Brems- bzw. Fangeinrichtung zur temporären Schutzraumabsicherung und dergl.
Die Erfindung betrifft eine Brems- bzw. Fangeinrichtung für eine Aufzugskabine, die in einem Schacht entlang von vertikalen Führungsschienen geführt ist, wobei sich die Bremsbzw. Fangeinrichtung einer mit einer Reibfläche versehenen Rolle als Bremskörper bedient, die reibend in einem schräg zur Führungsschiene verlaufenden, genuteten Spalt geführt ist, und elastisch an die Führungsschiene angepresst wird, um so auch dort eine entsprechende Reibung zu entfalten. Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung einer solchen Bremsbzw. Fangeinrichtung. Der Begriff „Aufzugskabine" wird hier und im Folgenden als Sammelbegriffverwendet und umfasst sowohl herkömmliche Kombinationen aus Kabinen oder Plattformen aller Art, die von einem Fahrkorbrahmen getragen werden, als auch fahrkorb- rahmenlose Konstruktionen.
Brems- bzw. Fangeinrichtungen an Aufzügen dienen dazu, eine Aufzugskabinc im Falle einer unzulässig hohen Fahrgeschwindigkeit, wie sie z. B. bei einer Fehlfunktion der Steuerung oder eines Antriebs bzw. seiner Bremse sowie einem Seilbruch auftreten kann, abzubremsen.
Eine entsprechende Bremsfangeinrichtung ist zum Beispiel aus der Europäischen Patentanmeldung EP 0 841 280 Al bekannt.
Die von besagter Patentanmeldung vorgeschlagene Bremsfangeinrichtung ist von moderner Bauart, sie kommt mit nur wenigen Bauteilen aus. Anders als die älteren Bremsfangeinrichtungen aus dem Stand der Technik, benötigt sie keine zusätzlichen Schrauben- oder Tellerfedern, um einen definierten Verlauf der Bremskraft bis hin zum Kabinenfang vorzugeben. Statt dessen ist das zur Montage an der Aufzugskabine vorgesehene und die Bremsrolle lagernde Gehäuse der Bremsfangeinrichtung (im Weiteren: Der Druckkörper) hier so ausgebildet, dass es selbst eine definierte Federwirkung ausübt. Dies, indem der Druckkörper bei aktivierter Bremse auf der einen Seite unmittelbar auf die Führungsschiene drückt und auf der anderen Seite mittelbar über die Bremsrolle auf die Führungsschiene drückt. Umso weiter die Bremsrolle in die ihr zugeordnete Nut entlang Richtung Anschlag gezogen wird, desto stärker wird der Druckkörper elastisch aufgedehnt. Entsprechend höher fallen die aktuellen Bremskräfte aus. Diese Federwirkung führt zusammen mit dem entsprechendem Layout der Nut bzw. des führenden Spalts, in der die Bremsrolle unter starker Reibung abläuft, dazu, dass sich die gewünschte, definierte Bremswirkung einstellt.
Ein großer Vorteil dieser bekannten Bremsfangeinrichtung ist insbesondere der, dass ihr spezieller Aufbau einer Fehlausrichtung zwischen der Führungsschiene und der Bremsfläche entgegenwirkt. Daher verursacht der Einsatz, d. h. die Aktivierung dieser Bremsfangeinrichtung, nur einen geringen Verschleiß an der Führungsschiene. Auch die Bremsfangeinrichtung selbst unterliegt nur einem geringen Verschleiß.
Wie diese bekannte Bremsfangeinrichtung ausgelöst wird, wird in besagter Patentanmeldung nicht explizit beschrieben.
Für den Fachmann ist jedoch leicht erkennbari dass diese Bremsfangeinrichtung für eine mechanische Betätigung üblicher Art vorgesehen ist. Dies, weil ihre Bremsrolle mit einem nach außen über das Gehäuse und sein Abdeckblech hinausstehenden, einseitigen Achsstummel ausgestattet ist. Dieser Achsstummel soll offensichtlich mittelbar oder unmittelbar
mit dem im Schacht umlaufenden Seil eines üblichen Geschwindigkeitsbegrenzersystems verbunden sein, vgl. Fig. 3 der EP O 841 280 Al .
Der Vollständigkeit halber sei die an und für sich bekannte Funktion eines solchen Geschwindigkeitsbegrenzersystems hier noch kurz erläutert, angewandt auf den konkreten Fall:
Ein solches Geschwindigkeitsbegrenzersystem besteht aus einem entlang des gesamten Schachts umlaufenden Seiles, das oben und unten über je eine Rolle geführt wird. Das Seil ist an der Einrückstange der Brems- bzw. Fangeinrichtung befestigt, welche ihrerseits am Fahrkorbrahmen bzw. an der Aufzugskabine festgelegt ist und somit im Schacht auf und ab fährt. Das Seil wird also vom Fahrkorb bzw. der Aufzugskabine mitgenommen. Es treibt so seine beiden Rollen an. Die i. d. R. obere Rolle ist Teil einer in Abhängigkeit von der Umlaufgeschwindigkeit des Seils ansprechenden Bremse. Sobald das Seil mit einer Geschwindigkeit umläuft, die einer unzulässigen Übergeschwindigkeit der Aufzugskabine entspricht, spricht die Bremse an und bremst so die obere Rolle ab. Das Seil des Geschwindigkeitsbegrenzers bleibt dadurch nun relativ zur Bewegung der Aufzugskabine zurück - und zieht bei der hier zur Diskussion stehenden Konstruktion des Standes der Technik die Bremsrolle relativ zu ihrem Gehäuse nach oben, in die Nut hinein. Die Bremsrolle kommt auf diese Art und Weise mit der Führungsschiene in Kontakt. Sie wird nun selbsttätig weiter in die Nut hineingetrieben und bremst entsprechend.
Ein weiterer Punkt ist, dass es bei der bekannten Bremseinrichtung augenscheinlich keine Rolle spielt, ob nach einem Ansprechen im Störfall manuell eingegriffen werden muss, um die Bremseinrichtung aus ihrer Fangposition zu lösen, oder nicht.
Denn es ist klar, dass sie ohnehin nur für eine Aktivierung im Falle einer Übergeschwindigkeit, d. h. einer Störung vorgesehen ist und im Normalbetrieb unbenutzt bleibt. Um die Aufzugskabine nach einer Störung wieder außer Fang zu bringen, ist ohnehin der Einsatz geschulten Servicepersonals erforderlich. Daher spielt es keine Rolle, ob sich die bekannte Bremsfangeinrichtung auf kürzestem Wege, also schon bei einem nur geringen Wiederan-
fahren der Kabine nach oben außer Fang bringen lässt oder ob zu diesem Zwecke gar manuell eingegriffen werden muss.
Für andere Zwecke, als das Stillsetzen der Aufzugskabine im Falle einer Übergeschwindigkeit, lässt sich die bekannte Bremsfangeinrichtung in der Praxis angesichts all dessen nicht sinnvoll einsetzen.
Sofern zu irgendwelchen Zwecken bei Aufwärtsfahrt oder bei Abwärtsfahrt außerhalb von Störfallen eine Bremswirkung benötigt wird - etwa um die Aufzugskabine willkürlich direkt gegenüber den Führungsschienen und unabhängig von der antriebsseitigen Bremse stillsetzen zu können - muss bei Aufzugsanlagen, die sich der vorbekannten Bremsfangeinrichtung bedienen, eine zusätzliche Betriebsbremse vorgesehen werden.
Andere im Stand der Technik bekannte, hier nicht näher erläuterte Brems- bzw. Fangeinrichtungen arbeiten nicht mit Bremsrollen, sondern mit Bremskeilen. Letztere wirken auf die unterschiedlichste Art und Weise mit Schrauben- oder Tellerfedern zusammen und sorgen so für die benötigte Bremskraft, d. h. für die erforderliche Friktion an den Schienen. Diese bekannten Bremsfangeinrichtungen sind aufwendiger als die eingangs genannte Einrichtung, gewährleisten i. d. R. keine gleichmäßige Anpressung an die Führungsschiene und lassen sich nicht fernbedienen - zumindest nicht fernbedient wieder lösen, in dem Sinne, dass die Bremskeile bzw. -organe ohne manuellen Eingriff zuverlässig wieder in eine definierte, inaktive Ruhestellung zu bringen sind.
Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, eine Brems-, Fang- oder Bremsfangeinrichtung anzugeben, die auch im regulären Betrieb Funktionen übernehmen kann, d. h. im Betrieb außerhalb von unzulässigen Übergeschwindigkeiten.
Erfindungsgemäß wird dies bei einer Brems- bzw. Fangeinrichtung der eingangs genannten Art durch die Merkmale des Anspruchs 1 erreicht.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen führen zu einer Brems- bzw. Fangeinrichtung, die auch im regulären Betrieb Funktionen übernehmen kann.
Dies zum einen schon deshalb, weil sie bidirektional wirkt und damit eine entsprechende Funktionalität nicht nur bei Abwärts- sondern gleichermaßen auch bei Aufwärtsfahrt zur Verfügung stellen kann.
Ein entscheidender Aspekt ist zudem, dass sich die Brems- bzw. Fangeinrichtung ohne weiteres, fernbedient von der Aufzugssteuerung aus, auch zuverlässig wieder lösen lässt. Dies, indem die Aufzugskabine - bezogen auf ihre vorherige Fahrtrichtung - ein kleines Stück zurückgefahren wird. Wegen der auf Grund entsprechender Druckkörperauslegung gewährleisteten Reibungsverhältnisse kommt die Rolle hierdurch sofort frei, wälzt sich zurück und kann dann vom Akruator sofort aktiv wieder in ihre Ruheposition gezogen und dort gehalten werden.
Auf Grund der durch den Anspruch vorgegebenen, speziellen Gestaltung ist außerdem sichergestellt, dass die Reibfläche des Bremsorgans an der Führungsschiene gleichmäßig (kein Verkanten der Rolle) und mit einem genau vorausbestimmten, d. h. niemals übermäßig großen Druck zur Anlage kommt. Dadurch wird die Gefahr einer ungleichmäßigen Anpressung an die Führungsschiene vermieden und auch sonst der Verschleiß sowohl auf Seiten der Rolle als auch der Führungsschiene minimiert. Auch damit ist eine Voraussetzung geschaffen, um die Brems- bzw. Fangeinrichtung auch im regulären Betrieb Funktionen übernehmen zu lassen. Denn ein in erster Linie Notfunktionen übernehmendes Bauteil eignet sich natürlich nur dann für einen Einsatz auch im regulären Betrieb, wenn sichergestellt ist, dass dieser Einsatz im regulären Betrieb nicht womöglich dazu führt, dass das betreffende Bauteil im worst case seine Notfunktion nicht mehr erfüllen kann, da zwischenzeitlich verschlissen.
Vorzugsweise wird die Brems- bzw. Fangeinrichtung so ausgestaltet, wie von Anspruch 2 vorgeschlagen. Hintergreift der Druckkörper die Führungsschiene, ergibt sich auf einfache Art und Weise ein geschlossener Kraftfluss.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform arbeitet die Brems- bzw. Fangeinrichtung in etwa nach dem von modernen Fahrzeugscheibenbremsen her bekannten „Schwimmsattel-
prinzip". Hierdurch wird vom ersten Ansprechen der Bremse an eine sehr gleichmäßige Bremswirkung gewährleistet. Vor allem aber wird jegliche Biegebelastung der Führungsschiene sicher vermieden, auch bei sehr aggressiver Bremsung im Notfall. Das Schwimmsattelprinzip ist insbesondere auch von Vorteil, wenn die Brems- und Fangeinrichtung Aufgaben im regulären Aufzugsbetrieb zu übernehmen hat. Nämlich Aufgaben, im Rahmen derer aus Gründen der Verschleißminimierung nicht aus voller Fahrt, sondern aus a priori moderaten Geschwindigkeiten abgebremst werden soll. Das Schwimmsattelprinzip gewährleistet auch dann ein schnelles und sicheres Ansprechen der Brems- bzw. Fangeinrichtung. Dies deshalb, da die Rolle weder erst die Schiene elastisch verformen noch erst die gesamte, entsprechend massenträge Aufzugskabine um den Betrag des Spiels, das ihre Führung ihr quer zur Führungsschiene lässt, in Bewegung setzen muss, um die Gegenbremsbacke richtig fest an der Führungsschiene zur Anlage zu bringen.
Idealerweise ist die Schwimmsattelführung (die notwendigerweise am Druckkörper angreift) insbesondere auch seitens des Druckkörpers so gestaltet, dass sich der Druckkörper ungehindert verformen kann, ohne dabei die Funktionalität der Führung zu beeinträchtigen. Um dies zu erreichen, ist die Brems- bzw. Führungseinrichtung vorzugsweise so gestaltet, wie von den Ansprüchen 4 bis 6 vorgegeben.
Außerdem ist eine solche Bremseinrichtung in besonderem Maße auch für Aufzüge geeignet, deren Aufzugskabinen an lediglich einer oder zwei an ein und derselben Wand befestigten Führungsschienen geführt sind oder zentral bzw. exzentrisch geführte Kabinen mit 2, 4 oder 6 Schienen. Dies auf Grund der Tatsache, dass die Reibfläche jedes der Bremsorgane gleichmäßig und in genau vorausbestimmter Weise sowie ohne übermäßigen Druck an der zugehörigen Führungsschiene zur Anlage kommt. Die Verwirklichung des Schwimmsattelprinzips trägt ggf. gerade in den vorbeschriebenen Anwendungsfällen das ihre dazu bei.
Durch die Merkmale des Anspruchs 7 wird eine Schwächung der Steifigkeit des einen (der Fahrtrichtung der Aufzugskabine 35 nach oben entsprechenden) Abschnitts des Druckkörpers erreicht, wodurch die Anpresskraft des Bremsorgans bei einer Bremsung bei der Aufwärtsfahrt der Aufzugskabine reduziert wird. Dadurch ergibt sich bei der Bremsung in Fahrtrichtung nach oben eine geringere Verzögerung, wodurch ein Abheben der Passagiere
vom Boden der Aufzugskabine einfach vermieden werden kann.
Eine in konstruktiver Hinsicht sehr einfache und mühelos fernsteuerbare Lösung ergibt sich durch die Merkmale des Anspruchs 8.
Durch die Merkmale des Anspruchs 8 ist es auf einfache Weise möglich, das Bremsorgan im Normalbetrieb in einem geringen Abstand von der Oberseite der zugeordneten Führungsschiene zu halten. Im Auslösefall der Bremseinrichtung wird die Rolle sicher in Kontakt mit der Führungsschiene gebracht und beginnt sich zu drehen, wodurch diese gegen ein Ende des Spalts abrollt und sich mehr und mehr an die Führungsschiene anpresst und eingeklemmt wird, wodurch es zum Abbremsen der Aufzugskabine kommt.
Von besonderer Bedeutung gerade für eine Brems- bzw. Fangeinrichtung, die auch im Normalbetrieb Aufgaben übernehmen soll, ist die weitere Verbesserung durch die in Anspruch 9 vorgeschlagene Maßnahme. Diese gestattet es, von der Aufzugssteuerung aus zu kontrollieren, ob die Brems- bzw. Fangeinrichtung nach ihrer Betätigung auch wieder vollständig deaktiviert wurde, d. h. ob sich die Rolle wirklich auch wieder vollständig in ihrer inaktiven Position befindet - so dass sicher ausgeschlossen ist, dass die Rolle beim Lösen der Brems- und Fangeinrichtung womöglich nicht vollständig gelüftet wurde und dann später auf Grund von Relativbewegungen der Aufzugskabine quer zur Führungsschiene plötzlich unbeabsichtigt mit der Führungsschiene in Kontakt kommt und so unvorhergesehen aktiviert wird. Vorteilhafterweise wird ein Solenoid verwendet, um die Rolle in ihrer inaktiven Position zu halten. Die Position des mit der Rolle verbundenen, magnetisch hin und her bewegbaren Metallkerns des Solenoids kann dann durch Messung der Impedanz des SoIe- noids überprüft werden.
Die von Anspruch 10 vorgeschlagene Maßnahme stellt sicher, dass es nicht zu einem Fressen zwischen der nach Aktivierung zunächst unter hoher Pressung und Friktion abwälzenden Rolle und dem Druckkörper kommt. Statt dessen wird Verschleiß vermieden und es wird sichergestellt, dass immer bestimmungsgemäß definierte Reibungsverhältnisse zwischen der auf Anschlag gegangenen Rolle und dem Druckkörper vorliegen - so, dass sich die Brems- und Fangvorrichtung stets durch Bewegen der Kabine in umgekehrter Richtung
wieder lösen lässt.
Außerdem leisten die durch Anspruch 10 i.V.m. Anspruch 1 1 vorgesehenen Maßnahmen auch unter einem anderen Aspekt einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Brems- bzw. Fangeinrichtung auch für andere, notwendiger Weise einen gewissen Verschleiß mit sich bringende Aufgaben eingesetzt werden kann, als die bloße Aktivierung in Notfällen. Denn die Einsätze aus Lagerwerkstoff sind preisgünstige Austauschteile, die bei Bedarf eine einfache Instandsetzung der Brems- bzw. Fangeinrichtung ermöglichen.
Die von Anspruch 12 vorgesehene, bevorzugte Maßnahme zielt in die gleiche Richtung und sorgt darüber hinaus für immer gleiche Reibungsverhältnisse.
Die Verwendung nach Anspruch 13 führt auf einfache Art und Weise zu einem erheblichen Sicherheitsgewinn bei Servicearbeiten, zu deren Durchführung zwischen der Aufzugskabine und dem Schachtende ein Schutzraum für den Monteur errichtet werden muss. Zur Errichtung eines Schutzraumes wird die Aufzugskabine üblicherweise in eine Position gefahren und dort angehalten, in der der benötigte Schutzraum vor dem Schachtende frei bleibt, so dass zunächst ein vorläufiger Schutzraum gegeben ist. Der Monteur kann sich nun in diesen vorläufigen Schutzraum begeben und die endgültige Schutzraumabsicherung vornehmen, indem er z. B. entsprechende Stützen unter die Aufzugskabine oder das Gegengewicht stellt, oder die Aufzugskabine bzw. das Gegengewicht mit einem Bolzen mechanisch festsetzt bzw. eine automatische Schutzraumabsicherung aktiviert, welche in den Fahrbereich der Aufzugskabine hineinschnellt. Bewegt sich die Aufzugskabine aus irgendwelchen Gründen noch bevor der Monteur die Stützen bzw. den Bolzen setzen konnte, besteht höchste Gefahr schwerer Unfälle. Hier schafft die von Anspruch 13 vorgeschlagene Verwendung der Brems- bzw. Fangeinrichtung Abhilfe, da sie ausschließt, dass es in dieser kritischen Phase zu einer ungewollten Bewegung der Aufzugskabine kommt.
Die von Anspruch 17 vorgeschlagenen Maßnahmen ermöglichen eine rationelle Fertigung einer ganzen Baureihe von Brems- bzw. Fangvorrichtungen, z. B. mit 4 Mitgliedern der Baureihe, die für die Nennlastbereiche 250 kg bis 500 kg, 500 kg bis 750 kg, 750 kg bis
1000 kg und 1000 kg bis 1250 kg vorgesehen sind.
Die Rolle desjenigen Baureihenmitglieds, das für Nennlasten von 250 kg bis 500 kg vorgesehen ist, muss zur Entfaltung der gewünschten Wirkung nur mit deutlich geringerer Normalkraft an die Schiene und den Druckkörper angepresst werden, als die Rolle eines Baureihenmitgliedes für Nennlasten von 750 kg bis 1000 kg. Die Anpassung hängt von der Federkraft des Druckkörpers ab. Der massive Druckkörper ist ein vergleichsweise teuer herzustellendes Bauteil, weshalb die Verwendung von Hause aus unterschiedlicher Druckkörper massive Nachteile mit sich bringt, u. a. da unterschiedliche Werkzeuge zum Strangpressen der verschiedenen Druckkörper benötigt werden und für einen einzelnen individuellen Druckkörper jeweils nur eine kleine Serie zu fertigen ist.
Abhilfe bringt hier auch das von Anspruch 18 vorgeschlagene Verfahren. Demgemäß werden für eine ganze Baureihe von Brems- bzw. Fangeinrichtungen immer die gleichen Rohlinge für die Druckkörper verwendet, in die dann, je nachdem für welches Mitglied der Baureihe der Druckkörper fertiggestellt werden soll, unterschiedliche Spalt- und Nutverlaufe eingefräst werden. Hierdurch wird festgelegt, wie stark der konkrete, fertiggestellte Druckkörper die Rolle anpresst, wenn diese bis auf Anschlag in den jeweiligen Spalt hineingezogen wurde.
Die Erfindung wird nun anhand der Zeichnungen näher erläutert, wobei auch weitere Vorteile sichtbar werden.
Es zeigen:
Fig. 1 schematisch ein Bremsorgan gemäß der Erfindung;
Fig. 2 schematisch eine Brems- bzw. Fangeinrichtung nach der Erfindung in einem
Horizontalschnitt;
Fig. 3 diese Brems- bzw. Fangeinrichtung in Richtung des Pfeils III von Fig. 2 gesehen;
Fig. 3b eine der Fig. 3 weitgehend entsprechende, alternative Ausführungsform;
Fig. 4 die schwimmende Lagerung der Bremseinrichtung;
Fig. 5 eine mit einem Messingeinsatz L im Spaltendbereich ausgerüstete Variante der von Fig. 3 gezeigten Brems- bzw. Fangeinrichtung;
Fig. 6 grob schematisch den von Fig. 5 im Einbauzustand gezeigten Einsatz L in demontierter Position;
Fig. 7 die unterschiedlichen Tiefen bzw. Verläufe der Spalte für vier verschiedene
Nutzlastbereichte, d. h. vier verschiedene Mitglieder einer Baureihe mit ansonsten identischen Druckkörpern.
Wie aus Fig. 2 zu ersehen ist, weisen die Führungsschienen 2 einen über einen Steg 6 mit einem Schienenfuß 7 verbundenen Schienenkopf 8 auf.
Bei einer Brems- bzw. Fangeinrichtung nach der Erfindung ist ein Bremsorgan in Form einer Rolle 9 vorgesehen, die an ihren beiden Stirnflächen 10 (siehe Fig. 1) mit Schultern 1 1 versehen ist. Die Mantelfläche der Rolle 9 dient als Reibfläche 12. Zu diesem Zweck ist sie
mit einer Rändelung versehen oder mit einem Reibbelag. Sie ist dazu bestimmt, an den Führungsschienen (siehe Fig. 2) zur Anlage zu kommen.
Die Fig. 2 zeigt eine erfindungsgemäße Bremseinrichtung 14 in einem Horizontalschnitt. Diese weist einen Druckkörper 19 auf, der im Wesentlichen einem U-Profil entspricht, wobei die beiden Schenkel 16, 16' im Bereich ihrer freien Enden die Führungsschienen 2 umfassen. Der Druckkörper 19 hat an seinem Schenkel 16 einen Spalt 20, in dem die Rolle 9 geführt ist. Dabei weist der Spalt 20 eine Nut 21 auf, die die Aufnahme der Reibfläche 12 (siehe Fig. 1) der Rolle 9 ermöglicht. Der Druckkörper besteht aus einem geeigneten Vergütungsstahl, wie er zur Herstellung von Schrauben- und Tellerfedern verwendet wird. Welche Vergütungsstähle bis dato für Schrauben- und Tellerfedern verwendet werden, ist dem Fachmann bekannt. Anders als ein Federstahl lässt sich ein solcher Vergütungsstahl recht einfach spanend bearbeiten, ohne später einer Wärmbehandlung zu bedürfen, die die Maßhaltigkeit eingefräster Spalten und Nuten in Frage stellt.
Die Rolle 9 ist drehbar auf einer Achse 22 (in Fig. 2 nicht dargestellt, siehe Fig. 3) gehalten, die einen Durchbruch 23 im Schenkel 16 durchsetzt und in einem Halter 25 gehalten ist.
Sie läuft mit ihren Schultern 11 in einem Spalt, deren Kontur einem der von Fig. 7 gezeigten Spalte entspricht, wobei zwischen dem bei Aufwärtsfahrt und dem bei Abwärtsfahrt wirksamen Spaltbereichen eine ausgeprägte, vorzugsweise V-förmig konturierte Rastfläche vorgesehen ist, die derart gestaltet ist, dass die Rolle (trotz der unvermeidlichen Reibungseinflüsse) bei Wieder-Deaktivierung in praktisch immer die gleiche Position zurückgezogen und gehalten wird.
Der besagte Halter 25 ist von einer Feder 28 umgeben, die als Druckfeder ausgebildet ist und die Rolle 9 in Richtung zur Führungsschiene 2 vorspannt. Dieser Feder 28 wirkt ein Soleniod (nicht dargestellt) entgegen, das von einer hier nicht gezeigten Elektronik angesteuert wird, die im Aufzugsschacht untergebracht ist, von der ggf. zumindest Teile auch kabinenfest eingebaut sein können.
Dabei wird das Solenoid entregt, wenn die Brems- bzw. Fangeinrichtung ansprechen soll,
weil entweder ein Notfall, d. h. eine Übergeschwindigkeit vorliegt, oder aber weil die Aufzugskabine im regulären Betrieb festgesetzt werden soll, z. B. zur Schutzraumabsicherung oder um ein Wegschleichen der Aufzugskabine aus seiner Haltestellenposition zu verhindern. Dadurch bewegt die Feder 28 den Halter 25 und damit die Rolle 9 gegen die Führungsschiene 2, so dass diese mit ihrer Reibfläche 12 (siehe Fig. 1) an der Führungsschiene 2 (siehe Fig. 3) zur Anlage kommt. Sie wird dadurch in Drehung versetzt.
Bei einer Abwärtsfahrt der Aufzugskabine dreht sich die Rolle 9 im Uhrzeigersinn (bei der Betrachtung gemäß Fig. 3). Dadurch wälzt sich die Rolle 9 an der Führungsschiene 2 ab und steigt nach oben. Da sich der Abstand zwischen der Nut 21 und der Führungsschiene 2 nach oben zu vermindert, wird die Rolle zwischen der Nut 21 und der Führungsschiene 2 eingeklemmt, wodurch sie in der Nut 21 reibt und daher bremst, so dass die nicht dargestellte Aufzugskabine zum Stillstand kommt. In der Endstellung berührt die Reibfläche 12 (siehe Fig. 1) an der Stelle 41 (siehe Fig. 3) die Nut 21, und an der Stelle 42 berühren die Schultern 11 (siehe Fig. 1 ) der Rolle 9 den Spalt 20 (siehe Fig. 3) neben der Nut 21. An der Stelle 42 ist die Tiefe der Nut 21 entsprechend groß, so dass die Reibfläche 12 (siehe Fig. 1) dort die Nut 21 (siehe Fig. 3) nicht berührt. Auf diese Weise wird der Bewegungsweg 5 der Rolle 9 begrenzt, ohne dass dies einen nennenswerten Einfluss auf die Bremskraft hat, weil die Reibung im Bereich der Schultern 11 (siehe Fig. 1) relativ gering ist (die Schultern sind glatt). Durch entsprechende Gestaltung des Abstandes der Nut 21 (siehe Fig. 3) von der Führungsschiene 2 können die dabei auftretenden Verzögerungen entsprechend vorbestimmt werden. Auf Grund des schwenkbaren Halters 25 und auf Grund des Durchbruchs 23 kann sich die Rolle 9 ungehindert entlang des Spalts 20 bewegen.
Bei einer Bremsung während der Aufwärtsfahrt, bei der nur geringere Bremskräfte erforderlich sind, dreht sich die Rolle 9 entgegen dem Uhrzeigersinn und wälzt sich daher nach unten ab.
Der Spalt 20 (bzw. die Nut 21) weist etwa in der Mitte die bereits zuvor angesprochene Vertiefung bzw. Rastfläche 31 zur Bestimmung der inaktiven Ruhestellung auf. In diese Stellung wird die Rolle 9 durch das erregte Solenoid gezogen. Dabei verbleibt ein Abstand zwischen der Führungsschiene 2 und der Rolle 9.
Um die Brems- bzw. Fangeineinrichtung nach dem Abbremsen einer Abwärtsbewegung der Aufzugskabine wieder zu deaktivieren, wird die Aufzugskabine ein Stück weit nach oben gefahren. Die Schrägung des Spalts 20 und der Nut 21 sind so gewählt und aufeinander abgestimmt, dass die Rolle bei dieser Aufwärtsbewegung der Aufzugskabine nicht an der Führungsschiene entlanggleitet, sondern nun invers von ihr angetrieben wird und in die Richtung ihrer inaktiven Position im Bereich zwischen dem nach oben weisenden und dem nach unten weisenden Spaltabschnitt zurückwälzt. Sobald die Rolle in die Nähe ihrer inaktiven Position gelangt ist, wird sie von dem entsprechend beschalteten und auf die Aufbringung entsprechender Zugkräfte ausgelegten Solenoid eingefangen und sicher in ihre inaktive Position zurückgezogen - und zwar rechtzeitig, bevor die Rolle (durch die nun schon wieder merkliche Relativgeschwindigkeit der Fahrt aufnehmenden Aufzugskabine gegenüber der Führungsschiene) in den von der inaktiven Position der Rolle aus absteigenden Abschnitt des Spalts 20 hineingerissen wird und nun dort unbeabsichtigt bremst.
Entsprechendes gilt für das Deaktivieren der Brems- bzw. Fangeinrichtung nach dem Abbremsen einer Aufwärtsbewegung der Aufzugskabine.
Wie die Schrägung des Spalts 20 und der Nut 21 genau zu wählen sind, lässt sich nicht pauschal für alle möglichen Geometrien und Materialien der Brems- und Fangeinrichtung festlegen. Die genaue Auslegung im Einzelfall kann jedoch vom Fachmann leicht an Hand seines Fachwissens und der üblichen Berechnungen bzw. einer überschaubaren Anzahl von Versuchen ermittelt werden - die bei derartigen Brems- bzw. Fangeinrichtungen ohnehin erforderlich sind, da die Brems- bzw. Fangeinrichtungen schon auf Grund der technischen Vorschriften des Aufzugsbaus so ausgelegt sein müssen, dass sie im Falle einer Notbremsung nicht so hart verzögern, dass die Fahrgäste zu Fall kommen.
Bei der in Fig. 3 dargestellten Ausführungsform ist zur Verminderung der Steifigkeit des Druckkörpers 19 im unteren Bereich ein Einschnitt 32 vorgesehen. Dadurch wird in dem einer Aufwärtsfahrt entsprechenden Abschnitt des Druckkörpers 19 eine entsprechend geringere Steifigkeit bewirkt und damit ein geringerer Anpressdruck der Rolle 9, wodurch sich eine geringere Verzögerung bei einer Bremsung ergibt. Alternativ (hier nicht gezeigt) wer-
den die Rampen nicht spiegelsymmetrisch, sondern mit anderer Steigung oder Länge ausgeführt, wodurch sich ebenfalls der gewünschte Effekt einstellt.
Der Druckkörper 19 ist, vergleichbar mit dem Sattel einer Kfz-Scheibenbremse, schwimmend an der Aufzugskabine gelagert. Die Fig. 4 veranschaulicht dies. Als Führung für die schwimmende Lagerung dienen pro Brems- bzw. Fangeinrichtung je zwei auf Abstand voneinander an der Aufzugskabine befestigte Flacheisen F, die sozusagen ein im Wesentlichen horizontal ausgerichtetes Schienenpaar bilden. Der Druckkörper 19 ist an seiner Ober- und Unterkante jeweils mit einer Nut Nl bzw. N2 zum Eingriff für die besagten Flacheisen versehen, so dass der Druckkörper zwischen die beiden Flacheisen eingeschoben werden kann.
Beide Nuten weisen, verglichen mit der Breite der Flacheisen, ein gewisses seitliches Spiel auf. Darüber hinaus weist zumindest eine der beiden Nuten Nl und N2 eine besondere Gestaltung auf, sie verläuft nämlich insgesamt hinreichend schräg. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass der Druckkörper unter dem Einfluss der Kraft, mit dem die Rolle im Falle des Bremsens oder Fangens in den Spalt hineingezogen wird, elastisch aufgebogen wird, so dass die beiden jeweils an der Unterseite und der Oberseite angebrachten Nuten nicht mehr miteinander fluchten, sofern keine entsprechenden Maßnahmen getroffen werden. Der Schrägverlauf der zumindest einen Nut ist so gewählt, dass die Nut bei inaktiver Brems- bzw. Fangvorrichtung nach wie vor eine genau definierte mit zulässigem Spiel versehene Führung gewährleistet, weil nämlich die Unterkante der linken und die Oberkante der rechten Nutflanke eine definierte Führungswirkung entfalten. Dadurch, dass die Nutflanken schräg verlaufen, ist gewährleistet, dass sich der Druckkörper ungehindert verformen kann, ohne die Führung zu beeinträchtigen.
Eine alternative, durch Fig. 3b gezeigte Ausführungsform bedient sich nicht eines Einschnittes 32, sondern weist stattdessen in ihrem für das Bremsen bei Aufwärtsfahrt zuständigen Bereich einen Spalt 20 und eine Nut 21 auf, deren Keilwinkel bzw. deren am Ende insgesamt resultierende Keilwirkung kleiner ist, als diejenige des Spalts 20 und der Nut 21, die in dem für Abwärtsfahrt zuständigen Bereich angebracht sind. In Fig. 3b ist dies durch gestrichelte und punktierte Linien visualisiert. Die gestrichelten Linien zeigen Spalte 20 und Nuten 21, deren Keilwinkel bzw. resultierende Keilwirkung so dimensioniert ist, wie für
Abwärtsfahrt erforderlich. Die punktierten Linien zeigen stattdessen den flacheren Keilwinkel bzw. die am Ende insgesamt weniger aggressive resultierende Keilwirkung der Spalte und der Nut 21 , die für ein Bremsen in aufwärtiger Richtung zuständig sind. Vorteilhafterweise sind die Steigungen der Spalte 20 und der Nuten 21 in ihrem der Ruheposition der Rolle nahen Bereich gleich - nämlich dahingehend optimiert, dass die Rolle schon bei ihrem ersten Kontakt mit der Führungsschiene möglichst effektiv in den betreffenden Spalt 20 bzw. die betreffende Nut 21 hineingezogen wird. Dadurch wird ein in beide Fahrtrichtrungen gleichermaßen gutes Ansprechverhalten erzielt.
Die Endbereiche beider Spalten 20 sind mit Einsätzen L aus einem dem Festfressen vorbeugenden Lagerwerkstoff ausgerüstet, hier einem metallischen Lagerwerkstoff in Form eines geeigneten Buntmetalls, nämlich idealerweise Messing. Die Fig. 5 zeigt dies beispielhaft für den oberen Spalt- und Nutenbereich, wobei die Fig. 6 einen dieser Einsätze L in ausgebautem Zustand zeigt. Diese Einsätze L lassen sich sehr einfach anbringen. Dies indem der noch nicht fertig bearbeitete Druckkörper 19 in den Endbereichen seiner späteren Spalten 20 und Nuten 21 mit je einer Querbohrung versehen wird. In diese Querbohrung wird dann ein entsprechend zugerichteter Bolzen aus dem Lagerwerkstoff eingesetzt bzw. -gepresst. Dann werden die Spalte 20 und die Nuten 21 gefräst. Der Lagerbolzen wird dabei angeschnitten und erhält dadurch automatisch die richtige Kontur. Diese Einsätze leisten einen wirksamen Beitrag dazu, eine Brems- bzw. Fangeinrichtung zu schaffen, die sich nach Aktivierung stets problemlos wieder lösen lässt, denn sie sorgen dafür, dass auch bei oft wiederholter Betätigung der Brems- bzw. Fangeinrichtung stets annähernd die gleichen Reibungsverhältnisse gewährleistet sind und kein „Festfahren" auftritt.