Omniphobe Oberfläche
Die Erfindung betrifft eine strukturierte Oberfläche mit omniphoben Eigenschaften. Die Oberfläche besitzt in großer Flächendichte sehr kleine topographische Strukturen der lateralen Dimension kleiner 10 Ä. Beim Kontakt einer Flüssigkeit mit der strukturierten Oberfläche erhöht sich die Oberflächenspannung der Flüssigkeit weit über den thermodynamischen Ausgangswert, den die Flüssigkeit ohne die kleinen topographischen Strukturen besitzt. Die omniphobe Oberfläche weist dann einen Vorrückwinkel > 90° für Flüssigkeiten mit beliebigen Ausgangswerten der Oberflächenspannung auf.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung und Verwendungen der omniphoben Oberfläche.
Hintergrund
Die Herstellung einer omniphoben - für sämtliche Flüssigkeiten maximal entnetzenden - Oberfläche ist für eine Vielzahl industrieller Anwendungen von großem Interesse. Zu den möglichen Anwendungen zählen beispielsweise die Beschichtung für reinigungsfreie Glasflächen im Außeneinsatz oder der Einsatz in Mikrodosiersystemen für minimale Dosierverluste und hohe Dosiergenauigkeit. Aufgrund des sehr großen Anwendungspotentials hat es nicht an Versuchen gefehlt, omniphobe Oberflächen herzustellen, an denen alle Flüssigkeiten Kontaktwinkel > 90° ausbilden. Im Hinblick auf die verschiedenen Anwendungen ergeben sich allerdings erhebliche Einschränkungen zur Herstellung solcher Oberflächen in Bezug auf deren Widerstandsfähigkeit, Umweltverträglichkeit und optische Eigenschaften. Um das Benetzungsverhalten, insbesondere den Kontaktwinkel, einer Flüssigkeit in Kontakt mit einer Oberfläche zu ändern, sind seit Jahrzehnten zwei Prinzipien bekannt: 1. Verfahren nach Wenzel (Ind. Eng. Chem. 28, 988 (1936)) und 2. Verfahren nach Cassie- Baxter (Trans. Faraday Soc. 40, 546 (1944)). Beide Verfahren verwenden eine topographische Strukturierung der Oberfläche. Beide Prinzipien sind grundsätzlich geeignet, um Oberflächen zur starken Entnetzung von Flüssigkeiten zu erzeugen und treten in vielen Ausführungen auch kombiniert auf.
Allerdings unterliegen sowohl der Wenzel- als auch der Cassie-Mechanismus einigen systematischen Einschränkungen. Der Wenzel Mechanismus wirkt nur dann stärker entnetzend, wenn bereits die nicht-strukturierte Oberfläche einen Kontaktwinkel > 90° mit der Flüssigkeit ausbildet. Gerade für niederenergetische Flüssigkeiten mit kleinen Kontaktwinkeln (< 90°) führt die Strukturierung dann zu einer Abnahme des Kontaktwinkels. Obwohl der Cassie-Mechanismus immer zu einer erhöhten Entnetzung führt, ist der Cassie-Zustand metastabil und es kann zu einem Übergang in den Wenzel- Zustand kommen. A. Tuteja et ah, PNAS 105, 18200 (2008) beschreiben ein Verfahren wie mit Hilfe topographischer Strukturen mit speziell konstruierter („re-entrant") Geometrie der metastabile Cassie-Zustand stabilisiert werden kann, was insbesondere zur Entnetzung niederenergetischer Flüssigkeiten bedeutsam ist.
Jüngst sind eine Reihe von Präparationsverfahren von Oberflächen zur starken Entnetzung niederenergetischer Flüssigkeiten ("superoleophoben" oder "superomniphoben") vorgeschlagen worden. Allen Präparations-verfahren gemeinsam ist eine topographische Oberflächenstrukturierung durch die Verwendung: 1. hierarchischer Strukturen auf überlagerten Längenskalen oder 2. speziell konstruierter, lithographisch hergestellter Strukturen mit „re-entrant" Geometrien. Um stark entnetzende Oberflächen für die praktische Anwendungen gering lichtstreuend herzustellen, müssen die topographischen Strukturen deutlich kleiner als die Lichtwellenlänge (< 100 nm) sein. Bislang gibt es keine Oberfläche, die extrem hohe Kontaktwinkel für niederenergetische Flüssigkeiten aufweist und gleichzeitig ein für optische Anwendungen tolerierbares Niveau von Streuverlusten besitzt. Weiterhin werden die Oberflächen gewöhnlich mit einer hydrophoben Hilfsschicht aus Fluorpolymeren oder Siloxanen versehen, die weich und wenig widerstandsfähig sind.
In einer Veröffentlichung von Mazumber et ah, Nano Lett. 14, 4677 (2014) wird über Oberflächen aus mit Fluorsilanen modifizierten hierarchischen Nanostrukturen berichtet, die Kontaktwinkel bis zu 153° für Hexadekan und 163° für Ölsäure erlauben.
Obwohl über vergleichsweise gute optische Eigenschaften berichtet wird, wird eine solche Oberfläche eine signifikante Trübung (1% Haze) aufweisen. Weiterhin ist der Einsatz einer Hilfsschicht aus Fluorsilanen hinsichtlich der Stabilität und der Umweltverträglichkeit für praktische Anwendungen bedenklich.
In einer Veröffentlichung von T. Liu und C.J. Kim, Science 346,1096 (2014) wird über eine Oberfläche aus pilzförmigen Strukturen mit Überhang-Geometrie berichtet („double re- entrant"), auf denen auch niederenergetische Flüssigkeiten mit sehr kleinen Oberflächenspannungen bis zu 10 mN/m hohe Kontaktwinkel > 150° ausbilden. Die Herstellung solcher Oberflächen, die keine intrinsische Entnetzbarkeit des Oberflächenmaterials erfordert, sodass die Verwendung einer hydrophoben Hilfsschicht hinfällig wird, wird insbesondere auch in WO 2015/048504 A2 beschrieben. Solche Oberflächen unterliegen allerdings einem sehr aufwendigen und unwirtschaftlichen lithographischen Herstellungsprozess und die großen topographischen Strukturdimensionen (~10 μηι) sind stark lichtstreuend. Daneben wird durch die geringe Haltbarkeit derartig fragiler Strukturen die praktische Einsetzbarkeit dieser Oberflächen stark eingeschränkt.
Es stellt sich somit die Aufgabe, Oberflächen bereitzustellen, die die Nachteile des geschilderten Standes der Technik nicht aufweisen.
Beschreibung der Erfindung
Erfindungsgemäß wird die Lösung der Aufgabenstellung dadurch erreicht, dass die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten bei der Benetzung von Oberflächen mit sehr kleinskaliger Strukturierung erhöht wird.
Änderungen der makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung 0 sind bei stark gekrümmten freien Flüssigkeitsoberflächen bekannt. Ein wichtiges Beispiel ist die Oberflächenspannung kleiner Flüssigkeitstropfen der Größenordnung weniger Nanometer. Diese krümmungsabhängigen Oberflächenspannungen sind ein wichtiger Bestandteil vieler Vorgänge in Technik und Natur. Unter dem Begriff„Tolman-Länge", die die krümmungsabhängigen Änderungen der Oberflächenspannung beschreibt, ist dieser Zusammenhang Gegenstand vieler aktueller wissenschaftlicher und technischer Arbeiten.
Ruhende freie Flüssigkeitsoberflächen, d.h. flüssig-gas Grenzflächen sind nicht beliebig glatt; ihre Struktur wird bestimmt durch die Amplituden thermisch erzeugter Kapillarwellen der Wellenlängen 0 (vgl. Figur 1). Die Oberflächenspannung wirkt als „Rückstellkraft" der Kapillarwellen und ist umgekehrt proportional zur Amplitude der Kapillarwellen. Je höher die„Rückstellkraft" für Kapillarwellen der Wellenlänge 0 ist, desto „glatter" ist die Flüssigkeit auf dieser Längenskala. Die Amplituden der Kapillarwellen in der „aufgerauten" Oberfläche können sich bei verschiedenen Wellenlängen sehr charakteristisch unterscheiden. Als derzeit detaillierteste Beschreibung kleinskaliger Korrekturen der Oberflächenspannung an freien Flüssigkeits-Dampf-Grenzflächen gelten experimentell die Daten in der Veröffentlichung von Mora et al, Phys. Rev. Lett. 90, 216101 (2003) mit der zugrunde liegenden Theorie von Mecke und Dietrich (Phys. Rev. E 59, 6766 (1999)).
Figur 8 zeigt für drei Flüssigkeiten den Verlauf der Verhältnisse 0(q)/0 der skalenabhängigen Oberflächenspannung 0(q) und makroskopischen Oberflächenspannung 0 in Abhängigkeit vom Wellenvektor q = 20/0 bzw. der Wellenlänge 0 der Kapillarwellen an der freien Flüssigkeitsoberfläche. Bei kleiner werdender Wellenlänge 0 ergibt sich zunächst eine Verringerung der skalenabhängigen Oberflächenspannung 0(q), bevor bei sehr kleinen Wellenlängen ein starker Anstieg auftritt. Dieser sehr große Anstieg betrifft grundsätzlich jede Flüssigkeit. Für Octamethylcyclotetrasiloxan (OMCTS) ist dies in Figur 8 gezeigt. Die Messdaten zeigen
eine Erhöhung von 0(q)/0 um Faktor 6. Durch die experimentelle Technik (Röntgenstreuung im streifenden Einfall) ist die Messung der Anstiege von 0(q)/0 für alle Flüssigkeiten für kleine 0 (~10 Ä) limitiert. Keine dieser Oberflächenspannung 0(q) ist isoliert für makroskopische Benetzungsvorgänge wirksam, sondern nur die Gesamtheit aller thermisch angeregten Kapillarwellen-Amplituden resultiert in der makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung 0 der freien flüssig-gas Grenzfläche. Grundlage dieser Erfindung ist die völlig unerwartete und überraschende Entdeckung, dass Flüssigkeiten beim Kontakt mit sehr kleinskalig strukturierten Oberflächen die Oberflächenspannungen 0(q) selektiv makroskopisch wirksam werden lassen, deren Wellenlängen 0 der kleinskaligen Struktur der Oberfläche entsprechen. Die dadurch selektiv erzeugte effektive Oberflächenspannung 0* stellt die„neue" makroskopisch wirksame flüssig-gas Oberflächenspannung für Benetzungsvorgänge an dieser Oberfläche dar.
Mit Hilfe dieser Entdeckung kann durch die Struktur der Oberfläche eine bestimmte effektive Oberflächenspannung gewählt werden, die die makroskopischen Benetzungsvorgänge bestimmt.
Hierdurch können eine Reihe von Nachteilen des Standes der Technik vermieden werden. Zunächst können bei einer hinreichend kleinskaligen Strukturierung der Oberfläche sämtliche Flüssigkeiten durch die grundsätzlich immer vorhandene starke Erhöhung der Oberflächenspannung maximal entnetzend werden.
Daneben können zur Herstellung der Oberfläche auch solche Materialien verwendet werden, die nicht selbst hydrophob oder oleophob sind. Die beim Stand der Technik in nahezu allen Fällen notwendige Verwendung von nicht umweltverträglichen und daher nicht nachhaltigen Fluortensiden ist nicht notwendig und sogar nachteilig aufgrund der geringeren Haltbarkeit dieser Materialien.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Oberflächen können sehr haltbare nicht hydrophobe oder nicht oleophobe Materialien wie Kohlenstoffnanoröhren zum Einsatz kommen. Die Auswahl der Materialien ist grundsätzlich zunächst nicht beschränkt.
Die erfindungsgemäßen Oberflächen können durch die sehr kleinskalige Strukturierung mit Dimensionen kleiner 10 Ä eine sehr geringe Lichtstreuung aufweisen, so dass die Oberflächen in Transmission „klar" erscheinen und in Reflektion „glänzend" sind. Optische Anwendungen, bei denen anhaftende Flüssigkeitstropfen insbesondere sehr störend sind, können daher mit den erfindungsgemäßen Oberflächen sehr vorteilhaft bedient werden. Da die Strukturen für die Benetzungseigenschaften weit außerhalb der streuungswirksamen Strukturgrößen (Größenordnung Lichtwellenlänge) liegen, können aber auch definiert lichtstreuende Oberflächen hergestellt werden, die in Transmission definiert „trübe" oder in Reflektion auf gewünschte Weise „matt" eingestellt sind.
Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren und Tabellen in Beispielen erläutert.
Schematische Darstellung einer Flüssigkeitsoberfläche. Durch thermisch angeregte Kapillarwellen der Wellenlänge 0 wird die Flüssigkeitsoberfläche aufgeraut. Die Oberflächenspannung ist die Rückstellkraft der Kapillarwellen; sie „glättet" die Oberfläche. Die Oberflächenspannung ist umgekehrt proportional zur Amplitude der Kapillarwellen.
Molenbruch der Komponente F10H2 in einer binär gemischten Monolage aus F8H2 und F10H2 in Abhängigkeit vom Konzentrationsverhältnis R = der beiden Komponenten bei Adsorption aus ethanolischer Lösung der Gesamtkonzentration 1 mM bei 60°C. Die offenen Symbole stellen die Summe = 1 der unabhängig voneinander bestimmten Molenbrüche dar und stellen insofern eine Prüfung der Konsistenz der Daten dar. Ro bezeichnet das Konzentrationsverhältnis in der Lösung, bei dem sich eine äquimolare Zusammensetzung ( = 0,5) der adsorbierten Monolage ergibt.
Intensitäten nF8H2- FSH2, nF8H2- FIOH2 und nFioH2- FIOH2 von binären Cluster-Ionen in Abhängigkeit des Molenbruchs XFIOH2 in einer binär gemischten Monolage aus den Komponenten F8H2 und F10H2. Binäre Cluster-Ionen können bei der SIMS-Analytik dieser Monolagen nur von zwei in der Monolage direkt benachbarten Thiolatketten gebildet werden. Die durchgezogenen Linien zeigen die Intensitäten für eine statistische Verteilung der beiden Ketten in der binären Monolage und bestätigen somit für jede Monolagenzusammensetzung die zufällige Anordnung der Komponenten zueinander.
Schematische Darstellung der zufälligen Anordnung zweier Komponenten 1 und 2 in einer binären molekular gemischten Monolage mit äquimolarer Zusammensetzung der Komponenten. Der Durchmesser perfluorierter Thiolketten auf Au (111) beträgt 5,6 Ä, der Abstand zum nächsten Nachbarn beträgt 5,8 Ä. Durch die zufällige Anordnung der beiden Komponenten entsteht eine mittlere Strukturgröße der einkomponentigen Bereiche, die ein Vielfaches der lateralen Dimension der Einzelketten beträgt.
Vorrückwinkel 0a von Wasser für binär gemischte Monolagen der Komponenten F8H2 und F10H2 in Abhängigkeit der Zusammensetzung der Monolage. Die makroskopische Oberflächenspannung 0 sagt einen Verlauf voraus, der stark von den Messungen abweicht. Die gemessenen Daten können mit einer Oberflächenspannung 0* = 0,80 nach Gleichung (8) beschrieben werden.
Selektiv erzeugte Oberflächenspannung 0* relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 für Wasser in Kontakt mit binär gemischten Monolagen mit äquimolarer Zusammensetzung aus den Komponenten FyH2, deren Längenunterschied 0h beträgt.
Selektiv erzeugte Oberflächenspannung 0* relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 für Squalan in Kontakt mit binär gemischten Monolagen mit äquimolarer Zusammensetzung aus den Komponenten FyH2, deren Längenunterschied 0h beträgt.
Skalenabhängige Oberflächenspannung 0 (q) relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 an freien Flüssigkeitsoberflächen für Wasser, Squalan und Octamethylcyclotetrasiloxan (OMCTS) in Abhängigkeit der Wellenlänge q der Kapillarwellen. Das Daten sind entnommen aus der Veröffentlichung Mora et al, X-Ray Synchrotron Study of Liquid-Vapor Interfaces at Short Length Scales: Effect of Long- Range Forces and Bending Energies, Phys. Rev. Lett. 90, 216101 (2003).
Selektiv erzeugte Oberflächenspannung 0* relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 für Squalan in Kontakt mit binär gemischten Monolagen mit äquimolarer Zusammensetzung aus den Komponenten Hy, deren Längenunterschied 0h beträgt. Zum Vergleich sind die Daten für Komponenten FyH2 aus Figur 6 gezeigt.
Vergleich der selektiv erzeugte Oberflächenspannung 0* relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 für verschiedene Flüssigkeiten in Kontakt mit einer Oberfläche einer binär gemischten Monolage mit äquimolarer Zusammensetzung aus den Komponenten F8H2 und F12H2.
Beispiele
Im Folgenden werden zunächst allgemeine Beschreibungen für die Beispiele erläutert.
a. Reinigung der Silizium-Substrate
Siliziumwafer (Si(100), Durchmesser 2 Zoll, Dicke 275 μηι, einseitig poliert) wurden mit unmittelbar zuvor hergestellter Peroxomonoschwefelsäure ("Piranha Lösung", konzentrierte H2SO4 und H2O2 (30%, v/v) im Verhältnis 7:3 (v/v)) jeweils 30 min gereinigt. Anschließend wurden die Wafer zunächst mit vollentsalztem (VE) Wasser gespült, anschließend 15 min in VE-Wasser im Ultraschallbecken gereinigt, mit Ethanol (denaturiert mit 1% Methylethylketon) gespült und schließlich mit Ar (Reinheit 4.6) trockengeblasen.
b. Reinigung der Glasgeräte
Zur Herstellung der Beschichtungslösungen und zur Adsorption_wurden Glasgefäße verwendet, die wie folgt sorgfältig gereinigt wurden: Zunächst wurden die Geräte 30 min Piranha-Lösung (s.o.) gereinigt, anschließend mit fließendem VE-Wasser gespült, 15 min in VE-Wasser im Ultraschallbecken gereinigt und schließlich mindestens 12 h bei 200°C getrocknet. Bis zum Gebrauch innerhalb weniger Tage wurden die Geräte in Aluminiumfolie gelagert.
c. Beschichtung der Silizium- Substrate
Die Siliziumwafer wurden zunächst mit einer 20 nm dicken Schicht Titan (Target 99,5 %, 2 Zoll Durchmesser, Rate: 0,14 nm/s, FHR GmbH, Deutschland), dann unmittelbar anschließend mit einer 200 nm dicken Schicht Gold (Target 99,99 %, 2 Zoll Durchmesser, Rate: 1,12 nm/s, FHR GmbH, Deutschland) durch Kathodenzerstäubung (DC-Plasma, Argon 6.0, Ar-Druck 3 x 10 3 mbar) beschichtet. Die Proben wurden unmittelbar nach dem Ausschleusen aus dem Vakuum der Beschichtungsanlage (Hintergrunddruck 2 x 10 7 mbar) in die Adsorptionslösungen zur Beschichtung gegeben.
d. Präparation der Monolagen Die Adsorption der Monolagen erfolgte aus binären Lösungen der Präcursoren bei einer Gesamtkonzentration von 1 mM in absolutem Ethanol (p.a.), das zuvor durch Einleiten von Ar (Reinheit 4.6) über eine Glasfritte von gelöster Luft befreit wurde. Unmittelbar nach dem Ausschleusen der Siliziumwafer nach der Goldbeschichtung aus dem Hochvakuum der Beschichtungsanlage, wurden die Wafer in die schon vorbereiteten Lösungen gelegt und dort mindestens 60 h bei 60°C in geschlossenen Gefäßen mit Glasschliffen gelagert. Nach der Adsorption wurden die Proben zunächst 15 min in 1,1,1- Trifluortoluol (p.a.) gelegt und anschließend mit Dichlormethan (p.a.), Toluol (p.a.) und absolutem Ethanol (p.a.) gespült und in einem Argongasstrom (Reinheit 4.6) getrocknet. Bis zu den Untersuchungen wurden die Proben in staubdichten Behältern bei Umgebungstemperatur über einen Zeitraum von einigen Tagen gelagert.
e. Untersuchung der Monolagen durch statische
Sekundärionenmassenspektrometrie
Die Bestimmung der Molenbrüche der Komponenten und der Lateralverteilung der Komponenten in den binär gemischten Monolagen erfolgte durch statische Sekundärionenmassenspektrometrie (sSIMS) in einer Messanlage des Typs TOF.SIMS 300 (ION-TOF GmbH, Münster, Deutschland) mit einem Bi Primärionenstrahl der Energie 25 keV bei einer Primärionendosisdichte von 6 x 1012 cnr2 pro Spektrum auf einer gerasterten Messfläche von 200 χ 200 μηι2. Es wurden positive und negative Massenspektren aufgezeichnet, obgleich die Bestimmungen der Molenbrüche und der Lateralverteilungen der Komponenten ausschließlich anhand negativer Sekundärionen vorgenommen wurden. Die Spektren wurden mit verschiedenen Signalen kleiner Masse (z.B. C, CH, CH2, OH) sowie Au und AU2 kalibriert. Die Massenauflösung war typischerweise 0m/m « 12.000 bei ca. 100 Th.
Zur Bestimmung der Molenbrüche xi und X2 einer binär gemischten Monolage der Komponenten 1 und 2 werden die Massenspektren dieser gemischten Monolage und die Spektren der Monolagen der Einzelkomponenten 1 und 2 verwendet. Die Bestimmung wird mit Hilfe der Signale von quasi-Molekülionen vorgenommen. Dies sind für
fluorierte Präcursoren vom Typ lH,lH,2H,2H-Perfluor-n-alkylthiol (F-(CF2)
y-(CH2)2-SH, abgekürzt FyH2) die Sekundärionen (Au F M-H)- bei einem Masse- Ladungsverhältnis (m/z) von ky = 295 + 50y Th. Für nicht fluorierte Präcursoren vom Typ n-Alkylthiol (H- (CH2)
y-SH, abgekürzt Hy) wurden Sekundärionen (Au2 M-H)- bei ky = 427 + 14y Th verwendet. Die Bestimmung der Molenbrüche xi und X2 erfolgt nach:
Das Intensitätsverhältnis J berechnet sich aus dem Verhältnis der Intensitäten der Molekülionen beim Masse-Ladungsverhältnis ky und der Intensität des Gold-Ions Au- bei m/z = 197 Th. ky _ m/z = ky)
Jl97 I m/z = 197) L J Die Summe der auf diese Weise unabhängig bestimmten Molenbrüche xi und X2 beträgt xi + X2 = 1 innerhalb eines Fehlers von typischerweise ± 2 %, was zur Sicherstellung der Konsistenz der bestimmten Molenbrüche dient.
Für beide Präcursor-Typen erfolgte die Bestimmung der Lateralverteilung der Komponenten der binären Monolagen mit Hilfe der Intensitäten der Sekundärionen (Au (M-H)2)-. Neben den symmetrischen Dimerionen (gleichartige M) bei ky = 355 + lOOy für FyH2 und bei ky = 263 + 28y für Hy werden auch asymmetrische Dimerionen (verschieden-komponentige M) bei ky = 355 + 50yi + 50y2 für FyH2 und ky = 263 + 14 yi + 14 y2 für Hy betrachtet. Die normalisierten Intensitätsverhältnisse der symmetrischen nn, Π22 und asymmetrischen ni2 Dimerionen werden wie folgt bestimmt:
/i9 y 7 (*2 = o) ] {x2 = o.5) /i9 y 7 (*2 = i)
Aus statistischen Gründen gilt für das theoretische Verhältnis nn : ni2 : Π22 n1:L : n12 : n22 = x l : 2x x2 : x (4) und für die Summe gilt nn + ni2 + Π22 = 1. Innerhalb eines Fehlers von typischerweise
wenigen Prozent werden diese theoretischen Verhältnisse und Summen erfüllt. Da Dimerionen praktisch ausschließlich von direkten Nachbarn in der Monolage gebildet werden (vgl. Arezki et cd., ]. Phys. Chem. B 110, 6832 (2006)) bedeutet Gleichung (4) eine statistische Verteilung der Komponenten in der Monolage.
f. Bestimmung der Randwinkel von liegenden Flüssigkeitstropfen
Die Randwinkel liegender Tropfen von Flüssigkeiten wurden mit Hilfe eines Kontaktwinkelgoniometers vom Typ ACA50 (DataPhysics GmbH, Deutschland) mit einem thermostatierten Probenhalter bei 25°C bestimmt. Die Messanlage ist mit einem lithographischen Profil eines liegenden Wassertropfens mit einem Randwinkel von 120° kalibriert worden. Alle Randwinkel wurden ausschließlich dynamisch bestimmt. Dazu wurde 20
der Flüssigkeit mit einer Nadel (100 μηι Außendurchmesser) auf die Oberfläche dosiert. Während die Nadel im Kontakt zum Tropfen blieb, wurde das Vorrückverhalten bei Vergrößerung der Tripellinie unter Zugabe von 5
Flüssigkeit, bzw. das Rückzugsverhalten bei Verkleinerung der Tripellinie unter Abdosieren von 15
Flüssigkeit, mit einer Kamera aufgezeichnet. Die Dosierung erfolgte immer mit einer Geschwindigkeit von 0,15
Zur Bestimmung der Randwinkel wurde das Tropfenprofil bei der Bewegung der Tripellinie ausgewertet, indem zunächst eine Basislinie an das Tropfenprofil angelegt wurde. Der Vorrückwinkel wurde als Mittelwert von ca. 50 Einzelwerten der Winkel beim Vergrößern der Tripellinie während einer Zeit von ca. 5 s bestimmt. Der Rückzugwinkel wurde als Einzelwert zu dem Zeitpunkt ermittelt, bei der sich die Tripellinie erstmalig bei Abdosieren der Flüssigkeit verkleinerte. Alle Randwinkel wurden aus den Tangenten an der Tripellinie für die linke und rechte Seite des Tropfenprofils separat bestimmt und anschließend gemittelt.
g. Bestimmung der Oberflächenspannung
Die Bestimmung der Oberflächenspannung 0LV zwischen der Dampfphase (V) und der flüssigen Phase (L) des auf der Oberfläche liegenden Tropfens ergibt sich aus der Young- Dupre Gleichung mit dem Randwinkel 0γ:
Ysv ~ YSL = YLV COS θγ (5)
Die Grenzflächenspannung 0sv zwischen dem Festkörper (S) und der Dampfphase (V), sowie die Grenzflächenspannung 0SL zwischen dem Festkörper (S) und der Flüssigkeit (L) sind nicht direkt bestimmbar. Wir verwenden für 0SL das bekannte Girifalco-Good Modell, in dem 0SL durch die experimentell bestimmbare Oberflächenspannung 0LV ausgedrückt werden kann:
YSL = Ysv + YLV ~ 2 JYSVYLV (6)
Der Cosinus des Randwinkels 00 Seiner Flüssigkeit in Kontakt mit einer rauen Oberfläche ergibt sich aus dem Cosinus des Randwinkels 0y0der„glatten" Oberfläche skaliert mit einem Faktor r, der die vergrößerte Oberflächen der rauen Oberfläche berücksichtigt: cos ö = r cos öy (7)
Es ergibt sich damit eine Beziehung, mit der die Änderung der Oberflächenspannung 0LV aus der Änderung des Randwinkels 0 auf einer rauen Oberfläche bestimmt werden kann:
Zur Berechnung des Faktors r modellieren wir die Oberfläche durch hexagonal angeordnete Zylinder der van-der-Waals Durchmesser 5,6 Ä für FyH2 Ketten (Ulman et al., Langmuir 5, 1147 (1989)) und 4,5 Ä für Hy Ketten (Wunderlich, Macromolecular Physics Vol.l, chap. 2, Academic Press, New York, 1973, p 97) mit den bekannten Abständen nächster Nachbarn 5,8 Ä für FyH2 Ketten (Tamada et al, Langmuir 17, 1913 (2001), Alves et al., Langmuir 9, 3507 (1993), Liu et al., J. Phys. Chem. 101 4301 (1994)) und 5,0 Ä für Hy Ketten (Liu et al, Langmuir 10, 367 (1994), Strong et al, Langmuir 4, 547 (1988), Widrig et al., J. Am. Chem. Soc, 113, 2805 (1991)). Die Höhendifferenzen der Ketten betragen 1,25 Ä pro CF2-Gruppe (Colorado et al, ACS Symposium Series 781, Washington, DC, 2001) und 1,18 Ä pro CH2-Gruppe (Porter et al., J. Am. Chem. Soc. 109, 3559 (1987)).
Beispiel 1
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurde eine Probenreihe von binär gemischten Monolagen der Komponenten F8H2 und F10H2 durch Adsorption aus ethanolischen Lösungen der Konzentrationsverhältnisse R
hergestellt. Die Abkürzung FyH2 bezeichnet lH,lH,2H,2H-Perfluor-n-alkylthiole F-(CF
2)
y-(CH
2)2-SH. Figur 2 zeigt die Molenbrüche in der Monolage, die sich bei der Adsorption aus Lösungen abhängig vom des Konzentrationsverhältnis R einstellen. Man erkennt, dass unter diesen Bedingungen für ein Konzentrationsverhältnis in der Adsorptionslösung von Ro = 0,3 eine binäre Monolage mit den Molenbrüchen 2 2 = 0,5 entsteht (äquimolare binäre Monolage).
Die Untersuchung der lateralen Verteilung der adsorbierten Komponenten F8H2 und F10H2 erfolgte mit Hilfe der Intensitäten von binären Cluster-Ionen in der SIMS wie vorstehend beschrieben. Figur 3 zeigt die Intensitäten von Cluster-Ionen nF8H2- 2, nF8H2- 2 und nFioH2- 2 in Abhängigkeit des Molenbruchs 2. Binäre Cluster-Ionen können nur von zwei Thiolaten gebildet werden, die direkt benachbart in der Monolage adsorbiert sind. Die durchgezogenen Linien in Figur 3 zeigen die Intensitäten für eine statistische Verteilung der beiden Komponenten in der binären Monolage, die somit die zufällige Anordnung der Komponenten bestätigen.
Eine derartige zufällige Anordnung der beiden Komponenten ist in Figur 4 für eine Monolage mit äquimolarer Zusammensetzung schematisch dargestellt. 1H,1H,2H,2H- Perfluor-n-alkylthiole F-(CF2)y-(CH2)2-SH adsorbieren auf Au(lll) Oberflächen in hexagonaler Anordnung mit einer c(7x7) Struktur (Liu et ah, J. Phys. Chem. 101. 4301 (1994), Tamada et al, Langmuir 17, 1913 (2001)). Der Abstand der direkt benachbarten Ketten beträgt 5,8 (s. Abschnitt g.), der van-der-Waals-Durchmesser der Ketten beträgt 5,6 (s. Abschnitt g.). Durch die zufällige Anordnung der Ketten entstehen kleine einkomponentige Bereiche sehr unterschiedlicher Form und Größe. Die mittlere laterale Strukturgröße dieser Bereiche d beträgt ein Vielfaches der Dimension der einzelnen Ketten und ist somit d > 5,8
Figur 5 zeigt die Vorrückwinkel für Wassertropfen bei verschiedenen Molenbrüchen der binären Monolagen. Wenn wir wie in Abschnitt g. dargelegt den Randwinkelverlauf mit Hilfe des Wenzelfaktors r und der makroskopischen Oberflächenspannung 0 = 72 mJ/m2 berechnen, erhalten wir einen Verlauf mit erheblich größeren Winkeln im Vergleich zu
den gemessenen Daten. So ist beispielsweise bei äquimolarer Zusammensetzung der Monolage der berechnete Vorrückwinkel 0a = 124,5° gegenüber der Messung von 0a = 118°. Diese Abweichungen sind nicht durch Unsicherheiten der relativ genau bekannten Strukturparameter der Monolagen (van-der-Waals-Durchmesser, Nachbarabstand und Längendifferenzen der Ketten) begründet. Hierfür müsste man für die Parameter vollkommen unplausible Werte annehmen.
Die gemessenen Vorrückwinkel können hingegen mit einer effektiv wirksamen Oberflächenspannung 0* beschrieben werden, die deutlich kleiner ist als die makroskopische Oberflächenspannung 0. Wir erhalten für 0* = 0,80 Vorrückwinkel für Wasser, die den gemessenen Daten in Figur 4 entsprechen.
Änderungen der makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung 0 sind bekannt bei stark gekrümmten freien Flüssigkeitsoberflächen, z.B. bei kleinen Flüssigkeitstropfen der Größenordnung einiger Nanometer. Diese Phänomene sind Grundlage vieler technischer Prozesse und sind z.B. unter dem Begriff „Tolman-Länge" Gegenstand aktueller wissenschaftlicher Arbeiten.
Eine Änderung der makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung einer Flüssigkeit beim Kontakt mit Oberflächenstrukturen der Größenordnung weniger Nanometer ist hingegen vollkommen überraschend und gänzlich unerwartet.
Beispiel 2
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurden wie in Beispiel 1 gezeigt Probenreihen für binäre Monolagen der Systeme FyiH2 / Fy2H2 mit den Kombinationen (yi, y2) = (10, 12), (8, 12), (8, 14), (6, 12), (6, 14) hergestellt und untersucht. Zusammen mit den Ergebnissen für das System (F8H2, F10H2) aus Beispiel 1 sind in Figur 6 die selektiv erzeugten Oberflächenspannungen relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0*/0 in Abhängigkeit der Kettenlängendifferenz 0h der Komponenten der binären Monolagen aufgetragen.
Bei gleicher Lateralstruktur kann durch Erhöhung der vertikalen Höhenunterschiede 0h eine weitere Verringerung der Oberflächenspannung 0* herbeigeführt werden. Diese
Verringerung von 0* schwächt sich bei einer Höhendifferenz um 10 Ä hingegen deutlich ab.
Beispiel 3
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurden wie in Beispiel 2 gezeigt Probenreihen für binäre Monolagen der Systeme FyiH2 / Fy2H2 mit den Kombinationen (yi, y2) = (10, 12), (8, 12), (8, 14), (6, 14) hergestellt und untersucht. Figur 7 zeigt die aus den Vorrückwinkeln von Squalan (2,6,10,15,19,23-Hexamethyltetracosan) wie für das Beispiel 2 ermittelten Oberflächenspannungsverhältnisse 0*/0.
Man erkennt im Unterschied zu Wasser in Beispiel 2 (Figur 6) für Squalan eine deutliche Zunahme der selektiv erzeugten Oberflächenspannung relativ zur makroskopischen Oberflächenspannung 0 */0.
Bei gleicher Lateralstruktur tritt durch eine Vergrößerung der vertikalen Höhenunterschiede 0h eine weitere, im Unterschied zum Wasser, jedoch weitere Zunahme der Oberflächenspannung 0* auf. Diese Zunahme von 0* schwächt sich bei einer Höhendifferenz um 10 Ä wiederum deutlich ab.
Beispiel 4 In Figur 8 sind kleinskalige Korrekturen der Oberflächenspannung an freien Flüssigkeits-Dampf-Grenzflächen aus der Veröffentlichung von Mora et al, Phys. Rev. Lett. 90, 216101 (2003) dargestellt. Diese Daten und die zugrunde liegende Theorie von Mecke und Dietrich (Phys. Rev. E 59, 6766 (1999)) gelten derzeit als detaillierteste Beschreibung der kleinskaligen Struktur freier Flüssigkeitsoberflächen, d.h. der Flüssigkeits-Dampf-Grenzflächen.
Dargestellt sind die Verhältnisse 0(q)/0 der skalenabhängigen Oberflächenspannung 0(q) und makroskopischen Oberflächenspannung 0 in Abhängigkeit vom Wellenvektor q = 20/0 bzw. der Wellenlänge 0 der Kapillarwellen an der freien Flüssigkeitsoberfläche. Die Oberflächenspannung 0 (q) ist dabei umgekehrt proportional
zur Amplitude der Kapillarwellen, d.h. sie ist die„Rückstellkraft" der Kapillarwellen und „glättet" die durch Kapillarwellen aufgeraute Oberfläche zu einem gewissen Maße.
Man erkennt in Figur 8 für Wasser ab 109 m 1 (0 = 20/q = 63 Ä) eine deutliche Abnahme der Oberflächenspannung 0(q) (Abnahme der Kapillarwellen-Amplitude), bevor bei q = 7 x l09 m 1 (0 = 9 Ä) die Oberflächenspannung 0(q) stark zunimmt (Abnahme der Kapillarwellen-Amplitude) und das Wasser somit für 0 < 9 Ä deutlich„glatter" wird. Keine dieser Oberflächenspannungen 0 (q) ist isoliert wirksam, sondern nur die Gesamtheit aller thermisch angeregten Kapillarwellen resultiert in der makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung 0.
Vergleicht man die experimentell ermittelten Oberflächenspannungen 0*/0 aus Figur 6 und 7 beispielsweise bei 5 Ä Höhendifferenz der binären Monolagen, so entsprechen die Werte für Wasser 0 */Ξ = 0,71 und Squalan 0 */Ξ = 1,45 in etwa demselben Wellenvektor l,9 x l09 m 1. Es scheint damit so, als würden beim Kontakt der Flüssigkeiten mit der sehr kleinskalig strukturierten Oberfläche nur bestimmte Kapillarwellen selektiv zur makroskopisch wirksamen Oberflächenspannung beitragen. Diese effektiv wirksamen lateralen Strukturen entsprechen in diesem Beispiel Kapillarwellenlängen von 34 Ä.
Beispiel 5
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurden wie in Beispiel 3 gezeigt Probenreihen für binäre Monolagen der Komponenten Hyi / Hy2 nicht fluorierter n-Alkylthiole (Hy, SH-(CH2)y-H) mit den Kombinationen (yi, y2) = (18, 20), (16, 20), (12, 18) hergestellt und untersucht. Figur 9 zeigt die aus den Vorrückwinkeln von Squalan (2,6,10,15,19,23- Hexamethyltetracosan) wie für die Beispiele 2 und 3 ermittelten Oberflächenspannungsverhältnisse 0 */0.
Man erkennt für die binären Monolagen der Hy-Systeme im Vergleich zu den FyH2- Systemen eine größere Zunahme der Oberflächenspannung 0*. Betrachtet man den kleineren van-der-Waals-Durchmesser der Hy Ketten im Vergleich zu den FyH2-Ketten (4,5 Ä bzw. 5,6 Ä), sowie den kleineren Abstand nächster Nachbarn (5,0 Ä bzw. 5,8 Ä), so erfolgt mit den kleineren Strukturen der Hy-Systeme die Selektion kleinerer
Kapillarwellenlängen, sodass für Squalan eine Erhöhung der selektiv erzeugten Oberflächenspannung eintritt (vgl. Figur 8).
Beispiel 6
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurden wie in Beispiel 3 eine binäre Monolage der Komponenten F8H2 / F12H2 hergestellt und untersucht. Die Höhendifferenz 0h beträgt für dieses System 0h = 5 Ä. Aus den Vorrückwinkeln für Octamethylcyclotetrasiloxan (OMCTS) wurde das Oberflächenspannungsverhältnis 0*/0 = 1,76 ermittelt. Die deutliche Erhöhung von 0* entspricht qualitativ wiederum der Struktur der freien OMCTS Oberfläche gemäß Figur 7 und gemäß der Erläuterungen des Beispiels 4.
Beispiel 7
Gemäß der vorstehenden Beschreibung wurden wie in Beispiel 6 eine binäre Monolage der Komponenten F8H2 / F12H2 hergestellt und untersucht. Die aus den Vorrückwinkeln für verschiedene Flüssigkeiten ermittelten
Oberflächenspannungsverhältnisse 0*/0 sind in Tabelle 1 angegeben.
Man erkennt für die meisten Flüssigkeiten 1 bis 12 für die verwendete F8H2 / F12H2 Struktur eine Erhöhung für 0*/0 um 40 % bis 80 %. Wasserstoffbrücken-bildende Flüssigkeiten wie Wasser und Ethylenglykol weisen deutlich kleinere 0*/0 auf. Bei diesen Flüssigkeiten treten in den 0(q)/0-Verläufen im Vergleich zu den übrigen Flüssigkeiten die Erhöhungen der Oberflächenspannungen erst bei großen Wellenvektoren auf. Die vorliegenden relativ großen lateralen Strukturdimensionen der F8H2 / F12H2 Strukturen können offenbar noch nicht zur selektiven Ausbildung sehr kleiner Kapillarwellenlängen mit großen Oberflächenspannungen führen.
Beispiel 8 Die vorstehenden Beispiele zeigen, dass für die Erzeugung sehr großer Oberflächenspannungen 0* die lateralen Dimensionen der gezeigten Strukturen noch zu
klein sind. Selbst die sehr kleinen van-der-Waals Durchmesser der Alkyl- oder fluorierten Alkylketten mit Dimensionen von 4,5 Ä bzw. 5,6 Ä und nächsten Nachbarabständen von 5,0 Ä bzw. 5,8 Ä führen in Monolagen mit regellos angeordneten Molekülen noch zu effektiv wirksamen Strukturlängen, die ein Vielfaches dieser Dimensionen betragen.
Demgegenüber sind dem Fachmann Materialien und Verfahren bekannt, mit denen Lateralstrukturen erzeugt werden können, deren Dimensionen der Baugruppen kleiner als diejenigen der adsorbierten Alkyl- oder fluorierten Alkylketten sind. So sind beispielsweise eine Vielzahl von Publikationen bekannt, in denen PECVD-Verfahren zur Abscheidung von vertikal orientierten Kohlenstoffnanoröhren (VA-CNT) beschrieben sind (Meyyappan et ah, Carbon nanotube growth by PECVD: a review, Plasma Sources Sei. Technol. 12, 205 (2003) und Meyyappan, A review of plasma enhanced chemical vapour deposition of carbon nanotubes, J. Phys. D: Appl. Phys. 42, 213001 (2009)).
Die kleinste Kohlenstoffnanoröhre in der Armchair-Struktur (2,2) besitzt einen Durchmesser von 3 Ä (Zhao et ah, Phys. Rev. Lett. 92, 125502 (2004)), die bisher jedoch nur als innerste Struktur in einer mehrwandigen Röhre erzeugt wurde. Die derzeit kleinste freistehend abgeschiedene Röhre besitzt die einwandige Struktur (5,1) bzw. (4,2) mit einem Durchmesser von 4,3 Ä (Hayashi et al, Nano Lett. 3, 887 (2003)).
Derartige Kohlenstoffnanoröhren eignen sich für den Aufbau kleinster topographischer Strukturen in besonderer Weise. Im Gegensatz zu den adsorbierten Alkyl- oder fluorierten Alkylketten, deren Durchmesser ähnliche Dimensionen besitzen, treten bei vertikal orientierten Kohlenstoffnanoröhren in dichter Anordnung durch die Längenverteilung der Röhren bei der Abscheidung keine stark vergrößerten Strukturdimensionen durch größere Bereiche einheitlicher vertikaler Strukturlängen auf. Die Durchmesser der Kohlenstoffnanoröhren um 4 Ä führen daher zu Oberflächen mit lateralen Strukturdimensionen der gleichen Größenordnung.
Anhand von Figur 8 ist erkennbar, dass mit Strukturlängen von 3 - 4 Ä selbst bei assoziierten Flüssigkeiten wie Wasser eine stark erhöhte Oberflächenspannung 0* erreicht werden kann.
Verhältnis von selektiv erzeugter 0* und
makroskopischer Oberflächenspannung 0
Nr. Flüssigkeit
1 OMCTS 1,76
2 n-Pentan 1,70
3 n-Hexan 1,67
4 Ethanol 1,64
5 n-Heptan 1,63
6 n-Oktan 1,61
7 n-Nonan 1,58
8 n-Dekan 1,55
9 Aceton 1,53
10 Tetrachlorkohlenstoff 1,45
11 Squalan 1,44
12 Toluol 1,41
13 Ethylenglykol 1,07
14 Wasser 0,71