharze.
In verschiedenen, besonders bevorzugten Ausführungsformen ist das Freisetzungsmittel ein hydrophobes Treibmittel, vorzugsweise ein Kohlenwasserstoff, mit einem Siedepunkt von 50 bis 200°C, vorzugsweise 60 bis 150°C, noch bevorzugter 80 bis 120°C. Der angegebene Siedepunkt, bezieht sich auf den Siedepunkt unter Standardbedingungen, d.h. bei Normaldruck (1013 mbar). Das Treibmittel ist in verschiedenen Ausführungsformen ein Ce-ιο Kohlenwasserstoff, vorzugsweise ein Ce-10 Alkan, insbesondere Isooktan (2,2,4-Trimethylpentan), oder eine Mischung der vorgenannten Verbindungen. Das Treibmittel ist vorzugsweise bei Standardbedingungen flüssig und kann dazu dienen, die Monomere und ggf. auch die Katalysatorverbindung darin zu lösen. Die angegebenen Siedepunkte ermöglichen es, die Nanokapseln durch Erwärmen auf Temperaturen oberhalb dieser Siedepunkte aufzubrechen, da dann das Treibmittel verdampft und der steigende Druck die Nanokapseln aufplatzen lässt.
Im Folgenden wird die Erfindung durch Bezugnahme auf bestimmte konkrete Ausführungsformen beschrieben. Es ist jedoch nicht beabsichtigt, dass die Erfindung auf diese Ausführungsformen
beschränkt ist, sondern einfach derart angepasst werden kann, indem andere Monomere, Stabilisatoren/Tenside und Initiatoren verwendet werden können. Das gilt im Übrigen auch für die explizit genannten und beispielhaft getesteten Freisetzungs-/Treibmittel und
Katalysatoren/Initiatoren. Solche Ausführungsformen liegen ebenfalls innerhalb des Umfangs der Erfindung.
In einem ersten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine stabilisierte Emulsion hergestellt. Die Emulsion enthält die oben beschriebene Monomermischung und mindestens einen Stabilisator, insbesondere ein Tensid, die magnetischen Nanopartikel, optional das
Freisetzungsmittel, optional mindestens eine weitere Katalysator/Initiatorsubstanz und optional eine oder mehrere ultrahydrophobe Verbindungen in Form einer Emulsion in einem wässrigen Lösungsmittel. Das wässrige Lösungsmittel enthält als Hauptbestandteil (mehr als 50,
insbesondere mehr als 80 Vol.-%) Wasser oder kann vollständig aus Wasser bestehen. In verschiedenen Ausführungsformen kann das wässrige Lösungsmittel ein oder mehrere nicht- wässrige Lösungsmittel enthalten, beispielsweise ausgewählt aus einwertigen oder mehrwertigen Alkoholen, Alkanolaminen oder Glykolethern, vorausgesetzt, dass diese in den gegebenen Konzentrationsbereichen mit Wasser mischbar sind.
Diese zusätzlichen Lösungsmittel werden vorzugsweise ausgewählt aus Ethanol, n- oder iso- Propanol, Butanol, Glycol, Propandiol oder Butandiol, Glycerin, Diglycol, Propyl- oder Butyldiglycol, Hexylenglycol, Ethylenglycolmethylether, Ethylenglycolethylether, Ethylenglycolpropylether, Ethylenglycolmono-n-butylether, Diethylenglycolmethylether, Diethylenglycolethylether,
Propylenglycolmethyl-, -ethyl- oder -propylether, Dipropylenglycolmonomethyl- oder -ethylether, Diisopropylenglycolmonomethyl- oder -ethylether, Methoxy-, Ethoxy- oder Butoxytriglycol, 1-Butoxyethoxy-2-propanol, 3-Methyl-3-methoxybutanol, Propylenglycol-t-butylether und
Mischungen davon. In dem wässrigen Lösungsmittel können derartige Lösungsmittel in Mengen von zwischen 0,5 und 35 Gew.-%, aber vorzugsweise weniger als 30 Gew.-% und insbesondere weniger als 25 Gew.-% eingesetzt werden.
Die in den beschriebenen Verfahren eingesetzten Monomere sind insbesondere ethylenisch ungesättigte Carbonsäuren und deren Alkylester.
In verschiedenen Ausführungsformen wird das mindestens eine einfach ethylenisch ungesättigte C3-C5-Carbonsäure-Monomer ausgewählt aus Methacrylsäure (MAA), Acrylsäure (AA),
Fumarsäure, Methylmaleinsäure, Maleinsäure, Itaconsäure oder Mischungen von zwei oder mehr davon. Besonders bevorzugt sind Methacrylsäure (MAA), Acrylsäure (AA) oder Mischungen davon.
Am bevorzugtesten ist Methacrylsäure. Diese werden, bezogen auf die Monomerenmischung, insbesondere in Mengen von 2,5 bis 19 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 12 Gew.-% eingesetzt.
In verschiedenen Ausführungsformen ist das mindestens eine einfach ethylenisch ungesättigte C3-5-Carbonsäure-Ci-io-Alkylester-Monomer ein Acrylsäure- oder Methacrylsäurealkylester oder eine Mischung davon. Bevorzugt sind Methacrylsäure-Ci-5-Alkylester-Monomere, insbesondere Methacrylsäuremethylester (MMA), Methacrylsäure-n-butylester (BMA) oder eine Mischung daraus. Ganz besonders bevorzugt ist eine Mischung aus Methacrylsäuremethylester und
Methacrylsäure-n-butylester, insbesondere im Gewichtsverhältnis von 3,5:1 bis 16: 1 , vorzugsweise 6:1 bis 16: 1. Die Alkylreste können generell geradkettig oder verzweigt sein, sofern nicht konkret angegeben. Diese Monomere werden, bezogen auf die Monomerenmischung, insbesondere in Mengen von 76 bis 97,5 Gew.-%, vorzugsweise 85 bis 95 Gew.-% eingesetzt.
Das Monomer, das mindestens zwei ethylenisch ungesättigte Gruppen trägt, kann allgemein jede Verbindung sein, die zwei ethylenisch ungesättigte Gruppen, beispielsweise zwei Vinylgruppen trägt. Beispiele für geeignete Verbindungen schließen ein, ohne darauf beschränkt zu sein, Divinylaromaten, wie insbesondere Divinylbenzole, oder Mehrfachester eines Polyols mit ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren, wie insbesondere Di- oder Triester eines C2-C10 Polyols mit ethylenisch ungesättigten C3-Cs-Carbonsäuren. Bei letzteren handelt es sich in verschiedenen Ausführungsformen um Diester von Methacrylsäure oder Acrylsäure mit 1 ,3-Propandiol, 1 ,4- Butandiol oder 1 ,5-Pentandiol, insbesondere einen Methacrylsäureester von 1 ,4-Butandiol.
Bevorzugt sind Di- und Triacrylate oder Di- und Trimethacrylate von mehrwertigen Alkoholen.
Die vorstehend genannten Verbindungen mit mindestens zwei ethylenisch ungesättigten Gruppen dienen in den Monomermischungen als Vernetzer. Die Vernetzer werden bezogen auf die
Monomerenmischung in Mengen von bis zu 0 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise bis 4,5 Gew.-%, noch bevorzugter bis 4 Gew.-% eingesetzt.
In verschiedenen Ausführungsformen der Erfindung kann mit der Monomermischung, den magnetischen Nanopartikeln, optional der mindestens einen weiteren Katalysator/Initiatorsubstanz und optional dem Freisetzungsmittel in Schritt (i) noch eine ultrahydrophobe Verbindung, insbesondere ein C12-28 Kohlenwasserstoff, noch bevorzugter ein Cu-26 Alkan, wie beispielsweise Hexadekan, in die kontinuierliche Phase emulgiert werden. Auch Cu-26 Monoalkohole oder Monocarbonsäuren oder auch fluorierte Derivate der vorgenannten können geeignet sein. Der Katalysator kann beispielsweise in diesen gelöst vorliegen. In verschiedenen Ausführungsformen kann die ultrahydrophobe Verbindung auch ein in die Kapselhülle oder -matrix einpolymerisierbarer
C12-28 Kohlenwasserstoff sein, mögliche Verbindungen sind, ohne darauf beschränkt zu sein, Lauryl(meth)acrylat (LA bzw. LMA), Tetradecyl(meth)acrylat (TDA bzw. TDMA),
Hexadecyl(meth)acrylat (HDA bzw. HDMA), Octadecyl(meth)acrylat (ODA bzw. ODMA),
Eicosanyl(meth)acrylat, Behenyl(meth)acrylat und Mischungen davon. Werden solche
ultra hydrophoben polymerisierbaren Verbindungen eingesetzt, werden diese nicht in die
Berechnung der Glasübergangstemperatur analog zur Fox-Gleichung (siehe oben) einbezogen. Diese ultrahydrophoben Verbindungen sind vom Freisetzungsmittel verschiedene Verbindungen, typischerweise solche die unter Standardbedingungen einen Siedepunkt >200°C aufweisen. „Ultra hydrophob", wie hierin im Zusammenhang mit den vorstehend beschriebenen Verbindungen verwendet, bedeutet, dass die entsprechende Verbindung in Wasser bei 60°C eine Löslichkeit von weniger als 0,001 Gew.-% aufweist, bestimmt mittels des von Chai et al. beschriebenen
Verfahrens (Ind. Eng. Chem. Res. 2005, 44, 5256-5258).
In verschiedenen weiteren Ausführungsformen der Erfindung können mit der Monomermischung in Schritt (i) auch noch weitere polymerisierbare Verbindungen, beispielsweise vinylisch ungesättigte Monomere, wie insbesondere Styrol, in die kontinuierliche Phase emulgiert werden. Werden solche zusätzlichen polymerisierbaren Verbindungen eingesetzt beträgt die Menge nicht mehr als 50 Gew.-% bezogen auf die Monomermischung wie oben definiert.
In bestimmten bevorzugten Ausführungsformen wird als Monomermischung eine Mischung von:
(a) 2,5 bis 19,0 Gew.-%, insbesondere 5,0 bis 12,0 Gew.-% Methacrylsäure (MAA);
(b) 70,0 bis 80,0 Gew.-%, insbesondere 72,5 bis 80,0 Gew.-%, Methylmethacrylat (MMA);
(c) 6,0 bis 17,5 Gew.-%, insbesondere 5,0 bis 12,5 Gew.-%, n-Butylmethacrylat (BMA); und
(d) 0,0 bis 5,0 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis 3 Gew.-%, 1 ,4-Butandiol-Dimethacrylat (BDDMA) verwendet.
Derartige Mischungen ergeben ein Polymer mit der gewünschten Glasübergangstemperatur (berechnet wie oben beschrieben analog zur Fox-Gleichung), beispielsweise von >95°C, insbesondere >100°C. Gleichzeitig sind diese Monomermischungen hydrophob genug, um stabile Miniemulsionströpfchen zu ergeben.
In verschiedenen Ausführungsformen enthält die in Schritt (i) des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellte Emulsion 1 ,0 bis 70,0 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,0 bis 30,0 Gew.-%, noch bevorzugter 1 ,0 bis 15 Gew.-% magnetische Nanopartikel, wie voranstehend definiert; 0,0 bis 70,0 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,0 bis 70,0 Gew.-%, noch bevorzugter 5,0 bis 70,0 Gew.-% mindestens eines
Polymerisationskatalysators oder -Initiators, wie voranstehend definiert; 0,0 bis 89,0 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,0 bis 89,0 Gew.-%, noch bevorzugter 5,0 bis 89,0 Gew.-%, besonders bevorzugt 10,0 bis 89,0 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 20,0 bis bis 89,0 Gew. %. mindestens eines hydrophoben Freisetzungsmittels, wie voranstehend definiert; und 0,0 bis 10,0 Gew.-%, vorzugsweise 1 ,0 bis 10,0 Gew.-%, insbesondere 5,0 bis 10,0 Gew.-% mindestens einer vom Freisetzungsmittel verschiedenen ultrahydrophoben Verbindung.
In Schritt (i) sowie ggf. Schritt (ii) des Verfahrens wird ferner mindestens ein Stabilisator eingesetzt. Der Ausdruck„Stabilisator", wie hierin verwendet, bezieht sich dabei auf eine Klasse von
Molekülen, die die Tröpfchen in einer Emulsion stabilisieren können, d.h. Koagulation und
Koaleszenz verhindern können. Die Stabilisatormoleküle können sich dazu an die Oberfläche der Tröpfchen anlagern oder mit dieser wechselwirken. Zusätzlich können (polymerisierbare)
Stabilisatoren eingesetzt werden, die kovalent mit den eingesetzten Monomeren reagieren können. Werden polymerisierbare Stabilisatoren eingesetzt, werden diese nicht in die Berechnung der Glasübergangstemperatur analog zur Fox-Gleichung (siehe oben) einbezogen. Stabilisatoren enthalten im Allgemeinen einen hydrophilen und einen hydrophoben Anteil, wobei der hydrophobe Teil mit dem Tröpfchen wechselwirkt und der hydrophile Teil zum Lösungsmittel hin ausgerichtet ist. Die Stabilisatoren können zum Beispiel Tenside sein und können eine elektrische Ladung tragen. Insbesondere kann es sich um anionische Tenside handeln, beispielsweise
Natriumdodecylsulfat (SDS).
Alternative Stabilisatoren, die in den hierin beschriebenen Verfahren eingesetzt werden können, sind dem Fachmann bekannt und schließen beispielsweise andere bekannte Tenside sowie polymere Schutzkolloide, wie z.B. Polyvinylalkohol (PVOH) oder Polyvinylpyrolidon (PVP), ein. Mittels der eingesetzten Stabilisatoren lassen sich in den erfindungsgemäßen Verfahren in dem Emulgierungs- und ggf. Homogenisierungsschritt kolloidal stabile Heterophasensysteme herstellen.
Dementsprechend können die hierin beschriebenen Mischungen in manchen Ausführungsformen auch weitere Schutzkolloide, wie zum Beispiel hydrophob modifizierte Polyvinylalkohole,
Cellulosederivate oder Vinylpyrrolidon-basierte Copolymere enthalten. Eine detaillierte
Beschreibung solcher Verbindungen findet man z. B. in Houben-Weyl, Methoden der Organischen Chemie, Bd. 14/1 , Makromolekulare Stoffe, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1961 , Seiten 41 1-420.
Die Gesamtmenge an Stabilisator/Tensid beträgt typischerweise bis zu 30 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 10 Gew.-%, noch bevorzugter 0,2 bis 6 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der
Monomere oder, falls separate Emulsionen bei der Herstellung verwendet werden, der hydrophobisierten magnetischen Nanopartikel.
Der Stabilisator kann in Form einer wässrigen Lösung eingesetzt werden. Diese Lösung kann von der Zusammensetzung her der Zusammensetzung der kontinuierlichen Phase, wie oben definiert, entsprechen.
In verschiedenen Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung erfolgt die Herstellung der erfindungsgemäßen magnetischen Nanohybridpartikel über ein kombiniertes
Miniemulsions/Emulsions-Polymerisationsverfahren.
In einer Ausführungsform wird die erste Reaktionsmischung (a) wird in einem Schritt (i) durch Emulgieren der vorangehend beschriebenen Bestandsteile (a1 ), (a2) und (a3) in eine
kontinuierliche wässrige Phase hergestellt. Die Emulsion wird durch das Mischen der jeweiligen verschiedenen Bestandteile, beispielsweise mit einem Ultra-Turrax, hergestellt.
Die Herstellung einer zweiten Reaktionsmischung (b) erfolgt in einem Schritt (ii) analog zu Schritt (i) mit den vorangehend beschriebenen Bestandteilen (b1 ), (b2), (b3) und (b4).
Die so erhaltenen Reaktionsmischungen bzw. Miniemulsionen, d.h. die erste miniemulgierte Reaktionsmischung aus Schritt (i) und die zweite miniemulgierte Reaktionsmischung aus Schritt (ii) werden anschließend miteinander in einem Schritt (iii) kombiniert. Das Kombinieren der beiden Miniemulsionen kann dabei ein direktes miteinander Vermischen der beiden Miniemulsionen bedeuten. Das Kombinieren der beiden Miniemulsionen kann jedoch ebenso über die Herstellung einer weiteren Miniemulsion erfolgen.
Alternativ kann die Herstellung der Emulsion auch durch Emulgieren der Monomerenmischung und aller übrigen Bestandteile, d.h. insbesondere der zu verkapselnden Bestandteile, in einem einzigen Schritt erfolgen. Die Emulsion wird hierbei durch das Mischen der jeweiligen verschiedenen Bestandteile, beispielsweise mit einem Ultra-Turrax, hergestellt und ggf. anschließend
homogenisiert um eine Miniemulsion zu erzeugen. Die Homogenisierung und damit die Herstellung einer Miniemulsion erfolgt durch einen Hochscherprozeß, beispielsweise mittels eines Hochdruck- Homogenisators, beispielsweise mit einem Energieeintrag im Bereich von 103 bis 105 J pro Sekunde pro Liter Emulsion und/oder Scherraten von mindestens 1000000/s. Die Scherraten können von dem Fachmann leicht mittels bekannter Methoden bestimmt werden.
Der Hochscherprozeß, wie hierin verwendet, kann mittels jedes bekannten Verfahrens zur Dispergierung oder Emulgierung in einem Hochscherfeld erfolgen. Beispiele für geeignete
Prozesse finden sich zum Beispiel in DE 196 28 142 A1 , Seite 5, Zeilen 1-30, DE 196 28 143 A 1 , Seite 7, Zeilen 30-58, and EP 0 401 565 A 1 .
In einem sich anschließenden Schritt erfolgt die Polymerisation der jeweiligen enthaltenen
Monomere. Die Polymerisation wird gemäß der vorliegenden Erfindung mit einem geeigneten Polymerisationsverfahren, insbesondere mittels radikalischer Polymerisation durchgeführt. Für diesen Zweck können Polymerisationsinitiatoren verwendet werden. Verwendbare Initiatoren schließen beispielsweise thermisch aktivierbare, strahlungsaktivierbare, wie zum Beispiel UV Initiatoren, oder Redox-aktivierbare ein, und werden vorzugsweise aus Radikalstartern ausgewählt. Geeignete Radikalstarter sind bekannt und verfügbar und schließen organische Azo- oder Peroxo- Verbindungen ein. Die Initiatoren sind vorzugsweise wasserlöslich. Wenn die Polymerisation durch einen wasserlöslichen Initiator gestartet wird, werden freie Radikale in der wässrigen Phase erzeugt und diffundieren zu der Wasser-/Monomer-Grenzfläche, um die Polymerisation in den Tröpfchen zu starten. Beispiele für geeignete Initiatoren schließen Peroxodisulfate, wie
Kaliumperoxodisulfat (KPS), ein, sind aber nicht darauf beschränkt.
Die Polymerisation kann bei erhöhter Temperatur, beispielsweise einer Temperatur im Bereich von 10-90°C, vorzugsweise 20-80°C, noch bevorzugter 40-75°C und besonders bevorzugt 60-75°C erfolgen. Die Polymerisation kann über einen Zeitraum von 0, 1 bis 24 h, vorzugsweise 0,5-12 h, noch bevorzugter 2-6 h erfolgen.
Generell erfolgt die Polymerisation unter Bedingungen, die mit den verkapselten Aktivsubstanzen kompatibel sind.
Der Ausdruck "ungefähr", wie hierin im Zusammenhang mit einem Zahlenwert verwendet, bezieht sich auf eine Varianz von ±20%, vorzugsweise ±10%, noch bevorzugter ±5% des entsprechenden Werts. "Ungefähr 70 °C" bedeutet somit 70 ± 14, vorzugsweise 70 ± 7, noch bevorzugter 70 ± 3,5 °C.
Die Menge an Restmonomeren kann ferner chemisch durch Post-Polymerisation, vorzugsweise durch die Verwendung von Redox-Initiatoren, wie denen, die in DE-A 44 35 423, DE-A 44 19 518 und DE-A 44 35 422 beschrieben werden, erfolgen. Geeignete Oxidationsmittel für die PostPolymerisation schließen ein, ohne Einschränkung: Wasserstoffperoxid, t-Butylhydroperoxid, Cumolhydroperoxid oder Alka Ii peroxosulfate. Geeignete Reduktionsmittel schließen ein, ohne
Einschränkung: Natriumdisulfit, Natriumhydrogensulfit, Natriumdithionit,
Natriumhydroxymethansulfit, Formamidinsulfinsäure, Acetonbisulfat, Ascorbinsäure und reduzierende Saccharide sowie wasserlösliche Mercaptane, wie Mercaptoethanol. Die PostPolymerisation mit einem Redoxinitiator kann in einem Temperaturbereich von 10 bis 100°C, insbesondere 20 bis 90 °C, durchgeführt werden. Die Redoxmittel können unabhängig voneinander vollständig oder kontinuierlich über einen Zeitraum von 10 Minuten bis 4 Stunden zugegeben werden. Um die Wirksamkeit der Redoxmittel zu erhöhen, können lösliche Salze von Metallen mit unterschiedlichen Valenzen, wie Eisen-, Kupfer- oder Vanadiumsalze, zu der Reaktionsmischung zugegeben werden. Üblicherweise werden auch Komplexbildner, die die Metallsalze unter den Reaktionsbedingungen in Lösung halten, zugegeben.
Um das Molekulargewicht der Polymere zu kontrollieren, kann ein Kettenlängenregulator verwendet werden. Geeignete Verbindung sind im Stand der Technik bekannt und schließen beispielsweise verschiedene Thiole, wie z.B. 1-Dodekanthiol ein. In verschiedenen
Ausführungsformen werden insbesondere solche Kettenlängenregulatoren verwendet, die in einer durch die erfindungsgemäßen magnetischen Nanohybridpartikel zu katalysierenden Reaktion verbraucht (einpolymerisiert) werden können. Die Kettenlängenregulatoren können in den notwendigen Mengen eingesetzt werden, um die Kettenlänge in gewünschtem Maß zu
kontrollieren. Übliche Mengen liegen im Bereich von 0, 1 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise ungefähr 0,3 bis 2,0 Gew.-%, noch bevorzugter ungefähr 0,5 bis 1 ,0 Gew.-% bezogen auf die
Gesamtmonomermasse.
In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Nanokapseln die mittels des hierin
beschriebenen Verfahrens erhältlich sind. Diese können, in verschiedenen Ausführungsformen, magnetische Nanopartikel, optional ein oder mehrere Freisetzungsmittel, insbesondere Treibmittel, optional einen oder mehrere zusätzliche Katalysatoren/Initiatoren und optional eine oder mehrere ultra hydrophobe Verbindungen enthalten. In besonders bevorzugten Ausführungsformen sind die magnetischen Nanopartikel mit Ölsäure hydrophobisierte Magnetitnanopartikel und das optional vorhandene Treibmittel ist Isooktan und die ultrahydrophobe Verbindung ist Hexadekan.
Der Inhalt der erfindungsgemäßen Nanokapseln kann durch eine Erhöhung der Temperatur freigesetzt werden. Zum einen kann diese temperaturabhängige Freisetzung des Kapselinhalts durch magnetisch induziertes Aufheizen der magnetischen Nanopartikel im Innern der
Nanokapseln erfolgen. Dabei wird zusätzlich zu der über der Tg ansteigenden Beweglichkeit der Polymerketten in der Hülle bzw. Matrix entweder die Barrierewirkung der Hülle bzw. Matrix geschwächt, indem diese durch eine steigende Kompatibilität mit den verkapselten Verbindungen
aufquillt und dadurch aufgeweitet wird oder, für den Fall, dass ein Treibmittel eingesetzt wird, wird bei einer Erhöhung der Temperatur über den Siedepunkt des Treibmittels die Polymerhülle aufgebrochen und der Inhalt freigesetzt. Im Zusammenhang mit den Nanokapseln und aufgrund von Wechselwirkungen mit dem Polymer kann es dabei zur Freisetzung auch erforderlich sein, eine Temperatur zu wählen, die bis zu 50°C über dem eigentlichen Siedepunkt des Treibmittels liegt.
Die hierin beschriebenen Nanokapseln können Anwendung bei der Katalyse einer Vielzahl von Prozessen, insbesondere Polymerisationsprozessen finden. Nanokapseln, die gemäß der vorliegenden Erfindung ausschließlich die magnetischen Nanopartikeln, insbesondere mit Ölsäure hydrophobisierte Magnetitnanopartikel, als katalytisch wirksame Bestandteile umfassen, also keine weitere Katalysator/Initiatorverbindung umfassen, sind insbesondere geeignet für den Einsatz in Verbindung mit Polyurethanen, die bei der Anwendung kontrolliert polymerisiert werden sollen. Dementsprechend können derartige Nanokapseln als Bestandteile von zahlreichen
Zusammensetzungen, die solche Polyurethane enthalten, verwendet werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Klebstoffe oder Beschichtungsmittel auf Polyurethanbasis handeln. Vorstellbar ist darüber hinaus der Einsatz von Nanokapseln gemäß der vorliegenden Erfindung enthaltend titan-basierten Katalysatoren für Kondensationsreaktionen, beispielsweise von Silanen oder silangruppen-haltigen Polymeren. Weitere Einsatzgebiete sind die Polymerisation von Epoxiden, Benzoxazinen und Metathesesystemen. Besonders bevorzugt ist der Einsatz bei vernetzenden Systemen, wie Elastomeren und insbesondere Duromeren. Generell schließen die
Anwendungsfelder Klebstoffe, Dichtstoffe, Beschichtungen und Infusionsharze ein.
Die Zusammensetzungen, die die hierin beschriebenen Nanokapseln enthalten, enthalten somit in verschiedenen Ausführungsformen weiterhin mindestens ein Polyisocyanat oder NCO-funktionelles Präpolymer und mindestens eine Verbindung mit mindestens zwei NCO-reaktiven Gruppen, insbesondere ein Polyol. Der Katalysator, d.h. die magnetischen Nanopartikel und/oder zusätzliche Katalysator/Initiatorverbindungen, katalysieren dann nach der Freisetzung die Reaktion zwischen den lsocyanat(NCO)-Gruppen und den NCO-reaktiven Gruppen, typischerweise Hydroxylgruppen, die in einer Polyaddition zu Urethangruppen reagieren. Dadurch werden aus den Monomeren bzw. Präpolymeren die Polyurethanpolymere gebildet. Es ist selbstverständlich, dass neben den oder anstelle der beschriebenen NCO-funktionellen Präpolymeren auch Präpolymere mit NCO-reaktiven Gruppen, beispielsweise OH-funktionelle Präpolymere eingesetzt werden können. Als
Polyisocyanate und Polyole können alle im Zusammenhang mit der Polyurethansynthese üblicherweise eingesetzten Verbindungen verwendet werden.
Neben den beschriebenen Nanokapseln können die Zusammensetzungen selbstverständlich auch weitere übliche Inhaltsstoffe von solchen Mitteln enthalten.
Grundsätzlich sind alle im Zusammenhang mit den Nanokapseln sowie den Mitteln der Erfindung offenbarten Ausführungsformen auch auf die beschriebenen Verfahren und Verwendungen anwendbar und umgekehrt. So ist es beispielsweise selbstverständlich, dass alle hierin beschriebenen speziellen Nanokapseln in den genannten Mitteln und Verfahren anwendbar sind und wie hierin beschrieben verwendet werden können.
Die folgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung, die Erfindung ist aber nicht darauf beschränkt.
Beispiele
Materialien: Alle Monomere, Methylmethacrylat (MMA, Merck, > 99% stab.), Butylmethacrylat (BMA, Merck, > 99% stab.), Methacrylsäure (MAA, Acros, 99.5% stab) und 1 ,4- Butandioldimethacrylat (BDDMA, Sigma Aldrich, 95%) wurden wie erhalten ohne weitere
Aufreinigung verwendet. Natriumdodecylsulfat (SDS, Lancaster, 99%), Hexadekan (HD, Merck > 99%) und der Initiator Kaliumperoxodisulfat (KPS, Merck, zur Analyse) wurden wie erhalten verwendet. Die Matrix-bildenden Monomere Desmodur Z4470 (trifunktionelles Isocyanat, Bayer, 70% in Butylacetat) und Rizinusöl (Hydroxylzahl = 158 mg KOH/g, VWR International) wurden wie erhalten verwendet. Isooktan (IO, > 99.5%; Carl Roth) und Dimethylzinndineodekanoat (Fomrez UL-28, Momentive, 50% in Aceton) wurden wie erhalten verwendet. Für alle Experimente wurde deionisiertes Wasser verwendet.
Materialien Magnetitnanopartikel: Eisen(ll)-chlorid-Tetrahydrat (Merck, > 99%), Eisen(lll)-chlorid- Hexahydrat (VWR, > 99), Ammoniak-Lsg. (25%ig, reisnt)
Herstellung der magnetischen Nanokapseln
Synthese der Magnetitnanopartikel
12,01 g (60 mmol) Eisen(ll)chlorid Tetrahydrat und 24,36 g (90 mmol) Eisen(lll)chlorid Hexahydrat wurden in einen 500 ml Dreihalskolben mit Rührer und Rückflusskühler gegeben und in 100 ml destilliertem Wasser gelöst. Anschließend wurden 40 ml einer 25 %-igen Ammoniaklösung bei Raumtemperatur und unter konstantem Rühren hinzugetropft. Zuletzt wurden 4 g (14,2 mmol) Ölsäure hinzugegeben und das Reaktionsgemisch für 1 h auf 70 °C aufgeheizt. Anschließend wurde die Temperatur für 2 h auf 1 10 °C erhöht. Nach Ablauf der Reaktionszeit und Abkühlen auf Raumtemperatur wurde der schwarze Niederschlag mithilfe eines Supermagneten von der Matrix getrennt, mit vollentsalztem Wasser gewaschen und bei 40 °C im Vakuumtrockenschrank über Nacht getrocknet.
Darstellung der magnetischen Nanokapseln mittels Miniemulsionspolymerisation
Die magnetischen Nanokapseln mit Magnetitbeladungen zwischen 1 % und 10 %, wurden über ein Miniemulsionsverfahren hergestellt. Für die disperse Phase der Miniemulsion wurden 4 g einer Monomermischung bestehend aus 3 g MMA (75 Gew.%), 0,4 g BMA (10.25 Gew.%), 0,4 g MAA (10 Gew.%) und 0, 1 g Vernetzer (BDDMA; 2,5 Gew.%) mit 250 mg HD in 2 g des Kernmaterials gelöst.
Eine Lösung aus 22 g destilliertem Wasser und 23 mg SDS wurde dann zu der hydrophoben Mischung gegeben und zur Voremulgierung drei Minuten mit einem Ultraturax (16000 Upm)
homogenisiert. Durch Einbringung von hohen Scherkräften mit einem Branson Sonifier 450-D mit Zoll-Spitze für 120 s (10 s Puls; 5 s Pause) wurde anschließend unter Eiskühlung die
Miniemulsion erzeugt und in einen 50 ml Rundkolben gegeben. Nach Erreichen der
Polymerisationstemperatur (70 °C) wurde eine Lösung aus 80 mg KPS in 2 ml Wasser zugegeben und 5 h unter Rühren polymerisiert. Die Teilchengrößen der hergestellten Emulsionen liegen zwischen 177 und 203 nm.
Tabelle 1: Magnetitbeladung für die Miniemulsionspolymerisation
*MOA = Magnetite Oleic Acid; **1 = Gew.-% Magnetit
Abbildung 1 zeigt die Morphologie der Probe MOA 10 bei verschiedenen Auflösungen. Die Kapseln weisen eine sehr hohe Einheitlichkeit, sowie eine Kern-Schale Struktur auf. In Abbildung 1 b ist weiterhin erkennbar, dass sich Magnetitpartikel in den Nanokapseln befinden.
Darstellung der magnetischen Nanokapseln mittels Emulsionspolymerisation
Für eine Miniemulsion A wurden 0,769 g MMA, 0, 103 g BMA und 0,103 g MAA mit 0,0256 g des Vernetzers BDDMA mit 0,03 g Hexadecan vermischt. Zu der hydrophoben Mischung wurde anschließend eine Lösung aus 24 g destilliertem Wasser und 10 mg SDS zugegeben und zur Voremulgierung drei Minuten mit einem Ultraturax (16000 Upm) homogenisiert. Durch Einbringung von hohen Scherkräften mit einem Branson Sonifier 450-D mit V2 Zoll-Spitze wurde anschließend für 120 s (10 s Puls; 5 s Pause) unter Eiskühlung die Monomerminiemulsion erzeugt.
Für eine Miniemulsion B wurden die in Tabelle 2 angegebenen Mengen an hydrophobisierten Eisenoxid-Nanopartikeln in einem Ultraschallbad für 30 Minuten in Isooktan dispergiert und je nach Probe mit 0,769 g Fomrez versetzt. Anschließend wurde eine Lösung aus 24 g destilliertem Wasser und 25 mg SDS hinzugegeben. Das Zweiphasensystem wurde mit einem Branson Sonifier 450-D mit V2 Zoll-Spitze für 180 s (10 s Puls; 5 s Pause) unter Eiskühlung miniemulgiert.
Tabelle 2: Magnetitbeladung für die Emulsionspolymerisation
Magnetit Isooctan Fomrez
[g] [g] [g]
LMOA*F** 1 2 0,0769
HMOA***F 2 1 0,0769
LMOA 1 2 -
HMOA 2 1 -
*LMOA= magnetische Polymer/Hybridpartikel mit geringer Magnetitbeladung
** F= Fomrez
***HMOA= magnetische Polymer/Hybridpartikel mit hoher Magnetitbeladung
Die beiden hergestellten Miniemulsionen A und B wurden in einen 100 ml Einhalskolben gegeben, für 5 Minuten bei Raumtemperatur gerührt und mit einer Lösung aus 0,5 g destilliertem Wasser und 20 mg KPS, versetzt. Zuletzt wurde das Gemisch auf 80 °C aufgeheizt und unter Rühren für 8 h polymerisiert. Die Größe der Partikel, bestimmt durch Dynamische Lichtstreuung, beläuft sich bei LMOA F auf 109 m mit einem Polydispersitätsindex von 0, 19 und bei HMOA F auf 87 nm mit einer Verteilung von 0,14. Abbildung 2 zeigt die Morphologie der so hergestellten Kapseln, wobei a-c die Kapseln mit geringem Magnetitanteil (LMOA F) darstellen und d-e die Partikel mit hohem
Magnetitgehalt (HMOA F). Die Morphologie der LMOA Kapseln ohne Katalysator ist ähnlich wie bei den katalytischen, magnetischen Nanokapseln LMOA F (Abbildung 4). Der Magnetitanteil ist ausreichend gering, sodass sich einheitliche Kern-Schale Strukturen ausgebildet haben. Das Magnetit ist wie erwartet homogen in der Polymermatrix verteilt. Die Teilchengrößen liegen bei 104 nm mit einem Polydispersitätsindex von 0, 19. Der Hansen-Parameter öd des Polymers der Kapselhülle beträgt ungefähr 17 MPa '2, der Hansen-Parameter öP ungefähr 12 MPa '2, und der Hansen-Parameter öh ungefähr 15,3 MPa1'2.
Zur thermischen Analyse der magnetischen Nanokapseln mit Katalysator und hoher (HMOA F) und geringer (LMOA F) Magnetitbeladung sowie der LMOA Nanokapseln wurden TGA-Messungen durchgeführt und mit der Nanokapseln ohne Magnetitpartikel verglichen. Die Nanokapseln ohne Magnetit zeigen bei 120 °C einen Masseverlust von ca. 21 %, was auf die Verdampfung des Isooktans zurückzuführen ist. Bei den magnetischen Nanokapseln ist dieser Masseverlust nicht erkennbar. Die Zersetzung von organischem Material beginnt bei LMOA F und HMOA F bei ca. 150 °C und bei den Nanokapseln ohne Magnetitbeladung bei ca. 300 °C. Wie erwartet ist der Polymeranteil der Nanokapseln ohne Magnetitbeladung wesentlich höher als der der magnetischen Nanokapseln. Dies wird weiterhin bei dem Vergleich der Rückstände deutlich, die bei Nanokapseln ohne Magnetitbeladung lediglich bei 8 %, bei LMOA F bei 54 % und bei HMOA F bei 64 % liegen, was auf den höheren anorganischen Anteil in diesen Proben zurückzuführen ist. Der Rückstand von LMOA beläuft sich auf ca. 58 %. Die Sättigungsmagnetisierungen der LMOA Probe, die aus der in Abbildung 5 dargestellten Hysteresekurve berechnet wurden, liegt bei 48 emu/g und ist
aufgrund der Anwesenheit der Polymerhülle im Vergleich zur Sättigungsmagnetisierung der reinen Magnetitnanopartikel leicht erniedrigt.
Rheoloqiemessunqen
Die Rheologiemessungen wurden unter isothermen Besindungen bei 50 °C und 120 °C durchgeführt und die Härtungsreaktion des Polyurethankomposits verfolgt. Thermolatente Kapseln ohne Magnetit in der Matrix dienen als Referenz.
Magnetische Nanokapseln enthaltend Katalysator
1 g Rizinusöl (OH-Zahl = 158) wurde standardmäßig mit 0, 1 Gew-% Fomrez, bezogen auf die eingesetzte Menge an Rizinusöl, versetzt und mit 0,9945 g IPDI Trimer (NCO-Zahl= 355) vermischt. Für die Probe LMOA F beträgt die Menge an gefriergetrocknetem Pulver, die in das Rizinusöl eingewogen wurde, 28, 12 mg und für die HMOA F Partikel 41 , 12 mg.
Die Härtungsreaktion wurde bei konstanter Temperatur durch die Messung der komplexen Viskosität verfolgt, wie in Abbildung 4 dargestellt ist.
Bei 50 °C zeigen die Proben mit den Nanokapseln ohne Magnetit und die LMOA F Nanokapseln einen moderaten Anstieg der Viskosität über die Zeit. Die Endviskosität der LMOA F ist dabei so gering, dass eine Verarbeitung der Komponenten auch nach mehreren Stunden unter diesen Bedingungen noch möglich ist. Beide Proben zeigen ein nahezu identisches Verhalten. Obwohl die Katalysatorkonzentration in allen drei Proben gleich ist, zeigt die Probe mit HMOA F ein völlig anderes Verhalten. Die Endviskosität liegt zwei Größenordnungen höher, was auf die Morphologie der Partikel zurückzuführen sein könnte. Durch die große Menge an Magnetitpartikeln im Polymer werden keine Kern-Schale Strukturen gebildet, weshalb der Katalysator nicht durch eine Barriere abgeschirmt wird, sondern frei im Polymer verteilt vorliegt. Aus diesem Grund kann dieser einfacher aus dem Polymer herausdiffundieren und die Polyurethanreaktion katalysieren.
Anschließend wurde die Temperatur auf 120 °C erhöht. Die Probe mit den Nanokapseln ohne Magnetit besitzt eine Induktionsphase von ca. 15 Minuten, bevor die Härtungsreaktion schlagartig katalysiert wird. Bei der Probe mit den LMOA F Nanokapseln findet die Katalyse der Reaktion ebenfalls schlagartig statt, jedoch ist die Induktionsphase mit 10 Minuten deutlich kürzer. Im Gegensatz dazu zeigen die HMOA F Kapseln nicht einmal mehr eine Induktionsphase, sondern katalysieren die Reaktion sofort. Ein Grund hierfür könnten katalytische Eigenschaften der Ölsäure
sein, wodurch die Härtungsreaktion zusätzlich beschleunigt wird. Daher wird im Folgenden die mögliche Katalyse durch Magnetit näher betrachtet.
Magnetische Nanokapseln ohne Katalysator
Die Messungen, die für die weitere Aufklärung der Katalyse durchgeführt wurden, sind in Abbildung 6 dargestellt. Als Referenz dient dabei wieder die reine PU-Matrix. (Abbildung 6a). Die
Magnetitkonzentration beläuft sich diesmal bei allen Proben auf 1 Gew-% Magnetit, bezogen auf das Polyol, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten.
1 g Rizinusöl (OH-Zahl = 158) wurde standardmäßig mit 1 Gew-% Magnetit, bezogen auf die eingesetzte Menge an Rizinusöl, versetzt und mit 0,9945 g IPDI Trimer (NCO-Zahl= 355) vermischt. Die genauen Mengenangaben der eingesetzten Katalysatoren sind in Tabelle 3 dargestellt.
Tabelle 3: Einwaagen der magnetischen, katalytischen Nanokapseln in das Polyol
Als erstes wurden dementsprechend 1 Gew-% mit Ölsäure hydrophobisiertes Magnetit in das Rizinusöl eingerührt und mit Isocyanat versetzt. Die Härtungsreaktion wurde sowohl bei 50 °C, als auch bei 120 °C verfolgt (Abbildung 6b). Bei 50 °C zeigt das Magnetit keine katalytische Aktivität und ist somit inaktiv. Bei 120 °C wird die Reaktion direkt von Beginn an stufenweise beschleunigt, was die Vermutung bestätigt, dass das funktionalisierte Magnetit ebenfalls zur Katalyse der Reaktion beiträgt. Die Startviskosität liegt dabei wesentlich höher als bei der Matrix. Da nicht eindeutig ist, ob das Eisenoxid oder die daran angelagerte Ölsäure für die Katalyse verantwortlich ist, wurde nicht funktionalisiertes Magnetit hergestellt und ebenfalls als Katalysator für die
Härtungsreaktion verwendet (Abbildung 6c). Bei 50 °C zeigt das Magnetit keine Aktivität und auch bei 120 °C ist keine eindeutige Beschleunigung der Reaktion erkennbar. Die Kompatibilität des anorganischen Magnetits mit der organischen Matrix ist dabei allerdings sehr gering, weshalb die Messung sehr stark schwankt.
Abbildung 6d zeigt Ölsäure als Reaktionsbeschleuniger der Härtung. Bei der Ölsäure handelt es sich im Gegensatz zu den zuvor verwendeten heterogenen Katalysatoren um einen homogenen Katalysator. Zur Vergleichbarkeit der Proben beläuft sich die Konzentration der Ölsäure auf den Anteil, der an 1 Gew-% Magnetit angelagert ist. Auch hier findet bei 50 °C keine Katalyse der Reaktion statt. Bei 120 °C findet jedoch nach einer Induktionsphase von etwa 20 Minuten eine
schlagartige Katalyse der Reaktion statt. Somit trägt die Ölsäure maßgeblich zur Beschleunigung der Reaktion bei.
Zuletzt wurden die magnetischen Nanokapseln LMOA eingebettet in die Matrix, vermessen (Abbildung 6e), die bei 50 °C ebenfalls keine katalytische Aktivität zeigen, jedoch bei 120 °C die Reaktion nach einer Induktionsphase von etwa 1 1 Minuten katalysieren. Im Vergleich zu dem reinen, unverkapselten Magnetit findet die Katalyse hier nicht stufenweise statt, sondern schlagartig, was abermals zeigt, dass die Methode der Verkapselung sehr gut für eine
thermolatente Katalyse geeignet ist. Der beschleunigende Effekt der magnetischen Nanokapseln auf die PU-Reaktion scheint hauptsächlich durch die Ölsäure zustande zukommen. Jedoch ist die Induktionsphase bei Verwendung der LMOA Kapseln 9 Minuten kürzer als bei der Katalyse mittels Ölsäure. Erwartungsgemäß müsste die Ölsäure als homogener Katalysator die Reaktion schneller katalysieren. Die zusätzliche Beschleunigung kommt somit am wahrscheinlisten durch die
Kombination von Magnetit und der organischen Säure zustande, ähnlich wie auch bei dem Organozinnkatalysator Fomrez. Jedoch ist dabei stets der Unterschied zwischen molekularen und partikulären Strukturen zu berücksichtigen, was eine direkte Vergleichbarkeit erschwert.
Abbildung 1 zeigt die Morphologie der magnetischen Nanokapseln enthaltend 10 Gew.-%
Magnetit, die über eine Miniemulsion in Schritt (ii) des wie hierin beschriebenen Verfahrens hergestellt wurden, bei verschiedenen Auflösungen.
Abbildung 2 zeigt die Morphologie magnetischer Nanokapseln enthaltend den Katalysator Fomrez mit jeweils 15 Gew.-% sowie 46 Gew.-% Magnetit (Abb. 2a), 2b), 2c)) bzw. 64 Gew.-% Magnetit (Abb. 2d), 2e), 2f)).
Abbildung 3 zeigt die Morphologie der magnetischen Nanokapseln enthaltend 58 Gew.-%
Magnetit (LMOA) bei unterschiedlichen Auflösungen.
Abbildung 4 zeigt die zeitabhängige Messung der komplexen Viskosität Matrix-bildender
Monomere bei a) 50 °C und b) 120 °C von Nanokapseln ohne magnetische Nanopartikel (Abb. 4c); TLCN 1 ), magnetischen Nanokapseln enthaltend 54 Gew.-% Magnetit und den Katalysator Fomrez (Abb. 4d), LMOA F), sowie magnetischen Nanokapseln enthaltend 64 Gew.-% Magnetit sowie den Katalysator Fomrez (Abb. 4e), HMOA F).
Abbildung 5 zeigt eine VSM Messung von magnetischen Nanopartikeln enthaltend 58 Gew.-% Magnetit (LMOA).
Abbildung 6 zeigt die zeitabhängige Messung der komplexen Viskosität Matrix-bildender Monomere bei 50 °C und 120 °C von a) der reinen Matrix (Rizinusöl und IPDI Trimer), b) der Matrix und Magnetit mit Ölsäurefunktionalisierung, c) der Matrix und Magnetit ohne
Ölsäurefunktionalisierung, d) der Matrix und Ölsäure, e) der Matrix und LMOA.