Geschichtetes Bleifrei-Röntgenschutzmaterial
Die vorliegende Erfindung betrifft ein geschichtetes Röntgen- bzw. Strahlen- schutzmaterial und insbesondere ein Strahlenschutzmaterial, bei dem eine Se- kundärstrahlenschicht mit einem Niedrig-Z-Strahlenschutzmaterial und eine Sperrschicht mit einem Hoch-Z-Strahlenschutzmaterial vorgesehen ist.
Strahlenschutzmaterialien mit Sekundärstrahlenschicht mit einem Niedrig-Z- Strahlenschutzmaterial und einer Sperrschicht mit einem Hoch-Z-Strahlen- schutzmaterial sind aus WO 2005/024846 A1, WO 2005/023 116 A1 und DE 1 010 666 A1 bekannt, werden aber in der Praxis noch nicht eingesetzt.
Strahlenschutzmaterialien werden in der Medizintechnik zum Schutz der behandelnden Ärzte, aber auch zum Schutz von nicht zu bestrahlenden Körperstellen der zu durchleuchtenden Patienten verwendet. Typisches Einsatzgebiet dabei sind zum einen Schutzschürzen, die in erster Linie von den Ärzten und medizinischem Personal getragen werden, sowie Teilkörperschutzausrüstung, wie beispielsweise Handschuhe, Kopfschutz, Schilddrüsenschutz, Gonadenschutz, Ovarienschutz. Insbesondere die drei letzteren dienen dem Schutz von nicht zu exponierenden Körperteilen der zu durchleuchtenden Patienten. Hinzu kommen ortsfeste Schutzeinrichtungen, die sich in unmittelbarer Nähe des Patienten bzw. des Untersuchers befinden, wie Strahlenschutzvorhänge und -schutz- schilde an Röntgengeräten.
Konventionelle Strahlenschutzkleidung im Medizinbereich enthält meistens Blei oder Bleioxid als Schutzmaterial. Die Verwendung von Blei hat Nachteile hinsichtlich der sich aus der Toxizität ergebenden Umweltbelastung und hinsichtlich des relativ hohen Gewichts. Deshalb werden in jüngster Zeit verstärkt Anstrengungen unternommen, bleifreies Strahlenschutzmaterial und damit ein- hergehend bleifreie Strahlenschutzkleidung verfügbar zu machen. Derartige
Strahlenschutzmaterialien sollten in dem Energiebereich einer Röntgenröhre mit einer Spannung von 60 bis 125 kV ausreichende Absorptionseigenschaften besitzen. Dabei werden die Absorptionseigenschaften des jeweiligen Strahlen- schutzmaterials durch einen Schwächungsgleichwert oder einen Schwä- chungsfaktor, z. B. in der Form des Pb-Schwächungsgleichwertes (kurz: Bleigleichwert) ausgedrückt (International Standard IEC 61331-1, protective devices against diagnostic medical X-radiation). Die in dem bleifreien Strahlenschutzmaterialien verwendeten Elemente haben eine von Blei teilweise eine sehr stark abweichende Abhängigkeit der Absorption von der Strahlenenergie. Dazu kommt, dass manche der zu Absorptionszwecken verwendeten Elemente zwar in dem einschlägigen Energiebereich eine ausreichende Absorption besitzen, jedoch einen Teil der absorbierten Energie räumlich verteilt als Röntgen-Fluo- reszenzstrahlung aus dem Bleifrei-Strahlenschutzmaterial wieder abgestrahlt wird. Die Röntgen-Fluoreszenzstrahlung, die klassische Streustrahlung und die Comptonstreuung werden gemeinsam als Sekundärstrahlung bezeichnet. Die Röntgen-Fluoreszenzstrahlung stellt einen erheblichen Anteil der Sekundärstrahlung. Um auf die Sekundärstrahlung abzuschirmen, werden häufig Kombinationen unterschiedlicher Elemente verwendet, um das Absorptionsverhalten von Blei nachzubilden. Wie sich gezeigt hat, haben die bisher auf dem Markt befindlichen bleifreien Strahlenschutzmaterialien kaum einen Gewichtsvorteil gegenüber Blei. Ein geringeres Gewicht bei gleicher Schwächungswirkung ergibt sich erst bei einem Aufbau aus Sekundärstrahlenschicht und Sperrschicht, wobei die Sekundärstrahlung, die hauptsächlich aus Röntgen-Fluoreszenzstrahlung (charakteristischer Röntgenstrahlung) besteht, durch die Sperrschicht wirksam abgeschirmt wird, so dass sie nicht aus dem Schutzmaterial entweichen kann. Erst unter dieser Voraussetzung ist es möglich einen Gewichtsvorteil von maximal etwa 20% gegenüber Blei zu erzielen. Insbesondere dient die Sperrschicht dazu, die Sekundärstrahlung, insbesondere den hohen Anteil an Röntgen-Fluoreszenzstrahlung, die in der Sekundärstrahlenschicht bei der Ab- Sorption insbesondere niedrig-energetischer Röntgenstrahlung entsteht, zu absorbieren. Weil Sekundärstrahlung bzw. Fluoreszenzstrahlung von der Sekun- därstrahlungsschicht im Wesentlichen gleich verteilt in alle Richtungen abgestrahlt wird, ist die Sperrschicht bei Strahlenschutzkleidung körpernah vorgesehen, während die Sekundärstrahlungsschicht als die körperferne Schicht vorge- sehen ist.
Röntgen- bzw. Strahlenschutzbekleidung wird generell - je nach Anwendungsfall - in verschiedenen Schutzklassen vorgesehen, z. B. 0,25 mm, 0,35 mm, 0,50, 1,0 mm Pb Nennwert, wobei schon vorgeschlagen wurde, Strahlen- schutzmaterial mit diesen unterschiedlichen Schutzwerten durch die Kombination von Einzelschichten aufzubauen, um eine einfache Herstellung zu gewährleisten.
Ein bisher wenig beachtetes Problem ist die Tatsache, dass bei einem Strahlen- schutzmaterial mit einer körpernahen Sperrschicht und einer körperfernen Se- kundärstrahlenschicht lediglich die auf den Körper des Untersuchers gerichtete Sekundärstrahlung von der Sperrschicht absorbiert wird. Das ist für normale Röntgenuntersuchungen ausreichend, da hier der Patient, während die Aufnahme erfolgt, generell alleine ist. Problematischer ist das beispielsweise bei einer Operation, bei der der Patient regelmäßig oder kontinuierlich geröntgt wird und dabei der Operateur und/oder weiteres medizinisches Hilfspersonal sich sehr nahe bei dem Patienten aufhält. Das medizinische Personal ist durch die Rönt- genschutzschürzen, die jeder von ihnen trägt, relativ gut geschützt. Anders sieht das bei dem Patienten aus, der zusätzlich zu der normalen Röntgendosis die zusätzliche Dosis der Sekundärstrahlung, die von der Strahlenschutzkleidung des medizinischen Personals abgestrahlt wird, abbekommt. Diesem Problem wurde bisher keine oder wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Entsprechend ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Strahlen- schutzmaterial bereitzustellen, welches insbesondere unterschiedliche Klassen, z. B. Schutz von 0,25, 0,35 und 0,50 mm Pb Nennwert, relativ einfach hergestellt werden kann und die nach beiden Seiten - sowohl zum Untersucher als auch zum Patienten - hin ausgehende Sekundärstrahlung in einem erheblichen Maße absorbiert.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe von einem mehrfach geschichteten, bleifreien Strahlenschutzmaterial gelöst, welches mindestens zwei Einzelverbundschichten aufweist, wobei jede Einzelverbundschicht eine Sekundärstrahlen- schicht mit einem Niedrig-Z-Strahlenschutzmaterial und eine Sperrschicht mit einem Hoch-Z-Strahlenschutzmaterial aufweist, und wobei die Einzelverbund-
schichten in dem Strahlenschutzmaterial derart angeordnet sind, dass an den beiden Oberflächen des Strahlenschutzmaterials jeweils eine Sperrschicht angeordnet ist und die jeweilige Sekundärstrahlungsschicht von der Oberfläche beabstandet angeordnet ist. Mit anderen Worten liegen die Sekundärstrahlen- schichten im Inneren des Strahlenschutzmaterials, während die Sperrschichten jeweils eine an einer Oberfläche angeordnet sind bzw. zur Oberfläche hin orientiert sind.
Bei einem solchen Material wird die in das Schutzmaterial eindringende Rönt- genstrahlung besonders effektiv von der Sekundärstrahlenschicht absorbiert, die im Inneren des Bleifrei-Strahlenschutzmaterials angeordnet ist. Die sich bei diesem Absorbieren bildende Sekundärstrahlung kann jedoch nicht aus dem Strahlenschutzmaterial austreten, da an den beiden Oberflächen jeweils eine Sperrschicht vorgesehen ist. Dabei bringt der erfindungsgemäße Schichtauf- bau aus mindestens zwei Einzelverbundschichten erhebliche Herstellungsvorteile. So kann insbesondere aus einem einzigen derartigen Einzelverbundschichtmaterial ein Strahlenschutzmaterial mit den gewünschten Schutzwerten hergestellt werden, indem nämlich zwei derartige Schichten ein Strahlenschutzmaterial mit 0,25 mm Pb Nennwert bilden, drei derartige Einzelverbund- schichten ein Strahlenschutzmaterial mit dem Schutzwert von 0,35 mm Pb Nennwert bilden und vier Einzelverbundschichten Strahlenschutzmaterial mit einem Schutzwert von 0,50 mm Nennwert bilden. Die Einzelverbundschichten können dabei entweder gleich bei der Herstellung zu dem geschichteten Strahlenschutzmaterial mit dem gewünschten Schutzwert weiter verarbeitet werden, beispielsweise durch Falten und/oder Kleben. Alternativ ist es auch möglich, die Schichtenfolge aus den Einzelverbundschichten erst bei der Herstellung der Strahlenschutzbekleidung herzustellen. Die Schichtenfolge kann durch Kleben verbunden werden. Es ist auch möglich, die einzelnen Schichten miteinander zu vernähen. Eine weitere Verbindungsmöglichkeit ist, die einzelnen Schichten in einer gemeinsamen Hülle vorzusehen. So ist es beispielsweise möglich, einen "Beutel" aus einem geeigneten Material, beispielsweise Textilmaterial oder PVC vorzusehen, und die Schichten in diesen Beutel zu "versenken". Die einzelnen Schichten hängen dann wie ein Vorhang in dem Beutel. Eine derartige Anordnung hat den Vorteil, dass die Schichten nicht miteinander verklebt werden müssen, sondern lose aneinander hängen, was zu einer deutlich gerin-
geren Steifigkeit führt, als wenn die Schichten miteinander verklebt wären. Der Beutel und/oder die einzelnen Schichten können miteinander vernäht werden, beispielsweise kann eine Randvernähung vorgesehen sein. Es ist auch möglich, die einzelnen Schichten miteinander zu verschweißen. Auch hier ist eine Rand- verschweißung möglich. Anstelle eines bis auf eine Öffnung im Wesentlichen vollständig verschlossenen Beutels können auch eine innere und eine äußere Deckschicht vorgesehen sein, die mit den einzelnen Zwischenschichten verbunden sind, beispielsweise durch Vernähen oder Verschweißen. Andere Verbindungsmöglichkeiten können vorgesehen sein.
Ein Nachteil bei dem Aufbau des Strahlenschutzmaterials aus lose aufeinander liegenden Einzelschichten ist deren Anfälligkeit für mechanische Beschädigungen. So hat sich herausgestellt, dass es beispielsweise bei Schürzen an Knickstellen oder typischen Kontaktstellen, an denen der Nutzer häufig Kontakt bei- spielsweise mit Tischkanten hat, das Strahlenschutzmaterial abgerieben wird. Das trifft insbesondere beim Aufbau aus mehrlagigen Einzelschichten, generell aber auch für Strahlenschutzmaterialien zu, die lediglich aus einer dicken Schicht hergestellt sind. Es ist deshalb bevorzugt, mindestens an einer Seite einer Schicht aus Strahlenschutzmaterial eine Gleitschicht vorzusehen. Die Gleit- schicht kann als eine separate Lage vorgesehen sein. Die Gleitschicht kann auch integral mit der Schicht aus Strahlenschutzmaterial ausgebildet sein. So kann im letzteren Fall beispielsweise eine dünne Teflonauflage auf der Schicht aus Strahlenschutzmaterial vorgesehen sein. Insbesondere ist es günstig, bei mehreren Einzelschichten zwischen den Einzelschichten gleitfördernde Zwi- schenschichten vorzusehen. Diese Zwischenschichten können aus dem schon genannten Teflonmaterial sowohl separat als auch, wie vorangehend ausgeführt, als eine zusätzliche Schicht auf dem Bleifrei-Material aufgebracht sein. Andererseits kann auch ein Fasermaterial, beispielsweise Glasseide, die es in hauchdünnen Lagen gibt, als gleitfördernde Zwischenschicht verwendet wer- den. Insbesondere bei der oben genannten Herstellung im "Beutel" ist es relativ einfach möglich, solche Zwischenlagen miteinzubringen. Es kann auch möglich sein, eine Doppel-Zwischenlage vorzusehen, dann reibt zwischen zwei Einzelschichten Zwischenlage an Zwischenlage, was einen besonders geringen Reibungskoeffizienten bedeutet. Es ist auch möglich, den "Beutel" aus einem gleit- fördernden Material herzustellen oder an dessen Innenseite eine Gleitschicht
vorzusehen. Es wird darauf hingewiesen, dass dieses Merkmal der Gleitschicht für sich selbst insbesondere ohne alle oder nur einen Teil der Merkmale des Anspruchs 1 als erfinderisch angesehen wird.
Zum Thema des Vorsehens einer Gleitschicht oder mehrerer Gleitschichten bei dem Strahlenschutzmaterial werden in den nachfolgenden Absätzen noch weitere Ausführungen gemacht:
Es ist bei dem Strahlenschutzmaterial vorteilhaft, dort wo nicht flächig mitein- ander verbundene, benachbarte Komponenten aneinanderliegen, Gleitschichten vorzusehen, um dort die Reibung zu verringern, Verschleiß und Beschädigung entgegenzuwirken und reibungsbedingte Beeinträchtigungen der Flexibilität zu vermeiden. Dies gilt für Aneinanderliegen von Strahlenschutzkompo- nenten (sei es insbesondere Sekundärstrahlenschicht gegen Sekundärstrahlen- Schicht oder Sperrschicht gegen Sperrschicht oder Sekundärstrahlenschicht gegen Sperrschicht, wobei diese genannten Schichten Teil einer Einzelverbundschicht sind oder nicht Teil einer Einzelverbundschicht sind), aber auch für Aneinanderliegen von Strahlenschutzkomponente (sei es insbesondere Sekundärstrahlenschicht oder Sperrschicht, und zwar jeweils Teil einer Einzelver- bundschicht oder nicht Teil einer Einzelverbundschicht) und Coverschicht (diese wiederum einschichtig oder mehrschichtig) des Strahlenschutzmaterials. Gleitschichten können bei allen derartigen Aneinanderliegesituationen vorgesehen sein, alternativ nur bei einem als wichtiger angesehenen Teil derartiger Aneinanderliegesituationen, im unteren Grenzfall nur bei einer einzigen derartigen Aneinanderliegesituation.
Die jeweilige Gleitschicht kann eine eigene Schicht für sich sein, z. B. Polyte- trafluorethylenfolie oder - vorzugsweise leichtes und schmiegsames - Gewebe aus Polyamid oder Polyester oder anderen Kunststofffasern oder Glasfasern. Die Gleitschicht kann ein Stanzteil sein, ausgestanzt mit dem gewünschten Um- riss. Zur Vereinigung der Gleitschicht mit dem Strahlenschutzmaterial sind die folgenden Möglichkeiten bevorzugt: Vereinigung nur im oberen Randbereich der Gleitschicht und/oder in den zwei seitlichen Randbereichen oder zusätzlich auch im unteren Randbereich. Nähen und Kleben sind die bevorzugten Vereini- gungsmethoden.
Alternativ kann die Gleitschicht großflächig bzw. ganzflächig mit einer Strahlen- schutzkomponente vereinigt sein, vorzugsweise durch Aufkaschieren oder in Form eines Gewebes, das mit einer Strahlenschutzmaterialschicht vereinigt ist. Polytetrafluorethylenfolie und - vorzugsweise leichtes und schmiegsames - Gewebe aus Polyamid oder Polyester oder anderen Kunststofffasern oder Glasfasern sind bevorzugt.
Die beschriebenen Möglichkeiten müssen nicht bei allen Gleitschichten des Strahlenschutzmaterials in gleicher Weise verwirklicht sein. Man kann innerhalb des Strahlenschutzmaterials von Gleitschicht zu Gleitschicht variieren.
Die jeweilige Gleitschicht kann, wenn sie mit der betreffenden Strahlenschutzmaterialschicht großflächig bzw. ganzflächig vereinigt ist, zusätzlich als Verstär- kungsschicht bzw. Trägerschicht fungieren oder die einzige Verstärkungsschicht bzw. Trägerschicht dieser Strahlenschutzmaterialschicht sein.
Es besteht die Möglichkeit, zwischen der Gleitschicht und der sonstigen Strahlenschutzmaterialschicht eine Kleberschicht zur Erreichung oder Perfektionie- rung der Haftung vorzusehen.
Es wird ausdrücklich betont, dass Strahlenschutzmaterial mit mindestens einer beschriebenen Gleitschicht eine eigene Erfindung darstellt und auch ohne die Merkmale des Anspruchs 1 vorteilhaft verwirklichbart ist, sogar bei bleihaltigen Strahlenschutzmaterialien und/oder bei Strahlenschutzmaterialien, die nicht einen Aufbau mit Sekundärstrahlenschicht(en) und Sperrschicht(en) haben. Andererseits sind alle in der Anmeldung offenbarten Merkmale einzeln oder zu mehreren als Vorzugsmerkmale zusammen mit der Gleitschicht einsetzbar.
Vorzugsweise weist eine Einzelverbundschicht einen Schutzwert von etwa 0,25 mm, 0,20 mm, 0,175 mm oder etwa 0,125 mm Pb Nennwert auf. So kann eine Einzelverbundschicht, aus der die üblichen Schutzwerte aufgebaut werden können, einen Schutzwert von zwischen 0,05 mm Pb bis 0,15 mm Pb Nennwert aufweisen. Je kleiner der Schutzwert ist, desto dünner und desto leichter kön-
nen die einzelnen Einzelverbundschichten hergestellt werden, und desto leichter und auch elastischer wird das entsprechende Strahlenschutzkleidungsstück, da die einzelnen Schichten jeweils eine geringe Steifigkeit aufweisen. In dem Strahlenschutzmaterial können die Einzelverbundschichten jeweils im Wesentli- chen identisch sein. Es reicht ein einziger Typ von Einzelverbundschicht, um daraus das gewünschte Strahlenschutzmaterial herzustellen. Eine Schutzschürze mit 0,5 mm Pb Nennwert kann zur Erzielung eines hohen Tragekomforts (Flexibilität) aus 5 identischen Einzelverbundschichten je 0,100 mm Nennwert aufgebaut werden. Es können auch Einzelverbundschichten mit unterschiedli- chem Nennwert, z. B. 0,125 und 0,100 mm Pb zum Erreichen eines bestimmten Gesamt-Nennwertes der Schutzkleidung kombiniert werden. So kann eine Schutzschicht mit einem Schutzwert von 0,25 mm Pb Nennwert aus zwei Einzelschichten mit etwa 0,125 mm Pb Nennwert hergestellt sein. Man könnte sich aber auch z. B. drei Einzelverbundschichten mit einem Schutzwert von etwas weniger als 0,1 mm Pb Nennwert überlegen. Es ist auch möglich, zwei Einzelverbundschichten mit einem Schutzwert von etwa 0,1 mm Pb Nennwert mit einer weiteren Schicht mit 0,05 mm Pb Nennwert zu kombinieren. Entsprechend könnte man beispielsweise ein Strahlenschutzmaterial mit einem Schutzwert von etwa 0,35 mm Pb Nennwert aus zwei Einzelverbundschichten mit jeweils 0,175 mm Pb Nennwert oder aus drei Einzelverbundschichten mit jeweils 0,125 mm Pb Nennwert herstellen. Entsprechend könnte man beispielsweise ein Strahlenschutzmaterial mit einem Schutzwert von etwa 0,5 mm Pb Nennwert aus vier Einzelverbundschichten mit jeweils 0,125 mm Pb Nennwert oder aus zwei Einzelverbundschichten mit jeweils 0,25 mm Pb Nennwert herstellen. An- dere Kombinationen wie beispielsweise einmal 0,25 Pb Nennwert und zweimal 0,125 mm Pb Nennwert sind auch möglich. Man kann sich auch vorstellen, lediglich an der Außenseite des Strahlenschutzmaterials Einzelverbundschichten mit Sperrschicht und Sekundärstrahlungsschicht vorzusehen und zwischen diesen beiden Schichten eine oder mehrere Einzelschichten, z. B. solche aus Nied- rig-Z-Material oder hauptsächlich Niedrig-Z-Material enthaltende Schichten, mit oder ohne Sperrschicht vorzusehen.
Eingebaut in z. B. eine Strahlenschutzkleidung ist an der Außenseite und/oder der Innenseite des Strahlenschutzmaterials eine Deckschicht, z. B. ein Textilco- ver oder PVC, vorgesehen. Die Deckschicht kann mit einem Hoch-Z-Material,
insbesondere an der Innenseite, belegt sein. Zusätzlich kann sie - weiter innen als die Sperrschicht aus Hoch-Z-Material - mit einer Sekundärstrahlungsschicht belegt sein. Die folgende Sekundärstrahlungsschicht kann auch separat von der belegten Deckschicht vorgesehen sein und kann auch eine eigene Verstär- kungsschicht aufweisen. Es können mehrere solche Sekundärstrahlenschichten separat oder integral miteinander folgen. In einer solchen Schichtenfolge kann eine oder mehrere Einzelverbundschicht(en) vorgesehen sein - muss aber nicht. An der gegenüberliegenden Oberfläche kann eine Deckschicht, gegebenenfalls wieder belegt, vorgesehen sein.
Vorzugsweise weist die Einzelverbundschicht eine Verstärkungsschicht auf. Die Verstärkungsschicht kann zwischen der Sperrschicht und der Sekundärstrah- lenschicht angeordnet sein. Sie kann alternativ auch an einer Seite von Sperrschicht und Sekundärstrahlenschicht angeordnet sein. Die Verstärkungsschicht sollte in ihrer Schichtebene relativ reißfest sein und sich nicht leicht dehnen können, um zu vermeiden, dass bei entsprechender Zugbelastung die relativ dünne Sekundärstrahlenschicht, aber insbesondere die noch dünnere Sperrschicht nicht lokal gedehnt und dabei ausgedünnt werden oder im Extremfall sogar reißen. Als Verstärkungsschicht kann ein Folienmaterial vorgesehen sein. Die Verstärkungsschicht kann ein dünnes, reißfestes Gewebe aufweisen. Die Verstärkungsschicht kann ein Aramid- oder ein Glasfasermaterial aufweisen. Alternativ können auch andere Fasermaterialien wie beispielsweise Kunststoff-, Kohlenstoff- oder Keramikfasern oder Metallfilamente, z. B. Kupferoder Wolframfilamente vorgesehen sein. Aus all diesen Fasern oder Filamenten können Gewebe hergestellt sein. Ein Material, welches besonders gut geeignet ist, Röntgenstrahlen zu absorbieren, wie beispielsweise Kupfer oder insbesondere Wolframmaterial hat zusätzlich den Vorteil, dass es einerseits die Absorptionswirkung erhöht und andererseits gleichzeitig Steifigkeit liefert. Die Metallfilamente und insbesondere Gewebe aus Metallfilamenten haben den Vorteil, besonderes hohe Festigkeit zu liefern, aber auch den Vorteil, dass sie eine gewisse Eigensteifigkeit besitzen, was insbesondere für Anwendungen wichtig ist, bei denen das Strahlenschutzmaterial in eine bestimmte Form gebracht werden soll und in dieser Form während der Anwendung verbleiben soll, beispielsweise Gonadenschutz, etc..
Ein weiteres sehr wichtiges Anwendungsgebiet für derartige verformbare Strahlenschutzmaterialien ist der Einsatz als Überhandschutz. Derartige Überhandschutze werden verwendet, wenn sehr diffizile Arbeiten auszuführen sind, die durch den Einsatz von Strahlenschutzhandschuhen erschwert werden. In solchen Fällen wird ein sogenannter Überhandschutz verwendet, der beispielsweise an dem Arm des Operateurs oder aber auch an dem Patienten angebracht wird und den der Operateur für die jeweilige Anwendung so verformen kann, dass seine ungeschützten Hände darunter ausreichend geschützt sind.
Es ist auch möglich, die genannten Fasermaterialien oder Filamente in die Matrix der Sperrschicht und/oder die Matrix der Sekundärstrahlenschicht einzubringen und dort einzubetten.
Die Verstärkungsschicht kann auch an der Außenseite einer Einzelverbund- schicht oder an beiden Außenseiten einer Einzelverbundschicht jeweils eine Verstärkungsschicht angeordnet sein. Es ist auch möglich, die Verstärkungsschicht gleichzeitig als gleitfördernde Schicht auszubilden.
Das Niedrig-Z-Material der Sekundärstrahlenschicht ist vorzugsweise derart ge- wählt, dass es über den gewünschten Energiebereich von 60 bis 125 kV, insbesondere zusammen mit der Sperrschicht, eine möglichst gleichmäßige möglichst hohe Absorption aufweist, wobei die Auswahl unabhängig von dem Generieren von Sekundärstrahlung erfolgen kann. Insbesondere bei Strahlen- schutzmaterial, welches nur für bestimmte Anwendungen verwendet werden soll, die einen etwas eingeschränkteren Energiebereich haben, kann die Auswahl auch für diesen eingeschränkten Energiebereich optimiert sein.
Das Hoch-Z-Material der Sekundärstrahlenschicht wird günstigerweise so gewählt, dass es für die typische Sekundärstrahlung der Sekundärstrahlenschicht, deren Energie sich im Wesentlichen aus den Röntgen-Emissionsspektren der Elemente der Sekundärstrahlenschicht bestimmt, nach Möglichkeit die maximale Absorption liefert. Sowohl bei der Auswahl des Materials der Sekundärstrahlenschicht als auch bei der Auswahl des Materials der Sperrschicht wird neben den Absorptionseigenschaften auch das Flächengewicht des Materials berücksichtigt, bei dem man den gewünschten Absorptionskoeffizienten er-
reicht. Daneben können auch Gesichtspunkte wie Herstellbarkeit, Mischbarkeit mit dem Matrixmaterial, etc. Berücksichtigung finden.
Die Grenze zwischen Niedrig-Z-Material und Hoch-Z-Material liegt etwa bei EIe- menten einer Ordnungszahl Z von 60, wobei das Niedrig-Z-Material eine Ordnungszahl von etwa 39 bis 60 aufweist und das Hoch-Z-Material eine Ordnungszahl von größer als 60, vorzugsweise größer als 70 aufweist. Auch wenn die beiden Bereiche für die Ordnungszahl 60 überlappen, ist das Hoch-Z-Material immer ein anderes als das Niedrig-Z-Material, um den unterschiedlichen Absorptionsanforderungen gerecht zu werden.
Die einzelnen Elemente des Niedrig-Z-Materials bzw. des Hoch-Z-Materials können in dem Strahlenschutzmaterial in der Form einer dünnen Folie vorgesehen sein. Typischerweise werden sie jedoch in Pulverform in einem Matrixmaterial dispergiert sein. Beispiele für Matrixmaterial sind Gummi, Latex, synthetische, flexible oder feste Polymere bzw. Siliconmaterialien.
Das Niedrig-Z-Material kann mindestens eines der folgenden Elemente aufweisen: Zinn, Antimon, lod, Cäsium, Barium, Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym. Eines oder mehrere dieser Elemente kann zusätzlich noch mit Elementen vermischt sein, die nicht aus dieser Gruppe sind, beispielsweise eignen sich Elemente der seltenen Erden mit Z = 60 bis 70, vorzugsweise das Samarium, Gadolinium, Terbium, und/oder Erbium und/oder Ytterbium, um in einer solchen Mischung mit eingesetzt zu werden.
Das Hoch-Z-Material der Sperrschicht kann mindestens eines der folgenden Materialien aufweisen: Tantal, Wolfram, Bismut.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform enthält Bismut in der Sperr- schicht und Zinn sowie mindestens eines der Elemente Lanthan, Cer oder Gadolinium in der Sekundärstrahlenschicht.
Vorzugsweise ist das Strahlenschutzmaterial mit 0,25 mm Pb Nennwert aus zwei Einzelverbundschichten gebildet, während das Strahlenschutzmaterial mit 0,35 mm Pb Nennwert aus drei Einzelverbundschichten gebildet ist. Die einzel-
nen Schichten können unmittelbar in Anlage, z. B. aneinander anliegend oder miteinander verbunden, miteinander vorgesehen sein. Es ist auch möglich, die einzelnen Schichten beispielsweise durch einen Luftspalt, ein Gewebe oder eine sonstige Zwischenlage voneinander zu trennen. Das gilt ganz generell un- abhängig von dem Pb Nennwert.
Das Strahlenschutzmaterial, welches aus drei Einzelverbundschichten gebildet ist, ist unsymmetrisch aufgebaut, wobei zwei Sperrschichten außen und eine innen angeordnet ist. Folglich hat es eine Oberfläche, die näher an der innenlie- genden Sperrschicht angeordnet ist als die zweite Oberfläche. Bei mehreren Sperrschichten in Abfolge trägt auch die nächst innenliegende Sperrschicht zur Absorption von Sekundärstrahlung aus den tieferliegenden Sekundärstrahlen- schichten bei. Die Oberfläche, an der die innenliegende Sperrschicht näher dran ist, kann als die zum Untersucher gewandte körpernahe Schicht in einer Strahlenschutzbekleidung eingesetzt werden. Es kann deshalb vorgesehen sein, dreitägiges Strahlenschutzmaterial und Strahlenschutzmaterial zu kennzeichnen, damit ein korrekter Einbau in die Strahlenschutzkleidung sichergestellt ist. Gleiches gilt generell für Strahlenschutzmaterial mit einer ungeraden Lagenanzahl und Strahlenschutzmaterial mit geradzahliger Lagenanzahl, wel- ches unsymmetrisch aufgebaut ist. Die Kennzeichnung kann durch eine Markierung, z.B. farblich, oder durch eine Beschriftung vorgesehen sein.
Die Erfindung betrifft ferner Strahlenschutzkleidung aufweisend ein erfindungsgemäßes Strahlenschutzmaterial und insbesondere eine Strahlenschutzklei- düng, wobei bei einem unsymmetrischen Aufbau des Strahlenschutzmaterials diejenige Oberfläche näher an dem zu schützenden Körper angeordnet ist, in deren Nähe mehr Sperrschichten vorgesehen sind.
Die Erfindung und Ausgestaltungen der Erfindung werden nachfolgend anhand von zeichnerisch dargestellten Ausführungsbeispielen erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine Einzelverbundschicht für ein Strahlenschutzmaterial gemäß der vorliegenden Erfindung;
Fig. 2 verschiedene Strahlenschutzmaterialien gemäß der vorliegenden Erfindung;
Fig. 3 eine Erläuterung hinsichtlich der Funktionsweise des Strahlenschutz- materials gemäß der vorliegenden Erfindung; und
Fig. 4 eine schematische Darstellung eines Versuchsaufbaus zur Bestimmung der Effizienz des Strahlenschutzmaterials gemäß der vorliegenden Er- findung; und
Fig. 5, 6 und 7 drei Ausführungsformen von Strahlenschutzmaterialien mit Gleitschichten im Schnitt.
Fig. 1 zeigt den Aufbau einer Einzelverbundschicht 2 aus einer Sperrschicht 4, einer Verstärkungsschicht 6 und einer Sekundärstrahlenschicht 8. Insbesondere besteht die Sperrschicht aus einer Lage 0,5 kg/m2 Bismut einschließlich der dazugehörigen Elastomermatrix und die Sekundärstrahlenschicht aus einer Lage mit 0,9 kg/m2 einer Zinn/Gadolinium-Füllung einschließlich Elastomerma- trix. Das Flächengewicht für Zinn beträgt 0,7 kg/m2, und das Flächengewicht für Gadolinium beträgt 0,2 kg/m2, was das Gesamtflächengewicht für die Sekundärstrahlenschicht ca. 0,9 kg/m2 ergibt. Das reine Matrixgewicht beträgt 10 bis 20%, bevorzugt 12 bis 15% des Gesamt-Flächengewichtes.
Die Dicke einer Einzelverbundschicht mit etwa 0,125 mm Pb Nennwert beträgt zwischen etwa 0,3 bis 0,6 mm, genauer etwa 0,40 mm. Mit 4 Einzelverbundschichten je 0,40 mm Dicke kann eine Schutzschürze mit Nennwert 0,50 mm Pb aufgebaut werden, die die gleiche Schwächung hat, wie die entsprechende Bleischürze. Die Bleifreischürze mit 0,5 mm Pb Nennwert wiegt dann 5,6 kg/m2. Die entsprechende Bleischürze hat ein reines Bleigewicht von 5,7 kg/m2. Hinzu
kommt das Gewicht des Sauerstoffs, wenn es sich um Bleioxid handelt und das Gewicht der Matrix. Deshalb wiegen Bleischürzen mit 0,5 mm Pb Nennwert üblicherweise 7 kg/m2. Die bleifreie Schürze hat somit einen Gewichtsvorteil von 20% gegenüber einer Bleischürze.
Zwischen beiden Schichten der Einzelverbundschicht 2 befindet sich die Verstärkungsschicht, die gemäß der Ausführungsform aus einem sehr dünnen, reißfesten Gewebe, z.B. aus Glasfasern oder Aramid hergestellt ist. So beträgt das Flächengewicht eines verwendeten Glasfilamentgewebes ca. 25 g/m2 und erhöht damit das Schürzengewicht nur unwesentlich. Die gesamte Einzelverbundschicht 2 kann somit relativ dünn und sehr leicht ausgelegt sein. So weist sie ein Flächengewicht von etwa 1,4 kg/m2 auf.
Die drei Schichten einer Einzelverbundschicht 2 werden beim Fertigungspro- zess miteinander verbunden. So kann beispielsweise in einem ersten Schritt auf die Verstärkungsschicht 6 die Sekundärstrahlenschicht 8 aufgebracht werden, und mit einem zweiten Arbeitsschritt kann auf die andere Seite der Verstärkungsschicht 6 die Sperrschicht 4 aufgebracht werden. Die Einzelverbundschicht selbst weist eine relativ hohe Flexibilität auf. Die Auswahl des Matrix- materials bestimmt wesentlich die Flexibilität der Einzelsperrschicht. Auch das Material der Verstärkungsschicht beeinflusst die Flexibilität/Steifigkeit einer Einzelverbundschicht. So ist das Glasfasermaterial wegen seiner hohen Flexibilität besonders günstig. Dazu kommt, dass es chemisch unbedenklich ist. Als Alternative zur Glasfaser wäre Aramidmaterial vorstellbar. Dieses hat eher eine et- was höhere Steifigkeit, was insbesondere für die Anwendung als Strahlenschutzkleidung nachteilig sein kann. Um steife Bauteile herzustellen, wie Platten und Träger, können Kohlefasern in der Verstärkungsschicht eingesetzt werden. Die Kohlefasern können zusätzlich oder auch ausschließlich in das Matrixmaterial eingebettet sein.
In Fig. 2 sind verschiedene Strahlenschutzmaterialien 10, 12 und 14 dargestellt. Das oberste Strahlenschutzmaterial 10 ist aus zwei Einzelverbundschichten gebildet. Ähnlich der Fig. 1 erkennt man den Schichtaufbau aus Sperrschicht 4, Verstärkungsschicht 6 und Sekundärstrahlenschicht 8 der beiden Schichtenfol- gen. Das aus zwei Einzelverbundschichten 2 hergestellte Strahlenschutzmateri-
al 10 ist symmetrisch aufgebaut. Der zwischen den beiden Sekundärstrahlen- schichten 8 gezeigte Spalt 16 weist darauf hin, dass die beiden Einzelverbundschichten nicht notwendigerweise flächig miteinander fest verbunden sein müssen. Man erkennt in der Fig. 1 auch, dass jede der beiden Oberflächen 18, 20 des zweilagigen Strahlenschutzmaterials 10 von einer Sperrschicht 4 gebildet ist.
Ein dreilagiges Strahlenschutzmaterial ist mit dem Bezugszeichen 12 versehen gezeigt. Im Wesentlichen gilt das, was für das zweilagige Strahlenschutzmateri- al 10 ausgeführt wurde. So erkennt man, dass im Vergleich zu dem zweilagigen Strahlenschutzmaterial 10 eine dritte Einzelverbundschicht von unten her hinzugefügt wurde, so dass eine zweite Sperrschicht 8', die im Inneren des Strahlenschutzmaterials 12 angeordnet ist, näher bei der unteren Oberfläche 20 als der oberen Oberfläche 18 ist. Bei dieser unsymmetrischen Anordnung ist es bevorzugt, die untere Oberfläche 20 näher an der Haut vorzusehen.
Ein vierlagiges Strahlenschutzmaterial 14 ist ebenfalls gezeigt. Verglichen mit dem dreilagigen Strahlenschutzmaterial 12 ist hier eine weitere Einzelverbundschicht 2 oben auf die dreilagige Schichtfolge aufgesetzt.
In der Praxis lässt sich so mit einem relativ geringen Herstellungsaufwand Strahlenschutzmaterial mit verschiedenen Schutzwerten herstellen, indem lediglich eine einzige Einzelverbundschicht 2 als Ausgangsmaterial für Strahlenschutzmaterial verschiedener Schutzwerte dient. Insbesondere lässt sich so zweilagiges Strahlenschutzmaterial 10 mit einer Nennstärke von 0,25 mm Pb, dreilagiges Strahlenschutzmaterial 12 mit einer Nennstärke von 35 mm Pb und vierlagiges Strahlenschutzmaterial 14 mit einer Nennstärke von 0,50 mm Pb (nach DIN IN 61331-3) durch Mehrfachschichtung herstellen.
Solches Strahlenschutzmaterial eignet sich für die vorangehend genannten Verwendungen. Insbesondere kann man daraus Strahlenschutzbekleidung herstellen, insbesondere Schürzen, Handschuhe, Schilddrüsenschutz, Gonaden- schutz, Ovarienschutz, etc., aber auch Augenschutz, Schutzschilde, etc.. Es lassen sich auch flexible, sekundärstrahlenarme Schutzvorhänge als ortsfeste Schutzeinrichtungen für Röntgengeräte herstellen. Solche Schutzvorhänge
können ortsfest oder an vorstellbaren oder verfahrbaren Gestellen eingesetzt werden.
Fig. 3 zeigt die einzelnen Röntgenstrahlungsanteile und die Wirkung einer Strahlenschutzkleidung mit einem erfindungsgemäßen Strahlenschutzmaterial 10 in schematischer Darstellung. Eine solche Situation besteht dann, wenn sich der Untersucher nahe am Patienten befindet, was z.B. bei minimal-invasiven Eingriffen sowie Katheteruntersuchungen in der Angiographie üblich ist. Die vom durchleuchteten Patienten 22 primär ausgehende Strahlung 24 trifft auf die Strahlenschutzbekleidung 26, typischerweise die Strahlenschutzschürze des Untersuchers 28 und regt dort Fluoreszenz- oder Sekundärstrahlung an, die teilweise, siehe Pfeil 30, wieder in Richtung Patient zurück gestreut wird. Auf der Seite des Untersuchers 28 ist mit 32 der durchgelassene Primärstrahlenan- teil bezeichnet und mit 34 die untersucherseitige Sekundärstrahlung gezeigt. Aus den schematisch dargestellten Größendimensionen der einzelnen Pfeile (die nicht maßstabsgetreu sind) erkennt man auch, dass die Primärstrahlung, aber auch die Sekundärstrahlung durch das Strahlenschutzmaterial nicht komplett absorbiert wird, sondern lediglich eine erhebliche Reduktion erfolgt.
Wenn vorangehend die Fluoreszenzstrahlung mit der Sekundärstrahlung der Sekundärstrahlenschicht 8 gleichgesetzt wurde, so ist dies physikalisch nicht ganz richtig. Vielmehr beinhaltet die Sekundärstrahlung 30, 34 aus der Sekundärstrahlenschicht 8 unterschiedliche Anteile, beispielsweise die klassische Streustrahlung, die Compton-Streuung sowie die Fluoreszenzstrahlung. Die Fluoreszenzstrahlung macht allerdings den größten Teil dieser Sekundärstrahlung aus. Für das in der Sekundärstrahlenschicht 8 verwendete Zinn liegt die Energie der Fluoreszenzstrahlung (K-Strahlung) bei 26 keV. Diese niederenergetische Röntgenstrahlung belastet überwiegend die Haut und hautnahe Organe. Im Vordergrund steht hier das weibliche Brustdrüsengewebe, das relativ strah- lenempfindlich ist, wie auch die Hoden beim Mann sowie die Schilddrüse. Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist Strahlung dieser niedrigen Energie biologisch erheblich wirksamer als Röntgenstrahlung höherer Energie. Das Hoch-Z-Strahlenschutzmaterial der Sperrschicht 4 entwickelt dagegen nur relativ wenig Fluoreszenzstrahlung bzw. Sekundärstrahlung, da dessen K-Ab- sorptionskante im hohen Energiebereich, typischerweise bei 70 bis 90 keV liegt
und infolgedessen im üblichen Anwendungsbereich von 60 bis 125 kV Röhrenspannung der Röntgenstrahlungsquelle nicht oder nur gering angeregt wird. Die beiden außenliegenden Sperrschichten 4 schaffen somit eine wirksame Abschirmung der Sekundärstrahlung auch zum Körper des Patienten 22 hin.
Der beschriebene Effekt konnte durch Messungen bestätigt werden, wie sie anhand der schematischen Darstellung in der Fig. 4 gezeigt sind. Insbesondere sieht man in der Figur mit 36 bezeichnet die Röntgenröhre und mit 38 bezeichnet die Blende. Von dort aus geht der Röntgenstrahl in Richtung auf den durch ein Wasserphantom 40 dargestellten Untersucherkörper. Mit 42 ist eine Messkammer bezeichnet, die mit Abstand a von der Strahlenschutzkleidung 26 beabstandet ist. Mit 4 sind wieder die Patienten-seitige und die Untersucher-seiti- ge Sperrschicht bezeichnet, wobei die Sekundärstrahlenschicht wieder mit 8 bezeichnet ist. Das Wasserphantom 40 mit einem Wasserinhalt von 25 x 25 x 15 cm3 bildet die Streustrahlungseigenschaften des Untersucherkörpers nach. Die Sekundärstrahlenschicht der Strahlenschutzkleidung 26 wurde aus Bleifreimaterial, insbesondere aus Zinn mit einem Flächengewicht von 2,0 kg/m2 gebildet. Die Dosis wurde mit einer Luftkerma-Messkammer 42 gemessen, und zwar in einer Entfernung von 0 (Körperkontakt), 5, 10, 20 und 30 cm vor der Strah- lenschutzkleidung 26, und zwar einmal mit einer Sperrschicht von 0,7 kg/m2 Bismut einmal Patienten-seitig und einmal Untersucher-seitig. Die Differenz aus beiden Messungen entspricht der Dosiszunahme durch die im Material entstehende Sekundärstrahlung (z.B. Zinn-K-Strahlung). Mit dieser zusätzlichen Strahlung würde der Patient beaufschlagt, wenn sich seine Körperoberfläche am Ort der Messkammer 42 befände.
Die Messergebnisse zeigen, dass der Sekundärstrahlenanteil am Ort des Patienten auf ein Drittel verringert werden kann, wenn die Sperrschicht auf der Patientenseite liegt. Die Verringerung der Sekundärstrahlung am Patienten wirkt sich am stärksten aus, wenn der Untersucher 40 unmittelbar am Patienten steht.
In einem zweiten Durchgang wurde ein Messort zwischen der Strahlenschutzkleidung 26 und dem Wasserphantom 40 (entspricht dem Untersucherkörper) gewählt, da der Untersucher die Schürze ja unmittelbar auf der Körperoberflä-
che trägt. Die Sperrschicht aus 0,7 kg/m2 Bismut wird dabei wieder einmal auf der Patientenseite und einmal auf der Untersucherseite angeordnet. Die Differenz aus beiden Messungen entspricht der relativen Dosisabnahme infolge Sekundärstrahlung. Demnach kann die Sekundärstrahlung mittels Sperrschicht auf der Untersucherseite - genauso wie auf der Patientenseite - auf ein Drittel verringert werden. Die Anbringung einer doppelseitigen Sperrschicht wie bei dem Strahlenschutzmaterial 10, 12, 14 gemäß der vorliegenden Erfindung kombiniert diese beiden Abschwächungseffekte und führt zu einer deutlichen Reduzierung der Sekundärstrahlung sowohl auf der Untersucherseite sowie auf der Patientenseite.
Die Ergebnisse der Messungen sind in den nachfolgenden Tabellen 1 und 2 zusammengestellt:
Tabelle 1 : Anteil der Sekundärstrahlung auf der Körperoberfläche Patient Röhrenspannung 70 kV
Tabelle 2: Anteil der Sekundärstrahlung auf der Körperoberfläche Untersucher
Generell und insbesondere im vorangehenden Ausführungsbeispiel enthält die Strahlenschutzkleidung 26 üblicherweise das Strahlenschutzmaterial in Pulverform. Wenn insbesondere im Zusammenhang mit der Ausführungsform jeweils nur die Elemente genannt sind, betrifft das insbesondere jeweils die Pulverform bzw. Verbindungen des Elements bzw. der Elemente in Pulverform.
Anhand der Ausführungsbeispiele gemäß Figuren 5,6 und 7 wird Strahlenschutzmaterial mit einer Gleitschicht oder mehreren Gleitschichten noch näher erläutert.
Das in Fig. 5 gezeichnete Strahlenschutzmaterial 2 besitzt drei Strahlenschutz- komponenten bzw. Einzel-Strahlenschutzschichten, nämlich eine Sperrschicht 4 auf der in Fig. 5 linken, dem Patienten zugewandten Seite, eine mittige Se- kundärstrahlenschicht 8, und eine Sperrschicht 4 auf der in Fig. 5 rechten, dem Untersucher näheren Seite. Jede der Schichten 4 und 8 besitzt eine Verstärkungsschicht 6, die irgendwo im mittleren Bereich der Schicht vorgesehen sein kann, aber auch im Bereich einer Oberfläche der betreffenden Schicht.
Außerdem erkennt man in Fig. 5 eine linke Coverschicht 50 und eine rechte Co- verschicht 52. Die linke Coverschicht 50 ist vorzugsweise aus einem kräftigen Kunstfasergewebe mit BeSchichtung vorzugsweise aus Polyurethan auf ihrer linken Oberfläche ausgebildet, um das Gewebe vor gegengespritzter Flüssigkeit zu schützen. Die rechte Coverschicht 52 ist vorzugsweise ebenfalls aus einem kräftigen Kunstfasergewebe ausgebildet, wobei in diesem Fall eine Beschich- tung vorzugsweise aus Polyurethan wahlweise auf der in Fig. 5 linken Seite der Coverschicht 52 oder auf der in Fig. 5 rechten Seite der Coverschicht 52 vorgesehen sein kann.
Zwischen der linken Coverschicht 50 und der linken Sperrschicht 4 befindet sich eine Gleitschicht 54, ebenso zwischen der linken Sperrschicht 4 und der
Sekundärstrahlenschicht 8, ebenso zwischen der Sekundärstrahlenschicht 8 und der rechten Sperrschicht 4, und ebenso zwischen der rechten Sperrschicht
4 und der rechten Coverschicht 52. Die Dicken der einzelnen Schichten und die
Schichtabstände, wo sich die Gleitschichten 54 befinden, sind zum Zwecke der Klarheit in übertriebener Größe bezeichnet. In Wirklichkeit sind diese Abstände
in Relation zu den Schichtdicken klein, so dass die jeweilige Gleitschicht 54 mehr oder weniger vollständig mit den beiden Nachbarschichten in Berührungskontakt ist.
Die Gleitschichten 54 sind jeweils nur im Bereich ihres oberen Rands mit dem sonstigen Strahlenschutzmaterial zusammengenäht oder zusammengeklebt. Zusätzliche Vereinigung entlang der beiden Seitenränder, nämlich hinter der Zeichnungsebene und vor der Zeichnungsebene, und/oder im Bereich des unteren Rands sind optional möglich. Außerdem ist es möglich, jede der Gleit- schichten 54 an eine der zwei Nachbarschichten anzukaschieren.
Es wird betont, dass die Verstärkungsschichten 6 optional sind und nicht zwingend vorhanden sein müssen. Ferner wird betont, dass es Ausführungsformen des Strahlenschutzmaterials 2 gibt, bei denen die linke Sperrschicht 4 nicht vor- handen ist. Ferner wird betont, dass alternativ die linke Sperrschicht 4 und die Sekundärstrahlenschicht 8 zu einer Einzelverbundschicht vereinigt sein können, vorzugsweise in einem Aufbau, wie in der vorliegenden Anmeldung beschrieben. Man kann auch mit einem Aufbau aus mehreren derartigen Einzelverbundschichten arbeiten, wie in der vorliegenden Anmeldung beschrieben. Eine wei- tere Alternative ist das Vorsehen von zwei Sekundärstrahlenschichten 8 statt der gezeichneten einen Sekundärstrahlenschicht 8.
Es müssen nicht alle vier Gleitschichten 54 vorgesehen sein. Insbesondere zwischen der rechten Sperrschicht 4 und der rechten Coverschicht 52 ist eine Gleitschicht 54 insbesondere dann entbehrlich, wenn die rechte Coverschicht 52 auf ihrer linken Seite beschichtet ist.
Durch Fig. 6 wird veranschaulicht, dass - wahlweise bei einem Teil der Anein- anderliegsituationen oder bei allen Aneinanderliegsituationen - die Gleitschicht 54, sofern überhaupt eine Gleitschicht 54 vorgesehen ist, in Form einer großflächig bzw. ganzflächig mit einer Komponente des Strahlenschutzmaterials 2 vereinigte Schicht verwirklicht werden kann. Im Vergleich zur Ausführungsform gemäß Fig. 5 ist jetzt die linke Sperrschicht 4 mit einer Gleitschicht 54 auf ihrer linken Seite versehen, ist die Sekundärstrahlenschicht 8 mit einer Gleitschicht
54 auf ihrer rechten Seite versehen, und ist die rechte Sperrschicht 4 mit einer Gleitschicht auf ihrer rechten Seite versehen. Zwischen der linken Sperrschicht 4 und der Sekundärstrahlenschicht 8 befindet sich eine „freie" Gleitschicht 54, wie beim Ausführungsbeispiel von Fig. 5.
Bevorzugt sind in diesem Fall jeweils die mit einer Strahlenschutzkomponente großflächig bzw. ganzflächig vereinigten Gleitschichten 54 durch ein leichtes, schmiegsames Gewebe gebildet, vorzugsweise Polyamidgewebe oder Polyestergewebe. Derartige Gewebe sind mit Flächengewichten von etwa 30 g/m2 und darüber erhältlich. Bei der Herstellung der Schichten 4 und 8 ist dickflüssiges Material, z. B. Mischung aus Matrixmaterial (insbesondere Polyurethan oder Kautschuk) mit Niedrig-Z-Material bzw. mit Hoch-Z-Material, auf das Gewebe aufgebracht worden und ist dann durch chemische Reaktion im Matrixmaterial in den gebrauchsfertigen Zustand gekommen.
Das Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 7 unterscheidet sich von dem Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 6 dadurch, dass die Sekundärstrahlenschicht 8 und die rechte Sperrschicht jeweils ihre direkt zugeordnete Gleitschicht 54 auf der in Fig. 7 linken (statt der rechten) Oberfläche haben und dass die "freie" Gleit- Schicht 54 von Fig. 6 nicht vorhanden ist.
Hinsichtlich der übertrieben gezeichneten Abstandsdicke, der Zahl der Gleitschichten, der Zahl der Strahlenschutzkomponenten und anderer Ausführungsmöglichkeiten gelten die Aussagen, die im Zusammenhang mit dem Ausfüh- rungsbeispiel gemäß Fig. 5 gemacht worden sind, sinnentsprechend auch bei der Ausführungsform gemäß Fig. 6.