Beschreibung Titel
Mikroarray mit Immobilisierungspartikeln
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Mikroarray, eine Vorrichtung zur Herstellung eines derartigen Mikroarrays, ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Mikroarrays sowie dessen Verwendung.
Stand der Technik
Mikroarrays sind bioanalytische Werkzeuge, um aus komplexen Gemischen einzelne Molekülgruppen durch spezifische Schlüssel-Schloss-Bindungen an genau definierten Punkten (Spots) auf einem Trägersubstrat zu identifizieren und zu quantifizieren. Zum Einsatz kommen Mikroarrays für die Identifikation und Quantifizierung von Nukleinsäuren, Proteinen, Zellen und kleinen Molekülen (Englisch: „small molecules").
Mikroarrays werden herkömmlicherweise hergestellt, indem in einer Flüssigkeit gelöste Fängermoleküle auf ein Trägersubstrat aufgebracht (gespottet) und anschließend, beispielsweise unter Eintrocknen der Flüssigkeit, immobilisiert werden. Die Fängermoleküle können dabei Stück für Stück auf dem Trägersubstrat aufgebaut (On-Chip-Synthese) oder fertig synthetisiert auf das Trägersubstrat aufgedruckt werden. Dabei verbinden sich die Fängermoleküle mit der Oberfläche des Trägersubstrats beziehungsweise werden an der Oberfläche des Trägersubstrats adsorbiert. Ein derartiger Aufbau wird unter anderem auch als Biochip bezeichnet.
Die zu untersuchende Probe wird anschließend auf die Fängermolekül-Spots gegeben, wobei die zu detektierenden Molekülgruppen an die Fängermolekül-Spots
binden und die übrigen Probenbestandteile abgespült werden. Das Ergebnis kann anschließend durch Detektionsmethoden, wie Fluoreszenzverfahren, ausgelesen werden. Herkömmlicherweise weisen Mikroarrays ein Trägersubstrat aus Glas oder einem Kunststoff auf und werden als Wegwerfartikel eingesetzt. Fängermoleküle können jedoch nicht direkt an eine unbehandelte Glas- oder Kunststoffoberfläche anbinden und würden in den folgenden Schritten weggespült werden. Daher weisen Glas- oder Kunststoffträgersubstrate herkömmlicherweise eine vollflächige Oberflächenfunktionalisierung zum Immobilisieren von Fängermolekülen auf.
Eine poröse Mikrofluidstruktur ist aus der DE 10 2007 036 906 AI bekannt.
Offenbarung der Erfindung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Mikroarray, welches ein Trägersubstrat und eine Vielzahl von Immobilisierungspartikeln zum Immobilisieren von, insbesondere biochemischen, Fängermolekülen umfasst, wobei die Immobilisierungspartikel jeweils einen ersten, mit dem Trägersubstrat verbundenen Teilab- schnitt und einen zweiten, offen liegenden Teilabschnitt aufweisen.
Zum Beispiel können die Immobilisierungspartikel Fängermoleküle ionisch Binden, kovalent Binden oder Adsorbieren, beispielsweise durch Wasserstoff brü- ckenbindungen und/oder hydrophobe Wechselwirkungen.
Das erfindungsgemäße Mikroarray hat den Vorteil, dass auf eine aufwendige und kostenintensive Oberflächenfunktionalisierung des Trägersubstrats verzichtet werden kann. Darüber hinaus kann durch den Verzicht einer Oberflächenfunktionalisierung des
Trägersubstrats erzielt werden, dass Fängermoleküle und Probenmoleküle nicht auf der Oberfläche des Trägersubstrats, sondern nur lokal auf den Immobilisierungspartikeln immobilisiert werden. Da die Fängermoleküle außerhalb der Immobilisierungspartikel nicht auf dem Trägersubstrat haften können und nur auf den Immobilisierungspartikeln immobilisiert werden, wird die Spotgröße im Wesentlichen durch die Größe und Befestigungsweise der Immobilisierungspartikel
definiert. Dies hat den Vorteil, dass bei großzügigem Spotten und anschließendem Waschen des Mikroarrays auch Spotting-Gerät mit einer geringen Spottinggenauigkeit eingesetzt werden können. Zudem kann auf diese Weise das Hintergrundrauschen beim Auslesen des Mikroarrays durch Detektionsverfahren, wie Fluoreszenzverfahren, reduziert werden.
Zudem wird durch die Immobilisierungspartikel die Spotoberfläche vergrößert und es können mehr Moleküle pro Fläche gebunden werden. Da beispielsweise das Fluoreszenzsignal beim Auslesen von Mikroarrays von der Spotoberfläche abhängt, kann auf diese Weise eine höhere Sensitivität beim Auslesen des Mikroarrays erreicht werden.
Im Rahmen einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays ist der erste Teilabschnitt in das Trägersubstrat eingebunden, insbesonde- re eingeprägt. Insbesondere kann der erste Teilabschnitt dabei formschlüssig mit dem Trägersubstrat verbunden beziehungsweise formschlüssig in das Trägersubstrat eingebunden sein.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemä- ßen Mikroarrays ragt der zweite Teilabschnitt aus dem Trägersubstrat heraus.
Durch das Herausragen beziehungsweise die Erhöhung der Immobilisierungspartikel sind auch die Spots bezüglich der Trägersubstratoberfläche erhaben. Dies hat den Vorteil, dass die Signalebene, in der beispielsweise die Fluoreszenz gemessen wird, von der Oberfläche des Trägersubstrats beabstandet ist, was zu einer Senkung des Hintergrundsignals, einer Verbesserung des Verhältnisses zwischen dem eigentlichen Signal und dem Hintergrundrauschen (Englisch: „signal to noise ratio") und damit zu einer weiteren Steigerung der Sensitivität führt Im Rahmen einer Ausgestaltung einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays ist das Trägersubstrat aus einem Kunststoff, insbesondere einem thermoplastischen Kunststoff, ausgebildet, wobei die Immobilisierungspartikel jeweils einen Partikelkern aus Glas oder Kunststoff, beispielsweise einem thermoplastischen Kunststoff, aufweisen. Im Rahmen einer anderen Ausgestaltung dieser weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays ist das Trägersubstrat aus Glas ausgebildet, wobei
die Immobilisierungspartikel jeweils einen Partikelkern aus Kunststoff, beispielsweise einem thermoplastischen Kunststoff, aufweisen. Beispielsweise können das Trägersubstrat beziehungsweise die Partikelkerne der Immobilisierungspartikel dabei aus einem Polycarbonat (PC), einem Cyclo-Olefin-Polymer (COP) oder einem Cyclo-Olefin-Copolymer (COC) ausgebildet sein. Auf diese Weise kann vorteilhafterweise beim Verbinden der Immobilisierungspartikel mit dem Trägersubstrat auf einen Klebstoff verzichtet werden.
Im Rahmen einer Ausgestaltung einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays ist die Oberfläche der Partikelkerne zum Immobilisieren von Fängermolekülen funktionalisiert. Im Rahmen einer anderen Ausgestaltung dieser Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays weisen die Partikelkerne jeweils eine Immobilisierungsbeschichtung zum Immobilisieren von Fängermolekülen auf. Beispielsweise können die Immobilisierungspartikel Glaspartikel (Englisch:„glass beads") sein, die durch Reaktion mit einem Organosilan, beispielsweise einem Amino(alkyl)silan, einem Epoxysilan oder einem Aldehydsilan, funktionalisiert sind oder die eine funktionalisierte Be- schichtung, beispielsweise eine Aminosilan-, Epoxysilan-, Aldehydsilan- oder Nit- rocellulose-Beschichtung, aufweisen. Diese können ionische, kovalente beziehungsweise nicht-kovalente Bindungen mit Nukleinsäuren, Peptiden, Zellen und/oder kleinen Molekülen (Englisch:„small molecules") eingehen. Dabei wird unter einer nicht-kovalenten Bindung Adsorption, insbesondere eine Bindung durch Wasserstoffbrückenbindungen und/oder hydrophobe Wechselwirkungen, verstanden. Durch ein vor dem Funktionalisieren beziehungsweise Beschichten durchgeführtes Ätzverfahren kann die Oberfläche der Glaspartikel vergrößert werden.
Die Immobilisierungspartikel können kugelförmig, faserförmig oder schotterartig ausgebildet sein. Zum Beispiel können die Immobilisierungspartikel eine durch- schnittliche Partikelgröße in einem Bereich von > 20 μηη bis < 500 μηη beziehungsweise von > 100 μηη bis < 500 μηη aufweisen.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Mikroarrays sind auf dem zweiten Teilabschnitt Fängermoleküle immobili- siert. Dabei können auf unterschiedlichen Immobilisierungspartikeln unterschiedliche Fängermoleküle immobilisiert sein.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine Vorrichtung zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Mikroarrays, welche einen Trägersubstrathalter zum Halten eines Trägersubstrats und mindestens einen bewegbaren Stift, insbesondere mehrere bewegbare Stifte, zur Aufnahme mindestens eines Immo- bilisierungspartikels und zum Transport des Immobilisierungspartikels zu einem von dem Trägersubstrathalter gehaltenen Trägersubstrat umfasst.
Der mindestens eine Stift kann dabei eine planare Aufnahmefläche zur Aufnahme eines oder mehrerer Immobilisierungspartikel aufweisen.
Im Rahmen einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung weist der mindestens eine Stift eine Aufnahmefläche mit mindestens einer Vertiefung, insbesondere mehreren Vertiefungen, zur Immobilisierungspartikelaufnahme auf. Dabei kann die mindestens eine Vertiefung zur Aufnahme eines Immobilisierungspartikels oder zur Aufnahme von mehreren Immobilisierungspartikeln ausgebildet sein. Vorzugsweise ist die mindestens eine Vertiefung zur Aufnahme eines Immobilisierungspartikels ausgebildet. Dabei kann die Form und Größe der mindestens einen Vertiefung etwa der Form und Größe eines halben Immobilisierungspartikels entsprechen. Auf diese Weise kann gewährleistet werden, dass in jeder Vertiefung nur ein Immobilisierungspartikel aufgenommen, zu dem Trägersubstrat transportiert und mit diesem verbunden wird.
Insbesondere kann der mindestens eine Stift eine Aufnahmefläche mit zwei oder mehr, zueinander beabstandeten Vertiefungen aufweisen. Auf diese Weise können durch einen Stift mehrere zueinander in einem definierten Abstand angeordnete Immobilisierungspartikel gleichzeitig aufgenommen, transportiert und mit dem Trägersubstrat verbunden werden.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind der Stift, insbesondere die Aufnahmefläche des Stifts, und/oder der Trägersubstrathalter, beheizbar. Auf diese Weise können Immobilisierungspartikel und Trägersubstrat thermoplastisch verbunden werden, insofern zumindest eines der zu verbindenden Elemente auf einem thermoplastischen Kunststoff basiert. Vorzugsweise ist dabei der mindestens eine Stift beziehungs-
weise der Trägersubstrathalter auf eine Temperatur beheizbar, welche ausreichend über der Glasübergangstemperatur (Tg) des thermoplastischen Kunststoffs des Immobilisierungspartikels und/oder des Trägersubstrats liegt. Zum Beispiel kann der mindestens eine Stift auf eine Temperatur beheizbar sein, welche mindestens 20 K, beispielsweise 20 K bis 40 K, über der Glasübergangstemperatur (Tg) des thermoplastischen Kunststoffs des Immobilisierungspartikels und/oder des Trägersubstrats liegt. Beispielsweise liegt die Glasübergangstemperatur (Tg) im Fall eines Polycarbonats bei etwa 140 °C und im Fall eines Cyclo-Olefin- Copolymers bei etwa 145 °C.
Vorzugsweise ist der Trägersubstrathalter oberhalb (bezüglich der Gravitation) des mindestens einen Stifts positioniert oder positionierbar. Dabei ist der mindestens eine Stift vorzugsweise auf und ab (bezüglich der Gravitation) bewegbar, wobei die obere Fläche (bezüglich der Gravitation) des mindestens einen Stifts die Aufnahmefläche ist.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfasst die Vorrichtung weiterhin einen Immobilisierungsparti- kelnachfüllbereich zur Aufnahme einer Vielzahl von Immobilisierungspartikeln, welcher einen Boden mit einer Bodenoberfläche aufweist. Der mindestens eine Stift ist dabei vorzugsweise durch den Boden von einer ersten Position, in der die Aufnahmefläche des Stifts unterhalb der Bodenoberfläche, beispielsweise unterhalb der Bodenoberfläche und innerhalb des Bodens, positioniert ist, in eine zweite Position, in der die Aufnahmefläche des Stifts oberhalb der Bodenoberfläche, insbesondere oberhalb der Bodenoberfläche und benachbart zu einem von dem Trägersubstrathalter über dem Immobilisierungspartikelnachfüllbereich gehaltenen Trägersubstrat, positioniert ist, bewegbar. Auf diese Weise können in der ersten Position Immobilisierungspartikel aus dem Immobilisierungspartikel- nachfüllbereich auf die Aufnahmefläche des Stifts fallen und in der zweiten Position in Kontakt mit dem Trägersubstrat gebracht werden. Vorzugsweise liegen die Vertiefungsfreien Bereiche der Aufnahmefläche des mindestens einen Stifts in der zweiten Position an dem Trägersubstrat an. Auf diese Weise kann der erste Teilabschnitt der Immobilisierungspartikel in das Trägersubstrat eingebunden, insbesondere eingeprägt, werden. Durch die Tiefe der Vertiefung/en des mindestens einen Stifts kann dabei die Einbindetiefe, insbesondere die Einprägtiefe, der Immobilisierungspartikel in dem Trägersubstrat beziehungsweise die Höhe, um
die die Immobilisierungspartikel aus dem Trägersubstrat herausragen, eingestellt werden.
Darüber hinaus kann die Vorrichtung ein Immobilisierungspartikelreservoir auf- weisen. Über dieses Immobilisierungspartikelreservoir können dem Immobilisie- rungspartikelnachfüllbereich weitere Immobilisierungspartikel zugeführt werden. Gegebenenfalls können der auch der Immobilisierungspartikelnachfüllbereich und/oder das Immobilisierungspartikelreservoir beheizbar sein.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Mikroarrays, insbesondere eines erfindungsgemäßen Mikroarrays, mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, welches die Verfahrensschritte:
a) Aufnehmen mindestens eines Immobilisierungspartikels durch den mindes- tens einen beweglichen Stift,
b) Transport des mindestens einen Immobilisierungspartikels zu einem von dem Trägersubstrathalter gehaltenen Trägersubstrat und
c) Verbinden des mindestens einen Immobilisierungspartikels mit dem Trägersubstrat,
umfasst.
Durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Vorrichtung in dem erfindungsgemäßen Verfahren können Immobilisierungspartikel präzise, beispielsweise in einer Mikroarraykammer, positioniert und somit einzelnen Spots definiert werden.
Die Verfahrensschritte a) bis c) können gleichzeitig durch eine Vielzahl von beweglichen Stiften durchgeführt werden. Es ist jedoch ebenso möglich die Verfahrensschritte a) bis c) - unter einer Positionsänderung des Trägersubstrathalters und damit des zu bestückenden Trägersubstrats - mehrfach mit einem oder meh- reren beweglichen Stiften zu wiederholen.
Zum Beispiel kann das Verbinden des mindestens einen Immobilisierungspartikels mit dem Trägersubstrat in Verfahrensschritt c) derart erfolgen, dass der mindestens eine Immobilisierungspartikel einen ersten, mit dem Trägersubstrat, ins- besondere formschlüssig, verbundenen, Teilabschnitt und einen zweiten offen
liegenden, insbesondere aus dem Trägersubstrat herausragenden, Teilabschnitt aufweist.
Im Rahmen einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfah- rens erfolgt das Verbinden des mindestens einen Immobilisierungspartikels mit dem Trägersubstrat in Verfahrensschritt c) derart, dass der mindestens eine Immobilisierungspartikel einen ersten, in das Trägersubstrat, beispielsweise formschlüssig, eingebundenen/eingeprägten, Teilabschnitt und einen zweiten, aus dem Trägersubstrat herausragenden Teilabschnitt aufweist.
Das Verbinden kann gegebenenfalls durch Kleben erfolgen. Beim Verbinden durch Kleben sollte jedoch die Kompatibilität des Klebers mit den Sondenmaterialien, den zu prozessierenden Analyseproben, etc. berücksichtigt werden. Um dies zu vermeiden erfolgt das Verbinden in Verfahrensschritt c) im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durch Einprägen des mindestens einen Immobilisierungspartikels in das Trägersubstrat oder eine verformbare Vorstufe des Trägersubstrats. Durch das Einprägen kann um die Immobilisierungspartikel ein Wulst entstehen. Das Ein- prägen von Immobilisierungspartikeln hat den Vorteil, dass die Immobilisierungspartikel - unabhängig vom Partikeldurchmesser - um die gleiche Höhe aus dem Trägersubstrat herausragen. Dadurch kann zum Auslesen des Mikroarrays eine definierte Signalebene gewährleistet werden, was insbesondere bei fluoreszierenden Ausleseverfahren von entscheidender Bedeutung ist.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird Kleben dadurch vermieden, dass das Verbinden in Verfahrensschritt c) durch thermoplastisches Verbinden des mindestens einen Immobilisierungspartikels mit dem Trägersubstrat erfolgt.
Zum Beispiel können Immobilisierungspartikel mit einem Partikelkern aus einem thermoplastischen Kunststoff und/oder ein Trägermaterial aus einem thermoplastischen Kunststoff eingesetzt werden. Dabei kann nur das Trägermaterial, nur der mindestens eine Immobilisierungspartikel oder sowohl das Trägermaterial als auch der mindestens eine Immobilisierungspartikel aus einem thermoplastischen
Kunststoff thermoplastisch verformt werden. Zum Beispiel kann ein Immobilisie-
rungspartikel mit einem Partikelkern aus Glas in ein Trägersubstrat aus Kunststoff eingeprägt werden. Oder es kann ein Immobilisierungspartikel mit einem Partikelkern aus einem thermoplastischen Kunststoff unter thermoplastischer Verformung des Partikelkerns mit einem Trägersubstrat aus Glas verbunden werden. Oder es kann ein Immobilisierungspartikel mit einem Partikelkern aus einem thermoplastischen Kunststoff mit einem Trägersubstrat aus einem thermoplastischen Kunststoff unter thermoplastischer Verformung des Partikelkerns und/oder des Trägersubstrats verbunden werden. Der mindestens eine Stift beziehungsweise der Trägersubstrathalter wird dabei vorzugsweise auf eine Temperatur geheizt, welche (ausreichend) über der Glasübergangstemperatur (Tg) des thermoplastischen Kunststoffs des Trägersubstrats und/oder des mindestens einen Immobilisierungspartikels liegt. Zum Beispiel kann der mindestens eine Stift beziehungsweise der Trägersubstrathalter auf eine Temperatur geheizt werden, welche mindestens 20 K, beispielsweise
20 K bis 40 K, über der Glasübergangstemperatur (Tg) des thermoplastischen Kunststoffs des Immobilisierungspartikels und/oder des Trägersubstrats liegt.
Im Rahmen einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemä- ßen Verfahrens umfasst das Verfahren weiterhin, insbesondere nach dem letzten
Verfahrensschritt c), den Verfahrensschritt: d) Aufbringen, insbesondere punktuelles Aufbringen (Spotten), von Fängermolekülen auf den Immobilisierungspartikeln. Da durch das erfindungsgemäße Verfahren nicht die komplette Oberfläche des Trägersubstrats oberflächenmodifiziert wird, werden Fängermoleküle im We- sentlichen nur an den Immobilisierungspartikeln immobilisiert. Dies kann zum einen vorteilhafterweise eine Reduktion des Hintergrundrauschens zur Folge haben.
Zum anderen kann das Aufbringen von Fängermolekülen derart erfolgen, dass eine Menge von Fängermolekülen beziehungsweise eine Menge einer Lösung von Fängermolekülen aufgebracht wird, welche größer ist als zum Benetzen der, insbesondere offen liegenden, Immobilisierungspartikeloberfläche notwendig. Gegebenenfalls können neben den Immobilisierungspartikeln auf der Trägersubstratoberfläche befindliche Fängermoleküle durch einen, insbesondere auf den Verfahrensschritt d) folgenden, Verfahrensschritt: e) Waschen des Trägersubstrats, insbesondere der Trägersubstratoberfläche, beziehungsweise des Mikro-
arrays, insbesondere der Immobilisierungspartikel aufweisenden Mikroarrayober- fläche, von der Trägersubstratoberfläche entfernt werden. Dies hat den Vorteil, dass Spotting-Geräte mit einer geringen Spottinggenauigkeit eingesetzt werden können und dennoch Spots mit einer, insbesondere durch die Größe und Befestigungsweise der Immobilisierungspartikel, definierten Spotgröße erzielt werden können.
Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung Mikroarrays, welche durch ein erfindungsgemäßes Verfahren hergestellt sind.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein mikrofluidisches System, insbesondere ein Chiplabor (Englisch:„Lab-on-a-chip device"), beispielsweise für medizinische Anwendungen, zum Beispiel molekulare Diagnostik, welches ein erfindungsgemäßes Mikroarray umfasst.
Zeichnungen
Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Gegenstände werden durch die Zeichnungen veranschaulicht und in der nachfolgenden Beschreibung erläutert. Dabei ist zu beachten, dass die Zeichnungen nur beschreibenden Charakter haben und nicht dazu gedacht sind, die Erfindung in irgendeiner Form einzuschränken. Es zeigen
Fig. la einen schematischen Querschnitt durch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Mikroarrays;
Fig. lb einen schematischen Querschnitt durch das in Fig. la gezeigte Mikroarray mit auf den Immobilisierungspartikeln immobilisierten Fängermolekülen;
Fig. 2a einen schematischen Querschnitt durch eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung während eines ersten Verfahrensschritts a) des erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 2b die in Fig. 2a gezeigte Vorrichtung während eines ersten Verfahrensschritts c);
Fig. 2c die in Fig. 2a und 2b gezeigte Vorrichtung währen eines zweiten Verfahrensschritts a);
Fig. 3a einen schematischen Querschnitt durch eine erste Ausführungsform eines bewegbaren Stift einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Fig. 3b einen schematischen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform eines bewegbaren Stift einer erfindungsgemäßen Vorrichtung; und
Fig. 3c einen schematischen Querschnitt durch eine dritte Ausführungsform eines bewegbaren Stift einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Figur la zeigt, dass das Mikroarray ein Trägersubstrat 1 und eine Vielzahl von Immobilisierungspartikeln 2 zum Immobilisieren von Fängermolekülen umfasst, wobei die Immobilisierungspartikel 2 jeweils einen ersten, mit dem Trägersubstrat 1 verbundenen Teilabschnitt 2a und einen zweiten, offen liegenden Teilabschnitt 2b aufweisen. Figur la veranschaulicht, dass der zweite, offen liegende Teilanschnitt 2b dabei von außerhalb des Trägersubstrats 1 zugänglich ist. Figur la illustriert dabei, dass die Immobilisierungspartikel 2 auf diese Weise lokale, potentielle Binderegionen für zu immobilisierende Fängermoleküle zur Verfügung stellen.
Figur la zeigt weiterhin, dass dabei jeweils der erste Teilabschnitt 2a formschlüssig in das Trägersubstrat 1 eingebunden beziehungsweise eingeprägt ist, wobei der zweite Teilabschnitt 2b aus dem Trägersubstrat 1 herausragt. Wie in Figur la gezeigt, können die Immobilisierungspartikel 2 derart in das Trägersubstrat 1 eingebunden sein, dass eine Halbkugel eines kugelförmigen Immobilisie- rungspartikels in das Trägersubstrat 1 eingebunden ist, wobei die andere Halbkugel desselben Immobilisierungspartikels 2 aus dem Trägersubstrat 1 herausragt. So kann gewährleistet werden, dass die Signalebene D, in der beispielsweise die Fluoreszenz gemessen wird, von der Oberfläche des Trägersubstrats 1 beabstandet ist.
Das Trägersubstrat 1 ist dafür vorzugsweise aus einem Kunststoff ausgebildet. Die Immobilisierungspartikel 2 weisen dabei vorzugsweise jeweils einen Partikelkern aus Glas auf, der eine Immobilisierungsbeschichtung zum Immobilisieren von Fängermolekülen aufweist beziehungsweise dessen Oberfläche zum Immobilisieren von Fängermolekülen funktionalisiert ist.
Figur lb zeigt das Mikroarray aus Figur la nach dem Aufbringen, insbesondere Spotten, von Fängermolekülen 3 auf den Immobilisierungspartikeln 2 und veranschaulicht, dass auf dem zweiten Teilabschnitt 2b Fängermoleküle 3 immobilisiert sind.
Die Figuren 2a bis 2c zeigen eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Mikroarrays, welche einen Trägersubstrathalter (nicht dargestellt) zum Halten eines Trägersubstrats 1 und eine Vielzahl von bewegbaren Stiften 4, insbesondere vier bewegbare Stifte 4, mit planaren Aufnahmeflächen 5 zur Aufnahme und zum Transport von Immobili- sierungspartikels 2 zu einem von dem Trägersubstrathalter 4 gehaltenen Trägersubstrat 1 umfasst. Zum Bestücken eines Trägersubstrats 1 aus einem thermoplastischen Kunststoff, sind die Stifte 4 vorzugsweise beheizbar. Zum Bestücken einer verformbaren Vorstufe eines Trägersubstrats 1 können die Stifte 4 unbe- heizt ausgeführt sein. Weiterhin umfasst die Vorrichtung einen Immobilisie- rungspartikelnachfüllbereich 7 zur Aufnahme einer Vielzahl von Immobilisierungspartikeln 2. Die Figuren 2a bis 2c zeigen, dass der Immobilisierungsparti- kelnachfüllbereich 7 einen Boden 8 mit einer Bodenoberfläche 9 aufweist, wobei die Stifte 4 durch den Boden 8 von einer ersten Position, in der die Aufnahmeflä- chen 5 der Stifte 4 unterhalb der Bodenoberfläche 9 positioniert ist, in eine zweite
Position, in der die Aufnahmeflächen 5 der Stifte 4 oberhalb der Bodenoberfläche 9 und benachbart zu dem von dem Trägersubstrathalter über dem Immobilisie- rungspartikelnachfüllbereich 7 gehaltenen Trägersubstrat 1 positioniert ist, bewegbar sind.
Die Figuren 2a bis 2c veranschaulichen ferner eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Herstellungsverfahrens. Figur 2a zeigt, dass in Verfahrensschritt a), in dem die Stifte 4 in der ersten Position positioniert sind, Immobilisierungspartikel 2 auf den Aufnahmeflächen 5 der Stifte 4 aufgenommen werden. Insbesondere Rutschen dabei die Immobilisierungspartikel 2 aus dem Immobili- sierungspartikelnachfüllbereich 7 auf die tiefer positionierten Aufnahmeflächen 5 der Stifte 4. Mit anderen Worten, die Stifte 4 sind in der ersten Position gegenüber dem umgebenden Immobilisierungspartikelnachfüllbereich 7 nach unten versetzt, sodass beim Einfahren der Stifte 4 neue Immobilisierungspartikel nach- fallen. Je nach Größe und Form der Stifte 4 und Immobilisierungspartikel 2 können dabei einzelne Immobilisierungspartikel 2 oder eine Anhäufung von Immobi-
lisierungspartikeln aufgenommen, transportiert und mit dem Trägersubstrat 1 verbunden werden. Ein Glaspartikelreservoir sorgt dabei für ein ständiges Nachführen von Immobilisierungspartikeln 2. Figur 2b illustriert, dass die Stifte 4 aufwärts in die zweite Position bewegt werden. Dabei werden die aufgenommenen Immobilisierungspartikel 2 zu dem Trägersubstrat transportiert und durch Einprägen der Immobilisierungspartikel 2 in das Trägersubstrat 1 oder eine verformbare Vorstufe des Trägersubstrats 1 mit diesem verbunden werden. Figur 2b veranschaulicht, dass das Verbinden dabei derart erfolgt, dass die Immobilisierungspartikel 2 einen ersten, in das Trägersubstrat 1 formschlüssig eingeprägten Teilabschnitt 2a und einen zweiten, aus dem Trägersubstrat 1 herausragenden Teilabschnitt 2b aufweisen.
Figur 2c zeigt, dass die Stifte anschließend wieder abwärts in die erste Position bewegt werden, in der neue Immobilisierungspartikel 2 auf die Aufnahmeflächen
5 der Stifte 4 rutschen beziehungsweise fallen.
Die Figuren 3a bis 3c zeigen eine erste, zweite und dritte Ausführungsform eines bewegbaren Stifts 5 einer erfindungsgemäßen Vorrichtung. Im Rahmen der in Figur 3a gezeigten, ersten Ausführungsform weist der Stift 5 eine planare Aufnahmefläche 5 auf. Im Rahmen der in Figur 3b gezeigten, zweiten Ausführungsform weist der Stift 4 eine Aufnahmefläche 5 mit einer Vertiefung 6 zur Aufnahme von Immobilisierungspartikeln 2 auf. Im Rahmen der in Figur 3c gezeigten, dritten Ausführungsform weist der Stift 4 eine Aufnahmefläche 5 mit drei zueinander beabstandete Vertiefungen 6 zur Aufnahme von jeweils einem Immobilisierungspartikel 2 auf. Figur 3c zeigt, dass dabei die Form und Größe der Vertiefungen in etwa der Form und Größe eines halben Immobilisierungspartikels 2 entspricht. Auf diese Weise kann gewährleistet werden, dass in jeder Vertiefung nur ein Immobilisierungspartikel 2 aufgenommen, zu dem Trägersubstrat 1 transpor- tiert und mit diesem verbunden wird, wobei die Immobilisierungspartikel 2 zueinander in einem definierten Abstand positioniert werden.