Verfahren zur Ergänzung des Katalysators bei der kontinuierlichen Hydroformylierung
HINTERGRUND DER ERFINDUNG Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ergänzung des Katalysators bei der kontinuierlichen Hydroformylierung im laufenden Betrieb.
STAND DER TECHNIK Die kontinuierliche Hydroformylierung von Olefinen unter Verwendung eines Rhodium- Katalysatorsystems ist ein wohlbekanntes ausgereiftes Verfahren zur kommerziellen Herstellung von Oxo-Aldehyden und deren Hydrierungsprodukten, den Oxo-Alkoholen. Das Verfahren ist in zahlreichen Patentdokumenten beschrieben, z. B. in der
US 3,527,809, US 4,148,830, US 4,247,486 und US 4,247,468.
Bei kontinuierlicher Arbeitsweise nimmt im Laufe der Zeit die Aktivität des Katalysatorsystems ab. Um die ursprüngliche Aktivität des Katalysatorsystems und die Produktivität des Reaktorsystems aufrecht zu erhalten, muss man die unwirksam gewordenen Katalysatorbestandteile in Abständen durch Zugabe frischer Übergangsmetallverbin- düngen und/oder frischer Liganden ersetzen, aus denen unter den Hydroformylie- rungsbedingungen die aktive Katalysatorspezies nachgebildet wird. Da die Hydroformylierung eine stark exotherme Reaktion ist, muss dabei ein Durchgehen der Reaktion in Folge der erhöhten Katalysatoraktivität auf jeden Fall vermieden werden. Derzeit geht man bei der Zugabe frischer Übergangsmetallverbindungen, wie z. B. bei der Zugabe von Rhodiumacetat, so vor, dass zuvor die Reaktorbelastung, die zugeführte Menge an Ausgangsolefin, die Reaktortemperatur und/oder der Flüssigkeitsstand im Reaktor verringert wird, bevor innerhalb einer kurzen Zeitspanne von typischerweise 2 bis 5 Stunden die Übergangsmetallverbindung zugegeben wird. Durch diese Vorgehensweise lässt sich die mit der Zugabe verbundene Wärmeentwicklung und die damit verbundene Temperaturerhöhung im Reaktor gut kontrollieren und ein Durchgehen der Reaktion wirkungsvoll verhindern.
Nachteilig an dieser Vorgehensweise ist jedoch, dass die Kapazität der Hydroformylie- rungsanlage während der Ergänzung der Übergangsmetallverbindung nicht voll ausgenutzt wird, was zu entsprechenden Produktionsverlusten führt.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Verfahren zur Herstellung von gesättigten C3-C2o-Alkoholen aus C3-C2o-Aldehyden zur Verfügung
zu stellen, bei dem eine sichere Ergänzung der Übergangsmetallverbindung mit möglichst geringen Produktionsverlusten verbunden ist.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass sich bei der kontinuierlichen Hydro- formylierung die Übergangsmetallquelle ergänzen lässt, ohne dass ein stark verringerter Umsatzgrad bzw. eine stark verringerte Ausbeute in Kauf genommen werden muss, wenn die Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone in Abhängigkeit von der Raum-Zeit-Ausbeute gesteuert wird. Somit gelingt es, bei im Wesentlichen voller Auslastung des Reaktors, die Aktivität des Katalysators in dem ge- wünschten Zielbereich zu halten, wobei die Zugabe der Übergangsmetallquelle nur eine marginale, technisch leicht beherrschbare Temperaturerhöhung im Reaktor hervorruft.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur kontinuierlichen Hydroformylierung, bei dem ein Olefinausgangsmaterial, welches wenigstens ein Olefin mit 3 bis 20 Kohlenstoffatomen enthält, bei erhöhter Temperatur und bei erhöhtem Druck in einer Reaktionszone mit Synthesegas in Gegenwart eines mit einem Organophosphorliganden komplexierten, homogenen Übergangsmetallkatalysators und freiem Liganden umgesetzt wird, wobei der Katalysator in situ in der Reaktionszone gebildet wird und man der Reaktionszone zum Ausgleich von Katalysatorverlusten eine Lösung einer Übergangsmetallquelle zufügt, das dadurch gekennzeichnet, dass man die Raum-Zeit- Ausbeute der Reaktionszone an Hydroformylierungsprodukt bestimmt und die Zugabe- geschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone in Abhängigkeit von der Raum-Zeit-Ausbeute steuert.
Eine bevorzugte Ausführung ist ein Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man
- ein Stellmittel zum Einstellen der Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone vorsieht,
einen Zielwert für die Raum-Zeit-Ausbeute der Reaktionszone an Hydroformylierungsprodukt festlegt,
den Istwerts für die Raum-Zeit-Ausbeute ermittelt,
- nach Erreichen eines unteren Grenzwerts für die Abweichung des Istwerts vom Zielwert die Menge an Übergangsmetallquelle ermittelt, die erforderlich ist, den Katalysatorverlust auszugleichen, und
der Reaktionszone eine Lösung der Übergangsmetallquelle zufügt, wobei die Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone so ge-
steuert wird, dass die Raum-Zeit-Ausbeute einen oberen Grenzwert für die Abweichung des Istwerts vom Zielwert nicht überschreitet.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
"Katalysatorverluste" bezeichnet im Sinne der Erfindung ganz allgemein die Abnahme des aktiven Katalysators in der Reaktionszone. Diese kann beispielsweise durch Deak- tivierung, d. h. die Bildung geringer oder nicht mehr aktiver Übergangsmetallkomplexe oder -Verbindungen, erfolgen. Diese kann beispielsweise auch dadurch erfolgen, dass im Reaktionsaustrag enthaltener Katalysator nicht vollständig in die Reaktionszone zurückgeführt werden kann.
"Übergangsmetallquelle" bezeichnet ganz allgemein Übergangsmetalle, Übergangsmetallverbindungen und Übergangsmetallkomplexe, woraus in der Reaktionszone unter den Hydroformylierungsbedingungen der Hydroformylierungskatalysator in situ gebildet wird. Bei der Übergangsmetallquelle handelt es sich vorzugsweise nicht um außerhalb der Reaktionszone bereitgestellten präformierten Katalysator.
Das Übergangsmetall ist vorzugsweise ein Element der 9. Gruppe des Periodensys- tems der Elemente und besonders bevorzugt Rhodium oder Cobalt. Insbesondere wird als Übergangsmetall Rhodium eingesetzt.
Als Übergangsmetallquelle geeignete Rhodiumverbindungen oder -komplexe sind z. B. Rhodium(ll)- und Rhodium(lll)-salze, wie Rhodium(ll)- bzw. Rhodium(lll)-carboxylat, Rhodium(ll)- und Rhodium(lll)-acetat, etc. Weiterhin eignen sich Rhodiumkomplexe, wie Rhodiumbiscarbonylacetylacetonat, Acetylacetonatobisethylenrhodium(l) Acetyl- acetonatocyclooctadienylrhodium(l), Acetylacetonatonorbornadienylrhodium(l), Acetyl- acetonatocarbonyltriphenylphosphinrhodium(l), etc. Bevorzugt wird als Übergangsmetallquelle Rhodium(ll)- und/oder Rhodium(lll)-acetat eingesetzt.
Als Übergangsmetallquelle geeignete Cobaltverbindungen sind z. B. Cobalt(ll)sulfat, Cobalt(ll)carbonat, deren Amin- oder Hydratkomplexe, Cobaltcarboxylate, wie Cobalt- acetat, Cobaltethylhexanoat, Cobaltnaphthanoat, und Cobaltcaproat. Geeignet sind auch Carbonylkomplexe des Cobalts, wie Dicobaltoctacarbonyl, Tetracobaltdode- cacarbonyl und Hexacobalthexadecacarbonyl.
Die genannten und weitere geeignete Übergangsmetallverbindungen und -komplexe sind im Prinzip bekannt und in der Literatur hinreichend beschrieben, oder sie können vom Fachmann analog zu den bereits bekannten Verbindungen hergestellt werden.
Besonders bevorzugt wird als Übergangsmetallquelle Rhodium(ll)- und/oder Rhodi- um(lll)-acetat eingesetzt. In einer bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Reaktionszone eine Lösung der Übergangsmetallquelle in einem Lösungsmittel zugefügt, das ausgewählt ist unter Wasser, Ci-C4-Alkanolen und Mischungen davon.
Insbesondere wird der Reaktionszone eine Lösung der Übergangsmetallquelle in Was- ser zugefügt. Speziell wird der Reaktionszone eine Lösung von Rhodium(ll)- und/oder Rhodium(lll)-acetat in Wasser als alleinigem Lösungsmittel zugefügt.
Bevorzugt beträgt die Konzentration der Übergangsmetallquelle in der Lösung, die der Reaktionszone zugeführt wird, 0,1 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,2 bis 7,5 Gew.-%, insbesondere 0,5 bis 5 Gew.-%.
Bevorzugt wird zur Hydroformylierung ein homogen im Reaktionsmedium der Hydro- formylierungsreaktion löslicher Übergangsmetall-Komplex-Katalysator eingesetzt, der eine oder mehrere Organophosphorverbindung(en) als Liganden aufweist. Bevorzugte Liganden sind Phosphinliganden aus der Klasse der Triarylphosphine, C1-C6-
Alkyldiarylphosphine oder Arylalkyldiphosphine und insbesondere Triphenylphosphin.
Des Weiteren geeignete Liganden sind Diphosphitverbindungen, wie sie z. B. in der EP 0 214 622 A2, US 4,668,651 , US 4,748,261 , US 4,769,498, US 4,885,401 ,
US 5,235,1 13, US 5,391 ,801 , US 5,663,403, US 5,728,861 und US 6,172,267 beschrieben sind.
Geeignete sterisch gehinderte Liganden sind z. B. in US-A 4 774 361 , US-A 4 835 299, US-A 5 059 710, US-A 5 1 13 022, US-A 5 179 055, US-A 5 260 491 , US-A 5 264 616, US-A 5 288 918, US-A 5 360 938, EP-A 472 071 und EP-A 518 241 beschrieben.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ein Rhodiumkatalysator eingesetzt, der Triphenylphosphin als Liganden umfasst. Bevorzugt liegt die Übergangsmetallkonzentration in der Reaktionszone in einem Bereich von 150 bis 250 ppm, besonders bevorzugt von 180 bis 200 ppm, bezogen auf den gesamten flüssigen Inhalt der Reaktionszone.
Bevorzugt liegt das Molmengenverhältnis von Ligand zu Übergangsmetall in der Reaktionszone in einem Bereich von 100 : 1 bis 1000 : 1 , vorzugsweise 200 : 1 bis 500 : 1 , insbesondere 300 : 1 bis 500 : 1 .
Das eingesetzte Wasserstoff und Kohlenmonoxid enthaltende Gasgemisch wird üblicherweise als Synthesegas bezeichnet. Die Zusammensetzung des Synthesegases kann in weiten Bereichen variieren. Das molare Verhältnis von Kohlenmonoxid und Wasserstoff beträgt in der Regel 2 : 1 bis 1 : 2, insbesondere 45 : 55 bis 50 : 50.
Die Hydroformylierung kann in einem geeigneten, unter den jeweiligen Reaktionsbedingungen inerten Lösungsmittel durchgeführt werden. Geeignete Lösungsmittel sind z. B. die bei der Hydroformylierung gebildeten Aldehyde und höher siedende Reaktionskomponenten, z. B. die Produkte der Aldolkondensation. Weiterhin geeignet sind Aromaten, wie Toluol und Xylole, Kohlenwasserstoffe oder Gemische von Kohlenwasserstoffen, Ester aliphatischer Carbonsäuren mit Alkanolen, beispielsweise Texanol®, und Ester aromatischer Carbonsäuren , z. B. C8-Ci3-Dialkylphthalate.
Geeignete Olefin-Einsatzmaterialien für das erfindungsgemäße Hydroformylierungsver- fahren sind prinzipiell alle Verbindungen, welche eine oder mehrere ethylenisch unge- sättigte Doppelbindungen enthalten. Dazu zählen Olefine mit endständigen und mit innenständigen Doppelbindungen, geradkettige und verzweigte Olefine, cyclische Olefine sowie Olefine, die unter den Hydroformylierungsbedingungen im Wesentlichen inerte Substituenten aufweisen. Bevorzugt sind Olefin-Einsatzmaterialien, die Olefine mit 2 bis 12, besonders bevorzugt mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen enthalten.
Geeignete α-Olefine sind z. B. Ethylen, Propen, 1 -Buten, 1 -Penten, 1 -Hexen,
1 -Hepten, 1 -Octen, 1 -Nonen, 1 -Decen, 1 -Undecen, 1 -Dodecen, etc. Bevorzugte verzweigte interne Olefine sind C4-C2o-olefine, wie 2-Methyl-2-buten, 2-Methyl-2-penten, 3-Methyl-2-penten, interne Hepten-Gemische, verzweigte, interne Octen-Gemische, verzweigte, interne Nonen-Gemische, verzweigte, interne Decen-Gemische, verzweigte, interne Undecen-Gemische, verzweigte, interne Dodecen-Gemische, etc. Geeignete Olefine sind weiterhin Cs-Cs-Cycloalkene, wie Cyclopenten, Cyclohexen, Cyclohep- ten, Cycloocten und deren Derivate, wie z. B. deren Ci-C2o-Alkylderivate mit 1 bis 5 Alkylsubstituenten. Geeignete Olefine sind weiterhin Vinylaromaten, wie Styrol, α-Methylstyrol, 4-lsobutylstyrol etc. Geeignete Olefine sind weiterhin die Ester, Halbester und Amide α,β-ethylenisch ungesättigte Mono- und/oder Dicarbonsäuren, wie
3- Pentensäuremethylester, 4-Pentensäuremethylester, Ölsäuremethylester, Acrylsäu- remethylester, Methacrylsäuremethylester, ungesättigte Nitrile, wie 3-Pentennitril,
4- Pentennitril, Acrylnitril, Vinylether, wie Vinylmethylether, Vinylethylether, Vinylpropyl-
ether, etc., Vinylchlorid, Allylchlorid, C3-C2o-Alkenole, -Alkendiole und -Alkadienole, wie Allylalkohol, Hex-1 -en-4-ol, Oct-1 -en-4-ol, 2,7-Octadienol-1 . Geeignete Substrate sind weiterhin Di- oder Polyene mit isolierten oder konjugierten Doppelbindungen. Dazu zählen z. B. 1 ,3-Butadien, 1 ,4-Pentadien, 1 ,5-Hexadien, 1 ,6-Heptadien, 1 ,7-Octadien, 1 ,8-Nonadien, 1 ,9-Decadien, 1 ,10-Undecadien, 1 ,1 1 -Dodecadien, 1 ,12-Tridecadien, 1 ,13-Tetradecadien, Vinylcyclohexen, Dicyclopentadien, 1 ,5,9-Cyclooctatrien sowie Butadienhomo- und -copolymere.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich speziell für Verfahren zur kontinuierli- chen Hydroformylierung, bei denen ein Olefinausgangsmaterial eingesetzt wird, welches wenigstens ein Olefin mit 3 oder 4 Kohlenstoffatomen enthält. Speziell bei diesen Verfahren ist Hydroformylierung mit einer deutlichen Wärmetönung bei der Zugabe der Rhodiumquelle verbunden. In einer speziellen Ausführung wird in dem Hydroformylierungsverfahren ein technisch zur Verfügung stehendes olefinhaltiges Kohlenwasserstoffgemisch eingesetzt.
Bevorzugt wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren ein propenhaltiges Kohlenwasserstoffgemisch eingesetzt. Ein bevorzugtes technisches propenhaltiges Kohlenwas- serstoffgemisch ist der C3-Schnitt. Als Ausgangsmaterial geeignete Propenströme können neben Propen auch Propan enthalten. Der Propangehalt beträgt z. B. 0,5 bis 40 Gew.-%, speziell 1 bis 20 Gew.-%, Propan. In einer speziellen Ausführungsform beträgt der Propangehalt maximal 10 Gew.-%, besonders bevorzugt maximal 6 Gew.- %, bezogen auf das gesamte propenhaltige Kohlenwasserstoffgemisch.
Ein weiteres bevorzugtes technisches Olefingemisch ist der C4-Schnitt. C4-Schnitte sind beispielsweise durch Fluid Catalytic Cracking oder Steamcracken von Gasöl bzw. durch Steamcracken von Naphtha erhältlich. Je nach Zusammensetzung des C4- Schnitts unterscheidet man den Gesamt-C4-Schnitt (Roh-C4-Schnitt), das nach der Abtrennung von 1 ,3-Butadien erhaltene so genannte Raffinat I sowie das nach der Isobutenabtrennung erhaltene Raffinat II. Raffinat II ist als olefinhaltiges Kohlenwasserstoffgemisch für die Hydroformylierung besonders geeignet.
Die Hydroformylierung erfolgt in einer Reaktionszone, die einen oder mehrere, gleiche oder verschiedene Reaktoren umfassen kann. Im einfachsten Fall wird die Reaktionszone von einem einzelnen Reaktor gebildet. Die Reaktoren können jeweils gleiche o- der verschiedene Vermischungscharakteristiken aufweisen. Die Reaktoren können gewünschtenfalls durch Einbauten ein- oder mehrfach unterteilt sein. Bilden zwei oder mehrere Reaktoren eine Zone, so können diese untereinander beliebig verschaltet
sein, z. B. parallel oder in Reihe. Als Reaktoren können prinzipiell sämtliche für Hydro- formylierungsreaktionen geeignete Reaktortypen verwendet werden, beispielsweise Rührreaktoren, Blasensäulenreaktoren, wie sie z. B. in US-A 4,778,929 beschrieben sind, Umlaufreaktoren, wie sie z. B. Gegenstand von EP-A 1 1 14 017 sind, Rohrreakto- ren, wobei die einzelnen Reaktoren einer Reihe unterschiedliche Mischungscharakteristiken haben können, wie z. B. in EP-A 423 769 beschrieben, des Weiteren können kompartimentierte Reaktoren verwendet werden, wie sie z. B. Gegenstand von
EP-A 1 231 198 oder von US-A 5,728,893 sind. Die Temperatur in der Reaktionszone liegt im Allgemeinen in einem Bereich von etwa 50 bis 200 °C, vorzugsweise etwa 60 bis 180 °C, insbesondere etwa 70 bis 160 °C. Die Umsetzung wird vorzugsweise bei einem Druck im Bereich von etwa 10 bis 700 bar, vorzugsweise 15 bis 200 bar, insbesondere 15 bis 60 bar durchgeführt. Die Bestimmung der Raum-Zeit-Ausbeute erfolgt vorzugsweise über die Messung des Aldehydgehalts im Austrag aus der Reaktionszone. Diese Messung erfolgt vorzugsweise durch eine Online-Messvorrichtung. Möglich ist jedoch auch, in regelmäßigen Abständen aus dem Austrag aus der Reaktionszone Proben zu entnehmen und den Aldehydgehalt in einer separaten Analysevorrichtung zu bestimmen. Die Bestimmung des Aldehydgehalts kann z. B. durch Gaschromatographie, Infrarotspektroskopie, Kolo- rimetrie oder Chemilumineszenzanalyse erfolgen. So ist es z. B. zur quantitativen Chemilumineszenzanalyse möglich, den Aldehydgehalt nach der Umwandlung des Aldehyds in ein fluoreszierendes Derivat, z. B. unter Anwendung von Fluoral-P (4- Amino-3-penten-2-on), mit hoher Genauigkeit zu bestimmen.
Im einfachsten Fall des erfindungsgemäßen Verfahrens wird abhängig von der Raum- Zeit-Ausbeute (RZA) die Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone mittels eines geeigneten Stellmittels (Aktors) eingestellt. Im einfachsten Fall des erfindungsgemäßen Verfahrens kann dabei auf eine Rückkopplung der Ausgangsgröße (RZA) auf die Zugabegeschwindigkeit im Sinne einer Regelung verzichtet werden. So kann z. B. nach Erreichen eines unteren Grenzwerts für die Raum-Zeit-Ausbeute der Reaktionszone eine Lösung der Übergangsmetallquelle so zugefügt werden, dass die damit erzielte Erhöhung der Übergangsmetallkonzent- ration im Reaktor einen zuvor festgelegten Grenzwert nicht überschreitet. Somit lässt sich ein Durchgehen der Reaktion in der Regel sicher vermeiden.
Bevorzugt liegt die Übergangsmetallkonzentration in der Reaktionszone in einem Bereich von 150 bis 250 ppm, besonders bevorzugt von 180 bis 200 ppm, bezogen auf
den gesamten flüssigen Inhalt der Reaktionszone. Speziell handelt es sich bei dem Übergangsmetall um Rhodium. Dabei bezieht sich die Übergangsmetallkonzentration nur auf den Anteil an "aktivem" Übergangsmetall, d. h. in katalytisch aktiver Form oder eine darin unter den Reaktionsbedingungen überführbare Form.
Bevorzugt liegt die Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone in einem Bereich von 0,1 ppm bis 10 ppm Übergangsmetallquelle pro Tag, besonders bevorzugt in einem Bereich von 0,5 ppm bis 5 ppm Übergangsmetallquelle pro Tag, bezogen auf den gesamten flüssigen Inhalt der Reaktionszone. Dies gilt so- wohl für die gesteuerte als auch die geregelte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens. Speziell handelt es sich bei dem Übergangsmetall um Rhodium. Speziell handelt es sich bei der Übergangsmetallquelle um Rhodiumacetat.
Bevorzugt beträgt der durch die Zuführung der Rhodiumquelle bedingte Temperatur- anstieg in der Reaktionszone weniger als 2 K, bevorzugt weniger als 1 K, insbesondere weniger als 0,5 K. Dies gilt sowohl für die gesteuerte als auch die geregelte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Geeignete Vorrichtungen zur Steuerung der Zugabegeschwindigkeit der Übergangs- metallquelle in die Reaktionszone sind ausgewählt unter Durchflussmengenbegren- zern, Dosierventilen und Dosierpumpen. In einer geeigneten Ausführungsform wird zur Steuerung der Zugabegeschwindigkeit eine Kombination aus wenigstens einer Pumpe und wenigstens einem Durchflussmengenbegrenzer und/oder wenigstens einem Dosierventil eingesetzt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird zur Steuerung der Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone wenigstens eine Dosierpumpe eingesetzt. Die Dosierpumpe übernimmt die Funktionen aller sonst notwendigen Systemkomponenten, wie Pumpe, Dosierventil, gegebenenfalls Absperrventil, etc., auf einmal. Geeignete Dosierpumpen sind dem Fachmann bekannt und haben die Aufgabe, genau bemessene Flüssigkeitsmengen zu fördern. Dabei kann es sich z. B. um Membranpumpen oder um Kolbenpumpen handeln.
In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Verfahren eine Regelung der Zugabegeschwindigkeit der Übergangsmetallquelle in die Reaktionszone nach Maßgabe des jeweiligen Istwerts für die RZA, wie zuvor beschrieben. Die zuvor genannten Vorrichtungen zur Steuerung der Zugabegeschwindigkeit sind auch geeignete Stellmittel (Aktoren) im Falle einer geregelten Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Dann setzen sie beispielsweise die elektronischen Signale (z. B. vom Steuerungscomputer ausgehende Befehle) in eine entsprechende mechanische Erhöhung oder Verringerung der Zuflussgeschwindigkeit der Lösung der Übergangsmetall-
quelle in die Reaktionszone um und greifen so regulierend in das erfindungsgemäß eingesetzte Regelungssystem ein.
Bevorzugt beträgt der untere Grenzwert für die Abweichung des Istwerts für die Raum- Zeit-Ausbeute vom Zielwert maximal 40 %, besonders bevorzugt maximal 30 %, bezogen auf den Zielwert.
Bevorzugt beträgt der obere Grenzwert für die Abweichung des Istwerts für die Raum- Zeit-Ausbeute vom Zielwert maximal 10 %, besonders bevorzugt maximal 5 %, bezo- gen auf den Zielwert.
Die Abtrennung des Hydroformylierungsproduktes vom Austrag aus der Reaktionszone kann auf verschiedene Weise erfolgen. Es kann zum Beispiel ein Hydroformylierungs- verfahren mit Flüssigaustrag zum Einsatz kommen, wie es z. B. in der US-A 4,148,830, EP-A 16 286, EP-A 188 246 oder EP-A 423 769 beschrieben ist. Bevorzugt ist ein
Flüssigaustragsverfahren, bei dem der im Wesentlichen, bis auf das im Überschuss zur Hydroformylierung eingesetzte Synthesegas, flüssige Austrag aus der Reaktionszone entspannt wird, wobei infolge der Druckerniedrigung der Austrag in eine Flüssigphase, die im Wesentlichen aus hochsiedenden Nebenprodukten, dem homogen gelösten Hydroformylierungskatalysator, einem Teil des Hydroformylierungsprodukts und gelöstem, nicht umgesetztem Propylen und Propan besteht, und eine Gasphase, die im Wesentlichen aus Hydroformylierungsprodukt, nicht umgesetztem Propylen und Propan sowie nicht umgesetztem Kohlenmonoxid und Wasserstoff sowie Inerten (z. B. N2, CO2, Methan) besteht, aufgetrennt wird. Die Flüssigphase kann, gegebenenfalls nach weiterer Abtrennung darin enthaltener Produktaldehyde, als Rückführstrom wieder in den Reaktor geleitet werden. Durch zumindest partielle Kondensation der Gasphase wird das rohe Hydroformylierungsprodukt erhalten. Die bei der Kondensation zurückbleibende Gasphase wird ganz oder teilweise in die Reaktionszone zurückgeführt. Mit Vorteil kann die in der Entspannungsstufe primär anfallende Gas- und Flüssigphase nach dem in der WO 97/07086 beschriebenen Verfahren aufgearbeitet werden. Zu diesem Zweck wird die Flüssigphase erwärmt und in den oberen Bereich einer Kolonne eingeleitet, während die Gasphase in den Sumpf der Kolonne eingeleitet wird. Flüssigphase und Gasphase werden dadurch im Gegenstrom geführt. Durch den innigen Kontakt der Gasphase mit der Flüssigphase werden die in der Flüssigphase vorhandenen Restmengen an Hydroformylierungsprodukt, nicht umgesetztem Propylen und Propan in die Gasphase transferiert, so dass der die Kolonne am Kopf verlassende Gasstrom im Vergleich zu dem am unteren Ende der Kolonne eingeführten Gasstrom an Hydroformylierungsprodukt sowie nicht umgesetztem Propen und Propan angereichert ist.
Bevorzugt beträgt bei Entnahme eines flüssigen Austrage aus der Reaktionszone der Zielwert für die Raum-Zeit-Ausbeute der Reaktionszone an Hydroformylierungsprodukt 75 bis 120 kg/m3h, besonders bevorzugt 85 bis 1 10 kg/m3h, insbesondere 94 bis 100 kg/m3h.
Alternativ kann man nach dem so genannten Kreisgasverfahren vorgehen, bei dem aus dem Gasraum des Hydroformylierungsreaktors ein Gasstrom abgezogen wird. Dieser Gasstrom besteht im Wesentlichen aus Synthesegas, nicht umgesetztem Pro- pylen und Propan, wobei nach Maßgabe des Dampfdrucks im Hydroformylierungsreak- tor das bei der Hydroformylierungsreaktion gebildete Hydroformylierungsprodukt mitgeführt wird. Aus dem Gasstrom wird das mitgeführte rohe Hydroformylierungsprodukt z. B. durch Abkühlen auskondensiert, und der vom Flüssiganteil befreite Gasstrom wird zurück in den Hydroformylierungsreaktor geführt. Das im auskondensierten rohen Hydroformylierungsprodukt gelöst enthaltene, nicht umgesetzte Propylen und Propan kann dann, wie beschrieben, z. B. in einer Entgasungskolonne freigesetzt werden.
Bevorzugt beträgt bei Entnahme eines gasförmigen Austrage aus der Reaktionszone der Zielwert für die Raum-Zeit-Ausbeute der Reaktionszone an Hydroformylierungsprodukt 50 bis 75 kg/m3h, besonders bevorzugt 55 bis 70 kg/m3h, insbesondere 60 bis 65 kg/m3h.
Die Erfindung wird anhand der folgenden, nicht einschränkenden Beispiele näher erläutert. Beispiele:
Beispiel 1 (Vergleichsbeispiel mit konventioneller Rhodium-Ergänzung):
Zum Reaktor eines laufenden Prozesses der Hydroformulierung von Propylen mit Rhodium-Triphenylphosphin-Carbonyl-Komplex als Katalysator und gasförmigem Re- aktionsaustrag wurde nach Abfall der Raum-Zeit-Ausbeute auf einen Wert von etwa 45 kg/m3h frisches Rhodiumacetat zugegeben. Dazu wurde vorab die Anlagenauslastung (Propylen-Durchsatz) von 100 % auf ca. 60 % reduziert, der Propylengehalt im Kreisgas von ca. 40 Vol.% auf ca. 30 Vol.% verringert, der Flüssigkeitsstand im Reak- tor um ca. 30 % und die Reaktortemperatur von 109 °C auf 105 °C gesenkt, bevor 50 I einer 5 Gew.-% wässrigen Rhodiumacetatlösung in einer Zeitspanne von ca. 2 h durch eine Pumpe zudosiert wurden. Dabei wurde eine Temperaturerhöhung von bis zu 4 °C beobachtet, die durch vorhandene Wärmeabfuhrmöglichkeiten gut geregelt werden konnte. Danach wurde die Anlagenauslastung wieder auf 100 % gebracht und die Be-
triebsbedingungen entsprechend angepasst. Die niedrigere erforderliche Temperatur (107 °C anstatt 109 °C) für die volle Auslastung reflektierte eine höhere Aktivität des Katalysators nach der Ergänzung. Der ganze Rhodiumergänzungsprozess dauerte ca 18 h.
Beispiel 2 (erfindungsgemäße kontinuierliche Rhodium-Dosierung):
Zu einem voll ausgelasteten Reaktor eines kontinuierlich betriebenen Prozesses der Hydroformulierung von Propylen mit Rhodium-Triphenylphosphin-Carbonyl-Komplex als Katalysator und gasförmigem Reaktionsaustrag wurden nach Abfall der Raum-Zeit- Ausbeute auf einen Wert von etwa 45 kg/m3h 100 I einer 2,5 Gew.-% wässrigen Rho- diumacetatlösung durch eine Dosierpumpe in einer Zeitspanne von 10 Tagen zudosiert. Über den Dosierzeitraum wurde kein nennenswerter Temperaturanstieg im Reaktor beobachtet. Die erforderliche Reaktortemperatur für eine volle Auslastung konnte nach der Rhodium-Ergänzung um ca. 1 °C gesenkt werden, was auf eine Erhöhung der Katalysatoraktivität hindeutet. Die Raum-Zeit-Ausbeute lag nach Abschluss der Zugabe des Rhodiumacetats wieder bei einem angestrebten Wert von 60 bis
65 kg/m3h.